Einführung in das Thema Leid und Gerechtigkeit
Also, wenn ihr durchhaltet, gibt es am Ende die schwierigste Bibelstelle des Neuen Testaments. Wenn ihr durchhaltet, erwartet euch am Ende die schwierigste Bibelstelle des Neuen Testaments.
Bis dahin machen wir weiter ab 1. Petrus 3,13. Wir beginnen mit der Frage: Wenn denn Gottes Augen auf die Gerechten gerichtet sind, warum leiden sie dann?
Vers 13 lautet: „Und wer wird euch Böses tun, wenn ihr Eiferer des Guten geworden seid?“ Die schnelle Antwort darauf ist: Eigentlich müsste das niemand sein. Wenn ich das Gute tue, dürfte eigentlich niemand mir Böses tun. Aber das stimmt ja nicht, das stimmt irgendwie nicht.
Wenn du mir nicht glaubst: Am Samstag ist der Marsch für das Leben. Eigentlich müsste man doch sagen, es ist nichts Schlimmes dabei, wenn jemand durch die Stadt zieht und sagt, dass weltweit mindestens 50 Millionen Kinder im Mutterleib bewusst getötet werden. Da muss man etwas sagen. Ich habe euch das gestern gesagt: Von Anfang an haben Christen die Stimme erhoben gegen Abtreibung, Kindsmord und das Aussetzen von Kindern. Einmal gesagt: Stopp! Das geht nicht. Gott hat das Leben gemacht, und wir haben nicht das Recht, es einfach wegzunehmen.
Wir müssen denen entgegentreten, die sagen: „Mein Bauch gehört mir.“ Und ich denke mir manchmal, ja, das stimmt. Aber in dem Bauch ist ein anderer Bauch, und der gehört dir nicht. Ich möchte eine Stimme sein für den Bauch, der dir nicht gehört.
Wenn du das am Samstag probierst und sagst, ich möchte mal mitlaufen, dann wirst du feststellen, dass am Rand Leute stehen, die ganz böse Dinge zu dir sagen werden. Sie setzen auch Trillerpfeifen ein und sorgen dafür, dass es eben kein Schweigemarsch ist, sondern eine ziemlich deprimierende Veranstaltung. Am Ende denkt man: Boah, wenn ich einmal im Jahr richtig sauer bin, wo ich mich echt beherrschen muss, dann ist es dieser Marsch. Ich muss mich wirklich beherrschen. Das ist so der Punkt, wo ich echt denke: Ey, Freunde, ihr wisst nicht, was ihr tut.
Also, wenn ihr das noch nie erlebt habt, dass jemand euch so richtig mit fiesen Parolen zur Weißglut getrieben hat, kommt vorbei. Ab dreizehn Uhr gehen die Vorträge los, und dann ab vierzehn Uhr startet der Marsch, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Es passiert also, dass du das Gute tust, weil es gut und richtig ist, dich hinzustellen und für die Schwachen, die keine Stimme haben, eine Stimme zu erheben. Es gibt wenig, was richtiger ist. Und doch wird es Menschen geben, die das nicht zu schätzen wissen. Sie werden versuchen, denen, die dies tun, Leid zuzufügen.
Und wenn es nur ist, dass solche Sätze kommen wie: „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben.“ Das wird wiederkommen. Ja, solche Aussagen kamen immer wieder aus dieser Richtung.
Also, die Tatsache, dass Gottes Augen auf die Gerechten gerichtet sind, heißt noch nicht, dass wir nicht leiden. Genauer gesagt: Es ist Gottes Wille für uns, für gutes Tun zu leiden.
Die Haltung im Leiden und die Aufforderung zur Furchtlosigkeit
1. Petrus 3,14: "Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr glücklich. Fürchtet aber nicht ihren Schrecken und seid nicht bestürzt, sondern haltet den Herrn, den Christus, in euren Herzen heilig."
Schon grob, was hier steht, oder? Also, wenn du leiden solltest, was heißt das hier? Wenn ihr auch leiden solltet, seid ihr glücklich – so ein verrücktes Wort! Das ist wieder diese Gnadenidee. Es klingt so komisch, aber es ist wahr: Glückselig, gesegnet bist du, wenn du in den Fußstapfen Jesu folgst, die Wahrheit in dieser Welt verkündigst, dich auf die Seite Gottes stellst und dann für gutes Tun leidest.
Dann gibt es kein besseres Leben, kein gesegneteres, kein glücklicheres Leben als das, was du lebst. Es gibt vielleicht ein Leben, das ruhiger und beschaulicher ist, aber es gibt kein lohnenswerteres Leben. Kein Leben, in dem am Ende mehr Lob, Herrlichkeit und Ehre herauskommt.
Ich denke manchmal, wir wissen das in allen Bereichen unseres Lebens. Es war ja gestern wieder Fußballspiel, und dann sieht man die Fußballer. Welchen Fußballer schätzt man am meisten? Na ja, den, der auf dem Feld geackert hat, der sich nicht geschont hat, der bereit war, in die Zweikämpfe zu gehen, auch wenn es weh tut.
Genau, das ist der Punkt: Die guten Leute sind immer die, die dahin gehen, wo es wehtut. Und weil wir die Guten sind, müssen wir dahin. Wer hat das glückseligste Spiel gespielt? Der, der am meisten drin war und am meisten erreicht hat, der sich selbst nicht geschont hat.
Erinnert euch, es gab ein paar Spieler auch bei der letzten WM, bei denen man den Eindruck hatte, sie hatten keine Lust mehr, richtig mitzuspielen. Sie sind nicht mehr gelaufen als unbedingt nötig. Wenn du das so siehst, denkst du dir: Wofür wirst du bezahlt?
Dann gibt es die, die wirklich alles geben, und nach einer Runde vom Platz gehen, und du denkst dir: Boah, der hat das richtig gemacht. Und das ist das, wo man sagt: Der hat es gebracht, der ist glücklich. Der wird am Ende gelobt, der steht in der Zeitung nicht als der, der nicht rennen wollte, sondern als der, der bis zum äußersten gegangen ist – unser Mann.
Das hat diesmal mit dem besten Fußballer nicht ganz geklappt, das war eine merkwürdige Entscheidung. Aber normalerweise sollte der, der am meisten gegeben hat, auch der beste Fußballer sein.
Glückselig – du leidest, und es gehört einfach dazu. Halt das bitte fest: Es gehört einfach dazu. Es ist Realität. Wenn wir uns dieser Realität stellen, dass das Leid dazugehört und dass es das beste aller Leben ist, weil wir in den Fußstapfen Jesu mit ihm zum Kreuz gehen, dann sind zwei Dinge wichtig:
Wir dürfen uns nicht fürchten, und wir müssen den Herrn Jesus heilig halten.
Was heißt das? Fürchtet euch nicht, seid nicht bestürzt. Die Hauptwaffe des Teufels ist entweder die Lüge oder die Angst – Lüge und Angst oder Lüge und Furcht. Jesus fordert seine Jünger auf, Gott mehr zu fürchten als ihre Feinde.
Ich lese euch das mal vor: Matthäus 10,26. Das ist die sogenannte Aussendungsrede. Da geht es um Evangelisation, und Evangelisation ist immer ein heikles Feld. Da treffen wir auf Menschen, die nicht hören wollen, was wir ihnen zu sagen haben. Und mitten da hinein sagt der Herr Jesus:
"Fürchtet euch nun nicht vor ihnen, den anderen Menschen, denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und nichts verborgen, was nicht erkannt werden wird." Also fürchtet euch nicht vor ihnen. Habt keine Angst vor den Menschen, denen du da begegnest!
Noch ein bisschen gröber dann in der Offenbarung. Wir wissen, dass die Offenbarung eine Zeit beschreibt, in der Verfolgung sehr radikal ist. Dort heißt es in Offenbarung 14,7: "Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre." Das ist mitten in der Verfolgung, wo man maximal Angst vor den Menschen haben könnte. Wo ein Gewaltherrscher regiert, den die Offenbarung "das Tier" nennt, wo es unmöglich gemacht wird, zu kaufen oder zu verkaufen, ohne das Zeichen des Tieres zu tragen – also eine Zeit totaler Tyrannei.
Und in diese Situation hinein wird das Evangelium gepredigt. Im Zentrum des Evangeliums steht Gottesfurcht: Fürchte Gott, fürchte Gott mehr als die Menschen, die dir das Leben schwer machen.
Der Teufel benutzt das Böse in unserem Leben, um uns Angst zu machen. Dann steht man bestürzt da, ich würde heute sagen „wuschig“. Da kommt das Böse in mein Leben hinein, und ich höre auf, klar zu denken. Ich bin nicht mehr nüchtern, ich handle irrational.
Genau davor hat Petrus schon gewarnt: Wenn Verfolgung kommt, achte darauf, dass du im Kopf klar bleibst, dass du in Ruhe nachdenken kannst und dir die Prioritäten nicht verloren gehen.
Wenn die Welt dir Böses tut, weil du Christ bist – und wir haben vorhin für die Geschwister im Irak gebetet –, dann geht es nur darum, dass sie Christen sind. Deshalb werden sie enthauptet, vertrieben, versklavt.
Wenn das passiert, dass die Welt dir Böses tut, weil du Gutes tust, dann gib der Angst keinen Raum.
Für uns ist das ganz weit weg, das ist mir klar. Aber nehmt die Lektion mit, denn das kann ganz schnell auch uns treffen.
Dann kann so ein Wort wie in Offenbarung 2,10 wichtig werden. Ich gebe zu, das ist ein Bibelvers, den ich gerade auswendig lerne, weil er so weit weg klingt, aber ich möchte ihn schon mal lernen für den Fall, dass es näher kommt.
Dort heißt es: "Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst. Sei treu bis zum Tod, und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben."
Ist euch klar, dass die meisten Geschwister, die jetzt mit vielleicht nicht mehr als der Kleidung auf ihrem Körper in einem Flüchtlingslager irgendwo im Südirak oder in Syrien leben und erlebt haben, wie vor ihren Augen Familienmitglieder bestialisch umgebracht wurden, vor drei oder vier Jahren noch nie gedacht hätten, dass ihnen das passieren würde?
Das sind Leute, die ganz normal zur Arbeit gegangen sind, einen kleinen Laden hatten, vielleicht an der Hochschule gearbeitet haben, Handwerker oder Busfahrer waren – ganz normale Menschen, die sonntags in den Gottesdienst gingen. Ihre Nachbarn waren Moslems.
Und von einem Tag auf den anderen malt man ein großes N als Erkennungszeichen an ihr Haus, dass sie Christen sind. Dann kommt der Aufruf: Ihr habt zwei Optionen – ihr werdet Moslems oder ihr geht. Wenn ihr hier bleibt und euch nicht bekehrt zum Islam, bringen wir euch um.
Und du fährst durch die Stadt und weißt: Es passiert, es passiert wirklich. Das ist Furcht. Du stehst da als Familienvater, hast deine Kinder und nichts mehr. Weißt nicht mal genau, wohin du fahren sollst. Wo ist jetzt der Ort, wo ich sicher bin? Fahre ich nach Norden ins Kurdengebiet? Wie lange kann ich dort bleiben? Versuche ich, mich irgendwie durchzuschlagen in ein Asylantenwohnheim in Deutschland? Komme ich da hin? Wo gehe ich hin?
Vor drei oder vier Jahren hätte keiner von ihnen gedacht, dass es so kommt. Da ging es um Friedenspläne, um den Aufbau einer Demokratie. Ein Parlament wurde gewählt. Es ging gerade so ein bisschen voran. Vielleicht nicht viel Optimismus, ich gebe zu, da unten gibt es nicht viel Optimismus, aber man hatte doch den Eindruck, es stabilisiert sich ein wenig. Die Amerikaner gehen und fangen selbst wieder an, dort zu leben.
Und dann das?
Ich habe manchmal Angst. Deshalb möchte ich jetzt erst Petrus predigen. Ich habe manchmal Angst, dass wir überrascht sein werden, wie schnell sich die Zeiten ändern können.
Wir hatten vor nicht ganz hundert Jahren eine Zeit, in der sich innerhalb von zwei, drei Jahren in Deutschland – etwa von 1930 bis 1933 – die Zeiten geändert haben. Die Leute waren völlig überrascht.
Stefan Zweig hat eine Autobiografie geschrieben. Wenn ihr gerne deutsche Literatur lest, lest sie euch durch. Er beschreibt, wie er sich fühlte als Jude in Salzburg im Jahr 1930. Er sagt: "Ich fühlte mich so sicher. Ich wusste, mir kann nichts mehr passieren. Ich bin einer der bekanntesten Autoren hier, meine Bücher werden verlegt. Selbst wenn ich kein Buch mehr schreibe, mir kann nichts passieren. Ich habe hier Freunde, ich bin tief in die Gesellschaft hineingewurzelt, ich bin Europäer, ich kann überall hinfahren."
Und drei Jahre später war alles vorbei.
Lest das durch! Beschäftigt euch mit Geschichte, damit ihr nicht glaubt, wenn es jetzt gut läuft, muss das so weitergehen. Das stimmt nicht!
Wir wissen alle nicht, ob aus dem Ukraine-Konflikt ein Krieg entsteht. Wir wissen es nicht.
Irgendwo sagt jemand: Wir hatten viel zu lange Frieden, und die Welt brennt wieder. Mit einer brennenden Welt kommt immer eine Form von Extremismus.
Oft sind es die Christen, die darunter leiden – also die Christen, die es wirklich sind, nicht die, die mit einem irgendwie nach außen gerichteten "Wir passen uns immer an"-Glauben unterwegs sind.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns nicht fürchten.
Offenbarung 2,10: "Sei treu bis zum Tod." Lern den Vers mal. Ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf. Manchmal werde ich gefragt: "Jürgen, wovon wirst du leben, wenn du Rente bekommst?" Weil ich nicht viel Rente bekomme.
Ihr mögt meine Antwort verrückt finden, aber ich glaube nicht – oder ich glaube daran –, dass, wenn ich in Deutschland bleibe, es in zwanzig Jahren eine gute Wahrscheinlichkeit gibt, dass ich auf Staatskosten untergebracht bin.
Ich glaube nicht an noch zwanzig Jahre Freiheit in diesem Land.
Ihr mögt das gerne glauben, ich glaube es nicht.
Ich lerne den Vers, weil ich glaube, dass schneller als uns lieb ist, Menschen uns vor die Entscheidung stellen werden: Wem möchtest du folgen? So wie die Christen im ersten Jahrhundert.
Damals gab es einmal im Jahr den sogenannten Libellus. Einmal im Jahr musstest du ein Opfer für den Kaiser bringen, mehr nicht. Dann bekamst du einen Freibrief: Ja, das ist ein ordentlicher Bürger, alles gut.
Wenn du es nicht getan hast, wurdest du an der Stelle umgebracht.
Das wurde unterschiedlich gehandhabt, nicht jeder wurde sofort verfolgt. Aber im Großen und Ganzen ging es darum, deine Gesinnungstreue zu prüfen.
Und das ist die Zeit, in die Johannes das hier aufschreibt, wo Jesus seiner Gemeinde sagt: "Sei treu bis zum Tod, und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben."
Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht!
Wir müssen diese Lektion jetzt lernen. Nicht erst, wenn die Angst kommt.
Wir müssen uns darauf einstellen, dass in solchen Momenten, wenn das Böse zuschlägt, wir an der Stelle nicht irre werden, nicht wuschig, nicht bestürzt.
Und wir müssen den zweiten Punkt im Blick behalten: Haltet den Herrn heilig!
Furcht verstellt uns zuerst den Blick auf Jesus.
Furcht will, dass wir kleingläubig werden, dass uns die Probleme, in denen wir stecken, mächtiger erscheinen als Jesus.
Ich mag diese Stelle, ich werde sie euch vorlesen aus Matthäus 14,27. Petrus und Jesus auf dem See, ein Sturm. Interessanterweise hat Jesus seine Jünger losgeschickt. Im Text heißt es, er nötigte sie ins Boot zu steigen und loszufahren. Er nötigte sie in diesen Sturm hinein. Der Sturm – Jesus wollte das.
Dann kommt er übers Wasser zu ihnen. Man denkt: Oh ja, jetzt wird alles wieder gut, jetzt ist Jesus da.
Pustekuchen! Es wird nicht gut, es wird schlimmer, weil jetzt ist Jesus da, und wir denken, jetzt haben wir das Sturmgespenst.
Mitten in diese Furcht hinein sagt Jesus: "Fürchtet euch nicht!"
Petrus ist dann derjenige, der antwortet, Matthäus 14,27: "Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!"
Petrus antwortete ihm: "Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen."
Das ist so stark! Petrus macht viel falsch, aber an dieser Stelle ist er brillant.
Nicht: Wenn du es bist, dann mach bitte, dass der Sturm aufhört, mach das Problem weg!
Nein: Wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.
Versteht ihr? Es geht nicht darum, dass Gott uns in Problemen die Probleme wegnimmt.
Es geht darum, dass wir in den Problemen befähigt werden, die Stimme des Hirten zu hören und übernatürlich in den Schwierigkeiten zu leben, wie er lebt, zu wandeln, wie er gewandelt ist – und wenn es sein muss, auf dem Wasser.
Und das passiert hier: Petrus steigt aus dem Schiff und geht auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich.
Versteht ihr? "Fürchtet euch nicht" – dann fürchtet er sich plötzlich. Er sieht den Wind.
Das ist es, was Probleme schaffen: Noch bin ich in den Problemen, und Jesus befähigt mich, in den Problemen in seiner Kraft zu leben und den Problemen zu trotzen.
Die Probleme sind immer noch da, ich bin nicht rausgenommen aus den Problemen, aber ich kann in den Problemen ein geheiligtes, ein Überwinderleben leben.
Dann fange ich an, nochmal zu überlegen, ob die Probleme nicht doch größer sind als Jesus, ob sein Wort wirklich ausreicht, um mich durchzubringen.
Ich schaue mir die Probleme an, und je mehr ich sie anschaue, desto kleiner wird Jesus, desto größer werden meine Zweifel und Ängste.
Irgendwann denke ich, dass Jesus, der ja eigentlich der Schöpfer ist, zu klein ist, um diesen Sturm zu lösen.
In diesem Moment gehe ich unter.
Das ist, was Probleme schaffen: Sie wollen meinen Blick bannen auf sich selbst.
Sie wollen, dass ich sie anschaue, dass ich mich von ihnen beeindrucken lasse, dass sie mir größer und größer erscheinen und die eigentliche Realität werden.
Jesus sagt: Mach das nicht! Schau auf mich! Hör mitten im Sturm deines Lebens meine Stimme.
Wenn du Angst hast – eine Angst, die ich provoziert habe, Gott provoziert diese Angst –, es ist Gottes Wille, dass du da drinsteckst, werden wir gleich lesen.
Aber statt die Probleme wegzunehmen, sagt er: Ich will dir etwas viel Großartigeres schenken.
Ich möchte, dass du mitten im Sturm meine Stimme hörst und in meiner Kraft mein Leben leben kannst, dass du mit den Problemen umgehen kannst, wie ich mit ihnen umgehe.
Das ist die Chance.
Damit das klappt, muss Jesus die Nummer eins in unserem Herzen bleiben.
Wenn wir sein übernatürliches Überwinderleben teilen wollen, dann müssen wir gerade dann, wenn der Sturm tobt, fest auf ihn blicken, seine Stimme hören und dürfen nicht zweifeln.
Das ist es, was hier gemeint ist: Haltet den Herrn heilig!
Wenn etwas heilig ist, dann ist es abgesondert, dann ist es die Nummer eins.
Wir müssen Jesus festhalten, ihm den besonderen Platz in unserem Herzen einräumen und in unserem Glauben keinerlei Kompromisse eingehen.
Angst darf mich nicht an Jesus zweifeln lassen.
So wie es bei Petrus war: Als er den starken Wind sah, fürchtete er sich, und als er anfing zu sinken, schrie er: "Herr, rette mich!"
Sogleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: "Kleingläubiger, warum zweifelst du?"
Da will uns die Angst hinbringen – in den Kleinglauben.
Kleinglaube ist nicht der Glaube, der zu klein ist. Das Gegenteil von Kleinglauben ist nicht Großglauben, sondern Senfkornglauben – und der ist auch ziemlich klein, aber in die richtige Richtung gerichtet.
Kleinglaube ist nicht nur zu klein, er glaubt falsch. Er glaubt falsch über Jesus.
Er traut Jesus nichts zu. Er traut Jesus nicht zu, dass der Sturm kein Problem ist.
Deshalb müssen wir, wenn wir in Schwierigkeiten kommen, immer darauf achten, uns nicht zu fürchten und unsere Loyalität und unser Vertrauen in Jesus nicht aufzugeben.
Umgang mit anderen und die Bereitschaft zur Rechenschaft
Frage: Wie gehe ich mit Menschen um, vor allem mit denen, die jetzt vielleicht in dieser ganzen Situation nicht gleich die Machete rausholen, sondern die vielleicht die eine oder andere Frage noch haben? Wo man eine Chance hat, mit ihnen wenigstens noch ins Gespräch zu kommen?
Da heißt es in 1. Petrus 3,15: „Seid aber jederzeit bereit, zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, aber mit Sanftmut und Ehrerbietung. Und habt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verleumden, darin zu Schanden werden, worin euch Übles nachgeredet wird.“
Egal wie schwierig die Zeiten sind: Sei bereit, Rechenschaft zu geben. Zieh dich also nicht zurück, nur weil es schwierig wird und du Leid erfährst. Das heißt nicht, dass deine Berufung, Zeuge zu sein, schon erledigt wäre.
Drei Dinge:
Erstens: Sei bereit. Was heißt das für mich? Herr Präsident, hab ein paar gute Antworten auf deinen Glauben parat. Wisst ihr, wir haben eine lebendige Hoffnung. Bitte sei fähig, darüber reden zu können. Wenn hier steht, dass wir Rechenschaft geben von der Hoffnung in uns, dann heißt das: Wenn Leute kommen und dich fragen, „Sag mal, wie ist das mit deinem Glauben?“, dann sei bitte in der Lage, darüber reden zu können.
Das bedeutet: Lies ein paar gute Bücher. Wenn du nicht alle Antworten immer parat hast, lies ein paar gute Bücher zum Thema. Man nennt das Apologetik, Verteidigung des christlichen Glaubens. Eines möchte ich dir empfehlen: Einfach geschrieben, sehr gut, lohnenswert, Tim Keller, „Ja, warum Gott?“ Man bekommt viele gute Impulse und hat ein paar Antworten parat.
Zweitens: Du hast eine Geschichte mit Gott. Da gibt es ein Vorher, dann hast du Gott gefunden, und dann gibt es ein Nachher. Man nennt diese Geschichte mit Gott Zeugnis, warum auch immer. Du hast ein persönliches Glaubenszeugnis. Lern es, sei in der Lage, es einem anderen zu erzählen. Schreib es mal auf und denk nicht: „Ach, das ist so unspektakulär.“ Ja, ich war nicht vorher erst eine Prostituierte mit Drogenerfahrung, ja, ich komme aus einem gläubigen Elternhaus, ja, ich habe irgendwie immer schon an den Herrn Jesus geglaubt – und na ja, irgendwann habe ich halt festgestellt, dass ich es wirklich ernst meine.
Schreib’s auf: Vorher, wie hat’s Klick gemacht bei mir, und was ist heute, wo bewährt sich das? Schreib das einfach mal auf. Und so blöd das klingt: Mach dir mal eine Stichpunktliste, sodass du mit fünf Stichpunkten dein Zeugnis in drei Minuten erzählen kannst. Das ist einfach gut, sich selber mal zu vergegenwärtigen, wie das eigentlich passiert ist, wie man zum Glauben gekommen ist.
Dann, das habt ihr euch wahrscheinlich gedacht: Lern die Bibelverse auswendig, die man braucht, um das Evangelium zu erklären. Okay, ja, das sind zwanzig bis dreißig Stück, dann hast du wirklich alles abgedeckt. Bitte auch für dich selbst, damit du weißt, woran du glaubst. Das hilft auch nochmal, selber durchzugehen: Habe ich wirklich das ganze Evangelium verstanden?
Der Vorteil, wenn man sie auswendig weiß, ist: Du kommst irgendwo hin und plötzlich kommst du in den urigsten Umständen dazu, über den Glauben zu reden, da hat ja keiner mitgerechnet. So, und du hast jetzt zufällig deine Bibel nicht dabei. Versteht ihr, jetzt fängt das Problem an. Aber jeder hat ja irgendwo eine Bibel rumstehen, so ein Ding von Konfirmantenzeiten oder irgendwie so, irgendwo steht immer eine rum. Da muss man die suchen, und wenn man weiß, wo es steht, kann man es nachschlagen. Schau, hier steht es.
Du musst es dann nicht frei rezitieren können, das ist gar nicht nötig, aber du musst wissen, wo es steht. Vor allem, wenn du mit jemandem redest, der vielleicht eine Bibel in seiner Sprache hat, dann wird es richtig gut. Versteht ihr? Dann wird es total klasse. Dann kannst du ihm nämlich sagen: „Gib mir mal deine Bibel.“ Und dann verstehst du gar nichts. Wenn du so eine Bibel auf Urdu vor dir hast, das ist halt Urdu. Du findest schon Johannes 3,16, aber das war es dann auch. Und dann kannst du ihm das zeigen: „Schau mal, das ist der Vers.“ Und dann erklärst du ihm den Vers, weil du hast ihn ja in deinem Kopf drin.
Du brauchst nicht viel, aber hab das parat. Sei in der Lage, Rechenschaft zu geben über die Hoffnung in dir. Und wenn du sagst, ich weiß nicht, welche Verse ich auswendig lernen soll: Da gibt es eine Homepage, die heißt Frogwords. Da gibt es eine Rubrik „Einsteiger“, eine Rubrik „Bibelverse lernen“ und da in der Zusammenstellung, was man mit den Versen anfangen kann, gibt es auch eine Rubrik „Evangelisation“.
Und wenn du jetzt merkst: Boah, ich weiß ja eigentlich gar nicht, wie das geht, evangelisieren. Man drückt sich ja vor solchen Sachen gerne. Da gibt es Kurse, das ist keine Sünde, sich mal in so einen Kurs einzuschreiben. Da gibt es Evangelisten, die kann man einfach mal einladen. Oder wo ich unglaublich selber viel gelernt habe: Ich habe einfach so evangelistische Predigtkassetten gehört, wo Leute anderen das Evangelium erklärt haben. Und das macht so viel Spaß, ihr werdet das selber merken. Das war wie mit dem Segen vorhin. Also wenn euch der Segen gefallen hat, dann werden euch evangelistische Vorträge gefallen. Die tun dem Herzen gut, einmal wieder neu zu hören, wie großartig der Herr Jesus ist, was das heißt, gerettet zu sein.
Und weißt du, das zu hören und zu wissen: Habe ich schon. Ja, das ist so wie in einem guten Film nochmalschauen und denken: „So, zwölf Geschworene oder so.“ Du weißt, wie es ausgeht. Das ist nicht der Punkt, aber du genießt einfach die Szene, du weißt, was gleich kommt. Das war schön.
Und es lohnt sich einfach. Es lohnt sich, an der Stelle vorbereitet zu sein. Also bitte nicht vergessen: Wenn Leute kommen, auch wenn du unter Druck stehst, wir sind bereit. Aber wenn wir reden, dann tun wir das in Sanftmut und Ehrerbietung.
Wisst ihr, wir sind Zeugen Christi. Wir sind nicht die Scharia-Polizei. Sanftmut und Ehrerbietung. Vor mir steht ein Mensch mit Würde, einer eigenen Geschichte, die ihn geprägt hat. Möglicherweise hat er auch schon Erfahrungen mit Religion gemacht, und wir müssen das respektieren. Deswegen nicht so von oben herab, so aus der Position der Besserwisserei reden.
Bitte auch dann nicht. Und das passiert, wenn manche Argumente zum tausendsten Mal kommen und man denkt: „Das kann doch nicht wahr sein, jetzt schon wieder.“ Du weißt, das Argument ist eigentlich nicht stark und wird nur ständig wiedergegeben, und es stimmt auch gar nicht. Ja, aber das ist seine Position, und er hat das Recht, im Moment das zu glauben. Und du kannst ihm ja sagen, was du glaubst und warum du das glaubst.
Dritter Punkt: Also wir sind bereit, in Sanftmut und Ehrerbietung, und dann steht hier, dass wir ein gutes Gewissen haben sollen. Ich lese den Vers noch mal vor: „Und habt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verleumden, darin zu Schanden werden, worin euch Übles nachgeredet wird.“
Das ist jetzt ganz wichtig: Bitte, wenn du Christ bist, spiele keine Show vor, keine Heuchelei, keine heimlichen Sünden. Wir müssen denen, die uns durch den Kakao ziehen wollen, nicht auch noch in die Hände spielen.
Es gibt dieses Sprichwort, dass jemand Wasser predigt und Wein trinkt. Und was ich mir persönlich wünsche, ist, dass wir im Gutes tun authentisch sind.
Deswegen die Frage: Gibt es in deinem Leben eine Sünde, die du versteckst, die auch keiner so richtig mitgekriegt hat? Vielleicht ahnt sie jemand, aber eigentlich hast du sie gut weggeschlossen. Gibt es in deinem Leben so eine Sünde, die, wenn sie herauskäme, dein christliches Zeugnis völlig kaputt machen würde und die dich in deinem Gewissen vielleicht die ganze Zeit plagt?
Bist du vielleicht jemand, der die ganze Zeit mit einem schlechten Gewissen lebt, weil es da etwas gibt, womit er nicht klarkommt, aber er traut sich nicht, es jemandem zu offenbaren? Oder er möchte vielleicht auch gar nicht davon loskommen?
Petrus sagt: Sei vorsichtig. Wenn du ein schlechtes Gewissen hast, mit einem schlechten oder wenn du nicht mit einem guten Gewissen lebst, dann hör mit der Sünde auf. Dein ganzes Zeugnis als Christ steht dabei nämlich auf dem Spiel.
Rechne einfach mal damit, dass es genug ungerechtfertigte, verleumderische Nachrede gibt. Es braucht nicht noch üble Gewohnheiten, die wahr sind.
Also noch mal: Gibt es in deinem Leben Dinge, die du versteckst, wo du genau weißt, die dürfen nie rauskommen? Es ist ein Geheimnis. Und wenn das so ist, dann nutze den heutigen Abend, um auf jemanden zuzugehen und zu sagen: „Ich habe ein Problem.“ Schnapp dir einen der Ältesten hier und sag: „Du, können wir mal reden?“ Es wäre eine gute Gelegenheit, wirklich zu sagen: „Ich kriege da was nicht unter die Füße, und das belastet meine Seele, und das belastet mich schon seit einiger Zeit. Und ich wünsche mir, ein Zeuge zu sein. Ich möchte einer sein, der Kritiker dadurch zum Schweigen bringt.“ Im Text steht, dass sie zu Schanden werden, „ich möchte sie zum Schweigen bringen dadurch, dass alles, was sie über mich sagen, falsch ist. Und hier gibt es eine Sache, da komme ich nicht mit klar.“
Bitte nutze so einen Text: „Wenn wir schon leiden müssen, dann wenigstens nicht dafür, dass wir Böses tun, das wäre echt blöd.“ Vers: „Denn es ist besser, wenn der Wille Gottes es will, für Gutes Tun zu leiden als für Böses Tun.“
Diesen Vers habe ich irgendwann mal auswendig gelernt. Da hatte ich echt ein bisschen Not, ihn zu lernen. Warum? Weil hier steht: Wenn du dir die Frage stellst, ob ein liebender Gott es will, dass seine Kinder leiden, nicht weil er ein Sadist ist oder weil er gerne quält, sondern weil es zu seinem Plan gehört, die Welt zu retten, dann heißt die Antwort ganz klar: Ja, Gott will das.
Das Leid der Christen in Kleinasien hier im ersten Petrusbrief war Gottes Wille. Und ich weiß nicht, wie es dir damit geht. Für viele Leute ist es eine riesige Anfrage an ihren Glauben.
Boah, wenn Gott so ist, boah, wie kannst du das nur formulieren? Warum will Gott mein Leid? Warum will Gott das Leid der Christen in Klein- oder jetzt im Irak? Warum will Gott das? Weiß ich nicht. Ich habe keine Antwort.
Ich weiß, die Antwort auf die Frage „Warum will Gott Leid?“ ist so kompliziert und vielschichtig, dass ich mich nicht traue, mit einem Satz diese Frage für jeden Menschen zu beantworten. Das halte ich für völlig absurd.
Ich glaube sogar, dass wenn wir uns über Leid unterhalten, wir nicht mit einer Antwort fertig sein werden. Und ich erlaube mir nur, euch an Hiob zu erinnern. Warum wollte Gott das Leid von Hiob?
Gute Frage! War es die Sache mit dem Teufel, um zu zeigen, dass er in dieser Auseinandersetzung eher Recht behält? Ging es um Hiob, der durch die gesamte Sache eine engere Beziehung mit Gott gefunden hat? Ging es um die Freunde, die gemerkt haben, dass ihre Theologie vorne und hinten nichts taugt?
Also Gott benutzt das Leid, um sich zu verherrlichen, um Hiob in eine tiefere Beziehung mit sich zu ziehen, um den Freunden zu helfen, ihre Theologie geradezurücken. Er benutzt das Leid. Aber welcher Punkt ist die Antwort auf die Frage, warum Gott das wollte? Ich weiß es nicht.
Ich muss ehrlich sagen, dieses ganze Thema ist für mich oft einfach nur zu schwierig.
Und jetzt kommt der Text, und der Text sagt: „Denn es ist besser, wenn der Wille Gottes es will, für Gutes Tun zu leiden als für Böses Tun.“
Worauf es Petrus ankommt, ist: Wir kriegen es nicht weg, dass wir leiden. Gott baut ein, Gott leiht ein in seinen Plan, und deswegen will er das für uns.
Aber wenn wir schon leiden, dann bitte dafür, dass wir Gutes tun und nicht dafür, dass wir Böses tun und dann, weil wir Böses säen, auch Böses ernten und womöglich bestraft werden.
Es gibt schon genug Leid. Lasst uns das durch Dummheit und durch Sündhaftigkeit nicht vermehren.
Aber lasst uns gleichzeitig immer wieder vor Augen haben: Wir folgen den Fußstapfen Jesu, und er litt willig für uns. Und deswegen müssen wir uns diese Haltung aneignen, gerne willig für andere zu leiden.
Es braucht diese Bereitschaft zu leiden, sogar dann, wenn wir Gutes tun, damit das Evangelium in eine verrückte, von Sünde, Leid und Tod geprägte Welt hineinkommen kann und retten kann.
Wir sehen das bei Jesus: Sein Leid hat diese Welt gerettet. Und wenn du sagst, ich möchte an diesem Auftrag Anteil haben, dann wirst du dasselbe erleben.
Denn in dem Moment, wo du den Menschen nahekommst, hier mitlebst und die Stimme erhebst für Gott, in dem Moment wirst du Widerstand ernten. Und da gilt es dann, wirklich dran zu bleiben.
Das Leiden Christi als Vorbild und die Herausforderung der Auslegung
Vers 18: Denn Christus ist auch einmal für die Sünden gestorben. Man kann auch sagen: Er hat einmal für die Sünden gelitten. Diese Übersetzung finde ich etwas schöner. Es heißt also: Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe – zwar getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.
Wenn wir leiden, tun wir eigentlich nichts anderes, als das, was Jesus für uns getan hat.
Nun folgt die, man sagt, schwierigste Stelle zur Auslegung im Neuen Testament. Wenn ihr am Ende sagt: „Das glaube ich nicht“, könnt ihr das gut nachvollziehen. Dennoch solltet ihr wissen, dass ich euch vielleicht fragen werde, warum nicht.
Ich gebe euch jetzt eine Auslegung zu den nächsten Versen. Vielleicht gefällt sie euch, dann merkt sie euch. Aber behaltet im Kopf, dass darüber viel, viel, viel diskutiert wird.
Wer des Englischen mächtig ist und Lust auf die gesamte Diskussion hat, kann mich gerne ansprechen. Ich kopiere euch dann ein paar Seiten. Es sind zwar einige Seiten zu lesen, aber es macht wirklich Spaß und ist sehr interessant. Wer also Freude an Auslegung hat, kann mich gerne darauf ansprechen.
Schauen wir uns also an, was hier steht: Jesus ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.
Fleisch und Geist – was bedeuten diese beiden Begriffe? Damit müssen wir anfangen.
Fleisch wird hier als die Sphäre menschlicher Begrenztheit verstanden. Jesus wurde nach dem Fleisch getötet, weil er eben auch Mensch war, leiden konnte und sterben konnte. Als Mensch, als Fleisch, wurde er getötet. Aber er ist wieder lebendig geworden.
Der Heilige Geist – wo haben wir das? Er ist lebendig gemacht nach dem Geist. Geist steht hier für die neue Sphäre, in der Jesus jetzt lebt: die Sphäre des neuen Lebens, der Rechtfertigung und der Kraft.
Also: Er war Fleisch, er ist als Fleisch gestorben, und jetzt lebt er im Bereich des Geistes, wo er herrscht.
Dann kommt Vers 19: In diesem, also in dieser Sphäre der Kraft und des Sieges, ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt.
Frage: Wer sind diese Geister? Wem hat Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung gepredigt?
Manchmal denkt man, es könnten die Toten im Totenreich sein – solche Überlegungen gibt es. Aber ich glaube, es ist viel einfacher.
Die Geister im Gefängnis sind keine verstorbenen Menschen. Es sind böse Engel, die vor der Sintflut Menschen verführten und zur Strafe weggeschlossen wurden.
Interessanterweise steht das so in 2. Petrus 2,4: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten“ – es geht um die Zeit vor der Sintflut – „nicht verschonte, sondern sie in finstere Höhlen des Abgrundes hinabgestürzt und zur Aufbewahrung für das Gericht überlieferte.“
Auch Judas Vers 6 beschreibt das ähnlich.
Jetzt stellt sich die Frage: Was hat Jesus diesen Engeln, diesen Geistern im Gefängnis, gepredigt?
Das Evangelium? Wahrscheinlich eher nicht.
Ich denke, es wird leichter, wenn wir das Wort „gepredigt“ mit „verkündigt“ übersetzen. Dann können wir sagen: Er hat diesen Geistern etwas ganz Einfaches verkündet – seinen Sieg.
Nach seiner Auferstehung hat Jesus der himmlischen Welt gezeigt, wer er ist.
Paulus beschreibt an anderer Stelle diesen Moment des Triumphes als einen Triumphzug. Er sagt, Jesus habe die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm, also in Jesus, hat Gott den Triumph über sie gehalten.
Es ist dieses triumphale „Ich habe gewonnen“, das diese bösen Gefangenengeister zu hören bekommen mussten.
Weiter heißt es: „In diesem ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt, die einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes in den Tagen Noahs abwartete, eben vor der Flut, während die Arche gebaut wurde, in die wenige, das sind acht Seelen, durch Wasser hindurch gerettet werden.“
Damals wurden also acht Menschen durch Wasser hindurch gerettet. Heute werden Menschen auch gerettet.
Vers 21: Das Gegenbild dazu errettet jetzt auch euch die Taufe – nicht als Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern als Bitte an Gott um ein gutes Gewissen durch die Auferstehung Jesu Christi.
Ein ziemlich schwerer Satz.
Wie werden wir heute also auch gerettet?
Genau lesen: Wodurch werden wir gerettet? Ganz am Ende des Verses steht es: Durch die Auferstehung Jesu Christi.
Wir werden nicht durch die Taufe gerettet, sondern durch die Auferstehung Jesu Christi.
Die Taufe gibt dem Gläubigen eine sehr persönliche Erfahrung dieser Errettung.
Übrigens: Wenn du jetzt sagst, „Aber Noah ist doch auch durch die Arche gerettet worden“, muss ich widersprechen.
Die Arche hat ihn nicht gerettet, das sollte klar sein.
Kein Schiff dieser Welt kann retten, wenn Gott sagt: „Du gehst unter, bleib schwimmen.“
Die Arche ist nur der persönliche, sichtbare und greifbare Ausdruck einer Errettung, die Gott für ihn beschlossen hatte.
Genauso ist es mit der Taufe.
Die Taufe rettet nicht. Wir werden durch die Auferstehung Jesu Christi errettet.
Weil er auferstanden ist und lebt, werden wir leben.
Der persönliche, subjektive und greifbare Ausdruck dafür, dass diese Rettung in meinem Leben wirklich stattgefunden hat, ist die Taufe.
Dort bringe ich zum Ausdruck: Jesus ist gestorben und auferstanden, und ich bin es auch.
Damit an dieser Stelle kein falscher Eindruck entsteht, geht Petrus einen Schritt weiter und sagt, was die Taufe will:
Nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches.
Das heißt: Die Taufe reinigt unser Fleisch nicht von seiner Sündhaftigkeit.
Das ist wichtig, denn manchmal trifft man Leute, die sagen: „Ich bin jetzt gläubig und werde nie wieder sündigen.“
Das kann man vergessen.
Die Taufe kann das nicht bewirken.
Die Taufe kann dein Fleisch nicht von seiner Sündhaftigkeit reinigen.
Die Taufe kann auch nicht bewirken, dass du mit Moral nichts mehr am Hut hast – so nach dem Motto: „Ich bin einmal getauft, jetzt ist alles in Ordnung.“
Es ist eher andersherum: Nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen.
Hier muss ich euch bitten, euch eine Notiz in eure Bibel zu machen.
Das Wort „Bitte“ kann man auch anders übersetzen – und ich meine, man muss es hier anders übersetzen.
Das Wort „Bitte“ kann auch „Versprechen“ oder „Eid“ bedeuten.
Das ist nämlich das, was die Taufe eigentlich ist.
Es ist nicht die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen, sondern das Versprechen eines guten Gewissens an Gott.
In der Taufe stelle ich mich hin und werde gefragt: „Woran glaubst du?“
Ich antworte: „Ich glaube an Jesus.“
Dann fragt hoffentlich jemand: „Möchtest du mit diesem Jesus leben?“
„Ja, das möchte ich.“
„Ist er dein moralischer Kompass? Möchtest du von ihm lernen und das tun, was er dir sagt?“
„Ja, das möchte ich.“
Das heißt: In der Taufe bringe ich vor Zeugen zum Ausdruck, dass ich glaube und verspreche Gott, mit einem guten Gewissen zu leben.
Dass ich nicht sündigen möchte.
Dass ich keine Sünde verstecken möchte.
Darauf kommen wir gedanklich zurück.
All das bringe ich mit der Taufe zum Ausdruck.
Deshalb ein kleiner Einschub: Kindertaufe macht wenig Sinn.
Denn dieses Versprechen kann man erst geben, wenn man weiß, was man tut.
Weil ich dieses Versprechen gegeben habe, macht es auch Sinn, in schweren Zeiten, wenn Leid kommt, festzuhalten.
Warum? Weil ich es versprochen habe.
Ich habe es vorher versprochen.
Das ist ein bisschen wie das Versprechen, das ich meiner Frau im Standesamt gegeben habe: in guten und in bösen Tagen.
Wir wussten beide, dass Leid kommen wird. Das ist logisch.
Ich werde festhalten.
Petrus setzt noch einen drauf: Ich kann das Leid aushalten, weil ich es Gott versprochen habe und weil ich heute schon auf der Seite des Siegers stehe.
Letzter Vers: Jesu Christi, der zur Rechten Gottes ist, nachdem er in den Himmel gegangen ist, und Engel und Mächte und Kräfte sind ihm unterworfen.
Das steht noch einmal in Vers 22: „Der zur Rechten Gottes ist, nachdem er in den Himmel gegangen ist, und Engel und Mächte und Kräfte sind ihm unterworfen.“
Bis dahin ist unsere Position.
Der Standpunkt war, dass wir sagen: Lässt Gott Leid zu? Ja, es ist sein Wille.
Vielleicht werden wir nicht bis zum Schluss herausfinden, warum er uns das eine oder andere zumutet.
Wir wissen es nicht.
Und wahrscheinlich ist es auch nicht unsere Aufgabe, es zu wissen.
Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir zu dem Leid, das wir erleiden, weil wir Gutes tun, nicht noch weiteres Leid bekommen, weil wir Böses tun.
Unser Job ist es, dafür zu sorgen, dass wir mitten im Leid unseren Auftrag nicht aus dem Blick verlieren.
Dass wir Zeugen bleiben, bereit sind, uns nicht fürchten und dranbleiben.
Dass wir nicht vergessen, was wir in der Taufe versprochen haben.
Dass wir nicht vergessen, was Jesus für uns getan hat.
Und dass wir nicht vergessen, wer er ist.
Aus seiner Kraft und aus Loyalität zu ihm meistern wir dieses Leben im Leid.
Amen.