Einführung und Überblick über das Buch Daniel
Ich komme schon auf Neuluss heim. Wir haben in diesen Tagen ein spannendes Buch vor uns. Natürlich können wir nicht alle Kapitel im Detail durchgehen. Insgesamt umfasst das Buch zwölf Kapitel, die sich eigentlich in zehn Abschnitte gliedern, da die Kapitel zehn bis zwölf zusammengehören.
Ich möchte zu Beginn einen kurzen Überblick geben. Es geht um Daniel am babylonischen Hof. In Kapitel 1 finden wir Daniel in Babylonien, und dort bleibt er bis Kapitel 5. In Kapitel 6 sehen wir ihn am medopersischen Königshof – allerdings ist diesem Abschnitt nur ein Kapitel gewidmet. Im zweiten Teil des Buches gibt es viele Visionen, Träume und Prophezeiungen.
Interessant ist, dass das Buch Daniel im ersten Teil vor allem von Nebukadnezar handelt. Kapitel 1 handelt von Nebukadnezar, Kapitel 2 von seinem Traum, Kapitel 3 von seinem Standbild, das er errichtet hat. Kapitel 4 berichtet von Nebukadnezars Krankheit, und Kapitel 5 handelt von Belsazar, einem weiteren babylonischen König. Nebukadnezar war der erste König, Belsazar der letzte. Doch wenn man Kapitel 5 liest, merkt man, dass Nebukadnezar darin immer wieder erwähnt wird. Der erste Teil des Buches ist also von seiner Präsenz geprägt.
Im zweiten Teil steht Daniel selbst im Mittelpunkt. In Kapitel 6 ist er direkt im Fokus, in Kapitel 7 sieht er eine Vision, ebenso in Kapitel 8. Kapitel 9 enthält ein Gebet von Daniel sowie eine Prophezeiung, die er empfängt. Die Kapitel 10 bis 12 umfassen eine längere Prophezeiung, die ebenfalls an Daniel gerichtet ist. Daniel steht hier ganz klar im Zentrum, und alle Prophezeiungen drehen sich um ihn.
In den Kapiteln 1 bis 3 finden sich auch prophetische Elemente, doch überwiegend handelt der erste Teil von Geschichte. Der zweite Teil enthält ebenfalls historische Abschnitte, vor allem in Kapitel 6 und Kapitel 9, wo wir mehr über Daniels Leben erfahren. Der Rest ist überwiegend Weissagung.
Man fragt sich also, wie das Buch aufgebaut ist. Mir hat es geholfen, wenn man mit den Versen 1 und 2 im Buch Daniel beginnt zu lesen.
Beginn der babylonischen Gefangenschaft und die Bedeutung der Geräte des Tempels
Da heißt es: Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, vor Jerusalem und belagerte die Stadt. Mein Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand. Außerdem nahm er einen Teil der Geräte des Hauses Gottes mit und ließ sie ins Land Schinar bringen, in das Haus seines Gottes. Dort legte er die Geräte in das Schatzhaus seines Gottes.
Es ist interessant, dass die ganze Geschichte mit den Geräten des Hauses Gottes beginnt. Das ist eigenartig. Nebukadnezar nimmt die Stadt Jerusalem ein und vergreift sich am Tempel Gottes, an den heiligen Geräten und Gefäßen, die es dort gab. Er nimmt sie einfach mit und stellt sie in seinem Museum zu Hause aus.
In Kapitel 5 lesen wir von Belsazar, der ein großes Fest veranstaltete. In Vers 2 heißt es: Als er Wein trinken ließ, sprach Belsazar zum Volk: „Bringt die goldenen und silbernen Gefäße her, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen hatte, damit der König und seine Großen, seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken.“
Daraufhin brachte man die goldenen Gefäße, die man aus dem Tempel des Hauses Gottes in Jerusalem weggenommen hatte. Der König, seine Gewaltigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Sie tranken Wein und priesen die Götter aus Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein.
Hier tauchen erneut die Geräte und Gefäße auf, und zwar gerade die Gefäße, die Nebukadnezar damals aus dem Haus Gottes weggenommen und nach Babylon gebracht hatte.
Die ganze babylonische Geschichte im Buch Daniel – die ersten fünf Kapitel – beginnt also mit den Geräten des Hauses Gottes und endet ebenfalls mit diesen Geräten und Gefäßen. Das bildet eine Klammer um die gesamte babylonische Geschichte.
Das ist kein Zufall, das werden wir noch erkennen.
Übergang zum medopersischen Hof: Die Schrift als zentrales Thema
Jedenfalls, ab Kapitel sechs finden wir Daniel am medopersischen Hof. Wenn wir Kapitel 6 genauer betrachten, ist das besonders interessant, denn hier sind nicht die Geräte des Hauses Gottes im Fokus, sondern die Schrift.
In Kapitel 6, Vers 9 lesen wir von einer Schrift. Dort heißt es: „Nun, König“ – das ist der medopersische König Darius – „erlass das Verbot und lass eine Schrift aufzeichnen, die nach dem Gesetz der Meder und Perser unwiderruflich ist und nicht abgeändert werden darf.“
In Vers 10 wird berichtet, dass König Darius die Schrift mit dem Verbot aufzeichnen ließ. Vers 11 betont noch einmal die Bedeutung der Schrift: „Als Daniel von dieser Schrift erfuhr, die aufgezeichnet war…“
In Vers 13 sagen sie vor dem König: „Betreffs des königlichen Gebotes: Hast du nicht ein Verbot aufzeichnen lassen? Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unwiderruflich ist.“
Vers 14 beschreibt, wie man zu Daniel sagt: „Achte nicht auf das Verbot, das du aufzeichnen hast lassen.“
In Vers 16 wird noch einmal deutlich gemacht: „Wisse, König, dass die Meder und Perser ein Gesetz haben, nach dem kein Verbot und keine Verordnung, die der König aufgestellt hat, abgeändert werden darf.“
In Kapitel 6 wird also mehrmals von einer Schrift der Meder und Perser gesprochen, die unwiderruflich ist. Selbst der König kann daran nichts ändern. Mit dieser Schrift beginnt der zweite Teil des Buches Daniel.
Interessant ist auch, wie das Buch endet. Im letzten Abschnitt, den Kapiteln zehn bis zwölf, lesen wir in Kapitel 10, Vers 21 von einer längeren Weissagung. Im Zentrum dieser Weissagung steht ebenfalls eine Schrift. Dort heißt es: „Ich will dir kundtun, was verzeichnet ist in der Schrift der Wahrheit.“
In Kapitel 11, Vers 14 ist die Rede von einer Weissagung, die in Erfüllung gebracht werden soll. Kapitel 11, Vers 27 spricht von einer festgesetzten Zeit, die Gott bestimmt hat und die nicht geändert werden kann.
In Kapitel 11, Vers 29 wird auf diese festgesetzte Zeit verwiesen, ebenso in Vers 35: „Bis zur festgesetzten Zeit.“ Kapitel 11, Vers 36 sagt: „Das Festbeschlossene wird vollzogen werden.“
Man liest also immer wieder von dem Ausdruck, dass Gott etwas unwiderruflich festgesetzt hat. Diese festgesetzte Zeit kann nicht geändert werden.
Wenn man das Buch Daniel insgesamt betrachtet, fällt auf: Es beginnt mit Gefäßen oder Geräten – in der ersten Hälfte am babylonischen Hof – und endet dort auch mit Gefäßen.
Als Daniel dann am medopersischen Hof ist, beginnt der Abschnitt mit einer Schrift, die nicht verändert werden kann – einer Schrift der Meder und Perser – und endet mit einer Schrift der Wahrheit, die ebenfalls nicht verändert werden kann.
So bilden diese beiden Schriften eine Art Klammer, die die beiden Teile des Buches zusammenhalten.
Überblick über die babylonische Geschichte im Buch Daniel
Schauen wir uns das Ganze noch etwas genauer an. Ich möchte zunächst einen Überblick geben, damit wir uns ein wenig auf das Buch Daniel einstimmen können.
Im ersten Kapitel beginnt die Geschichte mit einem Angriff Nebukadnezars und der babylonischen Macht auf Jerusalem und den Tempel. Jerusalem wird zerstört, und auch der Tempel wird vernichtet. Das Buch endet in Kapitel 5 mit dem Untergang des babylonischen Reiches, das zuvor Jerusalem zerstört hatte. Es ist, als ob Gott sagt: „So, jetzt ist Schluss mit euch.“
Das Buch beginnt also mit dem Angriff der Babylonier und endet mit dem Ende der Babylonier, die sich am Tempel Gottes vergangen haben.
Kapitel 6 erzählt von Daniel in der Löwengrube und davon, wie wunderbar der Herr ihn aus der Grube befreit hat. Ein Gottesmann wird aus der Grube gerettet.
Das Buch schließt in Kapitel 12 mit der Befreiung des Gottesvolkes aus der Todesgrube. Dort ist die Rede davon, dass das Gottesvolk am Ende der Tage zu ewigem Leben auferstehen wird – jene, die treu waren und sich fest zu Gott gehalten haben.
In Kapitel 11 wird beschrieben, dass die Israeliten bis zum Tod treu geblieben sind. Danach wird gesagt, dass sie aus dem Tod auferstehen werden. So wie Daniel in Kapitel 6 als Einzelner treu war und deshalb in die Grube kam, so ist es in Kapitel 12 das ganze Volk, das treu geblieben ist und den Tod erlitten hat. Doch Gott wird sie herausholen – genauso, wie er Daniel aus der Grube befreit hat.
Diese Parallelen sind sehr interessant, und es gibt noch weitere davon.
Daniels Treue und die Parallelen im Buch
Das erste Kapitel, das wir gleich lesen werden, beginnt damit, dass Daniel am Königshof sich weigert, das Essen des Königs zu essen. Kapitel sechs beginnt damit, dass Daniel sich weigert, das Verbot des Königs zu beachten und zu keinem anderen Gott zu beten. Er bleibt also in seiner Treue standhaft – sowohl in Kapitel eins als auch in Kapitel sechs.
In Kapitel eins ist es der babylonische König, in Kapitel sechs der medopersische König. Kapitel fünf endet, wie ich bereits erwähnt habe, mit dem Untergang des Königs Belsazar und damit auch mit dem Ende des babylonischen Weltreiches. Doch wer bleibt? Es heißt: Daniel blieb. Daniel bleibt übrig.
Am Schluss sieht man nur noch eine Festtafel mit den goldenen Gefäßen des Tempels darauf und lauter Leichen. Aber einer bleibt übrig: Daniel.
Im zweiten Teil beginnt es mit Daniels Weigerung, seiner Treue, und endet mit dem Untergang des Königs des Nordens sowie der Befreiung des Gottesvolkes aus der großen Not. Wer bleibt? Das Gottesvolk bleibt. Sie stehen auf zu ewigem Leben. Die, die treu waren, leuchten wie Sterne für immer und ewig.
Das Gottesvolk bleibt also bestehen. Es ist, als würde sich die Geschichte von Daniel im Kleinen im Großen abspielen. Das ist das Interessante am Buch Daniel.
Parallelen zwischen den Kapiteln und die Bedeutung der Zahl Sieben
Aber es geht noch weiter, denn es gibt noch weitere Parallelen. Eine sehr bekannte Parallele, die ihr alle kennt, findet sich in Kapitel zwei und Kapitel sieben. Diese beiden Kapitel sind direkt miteinander verbunden.
In Kapitel zwei hat Nebukadnezzar, der König, einen Traum von vier Reichen. Daniel erklärt ihm dann, was diese Reiche bedeuten. Der Traum zeigt eine Statue mit vier Teilen, und Daniel erläutert, dass diese vier Teile für vier Reiche stehen.
In Kapitel sieben haben wir wieder einen Traum. Dieses Mal ist es jedoch nicht der König, der träumt, sondern Daniel selbst. Er träumt von vier Reichen, dargestellt durch vier Tiere. Die Auslegung ist, dass diese vier Tiere ebenfalls vier Reiche symbolisieren. Somit sind das sehr parallele Geschichten innerhalb des Danielbuches – und das ist kein Zufall.
In Kapitel vier, wenn ihr hier das Orange seht, wird von Nebukadnezzar berichtet, der krank wurde, weil er hochmütig war. Gott bestraft ihn für sieben Zeiten. Nach Ablauf dieser sieben Zeiten stellt Gott Nebukadnezzar wieder her.
In Kapitel neun lesen wir nicht von Nebukadnezzar, sondern von Jerusalem, das ungehorsam war. Gott bestraft Jerusalem jedoch nicht für sieben Zeiten, sondern für siebzig Zeiten, also siebzig Jahre.
Dann lesen wir von der Wiederherstellung Jerusalems. Diese erfolgt nicht nach siebzig Jahren, sondern nach sieben mal siebzig Jahren. Auch hier steht die Zahl sieben im Mittelpunkt, ebenso wie die Wiederherstellung. So wie König Nebukadnezzar wiederhergestellt wird, wird auch Jerusalem wiederhergestellt – und zwar in einer viel größeren und herrlicheren Weise, als sich Nebukadnezzar je hätte träumen lassen.
Kapitel drei und acht: Gottes Rettung in der Drangsal
Und dann gibt es noch ein Mittelkapitel, nämlich Kapitel drei und Kapitel acht. Das ist interessant. In Kapitel drei, das jeder kennt, ist der Ofen das zentrale Thema – der Ofen und die drei Freunde, die darin sind.
Was sagen die drei Freunde? Sie sagen: Gott kann uns retten. Egal, was du mit uns machst, Gott ist in der Lage, uns zu retten.
In Kapitel acht gibt es ebenfalls eine längere Geschichte. Das Thema dort ist, dass Gott sein Volk rettet. Mehrmals wird gefragt: Wer wird aus seiner Hand retten?
Dort gibt es ein Tier, das gegen ein anderes Tier kämpft. Dabei erkennt man, dass es eigentlich Könige oder Königreiche sind, die miteinander im Kampf stehen. Der eine ist stärker als der andere, und es heißt, niemand rettete aus seiner Hand.
Dann wird davon gesprochen, dass das Gottesvolk in große Not gerät, in Kapitel acht. Es wird beschrieben, wie Gott das Volk aus dieser großen Not rettet.
Das, was die drei Freunde im Ofen erlebt haben, erlebt das Gottesvolk in Kapitel acht im „Ofen der Drangsal“. Und Gott rettet sie heraus.
Man merkt also, dass diese Daniel-Kapitel miteinander verbunden sind.
Gliederung des Buches Daniel in zwei Hauptteile
Ich habe hier eine Gliederung, die ich später als Blatt nutzen könnte. Ich müsste sie nicht aufschreiben, sondern könnte sie als Vorlage haben.
Wir haben also zwei Teile des Danielbuches vor uns. Der erste Teil umfasst Kapitel 1 bis 5. Hier geht es um den babylonischen Hof und was in Babylonien alles geschehen ist. Bereits Kapitel 1 behandelt die Weigerung Daniels am babylonischen Hof als Einleitung.
Dann folgen Kapitel 2 und 3, die zusammengehören. Es handelt sich um zwei Menschenbildnisse beziehungsweise zwei Statuen. Die eine Statue wird geträumt, die andere wird tatsächlich aufgestellt. Kapitel 2 beschreibt den Traum, Kapitel 3 zeigt die Realität, wie Nebukadnezar dieses Standbild aufstellt.
Kapitel 4 und 5 behandeln die Bestrafung zweier Könige. Zuerst in Kapitel 4 die Bestrafung Nebukadnezars und dann in Kapitel 5 die Bestrafung Belsazars sowie das Ende des babylonischen Weltreichs.
Der zweite Teil beginnt wieder mit einer Einleitung: die Weigerung Daniels am medopersischen Hof, dem königlichen Gebot zu gehorchen, das verbietet, für dreißig Tage zu beten.
Dann folgt ein Doppelkapitel, Kapitel 7 und 8, mit zwei Tiervisionen. Kapitel 7 zeigt die Vision von den Weltreichen, Kapitel 8 die Vision von der Drangsal Israels unter Antiochus und wie Gott es rettet.
Der letzte Teil umfasst Kapitel 9 bis 12. Hier finden sich zwei Schriften. Die erste Schrift ist in Kapitel 9, die Daniel gelesen hat. Kapitel 9 beginnt damit, dass Daniel die Schrift studiert, und zwar die Schrift des Jeremia. Dort steht, dass Jerusalem wiederhergestellt wird. Anschließend gibt es eine Weissagung über die Wiederherstellung Jerusalems.
Die zweite Schrift, die ich bereits erwähnt habe, findet sich in Kapitel 10, Vers 21. Es ist die Schrift der Wahrheit. Darauf folgt eine ausführliche Prophetie über das Volk Israel und wie Gott es aus der Drangsal befreit.
Das Ganze ist klar strukturiert und parallel aufgebaut. Das war nun ein kurzer Überblick.
Historischer Hintergrund: Die Schlacht bei Karkemisch und das babylonische Weltreich
Ich muss jetzt noch ein bisschen zur Geschichte sagen, weil wir sonst nicht richtig in das Thema einsteigen können. Dafür brauchen wir etwas Konzentration.
In der Geschichte der Welt gibt es einige Schlachten, die die Welt verändert haben. Eine besonders wichtige Schlacht fand im Jahr 605 v. Chr. statt. Vielleicht war das die erste wirklich bedeutende Schlacht in der Geschichte des Nahen Ostens.
Der Feldherr Nebukadnezar besiegte damals den ägyptischen Pharao Necho. Diese Schlacht wird auch in der Bibel erwähnt, irgendwo im Alten Testament. Es war die Schlacht bei Karkemisch. Karkemisch liegt nicht in Ägypten, sondern weiter nördlich. Dort kämpften die Ägypter gegen die Babylonier.
Die Ägypter waren im siebten Jahrhundert vor Christus eine starke Macht, ebenso wie die Assyrer. Doch die Assyrer wurden 612 v. Chr. von den Babyloniern besiegt, als Ninive fiel. Die Babylonier waren zu dieser Zeit ein aufstrebendes Reich unter dem Feldherrn Nebukadnezar, der damals noch kein König, sondern nur Feldherr war.
Nebukadnezar hatte die Ägypter als großen Feind. In der geschichtsträchtigen Schlacht bei Karkemisch schlug er sie. Daraus entstand das Großreich Babylonien, das sogenannte Neubabylonische Reich. Dieses Reich ist hier lila auf der Karte dargestellt. Ihr seht, dass Ägypten zu Babylonien gehörte. Die Babylonier hatten ganz Ägypten sowie Assyrien und die umliegenden Gebiete erobert.
Im Norden gab es noch andere Reiche wie die Meder und die Lydier, doch diese waren schwach. Die Herrschaft lag im Jahr 605 v. Chr. eindeutig bei den Babyloniern. Deshalb ist dieses Jahr ein Schlüsseljahr. Im Jahr 605 v. Chr. begann das riesige Reich Babylonien, das erste echte Weltreich.
Die Assyrer waren zuvor stark gewesen. Auf der Karte seht ihr das assyrische Mischreich vor 612 v. Chr. Die Babylonier haben die Assyrer jedoch besiegt und Assyrien wurde von der Geschichte nahezu ausgelöscht.
Für uns ist wichtig, dass die Babylonier gegen Israel kämpften. Im Sommer des Jahres 605 v. Chr. eroberte Nebukadnezar Jerusalem. Er zerstörte die Stadt noch nicht und auch den Tempel ließ er zunächst verschont. Doch 605 war der entscheidende Schlag. Er führte die adelige Schicht Jerusalems als Gefangene nach Babylonien ab. Juda wurde ein Vasallenstaat und musste Tribute an Babylonien zahlen.
Im August 605 v. Chr. starb König Nabopolassar, der Vater von Nebukadnezar. Am 7. September 605 v. Chr. wurde Nebukadnezar, der Feldherr, zum König gekrönt. Er regierte 43 Jahre lang und prägte die Geschichte gewaltig.
Das neubabylonische Weltreich dauerte von 605 bis 539 v. Chr. Einen großen Teil dieser Zeit herrschte Nebukadnezar, nämlich 43 Jahre. Danach folgten noch andere Herrscher, zuletzt Belsazar, der jedoch nur Mitregent seines Vaters Nabonid war.
Auf dem Zeitstrahl seht ihr das Jahr 605 und das Jahr 539, das Ende Babylons. 539 v. Chr. besiegten die Medo-Perser die Babylonier. Die Medo-Perser waren ein Doppelreich aus Meder und Persern und herrschten von 539 bis 333 v. Chr., ebenfalls eine lange Zeit.
Für uns interessant ist, dass Nebukadnezar mehrmals nach Jerusalem kam. 605 v. Chr. führte er etwa 3.000 adelige Juden als Gefangene ab, darunter Daniel und seine Freunde, die aus adeliger Herkunft stammten.
Im Jahr 597 v. Chr. gab es eine zweite Wegführung. Damals wurden etwa zehntausend Offiziere, Soldaten und Handwerker weggeführt. Außerdem wurde der Tempelschatz geraubt und nach Babylon gebracht.
Eine dritte Wegführung fand 587 v. Chr. statt. Die genaue Zahl der Weggeführten ist unbekannt, doch es waren mehrere Tausend. Die Stadt Jerusalem wurde zerstört und der Tempel vollständig niedergerissen.
Im Jahr 582 v. Chr. gab es eine vierte Wegführung, bei der noch einmal 745 Juden nach Babylon deportiert wurden.
Insgesamt schätzt man, dass etwa 18.000 Juden in die babylonische Gefangenschaft geführt wurden. Ein großer Teil des Volkes blieb zurück, um das Land zu bewirtschaften.
Die Gefangenen mussten eine lange Reise antreten. Von Jerusalem aus, im Südwesten, zogen sie zunächst nach Norden, dann quer durch das Zweistromland und schließlich den Euphrat hinunter bis ins Zentrum Babyloniens.
Babylonien war ein Vielvölkerstaat, und so wurden die Juden in alle Völker der damaligen Welt verstreut.
Die babylonische Gefangenschaft und die Propheten Jeremia und Hesekiel
Ah, jetzt bin ich zu weit gegangen. Hier nochmals der Zeitstreifen, den ich vorher gezeigt habe. Ihr seht hier ganz unten, dass ich geschrieben habe: 70 Jahre babylonische Gefangenschaft.
Das bedeutet, von 605 vor Christus bis 538 vor Christus dauerte die sogenannte babylonische Gefangenschaft der Juden. In dieser Zeit war ein Großteil des Volkes in Babylonien. Dort haben sie sich weiter vermehrt und wurden zu einem großen Volk, obwohl sie zerstreut waren. Überall, wo sie lebten, haben sie sich stark vermehrt.
Darunter seht ihr zwei Propheten: Jeremia, der damals im Jahr 605 und in den folgenden Jahren bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 geweissagt hat. Dann kam Hesekiel, der um den Fall Jerusalams 587, etwas früher und auch danach, prophezeite.
Außerdem seht ihr Serubbabel. Er war kein Prophet, sondern der Fürst, der Israel aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgeführt hat. Er führte die erste Gruppe mit etwa 40 bis 50 Leuten zurück.
Später, etwa 80 Jahre danach, kam Esra mit noch einmal etwa drei oder vier Leuten oder vielleicht sogar mehr. Ich weiß es nicht genau.
Jedenfalls lesen wir jetzt den Text weiter, und zwar in Daniel 1.
Beginn der Erzählung in Daniel Kapitel 1: Daniels Weigerung und göttliche Bewahrung
In diese Zeit hinein ist also das Buch Daniel geschrieben worden, und wir wollen jetzt ein wenig darin einsteigen.
Im dritten Regierungsjahr Joachims, also im Jahr 605, kam Nebukadnezar. Das haben wir bereits gelesen. In den Versen 1 und 2 wird berichtet, dass er alles weggenommen hat: die Geräte des Hauses und etwa dreitausend Adeligen.
In Vers 3 heißt es: Der König befahl Aschpenes, dem Obersten seiner Kämmerer, dass er von den Söhnen Israels sowohl vom königlichen Samen als auch von den vornehmen Jünglingen solche bringen solle, an denen keinerlei Mangel sei. Sie sollten schön von Aussehen sein, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich und mit Einsicht begabt sowie tüchtig, im Palast des Königs zu stehen. Außerdem sollten sie die Schrift und Sprache der Chaldäer lernen.
Hier sehen wir eine dreifache Taktik: Zuerst sagt der König, dass er junge, kluge Leute braucht, die die Schrift und Sprache der Chaldäer lernen sollen. Das war die erste Taktik: Schrift und Sprache der Chaldäer. Sie müssen also lernen, anders zu sprechen als bisher und andere Dinge lesen als bisher.
Die zweite Taktik steht in Vers 5: Der König verordnete ihnen eine tägliche Kost von der Tafelkost des Königs und von dem Wein, den er trank. Außerdem sollten sie drei Jahre lang erzogen werden, und am Ende dieser Zeit sollten sie vor dem König stehen.
Die zweite Taktik betrifft also die Ernährung: Sie sollen nun anders essen als früher, als sie noch Juden waren. Sie sollen praktisch ihre Identität vergessen.
Das Letzte und Wichtigste ist, dass sie andere Namen bekommen sollen, damit sie ihre Identität völlig vergessen.
In Vers 6 wird berichtet, dass unter ihnen von den Kindern Judas Daniel, Hananja, Misael und Asarja waren. Der Oberste der Kämmerer gab ihnen neue Namen: Daniel wurde Beltschazar genannt, Hananja Sadrach, Misael Mesach und Asarja Abednego.
Also: neue Schrift und Sprache, neues Denken, nämlich Chaldäisch, also Babylonisch; die Nahrung des Königs, keine andere Nahrung; und babylonische Namen.
Wenn man die Namen betrachtet, waren die israelitischen Namen sehr bedeutungsvoll. Daniel bedeutet: Gott wird Recht verschaffen, Gott wird den Seinen Recht verschaffen. Das Wort „El“ steht für Elohim, El – darin steckt der Gottesname El.
Hananja bedeutet: Yahweh ist gnädig. Darin steckt „Yach“, die zwei letzten Buchstaben von Yahweh. „Chanan“ heißt Gnade, gnädig, und „Yach“ bedeutet Yahweh.
Misael besteht aus „Mi“ (wer), „Shael“ (wer ist der, welcher) und „El“ (Gott). Die Bedeutung lautet: Wer ist wie Gott? Auch hier steckt der Gottesname drin, nicht Yahweh, sondern El, Elohim. Die Frage lautet: Wer ist wie Gott? Wer ist das, was Gott ist?
Azarja besteht aus zwei Wörtern: „Azar“ bedeutet Hilfe, und „Yah“ steht für Yahweh. Also: Der Herr hilft, der Herr ist die Hilfe.
Die Botschaft dieser Namen lautet also: Gott wird mir Recht verschaffen, weil der Herr gnädig ist, und wer ist wie Gott? Gott ist meine Hilfe. Das ist doch wunderbar, oder? Eine schöne Botschaft, die man sich als Bibelforscher gut merken kann.
Jetzt bekommen sie aber andere Namen: Daniel wird Beltschazar genannt, nach der Frau des babylonischen Gottes Marduk. Marduk war der höchste babylonische Gott, und seine Frau, die Frau des Bel, sollte das Leben des Königs schützen. „Belt Schatza“ oder „Belt Aschar Usur“ bedeutet auf Babylonisch: Frau, schütze das Leben des Königs.
Hananja erhält den Namen Sadrach. Sadrach bedeutet „Ich fürchte Aku“. Aku war der Mondgott der Babylonier.
Man erkennt also, dass die jüdischen Götter gestrichen werden und die babylonischen Götter in die Namen aufgenommen werden.
Misael wird zu Mesach. „Mi“ heißt „wer“ und „Aku“ ist der Mondgott auf Babylonisch. Mesach bedeutet also: Wer ist wie Aku?
Asarja wird zu Abednego. Statt „Gott ist meine Hilfe“ bedeutet der Name jetzt „Ich bin ein Diener des Nego“. Nego oder Nebo ist ebenfalls ein babylonischer Gott. Er ist jetzt ein Diener oder Sklave des Nego.
In Wirklichkeit aber hat Asarja dem Nego nie gedient, Misael kümmerte sich nicht um den Mondgott, und Sadrach fürchtete sich nicht vor Aku, dem Mondgott.
Daniel aber hieß immer noch Daniel. Das ist interessant. In Kapitel 4 lesen wir sogar, dass Nebukadnezar Daniel weiterhin so nennt. Er nennt ihn gar nicht Beltschazar. Das heißt, Daniel hat seine Identität nicht verloren.
Das ist die Taktik des Feindes: Die Leute sollen lernen, was er ihnen lehrt, sie sollen essen, was er ihnen gibt, und sie sollen ihre Identität vergessen und einen Namen tragen, der sie immer an den Feind erinnert. So war die Taktik auch hier. Aber sie ist nicht gelungen. Diese jungen Männer haben ihre Identität behalten.
Am Ende lesen wir in Kapitel 1, Vers 21: Daniel blieb.
Nebo, der Beel, der oberste babylonische Gott, wird in Daniel nicht erwähnt, aber im Buch Jesaja. Dort heißt es, dass Beel sich krümmt und Nebo zusammenbricht. Das gefällt mir. Gott hat auch einen Humor. Die babylonischen Götter sinken zusammen, aber Daniel bleibt.
Daniels Entschluss zur Treue und Gottes Gnade
Das war nur ein kurzer Hinweis. Also lesen wir weiter. Der Oberste der Kämmerer gab ihm den Namen, Vers 7.
Vielleicht können wir uns hier schon etwas für unser Leben merken, oder? Wenn der Feind denkt, er könne etwas ausrichten, indem wir von ihm unterwiesen werden – von seinem Denken, der Schrift und Sprache der Chaldäer, der Schrift und Sprache der Welt –, wenn wir diese sprechen, uns von dem Fürsten dieser Welt nähren und von seiner Kost, wenn wir unsere Identität vergessen, dann besteht immer die Gefahr für uns Christen. Wir stehen ja mitten in der Welt, und wir müssen darauf achten, diesen Kampf so zu führen wie Daniel.
In Vers 8 heißt es: „Daniel legte in seinem Herzen fest, sich nicht von der Tafelkost des Königs mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen.“ Er bat den Obersten der Kämmerer darum, dass er sich nicht verunreinigen müsse. Ihm war eins klar: Gott hatte gesagt, es gibt Speisen, die sind rein, und es gibt Speisen, die sind unrein. Diese Sache wollte Gott den Israeliten lehren. Es gibt Unterschiede, man muss lernen zu unterscheiden zwischen rein und unrein. Deshalb gab es die Vorschriften zu den Speisen.
Es gibt unreine Speisen. Die Babylonier aber sagten, alles sei gleich, alles sei gleichgültig. Kennt ihr das? Es gibt moderne Leute, die sagen, alles sei gleichgültig. Man nennt das den Sozialismus der Werte. Alles ist gleichgültig, und wenn alles gleichgültig ist, wird bald alles bedeutungslos. Das ist das Denken der Welt, und so war es auch in Babylonien.
Daniel sagte: „Das mache ich nicht mit.“ Blutiges Essen war verboten, Götzenopferfleisch zu essen war verboten, scharfer Alkohol sowieso. Mit jemandem am Tisch zu essen ist immer gefährlich, wenn dieser jemand ein Feind ist. Also setzte er sich in seinem Herzen fest, keinen Kompromiss mit dem babylonischen Pluralismus zu machen. Dort gab es jetzt einen Protest in der Universität zu Babel. Daniel und seine drei Freunde protestierten und wollten sich nicht mit dieser Speise verunreinigen lassen.
Aber achtet darauf, wie er vorgeht. Zuerst einmal setzte er in seinem Herzen fest, das heißt, er hatte sich als junger Mann, vielleicht 15 bis 20 Jahre alt, von Anfang an klar gemacht: „Ich werde da nicht mitmachen.“ Das ist auch für uns eine wichtige Lektion: Von Anfang an Farbe zu bekennen. Wenn man irgendwo neu hinkommt, sollte man von Anfang an klarstellen, dass man nicht dazugehört und nicht mitmacht. Daniel wollte seine Identität nicht verlieren, er wollte sie behalten. Er war Christ, oder besser gesagt, er war Daniel, einer vom Volk Gottes. Er stammte von Abraham ab.
Was hatte Gott Abraham gesagt? „Ich werde deinen Samen vermehren und deinen Namen groß machen.“ Die Babylonier hatten eine alte Geschichte. Sie gehen zurück bis zum Turm von Babel. Was wollten sie? Sie wollten ihren Namen groß machen, sich einen großen Namen machen. Nun muss man wählen: Welchen großen Namen möchte ich? Einen großen Namen in Babel oder einen großen Namen als Same Abrahams? Daniel entschied sich klar: Er möchte einen großen Namen bei Gott haben, nicht in dieser Welt.
Vers 9: Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmerer. Ich lese vorher noch weiter: Vers 10, der Oberste der Kämmerer sagte zu Daniel: „Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk verordnet hat. Warum sollte ich sehen, dass eure Angesichter verfallener werden als die der jungen Männer eures Alters? Dann würdest du meinen Kopf beim König verwirken.“
Daniel bat also ganz gnädig darum, sich nicht verunreinigen zu müssen, sehr freundlich. Und der Herr schenkte ihm Gnade. Das heißt, der Herr stellte sich zu ihm und gab ihm einen freundlichen Kämmerer, der sagte: „Es geht nicht, mein lieber Daniel, ich fürchte den König. Wenn der das merkt, bin ich erledigt.“ Daniel sagte zu dem Aufseher, dem Obersten der Kämmerer, der über ihn, Hananja, Misael und Asarja bestellt war: „Bitte versuche es mit deinen Knechten zehn Tage. Gib uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann möge unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, die die Tafelkost des Königs essen, von dir geprüft werden. Und tue mit deinen Knechten nach dem, was du siehst.“
Er bat also darum, dass man vergleicht: Auf der einen Seite sie, die nur Gemüse und Wasser bekommen, und auf der anderen Seite die anderen, die das reichliche Essen vom König erhalten. Interessant ist, dass Daniel höflich bittet und ganz gnädig um zehn Tage bittet. „Bitte mach einen Test, einen kleinen Test mit uns, zehn Tage.“ Und der Oberste der Kämmerer ging darauf ein.
Vers 14: Er hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen. Dieser kleine Test bei Daniel war die Vorbereitung für den großen Test. Hier ist ein Test von zehn Tagen. Aber was jetzt kommt, ist ein Test von drei Jahren. Daniel steht am Anfang einer Umerziehungskur. Er soll jetzt drei Jahre lang mit babylonischem Wissen, babylonischer Schrift und Sprache infiltriert werden.
Oft fragt man sich, wie man dem widerstehen kann. In dieser Welt gibt es ganz andere Philosophien. Wie kann Gott einen da durchbringen? Daniel hatte keine Wahl, er musste das durchstehen. Er war mitten in der Welt.
Am Ende der zehn Tage zeigte sich, dass ihr Aussehen besser und voller an Fleisch war als das aller Jünglinge, die die Tafelkost des Königs aßen. Sie vertrauten dem Herrn zehn Tage lang. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie gebetet haben, aber hauptsächlich vertrauten sie. Sie sagten: „Herr, wir machen das aus Gehorsam dir gegenüber und vertrauen, dass du eingreifst und ein Wunder tust – ein Zehntagewunder.“ Und der Herr tat das Wunder. Es stand viel auf dem Spiel. Es war übrigens keine Werbung für Biokost, das war ein Wunder, kein Effekt von Biokost.
Der Aufseher nahm ihre Tafelkost und den Wein weg, den sie trinken sollten, und gab ihnen Gemüse. Der Aufseher merkte, dass es funktionierte, und ging darauf ein. Sie bestanden den kleinen Test, den Zehntagetest. Jetzt kam der große Test.
Vers 17: Diesen vier Jünglingen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit. Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume. Am Ende der Tage, nach denen der König sie ziehen lassen hatte, brachte der Oberste der Kämmerer sie vor Nebukadnezar.
Sie hatten drei Jahre Unterweisung bekommen, drei Jahre Infiltrierung mit babylonischem Wissen. Und der Herr gab ihnen Weisheit. Das ist interessant: Nicht babylonische Weisheit, sondern göttliche Weisheit. Das ist genau das Pendant zu den zehn Tagen. Sie hatten karge Kost, und der Herr machte sie kräftig. Jetzt hatten sie babylonische Kost, und der Herr machte sie weise.
Oft prüft Gott uns im Kleinen, macht einen kleinen Test, um uns auf einen großen Test vorzubereiten. Jetzt kommt die mündliche Prüfung vor dem Kaiser selbst. Das ist wohl einzigartig in der Geschichte: der Schulabschluss vor dem Kaiser.
Gott hat sie in all den Jahren nicht vergessen, und jetzt wird es bewiesen. Vers 19: Der König redete mit ihnen, und unter ihnen allen wurde keiner gefunden wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Sie standen vor dem König, und in allen Dingen, die der König von ihnen erfragte, fand er sie zehnmal klüger als alle Gelehrten und Beschwörer in seinem ganzen Königreich – zehnmal klüger.
Nebukadnezar merkte, dass diese vier weit überlegen waren. Daniel vergötterte seine Weisheit und Klugheit nicht. Wir lesen nirgends im Buch Daniel, dass er auf seine Weisheit stolz war – überhaupt nicht. Er wusste, dass diese Fähigkeiten von Gott geschenkt sind.
Das Wunder, das in diesen drei Jahren geschah, ist, dass Gott sie widerstandsfähig gegen die Philosophien Babylons machte. Man könnte sagen: Wenn hier 15- bis 18-jährige junge Leute sind, die mit dieser Philosophie bombardiert werden, dann denken sie bald so wie die Babylonier. Aber das passierte nicht.
Ich habe hier eine sehr wichtige Lektion für mein Leben und unser Leben: Wir sind in diese Welt hineingestellt. Wir konnten das gar nicht auswählen, wir sind einfach hineingestellt. Wir können nicht ins Kloster gehen – das ist der falsche Weg. Wir sind mitten in der Welt, aber Gott kann uns mitten in diesem Sammelsurium von Philosophien weise und einsichtig machen, dass wir Menschen Gottes sind – in Babylonien, also in dieser Welt.
In Kapitel 11 ist davon die Rede. Wisst ihr, wie die Gläubigen dort genannt werden? Die Verständigen und Einsichtigen. Diese haben das Volk unterwiesen. Es gab treue Leute, gerade in der Zeit der Makkabäer, als Antiochus kam und es drunter und drüber ging und viele Juden umgebracht wurden. Einige blieben treu und sagten: „Wir haben uns in unseren Herzen festgelegt, nicht mitzumachen, was König Antiochus von uns verlangt.“
Das war der riesige Test für das Volk Israel. Die, die treu blieben, waren die Verständigen des Volkes. Sie hatten Einsicht und Weisheit, so wie hier in Kapitel 1 und dann in den Kapiteln 11 und 12. Sie leuchteten wie die Sonne und glitzerten wie die Sterne des Himmels im Königreich des Vaters.
Jesus hat das auch auf die Gläubigen angewandt. In Matthäus 13 nimmt er genau diesen Vers auf: Die Gläubigen werden glitzern wie die Sterne oder wie die Sonne im Königreich ihres Vaters. Das ist ein Vers, den Jesus aus Daniel 12 zitiert.
Im Königreich werden die treuen Gläubigen belohnt und glänzen. Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Die Furcht des Herrn zeigte sich darin, dass sie sagten: „Wir machen nicht mit bei babylonischen Dingen.“ Eine große, große Lektion.
Daniel blieb. Es heißt, Daniel blieb, während Nabopolassar starb (605 v. Chr.), Nebukadnezar starb 562, Evil Merodach 560, Nergal 556, Labaschi-Marduk 556, Nabonidus, wahrscheinlich ein Schwiegersohn von Nebukadnezar, starb 539, und Belsazar wurde 539 getötet. Wann genau Nabonidus starb, ist nicht sicher, aber jedenfalls fiel Babylonien, die Könige starben, und Daniel blieb.
Die Frage, die ich mir stelle, ist: Werde ich bleiben? Werde ich bleiben? Ein Bruder sagte: „Du wirst nur bleiben, wenn es einen Gott gibt, der spricht, wenn es einen Gott gibt, der sich offenbart.“ Das nächste Thema im Buch Daniel ist die Frage, ob Gott sich offenbart. Gibt es einen Gott, der sich offenbart? Das ist Kapitel 2. Gibt es einen Gott, der sich in Babylonien offenbart?
Kapitel 2: Nebukadnezzars Traum und die Suche nach der Wahrheit
Wie viel Zeit haben wir noch? Haben wir noch ein paar Minuten, oder sollen wir hier Schluss machen? Falls wir noch etwas Zeit haben, könnte ich noch etwas für morgen vorbereiten.
Kapitel 1 und 2 gehören zusammen. In Kapitel 2 geht es um einen Traum. Das Besondere an Kapitel 2 sind die Umstände dieses Traumes. Dort ist die Rede von den Chaldäern. Kaldea, das ist der ursprüngliche Name der Südbabylonier. Wenn hier einmal Babylonier und einmal Kaldea steht, lasst euch davon nicht stören. Kaldeisch und Babylonisch sind das Gleiche, nur ist Kaldeisch die ältere Bezeichnung. Früher waren die Kaldeer ein Stamm der Südbabylonier. Seit dem fünften Jahrhundert vor Christus wurde der Begriff dann für babylonische Astrologen und Weise verwendet, also für Zeichendeuter.
Hier lesen wir von Chaldäern, die Träume deuten. Lesen wir den Text:
Kapitel 2, Vers 1: „Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, und sein Geist wurde beunruhigt, und sein Schlaf war für ihn dahin. Und der König befahl, dass man die Gelehrten und die Beschwörer und die Zauberer und die Chaldäer rufen sollte, um dem König seine Träume kundzutun, und sie kamen und traten vor den König.“
Also, König Nebukadnezar kann nicht schlafen. Er hat einen Traum im zweiten Jahr. Dabei soll man sich nicht irritieren lassen: Das zweite Jahr ist bei den Babyloniern eigentlich das dritte Jahr, denn sie zählen das Thronbesteigungsjahr nicht mit. Das ist das Jahr Null. Wir würden sagen, das ist das erste Jahr, aber sie nennen es Jahr Null. Vom Herbst 605 bis Herbst 604 war das Thronbesteigungsjahr, also Jahr Null. Dann war Jahr I von 604 bis 603 und Jahr II von 603 bis 602. Das heißt, die dreijährige Ausbildung ist schon vorbei. Was jetzt geschieht, ist also nach der Ausbildung, nach der Prüfung – das Examen ist bestanden.
Im Herbst 602 war das dritte Jahr gerade zu Ende gegangen. Nur damit wir uns klar sind: Es ist nicht in der Zeit der Ausbildung, sondern danach.
Hier muss ich noch etwas einschieben: Es gibt zwei Bücher in der Bibel, die im vorvorigen Jahrhundert von der Bibelkritik angefochten wurden. Als man begann, der Bibel nicht mehr zu glauben, griff man zwei Bücher aus dem Alten Testament an. Das eine war das erste Buch Mose, das die Frage klärt: Woher kommt der Mensch? Man sagte, das sei nicht von Gott, die Schöpfungsgeschichte sei nicht göttlich. Das zweite Buch, das angefochten wurde, war – dreimal dürft ihr raten – Daniel.
Wohin führt das? Der Mensch, der das erste Buch Mose verworfen hat, hat keine Ahnung mehr. Ein Mensch ohne Vergangenheit hat keine Identität und Schwierigkeiten mit sich selbst: Wer bin ich eigentlich? Woher komme ich? Das ist die Identitätskrise des Menschen im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert.
Und wohin führt das? Weil man das Buch Daniel gestrichen hat und sagte, es sei nicht biblisch, nicht wahr, sondern ein Märchen, hat der Mensch keine Hoffnung und keinen Sinn, weil er keine Zukunft hat. Das Buch Daniel spricht aber über die Zukunft, die große Zukunft, über das ewige Königreich. Wer das nicht weiß und nicht wahrnimmt, hat keine Hoffnung und keinen Sinn im Leben.
Deshalb ist die Frage so wichtig: Gibt es einen Gott, der sich offenbart? Kapitel 2 im Danielbuch beantwortet diese Frage.
Ich habe den Text schon auf Folie. Also: Der König kann nicht schlafen. Vers 2 haben wir gelesen. Vers 3: „Der König sagte zu ihnen: Ich hatte einen Traum, und mein Geist ist beunruhigt und sucht den Traum zu erkennen und zu verstehen.“
Die Chaldäer sagten zu ihm auf Aramäisch: „König, lebe ewiglich!“ Sie schmeicheln ihm. „Lebe ewiglich! Jeder weiß, dass der König nicht ewig lebt. König, lebe ewiglich! Sage deinen Knechten den Traum, so werden wir die Deutung angeben.“
Kein Problem, König, nichts leichter als das. Der König antwortete den Chaldäern: „Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen zum Misthaufen gemacht werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeig mir den Traum und seine Deutung.“
Sie antworteten zum zweiten Mal und sagten: „Der König sage seinen Knechten den Traum, so werden wir die Deutung anzeigen.“ Kein Problem, Träume zu deuten. Kein Problem, oder? Braucht es übernatürliche Wunder, um Träume zu deuten? Ja, klar. Aber wir sind ja die Weisen Babylons, oder? Natürlich.
Der König antwortete: „Ich weiß zuverlässig, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass von mir das Wort kundgegeben ist. Wenn ihr mir den Traum nicht kundtut, ist dieses eine das Urteil über euch, denn ihr habt euch vorgenommen, lügenhafte und verderbte Rede von mir zu sprechen, bis die Zeit sich ändere.“
Was lernen wir hier? Der König ist gar nicht dumm. Er kennt seine teuer bezahlten Beschwörer und Zauberer, die am Königshof einen hohen Lohn bekommen. Sie waren gut bezahlt. Er hat aber etwas geträumt und weiß genau, dass das wichtig ist. Er möchte die Wahrheit wissen.
Wie kann er die Wahrheit erfahren? Wenn er ihnen einfach den Traum erzählt, werden sie ihm irgendeine Geschichte erzählen. Lügenhafte Leute, so lautet sein Verdacht. Deshalb sagt er ihnen den Traum nicht. Sie sollen ihm den Traum sagen.
Sie haben ja gesagt, das Übernatürliche sei kein Problem. Wunderbar, dann sagt mir, was ich geträumt habe. Bitte nicht, dass der König vergessen hat, was er geträumt hat! Das steht nicht im Text. Nein, der Traum hat ihn beunruhigt. Er wusste genau, was er geträumt hat. Aber er wollte den Traum nicht sagen, denn wie kann er die Wahrheit erfahren? Er kann nur wissen, dass sie echt mit den Göttern Kontakt haben, wenn sie etwas Übernatürliches können.
Und wenn sie Übernatürliches können, kann er das prüfen: dass sie ihm den Traum sagen. Das ist übernatürlich, ihm den Traum zu sagen, genauso übernatürlich wie es Übernatürlichkeit braucht, um den Traum zu deuten.
Wie kann es sicher gehen, dass sie die Wahrheit sagen? Sagt mir den Traum, und ich werde wissen, dass ihr mir die Deutung anzeigen werdet. Also, wenn ihr mir den Traum sagt, weiß ich, ihr habt übernatürliche Beziehung zu den Göttern, und die offenbaren euch die Wahrheit. Dann weiß ich auch, dass die Deutung die Wahrheit ist, die ihr mir sagt.
Sagt mir den Traum, dann werde ich wissen, dass ihr mir die Deutung anzeigen könnt. Sehr clever, dieser Mann.
Vers 10: Die Chaldäer antworteten vor dem König und sagten: „Kein Mensch auf der Erde kann dem König die Sache anzeigen, denn kein großer und mächtiger König hat je eine solche Sache von irgendeinem Wahrsager, Priester, Beschwörer oder Chaldäer verlangt. Die Sache, die der König verlangt hat, ist schwer, und niemand kann sie vor dem König anzeigen, nur die Götter, deren Wohnung nicht im Fleisch ist.“
Das ist das Problem, Herr König: Die Götter wohnen nicht bei uns, sie sind weit weg. Kein König hat je von seinen Untertanen so etwas verlangt wie du. Das können nur die Götter. Und die Menschen haben keinen Zugang zu den Göttern, weil Götter sich nicht offenbaren, Herr König.
Aha, jetzt ist es da draußen, oder? Jetzt hat er sie.
Hierüber wurde der König zornig. Warum ist er zornig? Ganz klar: Er hat sie jahrelang teuer bezahlt, und sie haben nur Lug und Trug gebracht, irgendwelche Geschichten erfunden – und das sind die Traumdeutungen.
Er ergrimmt sehr und befiehlt, alle Weisen von Babel umzubringen.
Jetzt erkennt der König, dass es einen Unterschied gibt zwischen menschlicher Traumanalyse und göttlicher Offenbarung. Und seine Leute sind nicht in der Lage, göttliche Offenbarung zu haben. Sie haben keinen Zugang zu den Göttern.
Die große Frage steht im Raum: Gibt es überhaupt Zugang zu den Göttern? Gibt es einen Gott, der sich offenbart?
Die Verfügung ging aus, die Weisen sollten getötet werden. Man suchte Daniel und seine Gefährten, um sie zu töten.
Daraufhin erwiderte Daniel mit Verstand und Einsicht dem Arioch, dem Obersten der Leibwache des Königs, der ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten.
Er sagte zu Arioch, dem Oberbeamten des Königs: „Warum das strenge Urteil vom König?“
Es ist interessant: Daniel bleibt ganz ruhig. Es ist interessant, wie Weisheit und Sanftmut zusammengehören – Weisheit und Sanftmut.
Weisheit und Sanftmut gehören zusammen. Die Weisheit, die von oben kommt, ist zuerst rein, dann friedlich, dann mild, und weiter heißt es: sanftmütig.
Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen (Sprüche 15,4).
Daniel bleibt also ganz ruhig und fragt: „Warum ist das strenge Urteil vom König ausgegangen? Warte mal, bevor du uns umbringst, bitte warte mal, lass das Schwert beiseite. Warum ist denn eigentlich dieses Urteil vom König ausgegangen?“
Hierauf teilte Arioch die Sache Daniel mit, und Daniel ging hinein und bat den König, ihm eine Frist zu gewähren, um dem König die Deutung anzuzeigen.
Interessant, kennen Sie das schon? Kapitel 1: Er geht und bittet um eine Frist von zehn Tagen. Jetzt wieder: Er geht zum König und bittet um eine Frist.
Daniel hat gelernt. Sein Vertrauen damals, das kleine Vertrauen für zehn Tage, wird jetzt stärker für etwas Größeres. Damals ging es nur darum, ob sie fett werden oder nicht. Jetzt geht es um die Frage, ob Gott ihnen etwas offenbaren kann oder nicht.
Wir merken: Es gibt hier einen Fortschritt bei Daniel selbst in seinem Glauben, in seinem Vertrauen zu Gott.
Der kleine Test hat ihn gestärkt, und der große Test mit den drei Jahren hat ihn noch mehr gestärkt. Jetzt, wo es um Leben und Tod geht, wagt er es, zum König zu gehen und um eine Frist zu bitten, um dem König die Deutung anzuzeigen.
Daniel ging in sein Haus und teilte die Sache seinen Gefährten Chananja, Michael und Asarja mit, damit sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten, wegen dieses Geheimnisses, damit nicht Daniel und seine Gefährten mit den übrigen Weisen von Babel umkämen.
Ich denke manchmal, Daniel war ein Logiker. Er dachte sich sicher: Gott hat uns drei Jahre bewahrt, mit Einsicht und Weisheit begabt, und hat uns damals den Test mit den zehn Tagen machen lassen. Wird er uns jetzt einfach umbringen lassen? Das passt nicht in die Logik Gottes.
Wenn er uns schon so wunderbar bewahrt hat, dann wird er uns doch jetzt auch bewahren. Das heißt, wir können wagen, den Herrn zu bitten, dass er uns jetzt die Offenbarung gibt von dem Traum. Gott will doch nicht, dass wir umkommen mit den Weisen von Babel.
Ich lerne daraus: Glaube hat sehr viel mit Logik zu tun. Es gibt eine Logik des Glaubens.
Vers 19: Da wurde Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis offenbart. Da pries Daniel den Gott des Himmels.
Daniel hob an und sagte: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht sind sein, und er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt Weisen die Weisheit und Verständigen die Einsicht.“
Hier haben wir es: Er gibt Weisen die Weisheit und Verständigen die Einsicht.
In Vers 20 habe ich gerade überlesen. Er sagt nicht nur: „Gepriesen sei Gott, denn Weisheit ist sein Sinn.“ Er sagt: „Weisheit und Macht.“ Habt ihr das bemerkt? Weisheit und Macht gehören ihm.
Er ist der, der alle Weisheit hat und alle Macht. Die Macht, die uns durchbringt, die Macht, die den König Nebukadnezar in seine Rolle als König von Babel gesetzt hat, hat auch Gott gegeben.
Die Macht, die uns vor dem Tod retten kann, ist auch bei Gott. Weisheit und Macht – das lesen wir öfter in der Bibel.
Zum Beispiel im 1. Korinther 1, da heißt es, dass das Wort vom Kreuz denen, die verloren sind, eine Torheit ist, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.
Ich lese vor: 1. Korinther 1, Vers 23: „Wir verkündigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit, denen aber, die gerufen sind, Juden und Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“
Macht und Weisheit – Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Es ist äußerst wichtig, dass Christen, überhaupt Heilige, die dem Herrn dienen wollen in dieser Welt, sich bewusst sind: Jede Kraft, jede Macht, die irgendwo existiert, ist von Gott eingesetzt. Gott setzt ein und Gott setzt ab. Jede Weisheit ist von Gott.
Einmal hat der Herr gesagt: „Wenn sie euch packen und vor Gericht stellen, kümmert euch nicht darum, was ihr sagen sollt. Ich werde euch Mund und Weisheit geben.“
Also Gott gibt die Verheißung. Gerade in dieser Zeit – ich meine, Daniel ist ein Endzeitbuch, Verfolgung usw. – werden wir daran erinnert, dass Gott den Gläubigen Weisheit gibt.
Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn.
Und wie heißt es weiter in Vers 21? In Daniel Vers 21: „Er gibt den Weisen die Weisheit, denen, die sich grundsätzlich entschieden haben, ich werde mich nicht verunreinigen mit den königlichen, den weltlichen Dingen, denen, die sich entschieden haben, ich fürchte den Herrn.“
Die haben die grundsätzliche Weisheit. Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn. Und sie bekommen weitere Weisheit, das heißt, sie wachsen an Weisheit.
Er gibt den Weisen Weisheit, mehr Weisheit. Er gibt Weisen Weisheit und Verständigen Einsicht.
Er ist der, der das Tiefe und das Verborgene offenbart. Er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht.
„Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben hast und mir jetzt kundgetan hast, was wir von dir erbeten haben. Denn du hast uns die Sache des Königs kundgetan.“
Ich bin recht begeistert von diesem Gebet. Stellen wir uns vor, wir sind in Babylonien. Furchtbar, die Babylonier sind gekommen, haben unsere kostbare Stadt zerstört. Sie haben den Gesalbten des Herrn, Joachim, den Gesalbten des Herrn, verschleppt und getötet. Den König Israels, den der Herr eingesetzt hat, haben sie verschleppt und getötet. Wir sind in der Gefangenschaft und müssen ein elendes Leben fristen.
Und was betet Daniel? Er sagt: „Herr, ich danke dir! Du bist der, der Könige einsetzt und absetzt.“
Vers 21: Gott setzt Könige ab und Könige ein. Gott, ich danke dir, dass du Joachim abgesetzt hast, unseren König in Jerusalem.
Wieso kann er danken? Das geht doch ganz gegen den Strich! Er weiß, dass Gott alles in der Hand hat. Und wenn der eigene König vom eigenen Jerusalem abgesetzt wurde, hat es Gott getan.
Gott weiß schon, was er tut.
Das ist die Stärke der Gläubigen: Sie wissen, dass all die Dinge, die in der Geschichte geschehen, Handlungen Gottes sind.
Ich bin gleich fertig, gib mir noch zwei Minuten.
Daraufhin ging Daniel zu Arioch, den der König bestellt hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er ging hin und sagte zu ihm: „Bring die Weisen von Babel nicht um.“
Interessant: Jetzt hätte er die Chance gehabt, alle Konkurrenten ausschalten zu lassen. Die Weisen von Babel werden alle umgebracht.
Macht er nicht. Das sind Menschen, die im Bilde Gottes geschaffen sind. Wieso sollen sie umgebracht werden? Freilich sind sie Lügner, alle sind Sünder, aber sie brauchen auch das Evangelium.
„Bring sie nicht um, lass sie leben. Führe mich vor den König, und ich werde dem König die Deutung anzeigen.“
Hierauf führte Arioch Daniel vor den König und sagte zu ihm: „Ich habe einen Mann unter den Weggeführten von Juden gefunden, der dem König die Deutung kundtun wird.“
Und der König hob an und sagte zu Daniel, dessen Name Belsazar war: „Bist du imstande, den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung mir kundzutun?“
Ich glaube, der König hat die Welt selber nicht mehr verstanden. Was, es gibt einen, der Kontakt hat mit den Göttern?
Das ist ein guter Punkt zum Stehenbleiben. Wir machen morgen weiter.
Schlussgebet und Ermutigung
Beten wir und stehen wir auf, vielleicht einige von uns. Steinbock hat es gemacht, um zu studieren, die Schätze auszugraben und zu lernen. Denn wir dürfen wissen, dass alles, was zuvor geschrieben wurde, zu unserer Belehrung geschrieben wurde. So werden wir weise, verständig und einsichtig. Dadurch werden wir erneuert in unserem Denken und passen uns nicht der Welt an, sondern rufen: „Was ist dein Wille?“
Ja, dein Wort ist gut, es ist weise und macht einsichtig. Vielen Dank für das Licht, das du uns am Abend geschenkt hast, für die Ermutigung, dass du der Herr über alles bist. Die Geschichte zeigt, dass du alles in der Hand hast – ja, auch wir sind in deiner Hand. Niemand kann uns aus deiner Hand retten, weil du der Höchste bist, der errettet hat. Keiner ist mächtiger als du. Du bist der König, der Stärkste über allem.
Das macht uns froh und gibt uns Ruhe. Wir vertrauen neu darauf, dass du auch die Zukunft in deiner Hand hast und treu bist zu allem, was über uns geschrieben steht, zu unserem Glauben und unseren Anliegen. Ich danke dir, dass du Antworten gibst – auch auf das Woher und Wohin – und dass du uns mit Zukunft, Hoffnung und Trost beschenkst. Dafür preisen wir dich. Amen. Amen.
Jesus Christus, ich möchte auch danken, dass ich jetzt wieder staunend über dein Wort bin. Ich danke dir für das Zeugnis von den vier Menschen, die dir ganz und gar nachgefolgt sind und dir zugehört haben. Ich möchte dich bitten, auch für mich zu sorgen. Herr, lass uns nicht allein, sondern führe uns weiter. Hilf uns, treu zu bleiben und die Dinge, die uns im Weg stehen, in rechter Weise zu beurteilen. Amen!
Danke, Herr, dass du uns diese Weisheit versprochen hast, gerade in Situationen, in die wir hineingeworfen werden und auf die wir uns nicht vorbereiten können. Du sagst: „Ich werde euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen können.“ Herr, ich danke dir für das leuchtende Beispiel von Daniel und seinen Freunden, das uns so ermutigt. Danke für diese Logik des Glaubens.
Herr, wir beten, dass wir an Vertrauen zu dir zunehmen und an Weisheit sowie Einsicht in dein Handeln mit den Menschen. Lass uns dich hinter den Kulissen sehen, auch in unserem eigenen Leben. Segne uns jetzt, wenn wir nach Hause fahren, und hilf uns beim Nachdenken, damit das, was von dir eingepflanzt ist, bleibt. Amen.
Nehmen wir einiges mit und sehen uns morgen wieder. Ganz schön, oder? Also, alle zusammen. Ich denke, wir haben Herz und Mut. Alle haben gebetet und sich mit Daniel identifiziert. Er hat gesagt, was er wusste, weil er es offenbart bekommen hat. Die anderen wussten es scheinbar auch.
Interessant ist, dass sie nicht neidisch auf Daniel waren, obwohl er die Offenbarung zusammen hatte und sie nicht. Sie sind überzeugt, dass es Wahrheit ist. Sie glauben nicht, dass Daniel etwas für sich selbst sucht. Das finde ich großartig! Vielen Dank!
Das andere, was Sie schon probiert haben, ist aber nicht gut. Sie denken weiter. Es sind jeweils zwei Drittel, es sind etwa sieben, sieben, fünf – das ist reichlich, was man zu der Frage findet, auch wenn nicht jeder das möchte, glaube ich. Genau, Sie können es eigentlich nicht immer zu zweit lösen.
