Einleitung
Dankmar Fischer erzählte: Eines Tages bekamen wir einen Anruf, der uns erschreckte. Ein Vertreter der Hamburger Jugendbehörde rief an und wollte mich kennenlernen. Er sagte: "Herr Pastor, wir haben von Ihrer Arbeit gehört und möchten Sie gern einmal kennenlernen." So begab ich mich also zur Behörde. Auf dem Flur kam mir der Beamte entgegen, streckte seine Hand aus und fragte laut und vernehmlich: "Herr Fischer, warum reden Sie immer von Jesus?" Ein bißchen verdattert schluckte ich und sagte: "Wieso? Ich habe doch noch gar nichts gesagt." Er lächelte, führte mich in sein Zimmer und sagte: "Ja, mit mir nicht. Aber Ihre Klienten erzählen mir: 'Der Fischer und seine Leute reden immer von Jesus. 'Wieso eigentlich?" (1) Ja, wieso sprechen Christen immer von Jesus? Würde es nicht reichen, wenn sie von Gott sprächen? Warum immer Jesus? Text lesen: Kol.1,15-20
I. Jesus – der sichtbare Gottes (15)
Die Unsichtbarkeit Gottes ist eine religiöse Not. Weil man Gott nicht sehen kann, entstehen die verschiedensten Bilder und Vorstellungen über ihn. Gott wusste das, und so erlaubte er seinem Volk nicht, ein Bild von ihm zu machen, denn Menschen können von Gott nur ein Bild zeichnen, das mit ihrer Erfahrungswelt in Verbindung steht. Gott lebt eben in einer anderen Dimension, für uns nicht ergründlich. So sagt er: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. / Du sollt kein Bild noch irgendein ein Vergleich machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Ex.20,3-5a. Fertige dir kein Gottesbild an. Mach dir auch kein Abbild von irgend etwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer. / Wirf dich nicht vor fremden Göttern nieder und diene ihnen nicht. Denn ich der Herr, dein Gott, verlange ungeteilte Liebe. (Gute Nachricht)
Weil man Gott nicht sieht, kann man an ihm zweifeln oder in sogar leugnen. Auch die Jünger hätten Gott gern gesehen. Philippus sagte zu Jesus: Herr zeige uns den Vater. Mehr brauchen wir nicht. Joh.14,8. Das ist der Schrei des Menschenherzens. Gott hat diesen Schrei nicht überhört. Er kam selbst als Mensch in die Welt, darum antwortet Jesus dem Philippus: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Joh.14,9b. Die Antwort ist deutlich: Wer wissen will wie Gott ist, muß auf Jesus sehen. Wie grundlegend unterscheidet sich diese Botschaft von allen philosophischen Spekulationen! Dasselbe bezeugt auch der Hebräerbrief: Die ganze Herrlichkeit Gottes leuchtet in ihm auf; in ihm hat Gott sein innerstes Wesen sichtbar gemacht. Heb.1,3a.
Wenn wir von Gott sprechen, dann müssen wir auf Jesus zu sprechen kommen. Über Gott und die Welt kann man lange sprechen. Aber mit Jesus wird es konkret. So konkret möchten es dann aber viele doch nicht haben. Aber uns ist ein eindeutiger Orientierungspunkt gegeben. Wenn wir uns an Gott orientieren wollen, dann dürfen wir – ja wir müssen auf Jesus schauen. Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater: Gott. / Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich, denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin nicht von selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Joh.8,41-42.
II. Jesus – der Erstgeborene steht der Schöpfung gegenüber (16a)
Jesus ist der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Er kommt also von Ewigkeit her. Bevor die sichtbare u. unsichtbare Welt geschaffen wurde, existierte Jesus! Jesus gehört nicht dieser Schöpfung an, vielmehr steht er der Schöpfung gegenüber, denn: durch ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare. V.16a Dadurch nimmt Jesus eine ausgesprochene Sonderstellung ein. Er ist nicht ein Teil der geschaffenen unsichtbaren oder sichtbaren Welt, NEIN! Er hat diese Welt geschaffen! Er ist ihr Schöpfer. Erstgeborener ist mehr eine Bezeichnung seines Ranges und seiner Stellung. Es gibt keinen "Zweitgeborenen", der dann vielleicht Adam gewesen ist. Nein! Jesus hat eine absolute Sonderstellung.
Johannes beschreibt diesen Sachverhalt in einer, ihm eigenen Weise: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. / dasselbe war im Anfang bei Gott. / Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Joh.1,1-3. Folie: Aquarium Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns, und wir sahen seine Macht und Hoheit, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Gottes ganze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet. Joh.1,14.
Mancher mag sich gefragt haben: Sind die majestätischen Wesen und Mächte nicht äußerst wichtig für den Menschen? Muß man nicht zu ihnen ein Verhältnis zu gewinnen suchen, ja ihnen gar Anbetung zukommen lassen? Also nicht "Jesus allein", sondern "Jesus und die Engel"? Heiligenkulte, Konfessionen Das ist alles nicht nötig und auch unsinnig, denn Jesus ist vor allem gewesen. Er hat alles erschaffen. So macht es keinen Sinn seine Schöpfung oder seine Geschöpfe anzubeten. Viel besser ist es den Urheber aller Dinge zu verehren. Und es gibt dazu noch eine ganz wichtige Seite und ein Trost für die Gemeinde. Wenn Jesus alle Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten geschaffen hat, dann ist er über Ihnen, er ist stärker als sie und wir brauchen uns vor ihnen nicht zu fürchten.
III. Jesus – Ursprung und Ziel (16c-17)
Jesus hat also alles geschaffen. Durch ihn und zu ihm. Zu ihm geschaffen zeigt, daß alles zu ihm hin weisen soll. Paulus lehrt die Römer, dass man an den Werken, an der Schöpfung den Schöpfer erkennt. Man nimmt an der Schöpfung wahr, dass es einen Schöpfer gibt. Alles ist zu ihm hin geschaffen. Alles trägt seine Handschrift, so wie man an bestimmten Kleidern dem entsprechenden Modeschöpfer erkennen kann.
Von allen Geschöpfen das wichtigste aber ist der Mensch. Und nun dürfen wir es auf den Menschen, auf uns selbst anwenden: "durch Jesus und zu Jesus geschaffen!" Wie wichtig ist das für alle Mission u. Evangelisation. Wenn wir Menschen zu Jesus rufen, so rufen wir sie nicht zu einem Fremden. Wenn wir ihnen Jesus bezeugen, drängen wir ihnen nicht künstlich eine fremde Gestalt auf. Wir rufen sie zu Dem, dem sie schon von Schöpfungs und Rechtes wegen gehören, und bringen ihnen Den, der als Ursprung und Ziel ihres Daseins schon längst ihre eigentliche Heimat ist. (2) Die Tatsache, daß Menschen aller Rassen u. Entwicklungsstufen Jesus erkennen und sich von Herzen Ihm anvertrauen konnten, bestätigt und bezeugt, daß Er der ist, durch den und zu dem wir geschaffen sind. (3)
IV. Jesus – der Lebenspender
Er ist vor allem, d.h. er steht über allem vielleicht in der Weise wie Paulus das dem Timotheus schreibt: als Der König aller Könige und Herr aller Herren. 1.Tim.6,15b. Es besteht aber auch alles in ihm, d.h. wir leben alle aus seiner Kraft. Er ist der, der den Lauf der Welt aufrecht erhält. Der Hebräer beschreibt das so: ...er trägt das All durch sein machtvolles Wort... Heb.1,3b.
Immer leben wir aus der Kraft Gottes. Ich kann natürlich auch aus der Kraft Gottes gegen Gott leben, wie der verlorene Sohn.
Schluss
Jesus hat eine einzigartige Stellen. Er ist weder uns Menschen noch Engelwesen noch Göttern gleich. Die Kolosser sollen das wissen, dass Jesus der wahre Gott ist und nichts mit den Göttern der damaligen Welt gemeinsam hat. Wie gross ist Dein Jesus? So gross wie der, den Paulus uns vor Augen malt? Möge unser Leben und unsere Haltung das spiegeln, dass er "der König aller Könige und der Herr aller Herren ist". Jesus ist die wahre Majestät. Amen
_ (1) Dankmar Fischer: Mit Jesus auf der Reeperbahn (Weltzlar, Schulte, 1978), S. 54.
(2)Werner de Boor: Der Brief des Paulus an die Kolosser, Wuppertaler Studienbibel (Wuppertal, Brockhaus, 1989), S. 181-182.
(3)Ebd.