Einführung in das Thema Errettung
Wir arbeiten uns weiter durch unser Thema Rettung.
Der vierte Schritt – der erste Schritt war die Frage: Wie wird ein Mensch gerettet? Die Antwort lautete: Durch Glauben und Gnade.
Der zweite Schritt war: Was muss ein Mensch tun, um die Errettung zu verpassen? Die Antwort darauf war: Er muss es einfach nicht wollen, beziehungsweise seine Vorurteile müssen alle anderen Antworten überlagern, die im Raum stehen.
Der dritte Punkt, den wir beim letzten Mal behandelt haben, war: Wie sieht eigentlich ein Leben in der Rettung aus? Was kennzeichnet ein solches Leben? Die Antwort lautete: Es ist geprägt von Liebe und Dankbarkeit.
Ihr hört mich heute vielleicht etwas gedämpft, als hättet ihr den Cathedral-Sound – ich spreche aus der Ferne, aus der Apsis, und ihr sitzt ganz hinten.
Letztes Mal haben wir also darüber gesprochen, wie ein Leben aussieht, das gerettet ist. Heute möchte ich mit euch noch einen Schritt weitergehen und euer Konzept von Errettung etwas erweitern.
Im Allgemeinen denkt man bei Errettung daran, wie ein Mensch von der Finsternis ins Licht kommt. Wir haben ja gerade Advent, den ersten Advent. Wir denken an Weihnachten und daran, dass ein Mensch mit Gott ins Reine kommt, dass Gott den ersten Schritt tut, um dem Menschen zu begegnen. Errettung ist die Begegnung des Menschen mit Gott.
Ich möchte heute sagen, dass Errettung in der Bibel mehr ist – mehr als nur ein erster Schritt. Es ist der erste Schritt auf einem Weg mit Gott. Es geht auch darum, immer wieder neu gerettet zu werden, jeden Tag eine Neurettung zu erfahren.
Darüber möchte ich heute mit euch sprechen. Eigentlich nicht ich, sondern Lukas, denn er bringt dieses Thema auf.
Lukas Kapitel 7 und 8 drehen sich um das Thema Errettung und legen ganz bewusst diesen Schwerpunkt. Wir lesen einfach mal die ersten Verse aus Lukas 8, 4-8.
Das Gleichnis vom Sämann als Einstieg
Da heißt es:
Als sich aber eine große Volksmenge versammelte und sie aus jeder Stadt zu ihm kamen, sprach er in einem Gleichnis (Lukas 8,4-8).
Jetzt kommt das Gleichnis, ein sehr kurzes Gleichnis:
Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg, und es wurde zertreten. Die Vögel des Himmels fraßen es auf. Anderes fiel auf den Felsen, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Wieder anderes fiel mitten unter die Dornen, und indem die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie es. Und anderes fiel in die gute Erde, ging auf und brachte hundertfache Frucht.
Als er dies sagte, rief er aus: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Ich habe diesen Text immer gelesen und mich gefragt: Warum macht Jesus es seinen Leuten so kompliziert? Warum diese Sache mit den Gleichnissen?
Abgesehen davon, dass heute kaum noch jemand weiß, wie das mit dem Sämann funktioniert – das läuft heute ja alles automatisch – selbst wenn ich mir jetzt ein Buch schnappen und lesen würde, wie das war, mit dem Durchlaufen und so, und mir alte Bilder anschaue, die das illustrieren: Warum redet Jesus in Gleichnissen? Macht er es den Zuhörern nicht extra schwer? Wenn er so merkwürdig drumherum redet oder vielleicht auch noch ein bisschen direkter, möchte Jesus überhaupt, dass Menschen sich bekehren und verstehen, was er sagt?
Die Antwort lautet natürlich klar: Jesus möchte, dass man ihn versteht. Jesus möchte, dass Menschen ihn finden – aber die Richtigen. Er will euch ein Beispiel geben.
Schlagt mit mir mal auf Johannes-Evangelium Kapitel 2, Verse 23 bis 25.
Ich greife jetzt einfach mal mitten rein. Was davor und danach steht, ist erstmal egal.
Die Herausforderung des Glaubens verstehen
Da heißt es: Als Jesus zu Passa nach Jerusalem kam, glaubten viele an seinen Namen, weil sie die Zeichen sahen, die er tat. Eigentlich denkt man sich: Super, das wolltest du doch, Jesus, oder? Dass viele an deinen Namen glauben.
Doch schon der nächste Vers, Johannes 2,24, macht deutlich, dass irgendetwas nicht stimmt. Dort heißt es: Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen, denn er selbst wusste, was in dem Menschen war.
Das ist jetzt ein bisschen typisch Johannes. Es ist halb platonisch, also halb philosophisch, deshalb muss man bei ihm mit Leben gefüllt werden. Uns wird aber klar, worum es geht: Die einen glauben, aber irgendwie geht Jesus darauf nicht ein. Glaube ist ja eine Beziehung. Ich wende mich Gott zu, und Gott wendet sich mir zu.
Da kommt also jemand, der glaubt, und Jesus sagt ganz ehrlich: Du sagst das, und du bist auch ein Stückchen begeistert. Aber diese Begeisterung, dieses bloße Begeistertsein, weil du meine Zeichen siehst, weil du merkst, dass ich der neue Star am religiösen Himmel bin und du in meinem Schein so ein bisschen mitleben möchtest – das ist noch lange kein Glaube.
Das ist kein Glaube, bei dem Jesus sagt: Ich lasse mich auf dich ein. Denn im Grunde deines Herzens hast du nicht das, was man braucht, um echte Gemeinschaft mit mir zu leben.
Die Bedeutung geistlichen Hörens
Erinnert ihr euch an das, was in Lukas 8 stand, was ich vorgelesen habe? „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Das ist lustig, weil wir ja alle Ohren haben. Wenn du das nüchtern liest, denkst du: „Ja logisch, hat doch jeder. Ohren sind Standardprogramm.“ Du kommst zur Welt, schaust dir Willi an und prüfst, ob die Ohren dran sind – sind sie, also sind wir da.
Was meint Jesus aber, wenn er sagt: „Wer Ohren hat zu hören, der höre“? Es reicht anscheinend nicht, dass man links und rechts vom Kopf etwas hat, das man anfassen kann. Frauen machen oft noch viel mehr mit ihren Ohren, aber wir Männer fassen uns meistens nur an. Das reicht nicht.
Wenn Jesus sagt „Wer Ohren hat zu hören, der höre“, meint er nicht diese körperlichen Ohren. Er meint unsere geistlichen Ohren, letztlich die Bereitschaft, das, was gesagt wird, nicht nur akustisch wahrzunehmen, sondern innerlich anzunehmen.
Man kann aus ganz unterschiedlichen Motiven eine Predigt hören. Man kann hier sein, weil man ein intellektuelles Interesse hat, einfach mal schauen will, was Jürgen zu diesem komischen Text sagt. Ihr wisst ja, dass es fortlaufend geht und hättet wissen können, was kommt.
Es kann auch sein, dass man aus Gewohnheit eine Predigt hört: Sonntagnachmittag ist halt Gottesdienst. Oder jemand meint, er kommt heute, weil er in einer anderen Gemeinde war. Wenn du predigst, kommen manche Leute nur, weil du predigst. Das ist eine Begeisterung für den Prediger. Ich finde das nicht schick, aber es ist so.
Oder man ist vielleicht gar nicht für den Prediger begeistert und nimmt das nur billigend zur Kenntnis, weil man eigentlich den Kuchen will oder die Musik oder die Gemeinschaft. Es gibt tausend Gründe, warum man hier sitzt und dieser Predigt zuhört.
Aber wer geistliche Ohren hat, der sitzt da und hört die Predigt, hört das, was Gott ihm zu sagen hat. Er hört richtig zu mit der Idee: „Ich möchte verstehen, was Gott mir sagen will. Ich möchte das erfassen.“ Und mehr noch: Wir leben in einer antiken Welt, in der das Hören erst dann abgeschlossen ist, wenn man es tut.
Ich möchte nicht nur verstehen, ich möchte nicht nur einen dicken Kopf, sondern ich möchte ein verändertes Leben. Das bedeutet es: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“
Die Bedeutung des Nachfragens und Verstehens
Wenn du zuhörst und dein Inneres bereit ist, dann mach es richtig.
Das ist der Grund, warum ich mich freue, wenn nach einer Predigt jemand zu mir kommt und sagt: „Sag doch mal, ich habe das nicht verstanden.“ Super! Was kann ich mir mehr wünschen?
Mit den Leuten, die immer nur abnicken und sagen „Ja, ja, war gut“, kann ich fast nichts anfangen. Denn ich denke mir: Kauf dir eine Predigtkassette oder mach irgendwas, geh ins Internet und lad es dir kostenlos herunter.
Ich freue mich an Menschen, die wirklich verstehen wollen. An denen, die zu mir kommen und sagen: „Das habe ich nicht verstanden. Was hast du mit dem Bild gemeint? Wie passt das, was du gesagt hast, zu dem, was da steht? Sag mal, wie will man das praktisch umsetzen?“ Das sind Fragen, bei denen ich sage: Super!
Nicht umsonst warnt Jakobus, der Halbbruder von Jesus, an anderer Stelle im Jakobusbrief. Ich lese euch das einfach mal vor: Er sagt, man soll Täter des Wortes sein und nicht nur Hörer, die sich selbst betrügen. Einfach nur zuhören reicht nicht.
Wenn du sagst: „Ich will eine Predigt hören, um des Hörens willen“, dann geh doch lieber auf den Weihnachtsmarkt. Das ist einfach netter. Denn Jakobus sagt: Nur Hören um des Hörens willen ist Selbstbetrug. Das ist einfach fake, das ist falsch.
Ich bekenne, dass ich eine negative Tendenz habe. Meine negative Tendenz ist, dass ich mich gut fühle, wenn ich mir ein Buch kaufe und es ins Bücherregal stelle. Ich fühle mich dann so, als hätte ich es schon gelesen. Kennt ihr das?
Ich kaufe mir einen Kommentar. Der letzte Kommentar, den ich hatte, war zum 2. Korintherbrief. Ich stellte ihn ins Regal und dachte mir: Ach, aber das ist natürlich Quatsch. Solange ich das Buch nicht durcharbeite und nicht wirklich schaue, was darin steht, ist das völliger Nonsens. Selbstbetrug. Ich denke, ich habe es, aber in Wirklichkeit habe ich nichts.
Wer genauso an das Hören von Predigten herangeht, offenbart viel über sein Herz. Wer sagt: „Ich will eigentlich nur mal zuhören, aber es interessiert mich nicht, was gesagt wird. Ich will nicht nachfragen, Unklarheiten nicht klären, ich will nicht wirklich verstehen und mich nicht tief mit der Materie beschäftigen. Ich will das Gehörte auch nicht anwenden.“ – der geht mit der ganzen Sache falsch um.
Deshalb ganz am Anfang die Frage: Warum bist du hier? Was treibt dich eigentlich her? Gewohnheit, Neugierde oder möchtest du Gott wirklich begegnen? Warum hörst du zu? Ist da die Bereitschaft, wirklich etwas verändern zu wollen? Wirklich nächste Woche etwas anders machen zu wollen?
Der Test ist einfach: Ich frage dich, was die letzten fünf Predigten in deinem Leben bewirkt haben. Ganz ehrlich, Hand aufs Herz: Die letzten fünf Predigten, die du gehört hast – egal woher – von denen du auch sagen würdest, dass sie gut waren, das mal vorausgesetzt.
Die letzten fünf guten Predigten, bei denen du sagst: Da war was dabei, da hat mich etwas angesprochen. Was ist am Ende noch übrig geblieben?
Ich verspreche euch, ganz oft ist es so, dass wir diese Gefahr im Kopf haben und sagen: Super, ich habe was verstanden. So wie man für eine Klausur lernt: Ich habe mir die Jahreszahlen reingepaukt, ich weiß nicht wofür, und es stört mich auch nicht, wenn ich sie wieder vergesse. Aber ich habe sie schon mal für die Klausur.
Wenn wir mit dieser Haltung rangehen, dann ist das ein Problem. Vielleicht möchtest du mal darüber nachdenken, wie das bei dir ist. Dann bist du heute richtig.
Die Jünger als Beispiel für echtes Nachfragen
Lukas 8,9-10: Da fragten ihn seine Jünger, was das Gleichnis vom Seemann bedeute. Er antwortete: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.“
Das ist seltsam, oder? Euch ist es gegeben, das zu verstehen, den anderen aber nicht. Habt ihr euch jemals gefragt, was die Jünger von den anderen unterscheidet? Es ist genau eine Sache: Sie fragen nach, die anderen nicht.
Wir haben auch oft nicht verstanden. Wir gehen einfach weg und sagen: „Boah, wir haben hier was erlebt, wir waren bei Jesus dabei, wir haben die Predigt gehört.“ Hast du verstanden? „Nö.“ Aber es ist auch nicht so dramatisch. „Ich, das war so ein Feeling, ja, und ihn mal so live zu sehen, mal dabei zu sein.“ Hat es etwas für dein Leben gebracht? „Nö.“
Die Jünger stehen da und sagen, das kann es irgendwie nicht sein. Sie fragen nach. Jesus sagt, weil ihr nachfragt, weil ihr euch wirklich den Kopf darüber macht, weil ihr Antworten sucht, weil ihr interessiert seid, weil ihr diese Idee an euch heranlasst – die Idee, dass ich euch etwas zu sagen habe, dass ihr wirklich krank seid und einen Arzt braucht, dass ihr wirklich unwissend seid und einen Lehrer braucht –, weil ihr mir nicht nur nachfolgt, weil ich gerade hier bin.
Das ist das, was euch unterscheidet. Wenn wir uns die Frage stellen: Wen will Jesus retten? Und ich sage: die Richtigen, dann ist diese Methode, die er anwendet, einfach eine Methode, um zu scheiden. Die einen, die es wirklich ernst meinen, wo es – entschuldigt mir das – auch Sinn macht, weiter daran zu arbeiten, weil sie nicht nur etwas für den Kopf wollen. Sie wollen das Buch nicht nur ins Regal stellen, sie wollen es lesen.
Und die anderen, die einfach sagen: „Hey Jesus, erklär noch mal, ich habe es nicht verstanden.“
Deshalb eine freundliche Einladung: Wann immer ihr bei einer Predigt hier vorne etwas nicht versteht, fragt nach! Wenn Begriffe nicht klar sind, wenn Zusammenhänge nicht klar sind, wenn Bibelstellen nicht klar sind, wenn euch logische Brüche auffallen – fragt nach!
Die Bedeutung des Gleichnisses für die Errettung
Jetzt lesen wir einfach weiter und fragen uns: Was will Jesus eigentlich mit diesem Gleichnis sagen? Die Verse 11 bis 14. Die Jünger fragen, und Jesus erklärt es ihnen.
Dies aber ist die Bedeutung des Gleichnisses: Der Same ist das Wort Gottes. Das ist eine erste Erklärung.
Die aber auf dem Weg sind, sind diejenigen, die hören. Dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg, damit sie nicht glauben und errettet werden. Dieser Satz ist interessant, weil nur Lukas diesen Einschub hat: „dass sie nicht glauben und errettet werden“. Dieses „errettet werden“ ist ein sogenanntes Sondergut, das nur bei Lukas vorkommt. Es legt den Schwerpunkt des Gleichnisses auf das Thema Errettung.
Das sage ich deshalb, weil ihr, wenn ihr Matthäus lest, das Gleiche finden würdet: dasselbe Gleichnis, aber mit einem anderen Schwerpunkt.
Vers 13: Die aber auf dem Felsen sind, sind diejenigen, die, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen. Diese haben aber keine Wurzel. Für eine Zeit glauben sie, doch in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.
Dass aber unter die Dornen fällt, sind diejenigen, die gehört haben und hingehen. Durch Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens werden sie erstickt und bringen nichts zur Reife.
Insgesamt werden hier vier unterschiedliche Reaktionen beschrieben, wie Menschen auf das Evangelium beziehungsweise auf das Wort Gottes reagieren.
Die ersten sind diejenigen, bei denen der Same auf den Weg fällt. Da kommt der Teufel, er hintertreibt das Wort und reißt es weg. Dann passiert gar nichts.
Die zweiten sind diejenigen, bei denen das Wort kommt und schnell aufgenommen wird. Sie sind begeistert: „Bah, bin ich begeistert, man, ist das schön!“ Doch dann, wenn ein bisschen Versuchung, ein bisschen Probleme oder Schwierigkeiten kommen, sagen sie: „Ach ja, wird doch nicht so ernst, okay, gut.“
Dann kommen die dritten, bei denen die Botschaft, das Wort Gottes, mit mehr Ernsthaftigkeit aufgenommen wird. Aber bevor es sein Werk richtig tun kann, bevor du merkst, dass sich etwas im Leben tut, kommt dieses hässliche Dreigestirn: Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens. Ich werde noch mehr dazu sagen. Dieses Dreigestirn nimmt das Wort weg, es wird erstickt, wie Dornen, die aufwachsen und keinen Raum für Frucht lassen.
Die Rolle der Predigt und des Glaubensinhalts
Warum dieses Gleichnis? Erstens: Errettung, unser Thema, beginnt mit der Predigt. Der Apostel Paulus drückt das im Römerbrief auf seine kurze, knappe, professorenhafte Art aus. Ich lese einfach mal vor: „So kommt der Glaube aus der Verkündigung.“ (Römer 10,17)
Der Glaube entsteht also durch die Verkündigung. Glaube ist etwas, wofür ich vorher etwas hören muss. Die Frage ist: Warum? Die Antwort lautet: Zum Glauben gehört ein Inhalt. Oder genauer gesagt: Wenn die Bibel vom Glauben spricht, meint sie etwas, das drei Seiten hat. Diese drei Seiten gilt es zusammenzuhalten.
Glaube hat erstens einen Inhalt, zweitens ist er ein Akt und drittens ein Leben. Wenn ihr euch nur das merkt, bin ich heute schon zufrieden, denn das ist ein ganz wichtiges Konzept, das wir in unserem Leben verstanden haben müssen. Glaube hat ein Woran, ein Ob und ein Wie.
Das Woran spielt eine Rolle – woran wir glauben. Ihr kennt ja mein Lieblingsbeispiel: Man kann nicht an den großen Kürbis von Charlie Brown glauben und in den Himmel kommen. Das geht nicht. Wir glauben an Jesus – das ist der Inhalt unseres Glaubens.
Ich muss diesen Inhalt verstehen, ich muss begreifen, wie das Angebot heißt und welcher Gott mir in Jesus begegnet. Dafür braucht es die Predigt, die Verkündigung. Nicht unbedingt eine Predigt von hier vorne, auch nicht unbedingt eine gesprochene Predigt. Es kann auch aufgeschrieben sein, zum Beispiel in einem guten Buch. Aber ich brauche Information.
Heute würden wir sagen: Der Glaube kommt aus Information, aus dem Verarbeiten von Inhalten. Dann folgt die Frage, ob ich einen Anfang mit Gott gemacht habe. Glaube ohne diesen Anfang ist kein Glaube.
Zum Schluss kommt das Wie des Glaubens – wie ich mein Leben lebe mit der Behauptung, gläubig zu sein. Wenn diese drei Dinge zusammenkommen – wenn ich an Jesus glaube, mit ihm einen Anfang gemacht habe und wirklich real gesagt habe: „Herr, komm in mein Leben“ – dann kann ich nicht einfach so reinrutschen.
Selbst meine Kinder, die mit diesen Glaubensinhalten groß geworden sind, mussten irgendwann für sich diesen Punkt, diese Entscheidung treffen: Will ich das mit Jesus, was meine Eltern mir vorgelebt haben, ja oder nein?
Wenn ich mit Jesus lebe, folgt daraus ein Leben im Glauben. Dieses Leben unterstreicht oder durchstreicht die Behauptung, dass ich gläubig bin.
Ihr merkt: Predigten sind wichtig. Das ist einer der Gründe, warum ich gern predige. Ich sage: Es spielt eine wichtige Rolle, dass wir diese Inhalte sauber kommunizieren, damit Menschen das Richtige tun, nämlich sich bekehren.
Weil Predigten so wichtig sind, kommt dieses Gleichnis, in dem die Predigt, das Wort Gottes, mit einem Samen verglichen wird. Jesus sagt uns, was passieren kann: Erstens steht der Teufel bereit, um den Samen wegzunehmen, damit nicht geglaubt wird und keine Errettung geschieht.
Zweitens gibt es Versuchungen, die das, was an Glauben da ist, erdrücken oder testen. Drittens stehen Sorgen, Reichtum und Vergnügungen bereit – oder man kann es auch anders sagen: Probleme, Spaß und all das, was bereitsteht, um alles wieder kaputtzumachen.
Die Wirkung des Wortes Gottes im Leben
Ich bin ein Freund der Bibel, ich mag sie wirklich. Dabei schätze ich nicht nur das Buch an sich, sondern vor allem das, was darin steht: das Wort Gottes. Ich merke, wie es ein lebendiges Wort ist – ein Wort, das in mein Leben hineingekommen ist, mich verändert hat, mich gerettet hat und mich dazu gebracht hat, jemand zu werden, der Frucht in seinem Leben bringt. Ich spüre, wie es mein Leben komplett umgekrempelt hat.
Wie ist das passiert? In Lukas 8,15 heißt es: Jesus spricht davon, dass der Same auf die gute Erde fällt. In der guten Erde sind jene, die das Wort in einem redlichen und guten Herzen bewahren, nachdem sie es gehört haben, und Frucht bringen durch Ausharren. Das heißt: hören, bewahren und Frucht bringen.
Das ist eines der Geheimnisse im Reich Gottes. Wie herrscht Gott über Menschen? Wie zeigt er uns, was in unserem Leben dran ist? Eine sehr wesentliche Art, wie er uns das beibringt, ist, dass er sein Wort nimmt und uns auffordert, es zu hören, zu bewahren und zu tun.
Wenn ihr mich fragt, wie man das Wort Gottes bewahren kann, dann sage ich euch: Diese Frage gehört zu den wichtigsten im geistlichen Leben. Wer sie falsch beantwortet, wird das in seinem Leben spüren. Ich glaube, es gibt drei Möglichkeiten.
Erstens: Du musst über das Wort nachdenken. Ganz simpel. Wie bewahrst du Dinge, die dir wichtig sind? Indem du darüber nachdenkst. Psalm 1 sagt: Glücklich ist der Mann, der über sein Gesetz Tag und Nacht sinnt, der sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken.
Ein zweiter Tipp, den ich euch mitgeben möchte, ist das Auswendiglernen – einfach, platt gesagt, auswendig lernen. Ich weiß, das ist kein neuer Tipp, aber es ist banal und effektiv. Du hörst eine gute Predigt und möchtest die Botschaft bewahren. Ich sage euch, was ich tue: Ich lerne den Kernvers einer Predigt einfach auswendig. Ich mache das bewusst.
Zum Beispiel gab es in einer Predigt zum Thema Spiegel und Waage einen Vers aus den Sprüchen, der mich angesprochen hat. Ich lerne ihn gerade auswendig, auch wenn ich darin nicht besonders gut bin. Aber dieser Kerngedanke wird mir nie verloren gehen, weil ich ihn an einem Bibelvers festgemacht habe. Diesen Vers lerne ich auswendig. Wann immer ich ihn wiederhole, wird er sich in mein Gedächtnis einprägen, weil ich diesen Gedanken nicht mehr vergessen möchte.
Mir ist egal, wie du das tust, das ist meine Methode. Es ist eine Methode, die auch in der Bibel steht: Wir sollen das Wort in unserem Herzen bewahren. Ich glaube, das hat viel mit Auswendiglernen zu tun – es sei denn, du bist hyperintelligent und hast ein fotografisches Gedächtnis. Dann reicht Lesen. Aber alle anderen werden auswendig lernen müssen. Ich glaube, es geht nicht anders.
Drittens: Nachsinnen, auswendig lernen, tun – das sind die Dinge, die das Wort Gottes bewahren.
Was ist die Folge? Jesus sagt, dass die, die das Wort in einem redlichen und guten Herzen bewahren, Frucht bringen. Wo das Wort Gottes im Leben eines Menschen wirkt, wie ein Same, da zeigt sich Veränderung.
Ich weiß nicht, ob ihr das auch so erlebt: Du hast ein Feld, das zunächst grau und leer aussieht. Aber dann, im Frühjahr, siehst du erste kleine Pflänzchen, die wachsen. Nach einiger Zeit steht dort eine ganze Wand aus Mais. Du läufst durch die Mitte und denkst: Wo kommt das denn her? Vor einigen Monaten war da doch nichts.
So will Gott mit seinem Wort in unserem Leben wirken: dass wir vorher sagen, okay, und dann plötzlich staunen, woher die Veränderung kommt.
Wenn wir uns fragen, was eigentlich Frucht ist, dann geht es darum, dass unser Charakter verändert wird. Dass wir Jesus ähnlicher werden, dass wir erleben, wie wir ein Segen für unsere Umgebung werden. Dass es einfach Freude macht, miteinander zu leben – trotz unserer Unterschiede.
Die Bibel nennt das, die Welt zu überwinden. Diese Welt, die ohne Gott glücklich werden will, durchschauen wir und sagen: So ein Schwachsinn!
Ich hoffe, dass euch das auch so geht. Ihr schaut euch den Weihnachtsmarkt an, und egal wie schön er ist, da kommt auch der Gedanke: So ein Schwachsinn! Ich laufe über den Weihnachtsmarkt, der eigentlich nicht stattfinden sollte, schaue in die erste Bude und höre iranische Musik. Dort sind bemalte Seidensachen, und ich denke mir: Weihnachtsmarkt? Das ist doch nichts mehr. Absolut nichts.
Das ist nicht mehr das, wo ich sage: Wo bleibt denn da noch Weihnachten? Ich kann das erkennen, und ich bin dankbar, dass ich das erkennen darf. Denn ich kenne zu viele Leute, die von Weihnachtsmarkt zu Event hoppen und ihr Leben daran festmachen, Dinge zu erleben, zu sehen, zu riechen, zu schmecken – ihr Leben dreht sich darum.
Ich sage mir: Gut, dass ich die Bibel habe, die mir sagt: Jürgen, da draußen gibt es Realitäten, die wichtiger sind als guter Whisky.
Auch darüber denke ich neu nach. Und ja, wir denken unterschiedlich, und das darf hier im Raum sein. Entweder verändert uns das Wort Gottes und prägt unser Leben, oder wir haben nicht wirklich verstanden, was Gott möchte.
Die Aufforderung zum bewussten Hören und Leben
Und weil das ein so wichtiges Konzept ist – wie Gott herrscht, wie Gott uns jeden Tag neu rettet und wie er uns den Input gibt, den wir brauchen, damit unser Leben gelingt –, hängt Jesus noch zwei Dinge an.
Zum einen die Verse 16 bis 18: Da heißt es: Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett, sondern er stellt sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das Licht sehen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, noch geheim, was nicht kund werden und ans Licht kommen soll.
Seht nun zu, wie ihr hört! Merkt ihr wieder diesen Gedanken? Seht nun zu, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird selbst, was er zu haben meint, genommen werden. Seht nun zu, wie ihr hört! Das ist ein Gebot. Denk mal darüber nach, wie du mit dem Gehörten umgehst.
Die Begründung ist: Das Evangelium ist Gottes Licht. Wer gläubig ist, ist ein Lichtträger, und wie bei einer Lampe macht es überhaupt keinen Sinn, das zu verbergen. Wenn du gläubig bist, dann lass dein Licht scheinen, werde Jesus ähnlicher, sei ein Segen, überwinde die Welt.
Warum? Du kannst eh nicht verborgen bleiben. Wo das Evangelium im Leben eines Menschen drin ist, wo eine echte Beziehung gelebt wird, da kommt diese Beziehung sowieso ans Licht. Und wenn das für die gilt, die gläubig sind, gilt es natürlich auch andersherum.
Deswegen ist dieses gedanken- und folgenlose Hören auf Predigten auch so gefährlich. Denn wer hat, dem wird gegeben werden. Wenn du sagst: Ich möchte von Gott lernen, wird Gott dir Stück für Stück mehr drauflegen. Du fängst an, fängst an, so ein bisschen zusammenzufuddeln, so die ersten kleinen Dinge, was hat Gott mir zu sagen, liest ein bisschen hier und da und versuchst das zu verstehen. Und es wird immer und immer mehr werden.
Wer hat, dem wird gegeben werden. Aber es gilt auch andersherum: Wer nicht hat – wer sich nur einbildet, bei mir ist doch alles gut –, von dem wird selbst das, was er zu haben meint, genommen werden. Es wird Menschen geben, und das ist das Drama, das hier steht: Die glauben, dass sie das Evangelium besitzen und am Ende mit leeren Händen dastehen.
Es wird ohne Ende, glaube ich, Deutsche geben, die am Heiligabend in den Weihnachtsgottesdienst rennen und meinen, so wie ich mein Buch im Bücherregal stelle und denke, ich habe es schon, wenn ich nur im Weihnachtsgottesdienst einmal im Jahr aufschlage oder vielleicht noch zu Ostern und wenn mein Kind beim Flötenkonzert spielt, dann habe ich alles, was Gott will. Und das ist einfach Quatsch.
Deswegen dieses Gebot: Seht nun zu, wie ihr hört! Noch einmal die Frage: Die letzten fünf guten Predigten, die du gehört hast – sag mal, welcher Input ist noch da? Und wenn keiner da ist, woran lag es denn?
Ich sage dir, was bei mir ist: Ich vergesse Predigten und ich vergesse den Input, wenn ich nicht einen Mechanismus anlaufen lasse, der dafür sorgt, dass ich über das Gehörte weiter nachdenke. Am Dienstag, wenn mein Bürotag anfängt, kommt so viel. Ich fahre meinen Outlook hoch, ich habe jetzt Outlook, ja, ich fahre jetzt Outlook hoch, ja, und ich habe eine Aufgabenliste, dann plopp, plopp, plopp, plopp, plopp, plopp und denke mir: Boah! Und mit einem Mal ist, was am Sonntag gelaufen ist, weg. Wie soll es denn auch da bleiben? Ich habe ja nur eine begrenzte Hirnkapazität. Wenn ich da zehn Aufgaben habe, ist Schluss.
Also muss ich eine Möglichkeit schaffen, dran zu bleiben. Bei mir sind es Bibelverse auswendig lernen. Wie du es machst, ist deine Sache, aber mach es irgendwie. Und sei ehrlich: Wenn du es nicht tust, steht der Teufel bereit, es dir wegzureißen, was du heute hörst.
Die nächste Versuchung wartet schon um die nächste Ecke, um zu schauen, ob das bisschen Begeisterung, das in deinem Leben da ist, echt ist. Sorgen, Reichtum, Vergnügungen des Lebens – diese ganze Welt, in der wir leben – legt es darauf an, dir die Lust am Nachdenken zu stehlen und dich geistlich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Einfach nur, damit wir nüchtern sind: Seht zu, wie ihr hört! Denkt doch mal darüber nach, wie du damit umgehst. Bitte finde irgendeinen Weg, wie du dir das merkst. Und von mir aus schreibst du es einfach nur auf und gehst es regelmäßig durch. Keine Ahnung, mach was! Aber mach etwas, damit das, was dir heute in der Predigt wichtig geworden ist, am Mittwoch noch wichtig ist, am Samstag noch wichtig ist, dass es in deinem Leben Frucht bringt.
Dass du sagst: Diese Predigt hat mein Leben wirklich geprägt. Das muss ja nicht gleich der Bruch sein, so vorher-nachher. Kennt ihr diese Bilder: vorher strähniges, fettiges Haar, überall Pickel, danach durchgestylt und einfach gut? Das muss es ja nicht sein, nicht jeden Sonntag. Aber dass du sagst: So ein Pickel weniger pro Sonntag, das wäre doch schon mal so ein bisschen vorher, ein bisschen nachher.
Einfach diese Idee, dass du das einfach mitnimmst, damit es nicht passiert, dass du nächsten Sonntag sagst: Ja, eigentlich war es egal, dass ich vor einer Woche zugehört habe, hätte ich mir einfach sparen können.
Und es ist auch nicht genug, dass wir hier in einem freikirchlichen Gottesdienst gehen. Wer zur Familie Gottes gehört, der wird an seinem Umgang mit Gottes Wort erkannt.
Die Zugehörigkeit zu Jesus durch das Hören und Tun
Die letzten drei Verse, die Verse 19 bis 21, sind fast langweilig, wenn ich sie vorlese, weil wieder derselbe Punkt kommt. Doch wenn Gott dreimal dasselbe hintereinander sagt, sollte man einmal genau zuhören.
Also noch einmal: Es kamen seine Mutter und seine Brüder zu ihm, doch wegen der Volksmenge konnten sie nicht zu ihm gelangen. Sie standen draußen und kamen nicht herein. Es wurde ihm berichtet: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.“
Und was sagt Jesus? Er antwortete: „Meine Mutter und meine Brüder“, das heißt, meine engsten Vertrauten, meine engsten Verwandten, die mir am nächsten sind, „meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun.“
Ganz einfach, oder? Es ist nicht kompliziert. Die Bibel ist ganz einfach. Du möchtest Jesus nahe sein? Dann höre auf das, was Gott dir zu sagen hat, und tue es.
Abschluss: Ein Leben in der Errettung
Die Eingangsfrage lautete: Wie sieht ein Leben aus, das Errettung erfährt, im Alltag?
Die Antwort darauf ist: Es ist ein Leben, das sich auf Gottes Wort einlässt, bewusst zuhört und nach dem lebt, was Gott ihm sagt.
Mein Wunsch war, euch ein wenig wachzurütteln. Denn natürlich wird jeder gute Christ sagen: „Na klar, Bibellesen ist gut.“ Da würde ja niemand sagen, Bibellesen sei schlecht. Auch Predigten hören ist gut, das sagt jeder. Aber die Frage lautet: Seht nun zu, wie ihr hört. Mit welcher Bereitschaft setze ich das Gehörte um? Wende ich es an? Lasse ich es lebendig werden, während ich da sitze?
Ich glaube, das ist etwas, das wir uns mit zunehmendem Alter immer mehr fragen müssen. Einfach weil wir schon so viel gehört haben. Irgendwann kommst du, so wie ich, an den Punkt, an dem der Prediger seinen Text vorliest und du denkst dir sofort: „Darüber habe ich auch schon gepredigt. Mal schauen, was er sagt.“ Und dann denkst du: „Das ist falsch.“ Nein, es ist einfach falsch. Es ist diese Einstellung: „Du hast mir nichts zu sagen, ich weiß das schon.“
Und das ist unsinnig. Denn Gott kann durch sein Wort ganz aktuell durch Begabte, aber auch durch weniger Begabte, durch Eloquente, also Menschen, die gut reden können, und solche, die es vielleicht nicht so gut können, in dein Leben hineinsprechen. Er versteht es, dich zu treffen und dich auf die richtige Spur zu setzen.
Das wünsche ich euch: Dass wir das begreifen und erkennen, wie wichtig das für uns ist.
Amen.