Einführung in das Thema Gebet und Gleichnisse Jesu
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 623: Anhaltendes Gebet, Teil vier.
Lasst mich das noch einmal ganz deutlich sagen: Jesus erzählt seinen Jüngern nicht viele verschiedene Gleichnisse. Etwa die Hälfte von ihnen dreht sich um das Reich Gottes.
Weitere Themen der Gleichnisse sind Jüngerschaft, Wachsamkeit, Vergebung und eben Gebet. Das Lukasevangelium legt großen Wert darauf, dass wir Jesus als Menschen kennenlernen. Deshalb wundert es nicht, dass Lukas uns sehr oft davon erzählt, dass Jesus Zeit allein mit Gott im Gebet verbringt.
Zum geistlich reifen Menschsein gehört einfach ein geistlich reifes Gebetsleben.
Um diesen Eindruck noch zu verstärken, präsentiert uns Lukas drei Gleichnisse: das Gleichnis vom bittenden Freund in Lukas 11, dann die Gleichnisse vom ungerechten Richter und vom Pharisäer und Zöllner, beide in Lukas 18.
Zusammengenommen beleuchten die drei Gleichnisse die Themen Beharrlichkeit, Ausdauer und Demut im Gebet. Allein die Tatsache, dass Jesus seinen Jüngern zu diesen Themen jeweils ein Gleichnis erzählt, sollte uns mahnen.
Wenn sich dann noch zwei Gleichnisse um fast dasselbe Thema drehen – nämlich darum, dass wir beim Beten nicht ermatten sollen – dann sollte uns diese Doppelung nachdenklich machen.
Die Herausforderung des Gebets: Misstrauen und Prioritäten
Kann es sein, dass wir als Christen in der realen Gefahr stehen, das Gebet nicht ernst genug zu nehmen? Ich glaube, das ist so. Merken wir uns gut: Gebet ist eine angefochtene geistliche Disziplin.
Das Gleichnis vom ungerechten Richter macht besonders deutlich, warum wir in der Gefahr stehen, beim Beten zu versagen. Wir laufen Gefahr, wenig oder weniger zu beten, weil wir Gott misstrauen. Wir erleben Gebet oft als eine frustrierende Erfahrung.
Wie im Gleichnis die Witwe immer wieder zu dem Richter geht und abgewiesen wird, so gibt es auch beim Beten die Erfahrung, dass wir mit unseren Bitten zu Gott kommen und sich trotzdem scheinbar nichts tut. Die logische Konsequenz aus dieser Erfahrung ist für viele: Ich fange an, Gott zu misstrauen. Ich höre auf, an einen guten Gott zu glauben. Dieses Misstrauen und der Unglaube zeigen sich dann darin, dass ich weniger bete.
Und nein, wir beten nicht deshalb wenig, weil wir so viel zu tun haben. Ich kenne die Ausrede derjenigen, die meinen, nicht genug Zeit fürs Gebet zu haben. Aber das ist eine Ausrede. Dieselben Leute, die keine Zeit zum Beten haben, finden meist genug Zeit für Hobbys, Serien oder andere nichtige Dinge. Zeit fürs Gebet ist eine Frage der Priorität.
Wer heute eine Nierenerkrankung mit Nierenversagen diagnostiziert bekommt, hat ab morgen Zeit für die Dialyse – einfach, weil er leben will. Was wäre, wenn wir dem Gebet mit derselben Priorität begegnen würden? Beten, weil wir leben wollen.
Wer sich heute verliebt, hat ab morgen Zeit, sich mit der Geliebten zu treffen. Was wäre, wenn wir unser Gebet als unsere romantische Zeit mit Gott betrachten würden?
Also nein: Wir hören nicht deshalb mit dem Beten auf, weil wir zu viel zu tun haben. Christen beten wenig oder weniger, weil es ihnen an Überzeugung mangelt, dass Gebet etwas bewirkt. Hinter diesem Mangel an Überzeugung stehen Misstrauen und Unglaube.
Deshalb erzählt der Herr Jesus genau dazu ein Gleichnis.
Das Gleichnis vom ungerechten Richter: Gottes Charakter im Fokus
Ein Gleichnis, in dem ein Vergleich gezogen wird: Wenn schon ein ungerechter Richter, dem das Schicksal anderer Menschen völlig egal ist, sich vom Drängen einer Witwe schließlich erweichen lässt und ihr Recht verschafft – einfach nur, weil sie ihn immer wieder nervt –, wie viel schneller wird sich dann Gott unseren Gebeten annehmen.
Dieses Gleichnis findet sich in Lukas 18, Verse 6 bis 8:
Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott nicht das Recht seiner Auserwählten ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien? Und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird.
Hier geht es Jesus um den Charakter Gottes. Wie ist Gott? Ist er wie der ungerechte Richter? Nein, wenn du das denkst, liegst du völlig falsch. Gott ist ein Gott, der auf seine Auserwählten hört, die Tag und Nacht zu ihm schreien. Er wird ihr Recht ohne Verzug ausführen.
Das ist die Wahrheit, das ist die Realität. Das ist der Grund, warum wir allezeit beten und nicht ermüden sollen. Es lohnt sich. Der Grund liegt im Charakter Gottes. Wir haben es mit einem Gott zu tun, der unsere Bitten sofort erhört.
Die Wirklichkeit des Gebets im kosmischen Konflikt
Und jetzt greift das, was ich in Episode 621 ausführlich erklärt habe: Wir sind nicht die einzigen Akteure im Spiel. Wir schreien zu Gott, wir beten und flehen, doch mit unseren Gebeten wirken wir in einen kosmischen Konflikt hinein.
Wir brauchen uns dabei keine Sorgen zu machen. Gott erhört unser Gebet sofort. Doch die Erfüllung hängt nicht nur von uns oder Gott allein ab.
Wenn ich jede Woche für die Bekehrung meiner Enkel bete, dann weiß ich, dass Gott mein Gebet erhört. Ich wirke mit meinem Gebet in das Leben meiner Enkel hinein. Mein wöchentliches Gebet leistet seinen Beitrag.
Aber es gibt auch andere Akteure: Okkulte Einflüsse durch Werbung oder Filme, der freie Wille, Freunde, Lehrer – und auch Opa ist nicht immer das Supervorbild im Glauben. Versteht ihr, was ich sagen will?
Wir beten, Gott erhört, aber die Erfüllung steht am Ende einer langen Reihe von Gebeten. Es braucht diese lange Reihe, um das Ziel zu erreichen.
Deshalb dürfen wir mit dem Beten nicht aufhören. Darum gibt es auch ein Gleichnis, das uns zeigt, dass wir allezeit beten und nicht ermatten sollen.
Die Rolle der Gläubigen als Gebetskrieger
Wir sind Gebetskrieger, Kinder Gottes, die auf Knien mit Worten das Böse in der Welt niederkämpfen. Wir sind nicht diejenigen mit dem Schwert oder dem Sprengstoffgürtel, sondern diejenigen mit Worten und Tränen.
Leidenschaftlich flehen wir zu Gott. Wir bringen ihm unsere Anliegen vor, durchdacht und kontinuierlich, bis aus der Erhörung die Erfüllung wird. Und dann beten wir weiter. Wir hören einfach nicht auf.
Und zwar, weil wir Gott kennen. Jesus sagt: „Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird.“ Was auch immer die Erfüllung eines Gebetsanliegens aufhält, das Problem liegt nicht bei Gott.
Aber genau hier wird Gebet zu einer Sache des Glaubens. Bete ich weiter, weil ich Gott vertraue, obwohl sich die sichtbare Erfüllung meines Anliegens hinzieht?
Was bestimmt die Intensität und die Beharrlichkeit meines Gebets? Für Jesus ist die Sache klar: Es muss mein Glaube sein.
Die abschließende Frage nach dem Glauben
Deshalb endet Jesus das Gleichnis mit den Worten aus Lukas 18,8: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“
Ein Gleichnis über das Gebet schließt also mit einer Frage nach dem Glauben. Was wird Jesus in deinem Leben finden, wenn er wiederkommt?
Er möchte, dass wir beharrlich beten und nicht nachlassen. Warum sucht er dann nach Glauben? Ganz einfach: Dein Gebetsleben offenbart deinen Glauben. Mehr als alles andere zeigt die Tiefe und Intensität deines Gebets, wie es um deinen Glauben steht.
Mein Vertrauen in Gott wird vor allem darin sichtbar, dass ich ihn anbetend suche, mich im Gebet nach seinem Reich und seinem Willen ausstrecke und ihm meine Bedürfnisse, meine Sünden sowie meine Ängste anvertraue.
Jesus war ein Beter. Er betete, weil er die Bedeutung des Gebets kannte. Er vertraute seinem Vater völlig – und wir sollten es ihm nachahmen.
Wie gelingt uns das? Ganz einfach: indem wir allezeit beten und nicht ermatten.
Schlusswort und praktische Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Gib deinem Gebetsleben einen neuen Schub und bringe es auf ein neues Niveau.
Das war es für heute.
Im Internet gab es viele Spekulationen über die Rückkehr Jesu am 23. oder 24. September. Mein Tipp: Lösche jetzt alle Abonnements auf YouTube von Kanälen, die sich an solchen Spekulationen beteiligt haben.
Meide Irrlehrer und falsche Propheten.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lass dich in seinem Frieden leben. Amen.
