Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 414: Sünde konfrontieren, Teil 3 – Umgang mit Sünde in der Gemeinde.
Die Bedeutung von Gemeinde im Umgang mit Sünde
Kein leichtes Thema, aber eines, das der Herr Jesus anspricht, weil es für unser Verständnis von Gemeinde von großer Bedeutung ist. Was meine ich damit? Unser Text aus Matthäus 18 macht im Blick auf Gemeinde drei Dinge deutlich.
Erstens: Gemeinde ist immer nur dann Gemeinde in Gottes Sinn, wenn sie sich als eine heilige Gemeinschaft versteht. In der Ekklesia des Messias treffen sich Menschen, die der Heiligung nachjagen und in Jesus ihren Herrn und Meister gefunden haben. Eigenwille, Selbstverliebtheit und Besserwisserei haben in der Gemeinde Gottes keinen Platz.
Zweitens: Gemeinde ist immer nur dann Gemeinde in Gottes Sinn, wenn sie sich als eine Verantwortungsgemeinschaft begreift. Die Verantwortung erwächst aus der Liebe, mit der wir als Familie Gottes aneinander hängen. Deshalb beschenken wir einander nicht nur mit den Gaben, die wir vom Geist Gottes bekommen haben, sondern auch mit Korrektur. Wir wollen nicht, dass auch nur eine Schwester oder ein Bruder verloren geht.
Drittens: Gemeinde ist immer nur dann Gemeinde in Gottes Sinn, wenn es ein Drinnen und ein Draußen gibt. Die Gemeinde darf und muss ihre Mitglieder auf Echtheit prüfen. Sie tut das, weil Sünde ansteckend ist. Und sie tut das, weil sie sich für den, der ausgeschlossen wird, Korrektur wünscht.
Die drei Aspekte von Gemeinde, die der Herr Jesus hier betont, sind eine Sehnsucht nach Heiligkeit, Verantwortung füreinander und klare Grenzen.
Herausforderungen und moderne Tendenzen im Umgang mit Sünde
Es ist für mich interessant zu beobachten, wie diese drei Aspekte in den letzten Jahrzehnten, soweit ich das sehe, an Bedeutung verloren haben. Heute wird eher gepredigt, dass jeder seinen eigenen Weg mit Gott finden muss, dass wir einander bloß nicht richten dürfen und dass Gemeinde möglichst inklusiv sein sollte.
Nun ja, ich bin da skeptisch. Natürlich ist es nicht modern, Sünde beim Namen zu nennen, einander ins Leben hineinzusprechen und unbußfertige Sünde aus der Gemeinde auszuschließen. Es ist weder modern noch attraktiv, aber es entspricht dem Sinn Jesu. Vorausgesetzt, es geschieht wirklich aus Liebe – das ist in diesem Prozess, den unser Herr hier beschreibt, sehr wichtig.
Heuchelei, Machtmissbrauch und Selbstdarstellung haben dabei nichts, absolut nichts verloren. Stattdessen sollten eher Authentizität, Demut und viel Gebet im stillen Kämmerlein im Vordergrund stehen.
Der biblische Leitfaden für den Umgang mit sündigen Brüdern
Aber kommen wir zurück zu unserem Text, Matthäus 18, die Verse 15-17:
„Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin und überführe ihn unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit durch das Zeugnis von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt wird. Hört er auch auf sie nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und ein Zöllner.“
Zwei Aspekte sind mir hier besonders wichtig.
Erstens: Die Korrektur von Geschwistern ist keine Aufgabe, die allein der Gemeindeleitung zukommt. So lesen wir auch im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, die Verse 24-26:
„Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig und duldsam. Er soll die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen und hoffen, dass Gott ihnen vielleicht zur Erkenntnis der Wahrheit gibt und sie wieder nüchtern werden, nachdem sie vom Teufel gefangen wurden, um seinen Willen zu erfüllen.“
Jeder Knecht des Herrn, das heißt jeder Christ, soll lehrfähig sein, damit er Widersacher in Sanftmut zurechtweisen kann. Lehrfähigkeit ist wichtig, weil der sündigende Bruder immer einer ist, der Buße braucht, der neu die Wahrheit erkennen muss, einer, der aus den Schlingen des Teufels gerettet werden soll.
Damit wir ihm helfen können, müssen wir selbst die Bibel kennen. Das ist mein erster Punkt: Korrektur von Geschwistern ist keine Aufgabe, die allein der Gemeindeleitung zukommt.
Prioritäten im Prozess der Korrektur
Zweiter Punkt: Der hier beschriebene Prozess zeigt ein beispielhaftes Vorgehen. Er verdeutlicht, wo die Prioritäten liegen. Zum einen liegt die Verantwortung bei allen, die für den sündigenden Bruder da sind, zum anderen geht es um das liebevolle Gewinnen.
Ich betone das, weil meine Prioritäten meine Vorgehensweise bestimmen. Bitte versteht den Text in Matthäus 18 nicht als einen strikten Drei-Punkte-Plan, den man unbedingt abarbeiten muss, bevor man jemanden aus der Gemeinde ausschließen darf. So ist er nicht gemeint.
Vielmehr soll er uns eine Vorstellung davon geben, wie herausfordernd es sein kann, richtig mit Sünde umzugehen. Im konkreten Einzelfall dürfen wir natürlich von der beschriebenen Vorgehensweise abweichen, wenn wir dadurch die Chance auf Buße erhöhen.
Hier steht nicht, dass wir immer genau diese drei Schritte und nur diese drei Schritte gehen müssen. Das ist nicht die Aussage, die der Herr Jesus treffen möchte. Vielmehr will er seinen Jüngern die Wichtigkeit der Konfrontation und die Bedeutung von Diskretion vermitteln.
Wie in allen Dingen sollen wir auch beim Thema Sünde mit dem Bruder so umgehen, wie wir es uns für uns selbst wünschen würden. Was würde ich mir für mich wünschen, wenn ich dem Teufel auf den Leim gehe? Ich würde mir Geschwister wünschen, die sich alle Mühe geben, mich zu warnen, und die gleichzeitig dafür sorgen, dass mein Fehler sich nicht in der ganzen Gemeinde herumspricht. Es geht also um Konfrontation und Diskretion.
Konsequenzen bei unbussfertiger Sünde
Und was geschieht, wenn der Sünder nicht hört, auch nicht auf die Gemeinde? Dann verliert er seinen Status als Teil der Ekklesia des Messias.
In Matthäus 18,17 heißt es: „Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner.“
Grobe Sünde und die Behauptung, ein Christ zu sein, schließen sich gegenseitig aus. Wer unbußfertig darauf besteht, dass sündiges Verhalten in Ordnung sei, mag modern und progressiv erscheinen und für den Moment genau das sein, was man sich wünscht. Doch Vorsicht!
Wir können uns selbst betrügen. Und wir können uns einer Gemeinschaft anschließen, die uns in unserem Selbstbetrug bestätigt. Aber dem Urteil, das längst über uns gesprochen ist, können wir nicht entgehen.
Die biblische Sicht auf scheinbare Christen in Sünde
Was sagt Gottes Wort über Menschen, die behaupten, Gott zu kennen, es ihnen aber egal ist, seine Gebote zu halten?
1. Johannes 2,4 sagt: Wer sagt, ich habe ihn erkannt und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die Wahrheit. Wer sich Christ nennt und Gottes Gebote nicht hält, der ist ein Lügner.
Das ist auch der Grund, warum Jesus an anderer Stelle fragt: Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich sage?
Lasst uns eine Sache gut verstehen: Unser Lebensstil, also unsere Werke, zeigen, wer wir sind. Paulus kann deshalb über Irrlehre auf Kreta schreiben: Titus 1,16 – Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich, ungehorsam und zu jedem guten Werk ungeeignet.
Wir sind das, was wir tun. Wir sind nicht das, wofür wir uns halten.
Dort, wo Gemeinde auf Geschwister trifft, die sich für Christen halten, aber unbußfertig grobe Sünde tun, muss die Gemeinschaft diesem Pseudochristen deutlich machen, was sie wirklich sind – nämlich Heiden und Zöllner, also Ungläubige und Sünder.
Persönliche Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Überlege, ob es grobe Sünden in deinem Leben gibt.
Wenn du etwas findest, dann lass es sein und suche dir Hilfe.
Das war es für heute. Wenn dir Frogwords gefällt, erzähle doch einer Person davon.
Der Herr segne dich, lass dich von seiner Gnade erfüllen und lebe in seinem Frieden. Amen.
