Dank dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewig.
Das soll uns heute Morgen zusammenführen: Wir wollen den Herrn preisen – und zwar nicht nur äußerlich, sondern aus einer tiefen, erlebten Dankbarkeit heraus. Ich freue mich, dass Sie sich hier eingefunden haben, und lade Sie ein, gemeinsam unseren Gottesdienst mitzugestalten.
Lassen Sie uns einstimmen in das Lied „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“ (234), die ersten drei Verse.
Herr, himmlischer Vater, nicht nur mit Worten und Tönen wollen wir dich besingen. Wir möchten aus der Tiefe unseres ganzen Wesens dir sagen, wie sehr uns deine Güte bewegt und wie wir deine Liebe erfahren haben – nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern in unserem ganzen Leben bis heute.
Herr, es tut uns leid, wo wir oft blind waren für deine Spuren, die wir doch sehen konnten – Zeichen deines Handelns. Darum erwecke heute unser Verständnis, damit wir erkennen, wie du uns von allen Seiten mit deinen Gaben überschütten willst.
Wir wollen dir heute Morgen danken, dass du uns das Leben bis heute erhalten hast, dass du uns versorgt hast und uns durch viele dunkle Zeiten hindurchgeführt hast. Du hast uns Freiheit geschenkt und den Frieden erhalten – das war nur dein Wunder.
Jetzt bitten wir dich, dass wir noch mehr erkennen, warum du uns so reich beschenkst. Lass uns deine Liebe erkennen, mit der du uns zu dir ziehen willst.
Gib uns heute offene Ohren, um dein Wort zu vernehmen, und lass keinen unter uns sein, der jetzt dein Angebot nicht annimmt, der nicht Heimkehr zu dir und Frieden mit dir macht.
Wir wollen jetzt in der Stille all das dir sagen, was uns wichtig ist – unseren Dank vor dir.
Dank sei dir, dass du keinen übersiehst! Amen.
Einführung in die biblische Geschichte und Erntedank
Wir lesen den Anfang unseres Predigttextes in 2. Könige 4,8.
Wir kommen jetzt in der Reihe beim Propheten Elisa an diesen Abschnitt, der auch gut zu unserem Erntedankfest passt.
Vers 8:
Und es begab sich eines Tages, dass Elisa nach Schunem ging. Dort war eine reiche Frau, die nötigte ihn, bei ihr zu essen. So oft er dort vorbeikam, kehrte er bei ihr ein und aß bei ihr.
Sie sprach zu ihrem Mann:
„Siehe, ich merke, dass dieser Mann Gottes heilig ist, der immer hier durchkommt. Lass uns ihm eine kleine Kammer oben machen und Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter hineinstellen, damit er dort einkehren kann, wenn er zu uns kommt.“
Und es begab sich eines Tages, dass Elisa dort einkehrte, sich oben in die Kammer legte und darin schlief.
Danach sprach er zu seinem Diener Gehasi:
„Ruf die schöne Mitterin!“
Als Gehasi sie rief, trat sie vor ihn.
Elisa aber hatte zu Gehasi gesprochen:
„Sage ihr: Siehe, du hast uns all diesen Dienst getan, was soll ich dir tun? Brauchst du Fürsprache beim König oder beim Feldhauptmann?“
Sie sprach:
„Ich wohne sicher unter meinen Leuten.“
Elisa sprach:
„Was soll ich dir dann tun?“
Gehasi sprach:
„Ach, sie hat keinen Sohn, und ihr Mann ist alt.“
Er sprach:
„Ruf sie her!“
Als er sie rief, trat sie in die Tür, und er sprach:
„Um diese Zeit übers Jahr sollst du einen Sohn bekommen.“
Sie sprach:
„Ach nicht, mein Herr, du Mann Gottes, täusche deine Magd nicht!“
Die Frau war schwanger und gebar einen Sohn um dieselbe Zeit übers Jahr, wie ihr Elisa zugesagt hatte.
Wir lesen nachher vor der Predigt die Geschichte noch fertig. Wir fahren fort in 2. Könige 4,18.
Die Herausforderung der verborgenen Not
Ich habe zuerst auch gedacht, passt das zum heutigen Tag, aber es passt ganz gut. Als das Kind jedoch groß wurde, begab es sich, dass es hinausging zu seinem Vater zu den Schnittern und sprach zu seinem Vater: „Oh mein Kopf, oh mein Kopf.“ Das passt ganz gut, auch weil heute manche durch die Wetterlage ein wenig starke Kopfschmerzen haben.
Er sprach zu einem Knecht: „Bringe ihn zu seiner Mutter.“ Und er nahm ihn und brachte ihn hinein zu seiner Mutter. Sie setzte ihn auf ihren Schoß bis zum Mittag, da starb er.
Sie ging hinauf und legte ihn aufs Bett des Mannes Gottes, schloss zu und ging hinaus. Dann rief sie ihren Mann und sprach: „Schicke mir einen der Knechte und eine Eselin. Ich will eilend zu dem Mann Gottes und bald zurückkommen.“ Er fragte: „Warum willst du zu ihm? Ist doch heute weder Neumond noch Sabbat?“ Sie antwortete: „Lass es gut sein.“
Sie sattelte die Eselin und sprach zum Knecht: „Treib an und halte mich nicht auf beim Reiten, bis ich dir sage.“ So zog sie hin und kam zu dem Mann Gottes auf den Berg Karmel.
Als der Mann Gottes sie kommen sah, sprach er zu seinem Diener Gehasi: „Siehe, die schöne Mitterin ist da. So lauf ihr nun entgegen und frage sie, ob es ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn gut gehe.“ Sie antwortete: „Gut.“
Als sie aber zu dem Mann Gottes auf den Berg kam, umfing sie seine Füße. Gehasi trat herzu, um sie wegzustoßen, aber der Mann Gottes sprach: „Lass sie, denn ihre Seele ist betrübt, und der Herr hat es mir verborgen und nicht kundgetan.“
Es sind Zeichen der Propheten Gottes, wie sie uns die Bibel beschreibt, dass es keine Alleskönner waren, sondern Menschen mit einer begrenzten Vollmacht. Fallen Sie nie auf Leute rein, die so tun, als ob sie im Namen Gottes alles könnten. Selbst Elisa hat Dinge, die ihm Gott verborgen hat, sogar im seelsorgerlichen Bereich. Kein Wunder, dass es bei ihnen nicht anders ist.
Sie sprach: „Wann habe ich einen Sohn erbeten von meinem Herrn? Habe ich nicht gesagt, du solltest mich nicht täuschen?“ Er sprach zu Gehasi: „Gürte deine Lenden und nimm meinen Stab in deine Hand und geh hin. Wenn dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht. Und grüße ich jemanden, so danke ihm nicht. Lege meinen Stab auf das Angesicht des Knaben.“
Aber die Mutter des Knaben sprach: „So der Herr lebt und so du lebst, ich lasse nicht von dir.“ Da machte er sich auf und ging ihr nach.
Gehasi aber ging vor ihnen hin und legte den Stab dem Knaben aufs Angesicht. Da war jedoch keine Stimme und kein Empfinden. Er ging zurück zu Elisa und sagte ihm: „Der Knabe ist nicht aufgewacht.“
Als Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf seinem Bett. Er ging hinein, schloss die Tür hinter sich zu und betete zu dem Herrn. Dann stieg er aufs Bett, legte sich auf das Kind, legte seinen Mund auf den Mund des Kindes, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände. Er breitete sich über ihn.
Da wurde der Kindesleib warm. Elisa stand wieder auf, ging im Haus einmal hierhin und dorthin, stieg wieder aufs Bett und breitete sich über ihn. Dann nieste der Knabe siebenmal. Danach tat der Knabe seine Augen auf.
Elisa rief Gehasi und sprach: „Ruf die Schunemitterin!“ Als er sie rief, kam sie zu ihm. Er sprach: „Da, nimm deinen Sohn.“ Da kam sie, fiel nieder zu seinen Füßen, neigte sich zur Erde, nahm ihren Sohn und ging hinaus.
Die Größe Gottes in der Schöpfung und menschliche Sehnsucht
Ein großer, gewaltiger Danktag! Ich weiß nicht, wie Sie in diesem Jahr die Größe Gottes erlebt haben. Vielleicht war es in Ihrem Urlaub, als Sie über die Schönheit der Schöpfung Gottes gestaunt haben. Wir können überwältigt werden, wenn wir das Mächtige, das Große, das unendlich Weite sehen.
Zum Beispiel in der Gewalt des Meeres, der Berge oder eines Vulkans. Oder wenn man an einem Sommertag still auf einer Wiese liegt und die Gräser, Blüten und Insekten beobachtet: Herr, wie sind deine Werke so groß und weit! Wenn man dann ein wenig den Geheimnissen Gottes nachgeht und immer tiefer in das Wunderwerk der Schöpfung hineinschaut, kann man nur staunend und anbetend stehenbleiben, so meine ich.
Für uns als Menschen der Großstadt ist die Natur heute besonders faszinierend. Was das für uns bedeutet? Wir haben unsere Geranien und Fuchsienkästen vor den Fenstern, was die anderen, die stolzen Gartenbesitzer, vielleicht zum Lachen bringt. Es ist ein Stück Lobpreis Gottes.
Ich verstehe unsere Generation sehr gut, die sagt, wir haben eine ganz besondere Liebe zu dem Grünen, zu dem, was wächst, zu den Bäumen und zur Natur. Wir wollen wieder zurück zur Natur. Wirklich, das ist entscheidend groß und wichtig.
Ich möchte Sie immer daran erinnern, dass wir das gerade heute in unserer Zeit nur ein wenig anders tun als manche unserer Zeitgenossen. Für uns ist die Natur nicht nur ein Rückzugsort, an dem wir sagen, man müsste alles wieder so machen, wie es früher einmal war. Stattdessen sehen wir in der Natur, in all ihrer Schönheit, am Ende doch nur die Spuren Gottes. Es sind die Werke der Hand Gottes.
Das bewahrt uns davor, die Natur als das Höchste anzusetzen. Größer ist der Herr, der uns gerufen hat und dem wir dienen.
Darum gefällt mir auch das Lied von Philipp Spitta immer so gut: "Freut euch der schönen Erde", denn dort werden all die Schönheiten der Welt aufgezählt. Dann heißt es, dass das nur Geschöpfe sind aus des Höchsten Gottes Hand, hingesät auf seines Thrones weites, glänzendes Gewand.
Wenn am Schemel seiner Füße und am Thron schon solch ein Schein ist, ach, was wird an seinem Herzen erst für Freud und Wonne sein! Danach sehnen wir uns.
Die Natur mit ihrer ganzen Schönheit ist für uns genauso empfunden wie für unsere Zeitgenossen. Aber wir sehen noch dahinter und wollen ans Herz Gottes vordringen. Das alles ist ja nur ein schwacher Vorgeschmack dessen, was uns Gott schenken will.
Darum freuen wir uns an der Natur und schauen doch dahinter – auf die Werke seiner Hand.
Die Erfahrungen einer Frau mit Gottes Wort und Gütern
In unserem Abschnitt werden uns Erfahrungen mitgeteilt – Erfahrungen, die eine Frau in dieser Schöpfung Gottes macht. Sie ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der großen, herrlichen Welt.
Ich möchte nun so vorgehen, wie Sie es vielleicht an einem Sommertag getan haben, als Sie an einer Stelle auf der Wiese lagen und die Insekten beobachteten. Schauen Sie einmal diese Frau an und die Erfahrungen, die sie macht. Mir sind dabei drei Erfahrungen besonders wichtig.
Zuerst macht sie die Erfahrung, dass die vielen Güter nicht satt machen. Die vielen Güter machen nicht satt. Sie war eine wohlhabende Frau. Es steht da, sie war reich. Die Frau hatte nie Geldprobleme, sie hatte immer genug bei sich, auch auf dem Kontostand war stets genug vorhanden. Wenn sie einkaufen ging, waren die Taschen übervoll. Übrigens, wie bei uns – seien wir doch mal ehrlich.
Eine Frau, die viel hat und die genug in ihr Haus tragen kann – warum ist das wichtig zu erwähnen? Weil die Leute, die wohlhabend sind, meinen, sie müssten eigentlich immer noch mehr haben. Sicher sitzen viele heute unter uns, die denken, sie müssten noch mehr besitzen. Die vielen Güter, die Gott uns geschenkt hat, machen unzufrieden. Sie machen nur noch hungriger und gieriger.
Und in der Tat ist bei uns, 40 Jahre nach dem schrecklichen Zusammenbruch und nach der Hungerzeit, die viele von uns noch erlebt haben, das materielle Denken schlimmer denn je. Wir sind ganz gepackt von den irdischen Sorgen und bemühen uns nur um diese Dinge, die wichtig sind für das äußere Leben. Wie kann man noch mehr Geld verdienen? Wie kann man sich noch mehr einsetzen?
Aber diese Frau, obwohl sie eine wohlhabende, eine reiche Frau war, war völlig anders. Das ist ungewöhnlich, wenn man bedenkt, was Jesus auch von den Reichen sagt. Unser Volk gehört ganz bestimmt zur Spitze der Reichen in der Welt heute. Jesus hat davon gesprochen, dass die Reichen meist nie nach etwas anderem schauen als nach den Gütern dieser Welt.
Die Frau war anders. Sie war offen für Gottes Wort und hörte hin, als der Prophet Gottes durch Schunem zog. Das ist ungewöhnlich, denn reiche Leute haben sonst normalerweise keine Zeit für Gottes Wort. Sie sagen vielleicht: „Es ist gut, dass es mir so gut geht“, aber dass sie hinhören, ob Gott ihnen noch mehr zu sagen hat, ist ungewöhnlich.
Wie hat Jesus das im Gleichnis gesagt? Der Betrug des Reichtums macht die Menschen so hart, dass sie gar nicht mehr offen sind für das Wort Gottes. So heißt es im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld: Der Betrug des Reichtums verhindert, dass das Wort Gottes aufgehen kann.
Aber bei dieser reichen Frau von Schunem war es anders. Sie konnte hören, und sie lud den Propheten zu sich ein. Wir können daraus etwas Wichtiges lernen: Die vielen Güter, die sie hat, machen sie nicht selbstsüchtig, so wie wir oft immer mehr anhäufen wollen. Stattdessen sagt sie: „All die Güter, die ich habe, möchte ich einsetzen, damit das Wort Gottes weitergegeben wird, damit der Prophet auch hier in Schunem bleiben kann.“
Ob sie das heute noch so praktizieren in unseren Häusern – und die haben wir ja inzwischen auch – in unseren Wohnungen ist es merkwürdig, dass wir Platz geschaffen haben für alles, was wir nötig haben. Doch oft ist kein Platz mehr da für Gäste. Auch für die Gäste, die uns Gott ins Haus schickt.
Wir sind darüber sehr arm geworden. Wenn Sie einmal eine Reise in die Ostblockstaaten machen, werden Sie kaum ein christliches Haus und eine christliche Familie finden, die nicht ihr „Prophetenstübchen“ hat, wie sie es nennen, für die durchreisenden Prediger. Denn sie sagen: „Die brauchen wir. Sie bringen uns in dieser Zeit der Dürre und der Verfolgung das Wort Gottes weiter.“
Und alles, was sie haben – das ist viel weniger als wir – wird nur dazu benutzt, dass sie teilhaben am Wort Gottes, das Reden Gottes hören.
Die Botschaft des Propheten Elisa und die Bedeutung des Glaubens
Ich habe mich besonnen, was wohl Elisa gepredigt hat. Nicht, dass Sie meinen, ich trage etwas in die Geschichte hinein, aber wir dürfen uns ruhig Gedanken machen: Was hat denn wohl Elisa gepredigt? Das ist einfach zu sagen.
Er hatte diese Botschaft mitzuteilen: Ihr habt euch von Gott mit eurem Leben entfernt. Ihr beschäftigt euch nur noch mit den Dingen des Alltags – euer Beruf, eure Arbeit, das Geld und das Essen. Ihr müsst doch wissen, dass Gott euch nach seinem Plan geschaffen hat. Gott sucht euch, und Gottes Liebe will euch begegnen.
Die Frau hörte hin – sie hatte eine wahre, hungrige Seele, nicht nach Gütern, sondern sie suchte den lebendigen Gott. Wenn sie den Propheten oder, wie sie sagte, den heiligen Mann in ihr Haus einlud, dann war ihr das ganz wichtig. Sie wollte, dass er ihr Haus mit seiner Gegenwart ehrte und heiligte.
Es war sicher nicht leicht, oben das Prophetenstübchen einzurichten. Was hat sie denn gemacht? Wo sind unsere Heimwerker? Sie hat sich eine Zwischenwand irgendwo in einem Zimmer eingezogen. Wie sie heißt, richtete sie oben ein Zimmer ein. Denn es stand keines leer, und in den Häusern war nicht viel Platz. Sie hat eine Zwischenwand eingezogen und dann ein paar Möbel gekauft. Es braucht nicht teuer zu sein, man kann es bei Ikea machen. So genügte ein kleines, schönes Stübchen, wo er wenigstens wohnen konnte.
Damit er einkehren kann – ich halte nichts davon, dass unser Leben durch Menschen geheiligt wird, auch nicht durch Christen. Und Sie werden bestimmt mit Christen nicht immer gute Erfahrungen machen. Wir tragen alle unsere Schwächen an uns herum, und bestimmt auch Elisa, ein Mensch wie wir, mit all den angeborenen Schwächen seines Charakters. Aber ich finde, das ist ein gutes Wort.
Zu unserem heutigen Erntedankfest: Reiche Leute, die Gott mit allem versorgt hat, was nötig ist, die Lebenskraft haben, Güter besitzen und heute Morgen satt sind, die ein Dach über dem Kopf haben, brauchen keinen Mann Gottes zu sich einladen. Ich wollte, dass in ihrem Haus Jesus wohnt und in ihrem Herzen – der heilige Mann Gottes.
Sie ist doch nicht aus der Luft gegriffen, und sie will seine Stimme hören. Ach, und ich wollte Sie daran erinnern, wie traurig Jesus war, als er damals die Fünftausend gespeist hatte. Die Menschen waren ganz begierig und liefen Jesus nach. Doch er sagte: „Ach, ihr sucht mich doch bloß, weil ihr gegessen habt, weil euer Bauch satt ist.“
Es geht nicht um äußere Sättigung. Merkt nicht, dass Speise nötig ist, die euer Leben erst völlig verändern kann, die euch Frieden, Geborgenheit und Freude schenkt. Das ist heute Morgen wichtig: Dass wir uns nicht mit Gütern sättigen, sondern Gottes Wort aufnehmen. Jesus ist das Wort Gottes, das eine Wort, dem wir im Leben und im Sterben zu gehorchen haben.
Und das gehört mitten hinein ins Erntedankfest, weil es die größte Gabe ist.
Die Realität von verborgener Not und menschlichem Leid
Das war die erste Erfahrung: Die Gaben machen nicht satt, die Güter machen nicht satt.
Zweitens gibt es so viel verborgene Not. Im letzten Jahr habe ich in Nordthailand ein Erntedankfest der Buddhisten miterleben können. Wenn ich unterwegs bin und Missionen besuche, darf man normalerweise nicht in die Götzentempel gehen. Es wäre ein schlechtes Beispiel, wenn eine Christin einen Götzentempel betritt.
Doch ich hatte dort die Gelegenheit, bei einem Stadtrundgang, an dem ich unabhängig teilnahm, in einen buddhistischen Tempel zu gehen. Dort waren all die Mönche mit ihren gelben Kutten. Die Leute kamen mit ihren Körben, und es sah aus wie bei uns am Erntedankfest.
Sie hatten keinen Altar, sondern in der Mitte stand ein großes Huhn aus Pappmaché. Vor diesem Huhn legten sie ihre Körbe nieder, so wie es die Kinder im Kindergarten später im zweiten Gottesdienst machen. Da dachte ich: Halt mal, ist das bei uns wirklich so ganz anders? Es ist ja auch ein wunderbares Zeichen der Natur, dass das Huhn jeden Tag prompt sein Ei legt.
Ich wollte, ich wäre ein Huhn, hätte nichts zu tun, legte nur ein Ei und hätte sonntags frei – das war früher ein Schlager. Also das Huhn funktioniert mit der Fruchtbarkeit der Natur. Das hat die Völker zu allen Zeiten fasziniert. Es klappt einfach. Und wieder hat es funktioniert: Die gelben Rüben und die Rettiche sind gewachsen, die Äpfel und so eine tolle Zucchini, die aussieht wie eine Keule vom Riesengoliath. Was alles in der Natur wachsen kann – es ist doch bezaubernd, man steht staunend da.
Aber was ist der Unterschied bei uns Christen zu den vielen Heiden? Damals, zu Elisas Zeiten, wurde Baal verehrt, die Fruchtbarkeit. Sie verbanden das mit einem gräulichen, nackten Frauenbild, das in den Götzentempeln stand – dem Aschera-Bild. Sie sagten, das sei die Kraft, die sie am Leben erhält. Das bestimmte das ganze Leben mit seinen sexuellen Gewohnheiten.
Ist das heute eigentlich viel anders? Man sagt: „Wunderbar, wir sind versorgt, uns geht es gut, lieber Gott, vielen Dank, dass alles bei uns noch klappt, dass wir satt sind, dass wir am Mittagstisch sitzen können.“ Der Tisch ist reich gedeckt. Jetzt achten Sie mal darauf, wie Jesus sprach: Er forderte Dankbarkeit, und die brauchen wir auch für die Gaben. Es soll niemand geben, der Gott nicht täglich vielfach dafür preist. Aber Jesus ließ es nie dabei bewenden.
Er sprach von der Schönheit der Natur, von den Lilien auf dem Feld, von den Geheimnissen der Schöpfung. Doch er sprach auch immer von der Not, die in dieser Natur sichtbar wird. Und das ist unser Vorrecht als Christen, dass wir am heutigen Erntedankfest sagen dürfen: Auch all denen, die heute im Grünen ihr Heil suchen – die Natur heilt meinen Seelenschmerz nicht.
Viele Menschen sagen morgen: „Am Sonntag gehe ich durch den grünen Laubwald, und das ist schön.“ Wenn Sie wüssten, mit welcher Inbrunst ich durch den grünen Wald gehe! Da lebe ich auf, ich weiß das. Aber es heilt nicht meine Not, auch nicht meine verborgene Not.
Das Zwitschern der Vögel ist herrlich, unbeschreiblich schön. Doch es tröstet nicht die Verzweifelten, die am Leben verzweifeln. Darum ist es so groß in dieser Geschichte, dass die Frau eine Erfahrung mit Gott macht, die an der Natur leidet. Diese Frau ist eine tolle Frau.
Es gibt Menschen, die werden mit dem Kummer ihres Lebens nicht leicht fertig. Die Frau wurde fertig, sie hat es „unter die Füße bekommen“. Als Elisa sie fragt, ob ihr etwas fehlt, sagt sie: „Mir fehlt nichts.“ Dabei hat sie einen großen Kummer. Aber sie redet mit niemandem darüber.
Es ist auch bei uns ein Zeichen von Größe, dass wir mit niemandem darüber reden. Niemand soll es merken. „Ach, das haben wir schon auf die Seite gelegt.“ Gehasi war ein Seelsorger und hat es geahnt: Sie hat kein Kind.
Ich will gar nicht viele Worte machen, weil es nur im Herzen derer sticht, die diese Not schon so tief erschüttert hat. Diejenigen, die Kinder haben, wissen gar nicht, wie furchtbar das Leiden derer ist, denen Gott diese Gabe versagt hat. Aber das ist nur ein Teil, wo die Natur uns auch zur Not wird.
Diese Natur ist nicht unser Heil, sie ist nicht das Paradies, sie ist gestört. Es gibt Eltern, die haben ein Kind, aber dieses Kind ist krank und schwach. Man kann kaum darüber reden, wie schwer das ist. Es gibt Eltern, die haben ein Kind, das gesund war, immer gute Noten schrieb und Preise gewann. Doch heute geht es auf Wegen, die furchtbar sind. Den Eltern bricht das das Herz.
Da tröstet sie nicht das Rauschen der Tannenwipfel, und sie können nicht vor der Henne stehenbleiben und sagen: „Ach, die legt doch ein Ei, wunderbar.“ Die Not unseres Lebens treibt uns zu Gott, so wie die Frau, die nicht einmal mit ihrem Mann darüber reden kann. Sie läuft zu Elisa und bringt es nicht einmal über ihre Lippen – so schwer ist ihr Leid.
Was ist passiert? Das Kind, das Gott ihr schenkte – und das kann Gott schaffen. Er schenkt wunderbarerweise auch dort, wo es natürlich unmöglich scheint, seinen Kindern Gaben. Doch später kommt die große Enttäuschung. Es gibt so viele Enttäuschungen: Der Arbeitsplatz ist notvoll, man findet keine Arbeit, man wird nicht geachtet an seinem Platz, man muss Unrecht ertragen.
Diese Mutter muss das Furchtbare erleben, wie man ihr dieses Kind bringt, und sie weiß nicht, was sie tun soll. Es stirbt ihr in den Armen. Davon möchte ich am Ende des Dankesfestes sprechen, denn darum geht es. Da will unser Herr in diese Not hineinreden.
Ich weiß nicht, was es bei Ihnen heute ist. Um diese Sache geht es. Das ist die Welt, in der wir leben.
Die Grenzen menschlichen Könnens und die Kraft des Gebets
Der zweite Punkt betrifft die Erfahrung: Es gibt viel, viel verborgene Not. Drittens stehen wir an der Grenze unseres Könnens.
Als Elisa hört, dass diese Frau ihr Herz ausschüttet, ist er bewegt. Er schickt Gehasi los, drückt ihm den Stab in die Hand und sagt: „Lauf los!“ Gehasi war als junger Mann natürlich noch schnell im Laufen, und so spurtet er los. Er kommt zu dem Raum, in dem der Leichnam aufgebahrt ist, im sogenannten Prophetenstübchen, und legt den Stab auf das Kind. Doch nichts passiert. Nichts.
Das ist gut so. Und genau das steht in der Bibel, weil manche meinen, wenn man von Gott beauftragt ist, müsse alles immer ruhig und reibungslos ablaufen. Dann müsse es sofort mit Wundern knallen. Aber hier kommt Gehasi hin, und es passiert nichts. Es gibt Menschen, die sich vielleicht enttäuscht abwenden und sagen: „Du hast auch nichts vermocht. Wir haben dich geholt, und es hat nichts genützt.“
Ich war gestern Abend in einer Gemeinde in Württemberg. Dort erzählten sie mir von großer Not. Sie hatten für einen Kranken gebetet, doch der Kranke starb. Jetzt herrscht große Aufregung, und manche sagen: „Ja, wir hätten doch den Wunderprediger holen müssen, der hätte es fertiggebracht. Ihr seid eben keine tauglichen Werkzeuge, ihr seid nicht von Gott berufen.“
Sie werden merken, wie es auch bei Ihnen kommen kann. Sie dürfen wissen, dass wir alle nur begrenzte Vollmacht von Gott haben. Wie oft geschieht das in meinem Dienst: Ich will mit Menschen reden, doch sie lehnen Gottes Wort ab. Ich will Menschen trösten und aufrichten, doch ich kann nicht durch die Panzer der Schwermut dringen.
Was passiert bei Elisa, als er kommt? Was er hier tut, ist, so meine ich, fast spontan. Er wirft sich auf das Kind. Ich weiß nicht, ob das eine geistliche Methode zur Erweckung des Lebens sein soll. Wahrscheinlich war es die ganze Verzweiflung dieses Elisa, der sich vor Gott so gebärdet. Er sagt zu Gott: „Herr, ich kann dich nicht verstehen, aber ich rufe zu dir und ich lasse dich nicht los. Du segnest mich denn um dieses Kindes und dieser Frau willen.“
Dann schreit er zu Gott im Gebet. Das ist das Einzige, was Christen können. Sie haben keine magische Kraft in den Händen. Ich möchte Ihnen noch ganz deutlich sagen: Das Einzige, was wir haben, ist, dass wir zu Gott rufen dürfen im Gebet und dass wir einen Fürsprecher bei Gott haben, Jesus Christus, der für uns eintritt.
Er kann uns in seiner Freiheit auch solche überwältigenden Wunder erleben lassen. Es ist seine souveräne Freiheit, wie er es tut.
Vertrauen in Gottes Führung trotz Unverständnis
Wenn wir heute Jubeltag feiern, dann deshalb, weil wir einen mächtigen Gott im Himmel haben. Einen Gott, der Not heilt und selbst die Macht des Teufels in der Welt zerstören kann. Für ihn ist nichts unmöglich.
Ich möchte heute besonders zu denen unter uns sprechen, die sagen: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, ich verstehe nicht, was Gott mit mir vorhat.“ Ist das bei Ihnen so? Nein, das darf nicht so sein. Sie müssen wissen: Gott ist für mich. Warum? Weil er seinen Sohn nicht verschont hat, weil er Jesus für mich sterben ließ.
Jetzt bin ich sicher, dass er mich auch durch die dunklen Stunden hindurchträgt, auch wenn ich am Grab stehe, auch wenn ich durch kranke Zeiten gehe und nichts mehr sehe. Ich will mich an ihn halten, ich will schreien und rufen, und das soll mir genügen: Du bist für mich.
Ich will deine Hand fassen und mich von dir führen lassen. Das wäre herrlich, wenn wir sagen: Herr, das predigen uns auch heute die Gelben Rüben, die Äpfel, die Petersilie und was auch immer noch. Wir wollen durch deine Gaben deine herrliche Liebe entdecken.
Wir wissen etwas von der notvollen Natur in unserer Welt, und das nicht erst seit Zernobi. Schon im Sündenfall gibt es Todesröcheln und Schmerzen. Schon bei der Geburt unseres Lebens leiden und klagen Menschen, und Jesus selbst hat die Dornenkrone getragen.
Durch diese Welt ziehen wir fröhlich hindurch, weil wir einen herrlichen Heiland haben, der uns führt und der uns nicht aus seiner Hand gleiten lässt. Dem wir gehören im Leben und im Sterben. Amen!
Abschlussgebet und gemeinsames Gebet
Und nun singen wir das Lied „Zönnster Herr Jesu“ 487, alle fünf Verse.
Wir wollen beten: Lieber himmlischer Vater, es ist das Größte, dass wir unser Leben dir wieder zurückgeben dürfen zum Dienst, wo du uns brauchst in der Welt. Du hast verschiedene Platzanweisungen für uns – hier in Deutschland oder irgendwo im Dienst, dort, wo so große Not herrscht, weltweit.
Zeig uns den Platz, wo wir mit den Gaben, die du uns anvertraut hast, etwas wirken können, damit du groß werdest und dein Name gepriesen werde. Wir danken dir, dass wir auch heute die verborgene Not unseres Lebens vor dich bringen dürfen, in großer Dankbarkeit auch über all die Gaben.
Heile du das, was jeden von uns heute schmerzt. Dadurch, dass wir wissen, du führst uns auf jedem Weg und durch dich sind wir fröhliche, lobende und dankbare Menschen. Wir sind nie ohne dich, nie verlassen, nie einsam.
Wir möchten dich auch für unsere Welt bitten: In ihrem Unfrieden, in ihrer ganzen Not setze du die Christen überall zum Segen und stärke deine leidende, angefochtene und verfolgte Gemeinde.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
