Nochmal ganz herzlich willkommen zum Vortrag „Faszination Universum – Ein Physiker stellt die Frage nach Gott“.
Die Entdeckung des Universums und seine Anfänge
Es ist schon erstaunlich: Wir haben ein Universum vor uns, und heute sehen wir Dinge, die vor einer Generation noch völlig unentdeckt waren. Immer mehr faszinierende Phänomene werden sichtbar. Die Frage stellt sich: Woher kommt das alles?
Früher sagte man vielleicht, das Universum sei ewig und habe keinen Anfang. Daher stellte sich auch die Frage nach einem Anfang nicht. Heute jedoch wissen wir, dass das Universum einen Anfang hat. Daraus ergibt sich die Frage: Wer hat das Universum eigentlich begonnen?
Die Faszination für das Universum und die Frage nach Gott sind eng miteinander verbunden. Viele kennen das Bild eines kleinen Menschen, der den riesigen Sternenhimmel bestaunt. Wie viele Sterne sehen wir an einer sternklaren Nacht im Hochgebirge, wo wenig Hintergrundlicht stört? Es sind nicht viele, nur wenige Tausend. Trotzdem ist das schon beeindruckend.
Noch beeindruckender ist der milchige Streifen am Himmel, den wir Milchstraße nennen. Früher wussten wir nicht, was dieser Streifen ist. Heute wissen wir, dass es sich dabei ebenfalls um Sterne handelt – nämlich um die Sterne unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, zu der auch die Sonne gehört.
Unsere Milchstraße enthält weit über hunderttausend Millionen Sterne. Die Sonne ist nur einer davon. Die paar Tausend Sterne, die wir am Himmel sehen, sind die allernächsten, die sich in unserer unmittelbaren Umgebung befinden. Der Streifen, den wir sehen, ist nur ein Ausschnitt. Er zeigt die unglaubliche Anzahl von Sternen, die in unserer Milchstraße existieren – weit über hunderttausend Millionen.
Die Sonne ist nur ein einzelner Stern unter unzähligen anderen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Sterne und Galaxien, die wir entdecken können. Das eröffnet spannende Einblicke in die Weiten des Universums.
Die Faszination neuer wissenschaftlicher Entdeckungen
Ich habe einmal an verschiedenen Universitäten in Israel einen Vortrag über Nanotechnologie gehalten. In einer Universitätsstadt waren überall große Plakate zu sehen, natürlich in Englisch. Darauf stand: „Sehen Sie Dinge, die kein Sterblicher je gesehen hat.“ Es war ein echter Hingucker. Immer wieder las man: „Sehen Sie Dinge, die kein Sterblicher je gesehen hat.“ Man schaut hin, und unten, klein gedruckt, stand: „Werden Sie Wissenschaftler?“
Ich habe dann gedacht, dass das eigentlich stimmt. Wir sehen heute tatsächlich Dinge, die kein Sterblicher je gesehen hat. Es ist faszinierend. Auf dem Plakat ist natürlich auch still angedeutet der Unsterbliche, der das längst gesehen und gemacht hat.
Wir entdecken immer wieder neue Dinge. Neue Forschung bedeutet in der Physik und den Naturwissenschaften, dass man wirklich Dinge herausfindet, die kein Mensch vorher je gesehen hat. Wir entdecken sie im Kleinen, etwa im Einzelatomtransystem, und im Großen, zum Beispiel bei den Galaxien.
Immer wieder gibt es neue Erkenntnisse. Und ich habe gedacht, eigentlich muss man gar nicht Wissenschaftler werden, um davon zu erfahren. Solche großen Entdeckungen kommen in die Hauptnachrichten.
Erst heute sind es exakt zwei Monate – vom 7. November bis zum 7. Januar – seitdem diese Bilder vom Euklid-Teleskop abends in den Hauptnachrichten gezeigt wurden. Faszinierende Bilder, die Faszination Universum wecken. Das hier ist jetzt ein älteres Bild, das aus der Nähe aufgenommen wurde. Es zeigt einen Stern, der Eruptionen macht. Am Ende seines Lebens stößt er einen Teil seiner Hülle ab – wunderschöne Bilder.
Aber das hier ist neu: Das Weltraumteleskop Euklid liefert die ersten Bilder. Am 7. November 2023, um 14:15 Uhr, wurde bekannt gegeben, dass das Weltraumteleskop, das sich jetzt 1,5 Millionen Kilometer von uns entfernt in seiner endgültigen Position befindet, uns als eines der ersten Bilder diesen Ausschnitt aus dem Perseus-Galaxienhaufen gezeigt hat.
Die Weite des Universums und die Vielzahl der Galaxien
Nein, es geht hier nicht darum, Sterne in unserer Milchstraße zu sehen. Die Milchstraße ist eine Galaxie. Es geht vielmehr darum, Abertausende von Galaxien in riesigen Entfernungen zu sehen.
Jedes dieser Pünktchen ist kein einzelner Stern. Jeder Punkt ist selbst wieder eine Galaxie, die zum Beispiel weit über hunderttausend Millionen Sterne enthält. Pro Pünktchen, das wir hier sehen.
Das, was wir im Vordergrund sehen, ist der Perseus-Galaxienhaufen. Das ist kein Haufen von Sternen, sondern ein Haufen von Galaxien – ungefähr eintausend Galaxien im Vordergrund. Am Rande der Notiz steht: Mehr als hunderttausend Galaxien im Hintergrund. Das Bild ist so aufgelöst, dass man tatsächlich neben den vorderen Tausend noch mehr als hunderttausend Galaxien im Hintergrund erkennen kann.
Jedes Pünktchen dort enthält wieder zum Beispiel hunderttausend Millionen Sterne. Wir blicken in ein gigantisches Universum und bekommen diese Eindrücke bis in unser Wohnzimmer. Wie gesagt, die Daten sind heute, auf den Tag genau, zwei Monate alt.
Diese wunderschönen Bilder faszinieren nicht nur den einen Mann, dessen Schatten wir gesehen haben, der ehrfürchtig die Milchstraße betrachtet. Auch der große Einstein wird dabei klein und bescheiden. Er sagt: Jeder, der ernsthaft in der Ausübung von Wissenschaft involviert ist, kommt zu der Überzeugung, dass sich ein Geist in den Gesetzen des Universums manifestiert. Ein Geist, der dem des Menschen weit überlegen ist – ein Geist, angesichts dessen wir uns mit unseren begrenzten Möglichkeiten demütig und bescheiden fühlen müssen.
Mein Kollege Professor Gleiter, ein berühmter Nanotechnologe, formuliert es immer so: Wir als Naturwissenschaftler sehen doch alle die Schatten des einen an der Wand. Es sind so faszinierende Dinge, und es drängt sich förmlich die Frage auf: Wenn wir all das sehen, woher kommt denn das alles? Es kommt nicht von uns.
Stephen Hawking sagt, dass sich all das im Rahmen der Naturgesetze entwickelt hat, und er hat Recht. Doch er stellt zugleich auch die Frage: Woher kommen die Naturgesetze? Wer hat ihnen beigebracht, das Universum zu befehligen? Woher kommt ein Universum aus dem Nichts?
Die Ursprünge der Naturgesetze und die Frage nach dem Schöpfer
Wir können heute fast alles, was wir beobachten, im Rahmen der Naturgesetze erklären. Doch die Naturgesetze selbst können wir nicht erklären. Woher kommen eigentlich diese Regeln, die im Physikbuch stehen und denen das gesamte Universum folgt?
Die Naturgesetze, also der Inhalt der Physikbücher, stammen nicht von Einstein, Planck, Faraday, Newton, Heisenberg oder anderen großen Naturwissenschaftlern. Kein einziger von ihnen hat ein elementares Naturgesetz erschaffen. Wir sind alle nur diejenigen, die diese Gesetze zur Kenntnis nehmen und niederschreiben. Die spannende Frage ist: Woher kommen diese Gesetze eigentlich?
Natürlich hat sich unser Universum nach den Naturgesetzen entfaltet. Aber wer hat dem Universum beigebracht, aus dem Nichts zu entstehen? Und wer hat dem Universum beigebracht, all diesen Gesetzen zu folgen? Vom kleinsten Elementarteilchen bis zur größten Galaxie folgen alle diesen Regeln – Regeln, die keiner von uns gemacht hat.
Es ist schon faszinierend: Wenn Sie in eine große Buchhandlung gehen, liegen dort vielleicht zehntausend Bücher vor Ihnen. Davon sind 999 ziemlich normale Bücher, die menschliche Gedanken und Überlegungen enthalten. Doch da ist noch ein Buch, das sich von den anderen abhebt – das Physikbuch. Es ist sozusagen das zehntausendste Buch, und es enthält Botschaften, die nicht von dieser Welt stammen.
In den Physikbüchern stehen Dinge, die nicht von uns Menschen oder von diesem Planeten kommen – das ist klar. Aber ich meine noch etwas anderes: Diese Botschaften stammen nicht einmal von diesem Universum. Die Naturgesetze haben sich nicht im Laufe des Universums entwickelt. Es ist vielmehr umgekehrt: Das gesamte Universum hat sich nach den Naturgesetzen entwickelt, nach den Gesetzen, die wir entdeckt und in die Physikbücher geschrieben haben – Gesetze, die keiner von uns gemacht hat.
Das ist ein doppeltes Wunder, ein doppeltes Faszinosum. Wir sehen ein Universum, das aus dem Nichts entsteht.
Die Grenzen des Zufalls und die Notwendigkeit eines Anfangs
Und wenn jemand schnell sagt, vielleicht war es Zufall, der täuscht sich sehr. Denn Zufall bewirkt manches, mehr als wir manchmal denken. Aber Zufall kann nicht aus dem Nichts erschaffen. Zufall muss immer auf etwas Existierendes wirken.
Nehmen wir zum Beispiel ein Würfelspiel. Die Wahrscheinlichkeit, einmal eine Sechs zu würfeln, ist ein Sechstel. Die Wahrscheinlichkeit, zweimal hintereinander eine Sechs zu würfeln, beträgt ein Sechsunddreißigstel. Würfelt man zehntausendmal, kann man ziemlich oft würfeln, aber irgendwann kommt die Sechs. Nun nehmen wir den Würfel aus dem Spiel heraus. Dann würfeln wir gar nicht mehr. Wenn wir auch noch den Würfelspieler entfernen, bleibt nur leerer Raum, kein Würfel, kein Spieler – es wird nichts gewürfelt. Zufall kann nur auf etwas Bestehendes wirken.
Woher kommt also ein Universum? Wir können es nicht erklären, wir können nur staunen. Ich denke, das ist eine heiße Spur. Und das zweite: Warum folgt das Universum irgendwelchen Regeln? Wenn das Universum schon freundlicherweise existiert, könnte es auch gesetzlos sein. Doch alle Ordnung, die wir im Universum sehen, kommt von den Naturgesetzen. Aber wer hat die Naturgesetze so gesetzt, dass jene Ordnung entstehen kann, die auch ermöglicht, dass wir hier sind?
Ohne Naturgesetze könnten wir ein Pünktchen aus Masse und Energie haben, das nur so vor Masse und Energie strotzt. Wenn keine Regeln existieren, wird sich kein einziges Atom bilden. Es ist faszinierend, was wir sehen – und nicht nur Einstein staunt darüber. Wir schauen ins Universum und sehen etwas, das nicht schon immer da war, das eine Geburtssekunde Null hatte.
Während man früher manchmal milde über die Bibel lächelte, die dem Universum einen Anfang zuschrieb, ist das heute in der Wissenschaft völlig klar. Wir können rückwärts rechnen, wir können in den Anfang hineinschauen und sehen, dass das Universum einen Anfang hatte.
Stephen Hawking, den wohl bekanntesten zeitgenössischen Physiker, der erst vor wenigen Jahren verstorben ist, stellte immer wieder die Frage nach Gott. Der Mann im Rollstuhl, der faszinierende Theorien über das Universum entwickelte, wurde oft als Atheist bezeichnet. Doch ich denke, das ist vorschnell. Er hat all die kleinen Gottheiten abgeschafft, die irgendwelche Effekte erklären sollten, und stand staunend vor dem Einen, der alles schuf und die Naturgesetze setzte.
Die Bedeutung der Gottesfrage in der Wissenschaft
Warum hat sich unser Universum die Mühe gemacht zu existieren?, fragt Stephen Hawking. Woher kommt das Universum? Hat es Sinn, hat es ein Ziel? Fragen manche: Ist dort oben überhaupt jemand? Interessiert er sich für uns? Diese Fragen sind nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern betreffen jeden von uns unmittelbar.
Sind wir hier, wenn man ins Universum, in die Physik oder in die Naturgesetze schaut, jemandem auf der Spur, der diese Spuren gelegt hat? Nochmals Stephen Hawking: Er stellt die Frage zu den Naturgesetzen: Wer hat eigentlich das Feuer in die Gleichungen gehaucht und ein Universum geschaffen, das ihnen folgen sollte?
Die Gleichungen hinschreiben kann jeder, das konnte sogar Einstein. Aber den Gleichungen zu befehlen, ein Universum zu regieren, das kann keiner, auch nicht Einstein. Ein ganzes Universum tanzt nach den Regeln, die im Physikbuch stehen, die wir abgeschrieben haben und die keiner von uns gemacht hat. Bis zum letzten Elektron befolgen alle genau diese Regeln — das Elektron die Regeln, die es als Elektron befolgen muss.
Was hat es vorher an die Gleichung gehaucht und ein Universum geschaffen, das ihnen folgen sollte? Diese Frage bleibt für Stephen Hawking. Alle anderen Gottheiten sind abgeschafft, jetzt ist der eine dran, nach dem er fragt, der alles gemacht hat.
Einstein formuliert es etwas anders. Er sagt: „The more I study science, the more I believe in God.“ Je mehr ich Wissenschaft studiere, desto mehr glaube ich an Gott. Wissenschaft bringt uns nicht von Gott weg, Wissenschaft stellt die Frage.
Natürlich werden wir mit Wissenschaft nicht Gott beweisen, und ich denke, das ist gut so. Wenn ich ein Gravitationsexperiment vor eurer aller Augen mache, Kugelschreiber fallen lasse, dann bin ich der Herr der Lage, und wir ahnen: Ja, tatsächlich, der Kugelschreiber fällt nach unten. Alle Kugelschreiber fallen nach unten, oder in Australien nach oben, auf den Erdmittelpunkt zu — Gravitation.
Aber da bin ich der Experimentator. Durch die Kugelschreiber in meinen Händen mache ich mit ihnen, was ich will. Wenn es um den geht, der das Universum schuf, wer bin ich, dass ich von oben herab Gott analysiere, setziere, vermesse? Es wäre vermessen, Gott vermessen zu wollen.
Bezüglich dem, der das Universum schuf und die Naturgesetze setzte, bleiben wir die Kleinen, staunend. Wir werden alle heute den Raum verlassen, ohne einen Gottesbeweis in der Tasche, aber doch mit vielen spannenden Spuren. Was ist da eigentlich los?
The more I study science, the more I believe in God.
Das erste Licht und die Spuren des Anfangs
Faszination Universum – die Frage nach dem Anfang
Es ist schon spannend: Mittlerweile sehen wir sogar das erste Licht. Dieses wurde 1965 zum ersten Mal entdeckt. Lange war ungewiss, ob es wirklich das erste Licht ist. Seit dem Jahr 2003 haben wir quasi Gewissheit. Das Licht ist bis ins Detail untersucht, und heute ist uns klar, was es bedeutet.
In jedem Kubikzentimeter des Universums – und wahrscheinlich auch in jedem Kubikzentimeter dieses Raums – wird kaum jemand so sehr über den Kubikzentimeter Raum, das sogenannte CMB (Cosmic Microwave Background), gestaunt haben wie jetzt. In jedem Kubikzentimeter dieses Raums befinden sich noch etwa 400 Lichtquanten des ersten Lichts. Dieses Licht war schon damals dabei, als das erste Licht im Universum anging – das Schöpfungslicht.
Überall finden sich Spuren des Anfangs, und die Faszination des ersten Lichts ist groß. Die Wissenschaftler, die dieses Licht analysiert haben, sind John Mather und George Smoot. Drei Jahre nach der Entdeckung, im Jahr 2006, erhielten sie den Physiknobelpreis.
George Smoot sagte auf der Pressekonferenz, auf der über das erste Licht berichtet wurde, einen berühmten Satz, mit dem niemand gerechnet hatte. Er fügte spontan hinzu: „Für einen gläubigen Menschen ist das, als erblicke er das Angesicht Gottes.“ Natürlich war das ein steiler Satz. Ihm war klar, dass er nicht wirklich das Angesicht Gottes sah, sondern nur – sozusagen in dicken Anführungszeichen – das erste Licht. Für ihn war es aber schon eine Spur. Wenn ich sehenden Auges in den Anfang hineinschaue, sehe ich vielleicht auch ein Stück weit in Richtung Anfänger.
Das Universum war nicht schon immer da. Wie es jemand so schön formuliert hat: Urknall – ja, ja, aber wer hat denn da geknallt? Ich denke, wenn es keinen Anfang gab, brauche ich die Frage nach dem Anfänger nicht zu stellen. Jetzt steht plötzlich eine Frage im Raum, die wir längst abgeschafft hatten: die Frage nach dem Anfänger.
Wenn es einen Anfang gab, wer hat angefangen? Wenn das Universum nicht schon immer da war, wer hat gestartet? Wenn es Naturgesetze gibt, wer war der Gesetzgeber? Albert Einstein hat schnell noch hinzugefügt: „I want to know God's thoughts, the rest are details.“ – Ich möchte Gottes Gedanken wissen, der Rest sind Details, sagte Einstein.
Was hat sich derjenige eigentlich dabei gedacht, der die Veranstaltung Universum schuf? Der Anfang – ich denke, wir merken es alle – erledigt die Gottesfrage nicht. Der Anfang führt zur Gottesfrage.
Wissenschaft und Glaube als ergänzende Perspektiven
Übrigens bedeutet der Begriff Urknall für uns Physiker nicht, dass alles durch Zufall angefangen hat. Urknall heißt für uns schlichtweg, dass es einen Anfang gab. Der Anfang des Urknalls im physikalischen Sinne ist nicht die Erklärung des Anfangs, sondern einfach der Anfang selbst.
Wissenschaft und Glaube, so sagt Max Planck, sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen und bedingen einander. Max Planck, ich glaube, der Name ist den meisten von euch bekannt, gehört zu den großen Vätern der modernen Physik. Zusammen mit Einstein und Heisenberg bildet er die Gruppe der großen Physiker, alle Nobelpreisträger. Alle drei haben sich auf ganz unterschiedliche Weise die Frage nach Gott gestellt.
Für Max Planck gehören Wissenschaft und Glaube zusammen. Sie sind keine Gegensätze, sondern, wie er sagt, sie ergänzen und bedingen einander – beides gehört zusammen. Er vergleicht es mit Bild und Maler, und ich finde diesen Vergleich gut. Er sagt nicht, Wissenschaft und Glaube seien dasselbe, denn das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Die Wissenschaft fragt danach, wie die Naturgesetze funktionieren, der Glaube fragt danach, wer die Naturgesetze geschaffen hat und was dieser Schöpfer damit wollte.
Es ist wie bei Bild und Maler: Bild und Maler sind nicht ungefähr dasselbe. Kaum jemand würde versehentlich einen Maler an die Wand hängen, um mit ihm zu reden. Man kennt den Unterschied: Ein Maler ist eine Person, eine Persönlichkeit, ein Bild ist ein Objekt. Da ist ein großer Unterschied. Gleichzeitig wird kaum jemand ein Spannungsfeld zwischen Bild und Maler diskutieren. Die einen glauben eher an den Maler, die anderen eher an das Bild, aber in Wirklichkeit wird man es nie entscheiden können.
Ja, es ist beides. Es gibt die Maler, es gibt die Bilder, und beide stehen nicht im Gegensatz zueinander. Ich glaube, fast jeder, der sich ein schönes handgemaltes Ölgemälde an die Wand hängt, mag den Maler vielleicht nicht kennen oder sich für ihn nicht interessieren. Aber jeder würde davon ausgehen, dass es den Maler gibt oder gegeben hat. Natürlich weist ein Bild auf den Maler hin.
Für Max Planck ist es ganz ähnlich: Wenn ich die Naturgesetze, das Universum und all diese Dinge betrachte, sind sie, bildlich gesprochen, Hinweise auf den Maler – auf den, der das Universum geschaffen hat. Glaube und Wissenschaft sind keine Gegensätze, sondern passen perfekt zusammen. Das Befassen mit dem Geschaffenen steht im Vordergrund, ebenso wie die Frage nach Gott.
Für Max Planck war es wohl auch eine ganz persönliche Gottesbeziehung, die ihn durch Höhen und Tiefen seines Lebens getragen hat – durch große Tiefen und Schicksalsschläge, aber auch bis zu großen Höhen und dem Nobelpreis.
Die Welt der Naturphänomene und die Frage nach Gott sind eine spannende Kombination. Dieses alte Glaubensbekenntnis spricht heute kaum noch jemand aus: „Ich glaube nur an das, was ich sehe.“
Die unsichtbare Wirklichkeit und der Empfang des Glaubens
Natürlich gibt es jede Menge Dinge, die wir nicht sehen, die aber dennoch da sind. Allein in diesem Stück Raum, das ich jetzt mit meinen Händen umschließe, steckt jede Menge Musik. Wir hören sie momentan nicht, aber wir wissen ganz genau: Hier ist die Musik drin. Und natürlich gibt es hier auch jede Menge Spielfilme, Nachrichtensendungen und Telefongespräche. All das ist hier drin, ich bin nur nicht auf Empfang.
Würde ich hier einen Rundfunkempfänger einstellen, würde ich sofort die Musik hören. Aber wir wissen: Die Information über die Musik wird über die Radiowellen bereitgestellt, völlig egal, ob ich auf Empfang bin oder nicht. Übrigens ist es auch völlig egal, ob ich an elektromagnetische Wellen glaube oder nicht. Die Radiowellen, die elektromagnetischen Wellen, sind einfach da – ohne uns zu fragen: "Sag mal, glaubst du, dass es uns gibt?" Sie sind einfach da.
Warum sage ich das? Ich denke, das ist vielleicht auch ein kleines Bild für die Frage nach Gott. Manche sagen im ersten Moment: "Wo ist denn Gott? Ich habe ihn nicht gehört, nicht gesehen. Ist er denn da?" Und andere sagen: "Ich habe vor zehn Minuten noch mit ihm geredet." Wenn ich mich darauf einlasse, auf Empfang gehe, öffnet sich plötzlich eine neue Welt.
Es ist ja oft schwer zu erklären, wie man mit Gott redet. Man sieht ihn nicht, und doch ist irgendwie eine Verbindung da. Seit wir das Handy haben, ist das wunderbar geworden. Da ist es genauso: Ich rede, gehe auf Empfang, rede mit jemandem, sehe ihn nicht, sehe keine Wellen herauskommen, sehe kein Kabel – und doch glauben wir alle, dass die Verbindung echt ist.
Für mich ist das ein ganz toller Vergleich für die Verbindung zu Gott. Übrigens haben wir auch bei den Handys nicht die Schaltpläne untersucht und überprüft. Am Ende merken wir, indem wir uns darauf einlassen, dass es funktioniert. Wer sich nicht darauf einlässt, kann Handys in Vitrinen sammeln oder vielleicht noch nie telefoniert haben.
Ich denke manchmal: Wenn meine Ur-ur-urgroßeltern in diesen Raum gebeamt würden und mir so ein Teil ans Ohr halten sehen würden, wie ich Selbstgespräche führe, würden sie sagen: "Netter Kerl, unser Ur-ur-urenkel, auf so ein bisschen Sorge macht man es schon." Erst mühsam wird man sich an das Telefonieren mit dem Handy gewöhnen.
Für mich ist das so ein Bild für die Verbindung nach ganz oben geworden: Twenty for Seven – eine Standleitung nach ganz oben. Es gibt weit mehr als das, was wir sehen.
Die Rolle des Glaubens in einer naturwissenschaftlich erklärten Welt
Eine andere Frage, die manchmal gestellt wird – ich glaube, jeder hat sie schon einmal gehört – lautet: Wozu brauche ich eigentlich noch den Glauben an Gott, wo doch so viele Dinge naturwissenschaftlich erklärbar sind?
Die Idee ist ganz einfach: Ich bin zuständig für mein Wissen, Gott ist zuständig für mein Nichtwissen. All die Dinge, die ein bisschen geheimnisvoll und rätselhaft sind, die noch nicht erforscht wurden, bieten noch eine Nische für Gott. Gott ist gleich die Summe all dessen, was ich noch nicht verstanden habe. Diese Nische wird zwar immer ein bisschen kleiner, aber sie bleibt bestehen.
Aber was für ein Gottesbild haben wir dann plötzlich? Gerade haben wir noch von dem gesprochen, der ein ganzes Universum erschuf. Von demjenigen, der gerade dadurch Staunen erweckt – durch die Dinge, die wir sehen, durch die Dinge, die wir verstehen – und wir fragen uns, woher all diese Naturgesetze kommen.
Ich denke, wir merken: Das ist ein ganz merkwürdiger Gott – ein Gott, der nur für Wissenslücken zuständig ist. Den können wir getrost abschaffen, ohne nennenswerte Konsequenzen.
Wenn wir mit Gott aber nicht den meinen, der hinter den Wissenslücken steht, sondern den, der hinter allem steht, dann steht er sicher nicht nur hinter den Dingen, die wir nicht verstehen, sondern genauso hinter denen, die wir verstehen.
Einstein hat sogar so formuliert: Je mehr wir von der Natur verstehen, desto größer wird Gott. Und ich glaube, so geht es uns momentan. Das Staunen wird immer größer mit all den Dingen, die wir gerade in aktueller Zeit Jahr für Jahr neu entdecken. Es wird spannend, und das Staunen wird größer.
Die Geschichte der Mäuse und die begrenzte Sicht des Menschen
Ich habe mal eine originelle Geschichte gehört, die humorvoll auf den Punkt bringt, wie begrenzt unser Blick manchmal sein kann.
Da lebt eine Mäusefamilie seit Generationen in einem Flügel, also in diesem Musikinstrument. Die Mäuse hören immer wieder die schöne Musik, wissen aber nicht, wo sie herkommt. Es gibt bei ihnen eine alte Überlieferung: Menschen würden die Musik machen. Keine Maus hat je einen Menschen gesehen, doch man glaubt daran.
Bis eines Tages zwei Mäuseforscher im Flügel nur einen Raum weitergehen. Sie kommen ganz ernüchtert mit neuen Erkenntnissen zurück: Es sind gar keine Menschen. In Wirklichkeit sind es nur kleine Hämmerchen, die auf Stahlseiten schlagen – das ist die Musik. Seitdem wissen es alle Mäuse. Gerne hat man an die Geschichte von den Menschen geglaubt, aber heute weiß man, es ist nur ein Märchen. Menschen gibt es gar nicht. Heute weiß man, es sind Hämmerchen auf Stahlseiten.
Natürlich erzählt man um die Weihnachtszeit den kleinen Mäuschen noch das Märchen von den Menschen. Die kleinen Mäuse glauben es noch eine Weile, bis sie dann lernen, es sind die Hämmerchen und Stahlseiten.
Was ist bei den Mäusen eigentlich schiefgelaufen? Es war ja nicht das Problem der falschen Erkenntnis. Die Erkenntnis mit den Hämmerchen und Stahlseiten war goldrichtig. Das Problem der Mäuse war ihre begrenzte Sicht.
Die Mäuse haben das Richtige erkannt, aber das Falsche daraus geschlossen, weil sie nur das Vordergründige gesehen haben. Sie haben hinter den richtig erkannten Hämmerchen und Stahlseiten nicht weitergedacht. Sie haben nicht die Frage gestellt: Ist da vielleicht jemand, der die Hämmerchen bewegt? Vielleicht jemand, der den Flügel konstruiert hat oder die Musik komponiert?
Die Mäuse haben zu früh abgeschaltet. Und ich glaube, uns allen geht es irgendwo immer mal wieder so, dass wir zu früh aufhören zu fragen. Plötzlich merkt man: Da ist ja noch mehr dahinter. Wir haben nur das Vordergründige gesehen – wie die Mäuse mit ihrer begrenzten Sicht.
Die Erkenntnis am Ende des Weges
Das bekannte Zitat wird meistens dem Nobelpreisträger Werner Heisenberg zugeschrieben. Dieses Zitat bringt sehr schön zum Ausdruck, was er sagt: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch.“
Ich habe es doch selbst erlebt: Man versteht eine Arbeitshypothese, und Gott braucht man in seinem Weltbild scheinbar nicht mehr, weil man die Dinge selbst verstanden hat. Doch das Zitat geht weiter: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“
Wenn ich das zu Ende denke, stelle ich mir plötzlich die Frage: Woher kommt denn all das, was ich schon richtig kapiert habe an den Naturgesetzen? Wer hat diese eigentlich gemacht? Auf dem Grund des Bechers wartet Gott.
Die Naturgesetze, das hat jemand treffend formuliert, sind eigentlich keine Vorschriften, wie sich die Natur zu verhalten hat. Vielmehr sind sie Nachschriften. Wir schreiben der Natur überhaupt nichts vor. Wir als Naturwissenschaftler, als Physiker, nehmen eine bescheidene Rolle ein: die des Protokollführers.
Wir stehen am Rande des Geschehens mit einem Notizblock in der Hand. Wir beobachten die Natur gewissenhaft und schreiben in kleinen Buchstaben nach, was uns die Natur in großen Lettern vorschreibt. Wir sind die zur Kenntnisnehmer, nicht die Macher.
Es ist trotzdem spannend, Naturwissenschaftler zu sein. Aber wir sind nicht die, die das machen, wir sind die, die das finden. Naturgesetze sind Nachschriften, die wir anfertigen von dem, was uns in großen Lettern vorgeschrieben wird. Die Naturwissenschaft findet die Spielregeln, nach denen sich die Natur verhält.
Die Frage nach dem Woher, also wer die Spielregeln macht, kann man natürlich in der Physik nicht beantworten. Die Physik gibt einen Anstoß, weiterzudenken: Woher kommt das alles?
Mancher stellt die Frage: „Kann ich denn glauben, dass es Gott gibt? Ich habe ihn noch nie gesehen. Wie soll ich glauben, dass es Gott gibt?“ Aber man kann natürlich auch die umgekehrte Frage stellen: „Kann ich denn glauben, dass es Gott nicht gibt?“
Wie soll ich im Ernst glauben, dass es Gott nicht gibt, wenn ich nicht mit Gott irgendwelche Kleingottheiten meine, die Stephen Hawking abschafft, sondern den, der das Universum schuf? Woher kommen die Naturgesetze, und wer kümmert sich eigentlich darum, dass sie immer noch funktionieren?
Wir haben uns so sehr daran gewöhnt: Acht Milliarden Menschen haben ein ganz tiefes Grundvertrauen in die Naturgesetze. Ich denke manchmal, über acht Milliarden Menschen haben ein ganz tiefes Grundvertrauen in den, der die Naturgesetze schuf. Das ist ja sehr implizit.
Wir vertrauen darauf, dass derjenige die Naturgesetze stabil hält und nicht wackeln lässt.
Die Feinabstimmung der Naturkonstanten
Eine andere Frage, die uns Physiker alle fasziniert – und ich glaube, die auch die Nicht-Physiker unter euch in fünf Minuten interessieren wird – ist die Frage nach der Herkunft der Naturkonstanten.
Das sind sozusagen zwei Handvoll Zahlenwerte, die im doppelten Sinne des Wortes vom Himmel gefallen sind. Keiner weiß, woher sie kommen, keiner weiß, warum gerade diese Werte gelten: Vakuum, Lichtgeschwindigkeit, Elementarladung, Plancksches Wirkungsquantum und noch einige wenige mehr.
Ich möchte nur mal ein Beispiel herausgreifen. Jedes Elektron, das wir jemals beobachtet haben, hatte eine Ladung von 1,602 mal 10 hoch minus 19 Amperesekunden. 1,602 mal 10 hoch minus 19 Amperesekunden – diese Zahl könnte man gleich wieder vergessen. Die Elektronen vergessen sie nie. Jedes Elektron „weiß“ – ich möchte dem Elektron kein Bewusstsein zuschreiben, aber sie verhalten sich so – welche Ladung ein Elektron trägt: 1,602 mal 10 hoch minus 19 Amperesekunden. Ein anderes Elektron haben wir nie gefunden.
Man kann sogar tief im Spektrum, im interstellaren Materiespektrum, nachschauen. Auch dort draußen gibt es Wasserstoffatome mit Elektronen in der Hülle. Diese haben eine Ladung, tief draußen im Universum, von – man ahnt es schon – 1,602 mal 10 hoch minus 19 Amperesekunden. Wer hat da draußen eigentlich bestimmt, dass es nicht anders sein soll? Es ist faszinierend.
Ja, die Ersten schmunzeln schon: So typisch Physiker, die steigern sich da in etwas hinein, worüber ein normaler Mensch überhaupt nicht nachgedacht hätte. Was wäre denn, wenn diese Zahlen ein bisschen anders wären? Ein kleines bisschen – das würde doch keinen Menschen interessieren. Und ihr habt Recht: Wenn diese Zahlen ein bisschen anders wären, würde das keinen Menschen interessieren. Das war jetzt keine Menschenverachtung.
Wir stellen im Nachhinein ganz beunruhigt fest, dass unser Leben, jegliches biologische Leben, am seidenen Faden hängt – am seidenen Faden dieser paar Zahlen. Wären sie ein bisschen anders, wären wir alle nicht hier.
Die Ersten fühlen sich schon nervös, spüren den Puls. Aber müssen wir das? Nein, denn die Zahlen sind schon stabil. Gäbe es anderes Leben, wenn sie ein bisschen anders wären? Nein, auch das nicht. Wenn wir da ein bisschen was ändern, gibt es im Nu die Atome, aus denen wir bestehen, nicht mehr. Die sind ganz filigran eingestellt, diese Zahlen werden – und wir Frauen werden ja eigentlich auch eingestellt.
Es ist sogar noch dramatischer: Wenn am Anfang das Universum richtig in Betrieb genommen wurde, alle Naturgesetze da waren und alles funktionierte, dann sind wir jetzt da. Die Naturkonstanten haben natürlich ganz genau den Wert, den es braucht, sonst wären wir nicht hier.
Jetzt passiert ein kleines Erdbeben: Diese Zahlen wackeln nur für eine Tausendstelsekunde, nicht länger, nur für eine Tausendstelsekunde. Danach ist alles wieder in Ordnung, fast alles wieder in Ordnung – wir sind weg. Die Tausendstelsekunde reicht. Wenn da etwas wackelt, auch wenn es hinterher wieder in Ordnung ist, sind wir auf molekularer Skala zerstört und zerfallen. Die DNA, die Erbinformation, wäre gelöscht, Zelle für Zelle, und das Wunder des Lebens wäre vorbei.
Wir alle wissen, dass seit Menschengedenken noch nie etwas für eine Tausendstelsekunde gewackelt hat. Denn ab dieser Tausendstelsekunde gäbe es kein Menschengedenken mehr.
Ich glaube, jetzt bewegt eigentlich fast jeden nur noch eine Frage: Wie genau muss es denn sein, wenn man ein Universum schafft, wenn man die Naturgesetze setzt, wenn man die Naturkonstanten setzt? Muss man nur noch die richtigen Werte geben? Also an feinen Drehknöpfchen drehen – wie muss ich die nach rechts und links drehen, um den richtigen Zahlenwert einzustellen? Welche Präzision brauche ich da?
Die Präzision der Schöpfung im Vergleich zum Scharfschützen
Der Physiker Paul Davies hat das einmal ausgerechnet und einen anschaulichen Vergleich gemacht. Das Rätsel der Feinabstimmung zeigt uns, wie präzise diese Werte eingestellt sind. Es ist so genau, wie wenn ein Scharfschütze zielen muss, um ein ein Zentimeter großes Ziel, also ungefähr ein Centstück, zu treffen. Die Frage ist natürlich: Aus welcher Entfernung?
Wenn der Scharfschütze hundert Meter entfernt ist, habe ich keine Sorge. Scharfschützen sind gut, er wird aus hundert Metern Entfernung mein Centstück, das ich zwischen Daumen und Zeigefinger halte, treffen. Gehe ich weiter weg, ist der Scharfschütze jetzt einen Kilometer entfernt. Ich halte das Centstück schon ein bisschen weiter weg. Er ist zehn Kilometer entfernt, ich halte es noch weiter weg, und er trifft. Toll!
Der Scharfschütze ist in Kiel, wir sind in der Nähe von Stuttgart. Er baut sich in Kiel einen Turm, wir machen eine Bohrung durch die Wand Richtung Norden. Er holt sich ein Zielfernrohr, das in dieser Präzision noch gebaut werden müsste, und einen Laserpointer, um das anzupointen – von Kiel aus das Stuttgarter Centstück. Dann drückt er mit ruhiger Hand ab. Das Geschoss überquert die Kieler Förde, die norddeutsche Tiefebene, fliegt zeitlich an Frankfurt vorbei, nähert sich Stuttgart und schießt mir von Kiel aus das Centstück aus der Hand. Wow!
„Reicht noch nicht“, sagt Paul Davies. „Okay, jetzt gehe ich einmal richtig weit weg. Ich gehe auf den Mond, 384 Kilometer von uns entfernt.“ Lange dauert es, bis das Geschoss ankommt. Die Astronauten haben ein paar Tage gebraucht, und lange dauert es, bis das Geschoss auf dem Mond landet – nein, nicht landet, sondern geflogen kommt und hoffentlich meinen Daumen und Zeigefinger nicht trifft, sondern ganz genau das Centstück.
„Ja, das tut es.“ Aber das reicht noch nicht, sagt Paul Davies. „Okay, ich gehe noch mal weiter weg, diesmal gigantisch weit weg. Der Scharfschütze ist auf der Erde, ich bin auf der Sonne.“ Ich stehe auf der Sonnenoberfläche, ein bisschen warm hier, aber was tut man nicht alles für die Forschung? Wir wollen jetzt die Zielgenauigkeit mal überprüfen.
Er schickt, schießt jetzt, versucht von der Erde aus auf der Sonne das Centstück zu treffen. Und jetzt ist die Entfernung gigantisch. Allein das Licht braucht für die Strecke Sonne-Erde 8,3 Minuten. Licht läuft 300.000 Kilometer in einer Sekunde. Licht läuft die Strecke Erde-Mond in 1,3 Sekunden. Von der Sonne bis zur Erde braucht es 8,3 Minuten – jede Minute 60 Sekunden, in jeder Sekunde 300.000 Kilometer.
Hier stehe ich im Warmen auf der Sonnenoberfläche und halte mein Centstück. Nach langer, langer Zeit kommt von der Erde das Geschoss, und das Unfassbare passiert: Es trifft von der Erde auf der Sonne genau dieses eine Centstück. Das ist ja nicht irgendein Vergleich. Es bedeutet, mit dieser Präzision sind wirklich und im Ernst unsere Naturkonstanten so verrückt fein abgestimmt, sonst gäbe es uns nicht.
Jetzt meldet sich zum letzten Mal Paul Davies und sagt, das reicht immer noch nicht. Jetzt kommt diese Zahl, bei der man sagt: Wahnsinn! So präzise, wie ein Scharfschütze, der ein einzelnes Meter großes Ziel treffen soll. Und jetzt kommt es ja im Ernst: Am anderen Ende des beobachtbaren Universums – das heißt, zwischen Centstück, das getroffen wurde, und Scharfschütze – ist die Entfernung nicht die Erde-Mond-Distanz, die das Licht in 1,3 Sekunden zurücklegt, auch nicht die Entfernung Erde-Sonne, die das Licht in 8,3 Minuten zurücklegt, sondern einmal quer durchs Universum bis zu den entferntesten beobachtbaren Galaxien.
Das Licht ist weit mehr als zehntausend Millionen Jahre unterwegs. Weit mehr als doppelt so lange, wie die Sonne noch zu leben hat. Weit mehr als zehntausend Millionen Jahre lang wird die Zielgerade in jeder Sekunde noch mal um weitere 300.000 Kilometer verlängert. Und am Ende, in den ganz fernen Bereichen unseres Universums, wartet ein Centstück. Und das wurde getroffen.
Es ist unglaublich – in was für ein Universum sind wir hier eigentlich geraten?
Das anthropische Prinzip und die Bedeutung des Universums für uns
Irgendetwas ist nicht mehr normal. Es gibt Leute, die sagen, das sei das anthropische Prinzip. Das heißt: Wenn das nicht so wäre, wären wir alle nicht hier. Und wenn wir hier sind, muss es so sein, dass wir hier sein können.
Ja, das haben wir auch schon verstanden. Natürlich, wenn wir da sind, muss das Universum so beschaffen sein, dass wir existieren können. Aber warum ist das so?
Die große Warum-Frage bricht in der Physik aus: Diese Feinabstimmung des Universums. Sir Fred Hoyle, ein sehr berühmter britischer Astronom und Mathematiker, der den Begriff des Urknalls geprägt hat, sagte: „Nothing has shaken my atheism as much as this discovery.“ Nichts hat meinen Atheismus so erschüttert wie diese Entdeckung.
Er war danach kein Atheist mehr, sondern hat seine Sichtweise grundlegend geändert. Das hat ihn zum Nachdenken gebracht: Was ist da los? Dieses hypergenau abgestimmte Universum weckt einen unglaublichen Verdacht. Viele Menschen, die vorher überhaupt nicht in diese Richtung gedacht hatten, wurden von diesem Verdacht ergriffen.
Dieser Verdacht lautet: Unser Universum ist tatsächlich von jemandem bis ins kleinste Detail so inszeniert und konstruiert worden – nur mit einem Zweck. Nur damit wir leben können. Ein ganzes Universum extra für uns. Ein schon verrückter Gedanke.
Die Bedeutung des Menschen im gigantischen Universum
Eigentlich sind wir es gewohnt, klein zu werden und nicht groß. Lange Zeit haben wir gedacht, wir seien ein winzig kleiner Punkt. Früher galt der Mensch als Krone der Schöpfung und Mittelpunkt des Universums. Sogar die Sonne schien sich damals um uns zu drehen.
Nach und nach wurden wir jedoch immer kleiner. Zuerst entdeckten wir, dass nicht die Sonne sich um unsere Erde dreht, sondern umgekehrt. Die Sonne ist so groß, dass eine Million Erdkugeln in ihr Volumen Platz finden würden. Die Erde ist nur ein winziges Pünktchen, das sich um die Sonne dreht.
Der Abschied vom geozentrischen Weltbild fiel schwer. Doch auch das heliozentrische Weltbild hatte seine Grenzen. Als wir die Sonne plötzlich als Teil der Milchstraße erkannten, mit ihren weit über hunderttausend Millionen Sternen, wurde die Sonne selbst ziemlich klein.
Das war jedoch noch nicht das Ende. Im zwanzigsten Jahrhundert stellten wir fest, dass auch die Milchstraße mit ihren weit über hunderttausend Millionen Sternen nur ein absoluter Winzling in den gigantischen Weiten unseres Universums ist. Es gibt ungefähr genauso viele Galaxien im Universum, wie Sterne in der Milchstraße.
Die Milchstraße ist nur eine von weit über hunderttausend Millionen Galaxien im Universum. So sind wir also gleich mehrfach winzig, bedeutungslos und vernachlässigbar: die Sonne in der Milchstraße, die Milchstraße im Universum.
Wir alle verstehen, was Jacques Monod, der Medizin-Nobelpreisträger, über diese letzte Einsamkeit einer winzigen Menschheit in den gigantischen Weiten unseres Universums schreibt. In seinem berühmten Buch „Zufall und Notwendigkeit“ sagt er, der Mensch müsse seine totale Verlassenheit und radikale Fremdheit erkennen.
Jacques Monod fügt hinzu: Der Mensch weiß nun, dass er seinen Platz wie ein einsamer Wanderer am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegenüber seinen Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen. Das Universum ist uns völlig egal.
Wir können uns Freude machen oder Leid zufügen, hoffen oder bangen, geboren werden oder sterben – dem Universum ist es egal. Wir rufen, und keiner hört; wir fragen, und keiner antwortet. Wir vergehen, und keiner merkt es.
Kaum hundert Jahre sind vergangen, da ist dieser Raum vollständig geräumt, und auch der Jüngste unter uns ist nicht mehr da. Das Universum hat noch nicht einmal bemerkt, dass einer nach dem anderen von uns in einen geräumigen Papierkorb purzelt, auf dem mit großen Lettern „Vergessenheit“ steht.
Das ist die letzte Verlassenheit, die letzte Verlorenheit einer winzigen Menschheit in den riesigen Weiten unseres Universums, das nicht nach uns fragt.
Werden wir alle diesen Gedanken zutiefst nachvollziehen können, während wir Jacques Monod meditieren? Plötzlich drängt sich der Gedanke auf, dass das ganze Universum so verrückt hingetunt ist, als wäre es extra für uns gebaut worden. Ein ganzes Universum extra für uns.
Wenn das stimmt, würde das eine ganz andere Botschaft andeuten: Dem Universum sind wir egal, aber nicht dem, der es gemacht hat. Dann wäre es nicht mehr die letzte Botschaft, verloren im Universum, sondern die letzte Botschaft, die das Universum gemacht hat und die uns beabsichtigt.
Wenn das wahr ist, wäre es egal, dass wir dem Universum egal sind, wenn wir dem nicht egal sind, der das Universum geschaffen hat. Dann wäre die letzte Botschaft nicht verloren in den Weiten des Universums, sondern geborgen in Gottes Hand.
Was der Volksmund so schnell sagt, merken wir dann: Es gibt eine letzte Tragfähigkeit hinter allem.
Die persönliche Erfahrung und Geborgenheit in Gottes Hand
Und erst vor zwei Wochen habe ich eine Mail von jemandem bekommen, der sich in einer tiefen Not befindet. In der Mail bittet diese Person um Gebet und schreibt gleichzeitig: „Ich weiß, ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“
Derjenige, der ein Universum geschaffen hat, sieht uns kleine Menschen. Was für eine Botschaft! Wir geben unser Leben nicht in irgendeine kleine Hand, die doch wieder zerbricht, sondern in die Hand dessen, der hinter allem steht. Dieser Blick richtet sich so sehr auf uns kleine Leute, dass selbst jemand, der nur die Physik betrachtet, sagt: Das geht doch nicht mehr mit normalen Dingen. Da ist eine Absicht dahinter, dass genau dieses Centstück getroffen wurde, dass das Ganze so präzise eingestellt ist.
Sir Fred Hoyle, dessen Atheismus erschüttert wurde, war ein britischer Wissenschaftler. Ich zitiere ihn noch einmal: Er sagt, das Universum sei offensichtlich, wie er es nett formuliert, „eine abgekartete Sache“. Er spricht vom längsten System, dem längsten Plan dahinter. Wir haben es die ganze Zeit nicht bemerkt und nicht damit gerechnet – und jetzt plötzlich das.
Er fügt hinzu: „Es gibt zu vieles, was wie durch Zufall entstanden aussieht, es aber nicht ist.“
Noch deutlicher und nachdenklicher wird Stephen Hawking, der Mann im Rollstuhl. In seinem berühmten Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ schreibt er einen bemerkenswerten Satz. Er beschäftigt sich ebenfalls mit der Feinabstimmung der Naturkonstanten. Dann kommt dieser berühmte Satz von Stephen Hawking, in dem er schreibt, warum das Universum gerade auf diese Weise genau so ist, dass es uns geben kann.
Er fügt noch mehr hinzu, was über das hinausgeht, was ich heute sage: Warum das Universum gerade auf diese Weise angefangen haben sollte, schreibt Stephen Hawking, „wäre es sehr schwer zu erklären“. Und er ergänzt: „Sehr schwer zu erklären, ohne das Eingreifen eines Gottes anzunehmen, der beabsichtigt hätte, Wesen wie uns zu erschaffen.“
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „Sehr schwer zu erklären, ohne das Eingreifen eines Gottes anzunehmen, der beabsichtigt hätte, Wesen wie uns zu erschaffen“, schreibt Stephen Hawking, der Atheist.
Ich denke, wir merken, wie plötzlich ein großes Umdenken stattfindet. Alte Denkschemata werden beiseitegeschoben, wenn man sagt: Das muss ich mal noch einmal neu durchdenken.
Die Wunder der atomaren und galaktischen Welt
Ich glaube, die kleine Welt – dann machen sie sie ganz klein und kurz. Wir haben vorher schon davon gehört: Atome kann man mittlerweile sichtbar machen. Mit einer einatomgroßen Spitze kann man Punkt für Punkt abtasten und so Reliefkarten von Atomen erstellen.
Nein, das waren nicht die Erbsen in der Mensa vorgestern Mittag. Das sind Atome, die man abtasten kann – eine Wunderwelt im ganz Kleinen. Ein Bleistiftstrich im ganz Großen zeigt die einzelnen atomaren Positionen. Atome in der Abendsonne, die Farbe ist willkürlich, aber die Struktur ist echt. Wunderbare kleine Welten, die man sich anschauen kann.
Wir können ins Große gehen: Die Sonne, in die eine Million Erdkugeln hineinpassen. Die Milchstraße, der kommentatorische Nebel – da liegt eine Galaxie herum, eine Scheibengalaxie. Im Hintergrund verschmelzen Pünktchen für Pünktchen aberwitzig viele Galaxien in riesigen Entfernungen zu winzigen Punkten. Faszinierende Bilder, die hier das Hubble-Teleskop aufgenommen hat.
Vorhin hat man uns vom Euklid-Teleskop eine Spiralgalaxie gesendet, ähnlich unserer Milchstraße. Der Pferdekopfnebel, Geburtsstellen der Sterne: Abermillionen Sterne werden geboren, beleuchten diese Gas- und Staubwolken von innen und erzeugen wunderschöne Lichteffekte. Die winzigen Pünktchen, die ihr hier seht – wer vorne sitzt, sieht noch die ganz kleinen Pünktchen.
Diese ganz kleinen Pünktchen sind keine einzelnen Sterne, sondern jedes von ihnen enthält bis zu einer Million junger Sterne. Wunderschöne Bilder aus den Tiefen des Universums.
Hier ein Foto von dort, wo ich mit meinem Centstück war. Das Licht hat weit mehr als zehntausend Millionen Jahre zurückgelegt. Es ist ein Guckloch, durch das wir hineinschauen und ein Foto machen können. Faszinierende Bilder – und doch die entscheidende Frage: Wenn das die Spuren sind, wer ist derjenige, der sie gelegt hat? Wer hat das Feuer in die Gleichungen gehaucht? Und wie soll ich diesen jemals finden?
Die Suche nach Gott und die Botschaft der Bibel
Wir machen uns mit unseren begrenzten Mitteln auf den Weg zu Gott – mit religiösen und anderen Mitteln – doch wir haben kaum eine Chance. Wie sollen wir Gott finden? Wir schaffen es nicht einmal, zu den fernen Galaxien zu gelangen. Wie sollen wir also zu dem gelangen, der die Galaxien erschaffen hat?
Wenn man sagt, Religion sei der Weg des Menschen zu Gott, wie soll das funktionieren? Wie sollen wir mit religiösen Mitteln Halbgötter werden oder Gott finden? Ich denke, wir erkennen, dass wir nur die Schatten des Einen an der Wand sehen. Doch mit unseren kleinen menschlichen Mitteln haben wir keinen Bohrer, um die Wand in Gottes Welt zu durchdringen. Das ist zu hoch für uns. Entweder schalten wir das aus und geben auf.
Auf der anderen Seite lesen wir jedoch eine unglaubliche Botschaft: Der Mensch ist nicht einsam auf seiner Suche nach Gott im Universum. Wir können ja Theofixion betreiben, also alle möglichen Götter erfinden, doch das bringt nichts. Wir brauchen Informationen von dem, der das Universum geschaffen hat.
Jetzt kommt plötzlich diese Botschaft aus der Bibel: Nicht wir müssen Gott finden, sondern Gott findet uns. Nicht wir müssen in Gottes Welt gelangen, sondern er kommt in unsere Welt. Gott wird in Jesus Christus Mensch, bietet uns Vergebung an, reicht uns die Hand und begegnet uns auf Augenhöhe. Der Unvorstellbare stellt sich uns vor – in unserem begrenzten Vorstellungsvermögen. Er kommt in Jesus in unsere Welt und reicht uns die Hand.
Spontan wird fast jeder sagen, mit Goethes Faust: „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Rechne ich denn überhaupt damit, dass der, der ein Universum geschaffen hat, kleine Leute sieht? Und fast jeder wird sagen: Nein, damit rechne ich nicht.
Aber nach dem, was wir gehört haben – ein ganzes Universum so gestaltet, als ob es für uns gebaut ist – macht das plötzlich total Sinn. Wir würden uns ja wundern, wenn jemand ein Universum erschafft, so fein abgestimmt, als ob es für uns gemacht ist, und sich dann nicht für uns interessiert.
Ich denke, ihr merkt: Beides passt total zusammen. Ein ganzes Universum, als ob es für uns gebaut ist, und ein Gott, der sich ernsthaft für uns kleine Leute interessiert.
Die persönliche Bedeutung des Glaubens
Ich finde es ganz bemerkenswert, was Albert Einstein sagt. Er war ja meistens der Distanzierte, der ehrfurchtsvoll Staunende. Aber in diesem ganz persönlichen Interview mit der Saturday Evening Post, das man immer noch im Internet lesen kann – die Zeitung hat es noch lange gegeben –, sagt er Folgendes:
Der Originalinterviewer berichtet, „Ich bin Jude, aber das strahlende Bild des Nazareners“, so Einstein, „er spricht von Jesus, hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht.“ Einstein fährt fort: Niemand kann das Evangelium lesen, also diese Lebensberichte von Jesus, ohne die persönliche Gegenwart von Jesus zu spüren. Und er fügt hinzu: Seine Persönlichkeit pulsiert in jedem Wort. Kein Mythos, sondern erfüllt von solchem Leben.
Hier das Zitat: „Nicht wir finden Gott, sondern Gott findet uns. Gott lässt sich finden, sonst hätte man keine Chance.“
Das ist wichtiger als der Mensch, der auf dem Mond gelandet ist – das hat James Irwin gesagt. Hier sehen wir das Foto eines der zwölf Menschen, die je auf dem Mond waren. Für ihn war die Botschaft, dass Gott die Erde betrat, wichtiger als dass der Mensch den Mond betrat.
Ich denke, wir alle merken, was er meint: Dass Menschen den Mond betraten, ist genauso interessant wie irrelevant. Es ist spannend, aber es betrifft uns nicht. Es interessiert, aber es tangiert nicht.
Das andere, wenn das stimmt, dass der, der das Universum schuf, in unsere kleine Welt kam und uns die Hand reicht, dann ist es genau umgekehrt. Dann gibt es hier niemanden im Raum, den das nicht unmittelbar betrifft.
Das macht den riesigen Unterschied zwischen dem bedrückenden Bild von Jacques Monod aus – einer winzigen Menschheit, verloren in den riesigen Weiten des Universums, und irgendwann wartet ein Papierkorb auf uns – und diesem ganz anderen Bild: Im Universum ist uns egal, aber nicht dem, der es gemacht hat. Nicht verloren in den Weiten des Universums, sondern geborgen in Gottes Hand, eine letzte Geborgenheit, die uns trägt.
Für mich persönlich ist es die wichtigste Botschaft überhaupt. Ich denke, Marktwirtschaft kann spannend sein, aber sie wird kein Lebensinhalt sein, nichts, was mich endgültig trägt.
Aber dass ich weiß: Mein kleines Leben ist geborgen in Gottes Hand – was für ein Geschenk, dass ich das wissen darf! Egal, was die Zukunft bringt, ich weiß, wer mit mir geht. Mein kleines, zerbrechliches Leben ist geborgen in Gottes Hand.
Ich will sogar hinzufügen: Mein kleiner, zerbrechlicher Glaube ist geborgen in Gottes Hand. Eine Hand, die uns trägt. Du bist ein Gott, der mich sieht. Ich habe den Satz mal aus dem Zusammenhang vor die fernen Galaxien gestellt: Ein Gott, der mein kleines Leben sieht.
Gott ist nur ein Gebet weit entfernt – online mit Gott, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Ich muss mich nicht einwählen bei Gott und hoffen, dass die Verbindung klappt. Ich darf die Standleitung nach ganz oben nutzen. Ich habe diese Flatrate.
Ja, den Bundeskanzler kann ich nicht einfach anrufen, aber bei Gott weiß ich: Da ist die Verbindung geknüpft, und er ist da. Was für ein Geschenk!
Jesus sagt: „Ja, zu mir komm, den werde ich nicht hinausstossen.“ Das dürfen wir für uns nehmen, aber auch für all die anderen, denen wir es weiter sagen können.
Es ist so ein Geschenk, es ist eine Einladung – nicht so aufdringlich, als müsstest du mal ein bisschen religiöser werden. Ich muss gar nichts. Ich darf Gott losbleiben, aber ich muss es nicht.
Glauben ist ein ganz großes Geschenk, das Leben ist ein Geschenk, Glaube ist ein Geschenk. Ich darf glauben.
Und Jesus sagt: Glaube ist machbar, nicht weil wir so religiös sind, sondern weil er die Brücke gebaut hat. Ich darf mich an ihn wenden.
Und wie soll ich es praktisch machen? Jesus sagt: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch aufgetan.
Und weil es Jesus so wichtig war, diese praktische Seite des Glaubens – wie soll ich es denn tun? – hat er es gleich noch mal gesagt: Denn wer da bittet, der empfängt tatsächlich. Ich darf es ausprobieren. Wer sucht, der findet. Und wer bei Jesus anklopft, dem wird wirklich aufgetan.
Ich denke, ein Stück weit ist es wie bei der Physik: Naturgesetze kann ich nicht beweisen, aber wenn ich mich darauf einlasse, merke ich, sie funktionieren.
Glaube, biblische Aussagen kann ich auch nicht beweisen. Aber wenn ich mich darauf einlasse, merke ich, es geht tatsächlich die Standleitung – im Bild gesprochen mit dem Handy – nach ganz oben.
Ich denke, ihr merkt, was Max Planck meint, wenn er sagt: Wissenschaft und Glaube sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen und bedingen einander. Beides passt, und beides gehört zusammen.
Mit dem ermutigenden Zitat möchte ich auch schließen.
Ich danke euch ganz herzlich für die Aufmerksamkeit. Vielen Dank!
Abschlussgebet
Ich möchte mit einem kurzen Gebet abschließen und Gott einfach danken für alles, was wir geschenkt bekommen haben.
Herr Jesus, hab Dank für all das, was wir bestaunen dürfen, was wir sehen dürfen – wie keine Generation zuvor. Hab Dank für diese Spuren, die zu dir führen.
Ja, und vor allem hab Dank, Herr Jesus, dass du, der über dem Universum steht, unser kleines Leben siehst, jeden einzelnen von uns siehst und wir uns in deine Hände legen dürfen.
Das wollen wir jetzt auch tun. Nimm du unser Leben, nimm du uns in deine Hände. Segne du den Tag, segne du Jumiko, bleib du bei uns und geh du mit uns! Amen.