Herr Präsident! Ich habe zu diesem Thema auf den Malachi-Konferenzen bereits mehrfach Seminare gehalten und merke jedes Mal, wie wichtig es ist. Natürlich sind es dann nicht mehr so viele Teilnehmer, weil die meisten das schon gehört haben und hoffentlich auch jetzt praktizieren, also erhörlich beten.
Wir haben ja gestern Abend gehört, dass Frau Wolfgang Bühne besonders Wert auf die Länge des Gebets legt. Mein Schwerpunkt liegt jedoch ganz anders, was Sie auch merken werden. Damit will ich nicht sagen, dass das, was wir gestern hörten, keine Bedeutung hätte. Aber ich persönlich bin überzeugt, dass die Länge des Gebets nicht der entscheidende Punkt ist. Darüber werden wir auch in unserem Kreis noch einmal sprechen, damit wirklich deutlich wird, worum es beim Beten geht und was das Entscheidende ist.
Natürlich glaube ich schon, dass jemand, der erhörlich betet, in der Regel auch Zeit fürs Gebet hat. Das möchte ich nicht ganz ausklammern. Aber die Annahme, je länger wir beten, desto mehr Gebetserhörung zu erfahren, ist ein Trugschluss. Die Gefahr besteht, wenn man da nicht richtig zuhört, dass wir den katholischen Weg gehen.
Was die römisch-katholische Institution von den protestantischen Kirchen unterscheidet, ist unter anderem, dass bei ihnen das Gebet einen höheren Stellenwert hat als das Wort Gottes. Das darf auf keinen Fall der Fall sein. Das Wichtigste in unserem Leben ist Gottes Wort, und das Gebet ist die Antwort darauf. Das bedingt sich gegenseitig, aber alles beginnt mit dem Wort Gottes.
Das ist also eine ganz entscheidende Sache, und das werde ich jetzt auch versuchen zu beweisen – sagen wir mal etwas vorsichtiger – durch verschiedene Hinweise, die Gottes Wort uns gibt. Diese zeigen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Gott unsere Gebete erhören kann.
Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen im Gebet
Der Anlass für diese Überlegung und auch für die Schrift, die ich verfasst habe – „Erhörliches Gebet“, die als Sondernummer des Malachi-Kreises herausgegeben wird –, war folgender:
Vor vielen Jahren habe ich die Zentralafrikamission gegründet und in Verbindung damit auch mit der Emmaus-Fernbibelschule gearbeitet. In den ersten Jahren erhielt ich die Zuschriften der Teilnehmer noch selbst. Ich korrigierte die Kurse und unterschrieb sie. Dabei fiel mir bei verschiedenen Teilnehmern auf, dass sie keine Gebetserhörung hatten.
Ein Teilnehmer schrieb zum Beispiel: „Bruder Martin, jetzt habe ich so intensiv gebetet.“ Offensichtlich hatte er sehr lange und ausdauernd gebetet. Er schrieb, dass er doch endlich mal sechs Richtige im Lotto gewinnen möchte – und immer noch nichts passiert sei. Er war zutiefst betrübt. Das war kein Witz. Zwar klang es etwas komisch, aber er meinte es wirklich so. Ich fragte mich, woran das lag.
Er hatte fest geglaubt, und die Bibel sagt ja: „Wahrlich, werdet ihr es empfangen.“ Doch da steht auch etwas davor, was wir zu glauben haben. Und es geht nicht um sechs Richtige im Lotto, sondern um ganz andere Dinge.
Ein anderer Teilnehmer schrieb, dass er seit Jahren bete, dass Gott ihm die richtige Frau gibt, und es klappt einfach nicht. Ein Dritter war arbeitslos geworden und fand keine neue Arbeit. Ein Vierter hatte dies oder jenes Problem.
Dann wurde mir klar: Es war nicht immer so primitiv formuliert, wie es die Deutschen vielleicht ausdrücken würden, denn es handelte sich bei den Teilnehmern meist um Afrikaner. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass man in Afrika Lotto spielt. Die Deutschen formulieren das wohl etwas anders, aber sehr oft steckt hinter solchen Gebetsanliegen das gleiche Prinzip: Ich bitte Gott um etwas, und mein Vater im Himmel hat nichts Besseres zu tun, als sofort genau das zu tun, was ich ihm sage.
Ich sage es jetzt mal etwas burschikos. Dabei wurde mir klar: So funktioniert es nicht. Denn die Heiligkeit Gottes spielt eine sehr große Rolle, wenn es um Gebetserhörung geht. Ebenso wichtig sind der Plan Gottes für unser Leben und vor allem Gottes Wort.
Das werden wir gleich noch merken. Es ist entscheidend, dass wir so beten, wie uns die Bibel lehrt – also das Beten anhand der Bibel ausrichten.
Gebetspraktiken in anderen Religionen und deren Grenzen
Was meint ihr, wie viel die Buddhisten beten, die Schamanen und die tibetischen Mönche?
Ich war vor einigen Jahren einmal in einem Nonnenkloster untergebracht. Das ist eine eigene Geschichte, die ich jetzt aber nicht im Einzelnen erzählen möchte. Morgens, sehr früh, wurde ich durch das viele Gemurmel in den anderen Zellen geweckt. Ich war ebenfalls in so einer Zelle untergebracht, und um mich herum murmelten alle ihre Gebete.
Dort wird wirklich sehr viel und sehr ausdauernd gebetet. Die Gebete dauern oft Stunden oder sogar die ganze Nacht. Auch bei unseren Freunden im charismatischen Lager kennt man Gebetsnächte. Trotzdem ist es nicht oft so, dass sich tatsächlich Dinge bewegen, die vom Herrn sind.
Vielleicht geschieht manches, aber die Frage ist, ob es wirklich das ist, was der Herr tun möchte. Die Lautstärke ist dabei auch nicht entscheidend. In manchen Gemeinden wird sehr laut und heftig gebetet.
Ich habe das schon öfter erlebt, besonders in Afrika, wo ich in Sofings-Gemeinden war. Dort baten sie mich, etwas über die Geistestaufe zu sagen. Ich sage ihnen dann oft: Stellt euch vor, Gott wäre schwerhörig geworden. Da braucht ihr euch gar nicht so anzustrengen. Es gibt ganz andere Voraussetzungen, die wir erfüllen müssen, damit der Herr unsere Gebete erhört.
Die zentrale Voraussetzung: In Christus bleiben
Die Hauptvoraussetzung steht im Johannesevangelium Kapitel 15, Vers 7. Ich lese mal vor, wie es bei mir in der alten Elberfelder Übersetzung steht. Jesus spricht hier zu seinen Jüngern: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“
Wenn wir jedoch den ersten Teil weglassen, heißt es nur noch: „Ihr werdet bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ Dann haben wir zwar ein Bibelwort korrekt zitiert, aber nicht vollständig, denn es gibt eine Bedingung – beziehungsweise zwei. Ich glaube, dass es eine ist, wenn Jesus sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben.“ Der Zusatz „meine Worte in euch bleiben“ erklärt, wie man in Jesus bleibt – durch sein Wort. Das ist das Entscheidende.
Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen! Wer weiß, wo das steht? Wunderbar, das ist ja fein. Ich hätte fast gesagt, gleich werde ich das noch mal fragen, aber es wird ja jetzt keine Wiederholung sein. Das habe ich noch nicht erlebt, dass das Dreckmeere wie aus der Pistole geschossen antworten. Genau darum geht es: das Wort des Christus. Und das ist natürlich die ganze Bibel. Die ganze Bibel hat der Herr durch seinen Geist inspiriert.
Das Wort des Christus soll reichlich in euch wohnen. In der Weise lebt er in uns und wir in ihm. Es geht also darum, dass wir in Christus bleiben. Und das bedeutet jetzt – sage ich mal etwas provokativ, damit der Letzte, der noch etwas von seiner Siesta heute Mittag nicht ganz losgeworden ist, wach wird: Wir müssen die Geistestaufe haben.
Jetzt sind wir alle aufgewacht, weil einige befürchten, dass sie ein Charismatiker sein könnten. Nun, ein Charismatiker im klassischen Sinne bin ich nicht. Aber in dem Sinne, wie wir es alle sind, sofern wir wiedergeboren sind, haben wir alle den Heiligen Geist empfangen. Die Geistestaufe ist nichts anderes als die Wiedergeburt. Sie ist nur eine andere Seite der Wiedergeburt.
Das wird in 1. Korinther 12, Vers 13 beschrieben: „Durch den Geist sind wir alle zu einem Leib getauft.“ In der Wiedergeburt kommen wir zur Familie Gottes. Wir werden Glieder in der Familie Gottes, Brüder und Schwestern im Herrn, weil das eine Geburt ist – in die Familie hineingewachsen, geboren.
Bei der Geistestaufe geht es um Gliedschaft, und zwar am Leib Christi. Durch die Geistestaufe werden wir Glieder am Leib Christi. Man kann das eine nicht ohne das andere haben. Wenn ich also bei Pfingstlern frage und sage: „Ist es möglich, zur Familie Gottes zu gehören, also wiedergeboren zu sein, ohne zum Leib Christi zu gehören?“ – dann ahnen sie natürlich noch nicht, was ich damit bezwecke. Und alle rufen dann ganz laut: „Nein, unmöglich!“
Seht, und dann sage ich ihnen: „Dann habt ihr damit gerade selbst bewiesen, dass die Geistestaufe kein zusätzliches Erlebnis zur Wiedergeburt ist.“ Denn genau das wird ja in Pfingstkreisen und charismatischen Kreisen gelehrt: Geistestaufe kommt später als die Wiedergeburt. Aber wenn ich wiedergeboren bin, bin ich auch geistgetauft.
Mit anderen Worten: Wenn ich zur Familie Gottes gehöre, gehöre ich auch zum Leib Christi. Familie Gottes spricht von Verwandtschaft, Brüder und Schwestern im Herrn. Deswegen verstehen wir uns auch so gut, auch wenn wir in der Theologie vielleicht den einen oder anderen Schwerpunkt anders setzen. Das haben wir auch heute wieder gehört. Aber wir gehören zur selben Familie. Wir haben denselben Vater im Himmel, unseren Gott und Vater in Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
In der Geistestaufe geht es um die Funktion. Welche Funktion haben wir als Geistgetaufte, als Geistbegabte, als solche, die eine Gabe des Heiligen Geistes haben und die wir im Leib Christi einsetzen sollen? Deswegen die Geistestaufe.
Das heißt: Ich kann nur in Christus bleiben, wenn ich neues Leben habe, wenn ich zu ihm gehöre. Deswegen ist die erste Voraussetzung überhaupt, damit der Herr unsere Gebete erhöht – und zwar dauerhaft erhöht –, dass ich wiedergeboren bin. Aber eben dann auch als Wiedergeborener in der Gemeinschaft mit dem Herrn bleibe. Das ist das Leben in der Heiligung.
Darauf werden wir später als letzten Punkt noch einmal zurückkommen, weil er so wichtig ist. Aber hier geht es um die grundsätzliche Frage: Gehöre ich dem Herrn und lebe ich mit dem Herrn? Ja, einer der Brüder hat gesagt: „Die Bekehrung ist der Anfang und jetzt geht es weiter.“ Bekehrung ist der Startschuss, und jetzt folgt der tägliche Wandel mit dem Herrn. Das haben wir gestern sehr ausführlich gehört. Das meine ich damit: in Christus bleiben.
Und in Christus bleiben tue ich in dem Maße, wie sein Wort in mir wirkt, wie ich mich mit seinem Wort beschäftige.
Die Bedeutung des Wortes Gottes im Gebetsleben
Und da ist natürlich die erste Frage an uns: Welchen Stellenwert hat die Lektüre des Wortes Gottes? Wie viel Zeit widme ich dem Studium der Bibel?
Ich frage nicht, wer zur Bibelschule gegangen ist oder Theologie studiert hat. Das ist nicht die entscheidende Frage. Vielmehr braucht jeder Christ den täglichen Umgang mit Gottes Wort. Sei es, dass ich in der Bibel lese – dafür kann man gar nicht genug Zeit aufwenden. Im Wort Gottes steht sehr viel darüber, dass auch die Länge der Bibellektüre eine wichtige Rolle spielt.
Als Josua ins Land hineinging, erschien ihm Gott und sagte: „Lass das Wort auf deinem Herzen sein und auf deiner Stirn.“ Denke darüber Tag und Nacht nach. Ständig soll das Wort Gottes dich bewegen. Das ist die Beschäftigung mit dem Wort Gottes.
Können wir uns selbst fragen, wie viel Zeit wir mit der Heiligen Schrift verbringen? Wie viele Verse können wir auswendig? Ich hoffe, das sind Hunderte. Wenn nicht, ist das einfach zu wenig – es sei denn, jemand hat gerade erst begonnen, dann kann er natürlich noch nicht so viel. Aber eben das ist eine entscheidende Frage: Die erste Voraussetzung ist, dass ich zu Christus gehöre und sein Wort in mir bleibt.
Das bedeutet, dass ich mich wirklich intensiv und ausdauernd mit dem Wort Gottes beschäftige, es unter Gebet lese und den Herrn bitte, dass er mir die Augen des Herzens öffnet, damit ich sein Wort verstehe. Ich glaube, das haben wir alle verstanden.
Wir haben also insgesamt sieben Voraussetzungen. Das war jetzt die erste.
Nun gehen wir weiter. Auch von Johannes gibt es in seinem ersten Brief einen sehr interessanten Hinweis auf Gebetserhörung. Er steht in 1. Johannes 5,14-15: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, dass wir das erbeten haben, dass wir von ihm erbeten haben.“
Gebet im Einklang mit Gottes Willen
Das klingt etwas umständlich formuliert, obwohl man so etwas eigentlich nicht sagen darf. Es wirkt ein wenig kompliziert, wenn man es so hört. Ich versuche es jetzt mit meinen eigenen Worten.
Aus der Gebetserhörung können wir den Schluss ziehen, dass wir in Bezug auf das, worum wir den Herrn gebeten haben, genauso gedacht haben wie Gott. Wir hatten dieselbe Haltung dazu. Wir haben also etwas vom Herrn erbeten, das er uns auch geben will, weil es in seinem Sinne ist. Wir haben entsprechend seinem Willen gebetet.
Aber wie können wir das tun, wenn wir seinen Willen nicht kennen? Und woher lernen wir seinen Willen kennen? Wenn ich jetzt mal Charismatiker wäre, würden sie sagen: Visionen, Nachgesichte, ekstatische Erlebnisse. Nein, sage ich, das ist nicht der gewöhnliche Weg.
Wir lernen Gottes Willen durch sein Wort kennen. Wir müssen genau dasselbe tun wie beim ersten Mal. Um in Jesus zu bleiben – ich wiederhole mich ganz bewusst, damit das bei uns ankommt – müssen wir in seinem Wort zuhause sein, das Wort Christi reichlich in uns wohnen lassen.
Um den Willen Gottes zu erkennen, müssen wir ebenfalls in die Bibel hineinschauen und so seinen Willen kennenlernen. Das heißt: Wenn wir die Bibel lesen, tun wir das unter zwei Gesichtspunkten.
Der erste und nach meinem Dafürhalten wichtigste ist, Jesus kennenzulernen und ihm näherzukommen. Wir suchen also den Herrn in der Schrift. Das zweite, ebenfalls ungeheuer wichtig, ist, den Willen Gottes kennenzulernen.
Für die Brüder unter uns, die schon im Predigtdienst tätig sind, habe ich einen schönen Tipp: Man kann einen wunderschönen und sehr hilfreichen Vortrag zum Thema Wille Gottes halten, indem man diesen Ausdruck im Neuen Testament sucht.
Zum Beispiel: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ Oder: „Es ist der Wille Gottes, dass wir durch Gutes tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringen.“ Wisst ihr, wo das steht? Das ist weniger bekannt: 1. Petrus 2.
Oder: „Der Wille Gottes ist, dass wir in allen Dingen danken“, zum Beispiel. Und noch verschiedene andere Stellen. Ihr merkt schon, „dein Wille geschehe“ kann man auch aus dem Vaterunser nehmen. Daraus ergibt sich ein wunderschöner Vortrag.
All das dient dazu, dass die Herzen der Geschwister wirklich von dem Plan Gottes erfüllt werden und sie Zuversicht bekommen, dass dieser Plan in unserem Leben Wirklichkeit werden kann – also den Willen Gottes erkennen wollen.
Darüber hinaus gibt es natürlich viele andere Stellen, wo nicht direkt steht: „Das ist der Wille Gottes“, aber wo wir durch die Gebote erkennen, dass es sein Wille ist. Das ist wichtig.
Das merken wir an vielen Stellen. Ich nehme nur eine heraus: Am Ende der Bergpredigt sagt Jesus, dass nicht alle, die zu ihm sagen: „Herr, Herr“, ins Reich der Himmel eingehen, sondern nur die, die den Willen seines Vaters tun.
Und dann wird erklärt, wer den Willen seines Vaters tut. Wir müssen lernen, so zu beten, dass unser Gebet, unser Anliegen, das, was wir vor Gott bringen, seinem Willen entspricht.
Aktuelle Beispiele für Gebetsinhalte und deren biblische Bewertung
So, jetzt bringe ich mal ein ganz aktuelles Bild. Wenn ich an meine lieben Geschwister von Pfingstern denke, da gibt es auch wirklich viele echte Kinder Gottes. Es gibt auch manches andere, aber wir wollen jetzt mal das Positive sehen.
Sie sind so erfüllt von dem Gedanken, dass es eine Geistausgießung weltweit geben wird. Und sie beten darum. Reinhard Bonnke hat groß und vollmundig verkündet, wie es seiner Art entspricht, dass vor etwa 15 bis 20 Jahren auf der Frankfurter Feuerkonferenz der Geist Gottes in Deutschland ausgegossen würde.
Ich glaube schon, dass Geister ausgegossen wurden, aber der Geist Gottes war es nicht. Da haben wir ganz andere Geister erlebt. Wenn ich um eine weltweite Erweckung bete, dann bete ich um etwas, was die Bibel nicht verheißt. Gott wird dieses Gebet nicht erhören.
Daran erkennen wir, wie wichtig die Bibelkenntnis ist, denn Jesus sagt, dass es für das Ende der Zeit, bevor er wiederkommt, weltweit Verführung geben wird, nicht Erweckung.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Gott nicht vielleicht in unserem Umfeld Erweckung geben könnte, im kleineren Rahmen. Das erleben wir in unserem Missionswerk. Wenn ihr euch noch nicht bedient habt, nehmt das ZAM Journal da oben mal mit. Wir erleben das.
Im Augenblick erleben wir das in Äthiopien, so etwas Großartiges wie kurz vorher auf Haiti. Bindig Peters ist mal in eine der neu gegründeten Gemeinden gereist. Er hat uns dann gesagt: So etwas wie in Haiti habe ich in der ganzen Welt noch nicht angetroffen. So etwas gibt es.
Aber es ist auch ziemlich schnell wieder vorbei. Im Augenblick ist es in Äthiopien, jetzt fängt es gerade in Malawi an. Immer wieder werden irgendwo Türen geöffnet. Plötzlich wirkt der Geist Gottes in einer Weise, dass wir nur staunen können.
Wir können dem Anfang kaum nachkommen. Die Leute wollen alle mehr wissen, sind offen fürs Evangelium. Aber weltweit ist keine Spur davon. Gemessen an der Weltbevölkerung ist das, was sich da tut, winzig. Trotzdem ist es vor Ort schon etwas Gewaltiges.
Das heißt, wir dürfen Gott schon etwas zutrauen in diesem regionalen Rahmen. Auch vielleicht für die eigene Familie, Verwandtschaft, für die eigene Gemeinde, dass es Wiedererweckung gibt, Belebung – das dürfen wir schon erwarten.
Aber wenn wir um eine weltweite Erweckung beten und fest daran glauben, dann können wir noch so fest glauben, wie wir wollen: Wir glauben an etwas, was Gott nicht verheißt, und deswegen wird es sich nicht erfüllen.
Ich glaube, dass unser Vater im Himmel sehr traurig ist über solche Gebete, weil man offensichtlich sein Wort nicht ernst nimmt oder es falsch versteht.
Dass es weltweit noch Erweckung geben wird, das sagt Gottes Wort schon. Aber es ist ganz eindeutig in Verbindung mit Israel, mit der Rückführung des Volkes Israel ins Land der Väter zu Beginn des Tausendjährigen Reiches.
Da wird die ganze Welt erfüllt sein vom Geist des Herrn – wie die Meereswogen den Meeresboden bedecken, so wird die Welt erfüllt sein durch den Geist des Herrn. Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches wird es nur wiedergeborene Menschen geben, wie auf der Erde. Alle anderen werden vernichtet werden.
Ja, da merkt man schon, wie wichtig es ist, dass man im Rahmen der Schrift bleibt, also nach dem Willen Gottes betet. Wir wollen uns bemühen, den Willen Gottes kennenzulernen.
Das Gebet im Namen Jesu
Jetzt blättern wir wieder zurück ins Johannes-Evangelium. Der Herr befindet sich auf dem Obersaal, wo er den Jüngern etwas sagt. In Kapitel 15 haben wir eben begonnen, nun schauen wir hinein in Kapitel 16, Vers 23.
Ihr redet immer noch zu den Jüngern, es ist also die Abschiedsrede auf dem Obersaal, so nennt man das. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.
Im Namen Jesu beten. Nun, es gibt manche Geschwister, die beten in der Regel zum Vater und am Ende ihres Gebets sagen sie: Das bitten wir im Namen Jesu Christi. Und das ist auch ein gutes Ende. Das möchte ich also in keiner Weise schlechtreden. Etwas Besseres können wir gar nicht tun.
Nur darf es nicht zur bloßen Formel werden. Es muss wirklich von Herzen kommen, aus der Dankbarkeit, dass Jesus uns den Weg zum Vaterherzen Gottes gebahnt hat. Ich glaube, dass der Herr das hier auch unter anderem meint.
Was er natürlich in erster Linie meint, kann man so vergleichen: Wenn ein Prokurist einen Vertrag mit einer anderen Firma aufsetzt, dann kann er auch im Auftrag unterschreiben. Dann steht sein Name darunter, nämlich für den Inhaber der Firma. Der Prokurist ist dazu berechtigt. Wenn jedoch ein Azubi das macht, ist er schneller draußen, als er denkt. Er ist nicht dazu berechtigt.
Hier geht es also um die Berechtigung. Wir haben das Recht, als Menschen so zum Vater im Gebet zu kommen, als ob sein eigener Sohn sich an ihn wendet. Ist das nicht eine ungeheure Würde, die Gott uns zugedacht hat?
Sollten wir da noch fehlen in der Gebetsversammlung, wenn wir im Namen Jesu vor den Thron der Gnade treten und unsere Anliegen vorbringen?
Wenn der Prokurist jetzt aber einen Vertrag aufsetzt, der gar nicht im Sinne des Inhabers ist, wird er gefeuert. Der Prokurist muss genau wissen, was der Inhaber der Firma will.
Das heißt: Wenn wir im Namen Jesu beten, dann ist das nur ein Gebet in seinem Namen, wenn es mit dem Willen des Herrn übereinstimmt, mit seinen Wünschen und Plänen. Wir müssen also so beten, wie Jesus, unser Herr, an unserer Stelle beten würde.
Um im Namen Jesu zu beten, müssen wir eines tun: Wir müssen den Herrn besser kennenlernen. Je besser wir ihn kennen, desto eher beten wir in seinem Sinn.
Ein Beispiel: Jemand hat mit den sechs richtigen Lottozahlen gebetet. Er hätte nie so gebetet, wenn er den Herrn besser gekannt hätte. Das war auch noch ein Anfänger in unserem Bibelkurs; sonst wäre das ja schlechte Reklame dafür.
Ich weiß nicht genau, was aus ihm geworden ist, ich habe den Kontakt später verloren. Aber wenn er den Herrn kennengelernt hätte, wüsste er, dass der Herr gesagt hat, man solle zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachten – und nicht nach den Schätzen dieser Erde und solchen Dingen. Das wäre ihm ganz klar geworden.
Also: Im Namen Jesu beten heißt, so zu beten, wie der Herr an unserer Stelle in dieser Situation beten würde. Deswegen müssen wir ihn kennenlernen.
Das ist also dasselbe wie bei Punkt eins: wieder in die Schrift hineingehen und in diesem Fall sein Gebetsleben studieren.
Dafür hat übrigens Wolfgang Bühne ein sehr empfehlenswertes Buch geschrieben über das Gebetsleben Jesu. Das könnt ihr euch noch anschaffen.
Schaut euch an, wie der Herr gebetet hat, wann er gebetet hat, wofür er gebetet hat und so weiter und so fort.
Zusammenfassung der ersten drei Voraussetzungen für Gebetserhörung
Nun haben wir die ersten drei Voraussetzungen, die zugleich die wichtigsten sind. Jetzt folgen noch einige konkrete Beispiele.
Ich wiederhole noch einmal: In Jesus bleiben bedeutet, dass seine Worte in uns bleiben. Außerdem sollen wir nach dem Willen Gottes beten und im Namen Jesu beten. Übrigens gibt es bei den letzten beiden Punkten ein sehr schönes Ergebnis. Ich weiß nicht, ob ich das hier notiert habe: Wenn wir im Sinn des Herrn, also nach dem Willen Gottes, beten, sagt Johannes, dann wissen wir, dass wir das Erbetene erhalten haben.
Das bedeutet, dass Gebetserhörung auch eine geistliche Diagnose darüber ist, wo wir stehen. Wenn wir wenig Gebetserhörung erleben, stehen wir nicht gut – das ist nicht normal. Wir sollten jeden Tag Gebetserhörung erfahren. Das sind nicht immer gewaltige Erhörungen, sondern manchmal ganz einfache.
Zum Beispiel können wir beten, dass uns das Essen gut schmeckt und uns auch bekommt. In Afrika muss man zweimal beten: einmal, dass das Essen gut heruntergeht, und einmal, dass es auch drin bleibt. Dann hat man schon Gebetserhörung.
Oder wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, bete ich auch, dass der Herr mich bewahrt. Wenn ich dann ankomme, danke ich ihm – das ist ebenfalls eine Gebetserhörung.
Das klingt jetzt ganz banal, soll aber zeigen, dass wir ständig Gebetserhörung erleben können, vorausgesetzt, wir beten natürlich. Wenn ich nicht bete, erfahre ich auch keine Erhörung. So einfach fängt das an, und es steigert sich natürlich auf viele andere Dinge.
Ich habe in meinem Buch „Der Afrika war nur der Anfang“ – wer es noch nicht hat, kann es gerne mitnehmen, es kostet nichts – genau aufgelistet, wie wunderbar der Herr manchmal auf die Minute genau das göttliche Timing erfüllt hat.
Dort ist eine Geschichte, bei der meine Frau beteiligt war. Sie musste vom Frankfurter Flughafen abgeholt werden und telefonierte, währenddessen passierte etwas Besonderes: Mehrere Leute hörten das Gespräch mit, obwohl sie eigentlich gar nicht im selben Zimmer sein konnten. Es waren verschiedene Leitungen, und dadurch konnte die Verbindung zum Flughafen hergestellt werden, damit meine Frau, die nicht ganz gesund ist, abgeholt werden konnte.
Das geschah auf die Minute genau! Etwa zehn Minuten vorher hatte eine Gemeinde dafür gebetet. Dann hat Gott eingegriffen. Ihr könnt in dem Buch nachlesen, wie wunderbar der Herr eingreift, wenn wir ihm vertrauen und die Sache ihm überlassen.
So, das waren die ersten drei Voraussetzungen.
Ausdauer und Demut im Gebet am Beispiel der kanaanäischen Frau
Und jetzt kommt eine Begebenheit, die ihr euch mal notieren könnt. Es handelt sich um Matthäus 15,21-28. Wir können sie jetzt nicht lesen, weil wir nicht so viel Zeit haben.
In dieser Geschichte macht der Herr eine Auslandsreise und begegnet einer Frau, die eine kranke Tochter hat. Die Frau wendet sich an den Herrn, Jesus, Sohn Davids, und bittet: „Erbarme dich meiner und heile meine Tochter.“ Doch der Herr stellt sich taub. Könnt ihr euch daran erinnern? Er geht einfach weiter. Die Frau läuft ihm hinterher und ruft immer wieder. Den Jüngern wird das schon unangenehm, und schließlich bleibt Jesus stehen, fragt sie, was sie will. Sie nennt ihr Problem, und dann passiert etwas Interessantes.
Als Kind konnte ich das gar nicht begreifen. Jesus sagt zunächst ein ganz hartes Wort. Er sagt: „Es ist nicht gut, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ Man muss wissen, dass im Griechischen das Wort für „Hunde“ hier Straßenköter meint. Das ist kein kleiner Zwergpinscher oder ein netter Dackel auf dem Schoß, sondern ein Straßenköter. Jesus vergleicht die Frau also mit einem Straßenköter. Er prüft sie auf ihre Demut.
Die Frau antwortet: „Ja, Herr, du hast zwar Recht, aber selbst diese Hunde essen doch vom Tisch ihrer Herren.“ Diese Frau ist also keine Jüdin, sondern eine Fremde. Was sehen wir bei ihr? Wir erkennen zwei Voraussetzungen: Erstens sieht sie hart aus, sie gibt nicht auf. Manchmal müssen wir lange beten. Das heißt nicht zwei oder drei Stunden, sondern vielleicht drei oder zehn Jahre. Wie Georg Müller für seinen Freund vierzig Jahre betete, und der Freund sich erst bei der Beerdigung von Georg Müller bekehrte – obwohl Müller sonst viele Gebetserhörungen erlebt hatte.
Manchmal müssen wir also lange beten, ausharren und dürfen nicht müde werden. Das sehen wir bei dieser Frau. Zweitens zeigt sie Demut. Wir fordern nicht, wir können dem Herrn nicht vorschreiben, was er tun soll. Wir erbitten es von ihm und überlassen ihm auch den Zeitpunkt.
Ich weiß, wie das bei mir war, als ich ungefähr im Alter unseres Jüngsten war. Ich bin in Köln aufgewachsen. In unserem Häuserblock lebte ein Mädchen, das sich gern zum Herrn führen lassen wollte. Ich sprach mit ihr darüber. Sie war nicht ganz unempfänglich, aber irgendetwas stimmte nicht.
Ich war dann in den Ferien bei meiner Großmutter und schlief oben im Heu. In der Nacht fiel mir das Mädchen wieder ein. Ich stand auf, kniete mich vor das Bett und betete für sie. Ich hatte sofort Gedanken, wie sie gerettet werden könnte. Am Glauben hat es also nicht gemangelt.
Als ich nach Köln zurückkam, erkundigte ich mich sofort nach der Frucht meiner Bemühungen. Stellt euch meine Enttäuschung vor: Es war überhaupt nichts. Meines Wissens hat sich das Mädchen nicht bekehrt. Ich weiß nicht, ob sich das mittlerweile geändert hat, aber ich habe es auf jeden Fall nicht erlebt.
Ich war sehr enttäuscht und sagte mir: „Du hast doch von Herzen geglaubt.“ Dann wurde mir im Nachhinein klar: Ich kann Gott nicht vorschreiben, wann er antwortet. Das muss ich ihm überlassen.
Ich habe in meinem Leben Gebetserhörungen erlebt, auch sofortige. Als jemand aus dem Gefängnis befreit wurde, hat eine Gemeinde genau in dieser Zeit, am 13. Mai 1973, für mich gebetet. 14 Tage später kam die Befreiung. Ich habe extra nachgeschaut, ob keine Zeitverschiebung war. Es war genau in dieser Zeit.
Gott kann so eingreifen. Aber ich habe auch für andere Dinge Jahrzehnte gebetet, ohne eine Antwort zu sehen. Offensichtlich keine Antwort. Also müssen wir Gott überlassen, demütig beten. Wir erbitten und erflehen sein Eingreifen, aber wir dürfen glauben: Zu seiner Zeit wird er erhören.
„Wirf dein Brot hin auf die Fläche der Wasser, nach vielen Tagen wirst du es finden.“ Im Prediger 11 steht noch etwas Tolles. Ich weiß nicht, ob euch das schon aufgefallen ist. Einige von euch sind sicher sehr belesen im Wort.
Dort steht: „Wirf deinen Samen aus des Morgens, und des Abends halte deine Hand nicht zurück, denn du weißt nicht, ob dieses oder jenes oder beides zugleich aufgehen wird.“ Was wird nicht erwähnt? Es wird nicht gesagt, dass keines aufgehen wird. In jedem Fall geht etwas auf – entweder der vom Morgen oder der vom Abend beziehungsweise der ganze Tag. Es ist gemeint, nicht müde zu werden.
Die Möglichkeit, dass nichts aufgeht und alles vergeblich wäre, wird nicht einmal angedeutet. In jedem Fall passiert etwas. Für manche Menschen ist das die Botschaft „Vom Tod zum Tod“. Die Bibel sagt aber auch für andere „Vom Tod zum Leben“. Wer es ablehnt, hat die Möglichkeit gehabt. Es war nicht vergeblich.
Keiner kann später Gott vorwerfen: „Du hast mich vergessen.“ Keiner kann sagen, „Es war niemand da, der mich gewarnt hat.“ Das gehört auch dazu.
Also sind wir bei den ersten fünf Punkten: Ausharren, nicht müde werden. Das möchte ich auch den Älteren unter uns sagen, die vielleicht schon lange für ihre Kinder beten. Manchmal haben wir auch Kinder, die für ihre Eltern beten. Nicht müde werden, aber es Gott überlassen, weil er eingreift.
Das sind die ersten fünf Punkte.
Die Bedeutung der Motive im Gebet
Im Jakobusbrief steht: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht betet. Ihr betet und empfangt nichts, weil ihr es in euren Lüsten vergeudet.“ Das ist die Antwort für den Lottomann mit den sechs Richtigen. Wofür wollte er das Geld haben? Er hat mir nicht geschrieben. Ich habe dafür gebetet, damit ich eure Mission unterstütze. Doch er hatte etwas ganz anderes im Sinn. Und Gott hat darauf nicht geantwortet.
Das heißt, beim Gebetserhörung ist das Motiv ganz entscheidend. Wenn zum Beispiel jemand glaubt, er müsse länger beten, vielleicht eine Stunde oder zwei, welches Motiv treibt ihn dazu? Hat er einen Fall, bei dem er denkt, das ist so etwas, wo der Herr Jesus sagt, diese Art fährt nicht aus außer durch Beten und Fasten? Da merken wir schon: Fasten ist schon eine längere Zeit. Er betet länger, nicht nur fünf Minuten. Es liegt ein bestimmter Fall vor, eine ganz spezielle Situation, da muss man länger beten.
Geht es darum, dass dieser Mensch frei wird und dann zur Ehre Gottes sich einsetzen kann? Oder geht es ihm darum, dass die Leute merken, was für ein toller Mensch er ist, weil er sich so angestrengt hat? Die ganz große Gefahr ist, dass wir, weil wir immer wieder betonen, Gebet sei Kampf, das als ein gutes Werk betrachten, das wir aus eigener Kraft tun. Das ist die große Gefahr.
Wenn wir beten, ist es entscheidend, dass wir immer wieder das Erbetene vor Augen haben, das wir von Gott erbeten haben. Und dass wir nie vergessen: Wenn irgendetwas geschieht, ist es die Gnade Gottes, er greift ein. Deshalb beten wir ja, weil wir es aus eigener Kraft nicht können. Wir dürfen uns selbst nicht zu viel zutrauen.
Es kann manchmal sein, dass mir klar wird – und ich habe das auch öfter erlebt in meinem Leben –, dass ich eine Sache vor den Herrn brachte und wusste, er hat sie erhört. Ich habe ihm nur einmal davon gesagt und erlebe dann die Erhörung. Andere Dinge habe ich jahrelang gebetet. Es ist unterschiedlich; wir können kein Schema daraus machen.
Manchmal ist es gerade bei okkulten Dingen ein echter Kampf. Ich habe das vor einiger Zeit in Hamburg erlebt mit einer Frau, die sich Schwester nennt und ganz offensichtlich von einem Geist besessen war. Ich habe mit dieser Frau gebetet, da wurde mir selbst mulmig. Dann sprach der Geist aus ihr mit einer ganz tiefen Stimme, die gar nicht ihre eigene war.
Da habe ich erst einmal gebetet, dass der Herr mich davor bewahrt, dass mir nicht wie den Söhnen des Käfers ergeht. Dann kam der Geist plötzlich auf mich zu. Da hat der Herr mich bewahrt. Es ist dann auch etwas geschehen, wenn auch keine endgültige Befreiung. Ich glaube, den Grund zu kennen: Es ist immer auch ein Problem, ob jemand wirklich frei werden will oder noch an Dingen festhält.
Dass es okkulte Bindungen gibt, ist einfach so. Manche Christen verneinen das und sagen, das gab es nur zur Zeit des Herrn, aber sie kennen nicht die Realität. Man muss nur mal unter den Sintis arbeiten. Ich bin oft bei den Zigeunern; die können einem viele Geschichten erzählen. Ich habe solche Dinge auch in Afrika erlebt und gesehen, wie Gott wirklich wunderbar frei machen kann.
Wir haben Zauberer, ehemalige Zauberer, die mir übrigens gesagt haben, dass sie als Zauberer genau erkennen konnten, wer ein authentischer Christ war, ein echter Christ. Die machten einen großen Bogen um sie, weil sie Angst vor den Christen hatten. Sie sagten, die Christen haben eine viel größere Macht, so wie sie sich das vorstellten, als sie selbst. Sie hatten Angst vor dem Herrn, wie die Dämonen: „Du willst uns vorzeitig in die Hölle schicken. Lass uns bitte in Ruhe!“
Aber wenn es nur ein Scheinkrist war, hatten die Kinder Angst. Interessant, oder? Die konnten das sehr gut unterscheiden.
Das sind die Dinge. Und die ersten sechs – und ich habe ja noch etwas. Wir haben um halb angefangen, oder? Um halb, ja.
Der praktische Umgang mit Gebetshindernissen
Jetzt kommt der siebte Punkt, und dieser ist in Bezug auf die Praxis der ausführlichste. Deshalb behandle ich ihn noch gesondert.
Die ersten sechs Punkte haben wir, denke ich, bereits verinnerlicht: in Christus bleiben, dem Willen Gottes entsprechend beten, im Namen Jesu beten. Was waren noch einmal der vierte und fünfte Punkt? Die Ausdauer beim Beten und das demütige Erfleißen. Der sechste Punkt betrifft die rechten Motive. Das heißt, das richtige Motiv muss die Ehre Gottes sein. Es darf nicht so weit kommen, dass ich mich rühme, jemand zu sein, der viele Stunden im Gebet verbringt. Das ist eine Angelegenheit zwischen dem Herrn und mir.
Wer das anders sieht, soll das gerne weiterhin tun. Das ist auf jeden Fall keine vergeudete Zeit. Aber ich sage noch einmal: Die Länge ist nicht das Entscheidende. Wenn jemand viel betet, zum Beispiel viel Fürbitte tut, braucht er natürlich Zeit. Dann kann eine Stunde schnell vergehen. Wenn ich einige hundert Leute habe, für die ich regelmäßig bete, und ich auch noch spezielle Anliegen kenne, vergeht die Zeit schnell. Das ist natürlich gut.
Es gibt aber auch Menschen, die eine Stunde lang für dieselbe Person beten und immer wieder dasselbe wiederholen. Der Herr sagt jedoch, dass genau das nicht sein soll. Der Vater sieht ins Verborgene, er weiß, welches Anliegen du hast. Er schaut ins Herz hinein.
Wie gesagt, wenn es viele Menschen betrifft oder das Evangelium, wenn es um die Verfolgten geht – das wird gleich mein Thema sein, das Gebet für die Verfolgten – dann müssen wir uns Zeit nehmen. Diese Menschen brauchen unser Gebet. Aber die Hauptsache ist, dass dadurch die Ehre des Herrn gefördert wird und er mich in irgendeiner Weise gebrauchen kann. Darum geht es.
Nun zum letzten Punkt, der im Alten Testament steht. Dort finden wir zum Beispiel Menschen, die eifrig beten, laut und lang, sich aber beschweren, dass Gott nicht hört. Ihr wisst sicher, woran ich denke: Jesaja 59. Jesaja 59,1 sagt: „Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören. Sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“
Ein Stichwort dazu ist Jakobus 5: „Das Gebet des Glaubens, des Gerechten, vermag viel.“ Nicht das lange Gebet oder das Ausdauergebet ist entscheidend. Diese können zwar zusammenfallen, aber ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich habe nichts gegen lange Gebete, wenn sie einen Inhalt haben. Entscheidend ist, dass es ein gerechter Mensch ist, der betet.
Und das ist hier das Problem: die Heiligung, der Wandel in der Heiligung. Damit kehren wir zum ersten Punkt zurück: in Jesus bleiben. Der Wandel der Heiligung bedeutet, abgesondert für Gott zu sein, getrennt von der Sünde. Die Sünde zu hassen und zu lassen, nicht mit ihr zu spielen.
Es sollte im Leben eines Gläubigen nicht so sein, dass er ständig fällt. Natürlich gibt es Rückschläge, aber der Sieg muss zunehmen – das sieghafte Leben. Wir müssen mehr Sieger als Niederlagende sein. Wir werden nie perfekt sein, das sagt die Schrift ganz eindeutig, gerade in 1. Johannes 1 wird das ausgeführt. Dort steht, dass wir immer noch sündigen können. Dann sollen wir die Sünde bekennen – möglichst sofort. Dann haben wir Reinigung und können wieder weitermachen in der Heiligung.
Man darf nicht verzagen, wenn es Rückfälle gibt, aber diese sollten weniger werden. Wir dürfen uns auch gegenseitig dabei helfen.
Jetzt formuliere ich einen Satz, den ich hier auch ausführlich erklärt habe: Der falsche Umgang mit der Sache ist ein großes Gebetshindernis. Am Ende, wie es ja üblich ist, alles positiv zu formulieren, sagen wir: Der richtige Umgang mit dieser Sache ist ein Schritt in Richtung Gebetserhöhung.
Sieben Bereiche des richtigen Umgangs als Gebetshindernisse
Das Erste: Der falsche Umgang mit unserer Zunge ist wahrscheinlich die häufigste Sünde der Gläubigen. Es geht um den Einsatz unserer Zunge. Ich muss mich da auch manchmal korrigieren und mich vor meinem Herrn schämen.
Bei mir ist das Problem, dass ich gern für gute Stimmung sorge. Dabei kommen schon mal Scherze und Ähnliches vor. Das sind zwar keine zweideutigen Scherze, das ist klar. Für einen Gläubigen besteht jedoch die Gefahr, dass das in eine falsche Richtung geht. Die Bibel sagt auch, albernes Geschwätz soll nicht sein. Das ist bei mir zum Beispiel ein Problem. Man muss aufpassen, und wahrscheinlich hat jeder von uns da Schwierigkeiten.
Ich sage das jetzt etwas scherzhaft, aber dahinter steckt ein tiefer Sinn: Wir müssen als Gläubige aufpassen, dass wir nicht bei einer dampfenden Tasse Kaffee die Geschwister durch den Kakao ziehen. Das geschieht sehr leicht, gerade in ersten Kreisen, wo wir es genau nehmen. Da ziehen wir schnell über Leute her, die sich etwas ungewohnt kleiden oder nicht ganz so aussehen wie wir. Vielleicht erlauben sie sich auch Dinge, die wir für gefährlich halten.
Die Bibel sagt, wenn wir wirklich der Meinung sind, müssen wir mit den Betroffenen selbst reden, nicht über sie reden, sondern mit ihnen. Das ist der Weg der Schrift. Es gibt viele Dinge, bei denen wir die Zunge nicht richtig einsetzen. Die Bibel sagt aber auch, wie wir sie richtig einsetzen: zur gegenseitigen Erbauung. „Euer Wort sei allezeit mit Gnade gewürzt“ – wir sind wieder beim Kolosserbrief. Wir sollen den Herrn loben, die Geschwister ermutigen und auch ermahnen. Dafür ist die Zunge da.
Also wir reden nicht in Zungen, aber die Zunge, die wir haben, wollen wir für die Sache des Herrn einsetzen, zu seinem Lobpreis. Wir haben jetzt nicht so viel Zeit, aber jeder kann sich selbst überlegen, was damit gemeint ist. Der rechte Umgang mit der Zunge ist wirklich ein Schritt in Richtung Gebetserhöhung.
Dann gibt es einen Vers in 1. Petrus 3, der direkt vom Gebetshindernis spricht. Das gilt vor allem für uns Männer. Wenn ich ein Eheseminar durchführe, gehe ich ausführlich auf diesen Vers ein. Ich erwähne ihn hier nur kurz:
1. Petrus 3 beginnt mit dem Abschnitt, der den Frauen gilt, dass sie sich den Männern unterordnen. Das kennen wir alle gut. Am Ende steht aber noch etwas für die Männer, in Vers 7: „Ihr Männer, wohnt ebenso bei ihnen mit Einsicht als bei einem schwächeren Gefäß, dem Weiblichen. Gebt ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.“
Hier haben wir die Gebetshindernisse. Es geht um den ehelichen Verkehr, um den Umgang in der Ehe zwischen Mann und Frau und darum, dass der Mann die Frau nicht überfordert. Ich gehe hier nicht auf Einzelheiten ein, weil das nicht unser Thema ist. Ich glaube, die Männer verstehen mich auch so. Wenn wir da nicht darauf achten, werden unsere Gebete verhindert.
In meiner Seelsorge sind viel mehr Frauen als Männer, was für den Seelsorger nicht immer angenehm ist. Aber Frauen öffnen sich leichter, das spricht für sie. Sie können auch leichter das loslassen. Nicht selten, vielleicht sogar am häufigsten, sind es Eheprobleme mit ihren Männern. Ob die Männer dabei immer völlig schuldlos sind, sei dahingestellt. Man bekommt manchmal nicht gerade den besten Eindruck von den Männern dieser Frauen.
Das geht häufig in Richtung Überforderung, dass der Mann zu viel verlangt. Das müssen wir uns selbst fragen. Ganz allgemein können wir sagen: In Verbindung mit der Sexualität ist der falsche Gebrauch der Sexualität ein großes Gebetshindernis. Das gilt natürlich auch für Frauen. Die Sexualität ist eine Gabe Gottes in der Ehe, aber auch dort in Abhängigkeit vom Herrn, niemals außerhalb der Ehe und natürlich nie so, wie es heute in der Welt gang und gäbe ist.
Man sollte das gar nicht erst in den Mund nehmen. Ich vermeide bewusst gewisse Ausdrücke. Die Bibel sagt, dass gewisse Dinge unter Heiligen nicht einmal genannt werden. Bei manchen Menschen darf ich zum Beispiel nicht einmal das, was ich gerade sagte, aussprechen. Schon zu viel für sie.
Allerdings kommen gerade Männer in die Seelsorge und sind froh, wenn ich auch mal auf solche Dinge aufmerksam mache, weil sie niemanden haben, mit dem sie darüber reden können. Aber es gibt auch Grenzen auf diesem Gebiet. Lieber zurückhaltend sein. Wir haben das verstanden: Die Sexualität ist eine Gabe Gottes, die wir für den Herrn einsetzen wollen.
Das Dritte: Der falsche Umgang mit unserem Geld. Ist das denn unser Geld? Nein, es ist anvertrautes Gut, treuhänderisch anvertraut. Wie wir das recht einsetzen können, lesen wir erst in Motto sechs: „Reich zu sein in guten Werken.“ Bei manchen Reichen machen wir da einen Punkt und sagen: Paulus ist unser Mann. Genau, das wollen wir sein: reich. Aber Paulus sagt, reich zu sein in guten Werken, um sich selbst eine gute Grundlage fürs ewige Leben zu sammeln.
Die Bibel sagt nicht, dass wir alle arm sein müssen, wie Franziskus oder so. Aber wir sollen wissen, wenn der Herr uns Güter anvertraut hat, wie wir damit umgehen. Wir hörten von einem Bruder, der sagte, die Deutschen seien die reichsten auf der ganzen Welt. Ich weiß nicht, ob er die Welt allgemein meint oder speziell die Deutschen. Ich habe das fast so verstanden.
Ich meine auch, wir sind nicht die allerreichsten, aber immerhin die drittreichsten. Das ist schon dicke genug, relativ gesehen. Gut, ich gehe mal davon aus, dass hier keine Millionäre sitzen. Aber es geht um das Verhältnis zum Geld und dass wir wissen, dass wir verantwortlich sind für das, was wir für uns gebrauchen und was wir weitergeben dürfen.
Ich kann euch sagen, ich bin manchmal zu Tränen gerührt gewesen. Ich habe dieses Missionswerk lange geleitet und lange Zeit auch Einblick in die Finanzen gehabt. Später habe ich mir die Finanzen nicht mehr so genau angesehen, aber ab und zu doch.
Ich kannte einige Personen, oft Witwen oder solche, die wirklich nicht viel Geld hatten, die erstaunliche Summen gespendet haben. Dann war ich ganz beschämt. Das passiert mir schon mal. Ich bin unterwegs, bekomme das nicht sofort mit, und dann steckt mir eine Schwester etwas in die Tasche. Hinterher merke ich es und frage mich, wer das war.
Einmal war es ein Fünfhunderter-Schein, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte. Ich habe erst mal geprüft, ob das kein Faltgeld war. Da muss ich jetzt wieder aufpassen. Aber oft geben arme Personen oder arme Gemeinden viel mehr als reiche Gemeinden. Das ist sehr interessant!
Man merkt, sie haben das begriffen. Sie sammeln sich etwas fürs ewige Leben, und der Herr merkt sich das. Der Umgang mit dem Geld bietet eine unglaubliche Möglichkeit, allein dadurch, dass wir loslassen, am Reich Gottes mitzubauen. Am unsichtbaren Reich Gottes natürlich, nie in dem Sinne, wie heute oft vom Reich Gottes gesprochen wird.
Das Verhältnis zum Geld ist wichtig. Dann der Umgang mit den Geschwistern: Ich habe das eben schon erwähnt. Nicht übereinander reden, sondern miteinander. Die Geschwister als Chance sehen, die Liebe Gottes, die in unser Herz gegossen ist durch den Heiligen Geist, weiterzugeben. Darüber nachdenken, wie ich dem anderen helfen kann, zum Guten, damit er weiter gefördert wird. Darum wollen wir weiter nachdenken.
Das sechste Thema ist der Umgang mit dem Okkulten. Was das Okkulte angeht: Hände weg davon, überhaupt kein Umgang! Auch nicht mit okkulter Modulmedizin.
Ich weiß, als das Buch von Maria Treben „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ vor dreißig Jahren erschien, habe ich davor gewarnt. In Aussiedlergemeinden war das sehr stark verbreitet, auch in unseren Brüderversammlungen, wo ich herkomme.
Ich habe in einer Aussiedlergemeinde darüber gesprochen und aufgezeigt, dass das ein okkultes Buch ist. Das kann man nachweisen. Wer das nicht glaubt, kann mich später ansprechen. Damals war gerade ein LKW unterwegs nach Russland mit diesen Büchern. An der Grenze wurde er gestoppt. Da dachte ich, wenigstens habe ich mal Erfolg gehabt, dass das nicht alles verteilt wurde.
Irisdiagnose, Homöopathie und all diese Dinge sind okkult untersetzt. Ihr dürft mir das glauben, ich bin medizinisch ausgebildet. Ich habe das auch eine Zeit lang selbst praktiziert, bis ich das erkannte. Von Hahnemann her, Spiritismus und so weiter habe ich mich davon losgesagt.
Grundsätzlich sollte man nichts annehmen von Quellen, deren Herkunft man nicht genau kennt. Ich rate aber auch, beim Arzt, beim normalen Schulmediziner, nur unter Gebet hinzugehen, damit der Herr jede Heilung verhindert, die nicht von ihm ist. Wir wollen nur von unserem Herrn geheilt werden, der das natürlich auch über den Arzt machen kann, aber nicht mit Pendeln oder anthroposophischer Medizin und Ähnlichem. Nein, das brauchen wir nicht.
Ich komme aus einer Familie, in der solche Dinge praktiziert wurden, auch Wünschelruten wurden als natürliche Gabe hingestellt. Das sind keine natürlichen Gaben, da stecken Geister dahinter. Nehmt mir das einfach mal ab, ich habe das wirklich untersucht.
Ich hatte auch schon manche Leute in der Seelsorge, die dadurch große Probleme hatten, auch im Hinblick auf Heilsgewissheit, Depressionen und Ähnliches. Sie haben das auf diesem Sektor oft unbewusst gemacht, wurden aber frei, als sie es erkannten und sich davon lösten.
Also: Mit diesen Dingen nichts zu tun haben. Wir brauchen den Teufel nicht als Helfershelfer. Manchmal ist das ja auch nicht bekannt. Ich glaube auch nicht, dass jeder sofort belastet wird, wenn er keine Ahnung hat, was da passiert. Sonst wären viel mehr Leute belastet, als es tatsächlich sind. Aber es kann kommen, vor allem wenn man davon hört und sich dagegen wehrt. Dann sollte man sich damit auseinandersetzen.
Ich muss mich beeilen, weil wir nicht mehr viel Zeit haben. Das Letzte, und damit haben wir oft in der Seelsorge zu tun, ist die unbekannte Schuld. Das heißt nicht, dass wir sie nicht kennen, sondern dass sie nicht bekannt ist. Notiert euch Psalm 32, dort haben wir die Antwort.
David hat mit Bathseba Ehebruch begangen. Den Mann hat er durch ein Himmelfahrtskommando beseitigt. Danach bekam er eine klassische Depression. Ich möchte sofort sagen: Nicht jede Depression hat diese Ursache. Es gibt mindestens neun verschiedene Ursachen für Depressionen. Das wäre ein eigenes Thema, vielleicht mache ich dazu mal ein Seminar.
Aber eine der relativ häufigen Ursachen ist eigene Schuld, eigenes Versagen. Wenn diese Schuld nicht bekannt wird, wenn sie vertuscht oder unter den Teppich gekehrt wird, dann wird die Sache gefährlich. Das wird im Psalm 32 beschrieben: „Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein Gestöhnen den ganzen Tag.“ Er sagt auch: „Mein Saft wurde vertrocknet.“
Dann sagt er: „Da tat ich dir kund meine Sünde.“ Im selben Vers, und das ist der einzige Vers in der Heiligen Schrift, vor und nach dem Vers steht „Sela“, was eine Pause bedeutet (im Hebräischen). Der Vers ist so gewaltig: David bekennt und nimmt im selben Vers die Vergebung an.
Nach dem Vers schildert er die Wiederherstellung, wie wunderbar, die Gemeinschaft mit Gott. Bei nicht bekannter Schuld gibt es nur eine Hilfe: nicht die Änderung der Ernährungsweise, was auch zu Depressionen führen kann, etwa weniger Salz oder Zucker, sondern vorbehaltloses Bekenntnis.
Und zwar nicht nur dem persönlichen Seelsorger, sofern man einen hat, sondern der Person, bei der man schuldig geworden ist. Das kann etwas kosten, aber anders geht es nicht als durch das Bekenntnis.
Zusammenfassung der Voraussetzungen für erhörliches Gebet
Ich fasse zusammen: Wenn es um erhörtes Gebet geht, ist es wichtig, nah bei Jesus zu sein, den Willen Gottes zu erkennen und dementsprechend zu beten. Im Namen Jesu zu beten, ausdauernd zu beten, demütig zu beten, das rechte Motiv zu haben und in der Heiligung zu stehen, bedeutet auch den rechten Gebrauch der Zunge, des Geldes, der Sexualität, den richtigen Umgang mit den Geschwistern und den Nachbarn.
Ein Punkt, den ich fast vergessen hätte, betrifft den Umgang mit Unbekehrten, den Nachbarn und ähnlichen Menschen. Ebenso gehört der richtige Umgang mit dem Okkulten dazu – nämlich gar kein Umgang damit. Außerdem ist der richtige Umgang mit verborgener Schuld wichtig: sie zu bekennen. Wenn wir diese Dinge pflegen, liebe Brüder und Schwestern, dann werden wir wirklich Gebetserhörung erleben, die uns zum Staunen bringt.
Vielleicht wird der eine oder andere jetzt sagen: „Mensch, das ist aber viel!“ Ob er das alles behalten kann, mag er sich fragen. Vielleicht wundert sich jemand, dass er trotzdem schon Gebetserhörung erlebt hat. Ja, natürlich, der Herr ist sehr geduldig mit uns und lässt uns Zeit. Wir dürfen wachsen, es soll weitergehen.
Natürlich haben wir schon Gebetserhörung erlebt, aber der Herr möchte, dass es mehr wird. Je mehr Gebetserhörung wir erleben, desto mutiger werden wir auch im Bekenntnis, desto freudiger in der Nachfolge und desto zuversichtlicher im Hinblick auf das, was kommen mag. Wir erleben, dass unser Herr uns beisteht, uns nicht im Stich lässt, uns begleitet und festhält. Im Zweifelsfall, wenn wir versagt haben, holt er uns zurück und nimmt uns wieder in seine Gemeinschaft auf.
Ist das nicht wunderbar, dass er so hört und wirkt? Das wünsche ich uns allen vermehrt – auch für mich selbst. Ich rede sehr gerne über dieses Thema, weil ich dabei auch immer zu mir selbst spreche. Diese Dinge beschäftigen mich wirklich.
Ich habe dieses Heftchen dabei, und es liegen noch einige Exemplare oben auf dem Tisch am Eingang. Wer in den Saal kommt, kann sie dort finden. Außerdem gibt es noch ein Buch, das ich hier vorstellen wollte, aber ich habe vergessen, es mitzubringen. Es heißt „Gefährliche Stille“.
Das ist das erste Buch, das wir als Malerikreis herausgegeben haben. Vor etwa drei Jahren hat die Evangelische Allianz einen Leitfaden zur Stille veröffentlicht. Dieser Leitfaden war problematisch. Dort wurden indische Arten von Gebet, richtige Gebetshaltungen und Atemübungen empfohlen – mit der Behauptung, dass man durch die richtige Atemübung zum richtigen Gebet komme. Solche Dinge wurden Evangelikalen empfohlen, die früher doch alle Christen waren.
Da haben wir gesagt: Das können wir nicht einfach so hinnehmen, wir müssen etwas dagegen tun. Deshalb haben wir unser Buch herausgegeben. Leider wurde es boykottiert und nicht ausgeliefert. Deshalb haben wir es über unser eigenes Netzwerk vertrieben. Was noch verfügbar ist, habe ich aufgekauft.
Wer das Buch haben möchte, kann es nur bei mir bekommen. Die Hefte, die oben auf dem Tisch liegen, können kostenlos mitgenommen werden. Dort wird über Fehlentwicklungen in unserer evangelikalen Welt aufgeklärt, aber auch über das rechte Beten. Der entsprechende Artikel ist ebenfalls enthalten.
Wer also das Buch mitnimmt, braucht das Heft nicht unbedingt, es sei denn, man möchte es gerne weitergeben. Ihr könnt euch also mit beidem versorgen.