Osterfreude und Anbetung des auferstandenen Herrn
Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden – das ist unsere Osterfreude. Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und Leben sowie unvergängliches Wesen ans Licht gebracht.
Wir wollen diese Osterfreude gemeinsam mit dem Lied 82 feiern. Dabei singen wir alle fünf Verse und fügen nach jedem Vers das Halleluja hinzu.
Du auferstandener Herr Jesus Christus, wir wollen dich heute an diesem Ostertag anbeten und dir danken, dass du die Macht des Todes besiegt hast und als der lebendige Herr auch jetzt unter uns bist. Du weißt, wie wenig wir dir oft glauben und wie stark bei uns immer wieder die Zweifel sind, wenn wir die Spuren des Todes um uns herum sehen oder am eigenen Leid spüren. Da musst du uns die Augen öffnen, damit wir glauben können.
Du musst heute zu uns reden, uns fest und gewiss machen und diese Freude in uns wecken. Besonders bitten wir für alle, die heute an Gräbern stehen und in der Trauer sind: Dass du ihnen dein Wort so fest und gewiss machst, dass nur noch die Freude an dir bleibt und die Gewissheit neuen Lebens.
In der Stille wollen wir dir jetzt alles sagen, was uns bedrückt und bekümmert. Wir beten in der Stille.
Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht. Amen.
Herr Jörg Günther spielt nun den zweiten Satz aus dem Trompetenkonzert von Torelli. Wir danken für diese Freude, die hier vermittelt wird. Es ist immer schön, wenn solche Könner der Musik unter uns im Gottesdienst sind und ihre Gabe einbringen, um Gott damit zu preisen.
Die Herausforderung des Glaubens in der Gemeinde von Korinth
Ich möchte aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 15, lesen. Paulus hat schwere Nöte mit der Gemeinde von Korinth durchlitten. Diese Gemeinde lebte eine übersteigerte, unnatürliche Frömmigkeit – eine schwärmerische Frömmigkeit. Gleichzeitig stimmte das praktische Leben überhaupt nicht mit den Geboten und Ordnungen Gottes überein.
Paulus hat um diese Gemeinde gerungen. Sie spielten dann die Autorität des Paulus gegen die Schaueffekte neuer Sektenhäuptlinge aus, die in ihrer Gemeinde Eingang gefunden hatten. Es ist beeindruckend, wie Paulus diese Gemeinde zurückholt in die Nüchternheit des Lebens, vor dem Hintergrund der Todeswirklichkeit, die wir erleben.
In unseren Tagen heute ist es ebenfalls merkwürdig, dass der Tod so wenig verstanden wird. Auf der einen Seite fliehen viele Menschen vor dem Tod, weil sie gar nicht wissen, was Sterben bedeutet. Manche tun so, als wäre der Tod Erlösung. Andere wiederum meinen, der Tod sei nur der Eingang in viele neue Lebensformen, die wir durchwandern.
Es ist gut, wenn wir die Realität des Sterbens wieder erkennen – als Vernichtung unseres Lebens – und zugleich die große Osterhoffnung, die uns Jesus schenkt.
Die Auferstehung Christi als Grundlage der Hoffnung
Von Vers 20 lese ich: Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling. Das heißt, als Prototyp unter denen, die entschlafen sind. Denn durch einen Menschen, der totgekommen ist, kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.
Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner Ordnung. Das ist so wichtig: Die Individualität meines Lebens kann nicht ausgetauscht werden. Ich bin so, wie ich Mensch bin. So holt mich Gott einmal in sein Licht.
Als Erstling Christus, danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören. Danach das Ende, wenn er das Reich Gott dem Vater übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.
Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt. Der letzte Feind, der vernichtet ist, ist der Tod. Sie werden den Tod immer auch im erfülltesten Leben als Feind erfahren, als Feind der Schöpfung, Zerstörer der Liebe.
In der grausamen Wirklichkeit ist der letzte Feind, der vernichtet wird, der Tod. Denn alles hat er unter seine Füße getan. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.
Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.
Musik und Osterfreude im Gedenken an Paul Gerhardt
Und nun spielt Herr Günther mit seiner Frau das Lied „Jesus bleibet meine Freude“.
Es wird oft erzählt, wie Paul Gerhardt in seiner Familie das Leid des Sterbens erfahren hat. Er war eine sehr sensible Natur, geplagt von viel Schwermut. Trotzdem hat er sich die Osterfreude ins Herz gesungen, unter anderem mit dem Lied, das wir jetzt singen: „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“, Nr. 86, die Verse eins bis vier.
Sie kennen ja Ihr Gesangbuch und wissen, welche Kraft von solchen Liedern ausgeht. Wenn Sie nachts nicht schlafen können, dann schalten Sie das Licht an und lesen Sie ein solches Lied.
Es fällt einem immer schwer, die Verse zu kürzen und nicht alles singen zu können. Im nächsten Vers heißt es zum Beispiel: „Das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.“
Erst dort erfährt man die Größe Jesu.
Die Osterbotschaft im Johannesevangelium
Nun lesen wir im Johannesevangelium weiter, Johannes 20, Verse 1-10, Ostermorgen.
Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh zum Grab, als es noch finster war. Sie sieht, dass der Stein vom Grab weggewälzt war. Da läuft sie los und kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte, Johannes. Sie spricht zu ihnen: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Daraufhin gingen Petrus und der andere Jünger hinaus zum Grab. Die beiden liefen miteinander, doch der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab. Er war jünger und sportlicher, deshalb ging er schneller. Er schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen, aber er ging nicht hinein, weil er sich vor der Grabeshöhle fürchtete. Deshalb blieb er draußen stehen.
Simon Petrus kam ihm nach und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinentücher liegen, aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden hatte, lag nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort.
Dann ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war. Er sah alles und glaubte. Denn sie hatten die Schrift noch nicht verstanden, dass Jesus von den Toten auferstehen musste.
Danach gingen die Jünger wieder heim.
Herr, wecke auch bei uns den Glauben! Amen!
Die Hoffnung der Christen angesichts des Todes
Christen erkennt man nicht an den flotten Sprüchen, die sie in erhobener Stimmung machen, und auch nicht an den Abzeichen oder Parolen, die sie sonst sagen. Christen erkennt man, wenn es zum Sterben geht. Dann zeigen sie eine gewisse Hoffnung und eine Freude, die ihnen niemand zerstören kann.
Viele von Ihnen kennen noch unseren Peter Feil, der hier im Jugendchor mitgesungen hat. Er hat ein glänzendes Abitur gemacht und Physik studiert. Dann kam die Nachricht: Er liegt draußen im Robert-Bosch-Krankenhaus. Als ich hinkam, merkte ich sofort, dass er schwer krank ist – ganz plötzlich.
Als meine Frau ihn besucht, sagt er schon: „Es geht zur Herrlichkeit!“ Ein junger Mann mit 21 Jahren – es geht zur Herrlichkeit! Es waren nur wenige Tage, die wir ihn begleiten konnten. Doch in der Nacht vor seinem Sterben bat er seinen Vater um das Neue Testament. Dann schlug er den 23. Psalm auf: „Der Herr ist mein Hirte! Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
So groß ist die Freude an Ostern: Wir haben einen lebendigen Herrn. Wir standen dabei und konnten es kaum fassen. Ein junger Mensch, dessen großes Leben noch vor ihm liegt, ist gewiss und geborgen in der Gegenwart des auferstandenen Herrn. Der Tod verliert dadurch seine Schrecken.
Zweifel und langsames Wachsen des Glaubens bei den Jüngern
Aber wenn wir so etwas hören, sagen wir oft: „Ja, wenn ich nur auch so glauben könnte.“ Wir schämen uns und denken: „Oh, bei mir sieht es ganz anders aus.“
Ich quäle mich mehr schlecht als recht durch meine Tage hindurch. Es ist beängstigend, wie es einmal bei uns sein wird, wenn wir vor der Entscheidung stehen, ob wir unserem Herrn Schande machen oder nicht. Wir sind schon eigenartige Menschen und tun uns sehr schwer mit dem Glauben.
Umso dankbarer bin ich, dass wir heute Morgen diesen Predigtabschnitt haben. Auch die Jünger Jesu haben ihren Glauben nicht sofort stark und fest gehabt. Sie sind erst langsam in ihrem Glauben gewachsen.
Als ich diesen Predigttext zum ersten Mal für den heutigen Ostertag gelesen habe, dachte ich, er strahlt gar nichts aus. Da ist nichts Festes, nichts Großes oder Leuchtendes enthalten.
Vielleicht können Sie heute Morgen besser damit umgehen, dass unser Herr Jesus Geduld mit uns hat. Er führt uns immer weiter und lässt uns im Glauben reifen. So können wir ihn eines Tages fröhlich als den Herrn bekennen, als den Sieger über den Tod.
Nun lassen Sie mich einfach an dieser Geschichte entlanggehen.
Die Traurigkeit und Verzweiflung von Maria Magdalena am Ostermorgen
Zuerst fällt mir auf, wie groß die Traurigkeit bei Maria Magdalena war. Das ist in allen Osterberichten festgehalten: Die Jünger Jesu konnten Jesus nicht mit frohen Liedern preisen. Nicht einmal das, was Jesus ihnen angekündigt hatte, konnten sie mit ihren Ohren aufnehmen. Es prallte an ihnen ab.
Maria Magdalena ist am Ostermorgen eine verzweifelte, traurige Frau. Ich habe viel mit Trauernden zu tun und verstehe das gut. Oft drücken wir nur die Hand still oder reden wenig. Vielleicht wollen wir durch Blumen etwas ausdrücken, weil wir spüren, dass man in der Trauer kaum etwas brauchen kann – vielleicht noch Mitgefühl. Aber alles, was man sagt, klingt oft so, als wollte man den Tod verharmlosen. Der Schmerz ist unsagbar: Ein Mensch, mit dem man zusammenlebte und den man liebte, ist nicht mehr da. Man versteht die Welt nicht mehr. Was ist hier geschehen?
Maria Magdalena hat viel mit Jesus erlebt. Jesus hatte ihr sieben Teufel ausgetrieben. Was war das? Waren es Schwermutsgedanken, schwere Krankheiten oder andere Nöte, die ihr Leben banden? War sie in Sünde gefangen? Wir wissen es nicht genau. Nur wir kennen solche dämonischen Bindungen in unserem Leben. Für sie war es eine große Befreiung, als Jesus das in ihrem Leben gelöst hat. Sie wurde ein neuer Mensch.
Jetzt ist Jesus tot. Diese schreckliche Gewalttat von Golgatha triumphiert. Sie hört immer noch, wie die Menschen schreien: „Kreuzige, kreuzige!“ Das darf doch nicht wahr sein! In unserer Welt triumphieren Gemeinheit, Lüge und Bosheit, und die Liebe wird zertrampelt. Es gibt keine Hoffnung mehr.
Sie geht zum Grab, als es noch finster ist. Diese genauen Angaben, die da festgehalten sind, sind nicht nur bildhaft. In ihrem Schmerz bewegt sie sich gern im Dunkeln. Sie will nicht gesehen werden, hofft, dass niemand sie anspricht oder grüßt. Darum läuft sie im Dunkeln, versteckt sich vor den Menschen und geht hinaus zum Grab, ohne Hoffnung.
Jesus versteht uns mit unserer Trauer und unserer Not. Da kommt sie ans Grab, und der schwere Felsbrocken, der das Grab verschloss, ist weggewälzt. Der Tod ist nicht mehr das Letzte. Das Grab ist offen – Jesus lebt. Mit ihm auch ich. Tot, wo sind nun deine Schrecken? Er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Es ist wie eine Darstellung, wenn über den jüdischen Bergen die Sonne aufgeht. Maria Magdalena steht am Ostermorgen da, versteht nichts mehr in ihrer Trauer. Das Grab ist offen – Jesus lebt.
Ich denke, viele von Ihnen müssen diesen Weg genauso oft gehen. Sie sind genauso bestürzt, wenn ihnen von Jesus zugemutet wird, nicht am Grab zu stehen und nur noch die Tränen aus den Augen zu wischen. Sondern plötzlich zu merken: Halt, das Grab ist nicht der Platz, wo ich stehen bleiben darf. Jesus redet vom Leben! Er spricht davon, dass er die Toten in seiner Hand hat und uns zum Leben führen will. Dass wir das auf einmal merken und wegblicken.
Gott sei Dank, Gott sei Dank, das Grab ist nicht mehr verschlossen – Jesus lebt! So holt uns Jesus bei unseren Traurigkeiten ab.
Der Schock und das Unverständnis am offenen Grab
Und das wird jedem zugemutet. Aber jetzt geht es weiter – mit Unverständnis. Bei Maria Magdalena zeigt sich das so, dass sie nicht plötzlich vor Jesus niederfällt und ihn anbetet. Zuerst erlebt sie einen schweren Schock, einen tiefen Schock.
Manchmal wünschte ich mir, wir würden auch so erschrecken. Am Osterfest kann man in der Kirchenbank sitzen und die Lieder summen, doch irgendwie dringt das nicht tief zu uns durch. Wir haben nie wirklich begriffen, dass Jesus tatsächlich den leibhaftigen Tod aus den Angeln hebt und besiegt hat. Dass meine eigene Todesstunde im Ostergeschehen schon gelöst ist.
Da denkt dann einer: „Ach, das ist vielleicht doch nur ein Symbol für das Erwachen des Frühlings.“ Oder ein anderer sagt: „Ach, wie das nun auch im Einzelnen sein mag, vielleicht blieb Jesus doch noch im Grab, und das will nur ausdrücken, dass die Liebe weitergeht.“ Nein, das will hier nicht ausgedrückt werden. Hier geht es wirklich darum, ob Jesus leibhaftig auferstanden ist.
Wenn wir dann das Kapitel des Paulus im ersten Korintherbrief lesen, wo er sich gründlich mit der Auferstehung Jesu beschäftigt, wird uns deutlich: Damit steht und fällt alles – dass Jesus leibhaftig auferstanden ist. Das sind keine bildlichen Aussagen, denn auch mein eigenes Sterben ist kein Bild, sondern real.
Maria Magdalena kann überhaupt nichts anderes denken, als dass der Leichnam von irgendjemandem weggenommen wurde. In allen Osterberichten klingt noch an, dass die damalige Gemeinde Jesus nie irgendwie hochjubeln konnte oder ihm etwas andichten wollte. Sie waren alle viel zu schockiert von dem Geschehen, das ihnen damals widerfahren ist.
Die Erklärung für den vermeintlichen Diebstahl des Leichnams
Aber wie kommt sie denn auf die Idee, jemand hätte den Leichnam weggenommen? Das lässt sich ganz einfach erklären.
In der Antike war es üblich, dass ein zum Tod Verurteilter mit seinem Leichnam dem Staat gehörte. Der Staat hatte das Recht, den Leichnam ein Jahr lang selbst zu verwahren. Nach Ablauf dieses Jahres konnte der Leichnam an die Familie übergeben werden. Das war überall in der Antike so.
Bei Jesus war das jedoch anders. Joseph von Arimathia, der eine gehobene Stellung innehatte, fragte bei Pontius Pilatus nach, ob er den Leichnam erhalten könne. Der Römer, der darüber zu verfügen hatte – nicht die Angehörigen –, schenkte Joseph von Arimathia den Leichnam.
Maria von Magdala denkt sofort: Jetzt haben die Römer den Leichnam wieder weggenommen. Nach all den Turbulenzen der Passionsnacht ist das verständlich. Sie kann nur so denken. Aber wir wissen aus dem Karfreitag, dass ein Römer seine Entscheidungen nicht widerruft.
Ich habe das selbst einmal erlebt, als ich mit dem Bezirksleiter der Alitalia zu tun hatte. Wir hatten eine Abmachung über eine Israelreise. Ich sagte zu Herrn Salvucci: „Ich brauche noch das Schriftlicht.“ Er antwortete: „Ich bin Römer, bei mir genügt es mündlich.“ Es hat dann auch gestimmt. Obwohl ich glaube, die Römer sind nicht viel zuverlässiger als die Stuttgarter, hatten sie doch einen gewissen Stolz: Was ich gesagt habe, das habe ich gesagt. Ein Widerruf war ausgeschlossen.
Maria möchte diese Vermutung gar nicht aussprechen, weil sie keine staatsfeindlichen Äußerungen machen will. Doch in ihrem Inneren denkt sie: Die Römer, die Römer haben den Leichnam doch wieder weggenommen.
Man sieht direkt, wie ratlos und verzweifelt Maria ist. Sie fragt die anderen Jünger. Ich habe bei einem Bibelausleger, Professor Otto Michel, eine großartige Deutung dazu gelesen.
Die Bedeutung des offenen Umgangs mit Zweifeln im Glauben
Er sagt, dass es bei Christen immer eine Gefahr gibt, dem Unangenehmen auszuweichen. Maria von Magdala kann ja sagen: „Ich will die Augen schließen, ich will gar nicht hinsehen. Ich bin so froh, dass ich die Erinnerung an Jesus von gestern habe, und ich möchte nur von seinem Kreuz reden.“
Otto Michel meint, es ist sehr hilfreich, wenn Christen auch auf neue Entdeckungen zugehen, die sie im Leben machen. Christen dürfen nie die Augen verschließen, auch wenn sie dadurch verunsichert werden. Selbst wenn sie Dinge erleben, die sie nicht mit ihrem Glauben vereinbaren können, sollen sie ruhig darauf zugehen. Gott lässt das mit euch geschehen.
Aus diesen großen, schockierenden Erlebnissen entstehen neue Entdeckungen und neue Glaubenserfahrungen, die viel weiter reichen. Christen brauchen keine Angst vor der Wirklichkeit zu haben. Maria von Magdala macht es ja richtig: Sie spricht mit anderen über die Dinge, die sich ereignet haben. Sie fragt die anderen Jünger, Johannes und Petrus: „Komm, was ist denn da los?“
In unserer Zeit vollzieht sich etwas ganz anderes. Manche Menschen trauen sich, über diese Osterberichte und das große Zeugnis der Auferstehung ihre Urteile zu fällen. Weil sie es nicht verstehen, sagen sie: „Dann ist es auch nicht so gewesen.“ Einen anderen Grund haben sie ja nicht. Sie leugnen es und erklären es zu Legenden.
Dabei sagen die Berichterstatter selbst: „Nein, wir dachten zuerst auch, das seien Frauengeschichten, wir nahmen es gar nicht ernst. Und dann sind wir hingelaufen und sahen wirklich, dass es so ist. Dann sind wir der Sache nachgegangen.“
Lösen Sie das Geheimnis nicht auf, auch wenn Sie es mit Ihrem Verstand nie erfassen können. Kein Mensch wird das je mit seinem Denken ganz begreifen können, weil uns schon die Abgründe unseres eigenen Sterbens viel zu groß und gewaltig sind.
Aber Petrus und Johannes lassen es stehen, auch wenn sie erschüttert sind. Sie harren aus am offenen Grab am Ostermorgen. Sie bleiben stehen und erleben, dass Gott zu ihnen redet und sie gewiss macht.
Der Weg zum festen Glauben durch kleine Zeichen und Erfahrungen
Und davon muss ich jetzt noch sprechen, weil das eine Erfahrung ist, die Trauernde, Zweifelnde, Grübelnde, Verunsicherte und Schockierte machen können: Gott redet mit ihnen, Jesus lebt!
Nach Traurigkeit und Verunsicherung kommt nun der gewisse Glaube. Wie kam es zu diesem gewissen Glauben? Überraschend! Es wird gar nie erklärt, und man kann auch nie erklären, warum plötzlich jemand gewiss wird.
Johannes steht vor dem Grab. Ich habe das vorhin erklärt. Er traut sich nicht hinein, weil ihn das ein wenig graust – eine Totenkammer. Der erfahrene, ältere Petrus kann nicht so schnell rennen. Vielleicht lief es auch nicht so gut, weil immer noch die Last der Verleugnung auf ihm liegt. Er konnte nicht so leicht Jesus begegnen, wie es auch war.
Petrus hat mehr Mut, geht in die Grabkammer und holt Johannes. Johannes guckt doch rein, und dann stehen sie da. An einer ganzen Kleinigkeit bleiben sie hängen: Es sind die Tücher, die so sauber zusammengelegt waren. So raubt man keine Leiche. Das ist ungewöhnlich, sondern da ist etwas geschehen.
Das ist auch ein kleiner Hinweis, dass unser Gott ein Gott der Ordnung ist. Ohne dass man gleich einen Ordnungshimmel haben muss, aber so wie in der Schöpfung draußen wunderbare Gesetze sind, so liegt über der Auferstehung Jesu auch eine große Planung Gottes.
Und wie Johannes dieses zusammengelegte Schweisstuch sieht – also eine ganze Kleinigkeit an einem Tüchlein – glaubt er. Da er das sah, glaubte er wunderbar, wie unser Herr uns Glauben schenken kann.
Er verstand die Schrift damals noch nicht. Wenn er die Bibel richtig gelesen hätte, hätte er viel mehr begriffen, denn das sind doch im Alten Testament schon wichtige Hinweise und in den Worten Jesu. Aber er hat das damals noch nicht begriffen.
An einer kleinen Beobachtung erlebt er wirklich, dass Jesus lebt, dass er auferstanden ist. Später sollte ja noch mehr folgen. Er sollte Jesus begegnen. Der Auferstandene trat sichtbar zu ihnen, und viele andere Erfahrungen hat er mit Jesus gemacht, die ihn im Glauben stärkten.
Das hilft uns, an dieser Stelle zu merken: Glaube ist gar nicht so etwas Starres, sondern Glauben wächst, reift und wird immer fester und gewisser.
Das hat ja bei Johannes angefangen, damals bei der Hochzeitsfeier in Kanaa. Er war ganz versunken in die Festfreude und erlebte, wie Jesus seine Herrlichkeit offenbarte. Das ging weiter über die vielen Eindrücke und Erlebnisse. Dann stand er unter dem Kreuz, und er kriegt das in seinem Kopf nicht zusammen, und die Zweifel nagen in ihm.
Am Ostermorgen geschieht das hier: Er glaubt. Er war doch schon ein Glaubender, und er glaubt fest.
Und es war dieser Johannes, der dann von Gott gewürdigt wird, eine Schau zu haben, die uns in der Offenbarung überliefert ist, wo er sagt: "Ich drehte mich um, und ich sah ihn."
In einer solchen übernatürlichen Größe und Schönheit merken sie: Glaube hat es immer mit Jesus zu tun, mit dem lebendigen Herrn. Und er hört das: "Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige."
Jesus will ihren Glauben festmachen und sie gewiss machen. Sie dürfen herauskommen aus ihren Traurigkeiten und aus ihren Zweifeln. Sie dürfen hinter sich lassen ihre Sorgen und ihre Nöte, die sie drücken, und dürfen fröhlich nach vorne gehen, weil sie wissen: Er, der Auferstandene, geht mir voraus, und ich bin bei ihm im Licht.
Amen.
Aufruf zum Glauben und gemeinsames Gebet
Wir singen nun das Lied von Lorenz Lorenzen, der Organist in Bremen war. Er hat uns hier ein wunderbares Lied geschenkt: das Lied 88. Es ruft uns auf: Quäl dich nicht mit einem schweren Sorgenstein, wirf ihn jetzt weg! Steh auf aus dem Grab der Sünden und geh mit dem Auferstandenen mit!
Wir singen von Lied 88 die Verse vier, sieben und acht.
Wir wollen beten.
Du auferstandener Herr Jesus Christus, du holst uns ab in unseren Traurigkeiten und schweren Schockerlebnissen, die wir haben. Auch in den Zweifeln und Rätseln, die wir im Glauben manchmal durchleiden, bist du bei uns.
Wir danken dir, dass du selbst deiner Gemeinde nachgehst und sie gewiss machst, dass dein Wort uns erreicht und trifft. Wir müssen nicht unseren Gedanken oder Träumen nachhängen. Du gehst vor uns her und zeigst uns, wie du den Tod besiegt hast.
Hilf uns jetzt, Herr, dass unser Glaube fest und gewiss wird. Wir wollen vor dir bekennen und aussprechen, dass wir mit unseren Zweifeln so oft dein Wort verachtet haben. Das ist kleinmütig, wo du uns doch so viele Pfänder in die Hand gibst.
Und doch verstehst du uns und hast Geduld mit uns. Lass unseren Glauben reifen und stark werden, damit wir auch die letzte Bewährungsprobe bestehen, wenn du uns heimholst in deinen Frieden. Wir sind so dankbar, dass du uns fest bei dir erhältst.
Geh mit uns, wenn wir vielen Menschen bezeugen wollen, dass du lebst. Geh mit uns, wenn wir Trauernde trösten, wenn wir mit Briefen ermutigen wollen. Geh mit uns, wenn wir zu den Kranken gehen, damit du dein Wort dort bekräftigst und wir andere zum Glauben führen dürfen.
Gib doch, dass viele Menschen dich als den lebendigen Herrn erkennen, dir Glauben schenken und dir vertrauen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Hinweise zum Gemeindeleben
Wir singen noch „Christ ist erstanden“.
Fünfundsiebzig. Morgen ist nur noch der erste Gottesdienst um 9:30 Uhr. Am Dienstag findet kein Bibeltraining statt. Das ist immer so, wenn ein zweiter Feiertag war.
Am nächsten Sonntag sind die Mappen für die Gemeindediensthelfer fertig. Diese kann man dann mitnehmen. Wer am Sonntag verhindert ist, kann sie auch schon am Samstag hier in der Dobbelstraße 14 abholen.
Am nächsten Sonntag findet ein internationaler Gottesdienst statt, den die Evangelische Allianz veranstaltet. In der Kornbergstraße liegen hinten kleine Zettel mit Übersetzungen in verschiedenen Sprachen aus, unter anderem Arabisch, Italienisch und Koreanisch. Wenn Sie Ausländer auch in Ihrer Nähe haben, wäre es schön, wenn Sie sie dazu einladen würden.
Dann ist ein Chor aus Ungarn da, für die Konferenz von Licht im Osten. Es handelt sich um 40 junge Sänger aus Budapest. Sie singen heute Abend, am Ostersonntag, bereits um 19:30 Uhr in Freiberg. Auch dort liegt hinten ein Zettel mit der großen Überschrift „Jubilate in Konzert“. Das ist der ungarische Chor. Sie können das dann im Zettel noch genauer ansehen und ihn auch behalten.
Unser Opfer ist heute für unser Missionsehepaar Zonsen in Japan. Sie haben doch auch die Beerdigungsfeierlichkeiten des Tenno gesehen, wie eine Nation sich hier im buddhistischen Ritus verneigt. Dabei wird einem bestürzend bewusst, dass es keine Auferstehungshoffnung gibt.
Wir sind sehr dankbar, dass wir diesem großen japanischen Volk mit seinen großen wirtschaftlichen Leistungen von Jesus erzählen dürfen – durch den kleinen Dienst. Vielen Dank, dass Sie diesen Missionseinsatz von Schonsens so treu mittragen.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
