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Bleib mit Gott im Gespräch

Das ABC der Mission, Teil 1/4, Kolosser 4,2

Bleib mit Gott im Gespräch

Reihe: Das ABC der Mission (1/4)

Kolosser-Brief 4,2

Einleitende Gedanken

Mit dieser Predigtreihe erreichen wir fast das Ende des Kolosserbriefes. Nachher folgen nur noch Grüsse mit verschiedenen Bemerkungen. Dieser letzte thematische Abschnitt beschäftigt sich mit der Verkündigung des Evangeliums, also mit der Mission. Paulus beschreibt jedoch keine Missionsstrategie. Was er in diesem Abschnitt sagt, lässt uns die fundamentalsten Grundlagen der Mission erkennen. Deshalb habe ich den Abschnitt Kolosser 4,2-6 mit „Das ABC der Mission“ überschrieben. Dieses ABC ist Grundlage und Voraussetzung für die Ausbreitung des Evangeliums. Wir können die besten Strategien anwenden, die modernsten Methoden benutzen, doch wenn wir das ABC der Mission nicht anwenden, wird alles nur Schall und Rauch sein. Zuerst sagt Paulus etwas zum Gebet. Er fordert uns auf, mit Gott im Gespräch zu bleiben. „Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“ Kol.4,2. Die zwei wichtigen Gedanken, die Paulus uns hier weitergibt, wollen wir jetzt genauer anschauen.

I. Bete immer wieder

Beten passt eigentlich gar nicht in unsere schnelllebige Zeit. Vieles muss an einem Tag erledigt werden. Auch in der Freizeit stehen uns unzählige attraktive Angebote zur Auswahl. Wer sich dem nicht entzieht, kommt kaum zur Ruhe. Wenn alles erledigt ist, was wir erledigen wollten, ist es meistens nicht unser vordringlichster Wunsch, sich jetzt für das Gebet Zeit zu nehmen. Entspannung ist angesagt mit einem unterhaltsamen Buch, einem schönen Film, oder was auch immer zur Entspannung hilfreich ist. Die Hektik, in der viele durch den Tag eilen, begünstigt Zeiten in der Gemeinschaft mit Gott nicht. Doch wir wissen, wie wichtig die Zeit mit Gott für uns und für das Reich Gottes ist. Wie wollen wir erkennen, wie wir uns im Reich Gottes einbringen können, wenn wir keine Zeit mehr mit Gott verbringen? Das Gebet ist übrigens nicht eine Besonderheit des Christentums. Jede Religion kennt Formen und Praktiken des Gebets. In vielen Religionen gibt es sogar genaue Regeln, wie das Gebet praktiziert werden muss. Als Christen haben wir das Vorrecht, dass wir mit dem lebendigen Gott sprechen dürfen und ihn sogar als Vater ansprechen können. Wir können mit dem Schöpfer des Himmel und der Erde sprechen. Im Hebräerbrief werden wir eingeladen, den Thronsaal zu betreten: „Wir wollen also voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen.“ Hebr.4,16. Wie können wir bei einer solchen Einladung und dem Versprechen in unseren Gebeten nachlässig werden? Und Gott freut sich, wenn wir mit ihm im Gespräch sind und ihm sagen, was uns bewegt. Er liebt es, wenn wir ihm sagen, dass wir ihn lieben und ihm gern dienen möchten. Würde sich Gott über unsere Gebete nicht freuen, würden wir nicht so oft und eindringlich eingeladen mit ihm zu sprechen. Auch wenn wir das alles wissen, fällt es uns nicht immer leicht, die Zeit und Ruhe zum Gebet zu finden. Klar, wir sind überzeugt, dass das Gebet sehr wichtig ist. Kein Christ würde dem widersprechen. Wie selbstverständlich betonen wir, wie wichtig das Gebet ist. Doch – wie sieht es bei uns mit der Umsetzung aus? Das scheint aber nicht nur für uns eine Herausforderung zu sein. Paulus musste damals auch die Kolosser dazu ermutigen, das Gebet nicht zu vernachlässigen. Er sagt: „Seid beharrlich im Gebet!“ Kol.4,2. Natürlich könnte ich jetzt jedem von uns ein schlechtes Gewissen machen, indem ich uns auffordere, jede freie Minute für das Gebet zu nutzen. Wenn das der Anspruch von Gott an uns wäre, dann müssten wir alle ins Kloster und wir würden es nicht einmal dort schaffen. Seid beharrlich im Gebet könnte bedeuten, dass wir mit Gott im Gespräch bleiben sollen und zwar regelmässig. Nicht nur dann, wenn es uns schlecht geht und wir Hilfe brauchen, sondern immer, egal wie es uns geht. Jakobus schreibt: „Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er! Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder!“ Jak.5,13. Wie es uns immer geht, wir haben immer Grund uns an Gott zu wenden. Doch in der Hektik des Lebens kann es schnell passieren, dass die Zeit zum Beten scheinbar fehlt. Mit der Zeit kann man sich sogar an ein gebetsloses Leben gewöhnen. Klar, die traditionellen Gebete bleiben noch einigermassen erhalten, wie das Tischgebet und natürlich das Gebet im Gottesdienst. Und natürlich die „Notfallgebete“. Meistens beten wir im Notfall automatisch, das machen sogar manche Atheisten. Aber eben, das persönliche Gespräch mit Gott kann leider auch bei einem Christen verstummen. Diese Entwicklung müssen wir unbedingt verhindern oder wenn wir schon so weit sind, dann ist eine Kurskorrektur angesagt. Wie gesagt, wir wären alle überfordert, wenn man von uns erwarten würde, dass wir in jeder freien Minute beten. Man könnte dann nur noch arbeiten und beten, keine Wanderungen, keine Zeitung oder Buch lesen, keine Briefe schreiben, keine Feste feiern usw. Ich glaube nicht, dass sich Gott das so vorstellt. Wenn wir Menschen überfordern trifft oft das Gegenteil ein. Denn wenn das gesteckte Ziel unerreichbar ist, werden wir früher oder später aufgeben. Wenn ich es sowieso nicht schaffe, dann lass ich es ganz bleiben. Also, wenn von mir erwartet wird jede freie Minute im Gebet zu verbringen, ansonsten würde ich den Missfallen Gottes auf mich ziehen. So würde ich das vielleicht einige Tage versuchen und merken, dass ich das nicht schaffe. So sage ich mir unbewusst: Wenn ich mit weniger beten sowieso den Missfallen Gottes auf mich ziehe, dann lass ich es lieber ganz bleiben. Vielleicht hilft uns aber ein Leitsatz für unser Gebetsleben. Er heisst: „Bete immer wieder!“ Gebete sollen in unserem Leben ganz selbstverständlich integriert sein und immer wieder vorkommen. Immer wieder suche ich das Gespräch mit Gott. Wie alles Wichtige im Leben, geschieht das nicht automatisch nach dem Motto: Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich noch schnell beten. Wenn du das so machst, kann ich dir garantieren, dass du sehr selten Zeit und Lust haben wirst. Ausser du kommst in eine grosse Not und willst deshalb unbedingt mit Gott sprechen. Wollen wir beharrlich im Gebet sein, müssen wir einen Plan haben, wie wir das praktisch umsetzen wollen. Wir müssen uns überlegen, wann wir uns in unserem Tages-, Wochen- und Monatsablauf für das Gebet Zeit nehmen. Vielleicht ist für dich der Morgen für ein intensiveres Gebet die beste Zeit. Für jemand anders ist es vielleicht der Nachmittag oder der Abend. Du kannst auch einplanen ab und zu am Tag innezuhalten, um kurz mit Gott zu sprechen. Nebst deinen persönlichen Gebeen kannst du dich an gemeinsamen Gebetszeiten beteiligen wie z.B. mit deinem Ehepartner oder Freunden. Du kannst die Gebetszeit vor dem Gottesdienst oder unser monatliches Gebet am letzten Dienstag im Monat besuchen. Du kannst dir auch kleine Rituale angewöhnen, wie z.B. ein kurzes Gebet bevor du das Haus verlässt oder vor einer langen Reise, einem wichtigen Gespräch, einem Arztbesuch usw. usf. Es gibt keine Vorschriften, die du befolgen müsstest, aber eines ist wichtig: Bete immer wieder! Bleib mit Gott im Gespräch! Hilfreich kann es sein, wenn du einen Ort hast, an dem du besonders gut in Ruhe mit Gott sprechen kannst. Vielleicht planst du auch einen wöchentlichen oder monatlichen Gebetsspaziergang ein, auf dem du dein Herz Gott gegenüber besonders gut öffnen kannst. So wie es uns im Psalm empfohlen wird. „Ihr, die ihr zu seinem Volk gehört, setzt allezeit euer Vertrauen auf ihn, schüttet euer Herz bei ihm aus; denn Gott ist unsere Zuflucht!“ Ps.62,9. Und wer sich das Beten zur Gewohnheit gemacht hat, der wird Gott immer selbstverständlicher in seinem täglichen Ablauf und in seinen Gedanken präsent haben. Wenn ich mir über etwas Gedanken mache, dann frage ich Gott in Gedanken, was er dazu meine, ohne dass ich mich speziell zum Gebet hinsetze. In Afrika, wo die Menschen in ihren Hütten immer nur einen einzigen Raum haben, in dem sich ständig viele Leute aufhalten, suchen sich die Christen einen Platz im Wald, an dem sie in Ruhe beten können. Jeder hat dort sein eigenes stilles Plätzchen. Zu diesen verschiedenen Orten führen kleine schmale Wege durchs hohe Gras, die nur von dem jeweiligen Christen benutzt wird, der seinen Gebetsplatz besucht. Da kommt es manchmal vor, dass ein Christ dem anderen besorgt sagt: "Bruder, es wächst Gras auf deinem Weg!" Vielleicht ist auf deinem Weg auch schon Gras gewachsen. Dann möchte dich Paulus ermutigen im Gebet auszuharren. Dir Zeit und Raum zum Gebet zu schaffen. Das kannst nur du allein für dich tun. Niemand kann dir diese Aufgabe abnehmen. Du könntest dir diese Woche Zeit nehmen und einen Plan machen, wie du in Zukunft den Kontakt zu Gott aufrecht erhalten willst.

II. Bete zum Schutz

Ein zweiter Gedanke bringt Paulus in Zusammenhang mit dem Gebet: „Wacht im Gebet mit Danksagung!“ Kol.4,2. Lange habe ich überlegt, was Paulus damit meinen könnte. Es gibt Ausleger, die betonen, dass Paulus meint, wir müssten auch in der Nacht im Gebet ausharren. Das wäre eine mögliche Sichtweise. Ich vermute aber, dass Paulus mit wachen nicht hauptsächlich sagen wollte, wir sollen dann beten, wenn wir normalerweise schlafen. Bei meinen Überlegungen erinnerte ich mich an die Begebenheit in Garten Gethsemane, als Jesus vor seiner Hinrichtung betete. Seine Jünger forderte er auf, im Gebet zu verharren, doch sie schliefen ein. Jesus sagte darauf seinen Jüngern: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.“ Mt.26,41. Sie sollen wachen und beten damit sie nicht in Versuchung geraten! Wachen und beten dient ihnen zum Schutz. Sie werden dadurch von der Versuchung bewahrt. Die Gemeinschaft mit Gott sollen sie suchen, damit sie bewahrt bleiben. Ein Schwerpunkt in diesem Gebet soll die Dankbarkeit sein: „Wacht im Gebet mit Danksagung! Kol.4,2. In der Danksagung erinnern wir uns an das, was Gott uns geschenkt hat. Wir erinnern uns daran, dass Jesus durch seinen Tod unsere Sünde beseitigt hat. Wir denken daran, dass er auferstanden ist und uns somit bewiesen hat, dass wir auch auferstehen werden. Wir werden uns dessen bewusst, dass Jesus zum Vater gegangen ist und für uns die Wohnungen vorbereitet und vieles mehr. Wir sind dankbar für alles, was uns Gott geschenkt hat. Wenn uns dieser Reichtum in Gott bewusst ist, werden die Versuchungen plötzlich klein. Sie verlieren ihre Anziehungskraft. Dankbarkeit gegenüber Gott bewahrt uns vor vielen Versuchungen. Mehrfach forderte Paulus die Kolosser in seinem Brief zur Dankbarkeit auf: „Seid in ihm verwurzelt, baut euer Leben auf Jesus auf. Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch gelehrt worden ist. Für das, was Gott euch geschenkt hat, könnt ihr ihm nicht genug danken!“ Kol.2,7. Fehlende Dankbarkeit lässt uns erblinden für das, was Gott uns geschenkt hat. Wer nicht mehr dankbar für die Erlösung ist und das, was Gott uns geschenkt hat für selbstverständlich anschaut, der wird in seinem Glauben orientierungslos werden. Petrus sagt: „Er tappt wie ein Blinder im Dunkeln umher. Ein solcher Mensch hat vergessen, dass er vom Schmutz seiner früheren Sünden gereinigt wurde.“ 2.Petr.1,9. Dankbare Menschen sind Menschen, die empfangen. Christen sind empfangende Menschen. Wann hast Du dem Herrn das letzte Mal für deine Erlösung gedankt? Werden wir nicht müde, uns in Erinnerung zu rufen, was Gott grossartiges für uns getan hat und danken wir ihm immer wieder dafür. Paulus schreibt: „Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten. Unterrichtet einander in der Lehre Christi und zeigt einander den rechten Weg; tut es mit der ganzen Weisheit, die Gott euch gegeben hat. Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes.“ Kol.3,16. Wenn wir dankbar sind, vergessen wir nicht woher wir kommen und wohin wir gehen werden. Deshalb hilft uns echte Dankbarkeit, wach zu bleiben und der Versuchung nicht zu erliegen.

Schlussgedanke

Sadhu Sundar Singh, der berühmte indische Evangelist, erzählte einmal, dass er auf einer Wanderung in Indien um die Mittagszeit an einem einsamen See vorbeikam. Im regungslosen Wasser spiegelte sich die Uferlandschaft. Es war ein beindruckendes Naturschauspiel. Sundar Singh sah am Ufer einen Fischreiher stehen. Regungslos schaute dieser ins stille Wasser. Man hätte denken können: Selbst dieses Tier ist überwältigt von dieser Pracht. Aber siehe da: Plötzlich schnappt der Fischreiher zu und – in seinem Schnabel hält er einen silberglänzenden Fisch! Er war gar nicht fasziniert von der Schönheit der Natur, er war nur darauf aus, Beute zu machen. Genau so, meint Sundar Singh, kämen ihm viele Christen vor. Man sieht sie ins Gebet versunken und könnte denken, sie seien erfüllt von der Gegenwart Gottes. In Wahrheit bewegt sie aber nur irgendein kleiner Wunsch, der ihnen von Gott erfüllt werden soll. Es ist ein grosses Privileg, dass Gott mit uns im Gespräch sein möchte. Verhalten wir uns also nicht wie „Fischreiher-Christen“, die nur etwas für sich erhaschen wollen. Vielleicht ist es gut, wenn du in dieser Woche dein Gebetsleben einmal überdenkst und schaust, wie du es vielleicht ergänzen oder anders gestalten kannst. Es gibt keinen einzigen, richtigen Weg. Wichtig ist, dass du mit Gott im Gespräch bleibst. Folgen wir der Einladung von Paulus: „Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.“ Phil.4,6