Einführung in das Thema und biblische Verheißungen
Bringt Licht in meine Dunkelheit – so hat Bruder Schäffbuch sein Thema überschrieben. Gemeinsam lesen wir aus dem Propheten Jesaja, dem Evangelisten des Alten Testaments, das 35. Kapitel.
Die Wüste und Einöde wird frohlocken, die Steppe wird jubeln und blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Kamel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes.
Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Sagt den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott, er kommt zur Rache. Gott, der dafür gilt, kommt und wird euch helfen.
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Die Lahmen werden springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Land.
Wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen; wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnenquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, sollen Gras, Rohr und Schilf wachsen.
Es wird dort eine Bahn geben, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten, nur die Gerechten werden auf ihm gehen. Auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. Es wird dort kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen. Sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen.
Die Erlösten des Herrn werden zurückkehren und mit Jauchzen nach Zion kommen. Ewige Freude wird über ihrem Haupt sein. Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Ja, lieber himmlischer Vater, wir danken dir für diesen Abend und die Gemeinschaft, die du uns jetzt schenken willst – in deinem Licht, durch dein Wort, durch deinen Geist. Wir danken dir für deine wunderbaren Zukunftsaussagen, deine Verheißungen, und dass wir wissen dürfen: Du wirst alles wahr machen.
Es wird alles so kommen, wie es geschrieben steht, denn du bist der Herr dieser Welt. Du kennst Anfang und Ende und lenkst und leitest die Dinge so, dass sie zu deinem Ziel kommen.
So danken wir dir, dass du deinen Sohn gesandt hast – das Licht, das die Welt gesehen hat, um die Grundlage zu legen für eine neue Welt. Eine Welt der Gemeinschaft mit dir, eine Welt, auf der nicht mehr die Dunkelheit herrscht, sondern das Licht.
Wie können wir froh sein, Herr Jesus, dass du heute schon in unseren Herzen wohnst und dass wir schon etwas haben dürfen von dieser neuen Welt. Dass es in unseren Herzen Licht geworden ist. Und dass du die Menschen suchst, dass du in die Menschenherzen kommen willst – auch heute noch.
Hab Dank, dass du uns auch heute begegnen möchtest in deinem Wort. Nun danken wir dir auch für Bruder Schäffbuch. Wir bitten dich für ihn, dass er ein Werkzeug in deiner Hand ist, das du benutzen und gebrauchen kannst, um das zu sagen, was du gesagt haben willst.
Lass uns Hörende sein und dadurch auch Gesegnete in der Begegnung mit dir, dem Lebendigen und dem Auferstandenen. Amen!
Persönliche Begegnungen und praktische Erfahrungen mit Leid und Hoffnung
Vielen Dank für die lieben Worte. Ich freue mich sehr, dass Sie heute Abend bei diesem wunderbaren Wort dabei sind.
In unserem Leben machen uns zunehmend die körperlichen Nöte zu schaffen, die Nöte unseres Leibes. Junge Menschen haben noch nicht so viele Probleme wie wir im fortgeschrittenen Alter. Drüben in Tuttlingen habe ich als junger Mann erlebt, wie Leute aus der altpietistischen Gemeinschaft, Geschäftsleute, plötzlich die Idee hatten: Wir müssen etwas für die Alten tun. Diese sind so schrecklich angefochten.
Daraufhin bauten sie ein großes Haus, eine Großaktion, das Elias-Schränk-Haus. Es hatte zweihundert Plätze und war ein Altenheim. Es war wunderbar, denn alle gläubigen Leute halfen mit, dort den Lebensabend der Alten schön zu gestalten. Dann sagte einer dieser Brüder, Bruder Neugthard damals: „Jetzt haben wir noch etwas vergessen.“ Wenn die Alten ins Pflegeheim übersiedeln müssen, ist das ein ganz schwerer Schritt. Wenn man es ihnen erklärt, dass sie nun auf eine andere Station kommen, ist das für die Leute furchtbar. Es gibt dann kein Zurück mehr und keine Besserung.
Er sagte weiter: „Jetzt stehen wir vor der großen Aufgabe, den Alten bewusst zu machen, dass sie der Herrlichkeit entgegengehen. Das ist ganz nah, eine große Beförderung. Nicht mehr lang, dann ruft uns der Herr heim.“ Deshalb ist es so schön bei den Adventsverheißungen im Alten Bund, die mit dem Kommen Jesu zeigen, was dort geschieht. Dort wird die neue Welt anbrechen, wenn Jesus, der Verheißene, kommt.
Ich bin so dankbar, dass in unserem Elternhaus die Sitte war, dass wir Kinder abends einen Liedvers wünschen durften, wie es später bei Peter Krust üblich war. Wir sangen diese herrlichen Lieder, aber wir hörten immer auf die Adventsverheißungen im Alten Bund. Diese sind vielfältig und immer geht es ganz realistisch darum, wie mit dem Kommen Jesu eine neue Welt anbricht. Leid und Schmerz werden aufhören.
Das hat eine ganz tiefe Bedeutung, weil viele das eigentlich nur seelisch mit Jesus verbinden, als kleinen Seelentrost. Sie begreifen nicht, dass uns mit Jesus die Zusage gegeben ist, dass Leid und Schmerz fliehen werden. Deshalb habe ich das Thema überschrieben: „Bringt Licht in meine Dunkelheit.“
Die gottlosen Menschen um uns herum, die Heiden, sagen heute oft: „Was brauche ich Gott? Das hindert doch nur.“ Sie meinen, wir Menschen müssten entschlossen die Welt verändern, die Kirche solle mehr Politik machen, dann käme etwas Neues heraus. Nein, nein, nein! Die entscheidende Wende kommt durch Jesus, und er ist unsere Hoffnung.
Wir Christen haben eine ganz große Hoffnung, weil Jesus die Weltgeschichte verändern wird. Man kann kaum noch Nachrichten ansehen. Wenn Sie im Fernsehen sehen, wie der kommunistische Diktator gestern seinen eigenen Onkel umbringen ließ – grausam! – und wie Menschen dem Menschen Leid zufügen, sehen Sie die Dunkelheit und Finsternis in der Welt.
Gehen Sie doch mal durch die Häuser. Unter jedem Dach gibt es Streit, Spannung, Leid und Böses. Die Finsternis dringt mit Macht in unser Leben ein. Das spüren wir selbst, wie das Dunkle und Böse uns besetzt.
Warum ist es so wichtig, dass hier verkündet wird, dass mit Jesus eine ganz neue Welt anbricht? Wir haben oft erlebt, dass selbst Christen sagen: „Du darfst nicht so viel an die kommende Zukunft denken, sonst fliehst du der Realität.“ Das ist dummes Geschwätz.
Flieh nicht vor der Realität meines Lebens! Ich sehe den Schmerz und das Leiden dieser aus allen Wunden blutenden Welt ständig!
Die Hoffnung inmitten von Leid und Dunkelheit
Paul Gerhard hat es doch begriffen: die Welt mit ihren tausend Lasten, dem großen Jammer und den schrecklichen Wunden, die bluten. Er hat es so beschrieben, in dem Lied „Auf, ihr Hochbetrübten“, das wir gerade gesungen haben.
Paul Gerhard kam als junger Pfarrer nach Wedel und wirkte dort 32 Jahre. Das versteht man zunächst, doch dann fielen kroatische Truppen über sein Haus her. Den Schwermütigen, die damals niemand medizinisch behandeln konnte, half er bis zu zwanzig Jahre in seinem Pfarrhaus. Er erkannte, dass Gott für alles ein Kräutlein wachsen ließ. Paul Gerhard war ein gefeierter Dichter.
Für ihn war das Größte, dass dieses schwache Knäblein, Jesus, die Heilung der Welt ist. Selbst im grausamen Dreißigjährigen Krieg, im Elend, blieb Jesus die Hoffnung. Das zeigt auch das schöne Lied „Auf, ihr Reichsgenossen“.
„Auf, ihr hochbetrübten, nur wie das alles heißt“, so beginnt es. Am Ende heißt es: „Auf, wie Christen alle“, und das so herrlich, wie man es aus großer Not heraus versteht: das Licht in meiner Dunkelheit. Das ist kein Traum, keine Illusion, kein Geschwätz, wie uns viele sonst vorposaunen. Sondern es ist ganz wunderbar: Mit Jesus bricht die neue Welt wirklich an.
Das ist unsere einzige Hoffnung. Jesus kann das alles lösen. Jesus kann diese aus tausend Wunden blutende Welt erneuern, und das geschieht mit seinem Kommen. Im Neuen Testament erleben wir, wie Jesus diese Wunder vollbracht hat, ganz groß.
Da war zum Beispiel ein Kind, das nicht hören konnte. Jesus seufzte: „Hey Vater, tu dich auf und greif ein in dieses Elend!“ Das hat mich so gepackt. In meiner Jugend hatte ich einen Pfarrer, der ein Kind hatte, das überhaupt nicht hören konnte. Er predigte einmal über die Hoffnung, wenn Wunder geschehen in dieser leidenden Welt.
Wenn Sie jetzt an viele Bekannte denken, die auf dem Leidenslager liegen, im Pflegeheim sind oder sich im Sterben befinden, dann rufen Sie: „Ach, Herr Jesus! Komm doch bald und mach mit diesem Leiden ein Ende!“
Es ist wunderbar, dass die Evangelienberichte das bestätigen. Jesus hat diese herrlichen Zeichen getan, Zeichen seines kommenden neuen Reiches.
Vor ein paar Tagen habe ich in einer Gemeinschaft Offenbarung Kapitel 4 ausgelegt. Der Blick in den Himmel nach den ersten drei Kapiteln ist wunderbar: Die Ältesten um den Thron Gottes, und auf dem Thron sitzt einer.
Ich sagte: Das ist eigentlich merkwürdig, wie ein zweistöckiges Gebäude. Unten ist die Finsternis und das Leiden, und oben darüber die himmlische Herrlichkeit. Dazwischen ist nur eine Wand. Wir stehen auf Tuchfühlung mit diesem neuen Reich, das anbrechen wird.
Es ist schon da, um uns, die unsichtbare, vollendete Gemeinde vor dem Thron Gottes. Und bei uns ist es nur eine kurze Wegstrecke. Vielleicht werden wir manche von uns gar nicht mehr den Jahreswechsel erleben, auf den wir uns freuen.
Das wird unsere Beförderung in die Herrlichkeit sein: kein Leid mehr, kein Geschrei und kein Schmerz. Wir dürfen wie die Träumenden hindurchgehen.
Die große Adventsfreude heißt: Hebt eure Häupter auf, weil sich eure Erlösung naht. Das gehört zum Advent, gerade in den traurigen Lebensschicksalen, die bei Christen oft vorkommen.
Das wird uns noch einmal zugesprochen. Besonders in dieser Adventszeit haben wir die Liebe zu den Kranken und Leidenden. Wir wissen: Überall bricht das Reich herein. Wir dürfen sagen: Jesus wird dir tatsächlich das einmal schenken.
Wir dürfen heute schon froh sein. Wie freue ich mich, Herr Jesus Christus, dass du der Erste und der Letzte bist, der Anfang und das Ende. Ich freue mich auf dein großes Kommen, dass es hier schon anbricht, und dass deine Herrlichkeit, die Weltvollendung, neuer Himmel und neue Erde, die hier beschrieben wird, Wirklichkeit wird.
Das ist kein Traum, sondern eine große Zukunft. Das wird hier beschrieben: Die Wüste und die Einöde wird frohlocken.
Damals, als Jesaja dieses Wort sprach, war das Volk Israel in Babylon, also da unten, wo heute der Irak liegt. Das haben wir ja immer durch den Krieg ein bisschen verfolgt. Diese Wüste im Zweistromland, da unten saßen sie in der glutheißen Wüste.
Wir hatten einen alten Mann in unserer Gemeinde, der in Basra als Kriegsgefangener war. Er erzählte mir immer, wie es dort aussieht, also im Irak. Dort war das. Sie träumten: Wann kommt wieder Jerusalem? Wann kommt wieder das gelobte Land?
Reißt die Gottesgeschichte ab? Nein! Gott hat noch viel vor mit der Wüste dieser Welt und mit der Steppe. Sie wird jubeln und blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude.
„Die Herrlichkeit des Libanon, die Pracht vom Karmel und Scharon“ – so sagt Jesaja den verzagten Herzen. Der kommt, der Herr Jesus kommt. Er wird bald erscheinen mit seiner Herrlichkeit.
Auch eines dieser herrlichen Bilder: Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch. Toll! Die Zunge der Stummen wird losgelöst. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Land.
Wo es zuvor trocken war, sollen Teiche stehen, wo es dürr war, sollen Brunnenquellen sein. Wasser wird in der Wüste hervorbrechen, und Teiche sollen stehen, Brunnenquellen sollen da sein.
Wo zuvor die Schakale lagen, soll Gras und Rohr wachsen.
Die Gegenwart des Lichts in der Dunkelheit und die Bedeutung von Wundern
Jetzt möchte ich einen zweiten Punkt anfügen: Er bringt Licht in meine Dunkelheit, aber das soll heute schon geschehen. Ja, das interessiert uns ja. Wir leben in einer wunderschönen Zeit. Ich weiß, in Ihren Gemeinden ist das auch die große Frage: Warum gibt Jesus nicht heute die Wunder, um die wir ihn erbitten – bis hin zur Totenauferweckung?
Gott gibt uns große Wunder. Jeder von Ihnen hat schon ganz tolle Wunder erlebt. Was haben Sie schon in größter Not erfahren? Aber eben oft auch nicht. Er lässt uns oft auch einfach dastehen. Über unserem Leben ist es nicht verheißen, dass wir der Sterblichkeit entgehen. Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen.
Es ist aber ganz wunderbar, dass das, was damals Jesaja schon ankündigte, mit dem Kommen des Herrn wirklich anbricht. Wenn unser Herr in diese Welt kommt, geschieht etwas, das wir als Zeichen erleben. Ich muss aber noch einmal kurz sagen: Auch Jesus hat in der Zeit, als er durch Galiläa und Judäa wanderte, ganz oft die Wunder verweigert.
Er hat gesagt: „Ihr seid ein ungläubiges Geschlecht.“ Warum? Weil ihr erst glaubt, wenn ihr das Wunder seht. Und da hatte der Herr Jesus Bedenken. Denn wenn man nur glaubt, weil man Wunder sieht, was ist dann die Folge? Dass man gar nicht mehr glaubt, wenn man keine Wunder sieht.
Sie wissen doch, man kann die tollsten Wunder erleben, und dann wird unser Glaubensleben wieder ganz lahm. Vorher war man ganz eifrig im Beten. Die Wunder machen uns auch ganz oft materiell abhängig. Jesus hat oft die Wunder verweigert und gesagt: „Redet nicht darüber, damit das kein Spektakel wird.“
In unserer Zeit liebt man immer die Schau. Der Herr Jesus wollte aber, dass wir ihm glauben und vertrauen, auch wenn wir nichts sehen und nicht spüren. Zeichen gibt es in der Fülle, auch im Neuen Testament, ganz viele Zeichen und Wunder. Aber der höchste Punkt ist: selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.
Jetzt wissen Sie, wie oft das wunderbar ist. Ich habe das an so vielen Lebensschicksalen erleben dürfen als Gemeindepfarrer. Immer wieder bei den Kranken, wenn man dort hinkam, und sie sagten: „Ich bin ganz im Frieden, Jesus ist da, ich bin geborgen.“
Ich habe sogar das Tolle erlebt, dass Menschen mit ganz schwerem Lebensschicksal – zweimal – erlebt haben, wie Väter, die ihre Töchter durch einen Verkehrsunfall verloren hatten, so im blühenden Alter, achtzehn, zwanzig Jahre alt, die vorher ungläubig waren, dadurch zum Glauben gekommen sind.
Jesus hat so nah zu ihnen gesprochen im Leid. Sie kennen das, wie das in der Trauer oft geschieht, dass Menschen auf einmal getröstet werden und die Begegnung mit dem Herrn Jesus haben. Und sich das auf einmal auf eine wunderbare Weise erfüllt.
Dabei erlebt man nicht dauernd nonstop Wunder, sondern auch, dass man durch manche Wüstenstrecken geht. Gerade dort erlebt man: Der Herr ist da, ich bin geborgen. Ja, das bewegt mich in diesen Tagen ganz stark, wie die Christen in der Verfolgung das uns bezeugen – wie noch nie.
Wie die das im Iran sagen: „Wir erleben Jesus“, obwohl das Todesurteil über ihnen steht, wenn sie als Muslime Christen werden und Jesus nachfolgen. Wie man das hört aus Nordkorea und aus China, wie die Menschen sagen: „Jesus ist das Größte“, obwohl sie materiell gar nicht den Reichtum haben.
Denn wir haben im Gegenteil oft erlebt, dass der materielle Wohlstand ein Hindernis des Glaubens ist. Und dann erlebt man in unserer schönen reichen Welt, dass da auch die Schakale sind. Wir haben keine Angst vor wilden Tieren, die gibt es bei uns nicht. Obwohl ich manchmal schon vom bellenden Hund Angst kriege.
Aber viel schlimmer sind ja die Menschen, die wie Tiere sind – Schakale, die uns reizen und Böses tun. Und dann erlebt man auf einmal, wie der Herr Jesus uns den Weg bereitet, uns beschirmt und beschützt in seiner großen Macht.
Wir können erleben, dass kein reißendes Tier mehr da ist. Wir dürfen ihn loben und ihm danken. Das wäre so schön, wenn Sie das in diesen Adventstagen sagen. Ich erlebe das in meinem Leben, habe viel Sichtbares erlebt, aber am wunderbarsten ist, dass ich weiß: Es kann mir nichts geschehen, als was Gott zulässt.
Alles, was bei mir passiert, geht am Angesicht Gottes vorüber. Ich bin von ihm behütet, bewahrt und geborgen. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Toll, wenn wir da sagen: Der Herr hat mich in seiner Hand.
Die anderen diskutieren, ob es einen Gott gibt. Aber der Herr, der große Pantokrat oder Weltenherrscher, hat mein Leben in der Hand. Ich bin gewiss, er wird es super machen, wie es auch ist, und wie er die Hände der Ärzte führt und wie er es mit den Medikamenten hält.
Ich bin in seiner Hand geborgen, und das müssen Sie wissen – das ist doch klar. Darum steht er da, stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie, um die Angefochtenen aufzurichten. Der Herr Jesus ist doch da.
Deshalb dürfen wir ja das mit den Besuchern machen in dieser Adventszeit. Wir dürfen den Leuten die Lieder zusprechen. Ich war vor zwei Tagen in einer naturwissenschaftlichen Hochschule, wo unser Rektor immer wild in Gesprächskreisen war, ganz wild, hat alle Studenten animiert: „Ihr müsst unbedingt kommen!“
Ich sage immer, wenn so ein uralter Mann kommt, ist das für junge Leute nichts mehr Attraktives. Was ist denn dran an Weihnachten? Und das habe ich gern gemacht. Die jungen Leute waren da, das war toll.
Sie haben gehört, einer hat sich gleich jetzt zu seltsamen Gesprächen angemeldet, zwei haben ein Neues Testament beim Schulleiter geholt. Das ist interessant. Dem ist das auf dem Herzen.
Ich sage: Das Äußere passiert millionenfach – ein armes, elendes Kind in der Krippe geboren, und sie hatten keinen Raum in der Herberge. Aber was auf dem Herzen ist: Jesus ist geboren, und das ist eine Botschaft für euch. Ein Retter ist da.
Ihr mit euren Lebensproblemen, wo ihr keinen Helfer habt: Stärkt die müden Knie, die müden Hände, macht fest die wankenden Knie. Sagt den Verzagten: Jesus kommt, und er ist da!
Also nochmals: Wunder gibt es in Hülle und Fülle, aber sie dürfen unseren Glauben nicht ersetzen. Denn das Allergrößte, was ich weiß, auch in der finsteren Nacht, ist: Der Herr ist da!
Ja, das war schon groß bei Paul Gerhardt, wie er das gesungen hat, in der großen Traurigkeit seines Lebens. Er war 44 Jahre alt, bis er einen Job bekam als Pfarrer in Mittenwald.
Da war so schreckliches Elend: Drei Viertel der Stadt waren zerstört, und die meisten Menschen gestorben. Und dann singt er: „Fröhlich soll mein Herz springen, dieser sei davor Freud, alle Engel singen.“
Das müssen wir wieder sagen: Ich stehe in deiner Krippe, Herr Jesus. Du musst zu mir kommen, du machst mich fröhlich. Sag das dem verzagten Herzen.
Und dann werden auf einmal die Lahmen springen wie ein Hirsch.
Das Geheimnis des Leidens und die Verheißung der Erlösung
Jetzt bin ich beim letzten Punkt. Es ist noch verhüllt, es ist noch verhüllt.
Vor vielen Jahren war einer meiner Brüder, der viel als Geschäftsmann unterwegs war im Freudenberg-Konzern, abends zu einem Vortrag von Weinheim nach Mannheim gefahren. Dabei ist ein betrunkener junger Mann gegen sein Auto gefahren. Es war ein schrecklicher Unfall. Es war nicht im großen Verkehr, sondern praktisch 60 Stundenkilometer in der Nahverkehrszone. Doch er war am Kopf eingeklemmt, Benzin lief aus, die Feuerwehr musste ihn bergen und aufschneiden. Natürlich hatte er so einen Trümmerbruch.
Ich habe ihn oben in Dobel in der Reha besucht. Da habe ich gesagt: „Ach lieber Gott, wie ist das jetzt bei dir? Jetzt bist du da mit deinem Leiden. Wie siehst du die Perspektive deines Lebens?“ Er hat gesagt, das ist schon merkwürdig, plötzlich im Rollstuhl zu sitzen, wo er doch tatkräftiger Geschäftsmann war. Er hat mal erzählt, wie problematisch es ist, mit dem Rollstuhl über die Bordsteinkante zu kommen, ohne umzukippen. Das ahnt ja kein gesunder Mensch. Und immer von unten die Leute anzuschauen usw.
Da haben wir miteinander gelesen und konnten es gar nicht glauben, dass der Herr auch das Wunder schenkt, dass er wieder laufen kann, dass der Herr alles schenkt. Aber er hat damals erzählt, wie er noch in diesem Leiden drin war und wie groß ihm das Sterben unserer Großmutter Buschbach war. Sie war bei uns in Stuttgart mit einer ganz schweren, unheilbaren Krankheit, grausam. Man kann das gar nicht beschreiben. Die Ärzte haben sie dann als unheilbar entlassen. Oft hörte man sie nur seufzen.
Wir hatten ja gar nicht viel Raum in der Wohnung, nicht mal ein Bad. Man hat sich in der Küche noch im Spülstein gewaschen, wie das früher so war. In diesem Krankenzimmer hörte man immer das Seufzen. Mein Bruder Kurt sagte damals in dem Leiden, als ich ihn in Dobel besuchte: „Ich muss immer daran denken, bei der Oma war das ein getröstetes Seufzen.“
Mein Bruder Rolf, der jetzt auch schon heimgegangen ist, hat dann dazu in gotischer Schrift einen Spruch über die Tür dieses Sterbezimmers gehängt: „Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen. Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerzen und Seufzen wird entfliehen.“
Verstehen Sie, da haben wir als Kinder plötzlich begriffen: Das ist der Herr, der das auch über dem Heimgang unserer Oma hält. Es war eine tolle Oma mit über vierzig Enkeln und einer wunderbaren Zeit, die uns geschenkt wurde. Die Oma Busch in Hülben musste durch das schwere Jammertal hindurch.
Da ist uns das so groß geworden. Auf der Todesanzeige stand: „Die diesen Herrn lieb haben, müssen sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht.“ Da ist so etwas vom Geheimnis des Christen. Es ist noch verhüllt, oft genug verhüllt, und doch bricht die große Adventsfreude durch, weil wir wissen: Es kommt diese neue Welt, sie ist schon da, und wir dürfen das wissen.
Ich kenne aus unserer Gemeindearbeit, 40 Jahre Gemeindearbeit, eigentlich nichts, was mich größer und mächtiger aufgerichtet hat als die Begegnung mit den Kranken. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich hatte vor jedem Krankenbesuch eine Scheu, weil ich dachte: Was soll ich denn tun? Ich kann ja nur Worte sagen. Was ist ein Wort? Ich habe die Krankenschwester beneidet, die kann wenigstens das Leintuch noch glattziehen, das kann ich gar nicht. Ich habe kein Medikament zum Mitbringen.
Da habe ich gemerkt: Das Allerschönste und Größte, was wir in das Leid dieser Welt mitbringen dürfen, ist: Jesus ist da. Und dann sagen die Leute: Das spüre ich, das hilft mir, das gibt mir frohen Mut, das gibt mir Gewissheit. Und die herrlichen Worte: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst“, oder wie es hier steht: „Der wird dich den Weg hindurchführen wie die Träumenden.“
Dann haben die Kranken immer bezeugt: Es ist gar nicht schwer, es ist ganz wunderbar, wie der Herr hindurchhilft, auch in der Dunkelheit.
Ich denke noch an einen anderen Pfarrkollegen, der war in Leidringen bei Oberndorf, dort im Neckartal, ein interessanter Pfarrer, Trescher. Der ist nie weggegangen, war das ganze Leben an seinem Ort. Er war so ein sportlicher Mann und so ein fröhlicher Christ, auch ein tiefgläubiger Mann.
Eines Tages habe ich mich ganz aus dem Blickfeld verloren. Irgendwo auf einer Freizeit gibt mir eine Frau eine Postkarte und sagt: „Sie kennen doch auch den Pfarrer Trescher.“ Da stand drauf: „Im letzten Jahr wurde ich achtmal operiert, jetzt ohne Beine, die wurden amputiert wegen der Zuckerkrankheit.“
Das Leiden ist eine Gabe zur Vollendung der Gotteskindschaft. Also ich wollte Ihnen nicht die Wunder bestreiten, aber das ist die Krönung des Glaubens, wenn man plötzlich erlebt, nach allen herrlichen Erfahrungen der Güte Gottes: „Es liegt ein Segen darauf“, schreibt er, „es liegt ein Segen darauf.“ Da liegt so ein Mann da, und ich dachte, was soll ich ihn trösten? Und der tröstet mich. Er sagt mir erst, worauf es ankommt, weil das da ist.
Es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten. Nur Sie werden auf ihm gehen können, und das ist in der Tat ganz groß.
Wir werden einmal in der Ewigkeit alle nur davon reden können, dass es ganz, ganz anders war, als wir gedacht haben. Wir haben doch alle gefürchtet und gedacht: Wie wird das einmal sein? Der Märtyrer Traugott Hane vom Baltikum hat ja gesagt: „Gott hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet.“ Und ich darf ganz getrost ihm das überlassen und einfach wissen: Die Erlösten des Herrn werden dort gehen, sie werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen.
Herr, das war so groß, was du uns in den Leiden dieser Welt geschenkt hast. Es ist auch ein Jammertal, aber wie wir deine Herrlichkeit geschaut haben, waren wir überwältigt von deinem Wort, von deinem Beistand. Und das ist ja immer ein Wunder, wenn der Herr uns durch seinen Heiligen Geist diesen Glaubensblick gibt, dass wir ihm danken und ihn loben können.
Zeugnisse von Glauben und Hoffnung in schweren Lebenssituationen
Nochmal eine Geschichte: Wir hatten in unserer Gemeinde einen Holländer, Jan den Hartog. Er war Fernsehtechniker und ein fröhlicher Christ. Er kam mit Operation Mobilisation nach Stuttgart und fragte immer wieder: Wo kann man mich denn in der Weltmission brauchen? Das war damals ein wenig ein Hobby von uns bei den christlichen Fachkräften – so etwas gab es damals noch gar nicht.
Mich hat das als Gemeindepfarrer sehr bewegt. Ich sagte mir, da gibt es in Liberia die größte evangelikale Radiostation. Doch SHM Mission, die größte evangelikale Mission mit einigen Tausend Missionaren in Liberia, ist inzwischen durch den Bürgerkrieg dort ganz schrecklich zerstört und verwüstet. Aber damals ließ sich Jan den Hartog ausrüsten und vorbereiten, war im Kurs, alles war fertig.
Dann kam die Herzkrankheit mit 31 Jahren. Ich sehe noch, wie er am Buchenauer Hof saß, als wir ihn besuchten. Im Winter hatte er oben das Fenster geöffnet, damit er überhaupt Luft zum Atmen bekam – er war erst 31 Jahre alt. Und dann sagte er nur: „Ich freue mich auf die Herrlichkeit.“ Man hatte ihn so vorbereitet und für alles gerüstet, was kommen würde.
Es ist oft ganz schwer, dieses Leiden um uns zu sehen, dieses Seufzen. Vor ein paar Tagen war ich in der Pfalz, bei einem großen Bekenntnistag. Zum Thema Leiden musste ich sprechen. Danach rief mich eine Frau an. Ich kannte sie gut, schon aus jungen Jahren. Sie und ihr Mann sollten nach Mosambik gehen, waren landwirtschaftliche Spezialisten und hatten sich darauf gefreut. Sie erwarteten ihr Kind, wussten schon im Mutterleib davon. Doch dann folgten viele Herzoperationen, fast das ganze erste Jahr verbrachte das Kind nur in der Klinik.
Wir fragen uns: Wie schafft er das? Wir wissen, dass Jesus keinen Fehler macht. Am Telefon sagte die junge Mutter, dass der Herr Jesus einen Weg bahnt. Aber es klingt heute Abend so schrecklich traurig. Es sollte doch ganz zuversichtlich sein, gerade in der Adventsfreude, dass wir anderen Menschen das zusprechen dürfen: Der Herr wird dies wahr machen. Er wird es auch einmal so wahr machen in der neuen Leiblichkeit, in der Herrlichkeit.
Im Kommen von Jesus ist das schon angebrochen. Jesus hat all die Leiden schon genannt: die Gicht, die Blindheit und all die Hörnöte und alles, was in dieser Welt an Leiden ist. Jesus hat oft gesäufzt. Dieses Zeitleiden ist nicht wert der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Darum ist es mir so wichtig, dass Schmerz und Seufzen entfliehen und wir uns schon hier in dieser Welt freuen dürfen.
In der Adventsfreude wollen wir das eben nicht nur kurz machen. Dieses Lichtlein eins, zwei, drei, vier – die Lichtlein brennen. Es geht viel mehr darum, dass die Finsternis, die grässliche Finsternis in mir, überwunden wird. Und Sie wissen, wie das oft ist: Wenn auf einmal gläubige Christen mit Gott hadern, ist das schrecklich. Wenn sie murren, darf das nicht passieren.
Wir können gut verstehen, wenn man sagt: „Du, wir helfen dir, dass du wieder den Blick bekommst und den großen herrlichen Adventsbereich siehst und dich freust auf die große Zukunft unseres Herrn Jesus, was er alles tun wird mit uns und wie das alles sein wird, wenn wir bei dem Herrn sind.“
Der große Begründer der Diakonie, Fliedner, hat beim Sterben gerufen: „Jesus, Todesüberwinder, Sieger!“ Das gehört mit zu unserer Adventsfreude: Jesus, Todesüberwinder, Sieger! Und wir haben eine große, große Hoffnung.
Jetzt dürfen Sie es wissen: Ich habe keinerlei Krankheitsprobleme, ich danke sehr. Trotzdem dürfen wir umso mehr mitfühlen mit denen, die leiden. Aber wer von Ihnen schon angefochten ist, lasse sich von der Anfechtung nicht niederdrücken. Blicke auf, erhebe dein Haupt! Mein Jesus kommt ja auch und wird meine Leibesnöte verwandeln. Wir werden einmal springen wie ein Hirsch.
Jesus hat das schon zeichenhaft deutlich gemacht in seinen wunderbaren Taten, die er getan hat. Aber es waren nur Einzelzeichen, so wie wir uns heute mitfreuen an manchen schönen Erfahrungen, aber auch nicht traurig sind, wenn er sie uns nicht gibt. Er weiß warum, denn er will uns auf ganz andere Weise noch seine Siegeskraft erfahren lassen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Wir wollen noch beten.
Lieber Herr, wir danken dir für diese herrlichen Verheißungen, die du schenkst, für diese Zusagen, die für uns so ermutigend, wichtig und wunderbar sind.
Herr, du weißt, wie oft wir angefochten sind durch die Last, die auf uns liegt. Wir kennen auch Menschen um uns herum, die sagen: „Wir können nicht mehr beten, wir können die Lieder nicht mehr singen.“ Ach Herr, da gib doch dein Licht und deine Freude, tritt du ein!
Du kannst die größte Dunkelheit vertreiben durch das Licht deines Heiligen Geistes, auch in unserem Innersten. Gib uns den Freimut, dich zu bekennen, dir die Lieder zu singen und zu feiern. Nicht, weil wir äußere Herrlichkeiten brauchen, sondern weil wir einen freien Blick zu dir brauchen – dem Welterlöser, dem Heiland.
Wir freuen uns, dass du mit der ganzen Not der Welt zu Ende kommen wirst, dass du überwindest und eine neue Welt sowie einen neuen Himmel bringst. Das ist eine sichtbare, reale Hoffnung, auf die wir zugehen. Wir sind gewiss, dass uns nichts und niemand von deiner Liebe scheiden kann.
Auch in dieser Nacht, wenn uns wieder viel bekümmert und auf uns liegt – Menschenschicksale, Leiden, Böses, die Macht der Finsternis – wollen wir dein Hirtenherz darum bitten. Denn du kannst uns den Frieden geben, der höher ist als alle Vernunft.
Danke, Herr, lass uns dann fröhlich ruhen und in dir und bei dir schlafen. Amen!
