Einführung: Die Bedeutung der Heilsgewissheit
Ja, wir haben dieses Thema gewählt: Heilsgewissheit – Illusion oder Wirklichkeit. Vor allem aus dem Grund, weil ich festgestellt habe, dass der Artikel, den ich dazu vor einiger Zeit verfasst habe, sehr hilfreich ist. Diesen könnt ihr auch mitnehmen; man kann sogar mehrere mitnehmen. Ich habe noch eine ganze Reihe weiterer Artikel, denn leider haben relativ viele Kinder Gottes Probleme mit der Heilsgewissheit.
Es hat sich außerdem herausgestellt – und das wird jetzt nicht vorgelesen –, dass gerade Zweifel an der Heilsgewissheit oft der Grund für Depressionen sind. Vor allem Menschen, die in der Regel Kinder Gottes sind, zweifeln daran, ob sie tatsächlich wiedergeboren sind oder nicht. Die Heilsgewissheit spielt eine ganz große Rolle in Bezug auf wirklich echte, bleibende und begründete Freude im Herrn.
Ich habe auch festgestellt, dass dieser Artikel sehr häufig nachgefragt wird. Zusammen mit der Broschüre über erhörtes Gebet sind das die beiden Artikel, die am meisten verlangt werden. Daran erkenne ich, dass dieses Thema ein echtes Problem in vielen Gemeinden ist.
Wenn ich jetzt darüber spreche, dann in zweifacher Hinsicht: Zum einen könnte es sein, dass auch unter uns noch der eine oder andere damit Probleme hat. Für diesen kann es hilfreich sein, gut zuzuhören und sich auf das Thema einzustellen. Zum anderen soll es für diejenigen, die in der Seelsorge tätig sind, ein Instrument sein, um Menschen besser helfen zu können, die in diesem Bereich Schwierigkeiten haben.
Ich sage noch einmal: Sehr häufig zeigt sich in der Seelsorge, dass der Ratsuchende auf diesem Gebiet keine Klarheit hat. Oft hat er Angst, verloren zu gehen, oder befürchtet, die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen zu haben – oder Ähnliches. Hier können wir ein Prinzip entwickeln, wie es heute deutlich gesagt wurde: Erst das richtige Prinzip, dann die Anwendung.
Von diesem Prinzip werden wir jetzt etwas hören, und die Anwendung kann dann jeder selbst geben.
Persönliche Erfahrungen und die Suche nach Heilsgewissheit
Der Auslöser zu diesem Thema ist ein Erlebnis, das ich selbst in meiner Jugendzeit hatte. Ich konnte meine Bekehrung nicht mehr genau datieren und erinnerte mich kaum noch daran.
Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen – Eltern, Großeltern, Urgroßeltern. Wer die Brüderbewegung kennt, weiß, dass Darby ein sehr wichtiger Mann war. Er hat bei meinen Urgroßeltern übernachtet, und wir waren stolz auf unsere Familie. Natürlich waren alle gläubig, gingen in die Gemeinde und nahmen ihren Platz ein. Ich gehörte auch dazu.
Ich bin in einer relativ großen Familie aufgewachsen, mit fünf Schwestern, aber keinem Bruder. Von daher hatte ich eine sehr schöne Kindheit und wurde von meinen Schwestern maßlos verwöhnt. Eines Tages kamen die drei älteren Schwestern bei einer Zeltevangelisation zum Glauben.
Später fragte ich meine Mutter, wie man sich denn bekehrt, wie sie mir später erzählte. Sie erklärte es mir, und am nächsten Tag kam ich strahlend aus meinem Zimmer. So berichtete meine Mutter. Ich konnte mich selbst aber überhaupt nicht mehr daran erinnern. Ich sagte, ich sei jetzt auch bekehrt, und seitdem wäre ich völlig anders gewesen.
Ob man das mit sechs Jahren tatsächlich so deutlich sehen kann, wage ich heute zu bezweifeln. Auf jeden Fall war das der Bericht meiner Mutter. Als ich älter wurde, kamen mir einige Zweifel. Zum einen, ob sich meine Mutter richtig erinnerte – auch sie konnte sich irren. Zum anderen hörte ich immer wieder von anderen, die sich im Zelt bekehrt hatten oder dramatische Erlebnisse hatten.
Ich selbst habe immer geglaubt und nie an dem gezweifelt, was die Bibel sagt. Um sicherzugehen, habe ich mich dann noch einmal bekehrt. Ich glaube sogar insgesamt dreimal, wenn ich mich recht erinnere.
Heute weiß ich gar nicht mehr genau, wann ich wirklich den Heiligen Geist empfangen habe. Das war für mich ein großes Problem.
In dieser Zeit hörte ich eine Geschichte auf einer Schallplatte – damals begannen die Kindersendungen auf Schallplatten. Anfang oder Mitte der fünfziger Jahre hörte ich diese Geschichte von einem D’Aprozzo, einem Italiener, der in Oberitalien ein Kinderheim gegründet hatte. Er war im KZ gewesen, um des Glaubens willen, und hatte Urlaub daraus bekommen. Er war einer der wenigen, die vom Lagerkommandanten oder Gürtel beurlaubt wurden.
Ein Bruder, der mich öfter ergänzt, wusste das auch und fand es gut, dass ich das erzählte. Ich wusste nur, dass D’Aprozzo auf eine sonderbare Art bekannt war, aber es war gut zu hören, dass das so gewesen ist.
Zur Geschichte: Ein etwa zwölfjähriger Junge, der in diesem Heim aufgewachsen war – er war ja noch nicht besonders groß –, fragte immer wieder: „Papa D’Aprozzo, bin ich eigentlich geboren?“ Der Alte antwortete: „Was soll das denn? So eine dumme Frage habe ich noch nie gehört.“
Der Junge sagte: „Weißt du denn, wann ich Geburtstag habe?“ Der Alte antwortete: „Das weiß ich auch nicht.“ Der Junge meinte darauf: „Dann bin ich auch nicht geboren.“
Da sagte der Alte: „Hör mal gut zu. Das ist jetzt etwa zwölf Jahre her. Wir hörten ein klägliches Wimmern vor der Tür. Wir öffneten die Tür von unserem Waisenhaus und da lagst du in Windeln. Deine Mama hatte dich abgelegt und war schon über alle Berge. Du warst vielleicht zwei, drei Wochen alt, auf jeden Fall noch ganz klein. Wir haben dich aufgenommen, dir zu essen und zu trinken gegeben. Du bist jetzt etwa zwölf Jahre alt, und auch wenn wir nicht wissen, wann du geboren bist, ist die Tatsache, dass du lebst, der Beweis, dass du geboren bist.“
Bei mir machte es damals Klick: Die Tatsache, dass du lebst, ist der Beweis, dass du geboren bist.
Diese Geschichte hat schon vielen Kindern gläubiger Eltern geholfen.
Erkennungszeichen des geistlichen Lebens im ersten Johannesbrief
Ich habe mir Gedanken gemacht, woran ich erkennen kann, dass ich Leben aus Gott habe. Dabei geht es um das geistliche Leben, nicht um das physische Leben. Dabei stieß ich auf den ersten Johannesbrief. In diesem Brief fiel mir einiges auf.
Zunächst bemerkte ich einen Satz, der häufig so beginnt: „Hieran erkennen wir“ oder „Hierdurch wissen wir“. Der Satz endet dann unterschiedlich, aber der Anfang ist immer ähnlich. Danach folgt die Aussage, dass wir Leben aus Gott haben, wiedergeboren sind oder vom Tod ins Leben hinübergegangen sind. Dies wird daran festgemacht, dass bestimmte Verhaltensweisen in unserem Leben als Erkennungszeichen des neuen Lebens offenbar werden. Das war das, was mir zunächst auffiel und was uns auch gleich beschäftigen soll.
Außerdem fiel mir auf – und ich bin natürlich nicht der Erste, dem das aufgefallen ist –, dass am Ende des ersten Johannesbriefes steht, warum Johannes den Brief überhaupt geschrieben hat. Das ist für Johannes typisch: Im Evangelium schreibt er am Ende, warum er es geschrieben hat, nämlich um Menschen zum Glauben zu führen. Am Ende der Offenbarung oder auch am Anfang derselben erklärt er, warum die Offenbarung geschrieben wurde: um Christus groß zu machen. Am Ende des ersten Johannesbriefes schreibt er dann, warum er diesen Brief verfasst hat. Dort heißt es in Vers 13: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die an den Namen des Sohnes Gottes glauben.“
Das ist eine großartige Sache. Man trifft oft Christen – oder zumindest Menschen, die sich dafür halten und es manchmal auch sind –, die jedoch keine feste Gewissheit haben. Das liegt oft an falscher Belehrung, zum Beispiel der Vorstellung, dass man das ewige Leben erst am Ende des Lebens erhält. Manche glauben, das ewige Leben beginne erst mit dem Tod. Die Bibel lehrt jedoch ganz klar, dass mit dem Erhalt des ewigen Lebens unser Christsein erst beginnt. Es ist am Anfang, in der Wiedergeburt und der Nachfolge des Herrn, nicht am Ende.
Am Ende werden wir natürlich die Auswirkungen des ewigen Lebens sehen, zum Beispiel den neuen Leib, wenn Jesus wiederkommt. Aber die eigentlichen Eigenschaften des ewigen Lebens – als göttliches Leben, der göttliche Samen und die Veränderung, die dadurch in unserem Leben bewirkt wird – erhalten wir in der Wiedergeburt.
Viele sogenannte Christen sagen jedoch, Heilsgewissheit sei unmöglich. Die katholische Kirche behauptet sogar, wer von sich Heilsgewissheit hat, sei verflucht. Man könne sich seines Heils nicht sicher sein. In der katholischen Kirche lässt sich das leicht erklären: Es ist eine Frage der Macht. Dadurch erhält der Priester die Macht, durch die Sakramente etwas zu vermitteln, was der Christ eigentlich bereits hat. Der Christ braucht die Sakramente dafür gar nicht.
Die Bibel sagt jedoch ganz klar, dass wir wissen müssen und auch wissen können, ob wir Leben aus Gott haben oder nicht. Deshalb können wir erwarten, dass Johannes uns im ersten Johannesbrief tatsächlich mitteilt, woran wir erkennen können, ob wir geistliches Leben haben oder nicht.
In meinem Artikel habe ich fünf Punkte aufgeführt. Das sind nicht alle, aber ich glaube, es sind die wichtigsten, an denen wir unser eigenes Leben messen können. Am Ende dieser Konferenz können wir dann mit Sicherheit sagen, ob wir Leben aus Gott haben oder nicht. Sollten noch Zweifel bestehen, werden diese durch das Studium des ersten Johannesbriefes vollständig beseitigt, denn dieser Brief macht das ganz deutlich.
Darüber möchte ich gerne einiges sagen, und anschließend kommen wir dann ins Gespräch.
Erstes Erkennungszeichen: Glaube an die Vollkommenheit von Gottes Wort
Das Erste, was mir wichtig erscheint, steht direkt am Anfang: Ich möchte aus 1. Johannes 1,1-4 lesen:
„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und mit unseren Händen betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist geoffenbart worden –, wir haben gesehen, bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns geoffenbart worden ist. Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“
Das sind die ersten vier Verse.
Ein Psychologe würde sagen: Großartig! Psychologen sind in der Regel nicht besonders begeistert von der Bibel, vor allem nicht, wenn es um Gerichtsbotschaften geht. Das will man oft ausklammern. Für den Psychologen ist jedoch wichtig, dass alles positiv dargestellt wird. Und genau das passiert hier.
Der Mensch wird sozusagen dahin geführt, dass er, wenn er diesen Brief liest, die ganz große Freude erfährt. „Ich schreibe euch das, damit eure Freude vollkommen sei.“ Wer hätte das nicht gern? Völlige Freude erlebt nur der, der seiner Heilsgewissheit sicher ist. Das ist die Klammer in diesem Brief.
Am Anfang wird der Leser ein wenig animiert, gelockt mit dem Hinweis: Wenn du das, was in diesem Brief steht, verinnerlichst, annimmst und daran glaubst, wirst du vollkommen froh werden. Am Ende wird das begründet: Du bist froh und glücklich, weil du deiner Heilsgewissheit sicher bist.
Was kann uns noch passieren, wenn wir wissen, dass der Herr auf unserer Seite ist? Er hält uns fest, lässt uns nicht los. Das können wir auch begründen mit bestimmten Dingen, die die Bibel uns nennt und die uns jetzt beschäftigen werden.
Was ist hier der Anfang? Worauf weist Johannes hin? Ich gehe jetzt nicht auf jeden Ausdruck ein, sondern fasse zusammen.
In diesen ersten Versen wird das erste Erkennungszeichen der echten Wiedergeburt deutlich. Das ist der Glaube an die Vollkommenheit von Gottes Wort – oder auch die Überzeugung, dass die Bibel ein Tatsachenbericht ist. Kein Märchenbuch, keine Sammlung von Legenden, wie es die historisch-kritische Forschung behauptet, keine moderne Bibelkritik, keine Sagen und Fabeln.
Nein! Wir haben es genau untersucht, sagt Petrus an anderer Stelle. Johannes sagt hier: „Was wir gesehen, gehört und angeschaut haben.“
Wenn ich jetzt fragen würde, wie viele Liederbücher es in diesem Raum gibt, könnten die wenigsten von uns das sagen. Aber wenn ich sage, ihr habt fünf Minuten Zeit, schaut euch um und zählt genau, wie viele Liederbücher es sind, dann würden wir das sehr schnell herausfinden.
Dieser Ausdruck „anschauen“ wird hier bewusst verwendet. Anschauen bedeutet, sich intensiv und genau bis ins Detail etwas ansehen.
Johannes will damit deutlich machen: Wenn wir von Jesus Christus berichten, dann tun wir das nicht, weil wir von anderen irgendwo etwas gehört haben und einfach alles für wahr halten – so wie es der eine Busfahrer dem anderen erzählte, der von einer Kaffeefahrt zurückkam und sagte: „Neulich hatte ich eine Gruppe von Christen bei mir.“ Der andere fragte: „Woran hast du das denn erkannt?“ „Na, die haben alles geglaubt, was ich ihnen erzählt habe.“
Das ist die landläufige Meinung von Christen: Wir seien naiv, dumm oder beschränkt und leichtgläubig, man könne uns alles erzählen, und wir glauben alles. Aber das Neue Testament macht es völlig anders – auch das Alte Testament.
Diese Leute, die glaubten, wussten auch, warum sie glaubten.
Ich finde es gerade gut, dass Johannes sagt: „Was wir betastet haben.“ Woran denkt man da? An Thomas, den sogenannten ungläubigen Thomas.
Was bin ich froh, dass dieser Mann so ein Skeptiker war! Er sagte: „Ihr könnt mir doch nicht alles erzählen.“ Das zeigt, dass die Jünger nicht wundersüchtig oder leichtgläubig waren. Thomas wollte handfeste Beweise.
„Ich glaube das einfach nicht“, sagte er. „Ihr macht einen Aprilscherz oder was auch immer.“
Hier wird deutlich, dass der Herr auch zeigen will: Im Glauben geht es nicht nur darum, dass ich das, was in der Bibel steht, für wahr halte. Im rettenden Glauben geht es noch um mehr.
Der rettende Glaube beinhaltet auch, dass ich vollständig überzeugt bin, dass die ganze Bibel Gottes Wort ist. Das allein rettet mich noch nicht, ist aber notwendig für die Errettung.
Der Mathematiker sagt: Das ist eine notwendige, aber noch nicht hinreichende Bedingung. Ja, notwendig schon, aber es reicht nicht allein.
Wer die Bibel in Frage stellt, wird nie zur Heilsgewissheit kommen. Denn wenn ich anfange, irgendwelche Bibelstellen anzuzweifeln, weiß ich nie, wo ich aufhöre.
Das fängt mit dem Schöpfungsbericht an. Wenn ich den Schöpfungsbericht nicht mehr wortwörtlich nehme, dann wird auch Jesus Christus unglaubwürdig.
Denn der Herr hat sich auf den Schöpfungsbericht berufen, im Hinblick auf die Ehe und so weiter. Er hat den Schöpfungsbericht wörtlich genommen.
Wenn er sich darin getäuscht hat, dann war er wirklich ein Kind seiner Zeit, wusste nicht mehr als die Leute damals.
Aber wenn die Bibel Recht hat, wusste er mehr, weil er Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, und nie aufgehört hat zu sein. Er konnte sich nicht irren.
Wenn er den Schöpfungsbericht wörtlich nimmt, dann ist auch der Schöpfungsbericht wörtlich zu nehmen.
Wir können später bei der Aussprache eventuell darauf zu sprechen kommen, dass das auch naturwissenschaftlich viel einfacher zu erklären ist mit der wörtlichen Bedeutung als mit der früher verbreiteten Theorie von riesigen Zeitperioden.
Diese sogenannte Restaurationstheorie ist auch in gläubigen Kreisen eine bekannte Theorie, besonders in manchen Brüderkreisen, die die Bibel wörtlich nehmen.
Hier wird ganz deutlich gesagt: Wer Freude haben will und Heilsgewissheit, der kann das nur, indem er die Bibel, also Gott beim Wort nimmt.
Johannes sagt am Ende seines Briefes: Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner. Das ist eine ganz schlimme Sünde, wenn man Gott das einfach nicht zutraut.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr staune ich über die Natur.
Ich habe mich auch etwas damit beschäftigt, als ich Tropenmedizin studierte. Wir haben durch das Elektronenmikroskop und andere Methoden diese Wunderwerke im Mikrokosmos betrachtet, ganz abgesehen vom Makrokosmos, dem Universum.
Das übersteigt unsere Vorstellungskraft.
Ich staune immer mehr, wenn ich darüber nachdenke, dass Gott alles erhält durch das Wort seiner Macht.
Allein wenn er nur Halme zu erhalten hätte und sonst nichts, wäre das schon etwas ganz Wunderbares.
Wenn man darüber nachdenkt, wie so ein Grashalm aufgebaut ist, existiert und funktioniert, ist das ein Wunderwerk.
Kein Mensch kann so etwas nachmachen.
Und was ist ein Grashalm im Vergleich zu lebenden Tieren und dem Menschen, insbesondere unserem Gehirn?
Das ist eben eine Frage, was wir Gott zutrauen.
Dadurch ehren wir Gott, dass wir ihn so sehen, wie die Heilige Schrift ihn uns schildert.
Gott hat ja auch die erfüllte Prophetie gegeben, um unseren Verstand nicht unnötig zu belasten, damit wir schon durch den Verstand erkennen können, wie zuverlässig Gottes Wort ist.
Tausende von Aussagen haben sich genau so erfüllt, wie die Bibel es sagt.
Ich werde demnächst auf einem dieser Malachi-Tage über erfüllte Prophetie sprechen, über die Siebzig-Jahr-Wochen Daniels, und aufzeigen, wie genau bis ins letzte Detail diese Weissagungen sich im Kommen Jesu erfüllt haben.
Das ist einfach großartig.
Ich bleibe so lange bei diesem ersten Punkt, weil das das alles Entscheidende ist.
Wir kennen Jesus Christus nur durch die Bibel.
Wir sind da im Konflikt mit einigen evangelikalen Führern, die versuchen, die Bibel von Jesus Christus zu trennen, indem sie sagen: „Wir glauben natürlich auch an Jesus Christus, aber wir glauben nicht an die Bibel.“
Wie kann man an Jesus glauben und gleichzeitig den Glauben an die Bibel in Frage stellen?
Dann kann man nur sagen, dass man an den eigenen Jesus glaubt, aber nicht an den Jesus der Bibel.
Alles, was wir wissen über unser Heil, über Gott selbst, über das Böse, unsere Herkunft, Zukunft und so weiter – all die entscheidenden Fragen der Menschheit – die Antwort haben wir aus Gottes Wort.
Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort Gottes, und die Bibel ist das schriftgewordene Zeugnis Gottes.
Beides gehört zusammen, und nur über die Bibel wissen wir von Gott und seinem Gesalbten.
Das können wir nicht auseinanderdividieren, und das ist so entscheidend, gerade im Hinblick auf Heilsgewissheit.
Ich empfehle ein Buch, das früher „Die Bibel im Test“ hieß.
Ihr könnt Wolfgang Bühne noch mal fragen, er hat das vielleicht auch dabei.
Es ist jetzt noch einmal neu aufgelegt, die „Bibel im Test“ ist immer noch vollständig, und es ist noch ein zweites Buch beigefügt, das jetzt sehr viel dicker ist.
Den Namen habe ich im Augenblick nicht im Kopf, aber wahrscheinlich hat Wolfgang das auch dabei.
Das Buch sollte eigentlich jeder besitzen, es ist ganz hervorragend.
Der amerikanische Autor geht ganz einfach vor.
Er nimmt die Prophetien der Heiligen Schrift, sofern sie sich auf geschichtliche Ereignisse beziehen. Das sind weit über tausend.
Dann vergleicht er sie mit der Weltgeschichte, mit der Menschheitsgeschichte, und zeigt, wie genau das beschrieben wird.
Zum Beispiel die Feldzüge von Alexander dem Großen, wie Sidon eingenommen wurde, wie Tyros in unterschiedlichen Etappen erobert wurde: erst die Stadt eingenommen, erst viel später wurde sie geschleift.
Wie das alles entstanden ist, ist einfach großartig.
Wir wissen ja auch vom Neuen Testament, dass immer wieder gesagt wird: „Das geschah, auf dass die Schrift erfüllt würde.“
Dann haben wir wieder so eine Erfüllung, und wir merken, Gott macht es uns leicht, an ihn zu glauben, weil wir wirklich erkennen können, dass es die Wahrheit ist, der wir in der Heiligen Schrift begegnen.
Im Alten wie im Neuen Testament finden wir häufig eine Formel, die sich ständig wiederholt.
Gott sagt dem Volk durch die Propheten: „Ich sage euch jetzt, was demnächst oder in hundert, zweihundert Jahren passieren wird. Wenn es passiert, sollt ihr euch erinnern, dass ich es euch gesagt habe.“
Damit wissen sie, dass es der einzig wahre Gott ist, der alle Zeiten überblickt, für den die Zukunft auch Gegenwart ist und der sich niemals irrt.
Das soll unseren Glauben stärken.
Die Folge davon ist: Wenn jemand die Heilige Schrift so aufnimmt – und die Heilige Schrift aufnehmen heißt auch, Jesus aufnehmen –, dann geschieht die Wiedergeburt.
- Johannes 1,12 ist die erste Stelle im Neuen Testament, wo von der Wiedergeburt die Rede ist.
Der Ausdruck kommt dort nicht vor, aber der Vorgang wird beschrieben:
„So viele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“
Also Jesus aufnehmen, eine Beziehung zu ihm eingehen aufgrund der Heiligen Schrift.
Wir können jetzt verstehen, warum Johannes hier sagt: „Ich schreibe euch das, damit ihr Gemeinschaft habt mit dem Vater und dem Sohn.“
Wenn ich Gemeinschaft mit Gott habe, kann das Ergebnis nur diese Freude sein, die er im vierten Vers äußert: Gemeinschaft mit dem Vater, Gemeinschaft mit dem Sohn.
Das ist das Erste, die erste Voraussetzung, das erste Kennzeichen eines wiedergeborenen Menschen.
Ich zweifle nicht an Gottes Wort.
Ich bin überzeugt: Die Bibel, die ganze Bibel, ist Gottes Wort, nicht nur enthält sie Gottes Wort.
Wir können uns darauf verlassen.
Zweites Erkennungszeichen: Gemeinschaft mit Gott und das Leben im Licht
Und dann kommt der zweite Punkt, und da geht es um diese Gemeinschaft. Wie sieht die Gemeinschaft aus? Wer einmal den ersten Johannesbrief erarbeiten möchte, wird feststellen, dass er einer der schwersten Briefe überhaupt ist. Viele wagen sich gar nicht daran. Man sollte Folgendes beachten:
Im ersten Johannesbrief geht Johannes ganz logisch vor – übrigens ähnlich wie in seinem Evangelium. Im Evangelium ist das so: In den ersten achtzehn Versen befindet sich der sogenannte Prolog. Dieser Prolog, also die Einführung ins Evangelium, ist eine Kurzfassung des ganzen Evangeliums. Alles, was dann folgt, ist dort bereits angedeutet. Die einzelnen Aussagen der ersten achtzehn Verse ziehen sich dann durch das ganze Evangelium bis zum Schluss. Dabei wird gezeigt, wie Jesus in das Seine kam, wie er diese Welt erleuchtet – „Ich bin das Licht der Welt“ – und wie er das Brot des Lebens ist, und so weiter.
Beim ersten Johannesbrief ist es ähnlich. Johannes spricht davon, wie man in die Gemeinschaft kommt, indem man Gottes Wort assimiliert und den Herrn aufnimmt. Anschließend erklärt er, wie man in dieser Gemeinschaft bleibt und was echte Kennzeichen dieser Gemeinschaft sind.
Nun kommen wir zum zweiten Punkt, dem zweiten Kennzeichen eines wiedergeborenen Menschen. Dabei müssen wir darauf achten, dass im ersten Kapitel, wo das noch behandelt wird, drei Verse vorkommen: Verse 6, 8 und 10. Diese beginnen jeweils mit „Wenn wir sagen“ und enthalten Behauptungen.
Die erste Behauptung lautet: „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und wandeln in der Finsternis, lügen wir und tun nicht die Wahrheit.“ Johannes hatte vorher gesagt: „Dadurch, was wir euch verkündigt haben und ihr angenommen habt, haben wir Gemeinschaft miteinander, mit dem Vater und dem Sohn.“ Jetzt macht er deutlich, dass es Verhaltensweisen gibt, die diese Gemeinschaft stören, und Auffassungen, die sich als irrig erweisen. Manche Leute täuschen sich selbst, indem sie meinen, Gemeinschaft mit Gott zu haben, obwohl sie sie in Wirklichkeit nicht haben. Das ist also hier für fromme Leute geschrieben, für Menschen, die denken, Christen zu sein.
Das ist hochaktuell: Sind wir das wirklich? Haben wir wirklich Gemeinschaft? Johannes sagt: Wer in der Finsternis wandelt, hat keine Gemeinschaft. Wenn er sonst nichts dazu gesagt hätte, würden wir – was leider viele denken – glauben, im Licht zu wandeln heiße, sündlos zu sein. Das ist ein großer Irrtum. Im Licht wandeln heißt nicht, sündlos zu sein.
Bevor jetzt einige protestieren, will ich das sofort erklären. Dieses erste „Wenn wir sagen“ ist sehr allgemein gehalten: „Wenn wir sagen, dass wir wandeln in der Finsternis“ – da wird noch nicht erklärt, was „in der Finsternis wandeln“ genau bedeutet. Aber in den nächsten beiden „Wenn wir sagen“-Aussagen, nämlich in Vers 8 und Vers 10, wird erklärt, was das Wandeln in der Finsternis bedeutet.
Erstens, in Vers 8: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ Ein Mensch, der sagt: „Ich habe keine Sünde“, leugnet die sündige Natur und behauptet, er sei schon heilig. Ich habe solchen Leuten begegnet, die vor Frömmigkeit triefen, und mir war sofort klar, dass sie gar nicht wiedergeboren sein können. Ihnen fehlt die Selbsterkenntnis – das ist der entscheidende Punkt.
Wer Leben aus Gott hat, bekommt auch die rechte Selbsterkenntnis. Johannes macht einen kleinen Unterschied zwischen der Stellung und dem Wandel. Zur Stellung sagt er, dass wir gar nicht mehr sündigen können; die neue Natur kann nicht sündigen. Nach der Stellung sind wir heilig und vollkommen. Andererseits sagt er, dass wir sündigen können und unsere Sünden bekennen müssen. Das ist das Problem des Wandels.
Das war auch das Problem, das wir in Zabelstein hatten – genau dieses Problem wurde dort miteinander verwechselt. Wenn es um den Wandel geht, sind wir immer noch Sünder und leben von der Vergebung und Reinigung des Herrn. Wer sagt, er habe keine Sünde, dem fehlt die Selbsterkenntnis. Er ist total blind im Hinblick auf sich selbst. Die Bibel nennt das „in der Finsternis wandeln“, weil man im Dunkeln sich selbst nicht sehen kann – und andere auch nicht. Man ist vollkommen blind in Bezug auf die Wirklichkeit. Das heißt: Wandeln in der Finsternis.
Der Wandel im Licht wird dann in Vers 9 beschrieben. Diesen betrachten wir erst, nachdem wir Vers 10 angeschaut haben. Vers 10 bringt nämlich die zweite Facette: „Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ Beim ersten „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben“ geht es um die Sünde als Natur, die in uns wohnt. Beim zweiten „Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben“ geht es um die Taten, also die Auswirkungen der sündigen Natur. Weil wir Sünder der Natur nach sind, sündigen wir auch tatsächlich. Damit sind Tat-, Wort-, Gedanken- und Unterlassungssünden gemeint.
Es gibt Leute, die sagen, wir sündigen nicht mehr und seien völlig frei davon. Dann müssen wir ihnen sagen: Du kannst noch nicht das neue Leben haben, so fromm du auch reden magst. Du hast nicht die Erkenntnis, die vom Herrn kommt, vom Heiligen Geist. Denn der Heilige Geist macht uns sofort aufmerksam, wo wir dem göttlichen Willen nicht entsprochen haben, wo wir gesündigt haben.
Nun zum zweiten Kennzeichen: In 1. Johannes 1,9 steht mittendrin die Haltung eines Menschen, der im Licht wandelt. Denn im Licht erkennen wir unseren Zustand. Früher wurde uns als Kindern gesagt: Wenn wir im Keller die Kohlen holen – ich bin ja in Köln groß geworden – dann kann ich denken, ich bleibe ziemlich sauber, weil es so dunkel ist. Komme ich aber höher am Kellerfenster vorbei, sehe ich schon ein bisschen mehr. Und wenn ich dann ins Sonnenlicht komme, sehe ich plötzlich, wie dreckig ich mich gemacht habe, als ich die Kohlen rausgeholt habe.
Je mehr Sonne, je mehr Licht, desto besser erkennt man seinen eigenen Zustand. Im Licht wandeln heißt: Im Licht des Wortes Gottes erkenne ich, wo ich den Herrn betrübt habe, wo ich Schuld auf mich geladen habe, die ich noch nicht bekannt habe. Es geht also um neue Verschuldung – vielleicht böse Gedanken, ein böses Wort, Unduldsamkeit, vielleicht mit der Ehefrau gewesen – das passiert ja auch schon mal, ab und zu auch umgekehrt, wenn auch seltener.
All diese Dinge erkennen wir, und wenn wir Gemeinschaft mit dem Herrn haben wollen, dann werden wir sie nicht nur erkennen, sondern auch sofort bekennen. Dafür steht 1. Johannes 1,9. Das ist die Bedeutung: Wenn wir unsere Sünden bekennen, erfolgt automatisch die Vergebung. Das hat der Herr uns verheißen. Und das bedeutet Reinigung, denn jede Sünde macht schmutzig.
Ich sage es ganz kurz und prägnant, damit wir es gut behalten können: Es geht hier um das ständige Selbstgericht. Das ist der theologische Ausdruck dafür – das Selbstgericht bedeutet, Sünde erkennen und bekennen. Und das tue ich, weil der Heilige Geist in mir wohnt. Der Heilige Geist möchte mich mit Christus in Verbindung bringen, den Herrn groß machen, die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn fördern. Jede nicht bekannte Sünde hindert diese Gemeinschaft und stört das Verhältnis zu Gott dem Vater und Gott dem Sohn.
Deshalb arbeitet der Heilige Geist an meinem Herzen durch Gottes Wort. Das geht immer Hand in Hand und zeigt mir auf, wo ich etwas getan habe, das dem Herrn nicht gefallen hat. Wenn wir uns selbst prüfen wollen, ob wir den lebendigen, rettenden Glauben haben, müssen wir uns fragen: Tue ich das? Bekenne ich dem Herrn, wo ich neu schuldig geworden bin?
Ich meine nicht, dass ich immer wieder alte Geschichten vor den Herrn bringe. Was ich dem Herrn bekannt habe, ist erledigt. Ich muss dieselbe Schuld nicht mehrfach bekennen. Aber die neue Schuld, die heute passiert, ist es mir ein Anliegen, sie dem Herrn zu sagen und immer wieder für die Vergebung und Reinigung zu danken? Daran können wir uns prüfen, ob wir Leben aus Gott haben.
Wenn das nicht der Fall ist, sollte man jemanden aufsuchen, dem man vertraut, um darüber ins Gespräch zu kommen, warum man keinen Drang oder Wunsch hat, diese tägliche Gemeinschaft mit dem Herrn zu pflegen. Es kann auch eine Krankheit sein, aber man sollte das nicht einfach zur Tagesordnung machen.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Das ständige Selbstgericht. Wir sprechen oft von der stillen Zeit am Vormittag, bevor man in die Arbeit geht. Ich will das nicht in Zweifel ziehen. Ich halte das auch für eine wichtige Sache, dass wir morgens Zeit mit dem Herrn haben. Aber die stille Zeit hat keinen Wert für sich allein. Sie ist wie ein Präludium oder eine Ouvertüre in der Oper – die Ouvertüre führt in die Oper hinein, aber da hört es nicht auf, da fängt die Oper erst an, wenn die Ouvertüre vorbei ist.
So ist die stille Zeit auch eine Einführung in den Tag, um mit dem Herrn zu leben und im Laufe des Tages immer wieder das Gespräch mit dem Herrn zu führen. Der Herr kann mit mir nicht viel anfangen, wenn ich in bewusster Sünde lebe.
Illustration: Unterschied im Umgang mit Sünde – Schaf und Schwein
Ihr könnt das gerne euren Enkeln erzählen. Das ist jetzt ein einfaches Beispiel, über das man ruhig auch mal lachen kann. Ich habe es, glaube ich, schon einmal in Aachen gebracht, weil ich es gerne erzähle. Es ist einfach sehr hilfreich, um zu zeigen, wie man den Umgang mit der Sünde bei einem Ungläubigen und einem Gläubigen unterscheiden kann.
Nehmen wir als Bild den Unterschied zwischen einem Schwein und einem Schaf, wenn beide in eine Pfütze fallen. Was würdet ihr sagen, wie ist die Reaktion?
Nehmen wir das Schwein: Es bleibt in der Pfütze und wälzt sich darin. Für das Schwein ist das ein Lebenselixier. Das kann jeder nachvollziehen. Bei uns in Afrika waren die Schweine schon so erprobt, dass sie gar nicht mehr rosig wurden, sondern immer schwarz blieben.
Und das Schaf? Das will sofort wieder raus. Ein Schaf kann natürlich auch mal in die Pfütze fallen, wenn es nicht aufpasst. Aber es will wieder heraus.
In der Bibel werden wir nicht mit Schweinen verglichen, sondern mit Schafen. Wir sind die Schafe des guten Hirten. Wir können auch in den Morast fallen – der Morast ist ein Bild für die Sünde, das kann jeder nachvollziehen. Durch die Sünde werden wir beschmutzt, unglücklich und so weiter.
Aber wenn wir Leben aus Gott haben, wollen wir daraus heraus. Manchmal geht das nicht so schnell. Dann brauchen wir einen Seelsorger. Ein Beispiel ist David mit Nathan. David hat ein Jahr lang versucht, seine Sünde zu vertuschen, bis Nathan kam und ihm die Augen öffnete. Erst dann wurde er frei.
Wenn aber jemand von sich behauptet, dass er Leben aus Gott hat, Heilsgewissheit besitzt, gläubig ist und so weiter – und er lebt glücklich und zufrieden in der Sünde –, dann sage ich ihm: Du kannst mir erzählen, was du willst, aber du bist kein Kind Gottes.
Ein Kind Gottes kann zwar eine Zeit lang in der Sünde leben, doch es wird zutiefst unglücklich dabei. Ein Kind Gottes kann niemals glücklich in der Sünde sein, es sei denn, es wäre nicht ganz normal. Ich meine, ich gehe hier von normalen Menschen aus. Es ist unmöglich.
Natürlich kann ein Kind Gottes längere Zeit in der Sünde verbringen. Das ist traurig, wenn es so lange dauert, aber es wird immer zutiefst unglücklich.
Dafür steht das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Er hat bei den Schweinen gemerkt, was er da aufgegeben hat, und dann kam er zurück. Auch die anderen Gleichnisse in Lukas 15 handeln von Menschen, die eine Zeit lang in der Welt verloren waren.
Die Frau mit den zehn Groschen: Eine geht verloren, sie sucht so lange, bis sie sie findet. Alle diese Menschen werden in den drei Gleichnissen aus Lukas 15 wiedergefunden. Sie kommen alle zurück.
So findet auch ein Gläubiger, wenn er in Sünde gefallen ist, durch das ständige Wirken des Heiligen Geistes wieder zurück.
Ich betone noch einmal: Das ständige Selbstgericht ist ein Prüfstein, an dem wir uns erkennen können. Das ist der zweite Punkt.
Drittes Erkennungszeichen: Das Halten der Gebote Gottes
Jetzt der dritte Vers, der steht in Kapitel 2, Vers 3. Dort heißt es, wie ich eingangs bereits sagte: „Hieran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.“ Interessant ist die Formulierung „wenn wir seine Gebote halten“.
Es gibt manche Christen, die sagen, der Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament sei, dass im Alten Testament sehr viele Gebote stehen, im Neuen aber keine. Dann frage ich mich, wie oft diese Personen überhaupt schon einmal in die Bibel hineingeschaut haben. Tatsächlich sind im Neuen Testament mehr Gebote enthalten als im Alten. Das mag für euch erstaunlich sein, aber man muss einfach mal zählen.
Im Neuen Testament gibt es unglaublich viele Gebote – und auch verschärfte Gebote. Ihr kennt ja alle die Bergpredigt. Dort hört ihr, dass zu den Alten gesagt wird: „Ich aber sage euch...“ Was sagt er nun? Er sagt nicht, dass alles keine Rolle spielt oder dass man alles vergessen könnte. Nein, er sagt, dass das, was er nun sagt, über das Gebot der Alten hinausgeht. Die Gebote werden verschärft – das ist die Bergpredigt.
Das Großartige im Neuen Testament ist jedoch, dass uns nicht nur die Gebote des Herrn mitgeteilt werden, sondern dass uns auch die Kraft gegeben wird, sie zu halten – durch den Heiligen Geist. Das hatten die Gläubigen im Alten Testament nicht. Das ist das Neue: Wir bekommen die Kraft, die Gebote zu halten.
Wir halten sie nicht, um gerettet zu werden – das ist auch wichtig –, sondern weil wir gerettet sind. So können wir den Unterschied nachvollziehen. Wir wirken vom Sieg her, vom Ende her. Wenn wir jetzt gute Werke tun – das sage ich auch immer wieder Katholiken, wenn ich mit ihnen zu tun habe –, denn sie denken oft, dass wir Protestanten, also im weitläufigen Sinne, nicht viel von guten Werken halten. Ich sage ihnen dann: Natürlich halten wir viel von guten Werken.
Aber wir tun gute Werke nicht, um gerettet zu werden. Wir tun sie, weil wir gerettet sind. Die guten Werke sind kein Mittel zur Errettung, kein Gnadenmittel, wie es in der römisch-katholischen Institution gelehrt wird. Sie sind das Ergebnis der Errettung – freiwillig, um unserem Herrn zu gefallen, weil wir ihn lieben. Das kann doch jeder nachvollziehen, oder?
Darin zeigt sich auch die Echtheit der Wiedergeburt: ob jemand den Willen Gottes tun will. Ob es uns immer gelingt, ist eine andere Frage. Deshalb sagt die Bibel auch nicht einfach, wer den Willen Gottes tut, sondern wer ihn tun will. Der Wunsch muss da sein. Und der Herr wird uns im Laufe unseres Lebens mehr und mehr Gelingen schenken.
Das ist natürlich wichtig. Wenn nun jemand sagt: „Natürlich will ich den Willen Gottes tun“, dann kommt die nächste Frage: „Hast du dich schon einmal erkundigt, wie Gottes Wille aussieht?“ Und wenn er mit Träumen anfängt und sagt: „Ich würde ja gerne träumen und Visionen haben, habe ich aber nicht“, und ansonsten nichts vorzuweisen hat, dann müssen wir ihm sagen: „Mein Lieber, dein Wunsch, den Willen Gottes kennenzulernen, scheint mir nicht sehr ausgeprägt zu sein.“
Denn was tun wir dann? Wir suchen ihn im Wort Gottes. Das heißt, wir können die Echtheit der Wiedergeburt auch daran messen, inwieweit Menschen sich mit der Bibel beschäftigen und Gottes Wort wirklich lesen, um den Willen Gottes kennenzulernen.
Ich muss euch sagen, ich bin in letzter Zeit immer mehr erschüttert, wie es in vielen Gemeinden aussieht. Früher war es selbstverständlich, wenn man kam, um Gottes Wort zu verkündigen, dass alle ihre Bibel dabei hatten – von den Kindern angefangen – und mitgelesen haben. Heute sitzen viele ohne Bibel da. Ich frage mich: Kennen sie die Bibel alle auswendig? Ihr wisst die Antwort. Die meisten sitzen einfach da und vertrauen darauf, dass der Prediger richtig zitiert. Das ist aber nicht überall eine Garantie. Man muss das ja auch prüfen.
Vor allem, wenn man selbst in Gottes Wort hineinschaut, kann man sich besser merken, was dort steht. Jeder sollte sich selbst prüfen: Lese ich wirklich Gottes Wort? Bin ich wirklich daran interessiert, den Willen Gottes kennenzulernen?
Das ist auch unser Hauptmotiv, warum wir diese Konferenzen halten. Uns ist es sehr wichtig, Prediger zu haben, die das Wort so verkündigen, dass man nicht einschläft – das ist auch wichtig. Aber noch wichtiger ist der Inhalt, dass er wirklich klar ist und zum Herrn hinweist.
Ich habe heute Morgen auch gedacht: Die zweite Verkündigung war vom äußeren Rahmen her etwas einfacher als die erste, aber vom Inhalt her sehr beherzigenswert. Sehr beherzigenswert, wie der Herr mit der Frau am Jakobsbrunnen umgegangen ist. Ich freue mich, wenn das Wort so klar gesagt wird und immer wieder deutlich wird: Unser ganzes Christsein hängt davon ab, wie nah wir bei Jesus sind.
Und die Nähe zu Jesus hängt davon ab, wie nah wir bei seinem Wort sind. Das hängt alles zusammen und kann nicht voneinander getrennt werden. Deshalb bieten wir auch immer wieder Bibelkurse an. Wenn ihr noch welche seht, nehmt sie mit und schreibt euch ein. Das ist eine große Hilfe.
Gerade die Kurse, die ich empfehle, wo Ältere mit Jüngeren zusammen die Bibel studieren – sehr gute Anleitung –, sind das Beste, was wir unseren jungen Leuten mitgeben können: intensives Bibelstudium und natürlich auch das Vorleben.
Wir erkennen, ob wir ihn wirklich erkannt haben, daran, ob wir seine Gebote halten. Es geht um den Vater und auch um den Herrn. Er ist der Herr. An einer Stelle sagt der Herr: „Ihr nehmt mich Herr, aber tut nicht, was ich euch sage.“ Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird ins Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut (vgl. Matthäus 7,21). Das ist das Ende der Bergpredigt – ein sehr, sehr ernster Hinweis.
Darüber könnten wir noch viel sagen, aber wir müssen weitergehen. Das war das Dritte.
Also: Erstens, die Bibel ist Gottes Wort – kein Wenn und Aber. Wer da noch Fragen hat, sollte sich schlau machen. Zweitens, täglich Selbstgericht ist die rechte Selbsterkenntnis. Ich lebe immer noch von der Vergebung meines Herrn. Und drittens, den Willen Gottes tun. Deshalb reden wir ja auch vom Herrn Jesus, weil er unser Herr ist.
Viertes Erkennungszeichen: Liebe zu den Geschwistern als Zeichen der Wiedergeburt
Und das Vierte – und das sage ich mal für solche, die aus der Brüderbewegung kommen – ich komme ja aus der sogenannten exklusiven oder geschlossenen Brüderbewegung von vor vielen Jahren. Ich bin schon seit vielen Jahren weg, aber ich hatte dort viele Freunde, und wir haben auch sehr viel Gutes gelernt.
In der Zeit, als ich noch dort war, traf ich natürlich auch ab und zu mal Kinder Gottes aus anderen Kreisen. Ich habe damals schon erlebt, was ich heute noch viel mehr erlebe, weil ich heute eben viel mehr Kinder Gottes aus anderen Kreisen kennenlerne. Das vierte Kennzeichen konnte ich auch damals schon bei mir so beobachten.
Welches Kennzeichen ist das? In Kapitel 3, Vers 14 kommt ein Vers: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.“ Mir war damals schon klar, dass dieser Vers nicht die Brüderbewegung meinte. Man nennt nämlich die Brüderbewegung auch die Brüder – ein Spezialausdruck dafür. Aber das hat Johannes nicht gemeint. Er meinte nicht eine bestimmte Bewegung, sondern alle Kinder Gottes, Brüder und Schwestern in Christus.
Und wenn ich auch manchmal zu den anderen sage, ich habe sie nicht alle so, wie soll ich das sagen? In unseren Augen waren die alle ein bisschen minderbemittelt. Wir hatten also die Weisheit mit Löffeln gefressen, wir wussten das alles besser. Ja, das war so unsere Einstellung. Aber deswegen habe ich mich dann auch bemüht, ihnen zu helfen, auch in der Lehre und so weiter. Heute muss ich sagen, das war keine gute Haltung.
Aber was dahintersteckte, war doch die Liebe zu diesen Geschwistern, weil ich ihnen etwas Gutes vermitteln wollte. In weiser Sicht war das sicher nicht optimal. Aber die Liebe zu ihnen war in mir, weil ich ein Kind Gottes war, der Heilige Geist.
Ich habe jetzt vor kurzem auf einer Beerdigung gesprochen, und da waren etwa 250 Leute, es waren noch viel mehr, aber etwa 250 von früher, die ich aus diesem Kreis kannte. Die waren natürlich nicht alle sehr happy, dass ich dort den Dienst tat.
Und ich habe dem Wolfgang Bühne hinterher gesagt – der war nämlich verhindert bei dieser Beerdigung: „Hör mal, es ist ganz eigenartig. Ich sehe die Brüder, die Geschwister da sitzen. Einige von denen haben mir in der Vergangenheit sehr übel mitgespielt. Und ich habe sie alle von Herzen lieb. Ich brauche mich gar nicht anstrengen, ich brauche gar nicht so tun, als ob. Die Liebe ist einfach da. Es ist unmöglich, dass ich diese Leute hasse oder verabscheue.“
Weil es meine Brüder und Schwestern sind. Das, was sie uns angetan haben, auch meiner Frau vor allem, das werden sie vor dem Herrn zu verantworten haben. Aber ich werde ihnen Liebe erweisen, was man natürlich jetzt nur mit Worten tun kann, so weit es möglich ist.
Das ist einfach wunderbar, und das ist eines der sichersten Kennzeichen der Wiedergeburt: dass wir alle Kinder Gottes lieben, nicht nur solche, die zu unserem Kreis gehören.
Und was heißt das? Johannes sagt: Liebt nicht mit Worten, sondern in Tat und Wahrheit. Und 1. Korinther 13 beschreibt diese Gottesliebe, diese Agape-Liebe, die sich dem Anderen hingibt, die immer das Beste annimmt und nicht das Schlechteste vom Anderen. Sie ist nicht nachtragend, redet nicht böse über andere und so weiter.
Wir tun den Kindern Gottes, soweit wir die Möglichkeit haben, Liebesbeweise, gute Werke für sie. Wir helfen ihnen weiter, wir sind für die anderen da.
Seht mal, bei uns heißt das so in Waldbrühl: Ich habe ein ganz gutes Verhältnis zu einigen Leitern anderer Gemeinden, auch zum örtlichen Pfarrer, der auch ein Bruder in Christus ist. Die Presbyter dort sind alle ungläubig. Der Mann ist manchmal total verzweifelt. Dann kommt er zu mir hoch – ich wohne oben auf dem Berg, er im Tal. Das hat jetzt keine symbolische Bedeutung, ist aber einfach so. Dann kommt er zu mir hoch und weint sich bei mir aus. Und dann beten wir zusammen. Wir sind Brüder in Christo.
Ich bin zwar keiner, der die Pfarrer ermutigt, unbedingt in der Kirche zu bleiben. Ich bin eher der Ansicht, man sollte jetzt wirklich raus, nach all dem Furchtbaren, was dort passiert. Aber manche sehen immer noch irgendwelche Aufgaben dort.
Sie sollen auf jeden Fall wissen: Ich leide auch mit ihnen, ich bete auch für sie, und wir sind uns eins in Christus. Das muss einfach so sein.
Und es gibt Gemeinden, die laden mich ein, wenn sie Gemeindebeschlüsse fassen, damit ich sie berate und so weiter. Sie haben mit der Brüderbewegung überhaupt nichts zu tun, weil sie wissen, ich möchte für sie das Beste. Ich werde nicht versuchen, dass sie alle eine Brüderversammlung werden. Das ist nicht meine Aufgabe. Aber dass sie näher zu Jesus kommen und diese Gemeinschaft pflegen – das ist so wunderbar.
Da braucht man gar nicht in der Allianz tätig zu sein. Da kann ich heute gar nicht mehr offiziell in der Allianz sein. Früher war ich dort sehr aktiv, weil es manche Dinge gibt, die ich heute nicht mehr mittragen kann. Aber ich mache das auf der ursprünglichen Allianz-Ebene, wie sie eigentlich vor 160 Jahren gedacht war.
Die Bruderschaft mit Brüdern und Schwestern – das ist etwas Wunderbares, und das sollten wir praktizieren. Auf solchen Konferenzen wie hier haben wir wunderbare Gelegenheiten, wo Geschwister aus anderen Kreisen kommen. Lasst uns einander Gutes tun, vielleicht Freundschaften knüpfen, hinterher per E-Mail uns gegenseitig stützen und ermutigen. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Das ist eines der sichersten Kennzeichen der Wiedergeburt: die Liebe zu allen Kindern Gottes.
Ich würde noch mehr darüber sagen, aber die Zeit vergeht immer so schnell. Ihr merkt, dass ich ein bisschen in Wallung gerate. Das ist mir einfach ein ganz großes Anliegen.
Wenn wir das Brot brechen – ich gehöre ja noch zu einer sogenannten Brüderversammlung – wir brechen das Brot also abends mal jeden Sonntag. Wisst ihr, worauf ich mich da am meisten freue? Wenn wir für das Brot danken, und wenn ich selber dafür danke, erwähne ich das eigentlich jedes Mal, dass wir jetzt in diesem Brot alle Kinder Gottes mit einschließen, wo immer sie auch versammelt sein mögen, unter welchem Banner auch immer.
Alle gehören dazu, und im Geist sind wir mit allen vereint.
Heute bin ich auch in einer Gemeinde, und wenn solche Geschwister aus anderen Kreisen zu uns kommen und mitteilnehmen möchten, können sie das auch bei uns. Früher, wo ich hinging, war das nicht erlaubt, deswegen bin ich da weggegangen.
Aber heute können wir das praktizieren – diese Freude, Gemeinschaft mit dem ganzen Volk Gottes.
So, ich mache es jetzt kurz.
Fünftes Erkennungszeichen: Der Glaube, der die Welt überwindet
Das Letzte, das Fünfte, steht dann in Kapitel 5, Vers 4: "Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat, unser Glaube."
Was Johannes unter "Welt" versteht, definiert er in Kapitel 2: "Alles, was in der Welt ist, die Lust der Augen, Lust des Fleisches, Hochmut des Lebens, ja, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt." Und weiter heißt es: "Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit."
Wir merken also, dass immer wieder darauf zurückgegriffen wird: Wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Die Welt ist nicht mehr unser Maßstab, auch nicht für unseren persönlichen Lebensstil. Wir müssen nicht alles annehmen, was die Welt uns anbietet.
Ich weiß das gut, denn ich arbeite jeden Tag mit dem Computer. Von morgens bis abends ist er bei mir an. Es geht gar nicht mehr anders, mit den vielen E-Mails und so weiter. Wir haben Kontakte mit vielen Mitarbeitern auf der ganzen Welt, und über E-Mail ist das eine wunderbare Sache. So können wir uns absprechen und vieles klären.
Aber ich weiß auch genau, wozu ich den Computer einsetze, auch das Internet. Man muss sich klare Grenzen setzen und sich der Gefahren bewusst sein. Dann kommen natürlich all die Angebote. Über E-Mail wird ja immer mehr angeboten, was einem alles verkauft werden soll.
Und dann ist der Computer schon wieder veraltet, und man meint, unbedingt einen neuen haben zu müssen und so weiter. Ich bin eigentlich jemand, der gerne auf dem neuesten Stand ist und sich das Leben bequem macht. Im Augenblick überlege ich schon wieder, ob ich endlich mein Windows XP abgeben kann. Ich habe auch eine gute Begründung dafür: Es läuft nächstes Jahr aus, aber eben erst nächstes Jahr. Da dachte ich, ich kann auch bis dahin noch warten.
Das war eine schwere Entscheidung für mich. Ich hätte jetzt gerade kein schönes Modell haben können. Aber ich sage nur: Man wird so schnell verführt, auch im finanziellen Bereich Dinge auszugeben, die nicht unbedingt erforderlich sind. Sie mögen zwar hilfreich sein und das Leben bequemer machen, aber sie hindern uns vielleicht daran, woanders, wo echte Hilfe erforderlich ist, einzugreifen.
Die Welt ist nicht mehr unser Maßstab, sondern Jesus Christus und der Glaube, der sich an ihn bindet, der auf ihn hört, auf ihn sieht und sich fragt: Was würde Jesus an meiner Stelle tun?
Ich fasse es mal ganz einfach zusammen: Wenn es um die Heilsgewissheit geht, dann hat das neue Leben, der Heilige Geist, die Wiedergeburt in mir etwas verändert. Es zeigt sich ein neues Verhalten, erstens gegenüber der Heiligen Schrift. Die Bibel ist kein Märchenbuch mehr, keine Sammlung von Sagen, Fabeln und Legenden, sondern ein Tatsachenbuch. Ich vertraue der Bibel in jeder ihrer Aussagen.
Zweitens hat die Neugeburt auch mein Verhältnis zu mir selbst verändert. Ich sehe mich nicht mehr so toll und vergleiche mich nicht mehr mit anderen, bei denen ich immer noch ganz gut dastehe. Stattdessen sehe ich mich trotz der Wiedergeburt immer noch als einen Sünder, der von der Vergebung des Herrn lebt, wenn auch als ein Geretteter – Gott sei Dank.
Aber ich brauche immer noch die Reinigung durch den Herrn. Das heißt, ich lebe im Selbstgericht. Hoffentlich erinnern wir uns an diesen Ausdruck.
Drittens hat sich mein Verhalten zu Gott verändert. Bis dahin war er vielleicht der zürnende Gott, der ferne Gott oder mir auch gleichgültig, je nachdem, wie ich aufgewachsen bin. Jetzt ist er mein liebender Vater, dessen Liebe ich erwidere durch freiwilligen Gehorsam.
Ach, da hätte ich noch eine schöne Geschichte erzählt, aber es wird jetzt zu spät. Die muss ich ein anderes Mal erzählen. Könnt ihr mich daran erinnern? Es geht um einen Sklaven in Afrika. Da gibt es so eine tolle Geschichte mit der Freiwilligkeit. Aber wir haben jetzt nicht mehr so viel Zeit.
Also diene ich dem Herrn freiwillig. Ich will seinen Willen tun.
Viertens habe ich ein neues Verhältnis zu den anderen Kindern Gottes. Das sind nicht verschrobene, dumme Leute, die keine Ahnung haben und denen man alles erzählen kann. Nein, sie sind meine geliebten Brüder und Schwestern im Herrn, denen ich Gutes erweisen darf.
Fünftens ist auch mein Verhältnis zur Welt anders geworden. Der Maßstab für mich ist nicht mehr die Welt, sondern Christus und das, was ihm gefällt.
Jetzt kann sich jeder selbst prüfen: Ist das auch bei mir der Fall? Und wenn jemand hier ist, der irgendwo Probleme hat, die Konferenz geht ja noch bis morgen Nachmittag. Hier gibt es genügend Brüder und Schwestern, die helfen können, mehr Klarheit zu bekommen.
Wenn ihr Leute in eurem Umfeld habt, die noch Probleme mit der Heilsgewissheit haben, versucht ihnen auf diese Art und Weise zu helfen. Dieses kleine Traktat, das ich habe – ich habe die Hauptpunkte nur ganz kurz zusammengefasst – hat schon sehr vielen Leuten geholfen.
Ich bin jetzt nicht mehr dazu gekommen, es zu falten. An sich ist es so, aber ich habe gedacht: Wer hier hinkommt, der wird das auch noch schaffen. Das ist richtig so, wie es sich gehört.
Und wie gesagt: Seelsorge, die Seelsorge des Herrn, ist ja unser Hauptthema, wie er mit uns umgeht.
Ich möchte noch einmal sagen: Eines der wichtigsten Dinge im Hinblick auf die Heilsgewissheit möchte ich noch anführen. Es fällt mir gerade ein, ein Bild von Wotschmanie, das ganz hervorragend ist.
Dort gehen drei Männer über eine hohe, schmale Mauer. Der Erste heißt Mr. Tatsache, der Zweite, der hinter ihm läuft, Mr. Glaube, und der Dritte, Mr. Erfahrung, nennt er ihn, aber ich nenne ihn jetzt mal in diesem Gleichnis Mr. Gefühl.
Also: Erster ist Mr. Tatsache, zweiter Mr. Glaube, dritter Mr. Gefühl.
Mr. Tatsache läuft natürlich immer geradeaus, kein Schwanken nach rechts oder links, immer stracks. Mr. Glaube läuft auch hinter ihm her, solange er auf den Vordermann schaut – genau so! Ohne Schwanken und Wanken, keine Probleme.
Aber plötzlich fällt Mr. Glaube ein: Wo bleibt denn Mr. Gefühl? Ist er eigentlich auch noch hinter mir? Und er schaut sich um – was passiert? Er fällt herunter.
Wenn wir uns zu viel Sorge um das Gefühl machen, dann bekommen wir Probleme: Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Wenn wir uns mit den Tatsachen beschäftigen und den Tatsachen der Heiligen Schrift glauben, brauchen wir uns keine Sorgen wegen Mr. Gefühl zu machen. Der bleibt hinter uns. Das Gefühl wird uns begleiten.
In der Weise, wie ich zum Beispiel glaube, dass der Herr mir alles vergeben hat, werde ich auch ein sehr glücklicher Mensch sein. Das ist ein Glücksgefühl, Freude und manches andere mehr.
Wenn ich das aber nicht mehr glauben kann, werde ich traurig werden. Das ist auch ein Gefühl: Trauer.
Es hängt von unserer Blickrichtung ab. Schauen wir auf den Herrn, dann wird er dafür sorgen, dass wir einen Weg gehen, der zu seiner Ehre führt. Dieser Weg ist nicht dadurch gekennzeichnet, dass wir ständig in Gefahr sind, von einer Gefühlswelle überrollt zu werden, von der einen in die andere, von einem Tal ins andere, und uns kaum noch auf den Höhen des Glaubens bewegen.
Die Nähe des Herrn, die Gemeinschaft mit ihm, der Blick auf ihn und das Danken für das, was wir in ihm besitzen, was er uns alles in der Wiedergeburt schon geschenkt hat, macht uns zu Menschen, die er wirklich gebrauchen kann.
Diese Menschen wirken auch wirklich attraktiv auf andere, weil die anderen merken, dass wir etwas haben, was ihnen fehlt.