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Wie praktiziere ich Vergebung?

Matthäus 18,21-35

I. Unfassbare Vergebung

Ein König setzt an, um mit seinen Knechten abzurechnen. Da wurde ihm ein Knecht gebracht, der war ihm 10'000 Talente schuldig. Das ist eine riesengrosse Schuld: Ein Denar entspricht einem Tageslohn. Ein Talent hat einen Wert von 6000 Denaren, so entspricht also ein Talent 6000 Tageslöhnen. Die Schuld betrug aber nicht ein Talent sondern 10'000 Talente. Also ist es eine Schuld von 60 Mio. Tageslöhne. Um diese Schuld zurück zu zahlen, müsste, der Knecht müsste dann 200'000 Jahre arbeiten. Geht man davon aus, dass man 50 Jahre im Leben arbeiten könnte, bräuchte man um diese Schuld abzuzahlen 4'000 Leben.

Reinkarnation

So viele Leben kann kein Mensch bezahlen. Die Reinkarnationslehre basiert genau auf diesen Leben. Die Seelen der Menschen müssen verschiedene Leben für die Reinigung durchlaufen, bis sie dann endlich einmal rein werden. Solche Lehren geben doch ein gutes Zeugnis für die Aussagen der Bibel, denn die Bibel lehrt, dass der Mensch sündig ist und vor Gott nicht bestehen kann. Sie lehrt, dass der Mensch Rettung nötig hat. Dies geschieht aber nicht durch viele verschiedene Leben hindurch. So wie jeder Mensch muß nur einmal sterben, danach kommt er vor Gottes Gericht,(Hebr 9,27)Die Reinigung des Menschen geschieht nicht durch viele Leben, sondern Jesus ist für uns Menschen gestorben, dass wir vor Gott treten können. er hätte dann ja seit Anfang der Welt schon viele Male den Tod erleiden müssen. Nein, jetzt, am Ende der Zeiten, Jesus ist gekommen, um ein für allemal die Sünde der Welt dadurch fortzuschaffen, daß er sich selbst zum Opfer brachte. (Hebr 9,26)So geschieht die Reinigung des Menschen. Alle anderen Ideen sind absolut untauglich!

Konklusionen (28-35)

Der Knecht, der soeben von seiner grossen Schuld befreit wurde, ging hinaus und trifft einen Mitknechten, der ihm 100 Denare schuldig war. Dies entspricht 100 Tageslöhnen. Diese Schuld hätte durchaus innerhalb eines Jahres abbezahlt werden können. Der Knecht geht nun auf seinen Mitknecht zu, als ob nichts geschehen wäre und packt und würgt ihn. Er schreit ihn an: 'Gib zurück, was du mir schuldest!' (Mt 18,28)Der Mitknecht bittet um Geduld und erbarmen, er wolle ihm die Schuld bestimmt zurückzahlen. Der Knecht zeigte kein Erbarmen, sondern lässt ihn ins Gefängnis werfen. Dort soll er seine Schuld abzahlen. Andere Mitknechte waren über dieses Verhalten sehr schockiert, sie konnten nicht begreifen, wie ein Mensch sich so verhalten kann. Sie erzählen alles genau ihrem Herrn. Der König lässt diesen Knecht nochmals kommen und sagt: Er ließ den Mann kommen und sagte: 'Was bist du für ein böser Mensch! Ich habe dir die ganze Schuld erlassen, weil du mich darum gebeten hast. (Mt 18,32) Hättest du nicht auch Erbarmen haben können mit deinem Kollegen, so wie ich es mit dir gehabt habe?' (Mt 18,33) Dann übergab er ihn voller Zorn den Folterknechten zur Bestrafung, bis er die ganze Schuld zurückgezahlt haben würde. (Mt 18,34)Er wird also mindestens 4'000 Leben bezahlen. Das heisst es wird eine ewige Strafe sein, denn mit nichts wird diese Schuld je zu begleichen sein. So wird euch mein Vater im Himmel auch behandeln, wenn ihr eurem Bruder oder eurer Schwester nicht von Herzen verzeiht.« (Mt 18,35)Folgendes haben wir festgehalten:

  • Kein Mensch kann an mir so sündigen, dass seine Schuld grösser ist als die Schuld, die mir Gott vergeben hat.
  • Fehlende Vergebungsbereitschaft wird von Gott nicht nur nicht geduldet, sondern sogar bestraft.

II. Bedenkenswertes zum Thema Vergebung

Es gibt nicht einmal eine zahlenmässige Beschränkung. Denn Petrus fragte ja: Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: »Herr, wenn mein Bruder oder meine Schwester an mir schuldig wird, wie oft muss ich ihnen verzeihen? Siebenmal?« (Mt 18,21)Die Antwort von Jesus ist so direkt wie klar: Jesus antwortete: »Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal!« (Mt 18,22)Rein rechnerisch wären das 490 mal, die Petrus vergeben sollte. Jesus meint damit natürlich nicht, dass Petrus jetzt eine Vergebungsbuchhaltung führen soll und beim 491zigsten Mal nicht mehr Vergeben muss. Jesus sagt damit: Petrus, du musst immer vergeben. Vergebung ist nicht eine Sache der Anzahl, sondern eine Sache der Gesinnung.

Was ist Vergebung?

Aber was ist den eigentlich Vergebung? Vergebung nimmt den Schmerz der seelischen Verletzung an und gibt das Recht auf Vergeltung, Bitterkeit oder Groll auf.[1] Das ist ein Versuch, Vergebung zu definieren. Es geht darum, dass ich den Schmerz und die Verletzung annehme und das Recht auf Vergeltung, Bitterkeit oder Groll in jeder Form aufgebe. Ich bin bereit eine Beziehung mit Dir aufzubauen und ich werde Dir Deine Schuld nicht vorhalten. Genau das tut Gott, wenn er uns vergibt.

Exkurs: Was ist Sünde?

Unterscheiden von Anfechtung und Sünde

Es ist die eigene Begehrlichkeit, die den Menschen ködert und einfängt. (Jak 1,14) Wenn jemand ihr nachgibt, wird die Begehrlichkeit gleichsam schwanger und gebiert die Sünde. Und wenn die Sünde ausgewachsen ist, bringt sie den Tod hervor.(Jak 1,15)

Negative Gedanken

Negative Gedanken sind nicht zwingend Sünde. Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Schwarz Weiß und aus Weiß Schwarz machen, aus Sauer Süß und aus Süß Sauer! (Jes 5,20)

Das biblische Konzept der Vergebung

Wenn die Bibel von Vergebung spricht, dann haben wir es immer mit etwas zu tun, das eingesehen wird. Jemand anerkennt sein Fehlverhalten, so lesen wir im Lukasevangelium. Seid wachsam gegen euch selbst! Wenn dein Bruder - und das gilt entsprechend für die Schwester - ein Unrecht begangen hat, dann stell ihn zur Rede, und wenn er es bereut, dann verzeih ihm.(Lk 17,3) Selbst wenn er siebenmal am Tag an dir schuldig wird, sollst du ihm verzeihen, wenn er kommt und sagt: 'Es tut mir leid!'«(Lk 17,4)Das selbe Prinzip gilt auch bei Gott. Wenn wir unsere Schuld bekennen oder man kann auch sagen anerkenne, dann wird er uns die Schuld erlassen. Wo keine Einsicht vorhanden ist, da ist auch keine Vergebung möglich. Wenn wir aber unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, daß Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen, die wir auf uns geladen haben. (1.Joh 1,9)

Wenn Vergebung nicht möglich ist

Nun folgt unweigerlich die Frage, was geschieht, wenn Vergebung eben nicht möglich ist, was sollen wir dann tun. Paulus gibt auf die Frage eine interessante Antwort. Wenn euch jemand Unrecht tut, dann zahlt es niemals mit gleicher Münze heim. Seid darauf bedacht, vor den Augen aller Menschen bestehen zu können. (Röm 12,17) Nehmt keine Rache, holt euch nicht selbst euer Recht, meine Lieben, sondern überlaßt das Gericht Gott. Er sagt ja in den Heiligen Schriften: »Ich bin der Rächer, ich habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten.« (Röm 12,19) Handelt vielmehr nach dem Wort: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Dann wird es ihm bald leid tun, dein Feind zu sein.« (Röm 12,20) Laß dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!(Röm 12,21)32.

Plädoyer für gesunde Toleranz

Ich möchte hier nochmals ein Plädoyer für eine gesunde Toleranz im Umgang miteinander führen. Aber kein Mensch auf der Erde ist so rechtschaffen, daß er immer richtig handelt und nie einen Fehler macht. (Koh 7,20) Versuche nicht, alles mitzubekommen, was die Leute reden. Was hast du davon, wenn du hörst, wie deine Untergebenen über dich schimpfen?(Koh 7,21) Du weißt doch, daß du selbst oft genug über andere geschimpft hast.(Koh 7,22) Oder wie es Petrus ausdrückt: Vor allem laßt nicht nach in der Liebe zueinander! Denn die Liebe macht viele Sünden wieder gut. (1.Petr 4,8)

Schluss

Er ist genug gestraft mit dem, was die Mehrheit von euch über ihn verhängt hat. (2.Kor 2,6) Jetzt ist es an der Zeit, daß ihr ihm verzeiht und ihn ermutigt, damit er nicht in Verzweiflung getrieben wird. (2.Kor 2,7) Ich bitte euch also: Beschließt, ihn wieder in Liebe anzunehmen!(2.Kor 2,8) Wem ihr verzeiht, dem verzeihe ich auch. Wenn ich hier überhaupt etwas zu verzeihen hatte, so habe ich es um euretwillen vor Christus getan.(2.Kor 2,10) Der Satan soll uns nicht überlisten. Wir wissen doch genau, was für Absichten er verfolgt! (2.Kor 2,11)Christliche Gemeinschaft lebt aus der Praxis der Vergebung. Wo das nicht funktioniert, geben wir dem Satan Raum sein Unwesen zu treiben. Paulus sagt: Seid freundlich und hilfsbereit zueinander und vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt, so wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was ihr ihm angetan habt. (Eph 4,32) Amen.

----------------------- [1] Bobgan: Psychotherapie oder biblische Seelsorge, S. 164.