Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 632: Gesegnete Singles, Teil 2
Die Herausforderung der Ehe und die Perspektive der Jünger
Die Jünger formulieren in Matthäus 19,10: Seine Jünger sagen zu ihm: „Wenn die Sache des Mannes mit der Frau so steht, ist es nicht ratsam zu heiraten.“ Jesus gibt ihnen Recht, merkt aber an in Matthäus 19,11: „Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist.“
Nicht alle verstehen, was die Jünger da gesagt haben. Viele Menschen können sich einfach nicht vorstellen, dass es im Leben mehr geben soll, als den richtigen Ehepartner zu finden, eine Familie zu gründen und irgendwo gemütlich sesshaft zu werden.
Aber es steht auch in der Bibel: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ Das steht in 1. Mose 2,18. Der Text ist keine Aufforderung, unbedingt zu heiraten. Er ist die Begründung für die Erschaffung der Frau. Adam kann den Auftrag, die Erde zu füllen und zu beherrschen, nämlich nicht alleine ausführen. Er braucht dazu eine Hilfe, eine Unterstützung – und zwar seine Eva.
Beide bekommen den Auftrag in 1. Mose 1,28: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan.“
Die Bedeutung des Auftrags im neuen Bund
Gilt der Auftrag dann nicht auch für uns? Zwei Antworten:
Erstens: Ja, und wir haben es geschafft, die Erde ist voll.
Zweitens: Wir leben im neuen Bund. Wir haben einen Herrn, der unsere Prioritäten bestimmt. Wir leben jetzt für ihn, nicht für den Weltbevölkerungsindex.
In 2. Korinther 5,15 heißt es: „Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“
Wenn wir also für den Herrn Jesus leben, dann darf er uns sagen, welchen Stellenwert Kinder und Familie in unserem Leben haben sollen. Damit wird es nicht falsch, eine Familie zu gründen und sesshaft zu werden.
Die ursprüngliche Schöpfungsanweisung zur Vermehrung wird nur der Christusnachfolge untergeordnet. Es geht jetzt eben nicht mehr darum, was wir uns für uns wünschen oder was die Gemeinde oder die Gesellschaft von uns verlangt. Es geht jetzt um das Reich Gottes und um Gottes Gerechtigkeit. Es geht um Mission und Heiligung.
Diese Dinge haben bei Jesus absoluten Vorrang. Und es geht...
Selbstverleugnung und bewusste Entscheidungen in der Nachfolge
In diesem Zusammenhang geht es natürlich auch um Selbstverleugnung. Es bedeutet, bewusst nicht oder nicht mehr das zu tun, worauf man Lust hat oder was als normal gilt.
Wie wir in der letzten Episode gesehen haben, überlegt der kluge Christusnachfolger gut, ob er sich im Hinblick auf Zeit, Fokus, Geld und Kraft auf einen Ehepartner einlässt. Jesus selbst hat das nicht getan.
Paulus bringt diese Spannung treffend auf den Punkt. In 1. Korinther 7,28 heißt es: „Wenn du aber doch heiratest, so sündigst du nicht, und wenn die Jungfrau heiratet, so sündigt sie nicht. Aber solche werden Bedrängnis für das Fleisch haben, ich aber möchte euch schonen.“ Heiraten ist demnach keine Sünde, doch die Nachfolge wird dadurch nicht leichter.
Das gilt besonders dann, wenn sich die Lebensumstände verschlechtern, etwa durch Krieg, Katastrophen oder Verfolgung, die das Leben erschweren.
Die verschiedenen Gruppen der Verschnittenen
Wer erfasst, was die Jünger sagen? Die Verschnittenen. Das sind Menschen, die nicht fähig oder willens sind, eine Ehe einzugehen.
In Matthäus 19,12 heißt es: „Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind, und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind, und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es.“
Jesus beschreibt hier drei Gruppen von Verschnittenen.
Erstens: „Denn es gibt Verschnittene, die vom Mutterleib an so geboren sind.“ Damit meint Jesus Menschen, die aufgrund angeborener körperlicher oder psychischer Einschränkungen nicht fähig sind, eine Ehe im biblischen Sinn einzugehen. Diese Ehe ist auf Exklusivität, Fürsorge und Intimität ausgerichtet. Wen Jesus konkret im Blick hatte, bleibt offen. Doch offensichtlich anerkennt er, dass es in jeder Generation Menschen gibt, denen eine eheliche Bindung nicht möglich ist – wichtig ist, dass dies kein Makel oder moralisches Versagen darstellt.
Solche Einschränkungen zeigen nur, dass wir nicht mehr im Garten Eden leben. Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, das heißt, sie erfüllt nicht mehr in allen Bereichen den von Gott vorgesehenen Zweck. Menschen, die von Geburt an keine Ehe eingehen können, bezeugen durch ihre bloße Existenz die gebrochene Realität nach dem Sündenfall. Für Jesus ist das aber kein Problem, weil für ihn die Erfüllung allen Menschseins nicht in der Schöpfungsordnung, sondern in der Christusnachfolge liegt. Was in den Augen der Gesellschaft ein Drama ist, erweist sich für Jesus als einzigartige Chance.
Zweitens: „Und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind.“ Das sind einerseits echte Eunuchen. Andererseits sind es auch all die Menschen, die durch Missbrauch seelisch so verletzt wurden, dass sie keine eheliche Bindung mehr eingehen können. Auch sie gehören zu denen, die den Wert des Single-Seins erfassen können.
Drittens: „Und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es.“ Hier nun kommen wir zu der Gruppe, die um des Reiches Gottes willen bewusst auf eine Ehe verzichtet. In der Kirchengeschichte gab es einige Gläubige, die diesen Text wörtlich genommen haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Jesus ihn bildhaft versteht.
Wer sich selbst verschnitten hat, lebt bewusst zölibatär. Er entscheidet sich dafür, alle Kraft, Energie und Zeit, die er hat, in das Reich Gottes zu stecken und deshalb auf eine Ehe zu verzichten. Wer es fassen kann, der fasse es.
Die radikale Priorisierung des Reiches Gottes
Die radikale Priorisierung des Reiches Gottes ist ein Thema, das nicht jeder leicht verstehen kann. Als Menschen sind wir auf Zweisamkeit angelegt.
Wir leben in einer sexualisierten Gesellschaft, die uns die Erfüllung sexueller Wünsche als das höchste Gut verkauft. Verzicht wird dabei oft als Defizit gesehen, nicht als bewusste Entscheidung.
Doch Jesus widerspricht dieser Sichtweise. Wer verzichtet – sei es unfreiwillig durch Lebensumstände oder freiwillig um des Reiches Gottes willen – steht exemplarisch für das kommende Zeitalter. In diesem werden wir unverheiratet sein, wie die Engel im Himmel.
Die freiwillige Ehelosigkeit ist dabei keine Abwertung der Ehe. Vielmehr weist sie auf das Reich Gottes hin. Jesus fordert keine Askese für alle, aber er öffnet den Weg für diejenigen, die es fassen können – den Weg, den er selbst gegangen ist.
Abschluss und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Überlege dir ehrlich und ernsthaft, wofür du lebst. Was hat in deinem Leben die oberste Priorität?
Das war es für heute. Bete für die Singles in deiner Umgebung, dass sie die Chancen erkennen und ergreifen, die im auf Christus hin ausgerichteten Alleinsein liegen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
