Bevor wir den Vortrag hören, gibt es zwei Aufgaben.
Erstens: Lies das Buch Nahum jetzt durch und schreibe alle sündigen Nineviten heraus, die du findest. Notiere sie als Stichworte.
Beim Durchlesen oder danach nehmt euch noch einmal Zeit, darüber nachzudenken, welcher andere Prophet neben Nahum ebenfalls über Ninive oder zu Ninive gesprochen hat. Überlege auch, wie sich die Botschaft dieses anderen Propheten von der Nahums unterscheidet.
Das sind die zwei Aufgaben vorweg, bevor wir zum Vortrag kommen.
Atekos Vortrag Nahum trägt den Untertitel „Warum es nicht reicht, eine gläubige Großmutter zu haben, um in den Himmel zu kommen“.
Wir wollen uns heute das Buch Nahum anschauen. Es ist ein Buch, bei dem man mit einem kleinen Schmunzeln sagen könnte, dass es eigentlich den falschen Autor hat. Wenn ich mir den Inhalt des Buches Nahum durchlese, dann hätte es einen Propheten gegeben, der sich von ganzem Herzen gewünscht hätte, dieses Buch zu schreiben. Ich habe eine Ahnung, wer das ist. Genau: Jonah. Richtig!
Jonah wäre jemand gewesen, der dieses Buch gerne verfasst hätte. Bevor wir uns mit dem Buch Nahum selbst beschäftigen, schauen wir uns noch ein paar Verse aus dem Buch Jonah an: Jonah Kapitel 4, Verse 1 und 2. Jonah hat Ninive schon einmal besucht – vielleicht nicht auf dem direktesten Weg, weil er erst woanders hinwollte, dann aber durch das Eingreifen Gottes doch Richtung Ninive geführt wurde.
Wir schlagen also Jonah 4,1-2 auf. Dort lesen wir, dass Jonah mit der Umkehr, mit der Buße, die die Nineviten aufgrund seiner Predigt getan hatten, nicht einverstanden war. Es heißt: „Und es missfiel Jonah sehr, und er wurde sehr zornig. Er betete zum Herrn und sagte: ‚Ach Herr, war das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war? Deshalb floh ich schnell nach Tarsis, denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte und einer, der sich das Unheil gereuen lässt.‘“
Jonah ist also jemand, der Gott als einen barmherzigen Gott im Umgang mit den Nineviten lebt und anerkennt. Und er muss zugeben: Das ist das Allerletzte, was er wollte. So ein Gott, der so mit busfertigen Sündern umgeht – und dazu noch mit den Leuten von Ninive –, das passt überhaupt nicht in sein Konzept.
Das meinte ich, als ich sagte: Nahum ist ein Buch, wie wir sehen werden, in dem es nicht mehr um Buße geht, nicht mehr um Errettung, sondern ein Buch, in dessen Zentrum der Untergang steht – der unabwendbare Untergang Ninives. Das wäre ein Buch gewesen, ganz nach dem Herzen Jonas. So etwas hätte er gern geschrieben.
Aber Gott hat diese Botschaft tatsächlich einem anderen anvertraut.
Ein paar Worte zu Niniveh. Niniveh ist eine der ältesten Städte der Welt. In 1. Mose 10,11 lesen wir, dass sie von Nimrod gegründet wurde. Sie war die Hauptstadt des Großreiches Assyrien. Bevor Niniveh Hauptstadt wurde, war es die Stadt Assur.
Wenn wir weit zurückgehen, in die Epoche der frühen Hochkulturen, wo die Assyrer besonders bedeutsam sind, ebenso wie die Babylonier und vielleicht auch die Ägypter, dann wechseln sich diese Großmächte immer wieder ab. Mal ist die eine Großmacht dominant, dann folgt die nächste, und so weiter.
Auch das assyrische Reich durchlief verschiedene Perioden, in denen es besonders groß und mächtig war. Für die Bibel ist vor allem das sogenannte Neuassyrische Reich von Interesse. Wenn man sich zwei Zahlen merken möchte: Das Neuassyrische Reich begann etwa 745 v. Chr. und dauerte bis etwa 626 v. Chr.
Diese Zahlen müssen nicht exakt im Gedächtnis bleiben. Wichtig ist, dass man weiß, dass das Neuassyrische Reich ungefähr zwischen 750 und 600 v. Chr. lag. In dieser Zeit ist das Reich für die biblische Geschichte von herausragender Bedeutung.
Ein Ereignis verdeutlicht die Macht der Assyrer besonders deutlich. Welches Ereignis ist das? Es ist die Verschleppung des Nordreichs Israel, und zwar nahezu vollständig. Ihr erinnert euch vielleicht daran, dass das Reich Israel nach dem Tod Salomos unter seinem Sohn Rehabeam in zwei Teile zerfiel. Es entstand ein Nordreich mit zehn Stämmen und ein Südreich mit den Stämmen Juda und Benjamin.
Die Geschichte dieser beiden Teile Israels verläuft über weite Strecken parallel und ist von Gottlosigkeit geprägt. Das Südreich steht jedoch etwas besser da. Gott greift strafend zuerst im Nordreich ein, indem die Assyrer im Jahr 722 v. Chr. kommen und die ungläubigen Einwohner des Nordreiches deportieren.
Damit wird das Nordreich von den dort lebenden Israeliten entvölkert. Der Begriff „Jude“ leitet sich ja eigentlich vom Stamm Juda ab, also von den Israeliten des Südreichs. Die Assyrer siedeln andere Völker in das Gebiet des Nordreiches an.
Aus diesen neu angesiedelten Gruppen entwickelt sich das Volk der Samariter, das wir auch im Neuen Testament kennen. Die Samariter haben eine gemischte religiöse Identität. Einerseits übernehmen sie teilweise den Gott der Israeliten, der zuvor dort gelebt hatte, und entwickeln einen eigenen Glauben. Andererseits zeigen sie Eigenständigkeit, besonders in der Anbetung, die nicht auf Jerusalem ausgerichtet ist.
Niniveh, diese Stadt, wird im Jahr 612 v. Chr. erobert. Man kann sagen: Wenn die Hauptstadt eines solchen Reiches fällt, ist das Reich selbst meist am Ende. Merken wir uns also: Die Blütezeit des Neuassyrischen Reiches begann etwa um 750 v. Chr. und endete um 600 v. Chr. Die Eroberung Ninivehs im Jahr 612 v. Chr. markiert den Untergang.
Nach dem Fall Ninivehs steigt eine andere Großmacht auf. Die Römer sind es noch nicht ganz, sie kommen erst später. Es sind die Babylonier, wie auch schon erwähnt wurde. An den Namen Nebukadnezar kann man sich gut erinnern.
Assyrien geht also unter, ungefähr um 600 v. Chr. Ich stelle mir das immer wie eine Berg- und Talfahrt vor: Um 750 v. Chr. kommen die Assyrer, um 600 v. Chr. geht es bergab, und dann steigen die Babylonier auf.
Mittendrin steckt das Volk Israel, das zuerst unter den Assyrern leidet und später von den Babyloniern gefangen weggeführt wird. Auch das Südreich muss sich irgendwann dem Druck der Weltpolitik beugen.
Niniveh selbst wird als Stadt komplett zerstört. Die Ruinen von Niniveh werden für Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, vergessen. Niemand wusste mehr, wo die Stadt lag. Man sagt, dass Alexander der Große mit seinem Heer über die Ruinen marschierte, ohne zu bemerken, dass dort einst eine Stadt war.
Erst im Jahr 1842 wurde Niniveh wiederentdeckt. Die Entdeckung und Ausgrabung erfolgte durch Layard und Botta. Bis zu diesem Zeitpunkt war das, was 612 v. Chr. zerstört worden war, völlig in Vergessenheit geraten.
Es gab keine Wegweiser, keinen Hügel, keine sichtbaren Ruinen, so wie man sie von Rom oder Paris kennt, wo noch Triumphbögen oder andere Bauwerke stehen. Stattdessen war dort nur Wüste und Sand.
So ging Niniveh unter.
Wann hat Jona prophezeit? Erinnern wir uns daran, wann das ungefähr war. War das zur Zeit der Assyrer? Man sagt, das Neuasyrische Reich begann etwa um 745 v. Chr., wenn man es etwas vereinfacht, kann man auch 750 v. Chr. sagen, als es langsam wieder groß wurde. Das ist eine Idee, wann Jona lebte. War Jona vor diesem Neuasyrischen Reich, danach oder mitten darin?
Genau, Jona lebte vorher. Das heißt, etwa um 765 v. Chr. Noch bevor Assyrien wieder begann, in so eine schwierige Phase einzutauchen, kam Jona. Er nutzte, wenn man so will, diese politische Schwäche und das Durcheinander aus. Natürlich war es nicht Jona selbst, sondern Gott, der diese Zeit des allgemeinen Durcheinanders nutzte, um eine Botschaft der Buße zu bringen.
In Jona 3,4 heißt es: „Und Jona begann in die Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit, und er rief und sprach: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“
Jeder, der Kurse darüber gibt, wie man eine Predigt hält, würde an dieser Stelle sagen: Keine Einleitung, kurzer Hauptteil, kein besonders netter Schluss. Einfach zack – „Ihr habt noch vierzig Tage, Freunde, und dann ist Schluss.“
Ich kann mir vorstellen, dass Jona das gar nicht so liebevoll gesagt hat, als wolle er sagen: „Lasst euch doch retten!“ Sondern eher so: „Ich steige jetzt da hoch, mir ist es eh egal, ich hoffe, ihr geht alle unter, aber in vierzig Tagen, Freunde, ist es so weit.“
Und dann wird er selbst von der Reaktion überwältigt. In Jona 3,5 steht: „Da glaubten die Leute von Ninive an Gott, und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch, von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten.“
Das Wort erreichte den König von Ninive, und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub. Er ließ in Ninive ausrufen: „Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist. Wer weiß, vielleicht wendet sich Gott, lässt es sich gereuen und kehrt um von der Glut seines Zornes, sodass wir nicht umkommen.“
Dieser Monarch wusste sehr genau, wie es um sein Volk stand – ein gewalttätiges, böses Volk. Er wusste auch etwas von dem Zorn Gottes, der kommen würde. Und er wusste, wenn dieser Zorn Gottes kommt, dann ist er hundertprozentig gerechtfertigt. Er trifft den Richtigen. Deshalb ruft er zur Buße auf, und das Volk reagiert.
Und Gott reagiert – zum Leidwesen des Propheten. Gott liebt es, wenn Menschen wirklich Buße tun. Wir lesen in Jona 3,10: „Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten, und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte, und er tat es nicht.“
Im Jahr 765 v. Chr. kommt ein Prophet in die Stadt, sagt ihnen, wo es langgeht. Sie erkennen ihre Schuld und kehren um. Gott wendet das Gericht ab, Gott hört. Und noch mehr: Gott schenkt in der Folgezeit diesem Volk Assyrien eine Blütezeit, wie das Land sie zuvor nicht erlebt hatte.
Ich zeige euch das mal hier auf der Karte. Ich habe das assyrische Reich in seiner Ausdehnung dargestellt.
Vorhin habe ich gesagt, dass das assyrische Reich verschiedene Phasen hatte, in denen es stark war. Wenn man sich anschaut, wann es wie stark war, stellt man Folgendes fest: Die erste Phase, von 1800 bis 1600 v. Chr., zeigt das assyrische Reich begrenzt auf ein Einflussgebiet, das hauptsächlich rund um die Städte Assur, Kalach und Ninive lag.
Die nächste richtig große Ausdehnung, bei der man schon von einem Weltreich sprechen kann, erlebte Assyrien in der Zeit von 1244 bis 1208 v. Chr. Das Reich reichte damals bis nach Tarsus, also bis in den Bereich, wo die heutige Türkei beginnt. Es erstreckte sich weiter nach Süden bis an Sidon und nach Osten bis Babylonien. Das war schon ein richtiges Weltreich.
Im Vergleich dazu war die Blütezeit des Reiches von 699 bis 627 v. Chr. noch beeindruckender. Diese Zeit folgte auf die Zeit des Propheten Jona und die Buße. Das Reich dehnte sich bis nach Ägypten aus und erreichte Ausmaße, die es vorher nie gegeben hatte. Dieses Reich war das alles bestimmende Weltreich der damaligen Zeit.
Diese große Ausdehnung erfolgte erst nach der Umkehr des Volkes zu Gott. Daraus kann man eine geistliche Lektion ableiten: Dort, wo Menschen wirklich zu Gott umkehren, segnet Gott sie. Dieses Volk wurde in einem unglaublichen Maß gesegnet und erreichte Weltmachtstatus.
Es ist dasselbe Volk, das zuvor von Gott die Botschaft erhalten hatte: Nach vierzig Tagen werde ich euch zerstören.
Kommen wir zu meinem Untertitel. Wir sind ja noch nicht bei der Nahrung.
Mein Untertitel lautet: Warum es nicht reicht, eine gläubige Großmutter zu haben, um in den Himmel zu kommen.
Ihr versteht, warum ich diesen Untertitel gewählt habe. Denken wir an Ninive, die alten Leute von Ninive. Sie hatten Buße getan, sie waren umgekehrt. Aber was ist mit den Kindern und Enkeln von ihnen?
Bevor wir dieser Frage nachgehen, möchte ich mit euch noch einmal Johannes 1, Verse 12 und 13 lesen. Dieses Prinzip, dass es nicht reicht, in einer gläubigen Familie groß zu werden, dass es nicht ausreicht, jemanden zu kennen, der auch gläubig ist, findet sich sehr deutlich im Neuen Testament.
Johannes 1,12-13: "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind."
Also, Johannes 1, Vers 12 sagt: Wir werden oder erlangen das Recht, Kinder Gottes zu sein, dadurch, dass wir Jesus aufnehmen.
Es ist eine falsche, gängige Vorstellung, dass jeder Mensch von Natur aus ein Kind Gottes sei. Jeder Mensch ist von Natur aus ein Geschöpf Gottes, aber Kinder Gottes werden wir durch den Glauben, indem wir den Herrn Jesus aufnehmen.
Oder um es klarer aus Vers 13 abzuleiten: Was jeder Mensch braucht und was Gott von jedem Menschen verlangt, ist eine geistliche Wiedergeburt durch Gott.
Und das, worauf sich Menschen im Allgemeinen verlassen, reicht nicht.
Die drei Dinge, die hier genannt werden, zeigen, was nicht reicht: das Geblüt, das nicht ausreicht. Mit dem Wort Geblüt ist die Blutsverwandtschaft gemeint, meine Herkunft.
Wenn ich denke, es reicht, die richtigen Eltern zu haben, den richtigen Stallgeruch zu haben, in der richtigen Gemeinschaft groß zu werden, dann ist das einfach zu wenig. Das reicht nicht.
Auch das Nächste, was hier steht: Nicht aus dem Willen des Fleisches! Der Begriff "Fleisch" ist in der Bibel ein Begriff für das eigene Anstrengen, das eigene Bemühen.
Egal, wie sehr wir uns anstrengen, die Gebote zu halten oder uns bemühen, durch eigene Kraft vor Gott gut dazustehen – es wird nicht genügen. Das will Gott nicht.
Und selbst wenn ich sage: "Na ja, dann bin ich es, und es ist auch nicht meine Herkunft, aber jemand anderes könnte sich doch für mich ins Zeug legen, vielleicht sogar die Kirche, und vielleicht kann ich die Sakramente der Kirche nutzen, um dadurch in den Himmel zu kommen, hauptsache jemand anderes macht es für mich", dann werden wir lesen, dass es nicht nur nicht aus dem Willen des Fleisches ist, sondern auch nicht aus dem Willen des Mannes.
Damit ist die Anstrengung irgendeines anderen gemeint.
Diese Dinge reichen alle nicht, um in den Himmel zu kommen.
Durch die ganze Bibel hindurch gibt es nur einen einzigen Weg, und das ist der Weg der persönlichen Beziehung.
Wenn ich mir in dieser persönlichen Beziehung zu Gott nur einmal die menschliche Seite anschaue, dann heißt sie immer wieder Buße – oder das deutsche Wort dafür: Umkehr –, Glaube beziehungsweise das andere Wort dafür: Vertrauen, und Gehorsam.
Diese drei Dinge gehören dazu: Umkehr, Vertrauen, Gehorsam.
Sie bilden eine Einheit, bei der man kein einzelnes Teil herauslösen kann.
Zu sagen, ich könnte zu Gott kommen, ohne Buße zu tun, ohne wirklich von meinem alten Leben umzukehren – das geht nicht.
Oder ich könnte zu Gott kommen, aber ich brauche keinen Glauben? Doch, du musst auf Gott vertrauen, denn das ist es, was Gott von dir verlangt, das ist der Weg.
Ja, aber ich kann danach leben, wie ich will? Nein, du kannst nicht leben, wie du willst. Du bist zum Gehorsam berufen.
Diese Dinge gehören zusammen auf der Seite des Menschen.
Tja, jetzt haben wir Jona gehabt. Jonah kam genau mit dieser Einstellung und rief zur Buße auf. Die Assyrer tun Buße, das neuassyrische Reich entsteht, aber die Menschen halten nicht an den geistlichen Errungenschaften ihrer Vorfahren fest. Das ist eine traurige Sache.
Stellt euch das vor: Ein Volk lebt in Ninive in Sünde. Und der Gott Israels, der, wie es heißt, keinen Gefallen am Tod des Sünders hat, schnappt sich Jona. Wahrscheinlich nimmt er sich Jona, weil dieser Mann einfach der Beste für die Aufgabe war. Er hat die Sprache der Niniviten genau getroffen und war für die Ernsthaftigkeit genau passend.
Die Menschen kehren um, aber sie vergessen etwas. Sie vergessen, dass Gott nicht nur ein Gott ist, der den Sünder retten will, sondern dass er auch ein moralischer Gott ist. Er lässt den, den er in seine Nachfolge beruft, gerade nicht mehr leben, wie er selbst will. Weil Gott ein moralischer Gott ist, verlangt er von denen, die ihm nachfolgen, Gehorsam. Er verlangt, dass sie in seinen Geboten bleiben.
Am Volk Israel wird ganz deutlich, dass Gott ein moralischer Gott ist. Für die Assyrer wäre es leicht gewesen, zu erkennen, wie dieser Gott ist, der sie zur Buße aufgerufen hat und in ihrem Leben diese Veränderung bewirkt hat. In deren Folge entstand dann diese Blütezeit. Aber sie tun es nicht. Die Generationen, die nach Jona in Ninive lebten, die nach diesem König, der Buße getan hatte, orientieren sich nicht mehr an der Moral des Gottes Israels.
Mir kommt da ein Vergleich in den Sinn, wenn ich ehrlich bin, nach dem Zweiten Weltkrieg. In Deutschland gab es damals auch so etwas wie eine Erweckungsbewegung. Das Evangelium wurde gepredigt, viele Menschen kamen zum Glauben. Wenn ein Zelt stand, in dem ein Evangelist auftrat, war es voll. Es entstanden zum Beispiel Missionsgesellschaften. Heuckelbach ist so ein Name, der in dieser Zeit groß wurde, auch wenn die Gründung etwas früher lag. Das deutsche Volk, geprägt vom Eindruck des Zweiten Weltkrieges, war offen für das Evangelium – genauso wie die Niniviten offen waren, als Jona kam.
Aber was ist diese Umkehr zu Gott? Verankert sie sich wirklich im Herzen eines Volkes, oder ist sie doch nur eine Zeiterscheinung, ein Modetrend? Mir scheint, zumindest für uns Deutsche, dass es genau so war wie für Ninive: eine Zeiterscheinung. Als es uns schlecht ging, als wir alles verloren hatten und unsere Ideale zerstört waren, hatten die Menschen Zeit für Gott. Da wollten sie ihr Leben in Ordnung bringen.
Aber heute? Wen kümmert Gott heute noch? Ist Deutschland heute ein gottloses Volk? Vielleicht ähnlich wie die Niniviten, zu denen Nahum schreibt.
Nahum beschreibt die Niniviten zu seiner Zeit folgendermaßen. Ich möchte einige Punkte anreißen, um zu verstehen, wie sich das Volk der Niniviten verändert hatte und wie die Assyrer geworden waren.
Wie ist dieses Volk, an das Nahum schreibt? Ihr werdet merken, dass es nicht mehr so ist wie zu den Zeiten seiner Großväter und Großmütter. Es ist nicht mehr hingegeben an einen Gott, der klar zwischen Gut und Böse unterscheidet. Stattdessen lebt es böse.
Nun lesen wir einige Sünden der Assyrer im Buch Nahum. Im ersten Kapitel, Vers elf, heißt es: „Aus dir, Ninive, kam der hervor, der Böses plante gegen den Herrn, der Heiloses riet.“ Böses Planen ist eine der Sünden, von denen wir lesen, ebenso wie „heilloses Raten“. Das bedeutet, dass sie Ratschläge geben, die ohne Rettung sind – Ratschläge, die, wenn man ihnen folgt, nicht zu etwas Gutem führen.
Normalerweise würde man sagen: „Sag mir, was ich in dieser Situation tun soll, und ich hoffe, dass dein Rat mir hilft.“ Doch hier sind Leute, die schlechte Ratschläge geben. Das brachte mich zum Nachdenken: Gibt es heutzutage auch solche schlechten Ratschläge? Dabei musste ich an Deutschland denken. Immer wieder denke ich an Deutschland, wenn ich Ninive lese. Da fällt mir einiges ein.
Diese ganzen falschen Philosophien, die in unserer Gesellschaft gepredigt werden, wenn es um Selbstverwirklichung geht: Wie soll man sein Leben einrichten? Was liest man in den Zeitungen? Welche Ratschläge geben die sogenannten Experten in Bezug auf Erfüllung, Glück, Selbsterfahrung, Kindererziehung und Sexualität? Welche Ratschläge werden gepredigt?
Ich muss sagen, überall, wo ich hinschaue, finde ich dieselben gottlosen Lebensprinzipien. Wenn ein Mensch sie bis zum Ende lebt, führen sie nicht dazu, dass Familien gestärkt werden oder Ehen besser funktionieren. Ich musste schmunzeln, als ich vor kurzem bei BBC ein Interview hörte mit einem Professor, der die Auswirkungen des Feminismus untersucht hat. Er sagte, heute, dreißig Jahre nach Beginn des Feminismus, seien Frauen statistisch gesehen zwanzig Prozent unglücklicher. Na bingo, klasse!
Und ich frage mich: Wann realisiert diese Welt eigentlich, dass ihre Ratschläge nicht funktionieren? Die Assyrer haben es zu spät gemerkt.
Im zweiten Kapitel, Vers vierzehn, heißt es: „Siehe, ich will an dich, spricht der Herr der Heerscharen, ich werde ihre Wagen in Rauch aufgehen lassen, und deine jungen Löwen wird das Schwert verzehren, und ich werde deinen Raub von der Erde verschwinden lassen, und die Stimme deiner Boten wird nicht mehr gehört werden.“ Hier lesen wir von Raub.
Hat Deutschland etwas mit Raub zu tun? Vielleicht denkt der eine an Diebstahl. Ja, Diebstahl gibt es in Deutschland. Ein anderer könnte an Schwarzarbeit denken, ein Dritter daran, dass man im Blick auf das Finanzamt oder Versicherungen manches hört, was nicht richtig ist. Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Eindruck, Ninive mit seinem Raub ist uns recht ähnlich.
Weiter geht es mit Nahum 3, Verse 1 bis 4: „Wehe der Blutstadt, ganz erfüllt mit Lüge und Gewalttat! Das Rauben hört nicht auf, Peitschenknall und lautes Rädergerassel, jagende Pferde und springende Wagen, wilde Reiter, flammendes Schwert und blitzender Speer, eine Menge von Erschlagenen, Haufen von Toten und Leichen ohne Ende. Man stolpert über ihre Leichen, all das wegen der vielen Hurereien der anmutigen Hure, der Zauberkünstlerin, die Völker verkaufte mit ihren Hurereien und Sippen, mit ihren Zauberkünsten.“
Das Erste, was ich hier lese, ist Lüge. In Ninive war Lüge gang und gäbe. Auch hier fällt mir etwas ein: Wie oft werde ich von den Medien manipuliert, wenn Dinge nicht richtig dargestellt werden. Mir fällt das besonders bei der Berichterstattung über Israel auf, wenn ich etwas mehr Ahnung habe. Oder bei Forschungsthemen rund um Evolution und ähnliche Bereiche, wo nicht fair und ehrlich berichtet wird.
Natürlich fällt unter Lüge auch die tägliche Lüge im Beruf. Wenn man Termine nicht einhalten kann und dann sagt: „Das wird schon klappen“, oder wenn man den Chef verleugnet, oder Ähnliches. Ich kann es mir auch bei Schülern vorstellen, die lügen. Vielleicht sagen sie, sie hätten die Hausaufgaben gemacht, obwohl sie das nicht getan haben, oder suchen sich eine Ausrede.
Dann steht hier Gewalttat. Dazu brauchen wir nicht viel zu sagen, die Kriminalitätsstatistiken sprechen für sich. Aber was ist mit den 270 Abtreibungen, die wir pro Jahr haben? Denken wir darüber noch nach? Oder was ist mit den vielen Computerspielen, die Gewalt zeigen? Ich habe den Eindruck, wir sind nicht weit entfernt von dem, was hier in „Wehe der Blutstadt“ beschrieben wird.
Raub hatten wir, und dann steht hier etwas über Hurerei. Gemeint ist nicht Ehebruch im eigentlichen Sinn, sondern geistliche Hurerei. In der Fußnote heißt es: „All das wegen der vielen Hurereien der anmutigen Hure, der Zauberkünstlerin, die Völker verkaufte.“ Das Wort „verkaufte“ kann auch mit „umgarnte“ übersetzt werden. Sie umgarnte die Völker mit ihren Hurereien. Deshalb denke ich, dass hier geistliche Hurerei gemeint ist.
Gott sagt, wenn ein Mensch anderen Göttern nachjagt, ist das wie Ehebruch. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch nimmt Gott so ernst wie die Beziehung zwischen Mann und Frau. Ein Mann, der verheiratet ist und eine andere Frau hat, begeht Ehebruch. Jemand, der Gott nachfolgt und einem anderen Gott dient, begeht geistlichen Ehebruch.
Die Assyrer waren anscheinend unglaublich stark darin, ihre falschen geistlichen Ziele, ihren Götzendienst und ihr falsches geistliches Denken zu exportieren. Das erleben wir sogar in der Bibel. Zum Beispiel fällt König Ahas, wie wir in 2. Könige 16 lesen, auf die Assyrer herein. Das ist ein Beispiel dafür, wie die Assyrer ihre eigene gottlose Religiosität in andere Völker exportierten.
Zweite Könige 16,10-16.
Vielleicht hilft es zum Verständnis, wenn ihr euch noch einmal an den Zeitstrahl erinnert. Wir hatten gesagt: 765 v. Chr. predigt Jona, und die Leute tun Buße. Nun gehen wir einfach zwanzig oder dreißig Jahre weiter, aber nicht allzu weit, hinein in die Zeit von König Ahas. Von der Buße, die in Ninive geschehen war, ist schon nichts mehr zu spüren.
Jetzt fängt es an: Assyrien ist wieder eine Macht. Sie bringen ihren Götzendienst nach Israel zurück. Wir lesen in 2. Könige 16,10: „Und der König Ahas zog Tiglat-Pileser, dem König von Assur, entgegen nach Damaskus. Und als er den Altar sah, der in Damaskus war, schickte der König Ahas dem Priester Uria eine Nachbildung des Altars und seine Maße, seiner ganzen Ausführung entsprechend.“
Vielleicht denkt man sich nun: Na ja, vielleicht sammelt der Kleine Altar Bastelbilder und möchte sie einfach aufstellen... Nein, es geht weiter in Vers 11: „Und der Priester Uria baute den Altar ganz nach dem, was der König Ahas aus Damaskus geschickt hatte.“ So machte ihn der Priester Uria, bis der König Ahas aus Damaskus zurückkam.
Als der König von seiner Stippvisite wieder zu Hause war, war der neue Altar fertig. Ein Altar stand damals immer für einen Ort der Anbetung. Es ist klar: Wenn ich vorher den Altar des Herrn hatte und jetzt einen anderen Altar aufstelle, dann ist das nicht mehr der Altar des Herrn. Es geht nicht mehr darum, den Herrn dort anzubeten, sondern den Götzendienst der Assyrer nach Israel zu importieren.
Genau das passiert hier. In meinen Augen ist das das Wesentliche: Die Assyrer haben ihren Götzendienst an andere weitergegeben und damit ihr eigenes Verderben an andere weitergereicht. Sie standen selbst unter Götzendienst und verführten andere.
Auch wir in unserer Gesellschaft haben Götzen. Die Bibel sagt, dass Geld oder der Bauch ein Götze sein können. Der Teufel kann ein Götze sein. Über unsere Gesellschaft muss man wenig sagen: Satanismus ist etwas, das in den Medien immer breiter berichtet wird. Dass viele Deutsche dafür leben, Urlaub zu machen und es sich gut gehen zu lassen, ist auch nicht weit davon entfernt.
Noch etwas lesen wir hier: Es geht nicht nur um Hurerei, nicht nur um geistlichen Ehebruch, nicht nur darum, sich Götter anzuschaffen, die nichts mit dem lebendigen Gott zu tun haben. Hier geht es auch um Zauberei, um Okkultismus.
Man muss nicht viel in der Bibel gelesen haben, um zu wissen, dass jede Form von Zauberei und Okkultismus Gott ein Gräuel ist. Die Standardstelle dafür findet sich in 5. Mose 18,10-12. Dort heißt es: „Es soll unter dir niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt.“ Das war ein Götzenopfer. „Keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer, Beschwörer, Magier, Bannsprecher, Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den Herrn ist jeder, der diese Dinge tut.“
Das ist eindeutig, oder? Jede Form von Zauberei und Okkultismus ist Gott ein Gräuel.
Und wisst ihr, warum das so ist? Es wird einem leichter gemacht, wenn man versteht, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Denn in Vers 13 heißt es: „Und um dieser Gräuel willen treibt der Herr sie vor dir aus; du sollst dich ungeteilt an den Herrn, deinen Gott, halten.“
Gott möchte uns nicht teilen. Gott ist wie ein vernünftiger Ehemann. Er möchte seine Frau nicht mit einem anderen Mann teilen. Punkt. Gibt es nicht. Jeder Ehemann, der ein bisschen Verstand hat, denkt genauso. Das macht Ehe aus: Mann und Frau sind eins. Und Gott sagt: Genau so ist es auch bei mir.
Wo es andere geistliche Mächte gibt, die dich auch ein bisschen haben möchten, die mit uns eine Beziehung aufbauen wollen, die uns manipulieren, steuern oder prägen wollen, da sagt Gott: Das möchte ich nicht. Es soll genau eine einzige geistliche Macht geben, der wir folgen – und das ist Gott selbst.
Deshalb sind auch in unserer Zeit all diese modernen Dinge wie Horoskope, Glückssteine, Tischrücken und all dieser Schnickschnack abzulehnen. Weg damit! Das mag Gott nicht, das will er nicht, es ist ihm ein Gräuel.
Und ein Volk, das so lebt wie die Assyrer, wie wir es eben beschrieben haben: Sie planen Böses und raten Heiloses. Sie rauben, lügen, und Gewalt ist bei ihnen an der Tagesordnung. Sie betreiben Götzendienst und Zauberei. Das ist ein Volk, das unter Gottes Gericht steht.
Ninive hat seine Vergangenheit vergessen. Tatsächlich steht Ninive unter Gottes Gericht.
Ich möchte euch jetzt noch etwas zeigen, das Menschen oft vergessen. Gerade Menschen, die gottlos leben, beurteilen Gott häufig falsch. Genauer gesagt, sie beurteilen einen einzigen Charakterzug Gottes falsch. Das kann ich auch verstehen, denn dieser Charakterzug ist total ungewöhnlich.
Wenn ich jetzt von einem Charakter Gottes spreche, dann ist das eine Vermenschlichung Gottes. Ich tue das nur, weil mir kein besseres Wort dafür einfällt. Gott ist so, wie er ist – manchmal total ungewöhnlich. Wir sollten uns immer wieder bewusst darum bemühen, ihn wirklich kennenlernen zu wollen.
Schlagt bitte auf 2. Petrus 3 auf. Dort möchte ich euch diesen Charakter Gottes vorstellen, der von den meisten Menschen falsch beurteilt wird. Weil sie diesen Charakter Gottes falsch einschätzen, nehmen sie den kommenden Zorn Gottes über ihr Leben nicht ernst.
Ich lese aus 2. Petrus 3, Vers 1 einfach mal vor.
2. Petrus 3,1-10, und dann werde ich die einzelnen Schritte des Gedankengangs euch kurz vorstellen. Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchem ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufwecke, damit ihr gedenkt der von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte und des durch eure Apostel übermittelten Gebotes des Herrn und Heilandes.
Zuerst sollt ihr wissen, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden. Diese wandeln nach ihren eigenen Begierden und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.
Denn denen, die dies behaupten, ist verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte. Dies geschah durch das Wort Gottes, durch welches die damalige Welt vom Wasser überschwemmt unterging.
Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.
Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber. Denn er will nicht, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.
Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb. An ihm werden die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen. Die Elemente aber werden im Brand aufgelöst, und die Erde und die Werke auf ihr werden im Gericht erfunden werden. (2. Petrus 3,1-10)
Der Gedankengang dahinter ist folgender: Petrus sagt, es werden Spötter kommen. Das sind Leute, bei denen du sofort, wenn du ihr Leben anschaust, merkst, dass sie eigentlich nur nach dem leben, was ihnen gefällt und passt. Trotzdem werden sie über Gott spotten.
Das sind Menschen, die die Warnungen der Propheten, die Warnungen der Apostel und vor allem auch die Warnungen des Herrn Jesus selbst nicht ernst nehmen. Es sind Menschen, die vergessen, dass Gott die Erde in der Vergangenheit bereits einmal gerichtet hat, nämlich in der Sintflut.
Und es sind Menschen, die aus der Tatsache, dass Gott nicht schon gerichtet hat beziehungsweise dass Gott noch nicht wiedergekommen ist – gemeint ist hier mit dem Begriff „Ankunft“ die Wiederkunft – daraus schließen, dass es eine Wiederkunft beziehungsweise ein Gericht gar nicht gibt.
Das Argument der Spötter lautet: Schau dir doch die Welt an, sie ist doch gottlos durch und durch. Und du sagst, es gibt einen moralischen Gott, der irgendwann richten wird? Wenn er in den letzten zweitausend Jahren nicht gekommen ist, vergiss es, dann kommt er auch überhaupt nicht.
Und Petrus sagt: Vorsicht bei dieser Argumentation, denn wer so argumentiert, kennt Gott nicht. Warum ist Gott noch nicht gekommen? Weil er das Böse nicht sieht? Doch, er sieht das Böse.
Aber Gott hat einen Grund. Vers 9: Der Herr verzögert die Verheißung „nicht, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“
Also das, was Gott will, ist Buße. Er wartet ab, er lässt ein Jahrhundert ins Land gehen. Und vielleicht darf ich so formulieren, dass er sagt: Nein, das ist noch nicht genug. Noch ein Jahrhundert. Und die Boshaftigkeit nimmt zu, und Gott sagt: Ich werde noch ein Jahrhundert ertragen.
Und so erträgt er Jahrhundert für Jahrhundert. Und was will er damit? Warum verurteilt er die Welt nicht? Er möchte Buße.
So wie es in Römer 2,1-5 zum gleichen Thema heißt: „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet. Denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, denn du, der du richtest, tust dasselbe.“
Hier geht es um Menschen, die sehr wohl wissen, was richtig und falsch ist. Die sogar den Zeigefinger erheben, um auf andere zu zeigen und sagen: Was tust du denn da? Und die trotzdem in ihrem Leben dieselbe Sünde haben.
Und zu denen sagt Paulus in den Versen 3, 4 und 5: „Denkst du aber dies, o Mensch, der du die richtest, die solches tun und dasselbe verübst, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“
„Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.“
Seine Geduld und seine Langmut hat genau ein Ziel: Sie möchte Buße ermöglichen. Hesekiel 18,32 sagt: „Ich habe keinen Gefallen am Tod des Sünders. So kehrt um, damit ihr lebt.“
Aber es kann ein wirklich tödlicher Fehler sein, wenn man diese Langmut und diese Geduld Gottes, das Abwarten Gottes, mit Machtlosigkeit verwechselt. Wenn man sagt: Na ja, wenn er bis jetzt nicht gekommen ist, wird er nie kommen.
Das wäre falsch, denn wer Gott mit Störrigkeit und mit einem unbußfertigen Herzen begegnet, der hat nur eines zu erwarten: Zorn am Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.
Und das Buch Nahum beschreibt uns, wie real dieser Zorn Gottes gerade auch über Heiden sein kann.
Und jetzt lesen wir Nahum 1, Vers 1 und schauen noch einmal auf das gesamte Buch. Es ist das Buch, das uns den Zorn Gottes beschreibt, der ausgegossen wird, nachdem Menschen, die den Bußruf gehört hatten, wieder umgekehrt sind zu einem Leben der Gottlosigkeit.
Nahum 1, Vers 1: Ausspruch über Ninive – Das Buch der Schauung des Nahum aus Elkosh.
Das Wort Nahum, der Name, bedeutet Trost, und das Buch soll Trost sein für Israel in einer Zeit, in der Assyrien schon wieder eine echte Bedrohung darstellte. Elkosh, der Ort, liegt im Südjuda. Es spricht einiges dafür, dass Nahum vielleicht nicht dort geboren wurde, sondern in einem Ort, der uns aus dem Neuen Testament ganz bekannt ist, nämlich in Kapernaum. Das Wort Kapernaum bedeutet nämlich „Stadt Nahums“.
Wie ich schon gesagt habe, ist das Buch Nahum deutlich nach Jona geschrieben worden. Wir wissen nicht genau wann, aber rechnet mal damit, dass es ungefähr fünfzig bis einhundertdreißig Jahre nach Jona geschrieben wurde. Nahum beschreibt uns den Zorn Gottes über Ninive.
Bevor er das tut, zwingt er uns, einen Blick auf den Charakter Gottes zu werfen. Er zeigt uns Gott in seiner Strenge und in seiner Güte – diese beiden Aspekte. Lasst uns wenigstens so viel mitnehmen, dass wir in unserem Kopf klarkriegen: Gott hat diese beiden Seiten, das Gütige, Langmütige, Geduldige, Abwartende – aber gleichzeitig auch das Strenge.
Nahum 1, Verse 2-6:
„Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der Herr, ein Rächer ist der Herr und voller Grimm. Rache übt der Herr an seinen Gegnern, und er grollt seinen Feinden. Der Herr ist langsam zum Zorn und groß an Kraft, doch keinesfalls lässt der Herr ungestraft. Im Sturmwind und im Unwetter ist sein Weg, und gewölbt ist der Staub seiner Füße. Er bedroht das Meer und legt es trocken, alle Flüsse lässt er versiegen. Es welken Basan und Karmel, die Blüte des Libanon welkt. Die Berge erbeben vor ihm, die Hügel zerfließen. Vor seinem Angesicht hebt sich die Erde, das Festland und alle, die darauf wohnen. Wer kann vor seinem Groll bestehen? Wer standhalten bei der Glut seines Zorns? Sein Grimm ergießt sich wie Feuer, die Felsen bersten durch ihn. Gott ist eifersüchtig, er ist rächend, voller Grimm.“
Dann heißt es: langsam zum Zorn, aber die Betonung liegt auf „doch keinesfalls lässt er ungestraft“. Du meinst, du kannst davonkommen? Nein, kannst du nicht. Er ist groß an Kraft, und es kann sich ihm nichts in den Weg stellen.
Dann werden hier Dinge beschrieben wie das Meer und die Berge. Wenn Gott kommt, vergeht einfach alles. Wenn wir solche Stellen lesen und darüber nachdenken, dann begreifen wir vielleicht etwas von dem, was Jesus meint, wenn er den Vater vorstellt und seinen Jüngern sagt: „Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt. Fürchtet den, der nach dem Töten Macht hat, in die Hölle zu werfen.“ Wenn einer wirklich zu fürchten ist, dann ist es Gott, wie es in Lukas 12, Vers 5 heißt.
Der Schreiber des Hebräerbriefes drückt es mit folgenden Worten aus (Hebräer 10, Verse 30 und 31):
„Denn wir kennen den, der gesagt hat: ‚Mein ist die Rache, ich will vergelten‘, und wiederum: ‚Der Herr wird sein Volk richten‘. Und dann steht dieses Wort: Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“
Die Strenge Gottes ist eine ganz reale Sache. Er ist langmütig und gütig, aber wenn er an den Punkt kommt, wo er sagt: Jetzt kommt das Gericht, dann bleibt tatsächlich kein Ort mehr übrig, wo sich jemand verstecken könnte. Dann hört alles dieses Gedusel von dem lieben Gott auf, der ja keiner Fliege etwas zuleide tun könnte und der schon Fünfe gerade sein lässt. Plötzlich stehen wir der Realität Gottes in seiner ganzen Kraft gegenüber.
Aber das Schöne ist: Selbst dann, wenn Gott Gericht übt, heißt es in Nahum 1, Vers 7, dass er nie ungerecht oder willkürlich ist. Mittendrin, mitten im Gericht, leuchtet schon wieder die Barmherzigkeit Gottes auf. Es zeigt sich, dass selbst das Gericht nicht nur schwarz ist, sondern helle Punkte enthält – natürlich nicht für die, die gerichtet werden, sondern für die, die in dieser Zeit Gottes Bewahrung erfahren.
Nahum 1, Vers 7:
„Gut ist der Herr. Er ist ein Zufluchtsort am Tag der Bedrängnis, und er kennt die, die sich bei ihm bergen.“
Ist das nicht fantastisch? Über diese Welt wird ein Feuergericht hinweggehen und alles verbrennen und niedermachen, was sich ihm in den Weg stellt. Und Gott sagt: „Ich kenne jede einzelne Seele, die sich bei mir birgt. Jeder, der zu mir gehört, hat bei mir seinen Zufluchtsort und erfährt die Güte Gottes.“
Nur, wie gesagt, wir dürfen diese so angenehme Seite Gottes – dass er gut ist und für die Seinen sorgt – nie dazu verleiten, in Gott nur noch diesen milden Alten zu sehen, der entweder die Sünden nicht genau untersucht oder zu schwach oder vielleicht auch zu unwillig ist, das Gericht auszuüben.
Nahum 1, Vers 8:
„Doch mit einer überschwemmenden Flut wird er ihrem Ort ein Ende machen, und Finsternis wird seine Feinde verfolgen.“
Seien wir einfach vorsichtig, die wir die Güte Gottes stärker erlebt haben als die meisten Menschen, nicht aus der Güte abzuleiten, es gäbe die Strenge nicht. Er wird eine gottlose Stadt, Ninive, richten. Wie es in Vers 13 heißt, wird er die Jochstange zerbrechen und die Fesseln zerreißen. Das heißt, er wird sein Volk befreien aus dieser Last.
Aber so wie auf der einen Seite das Volk Gottes befreit wird, so trifft Ninive genau das andere Schicksal.
Nahum 1, Vers 14:
„Über dich aber hat der Herr geboten: Von deinem Namen soll kein Nachkomme mehr erstehen. Aus dem Haus deines Gottes werde ich das Götterbild und das gegossene Bild ausrotten. Ich bereite dir das Grab, denn du bist nichts wert.“
Stellt euch das vor: Gott sagt dir, ich bereite dir dein Grab, denn du bist nichts wert. Und ich bin mir sicher, Ninive in der Blüte seiner Zeit – nichts wert? Ihr wärt in diese Stadt reingegangen, hättet euch die mehrstöckigen Bauten angeschaut, mit Wasserversorgung und Abwassersystem – das war die Blütezeit!
Und da kommt einer und sagt: Du bist nichts wert? Ja, das stimmt. Wenn Gott sagt „durchgefallen, setzen sechs“, dann kannst du machen, was du willst.
Für uns heißt das im Umkehrschluss: Es kommt niemals darauf an, für wie wertvoll ich mich selbst halte, sondern es geht darum, wie Gott uns einschätzt. Vielleicht denken wir manchmal im Blick auf unser Leben: Was ist das schon wert? Was für einen Wert habe ich in dieser Welt? Was kann ich schon bewegen? Aber diese Fragen sind irrelevant.
Es kommt überhaupt nicht darauf an, was du über dein Leben denkst. Die Assyrer sind ein gutes Beispiel dafür, dass man sich da komplett irren kann. Viel entscheidender ist, was Gott über unser Leben denkt.
Wenn Gott sagt: Du bist mein geliebtes Kind, oder wenn unser Herr Jesus einmal sagen kann: „Treuer und guter Knecht, komm, ich will mich jetzt riesig freuen über dein Leben“, dann sind das die Ziele, auf die wir zugehen. Nicht, dass andere Leute applaudieren und sagen: „Was bist du denn für ein toller Kerl?“ Das ist einfach uninteressant. Es kommt auf Gott an.
Wenn wir jetzt weiterlesen würden, dann würden wir in Kapitel 2 die Zerstörung Ninives lesen. Ihr habt das vorhin gemacht, deswegen muss ich das nicht nachholen. Immer wieder merkt ihr in der Beschreibung: Aller Widerstand ist einfach zwecklos.
In Vers 7 heißt es, dass die Flusstore geöffnet sind. Dazu muss man wissen, dass Ninive am Tigris liegt. In den babylonischen Chroniken, die von den Babyloniern verfasst wurden – sie waren die, die die Niniviten besiegt haben –, kann man nachlesen, wie die Einnahme Ninives ablief.
Man wird dort finden, dass der Tigris über seine Ufer getreten war und in die Befestigungsanlage der Stadt Ninive Breschen gerissen hatte. Das machte es den Babyloniern relativ einfach, die ganze Stadt einzunehmen. Hier ist es nach Prophetie, dass der Fluss über seine Ufer treten wird. Später wird es dann Realität.
Wenn Gott richtet, das ist die Grundaussage von Kapitel 2 und Kapitel 3, dann gibt es keine Rettung. Kapitel 2 zeigt: Widerstand ist zwecklos, jeder Kampf ohne Aussicht auf Erfolg.
Kapitel 3, Verse 5 bis 7:
„Gott wird Ninive zur Schau stellen.“
Kapitel 3, Verse 8 bis 18:
„Deine Befestigungsanlagen, dein großes Heer sind keine Garantie dafür, dass die Stadt nicht doch eingenommen wird.“
Dann kommt ganz nebenbei ein Beweis dafür: Denk doch mal an Theben oder wie die Stadt heißt – No-Amon, das ist eine andere Stadt. Und es hat ihr nichts genützt. Das heißt sogar, die Geschichte steht gegen dich.
Wenn du meinst, du kannst dich gegen Gott verschanzen, dann schau doch mal in die Geschichte. Denkst du, du bist der Erste, der das probiert hat? Wenn es bei der ersten Stadt nichts geholfen hat, was bildest du dir dann ein?
Abschließend Vers 19:
„Niemand wird trauern, und du wirst in Vergessenheit geraten.“
Ich möchte das Buch Nahum noch einmal zusammenfassen. Es bringt den Gläubigen eine Botschaft des Trostes, besonders dann, wenn wir unterdrückt werden. Vielleicht wird das in der Zukunft noch einmal relevant. Diese Botschaft lautet: Wer Gott trotzt und sein Volk angreift, wird gerichtet werden. Und das ist Trost.
Die zweite gute Botschaft lautet: Gott bleibt für die Seinen auch in Zeiten der Not ein Zufluchtsort, auf den sie sich verlassen können.
Die andere Seite der Botschaft Nahums ist eine Warnung an die Gottlosen. Sie lautet: Verlass dich nicht auf die Gnade Gottes, die deine Vorfahren erlebt haben – deine Eltern, deine Großeltern usw. Du bist selbst verantwortlich für die Störrigkeit und die Härte deines Herzens.
Die zweite Botschaft lautet: Der Herr ist gnädig, barmherzig und langsam zum Zorn, aber der Tag des Gerichts kommt. Jeder Mensch muss sich überlegen, wie er dann vor Gott dasteht.
Zum Abschluss möchte ich noch eine Geschichte erzählen. Wir springen zurück ins Amerika des vorletzten Jahrhunderts. Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte weit im Westen neue Siedlungsgebiete freigegeben. Treck um Treck von Familien versuchte dort ihr Glück. Immer wieder zogen über die Prärie diese Trails, also Reihen von Ochsenwagen. Vor den Wagen liefen zwei, vier oder sechs Ochsen, die das ganze schwere Hausrat zogen, das jede Familie dabei hatte. Es war eine langsame Angelegenheit, einfach durch die Prärie zu ziehen. Die Familien hatten einen weiten Weg vor sich – Hunderte und Tausende von Kilometern.
Wir betrachten einen solchen Treck. Die Leute sind schon eine ganze Weile unterwegs. Einige Führer, die die Gegend kannten, begleiteten sie. Am vorletzten Tag hatten sie bereits einen Fluss durchquert und waren wieder eine Weile unterwegs, als sich am Horizont eine dunkle Linie abzeichnete. Schnell wurde klar: Die Prärie brennt. Man muss sich die Prärie mit richtig hohem Gras vorstellen, nicht nur niedriges Gras am Boden. Das bedeutet, wenn das Feuer über sie hinweggeht, ist alles tot.
Sie merken, dass der Wind auf sie zu steht. Das heißt, das Feuer wird mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zugetrieben. Der gesamte Horizont ist von dieser Feuerlinie erfüllt, die immer näherkommt. Sie können nicht fliehen, denn sie sind viel zu langsam, um den Rückweg bis zum Fluss zu schaffen. Sie sind gefangen und wissen nicht, was sie tun sollen. Sie können eigentlich nur darauf warten, dass das Feuer sie erreicht und verbrennt.
Zum Glück haben sie einen guten Führer dabei. Er sagt: „Wir haben nur eine Chance. Wir werden Folgendes tun: Wir werden hinter uns die Steppe abbrennen.“ Sie stecken hinter sich die Steppe in Brand, und das Feuer lodert auf. Genau das, was auf sie zurennt, diese Feuerwand, bewegt sich von ihnen weg. Sie nehmen die Ochsenkarren und begeben sich auf das abgebrannte Stück Steppe, um dort zu warten.
Vor ihnen kommt das Feuer immer näher. Während das Feuer herankommt, ist ein kleines Mädchen kaum mehr zu halten. Sie fragt den Führer, der gesagt hatte, sie sollen die Steppe abbrennen: „Bist du sicher, dass das reicht? Sind wir wirklich sicher, wenn wir hier stehenbleiben?“ Der Führer antwortet: „Mein Kind, die Flammen können uns hier nicht erreichen. Wir stehen dort, wo das Feuer schon war.“
So ist es mit dem Zorn Gottes. Entweder stehen wir dort, wo die Flammen Gottes, die Flammen des Zorns Gottes, schon gewütet haben – nämlich neben dem Mann von Golgatha, der für uns gestorben ist und den Zorn Gottes erlitten hat. Oder wir stehen dort, wo die Flammen des Zorns Gottes noch zuschlagen werden – ohne Hoffnung auf Rettung.
Für Ninive kam jede Hilfe zu spät. Dass es ein „zu spät“ gibt, ist die Botschaft von Nahum. Seien wir dankbar dafür, dass es für jeden, der heute lebt, ein Heute gibt, an dem er noch umkehren kann.
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