Apostelgeschichte 4, da steht als Überschrift „
Einführung in das Gebet der Urgemeinde
Das Gebet der Gemeinde, Kapitel vier, Vers dreiundzwanzig – das Gebet der Gemeinde.
Als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Brüdern und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Es waren Petrus und Johannes.
Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: „Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht. Du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt, in Psalm 2: Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was umsonst ist? Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich gegen den Herrn und seinen Christus.
Wahrhaftig, sie haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus versammelt, den du gesalbt hast. Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels haben getan, was deine Hand und dein Ratschluss zuvorbestimmt hatten, dass es geschehen sollte.“
Das liegt nun zurück – das war die Kreuzigung.
„Und nun, Herr, sie drohen ihnen, gib deinen Knechten mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus, dass Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.“
Als sie gebetet hatten, erbebte die Stadt, in der sie versammelt waren. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.
Hier in Apostelgeschichte 4 werfen wir einen Blick in die erste Christenheit, in die Urgemeinde. Uhr ohne H – das waren also nicht die Leute, die immer auf die Uhr geschaut haben, wann denn endlich die Predigt zu Ende ist, sondern das war die erste Christenheit.
Wir schauen wie durch ein Fenster mitten hinein in eine Gebetsversammlung. Meines Wissens ist dies die einzige im Neuen Testament beschriebene Gebetsversammlung. Es werden viele andere erwähnt, aber nur hier finden wir eine ausführliche Beschreibung, wie die ersten Christen gebetet haben – eine Gebetsversammlung der ersten Christenheit.
Es wird zwar relativ oft über Gebet gesprochen, aber meistens über das Gebet des Einzelnen, wie jemand betet. Hier jedoch haben wir heute Morgen eine großartige Schilderung, wie die Gemeinde gemeinsam gebetet hat.
Ich möchte dieses Thema aufgreifen und die Notwendigkeit des gemeinsamen Gebets noch deutlicher herausstellen. Warum ist es für Christen wichtig, auch gemeinsam in der Gemeinschaft zu beten, in einem Gebetskreis? Dazu möchte ich gerne drei Punkte ausführen.
Die geistliche Familie als Grundlage des gemeinsamen Gebets
Erstens, weil das gemeinsame Gebet zu einer Familie dazugehört. Wir lesen noch einmal Vers 23: „Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Iren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten.“
Was ist hier vorangegangen? Was war da vorgefallen? Petrus und Johannes waren auf dem Weg zum Tempel in Jerusalem. An der schönen Tür des Tempels saß ein lahmer Mann, der über vierzig Jahre alt war und mit seinen Beinen noch nie einen Schritt gemacht hatte. Dann sagt Petrus zu ihm: „Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir im Namen Jesu Christi von Nazareth: Steh auf und wandle!“
Damals war die Kirche noch arm, aber sie hatte Vollmacht. Sie konnte sagen: „Steh auf und wandle!“ Heute ist die Kirche weitgehend reich, aber sie hat diese Vollmacht nicht mehr. Sie kann nicht mehr sagen: „Steh auf und wandle!“ Damals sprach Petrus in der Vollmacht des Herrn: „Steh auf und wandle!“
Anschließend gab es große Verwunderung – das war ja klar. Die Leute kannten diesen Mann, er gehörte zum Inventar des Tempels. Sie gingen jeden Tag an ihm vorbei, und nun war er weg, er sprang umher! Das löste eine riesige Verwunderung aus, und Petrus nutzte diese Gelegenheit sofort für eine Predigt, eine evangelistische Predigt. Diese muss mehrere Stunden gedauert haben, denn erst am Abend wurden er und Johannes zusammen verhaftet und über Nacht ins Gefängnis geworfen.
Zum ersten Mal mussten Christen um ihres Glaubens willen ins Gefängnis. Petrus und Johannes waren die ersten Märtyrer, wenn man so will, die im Gefängnis waren. Ihnen folgten Tausende, Millionen Christen, die um Jesu Willen gefangen genommen wurden. Auch heute gibt es noch viele Menschen in Gefängnissen, weil sie an ihren Glauben festhalten – in arabischen Staaten, in kommunistischen Staaten und anderen Ländern.
Am nächsten Morgen standen die beiden dann vor der Prominenz ihres Volkes, vor den Hohenpriestern. Als sie gefragt wurden, in welcher Kraft sie den Lahmen geheilt hätten, antwortete Petrus: „In dem Namen Jesu Christi von Nazareth!“ Er fügte hinzu: „In keinem anderen ist das Heil; auch kein anderer Name ist unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den sie selig werden können, nur in dem Namen Jesus.“
Denn nicht Buddha ist für uns gekreuzigt, nicht Mohammed ist für uns auferstanden, nicht Konfuzius sitzt jetzt zur Rechten Gottes und vertritt uns, sondern Jesus, der Sohn Gottes. Daraufhin beschloss der Hohe Rat ein strengstes Redeverbot für die beiden und ließ sie dann gehen.
Nun heißt es hier in Vers 23: „Und da man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Iren und berichteten.“ Was ist daran besonders? Nach einem solchen Erlebnis geht man gewöhnlich zu seinen Angehörigen, zu seiner Familie, um zu berichten. Das ist ja klar. Petrus und Johannes tun das auch, sie gehen zu den Iren. Aber es sind nicht die Eltern, nicht die Frau, nicht die Kinder, sondern die Gemeinde, die hier als die „Iren“ bezeichnet werden.
Sie gehen zu den Iren, das heißt: Die Gemeinde Jesu Christi war zu ihrer Familie geworden. Dort waren sie zu Hause. Es zog sie sofort dorthin. Das ist etwas Köstliches: Wenn Menschen in der Gemeinde Jesu Heimat gefunden haben, dann kann das bedeuten, dass ihnen Brüder und Schwestern in der Gemeinde näherstehen als die eigenen Familienangehörigen.
Das ist auch etwas Schmerzliches. Mein Bruder, mein leiblicher Bruder, der nicht einmal elf Monate älter ist als ich, ist mir innerlich weiter entfernt als manche von euch. Weil wir zu einer Familie gehören, und mein Bruder geht noch nicht den Weg mit Jesus. Oder meine zwei Schwestern, die noch nicht den Weg mit dem Herrn gehen – da sind mir viele, viele Geschwister im Herrn näher als eigene Familienangehörige.
Jesus sagt einmal, als seine Brüder, Schwestern und seine Mutter kamen und ihn holen wollten, dass die Jünger sagten: „Deine Familie steht draußen, deine Brüder, deine Schwestern, deine Mutter.“ Da antwortete Jesus: „Wer ist mein Bruder, wer ist meine Schwester?“ Er hielt die Hand über seine Jünger und sagte: „Wer den Willen Gottes tut, meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder und meine Schwester.“
Das heißt: Geistliche Beziehung und geistliche Familienzugehörigkeit gehen vorirdischer. Das soll nicht heißen, dass wir unsere Familie nicht lieben, nicht schätzen oder nicht alles tun, um unsere Familienangehörigen zu segnen und ihnen Gutes zu tun – selbstverständlich nicht. Aber oft geht dabei ein Riss durch.
Hier sehen wir jedoch die schöne Seite: Es zog sie zu den Iren. Sie gingen in die Gemeinde und berichteten. Gleich anschließend wurde gebetet. Hier sehen wir einfach, wie zu einer intakten christlichen Familie das gemeinsame Gebet gehört.
So gibt es auch keine geistlich gesunde, lebendige Gemeinde ohne gemeinsames Gebet von Männern und Frauen, von Jugendlichen und Älteren, von allen, die dazugehören. Wie freue ich mich immer, wenn ich in eine gläubige Familie komme, in der noch zusammengebetet wird, vielleicht sogar eine Familienandacht gehalten wird – am Mittag, am Abend oder wann es in der Familie am besten passt.
Wenn der Vater als Hauspriester aus der Heiligen Schrift liest oder aus einem guten Andachtsbuch und dann gebetet wird – vielleicht am Tisch, wenn die Familie zusammen ist: Vater, Mutter, vielleicht beteiligen sich sogar die Kinder an der Gebetsgemeinschaft. Das habe ich schon oft erlebt.
Auf jeden Fall sollten gläubige Ehepartner zusammen beten. Denn die Bibel sagt zu gläubigen Ehen: Euer gemeinsames Gebet darf nicht gehindert werden (1. Petrus 3,7).
So dringend, wie in einer christlichen Familie gebetet werden sollte, so dringend braucht auch die Gemeinde als Familie Gottes das gemeinsame Gebet. Wie viele Anliegen sind in der Gemeinde vor Gott zu bringen! Aber auch wie viele Spannungen werden durch gemeinsames Gebet vermieden.
Petrus und Johannes zogen zu den Iren, die im Gebet für sie eingetreten waren. Haben wir auch diesen Zug im Herzen, dass es uns dahin zieht, wo die Unseren sind, wo zusammengebetet wird? Das wollen wir hier von diesen ersten Christen lernen: Sie kamen zusammen und bildeten eine Familie, in der auch gebetet wurde.
Gemeinsames Gebet als Antwort auf äußere Bedrohungen
Warum können und sollen Christen zusammen beten? Ein zweites Argument wird in diesem Abschnitt genannt: Die Bedrohung durch Feinde von außen ist groß. Die Gemeinde steht unter äußerem Druck, und deshalb sollten die Christen gemeinsam beten.
Es ist beeindruckend, dass auf den Bericht der Apostel, in dem sie von Gefangennahme und Schlägen berichten, in der ersten Gemeinde keine lange Diskussion oder eine Schimpfkanonade folgt. Gegen die Ungerechtigkeit der Juden gab es weder eine Lagebesprechung noch eine Strategiedebatte, sondern Gebet. Einmütiges, spontanes und von Herzen kommendes Gebet war die Folge.
Jemand hat einmal gesagt: Vielleicht lacht der Teufel über unsere langen Gespräche und Beratungen, aber er würde aufhören zu lachen, wenn wir ebenso lange und intensiv beten würden. Die Jünger damals diskutierten nicht, sie beteten. Das soll nicht heißen, dass es in der Gemeinde keine Dinge zu besprechen gibt, aber oft dauern die Besprechungen drei Stunden, und danach wird noch fünf Minuten Gebet angehängt. Das steht nicht mehr im richtigen Verhältnis.
Die ersten Christen verwendeten in ihrem Gebet Worte aus dem Alten Testament, zum Beispiel aus Psalm 2, der hier im Gebet zitiert wird (Vers 25): "Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was umsonst ist? Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich gegen den Herrn und gegen seinen Christus." Dadurch war ihr Gebet auf Gottes eigenes Wort gegründet. Auch unser Gebet sollte auf dem Wort Gottes basieren. Darum lesen wir immer zuerst einen Abschnitt aus der Schrift, wenn wir zusammen beten, auch am Freitagabend in unserem Gebetskreis, damit unser Gebet auf Gottes Wort gegründet ist.
Dann richteten sie ihren Blick von den gegenwärtigen Problemen weg auf den Herrn, auf den Christus, auf den, der im Regiment sitzt. Merkt ihr, was da passierte? Im gemeinsamen Gebet verarbeitete die Gemeinde die Bedrohung von außen geistlich. Das war Sieg! Dadurch blieben die Gläubigen bewahrt vor Jammern, Schimpfen und Wutausbrüchen, weil sie die Bedrohung sofort ins Gebet nahmen.
Wie würden wir wohl reagieren, wenn wir hier zusammen wären, jetzt heute Morgen, und plötzlich würde die Fensterscheibe klirren und ein Stein hineinfliegen? Daran hing ein Zettel mit der Aufschrift: "Euch Frommen werden wir das Beten noch austreiben" oder ein ähnlicher Satz. Wie würden wir reagieren? Oder wenn es draußen klingeln würde und ein Plakat an der Tür klebte mit der Aufschrift: "Ihr Sektenanhänger, euch werden wir noch vertreiben"? Wie würden wir reagieren?
Die ersten Christen reagierten richtig: Sie gingen sofort und spontan ins Gebet. Das war Sieg.
An dieser Stelle möchte ich etwas zum freien Gebet einfügen. Das freie Gebet aus dem Herzen gehört ohne Zweifel zu den Kennzeichen eines echten Christenlebens. In der Bibel gibt es beides: gebundenes und freies Gebet. Wir haben gesehen, dass die ersten Christen Psalmworte aus dem Alten Testament in ihr Gebet aufnahmen. Man kann eine Liedstrophe beten oder ein Gebet sprechen, das jemand schon früher formuliert hat.
Man kann aber auch frei aus dem Herzen beten. Christen zu allen Zeiten haben das freie Gebet immer wieder praktiziert. Natürlich muss man das erst lernen. Man kann nicht von Anfang an so frei beten, wie es manche hier in der Gemeinde tun. Besonders wenn man die ersten Schritte im Glauben macht, ist es oft eine Überwindung, sich in einer Gebetsgemeinschaft zu beteiligen.
Hier kann ich nur ermutigen: Wenn beide Partner in einer Ehe gläubig sind, sollte man dort mit dem Beten beginnen. Dann fällt es später leichter, sich in einem größeren Kreis zu beteiligen. So verliert man die Scheu. Man kann das nicht aus Büchern lernen. Es ist wie mit dem Schwimmen: Schwimmen lernt man nur, wenn man ins Wasser geht und ein paar Züge macht.
Auch beim freien Gebet schlage ich vor, mit einem kurzen Gebet zu beginnen. In der Gebetsgemeinschaft kann man ein oder zwei Sätze sagen, ein Dankesanliegen und dann "Amen", oder eine Bitte und dann "Amen", oder ein Lob und dann "Amen". Man sollte kurz beten. Wir beten alle viel zu lang in den Gebetsgemeinschaften.
Im Kämmerlein kann man lange beten, eine Stunde oder mehr, ohne auf die Uhr zu schauen. Aber in der Gebetsgemeinschaft sollte man kurz beten, lieber öfter. Ein Anliegen genügt oder zwei, das ist genug.
Und jetzt noch etwas im Spaß: Wenn jemand Angst hat, beim freien Gebet einen Herzschlag zu bekommen, soll er wissen: Wer so stirbt, der stirbt wohl. Das ist ein schöner Tod, wenn man beim Beten stirbt. Aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand beim freien Gebet gestorben ist.
Zurück zu den ersten Christen und zur feindlichen Bedrohung von außen. Sie wurden damals verfolgt und standen unter Druck durch Menschen. Bei uns heute, in einem Land mit Religionsfreiheit, kommt die feindliche Bedrohung eher von einer anderen Seite. Satan, die alte Schlange, hat viele Gesichter. In unserer satten Konsumgesellschaft verführt er die Kinder Gottes zu Lauheit, Trägheit und geistlicher Müdigkeit.
Einsame Gläubige und ganze Gemeinden werden heute geradezu von einer dämonischen Schläfrigkeit überfallen. Die Liebe zum Wort Gottes nimmt ab, das missionarische Leben liegt weithin brach oder beschränkt sich auf besondere Veranstaltungen. Außerbiblische Einflüsse nehmen zu, und Gebetszusammenkünfte sind meistens die am schlechtesten besuchten Veranstaltungen im Wochenablauf – wenn es sie überhaupt noch gibt. In vielen Gemeinden gibt es gar keine Gebetszusammenkünfte mehr.
Wo sind die Leute, die diese Tatsachen sehen und nicht davor die Augen verschließen wollen? Die Urgemeinde war sichtbar bedroht durch Menschen. Wir sind heute unsichtbar bedroht durch den Feind, der alles ins Oberflächliche ziehen will, in Lauheit und Trägheit.
Darum brauchen wir das Zusammenkommen treuer Beter. Darum muss gebetet werden. Paulus schreibt: Haltet an am Gebet und wacht darin mit Danksagung. Jesus sagt: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt.
Warum brauchen wir eine gemeinsame Gebetszusammenkunft? Weil nur durch treu anhaltendes Gebet von Brüdern und Schwestern, Alt und Jung, die drohenden feindlichen Attacken abgewehrt werden können.
Wie ist es nun, wenn ein Termin da ist, an dem Christen zusammenkommen zum Gebet? Dann ist das natürlich eine Sache. Man muss sich aufmachen und dorthin gehen. Vielleicht ist man abends müde, vielleicht muss man noch ins Auto steigen, ein paar Kilometer fahren oder aufs Rad steigen. Das ist natürlich ein gewisses Opfer, das gebracht werden muss.
Der originelle schwäbische Christ Oettinger hatte auch Probleme mit seiner Trägheit. Eines Tages sprach er zu seinem eigenen Leib: "Leib, ich muss mit dir jeden Tag dreimal zum Essen gehen, und du, Leib, musst von heute an täglich dreimal mit mir zum Beten gehen." Dann machte er sich dreimal am Tag in sein Gebetskämmerchen auf und betete dort auf den Knien.
Seht ihr, so einen ähnlichen Bund müssen wir auch mit unserem Leib schließen. Wir müssen sagen: "Ich muss mit dir jede Woche essen, trinken, spazieren gehen, Rad fahren, schwimmen, fernsehen und dies und das tun. Von jetzt an musst du mit mir einmal in der Woche eine Stunde zum Beten gehen."
So einen Bund müssen wir schließen. Dann kommen die anderen aus der Gemeinde auch zusammen, und das ist eine ganz gesegnete Stunde.
Wäre das ein großes Opfer? Es wäre ein Opfer, ganz gewiss. Vielleicht ein Abend in der Woche, an dem man in der Familie fehlt. Das ist ein Opfer, ganz gewiss. Aber ich glaube, dass Gott bei so vielen Partnern noch nicht das Verständnis dafür geweckt hat. Dann ist es sicher nicht gut, wenn man sich das erzwingen würde. Aber ich glaube, wenn zwei darin einig wären, wäre das eine ganz, ganz feine und wichtige Sache.
Jemand hat einmal gesagt – jetzt kommt ein sehr hartes Zitat, haltet euch fest: "Eine Gemeinde ohne Gebetsversammlung ist ein geistliches Leichenhaus, und ein Gemeindeglied, das nicht an irgendeiner Form von Gebetsgemeinschaft teilnimmt, ist ein Totengräber seiner Gemeinde."
Das ist hart ausgedrückt, aber manchmal muss man so harte Wahrheiten hören, damit es einem bewusst wird. Ich habe das mal irgendwo gesagt in einer Gemeinde. Hinterher kam eine Frau zu mir und sagte: "Ich war auch ein Totengräber in meiner Gemeinde, aber von jetzt an will ich zum Gebetskreis kommen." Und sie geht bis heute dorthin.
Wir fragen: Warum ist es so wichtig, dass Christen zusammenkommen zum Gebet, spontan oder auch geplant? Denn was man nicht plant, kommt nicht vor. Wenn wir keinen Termin planen würden, würden wir uns selten so spontan alle hier treffen. Man muss einfach einen Termin dafür ansetzen.
Die Schrift antwortet uns: Weil das gemeinsame Gebet zur Familie Gottes gehört und weil nur im gemeinsamen Gebet die feindliche Bedrohung abgewehrt werden kann.
Die Kraft des gemeinsamen Gebets für das Zeugnis
Ich will am Schluss noch ein Drittes kurz sagen, weil auch vom gemeinsamen Gebet die Kraft zum Zeugnis kommt. Lasst uns noch einmal den Vers 31 lesen. Das ist ein ganz kostbarer Vers, da heißt es: „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“
Das war eine Gebetserhöhung. Die Gemeinde hatte zuvor gebetet: „Gib deinen Knechten mit allem Freimut zu reden dein Wort.“ Und jetzt geschah es auch. Sie konnten nach draußen gehen, trotz der feindlichen Bedrohung. Sie mussten fürchten, verhaftet zu werden, wie Petrus und Johannes. Ja, sie mussten sogar fürchten, gekreuzigt zu werden, wie ihr Herr. Doch sie gingen nach draußen und redeten das Wort Gottes mit Freimut. Stellt euch das vor!
Es ist schon bemerkenswert: Im gemeinsamen Gebet fällt kein Wort von der Bestrafung der Feinde. Sie haben nicht gebetet: „Herr, jetzt lass Feuer vom Himmel fallen auf diese Kerle da.“ Nein, auch haben sie nicht einmal um Bewahrung und Schutz für die Gemeinde gebetet. Stattdessen haben sie gebetet, dass das Wort des Herrn laufen kann. Sie haben gebetet, dass sie mit Freimut Zeugnis geben können.
Die Gemeinde betet, dass das Wort Gottes läuft und gepriesen wird, dass das Zeugnis von Jesus Christus nicht verstimmt auf den Lippen der Jünger bleibt und dass das Wort durch mitfolgende Zeichen und Wunder bestätigt wird. In einem Wort ausgedrückt: Es ging den Betern um die Ehre Gottes. Es ging ihnen nicht um sich selbst, um ihr Wohlergehen und ihre Bedürfnisse. Es ging ihnen in erster Linie um die Ehre Gottes.
Und wo das gemeinsame Gebet der Gläubigen solch reine Motive hat, da wird der Arm Gottes bewegt, und da erbebt die Stätte der Versammlung geistlich. Unser himmlischer Vater gibt so gerne neue Segnungen und Erfüllung mit seinem Geist, damit wir Zeugen Jesu sein können in dieser Welt, die aus tausend Wunden blutet.
Ihr Lieben, wenn wir am Ende dieser Betrachtung unser persönliches und auch unser gemeinsames Gebetsleben an diesem Spiegel der ersten Christenheit überprüfen, brauchen wir nicht auch wieder neue Korrektur und Ermutigung zum Gebet? Viele Gebete der Heiligen liegen im Egoismus gefangen. Oft kreist das Gebet um das fromme Ich. Unser persönliches Wohlergehen steht im Vordergrund, und die Anliegen des Reiches Gottes stehen hinten an.
Wir betteln bei Gott oft um die Pfennige unseres Wohlergehens und sehen nicht, dass Gott ein Reich zu vergeben hat. Da brauchen wir göttliche Korrektur, da brauchen wir eine Reform und Erneuerung unseres Gebetslebens. Die Gemeinde in Jerusalem, die uns Gottes Wort hier zum Vorbild gegeben hat, betete nicht um ein bequemes Leben in Glaubensfreiheit, sondern dass das Evangelium verbreitet werde und sich der Wille Gottes durchsetzen könne.
In solchen Stunden wurde der Name des Herrn geehrt und das Kommen seines Reiches herbeigebetet. Der Beter selbst kam dabei nicht zu kurz, er zog Kraft aus solchem Gebet. Und ich glaube, die Kraftlosigkeit der heutigen Christenheit hat keinen anderen Grund als die Gebetslosigkeit.
Darum gibt es so viele Programme, Aktionen und den Schrei nach besonderen Charismen. Damit soll vielfach nur die Kraftlosigkeit und Gebetslosigkeit übertüncht werden. In der jungen Christenheit wurde viel gebetet, einzeln und gemeinsam, und eine kraftvolle Bewegung ging durch die Gemeinde. Die Liebe untereinander wuchs.
Es ist kein Zufall, dass gleich nach unserem Abschnitt im Vers 32 steht: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele.“ Ist das nicht großartig? Nach dem gemeinsamen Gebet waren sie ein Herz und eine Seele.
Mein inniger Gebetswunsch für diese Verkündigung heute Morgen ist, dass der Herr vielleicht einem unter uns auch aufs Herz legen möchte: Jawohl, das ist eine ganz dringende Aufgabe des gemeinsamen Gebets. Da will ich nicht zurückstehen. Da will ich auch dabei sein, wenn es irgendwie geht.
Ich will dabei sein, denn das braucht die Gemeinde, das gehört einfach dazu.
Lasst mich schließen mit einem letzten Bild: Oft wird gesagt, wir können es doch nicht machen mit Gebet. Wenn wir nur richtig beten, dann geschieht Erweckung, dann bekehren sich die Menschen, dann geschieht dies, dann geschieht jenes, dann werden Leute gesund, dann passiert das. Wir können es nicht machen.
Nein, wir können es nicht machen mit Gebet. Aber unser Gebet in der Gemeinde ist so wie ein Segelschiff auf dem Meer, wo die Segel aufgezogen sind. Wenn dann der Wind kommt, wird es schnell auf voller Fahrt sein.
Aber wenn das Segelschiff alle Segel gestrichen hat und nur die blanken Masten da stehen, wenn dann der Wind kommt, dauert es oft erst lange, bis alles gehisst ist. Und dann kann es sein, dass die nächste Flaute schon da ist.
Was Gott bei uns sehen will, bei uns Christen und bei uns in der Gemeinde, ist das aufgezogene Segel des Gebets. Und wenn dann sein Wind weht, wenn dann sein Geist wirkt, dann wird auch die Erweckung kommen. Dann werden Menschen zu Gott finden, dann werden Gläubige ganz neu belebt werden.
Dann kann es sein, dass auch Krankenheilung geschieht. Dann kann es sein, dass Gott sich verherrlicht in der Weise, wie er will. Er will das aufgezogene Segel des Gebets sehen. Möchte er es doch in unserem Leben und auch bei uns in der Gemeinde so sehen können.
Das Bild des Segelschiffs als Ermutigung zum Gebet
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.
