Ich schaue mir jetzt gerne mit euch die Fortsetzung des Textes aus dem ersten Timotheusbrief an. Wir sind angekommen im ersten Timotheusbrief, Kapitel 3, und dort geht es um die Qualifikation der Ältesten.
Damit wir den Zusammenhang noch einmal im Sinn haben, werde ich zunächst die Verse 1 bis 7 lesen. In diesen Versen geht es um die Ältesten. Später werden dann die Diakone besprochen.
Also, 1. Timotheus 3,1-7:
Glaubwürdig ist das Wort: Wer nach einem Aufseherdienst trachtet, der begehrt eine vortreffliche Tätigkeit. Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfreundlich, fähig zu lehren, nicht der Trunkenheit ergeben, nicht gewalttätig, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig.
Er soll einer sein, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder in Unterordnung hält mit aller Ehrbarkeit. Denn wenn jemand sein eigenes Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? Er darf kein Neubekehrter sein, damit er nicht aufgeblasen wird und in das Gericht des Teufels fällt.
Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben vor denen außerhalb der Gemeinde, damit er nicht in üble Nachrede und in die Fallstricke des Teufels gerät.
Das Streben nach dem Ältestenamt und die Bedeutung von Untadeligkeit
Wir haben uns beim letzten Mal bereits Gedanken über die ersten Verse gemacht. Ich habe gesagt, dass es durchaus erstrebenswert ist, ein Ältestenamt zu erhalten. Hier steht nicht, dass man nur abwarten muss, sondern man kann aktiv danach streben. Das bedeutet nicht, dass jeder, der danach strebt, es auch bekommt, aber es zeigt, dass es etwas Positives ist.
Das ist vielleicht eine Herausforderung für viele heutzutage, die eher zurückhaltend sind – sei es aus Bescheidenheit oder wegen großer Belastung im beruflichen oder familiären Bereich. Hier wird das Ältestenamt zunächst als erstrebenswert für einen Christen dargestellt.
Außerdem habe ich bereits darauf hingewiesen, dass der Begriff „untadelig“ so viel bedeutet wie: ihm ist juristisch nichts vorzuwerfen. Der Begriff hat eine gewisse Spannbreite. Das Minimum ist, dass derjenige juristisch einwandfrei ist. Das bedeutet, jemand, der ständig in Prozessen verwickelt ist oder immer wieder Bußgelder zahlen muss, ist kein gutes Vorbild für die Gemeinde. Das ist auch kein gutes Zeichen nach außen, denn er repräsentiert die Gemeinde und damit auch Jesus in der Öffentlichkeit und ist dafür nicht geeignet.
Das Extrem dieses Begriffs wäre „Sündlosigkeit“. Untadeligkeit kann also auch als Sündlosigkeit oder Vollkommenheit verstanden werden. Hier ist das wahrscheinlich nicht gemeint, höchstens als ein Ziel, das angestrebt werden soll. Wir können sagen, der Älteste soll danach streben, diese Vollkommenheit zu erreichen.
Es wird hier jedoch nicht gefordert, dass er diese Vollkommenheit bereits auf der Erde haben muss. Denn nach allem, was wir im Neuen Testament lesen – egal ob von Paulus, Petrus oder anderen – finden wir keinen, der diese Vollkommenheit erreicht hat. Das würde bedeuten, die Gemeinde bliebe ewig führerlos, und das ist hier sicherlich nicht gemeint.
Vielmehr ist das Streben danach gemeint, wenn schon.
Die Anforderungen an den Ältesten im persönlichen Leben
Dann habe ich mit „Mann“ und „Vorgesagt“, also „Mann einer Frau“, verstanden, dass hier gefordert wird, der Älteste soll verheiratet sein. Ich glaube auch, dass das gut mit dem übereinstimmt, was wir im Folgenden lesen. Dort wird ja ausführlich darauf eingegangen, dass er seiner Familie gut vorstehen soll. Das hat auch einen Vorbildcharakter oder so etwas wie einen Probecharakter für die Aufgabe in der Gemeinde.
Es gibt andere Deutungen dafür, die ich aber hierfür eher als unwahrscheinlicher halte.
Als Nächstes wird gesagt, er soll nüchtern sein. Das Wort „nüchtern“ meint im eigentlichen Wortsinn, dass er eben nicht betrunken sein soll. Also jemand, der betrunken ist, ist nicht nüchtern. Ich glaube allerdings, dass Paulus hier nicht in erster Linie auf den Alkoholkonsum eingeht. Das heißt nicht, dass Alkoholkonsum im größeren Maße für Älteste erlaubt sei, aber er geht ja später noch darauf ein. Dort sagt er, dass er kein Trunkenbold sein soll, also nicht der Trunkenheit ergeben. Da geht er noch einmal ganz besonders darauf ein.
Deshalb habe ich den Eindruck, dass er hier eine etwas andere Nuance von Nüchternheit meint. Nüchternheit kann nämlich auch so viel heißen wie Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, mit klarem Kopf an eine Sache herangehen. So wie wir das Wort heute im Deutschen verwenden, hat es eine ähnliche doppelte Bedeutung im Griechischen, also ist es doppeldeutig und hat eine gewisse Bandbreite.
Wenn er später von Trunkenheit spricht, ist die Sache ganz klar. Aber Nüchternheit wird im Deutschen heute auch nicht nur für Alkoholkonsum oder Drogenkonsum verwendet oder als Gegenteil davon, dass man das nicht hat. Hier ist, glaube ich, eher gemeint, dieses klare Kopfhaben, Sachen klar beurteilen zu können. Also im Gegensatz zu einem Träumer, einem Phantasten, einem, der nur Wunschgedanken nachjagt und die Situation nicht richtig einschätzen kann. Dabei ist das, meine ich, hier in erster Linie mit Nüchternheit gemeint.
Dann steht da Besonnenheit. Besonnenheit würde ich hier übersetzen als vernünftig, umsichtig, selbst beherrscht. Es bedeutet, seine Leidenschaften und Gefühle unter Kontrolle zu haben. Das ist jemand, der besonnen ist, der sich also nicht nur von irgendwelchen Emotionen treiben lässt. Der hat nicht plötzlich irgendwelche Ideen im Kopf, denen er nachgeht, oder ist ärgerlich über jemanden in der Gemeinde und fällt dann gleich verbal über diesen her.
Das ist eine schlechte Person als Leiter einer Gemeinde, als Ältester. Der soll besonnen sein.
Dann der Begriff „anständig“. Kosmius meint damit so viel wie ein geordnetes Leben führen, anständig sein, den Regeln des Anstandes entsprechen. Das wendet sich gegen Leute, in deren Privatleben alles irgendwie chaotisch läuft. Hier wird ja nicht gesagt, dass das beim normalen Christen nicht vorkommen kann. Es kann schon mal sein, dass einer von seiner Persönlichkeit her dahintersteht. Aber der ist dann schlecht geeignet als Ältester, wenn er das nicht etwas unter Kontrolle bekommt.
Anständig bedeutet, ein geordnetes Leben nach äußeren Regeln zu führen. Hier ist nicht ein Lob des Perfektionisten gemeint, der jedes Detail in seinem Leben geordnet hat, sondern eine Abgrenzung zu jemandem, der sein eigenes Leben nicht richtig in der Hand hat. Wenn man ihn fragt, weiß man nicht genau, was er denn jetzt in der Zukunft überhaupt will, und da läuft nicht so richtig etwas.
Jetzt ist die Frage: Warum ist das ein Kriterium für die Ältesten? Wenn einer das schon in seinem eigenen Leben nicht richtig geregelt bekommt, wie will er das dann für die Gesamtgemeinde geregelt bekommen? Das geht ja nicht. Deshalb erst mal.
Das sind ja viele dieser Kriterien, die diesen Blickwinkel hineinbringen. Wenn du der Gemeinde vorstehen willst, mit Verantwortung für das Leben anderer, hast du grundsätzlich nach christlichem Gedankengut erst mal dein eigenes Leben in die Hand zu bekommen.
Als Nächstes wird dann Gastfreundschaft erwähnt. Gastfreundlich sein hat jetzt nicht so sehr damit zu tun, dass das Leben ungeordnet ist. Hier, glaube ich, geht es mehr darum, dass du einerseits Vorbild sein sollst. Denn alle Christen sollen ja gastfreundlich sein.
Das spielte beispielsweise im Mittelalter eine ganz wichtige Rolle. Da gab es ja keine Hotels, wo man unterkommen konnte, und Reisende waren angewiesen auf die Gastfreundschaft der Frommen. Wobei fromm verstanden sich ja die meisten Menschen, sie waren ja Mitglied der Kirche.
Damals war es eine feste Verpflichtung: Wenn ein Wanderer, insbesondere ein Pilger, der zu irgendeiner Kirche will, vorbeikommt und am Abend an einer Tür klopft, bist du verpflichtet, ihn aufzunehmen. Wenn nicht, konntest du sogar juristisch belangt werden und eine Strafe bezahlen.
Im späteren Verlauf des Mittelalters hat man das eingeschränkt. Es kamen mehr Gasthöfe auf, vor allem weil es immer mehr Reisende gab, immer mehr Händler, Boote und Pilger. So wurden die einzelnen Privatleute etwas überfordert.
Denn stell dir vor, bei deiner Wohnung klopft jeden Abend nicht nur ein wildfremder Mensch und sagt: „Ja, ich will bei dir übernachten, gib mal was zu essen her“, sondern es kommen dann zehn jeden Abend. Das wird dann ein bisschen unpraktisch.
Aber man hat diese Sache der Gastfreundschaft versucht, real umzusetzen. Das finde ich interessant im frühen Mittelalter. Und es hat geklappt.
Das sollte ein Ausdruck sein, ein Zeichen der Gastfreundschaft auch gegenüber fremden Leuten. Denn Gastfreundschaft heißt ja nicht, dass du jeden Tag mit deinen engen Freunden zusammenhängst. Davon ist gar nicht die Rede, das ist ja dein Privatvergnügen.
Hier geht es um geistliche Sachen, auch Leute aufzunehmen, die du vielleicht gar nicht kennst oder zu denen du keine besondere Beziehung hast, und für diese Leute zu sorgen.
Darüber hinaus hat es ja auch noch einen direkten Bezug zur Gemeinde. Denn nur der, der gastfreundlich ist, wird die Beziehungen pflegen. Das heißt, du lädst die Leute mal zu dir nach Hause ein, die in der Gemeinde sind, um mit ihnen persönlich zu sprechen, sie auch mal persönlich zu bewirten und ihnen nahezukommen.
Das ist also ein Vehikel, eine Voraussetzung, die häufig auch bei Seelsorge eine wichtige Rolle spielen kann.
Übrigens ist das nicht nur an dieser Stelle so. Ich lese gerade noch eine Parallelstelle im ersten Petrus 4,9. Dort haben wir nämlich eine ganz ähnliche Betonung.
1. Petrus 4,9 sagt: „Seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren.“ Und das wird hier nicht nur von den Ältesten gesagt, sondern ganz allgemein. Also alle Christen sollen gastfreundlich sein.
Interessant ist noch die Randbemerkung „ohne Murren“. Scheinbar hat es in der Gemeinde auch manche gegeben, die gegeneinander gesagt haben: „Ja, jetzt muss ich das hier machen, und dann komme ich, wenn es unbedingt sein muss, heute Nachmittag.“ Da merkt man natürlich, dass der ganze Sinn der Gastfreundschaft verloren gegangen ist.
Das bringt dann ja nichts mehr.
Und wenn die ganze Gemeinde gastfreundlich sein soll, dann natürlich der, der Ältester ist, umso mehr. Das soll klar sein. Der soll auch ein offenes Haus haben und Leute damit aufnehmen.
Die Lehrfähigkeit als besondere Aufgabe der Ältesten
Dann steht da: fähig zu lehren. Das ist eine der wichtigen Aufgaben. Ich habe ja beim letzten Mal einige Stellen vorgelesen, in denen gesagt wird, dass die Ältesten die besondere Verantwortung für Leitung und Lehre in der Gemeinde tragen.
Im ersten Timotheusbrief, Kapitel 5, wird das noch einmal betont. Dort heißt es, dass man den Ältesten doppelte Ehre geben soll, besonders denen, die leiten und lehren. Lehre ist also eine ganz besondere Verpflichtung und Aufgabe der Ältesten.
Ein Ältester sollte Seelsorge betreiben. Dazu gehören auch einige der Eigenschaften, die wir bereits besprochen haben: Er soll besonnen sein, gastfreundlich und vieles mehr. Diese Eigenschaften betreffen vor allem den zwischenmenschlichen Bereich.
Daneben gibt es einen anderen wichtigen Bereich: Er soll lehren können. Was bedeutet das genau? Dieses Lehren-Können umfasst mehrere Aspekte.
Zum einen muss er die Bibel gut kennen. Wie soll er sonst lehren können, wenn er die Bibel nicht gut kennt? Darüber hinaus muss er die Zusammenhänge der biblischen Aussagen erkennen können. Es reicht also nicht aus, nur einzelne Stellen auswendig zu lernen. Lehre bedeutet auch, Zusammenhänge herstellen zu können.
Außerdem muss er eine gewisse pädagogische Fähigkeit besitzen. Das heißt, er soll schwierige Gedanken einfach erklären und anwenden können. All das gehört zum Lehren-Können dazu.
Das bedeutet aber nicht, dass er eine pädagogische Ausbildung haben muss. Nicht jeder, der beruflich Lehrer ist, erfüllt automatisch diese Qualifikation. Eine pädagogische Ausbildung kann zwar hilfreich sein, ist aber keine Voraussetzung.
Denn jemand, der gut Mathematik erklären kann, ist noch lange nicht automatisch in der Lage, biblische Wahrheiten gut weiterzugeben. Dafür sind noch andere Qualifikationen, Voraussetzungen und Kenntnisse des Wortes Gottes sowie der darin enthaltenen Zusammenhänge nötig – das ist natürlich klar.
Die Ablehnung von Trunkenheit und ihre Folgen
Dann als Nächstes wird ganz deutlich gesagt: Ein Ältester soll sich nicht der Trunkenheit ergeben.
Wir stellen uns jetzt die Frage: Warum denn nicht? Was ist schlimm an einem Alkoholiker?
Man könnte zunächst sagen, er ist vielleicht kein gutes Vorbild. Aber nehmen wir mal den Alkoholiker, dem es keiner merkt – der trinkt nur zu Hause jeden Tag seine Flasche Wodka, und das bemerkt niemand draußen.
Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, wie das möglich ist, dass das keiner merkt. Irgendwann wird es doch auffällig sein. Aber hier geht es nicht in erster Linie darum, ob andere es merken oder nicht. Vielmehr steckt darin, dass jemand, der dem Alkohol ergeben ist, meistens Auswirkungen zeigt. Das sollt ihr wissen – sei es aus eigener Erfahrung oder aus Erfahrung mit anderen.
Jemand, der viel Alkohol trinkt, sagt oft Dinge, die er bei klarem Verstand nicht sagen würde. Das ist ein schlechtes Zeichen für einen Ältesten. Stell dir vor, du führst Seelsorgegespräche, bist gerade irgendwo im Rausch und erzählst irgendwelche sachlichen Dinge. Am nächsten Morgen weißt du gar nicht mehr, welche Ratschläge du gegeben hast. Das wäre schlecht für so eine Aufgabe.
Darüber hinaus ist es kein gutes Vorbild, selbst wenn die Welt draußen nichts merkt. Es ist kein gutes Vorbild für andere. Wie willst du deiner Familie gut vorstehen?
Wir wissen insbesondere aus dem 19. Jahrhundert, dass viele Familien verarmt sind, weil die Männer das ganze Geld für Alkohol ausgegeben haben. Heute, dank günstiger Angebote, muss man nicht unbedingt pleitegehen, wenn man sich betrinken will. Doch das ist keine Entschuldigung oder Erlaubnis.
Erstens bist du kein gutes Vorbild mehr. Zweitens bist du nicht Herr deiner Sinne, das heißt, du handelst nicht mit klarem Verstand. Du bist nicht ganz zurechnungsfähig. Manche Menschen werden sogar gewalttätig, wenn sie Alkohol konsumieren. Und im Text steht ja auch, dass ein Ältester kein Schläger sein soll – das gehört ebenfalls dazu.
Darüber hinaus gibt es auch die Abhängigkeit. Dass man Alkohol meiden soll, ist nicht nur eine Sache für Älteste. Hier wird es nur besonders erwähnt. Im Alten Testament, von den Sprüchen bis ins Neue Testament, liest man immer wieder, dass übermäßiger Alkoholkonsum für jemanden, der Gott nachfolgen will, nicht akzeptabel ist.
Neben der Tatsache, dass man nicht mehr normal reagiert, ist es auch diese Abhängigkeit: Du machst dich von einem Stoff abhängig, statt die Freiheit zu erleben, die Gott schenken will.
Was hier nicht gemeint ist, ist, dass nur ein vollkommener Abstinenzler Ältester sein kann. Es wird hier ausdrücklich die Trunkenheit verboten, nicht der Alkoholkonsum an sich.
Wobei wir aufpassen müssen, wenn wir solche Einschränkungen machen. Denn meistens meinen diejenigen, die Alkohol trinken, sie seien keine Trinker. Deshalb lasst euch ruhig von anderen beurteilen, ob ihr Trinker seid oder nicht.
Ich habe schon manche Leute erlebt, die richtig alkoholabhängig sind, aber immer noch meinen, sie hätten alles unter Kontrolle. Kennt ihr vielleicht auch Raucher, die sagen: „Ich bin frei davon, ich könnte jederzeit aufhören, wenn ich wollte.“ Nur wollen sie halt nicht. Und wenn sie es dann doch versuchen, merken sie, wie schwer das ist.
Denkt daran, das Thema Alkoholkonsum mag uns vielleicht fern erscheinen. Aber laut Statistiken der Krankenkassen sind in Deutschland etwa zehn Prozent der Bevölkerung alkoholabhängig. Das heißt nicht nur, dass jemand ab und zu mal einen über den Durst trinkt, sondern dass er dauerhaft ein gewisses Quantum Alkohol braucht.
Das ist eine ziemlich einschneidende Sache. Wir können davon ausgehen, dass es so etwas auch in der Gemeinde gibt, nur nicht immer sichtbar. Deshalb ist das ein Kriterium, auf das man achten sollte.
Die Signalwirkung des Alkoholkonsums und historische Beispiele
Deshalb wolltest du gerade noch etwas dazu sagen? Ganz genau. Also, da könnten wir sagen: Selbst wenn du nur ein Glas Wein trinkst, aber du trinkst es auf dem Marktplatz, sodass die Leute neben dir die ganze Zeit sehen, wie du trinkst, dann kann der Eindruck entstehen, du bist ein Säufer – egal, ob das stimmt oder nicht. Deshalb spielt natürlich auch die Signalwirkung eine Rolle.
Wie gesagt, unterschätze das Ganze mit dem Alkohol nicht. Wenn ich jetzt eine Einschränkung mache und sage, dass Alkohol nicht total verboten ist, dann ist das nicht für die Ohren der Gemeinde gedacht, die sowieso schon ab und zu mal ein Glas trinken. Die sollten eher vorsichtiger damit umgehen.
Dazu würde ich euch empfehlen, mal ein paar Biografien aus der Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert zu lesen. Da habe ich neulich eine über Lars Levi Lestadius gelesen. Man nannte ihn den Apostel der Lappen. Mit Lappen sind hier nicht die Tücher in der Küche gemeint, sondern die Bevölkerungsgruppe in Skandinavien.
Er zog deshalb durch die Gegend, und ich habe einige seiner Predigten gelesen. Dabei dachte ich: Das ist ja richtig krass. Er sprach oft vom „Teufel Alkohol“ und so weiter. Warum? Weil die Lappen im 19. Jahrhundert zum großen Teil alkoholabhängig waren – ähnlich wie viele Indianervölker heute noch. Zum Teil waren sie einfach perspektivlos. Die große Kälte führte oft zum Trinken, und vielfach gab es Arbeitslosigkeit, die Frustration und all so etwas mit sich brachte.
Bei diesen Leuten ging die Bekehrung oft einher mit totaler Abstinenz. Übrigens war das auch in Deutschland so. Fast überall, wo die Erweckungsbewegung Fuß gefasst hatte, wurden Abstinenzvereine gegründet. Viele Leute, die mit dem Trinken zu tun hatten, kannten nur eine Regel: entweder trinken oder gar nichts.
Das war auch die Regel der Heilsarmee. Die Heilsarmee wollte die Leute von der Gosse holen. Sie sagten nicht: „Ach, passen wir uns an, trinken wir halt statt Wodka nur noch Bier, dann geht das auch.“ Nein, sie sagten: Gar nicht. Wenn du heute Mitglied der Heilsarmee werden willst, musst du bis heute versprechen, keinen Alkohol anzurühren. Sonst kannst du nicht Mitglied werden.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass wir in der Bibel eine absolute Toleranzgrenze für Alkohol finden. Das nicht. Aber es gibt immer wieder Warnungen. Die Bibel sieht ziemlich deutlich – und wir sehen es auch in der Erweckungsbewegung –, dass Alkoholkonsum sehr schnell zu zu viel Alkoholkonsum führen kann. Außerdem animiert er andere, die den Unterschied nicht mehr sehen.
Diese Menschen sehen vielleicht, dass du ein Bier trinkst, und denken dann, es sei kein Problem, auch zehn zu trinken. Es ist immer die Frage: Wie ist das Signal? Sehen die Leute den Unterschied, wie du trinkst, oder sehen sie ihn gar nicht?
Das wird hier deutlich gemacht: Das ist ein Aspekt, der eine Rolle spielt in der Öffentlichkeitswirksamkeit.
Und wie gesagt, in einer Zeit, in der Trunkenheit gar kein Problem war – damals bei den Griechen und Römern war Trunkenheit genauso normal wie heute. Trunkenheit gehörte zum Spaß dazu, wenn man irgendwo feierte.
Das heißt: Christen sollten sich nicht so verhalten wie alle um sie herum. Sie hatten außergewöhnliche Kriterien, die in der Zeit auffielen.
Gewaltlosigkeit als Voraussetzung für das Ältestenamt
Dann sollen sie nicht gewalttätig sein. Immer wieder, wenn ich das lese, denke ich mir: Haben wir es heute in den Gemeinden nicht schön? Mir ist jedenfalls nicht bewusst, dass mir schon einmal ein Ältester begegnet ist, der gewalttätig geworden wäre.
Ich weiß nicht, ob ihr das schon einmal erlebt habt – zum Beispiel in einer Ältestenversammlung, dass plötzlich jemand ausrastet, vielleicht jemand runtergeschaut wird oder so, und dann ein Faustschlag fällt. Zack, und jemand fliegt in die Ecke. Am Ende hat der Recht, der am stärksten ist.
Ich frage mich: Warum muss Paulus das schreiben? Gab es damals wirklich Leute in der Gemeinde, die eine Schlägerei angefangen haben? Anscheinend ja. Es gab offenbar Menschen, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatten und so aus sich herauskamen – vielleicht cholerische Typen, die zuschlugen, wenn ihnen etwas nicht passte.
Ich glaube, dazu muss ich nicht mehr sagen. Ich hoffe, das ist klar: Das gilt nicht. Aber wir müssen auch aufpassen. Hier steht ja nicht nur „in der Ältestenversammlung“. Das heißt, jemand, der zu Hause ständig seine Frau schlägt, ist auch nicht geeignet. Und da merken wir: Das gibt es anscheinend auch heute noch. Wenn man sieht, wie viel Gewalt in Familien vorkommt, dann ist jemand so nicht geeignet.
Wenn du hier deine Gefühle nicht unter Kontrolle hast und zu Hause deine Frau ständig schlägst, gilt das auch für den Umgang mit Kindern. Ich rede jetzt nicht von dem, was die Bibel als Züchtigung sieht, also eine zielgerichtete körperliche Züchtigung. Das ist etwas anderes, davon spricht die Bibel.
Aber wenn du deine Gefühle nicht unter Kontrolle hast und dein Kind dir „schlecht“ kommt und du dann gleich zuschlägst, merkt man: Du bist nicht geeignet. Werde erst einmal fertig mit deinem eigenen Temperament und deinen Gefühlen. Wenn du das jetzt nicht zu Hause kontrollierst, besteht immer die Gefahr, dass es auch anderswo rauskommt.
Deshalb musst du erst einmal zu Hause üben, dein cholerisches Temperament unter Kontrolle zu haben. Das heißt nicht, dass ein Choleriker nicht geeignet ist. Aber man muss seine Hand im Zaum halten. Also keine Gewalttätigkeit – nicht nur in der Gemeinde, sondern auch im Privatleben.
Die Ablehnung von schändlichem Gewinn und Geldgier
Dann steht: „Nicht nach schändlichem Gewinnstreben.“ Übrigens wird später noch einmal erwähnt, dass geldgierig sein ebenfalls falsch ist. Hier sind möglicherweise zwei verschiedene Aspekte gemeint: schändlicher Gewinn und Geldgier. Nun können wir überlegen, was das eigentlich bedeuten kann.
Zunächst könnte es heißen, dass du gar nicht nach Gewinn streben sollst, weil jeder Gewinn schändlich ist. Das könnte die Bedeutung sein – ähnlich wie Jesus vom betrügerischen Mammon spricht. Ich weiß nicht, ob euch das in Erinnerung ist: Er spricht vom betrügerischen Mammon, also vom Geld und Besitz, die eine falsche Sicherheit geben. Menschen, die darauf bauen, werden früher oder später enttäuscht.
Wir sehen das am reichen Kornbauer, am reichen Jüngling und so weiter. Diese bauen auf ihren Reichtum. Jesus sagt damit nicht, dass Reichtum generell schlecht ist, aber dass er die Menschen meistens verführt. Leute, die viel Geld haben, sind stärker in der Versuchung, auf sich und ihren Reichtum zu bauen, weil sie glauben, daraus ihr Glück zu ziehen.
Nicht nur diejenigen, die schon viel besitzen, sind betroffen, sondern auch diejenigen, die danach streben – also die Geldgierigen. Das kann auch der Arme sein, der nach Reichtum strebt. Es kann sein, dass diese Sucht oder Sehnsucht nach Reichtum und Gewinn dazu führt, dass du dein Vertrauen nicht mehr auf Gott setzt, sondern deine Aktivitäten auf etwas anderes ausrichtest.
Darüber hinaus besteht immer die Gefahr, dass jemand sein geistliches Amt für persönliche Vorteile missbraucht. Das ist etwas ganz Schlimmes: Wenn jemand das Geld, das ihm in der Gemeindeleitung anvertraut ist, für eigene Zwecke oder seinen Dienst missbraucht.
Es gibt eine Bewegung, besonders in Afrika und Südamerika, die oft nur ein Teil der charismatischen Bewegung ist: das Wohlstandsevangelium. Dort heißt es, wenn du gläubig wirst, wirst du wohlhabend. In solchen Gemeinden gibt es oft ein Aushängeschild. Man findet manchmal in Afrika Gemeinden mit originellen Namen, und der Pastor fährt dann in einem Cadillac oder Rolls Royce vor. Dann heißt es: „Siehst du, ich glaube so viel, deshalb bin ich schon reich.“
Wodurch ist er reich geworden? Durch die Spenden der Mitglieder. In vielen dieser Gemeinden sind die Leute ein, zwei, drei, vier Jahre dabei und warten darauf, wann sie selbst den Cadillac bekommen. Doch der kommt natürlich nicht. Diese Gemeinden produzieren massenhaft enttäuschte und frustrierte Christen. Denn in der Bibel ist das nirgends versprochen, und es funktioniert auch nicht. In keiner dieser Gemeinden werden die Leute reich – außer der Leitungselite.
Hier gilt also: Sei als Leiter nicht geldgierig, denn wenn du es bist, verführst du die Gemeinde genauso dazu.
Schändlich kann auch bedeuten, dass derjenige, der geldgierig ist, schneller mal ein Auge zudrückt, woher sein Geld kommt. Deshalb schändlich. Du bist nach Gewinn aus, und weil du so geldgierig bist, machst du mal ein Auge zu, woher das Geld stammt.
Ich weiß, dass es unter Christen immer wieder Diskussionen gibt, welche finanziellen Mittel man noch nutzen darf und welche nicht. Wo man noch „das“ machen kann und wo nicht. Ein Beispiel, das ich vor kurzem gehört habe, ist folgendes:
Jemand aus der Gemeinde mochte seinen Arbeitsplatz nicht mehr und wollte kündigen. Er ging zur Chefin und bat sie, ihn zu kündigen, damit er mehr Geld bekommt. Sonst gäbe es eine Sperre von, ich glaube, drei Monaten, in denen er kein Geld bekäme.
Eigentlich umgeht er damit das Gesetz, denn er will ja selbst gehen, nicht der Arbeitgeber, der ihn rauswirft. Dieser Christ hatte jedoch kein schlechtes Gewissen. Er sagte sogar, er habe so viel gearbeitet und wolle jetzt ein paar Monate Urlaub machen. Er suchte danach keine neue Arbeitsstelle, sondern meinte, er habe das Recht auf das Geld.
Hier würde ich sagen: Pass auf, das ist eigentlich nicht so gedacht. Du kannst gerne einen Richter oder Juristen fragen, ob das rechtens ist. Ich vermute, das Gesetz sieht das anders.
Oder wenn jemand staatliche Förderungen abschöpft, obwohl sie ihm gar nicht zustehen, kann das ebenfalls Geldgier sein. Du hast dann schändlichen Gewinn – also Gewinn, der nicht auf ehrliche Art und Weise, sondern durch Überschreiten moralischer und ethischer Grenzen erlangt wird. Das ist für Christen nicht akzeptabel.
Das bedeutet natürlich auch, dass du als Christ manchmal den Kürzeren ziehen kannst. Es gibt viele Leute, denen es besser geht, weil sie hier und da ein bisschen mogeln oder mauscheln.
Vor einiger Zeit sprach ich mit jemandem, der in einem Betrieb Akkordarbeit machte. Ich glaube, ich habe dieses Beispiel schon einmal genannt. In der Nachtschicht arbeiteten sie sehr schnell und hatten danach etwa eineinhalb Stunden Freizeit. Jeder schrieb jedoch auf, er habe die ganze Zeit gearbeitet.
Dieser Christ fragte sich, was er tun soll. Er schrieb es genau so auf, doch später plagte ihn sein Gewissen – zu Recht, wie ich finde. Auch wenn alle anderen etwas falsch machen, solltest du es nicht tun.
Warum wurde das falsch gemacht? Bezahlt wurden sie alle, aber hier geht es um schändlichen Gewinn: Mehr zu bekommen, als dir eigentlich zusteht und als im Arbeitsvertrag festgelegt ist. Im Arbeitsvertrag steht, du wirst für deine Arbeit bezahlt, aber nicht dafür, dass du dich anderthalb Stunden auf die faule Haut legst.
Das sind heikle Sachen, die auch schändlichen Gewinn bedeuten können. Wir müssen nicht hungern und dürfen unser Einkommen haben. Aber der Umgang mit Geld kann leicht zur Geldsucht werden, wie hier bei der Geldgier.
Das gilt für den, der wenig verdient, genauso wie für den, der viel verdient. Geldgier kann jeden treffen. Schändlicher Gewinn ist Gewinn, der nicht mit lauteren Methoden, die im Sinne Gottes sind, erzielt wird.
Das gilt für Christen allgemein, aber für Älteste erst recht nicht.
Manche Chefs verbringen die Nacht mit ihrer Sekretärin oder machen andere Dinge, die sie nicht öffentlich zeigen. Dabei feiern sie einen „Gewinn“ auf fragwürdige Weise.
Mir fällt dazu eine Geschichte ein. Ich weiß nicht, ob ich sie euch schon erzählt habe. Als junger Christ war ich in dieser Hinsicht ziemlich blauäugig.
Ich arbeitete eine Zeit lang in einem großen Hotel in Basel, dem Hotel Euler, direkt am Bahnhof SBB. Dort begegnet man gesellschaftlich abgestiegenen Menschen.
Eines Abends kam ein distinguierter, grauhaariger Mann, ein Direktor von irgendetwas. Er fragte mich, ob ich wisse, wo seine Frau sei oder wo er eine Frau finden könne. Ich antwortete, ich wisse nicht, wo seine Frau sei.
Er wich etwas aus, und später stellte sich heraus, dass er nicht seine Frau suchte, sondern eine Prostituierte.
Ich arbeitete an der Rezeption und hatte keinen blassen Schimmer, dass solche Leute auf Dienstreisen nach Prostituierten suchen.
Ein anderes Mal kam ein älterer Herr mit einer jungen, hübschen Frau auf sein Zimmer. Ich dachte, das sei seine Frau. Später sagte mir ein Nachtportier, das sei keine Frau, sondern eine Prostituierte, die er kenne.
Dieser Nachtportier wollte mir sogar Adressen von Prostituierten geben, damit ich sie weitergeben könne, wenn jemand danach fragt.
Was meint ihr, habe ich das gemacht? Nein. Wenn ich es getan hätte, würde ich euch die Geschichte heute nicht erzählen – ich hätte schamhaft darüber geschwiegen.
Ich habe es nicht getan und auch später nicht, obwohl weitere Leute mich fragten. Ich konnte immer mit gutem Gewissen sagen: „Nein, ich habe keine Ahnung.“
Mein Nachtportier-Kollege, mit dem ich mich abwechselte, verdiente in manchen Nächten mehr durch die Vermittlung von Prostituierten als durch seinen normalen Lohn. Die Prostituierten gaben ihm zehn Prozent ihres Einkommens, damit sie den Job bekamen.
Auf diesen Gewinn habe ich verzichtet. Ich habe nur den Gewinn durch das Arbeiten an der Rezeption erhalten – Anrufe entgegennehmen, Wecken, Formulare ausfüllen und so weiter.
Das ist schändlicher Gewinn.
Gütigkeit und die Balance in der Seelsorge
Dann steht als Nächstes, sie sollen nicht schändlichen Gewinn suchen, sondern gütig sein. Hier ist also auch etwas Positives dabei. Gütig meint so viel wie rücksichtsvoll, freundlich, barmherzig, vergebungsbereit und friedfertig. Im Griechischen fehlt ein einzelnes Wort, das genau das ausdrückt, was mit gütig gemeint ist.
So würde ich auch sagen: Ein gütiger Ältester ist jemand, der nicht nur die reine Dogmatik, die reine Lehre im Kopf hat und für jede Sache den passenden Bibelvers sagen kann – das ist gut. Sondern jemand, der auch den Menschen und seine Situation sieht. Denn ihr werdet merken, falls ihr das bisher noch nicht erkannt habt: Wenn ihr Seelsorge betreibt, ist es wichtig, die Prinzipien Gottes zu kennen.
Aber in der Seelsorge müsst ihr diese Prinzipien auf die Lebenssituation des konkreten Menschen anwenden, mit dem ihr zu tun habt. Und das ist gar nicht immer einfach, weil die Bibel nicht für jeden Fall und jede einzelne Situation eine Sonderregelung gibt. Das kann dann schwierig sein.
Ich hatte gestern in der Gesprächsrunde, glaube ich, ein Beispiel genannt aus der Eheseelsorge. Aus meiner Sicht ist es ganz klar: Scheidung ist von Gott nicht gewollt, sie ist verboten. Jetzt kann es aber sein, dass du in der Eheseelsorge eine Situation hast, die gar nicht erfunden ist: Ein Mann schlägt regelmäßig seine Frau und droht ihr, sie zu töten, wenn sie dies oder jenes tut. Was machst du da?
Man könnte natürlich sagen: Die Dogmatik ist ganz klar, sie soll zurückgehen. Dann kommt am nächsten Tag die Nachricht, sie ist tot. Tja, das war Pech. Das wäre kein guter Ältester. Nicht, weil er die Prinzipien der Bibel nicht erkannt hätte – die sind ja wichtig. Aber jetzt muss ich sehen, wie ich die Prinzipien der Bibel in dieser Situation anwende.
Ich hatte schon so eine Situation, und meine Empfehlung war: Trennt euch für eine Zeit. Das Fernziel muss nach wie vor bleiben: Sie sollen wieder zueinanderkommen. Und ich bin davon überzeugt, dass Gott das in jeder Situation möglich machen kann. Aber in der momentanen Lage sehe ich keine Perspektive, wie sie dieses Ziel erreichen können.
Sie müssen erst einmal etwas auseinandergehen, um wieder einen neuen Blick für ihre Probleme zu bekommen. Es muss erst eine Veränderung stattfinden. Vielleicht in ein paar Monaten oder einem halben Jahr sind sie dann so weit, dass es hoffentlich wieder klappt. Das ist nur ein Beispiel.
Wendet das nicht zu leichtfertig an. Das Problem ist oft, dass der eine mehr dogmatisch denkt und sagt: Zack, egal was passiert, durchziehen! Und dann fallen rechts und links die Leute herunter. Der andere achtet nur auf die Ausnahme und sagt: Ach, hier eine Ausnahme, also gilt nur noch die Ausnahme. Immer wenn du ein Eheproblem hast, geh doch auseinander! Nein, so ist das nicht gemeint.
Das Prinzip muss klar sein. Deshalb musst du lehrfähig sein und die Bibel erkennen. Jemand, der nur Mitgefühl hat mit dem, der zu ihm kommt, ist kein guter Seelsorger. Die Leute kommen zwar gerne, weil derjenige immer die Hand auf die Schulter legt und sagt: Ja, du armes Würstchen, wie schlecht es dir geht, die anderen sind die Bösen und du bist der Gute. Das tut gut für die Seele, aber das führt nicht unbedingt zu der Veränderung, die Gott haben will.
Auf der anderen Seite ist der, der dir nur dogmatisch etwas vor die Stirn knallt und sagt: Zack, da der Bibelvers, ohne Hilfe, wie kannst du auch dahin kommen? Auch nicht geeignet.
Das ist, glaube ich, hier mit gütig gemeint: Lehrfähig sein, die Bibel verstehen und auch genau deuten können. Du musst jetzt aber auch in der Lage sein, das anzuwenden. So wie der gute Hirte: Der gute Hirte liebt seine Schafe, er geht ihnen nach, sagt dem Schaf nicht nur, dass es gesündigt hat, sondern gibt ihm auch Hilfe, wie es von der Sünde wieder wegkommt. Das ist der Gütige hier.
Die Vermeidung von Streit und die Bedeutung von Einigkeit
Dann steht nicht streitsüchtig. Das bedeutet hier nicht unbedingt Gewalt, aber es gibt manche Leute, die sich einfach freuen, wenn es einen schönen Streit gibt. Das heißt, sie diskutieren sehr gerne und können ihre Meinung nicht mal zurückstecken. Das ist für den Ältesten ebenfalls schlecht geeignet.
Ich habe das bei einer Ältestensitzung erlebt. Im Frühjahr war ich in der Gemeinde eingeladen, und dort hatten sie mich auch in den Ältestenkreis eingeladen. Wir haben interessante Fragen besprochen. Damit das nicht irgendwie nach außen dringt – es soll ja intern bleiben – nenne ich keine Details.
Wir haben intensiv über die Fragen diskutiert. Bei den Ältesten gab es wirklich starke Auseinandersetzungen. Sie sagten: „Nein, wir sind gar nicht damit einverstanden, Michael, was du sagst.“ Am Ende konnten aber alle friedlich miteinander beten. Es gab eine Entscheidung, bei der sie sagten: „So, jetzt haben wir darüber gesprochen, aber für die Gemeinde, wenn wir nach außen gehen, sprechen wir mit einer Zunge, da ist alles klar.“
Das fand ich gut. Man tut nicht so, als gäbe es keine Unterschiede. Diese werden offen benannt, auch wenn jemand sagt: „Nein, hier sehe ich das ganz anders, und siehe mal diesen Bibelvers, das stimmt so gar nicht.“ Aber am Ende kann man sagen: „Jetzt sind wir Brüder, wir kommen zusammen.“ Das ist meine eigene Meinung, meine eigene Sichtweise. Ich muss nicht unbedingt dabei bleiben, sondern kann auch sehen, dass der Heilige Geist ja auch bei den anderen Ältesten ist. Sie werden ja auch geführt. Ich bin nicht der Einzige, der den Heiligen Geist hat.
Und so unterstelle ich mich dem, was gemeinsam mit den Ältesten beschlossen ist. Das kann auch nach außen vertreten werden. Dem anderen kann ich friedlich entgegensehen. Das ist, glaube ich, hier gemeint mit dem „Nicht streitsüchtig, sondern friedliebend“. Nicht überall Streit daraus machen.
Viele Gemeindespaltungen kommen aus Streitpunkten, die eigentlich total überflüssig sind. Leider habe ich in meiner Geschichte als Christ so viele Gemeindespaltungen miterlebt oder von außen gesehen. Manchmal wurde ich gerufen, um Gemeinden zu beraten. Manchmal bringt alle Beratung nichts mehr, weil die Beteiligten im Grunde genommen gar nichts wollen.
Dann kann man an irgendwelchen Details eine Gemeinde auseinanderfliegen lassen. Zum Beispiel, wie der Vorhang in der Gemeinde aussieht oder welche Farbe er hat. Oder zu welchem Zeitpunkt die Gottesdienstveranstaltung stattfindet. Das ist doch alles gar nicht so wichtig.
Eine Gemeinde hat sich sogar an der Frage gespalten, ob man beim Abendmahl Wein oder Saft nimmt. Das ist zwar eine wichtige Frage, durchaus. Ich habe auch meine Überzeugung. Wenn ihr sie hören wollt: Meine Überzeugung ist eher Wein, weil ich meine, in der Bibel steht, dass Wein genommen werden sollte.
Aber denkt jetzt nicht, wenn ich bei euch in die Gemeinde komme, mache ich den großen Gemeindespalt, nur weil ihr vielleicht Saft trinkt. Nein, ich glaube, das ist es nicht wert. Das ist eine falsche Perspektive. Man muss die heilsentscheidenden Fragen klar haben. Dabei kann man keine Kompromisse machen.
Aber es gibt auch Fragen, bei denen es nicht um Kompromisse geht, sondern darum, ob meine Erkenntnis vielleicht nur Stückwerk ist und die anderen vielleicht auch eine gute Perspektive haben. Und dann eben nicht streitsüchtig sein.
Verantwortung für das eigene Haus und die Kinder
Nicht streitsüchtig und nicht geldgierig – das habe ich ja bereits erwähnt – soll man dem eigenen Hausgut vorstehen. Das wird im Folgenden noch etwas näher erläutert. Dabei geht es darum, dass man sich selbst und die Kinder in Unterordnung hält, und zwar mit aller Ehrbarkeit.
Dass die Kinder sich unterordnen sollen, lesen wir ja auch im Epheserbrief, im Kolosserbrief und an mehreren Stellen im Alten Testament. Das ist also ein Aspekt, der scheinbar mit dem Hausgut vorstehen zusammenhängt. Die Frage ist: Wie gehst du mit den Kindern um? Wie entwickeln sich die Kinder dabei? Für welche Kinder gilt das eigentlich?
Ich glaube, hier sind die Kinder gemeint, die bei dir zu Hause wohnen, also die kleineren Kinder. Ich denke nicht, dass damit die erwachsenen Kinder gemeint sind. Stell dir vor, ein Ältester ist sechzig oder siebzig Jahre alt und hat Kinder, die vierzig sind und irgendwelchen Quatsch machen. Dann ist der Älteste dafür nicht mehr verantwortlich, denn irgendwann treffen die Kinder auch eigene, freie und selbständige Entscheidungen.
Hier geht es um die Kinder, die deinem Haushalt angehören. Das steht ja im Zusammenhang mit dem Hausgut vorstehen. Ab einem bestimmten Alter haben die Kinder ihren eigenen Haushalt und ihre eigene Verantwortung. Wir hoffen natürlich alle, dass sie trotzdem eine gute Entwicklung durchlaufen. Aber solange du für sie verantwortlich bist, gilt das genauso wie für den Ältesten.
Wie lange bist du für ein Gemeindeglied verantwortlich? Solange es in deiner Gemeinde ist, solange bist du als Ältester verantwortlich. Wenn es wegzieht oder die Gemeinde verlässt, bist du nicht mehr verantwortlich. Ich glaube, das ist die Parallele: Solange du für die Kinder in deinem Haushalt verantwortlich bist, sollen sie sich ordentlich benehmen.
Was hier allerdings nicht steht – zumindest an dieser Stelle nicht – ist, dass die Kinder automatisch gläubig sein müssen. Zumindest bei den Kindern wird das hier nicht vorausgesetzt. Ich glaube, das liegt daran, dass berücksichtigt wird, dass die Kinder eine freie Entscheidung haben.
Wir müssen uns eingestehen: Durch Erziehung allein kannst du ein Kind nicht zwingen, Christ zu werden. Das wäre auch seltsam. Dann würde die Prädestination Gottes nicht mehr gelten, ebenso wenig der freie Wille des Menschen. Es gäbe einen dritten Faktor, nämlich die Erziehung der Eltern. Wenn du richtig erziehst, werden alle Christen. Das geht aber nicht.
Was ist mit der Erwählung Gottes, wenn Gott dein Kind nicht erwählt hat? Oder was ist, wenn das Kind Nein sagt? Das kann so nicht sein. Aber was schon sein kann, ist, dass ein Kind total rebellisch oder ungehorsam ist – oder, wie hier steht, Ehrbarkeit vermissen lässt. Das, was man erziehen kann, ist, dass ein Kind gewisse Anstandsformen lernt und sich einigermaßen normal benimmt.
Das kann schon ein Maßstab sein. Nicht aber, dass es gläubig wird. Das ist eine freie Entscheidung des Kindes oder eben die Prädestination Gottes.
Ich kenne diese Stelle auch, deshalb habe ich vorhin betont, dass an dieser Stelle das Gläubigsein nicht betont wird. Du hast recht, an anderer Stelle wird das erwähnt. Die Frage ist, was hier genau mit gläubig gemeint ist.
Normalerweise verstehen wir unter gläubig „bekehrt“. Ich bin mir nicht sicher, ob das hier gemeint ist, gerade aus dem Hintergrund, den ich schon genannt habe. Wir können durch Erziehung den Glauben der Kinder nicht erzwingen. Wir können ihn gut vorbereiten – das schon.
Ich würde es eher so deuten, und das erleben wir ja auch: Wenn du Kinder fromm erziehst, sind sie eigentlich gläubig. Zum Beispiel unsere Kinder, als sie klein waren, hat keines gesagt: „Ich glaube nicht an Gott.“ Keines hat gesagt: „Ich gehe nicht in die Gemeinde.“ Wenn du sie gefragt hättest, hätten alle gesagt, sie seien gläubig.
Aber was erlebst du? Die Kinder werden größer, selbständiger und entwickeln eigene Persönlichkeiten. Dann entscheiden sich manche von ihnen, nichts mehr mit dem Glauben zu tun haben zu wollen.
In der neutestamentlichen Zeit gab es so etwas viel seltener, weil die Kinder viel früher den Haushalt verlassen haben. Man galt damals mit etwa vierzehn Jahren als selbständig. Das durchschnittliche Heiratsalter von Frauen lag zwischen vierzehn und sechzehn, maximal achtzehn Jahren.
Das heißt, viele Krisenphasen, wie wir sie heute kennen, haben die jungen Menschen damals mit sich selbst ausgemacht. Hier sind eher die Kinder gemeint, die zu Hause sind und für die du noch einen stärkeren Einfluss hast. Das ist, glaube ich, auch in Petrus mitgemeint.
Es geht nicht darum, dass sich die Kinder bekehren müssen. Das Ältestenamt wird nicht daran festgemacht, dass sie sich bekehren. Das würde den Aussagen widersprechen, wie man Christ wird. Ich kenne keine Stelle, die sagt, du wirst Christ, weil deine Eltern dich richtig erzogen haben. Du wirst Christ, weil der Heilige Geist es dir offenbart hat, weil Gott dich erwählt hat oder weil du dich entschieden hast.
Wenn das Kind sich nicht gut entwickelt, sehe ich hier eine Einschränkung: Es geht nicht um Kinder jeden Alters, sondern um die Kinder, die zu Hause unter der Obhut der Eltern sind.
Nehmen wir zum Beispiel einen 14- oder 15-jährigen Jugendlichen, der in der Pubertät Quatsch macht, aber zu Hause wohnt und unter der Obhut der Eltern steht. Dann ist es eine Frage, wie ausgedehnt das Verhalten ist.
Ist es eine momentane, kurzfristige Situation? Oder ist es eine dauerhafte, ausgedehnte Situation? Wenn es dauerhaft ist, wäre es gut – sowohl für den Ältesten als auch für die Gemeinde und das Kind – zu sagen: Ich lasse mein Ältestenamt für eine Zeit ruhen und konzentriere mich stärker auf die Situation in der Gemeinde.
Wenn es nur eine vorübergehende Phase ist, in der das Kind mal Unsinn macht, aber nach kurzer Zeit einsichtig ist, gilt das nicht. Solche Ausrutscher haben wahrscheinlich fast alle Kinder im Jugendalter.
Wenn sich das Verhalten aber über lange Zeit zieht – zum Beispiel ständiges Herumziehen, Trinken, Lästern und Spott – dann wäre es tatsächlich sinnvoll, als Signal für die Gemeinde und die Jugendlichen die Zeit zu konzentrieren, die man investieren kann.
Das bedeutet nicht, dass das Ältestenamt dauerhaft niedergelegt werden muss. Es kommt darauf an, wie sich das Kind weiterentwickelt. Kommt es nach einer Zeit wieder in Ordnung? Verlässt es das Haus und ist selbst verantwortlich? Das Grundprinzip ist: Wie ich mit meiner Familie umgehe, soll ein Maßstab dafür sein, wie ich in der Gemeinde umgehe.
Wir können Kinder nicht zu etwas machen, deshalb können wir sie auch nicht zu Gläubigen machen. Aber wir können ihnen zumindest beibringen, sogenannte Primärtugenden zu lernen, die sie auch in der Schule lernen sollen: Erfüll deine Aufgaben, verhalte dich einigermaßen ordentlich, sei höflich im Umgang mit anderen.
Wenn das auf Dauer bei einem Kind, das zu Hause unter unserer Obhut ist, nicht vorhanden ist, wäre es angebracht zu sagen: Für eine Zeit lasse ich das Ältestenamt ruhen und konzentriere mich auf die aktuelle Situation.
Zwei von den Kindern sind Schläger, der andere ist im Alter von 9 bis 14 Jahren. Hier zeigt sich dann auch die Schwierigkeit: Wie willst du Ehetipps geben, wenn es bei deinen eigenen Kindern Probleme gibt? Wenn es so aussieht, als ob es bei dir nicht klappt.
Wir müssen aber immer sehen: Wenn etwas nicht klappt, liegt es nie nur an den Eltern. Es hängt auch an den Kindern und an der Umwelt, in der die Kinder leben. Hier wird die Verantwortung der Eltern besonders betont. Die Beteiligung der Kinder und der Umwelt wird dabei nicht geleugnet.
Es wird hier nicht automatisch den Eltern die Schuld gegeben, wenn mit den Kindern etwas schiefgeht. Es steht nur: Wenn es mit den Kindern nicht klappt, bist du im Moment nicht geeignet, der Gemeinde vorzustehen. Das ist, glaube ich, die Aussage.
Zum Thema Kinder in Unterordnung und Ehrbarkeit sagt der Petrusbrief noch, dass sie gläubig sein sollen. Ich habe erklärt, wie ich das interpretiere: Nicht, dass sie bekehrt sein müssen, denn das ist durch Erziehung nicht machbar.
Bewertet werden soll hier deine Erziehung, das, was du tun kannst. Du kannst nicht für etwas verantwortlich gemacht werden, das du nicht beeinflussen kannst – nämlich dass die Kinder, wenn sie das Kindesalter überschritten haben, sich selbständig für oder gegen Jesus entscheiden.
Wenn die kleinen Kinder ständig meutern, könnte man fragen, ob da etwas schiefgelaufen ist und warum es nicht geklappt hat. Generell kann ich sagen: Ich habe mehrere Jahre Religionsunterricht in der Grundschule gegeben und kaum ein Kind erlebt, das nicht für biblische Geschichten zu begeistern war. Kinder sind in dieser Phase generell offen.
Wenn es also bei den Kleinkindern nicht klappt, sollte man sich erst einmal auf das konzentrieren, was da ist, und dann auf andere eingehen.
Die Bedeutung von Erfahrung und gutem Zeugnis
Im Text wird zunächst betont, dass jemand, der in der Gemeinde Gottes Ältester werden möchte, zuerst in seinem eigenen Haus vorstehen muss. Dies wird noch einmal als Vergleich herangezogen und erklärt. Wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er dann für die Gemeinde Gottes sorgen?
Es wird darauf hingewiesen, dass ein Neubekehrter nicht sofort Ältester werden sollte. Dies wird begründet, um zu verhindern, dass jemand aufgeblasen wird. Die Gefahr besteht darin, dass jemand, der gerade erst zum Glauben gekommen ist und erst wenige Monate gläubig ist, sofort als Ältester eingesetzt wird. Das mag in den meisten Gemeinden heute selten sein, aber damals war diese Gefahr offenbar vorhanden.
Die Folge dieses Aufgeblasenseins ist ein Problem, da es Hochmut und andere negative Eigenschaften zur Folge haben kann. Darüber hinaus wird die Person in das Gericht des Teufels fallen. Dieses Gericht des Teufels bedeutet, dass derjenige in Anfechtung gerät und vom Teufel fertiggemacht wird, weil er noch nicht stabil im Glauben ist. Er meint vielleicht, stabil zu sein, weil er einige Dinge verstanden hat oder weil er Begeisterung für den Glauben zeigt.
Manche Neubekehrte sind sehr begeistert, und das beeindruckt andere. Deshalb denken manche, dass gerade diese begeisterten Personen Älteste sein müssen. Doch diese Personen haben noch keine Bewährung hinter sich. Es ist besser, wenn sie erst einige Jahre Dienst in der Gemeinde tun, sich bewähren und Erfahrung sammeln. Dienst tun können sie, aber das Ältestenamt sollten sie erst später übernehmen.
Es wird betont, dass es nicht nur der Gemeinde schadet, wenn jemand zu früh Ältester wird, sondern auch der Person selbst. Die Gefahr heute besteht weniger darin, dass Jugendliche zu früh eingesetzt werden, sondern eher darin, dass Akademiker oder Berufstätige, die gut reden können, sofort für Ämter gewählt werden. Zum Beispiel Lehrer, die sich bekehren und sofort wissen, wie man sich fromm ausdrückt und predigt.
Oft besteht die Versuchung, solche Leute in Ämter hineinzuwählen. Es gibt in vielen Gemeinden generelle Voraussetzungen, die in der Bibel nicht genannt werden. Beispielsweise wird oft erwartet, dass jemand Akademiker ist oder eine gute gesellschaftliche Stellung hat, wie Arzt, Lehrer oder Rechtsanwalt. Diese Personen haben größere Chancen, Ältester zu werden, als Arbeiter oder Verkäufer. Biblisch gesehen ist das jedoch falsch.
Berufliche Qualifikation ist zwar ein Segen Gottes und im Alltag hilfreich, wird aber nirgends als Voraussetzung für das Ältestenamt genannt. Ein Mensch kann beruflich sehr erfolgreich sein, erfüllt dadurch aber nicht automatisch die biblischen Qualifikationen für das Amt. Natürlich kann ein Lehrer oder Akademiker besser auftreten, aber das sollte nicht der Maßstab sein.
Das bedeutet nicht, dass Lehrer generell unqualifiziert sind. Im Gegenteil, jemand, der im Beruf erfolgreich ist, hat oft sein Leben geordnet, ist konsequent und zielgerichtet – positive Eigenschaften. Aber es gibt noch andere wichtige Kriterien, besonders für Neulinge im Glauben.
Ein weiteres Kriterium ist, dass der Älteste ein gutes Zeugnis vor denen haben muss, die außerhalb der Gemeinde sind. Das heißt, jemand, der außerhalb der Gemeinde ständig Ärger hat oder mit Nachbarn im Streit liegt, ist nicht geeignet. Es wird nicht verlangt, dass kein Außenstehender jemals etwas Negatives sagen darf. Es könnte ja sein, dass man angegriffen wird, gerade weil man fromm ist. Zum Beispiel ärgern sich Arbeitskollegen, weil jemand immer ehrlich ist.
Es geht vielmehr darum, dass keine berechtigten Klagen vorliegen, die auf einem zänkischen Charakter oder übler Nachrede beruhen. Wer ständig über andere lästert oder Streit sucht, ist nicht geeignet. Ein gutes Zeugnis bei Außenstehenden ist wichtig, damit man nicht in üble Nachrede oder Fallstricke gerät.
Denn wenn Ungläubige den Eindruck haben, jemand sei ein schlechter Mensch – und zwar aus berechtigten Gründen –, dann ist diese Person schlecht geeignet, als Sprecher der Gemeinde aufzutreten. Außerdem könnten Fallstricke des Teufels entstehen. Zum Beispiel, wenn jemand eine gerechtfertigte Anklage vor Gericht bekommt, weil er etwas falsch gemacht hat. Dann gerät die ganze Gemeinde in persönliche Auseinandersetzungen.
Dabei geht es nicht um alltägliche Dinge wie einen Autounfall, der vor Gericht geklärt wird. Vielmehr sind Fälle gemeint, bei denen jemand ständig prozessiert und Streit sucht. Ein Beispiel aus der Praxis ist jemand im Dorf, der als prozesswütig gilt. Jeder ist vorsichtig im Umgang mit ihm. Solche Menschen, oft Frühpensionierte ohne Hobby, verbringen ihre Zeit damit, vor Gericht zu ziehen.
Diese Person führt häufig Streit mit Nachbarn, etwa wegen herunterfallender Äpfel, Lärm oder parkender Autos. Die Nachbarn würden am liebsten wegziehen, können es aber nicht, weil das Haus nicht verkauft werden kann. Solche Menschen sind ein Beispiel für die Fallstricke des Teufels. Solche Verhaltensweisen sollten vermieden werden, besonders bei Ältesten in der Gemeinde.
Die Qualifikation der Diakone im Vergleich zu den Ältesten
Jetzt sind wir mit den Ältesten eigentlich soweit fertig, und unsere Zeit ist, glaube ich, ein bisschen vorangeschritten. Die Zeit ist um, beziehungsweise ihr sagt, die Zeit ist um. Aber ich werde euch jetzt zeigen, dass ich das auch schneller machen kann.
Ich kann euch nämlich in etwa zwei Minuten die ganzen Qualifikationen der Diakone noch sagen, weil sie fast alle deckungsgleich sind. Das heißt, es ist fast alles genau dasselbe.
Genauso wie die Ältesten sollen auch die Diakone ehrbar sein, das haben wir besprochen. Doppelzüngig wird hier nicht erwähnt, aber doppelzüngig bedeutet einfach Heuchelei, das ist ja auch klar. Sie sollen nicht dem Weingenuss ergeben sein, also keine Trunkenbolde, das ist ebenfalls klar.
Sie sollen keinem schändlichen Gewinn nachstreben, das hatten wir auch schon. Außerdem sollen sie das Geheimnis des Glaubens aus reinem Gewissen bewahren. Das steht jetzt nicht bei den Ältesten, aber es war vorher schon erwähnt.
Auch die Diakone sollen zuerst erprobt werden. Das habe ich ja gesagt: Zuerst im Alltagsleben prüfen und dann auch im Dienst, bevor sie eingesetzt werden. Danach sollen sie dienen, und wenn sie untadelig sind – untadelig ist das Wort, das ich am Anfang erklärt habe, es bedeutet juristisch in Ordnung, also bis dahin sündlos – dann sind sie geeignet.
Die Frauen sollen ebenfalls ehrbar sein und nicht verleumderisch. Ich deute das so, dass hier die Frauen der Diakone mitgemeint sind. Denn genauso wie bei den Ältesten die Ehe eine Rolle spielt, glaube ich, war das auch bei den Diakonen so.
Es gibt einige, die das so deuten, dass hier Diakoninnen gemeint sind. Das glaube ich aber nicht, denn dann wäre die Frage: Die Frauen sollen ebenfalls ehrbar sein – das wird doch schon vorher erwähnt. Warum sollte das hier noch einmal extra genannt werden? Ich habe eher den Eindruck, dass es sich auf die Ehe bezieht.
Sie sollen nicht verleumderisch sein, sondern nüchtern und treu in allem. Das gilt für die Diakone.
Sie sollen jeder Mann einer Frau sein. Hier wird noch einmal genau dasselbe erwähnt wie bei den Ältesten. Ich glaube, das meint, sie sollen verheiratet sein – natürlich mit einer Frau.
Außerdem sollen sie ihren Kindern und ihrem Haus gut vorstehen. Das ist dasselbe Kriterium wie bei den Ältesten.
Denn wenn sie ihren Dienst gut versehen, erwerben sie für sich selbst eine gute Stufe und viel Freimutigkeit im Glauben in Christus Jesus. Das heißt: Wenn sie ihren Dienst gut tun als Älteste oder Diakone, freut euch, denn ihr habt viele Punkte im Himmel. Darüber hinaus dient ihr der Gemeinde und seid froh, dass der Heilige Geist euch dabei gebraucht.
Also freut euch sowohl als Diakone als auch als Älteste! Im Großen und Ganzen ist das hier ähnlich wie bei den Ältesten. Bei den Ältesten gibt es noch einen etwas strengeren Maßstab.
Was hier bei den Diakonen nicht erwähnt wird, ist die Lehrfähigkeit. Offenbar ist das eine ganz besondere Aufgabe, die gerade die Ältesten haben, denn das steht bei den Diakonen nicht. Fast alle anderen Kriterien sind dieselben, aber Lehrfähigkeit kommt ganz besonders bei den Ältesten hinzu.
Schluss und Gebet
Ja, dann schließen wir hiermit ab, und ihr seht, man kann den Text auch schnell behandeln.
Ich bete noch mit euch: Vater im Himmel, vielen Dank für die Gemeinde, die du geschaffen hast, und dass wir alle Gemeinden haben dürfen. Danke, dass du in diesen Gemeinden wirksam bist.
Manchmal ärgern wir uns darüber, wie es in der Gemeinde läuft, manchmal freuen wir uns darüber. Ich finde es tröstlich, dass wir sehen, dass es in den ersten Gemeinden nicht anders war. Auch dort gab es Schwierigkeiten, auch was Leitung und Ältestenschaft angeht.
So möchte ich dich bitten, dass du uns heute Weisheit gibst, so wie du den damaligen Christen Weisheit gegeben hast. Denjenigen von uns, die sich für das Ältestenamt eignen und die Qualifikation erfüllen, möchte ich bitten, dass du sie bereit machst, ihre Verantwortung auch aufzunehmen.
Bei denen, die einfach in der Gemeinde mitarbeiten, vielleicht als Diakone oder auf andere Weise, die du dafür vorgesehen hast, bitte ich dich, auch sie bereit zu machen. Für uns alle in unserer Verantwortung möchte ich dich bitten, dass wir die Verantwortung, die du uns in der Gemeinde gegeben hast, ausfüllen und den Dienst erfüllen können.
Hilf uns, dazu beizutragen, dass Gemeinde so funktioniert, wie du es willst, und dass Gemeindeleitung eingesetzt wird, so wie du es uns vorgegeben hast.
Amen.