Persönliche Vorstellung und Leidenschaft für Jüngerschaft
Heidu, ich heiße Dave, Dave Jasitz. Ich bin verheiratet, Vater eines Sohnes, gebürtiger Mittelfranke, ehemaliger Missionar und aktuell Leiter der Auslandsarbeit der Liebenzeller Mission.
Hier befinden wir uns im Missionsmuseum der Liebenzeller Mission. Zu einer meiner großen Leidenschaften gehört es, Jesusgläubige junge Leute zu fördern und zu fordern. Dazu passt auch das Thema dieser Message: von Jesus eingeladen und herausgefordert zu sein. Echte Challenges!
Da habe ich zum Beispiel das Bild des Krokodils vor Augen, das vergeblich versucht, die gepanzerte Schildkröte zu fressen – zum Zähneausbeißen. Weiter denke ich an einen Mann, der versucht, die Frauen zu verstehen – oder andersherum.
Mir kommt auch David aus der Bibel in den Sinn, der sich dem Riesen Goliath stellt, die Challenge annimmt und ihm nicht ausweicht. Auch als Christ, wenn ich es ernst nehme, bin ich permanent herausgefordert.
Wo mache ich mit? Wofür stehe ich – und wofür nicht? Was sage ich als Christ? Wo äußere ich als Christ meine Sicht der Dinge und ecke dadurch auch an? Wie lebe ich so, dass ich einen „Jesusgeschmack“ verbreite?
Mit welcher Challenge bist du gerade konfrontiert? Das Leben mit Jesus ist wirklich großartig, aber es ist auch mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen gepflastert. Die Frage ist natürlich: Wie gehe ich damit um?
Extreme Herausforderung und die Balance von Einladung und Herausforderung
Zu einer sehr extremen Herausforderung in meinem Leben als ehemaliger Neuguinea-Missionar zählte eine Buschtour, ein sogenannter Walkabout, wie man sagt. Mit einer kleinen Propellermaschine wurden wir auf einem Hinterlandsflughafen abgesetzt. Anschließend fuhren wir mit dem Auto weiter in Richtung Busch. Aufgrund einer Überschwemmung konnten wir das abgelegene Dorf nicht erreichen.
Nun standen wir mitten in der Pampa. Was nun? Ein Zurück gab es nicht wirklich. Mein einheimischer Begleiter und ich hatten nur noch Wasser dabei, und ein Ende war nicht in Sicht. Was tun? Augen zu und durch – Challenge accepted, das war die Frage für mich. Ich erzähle später, wie die Geschichte ausging.
Wenn ich an Jesus denke, begeistert mich besonders, dass er zwei Seiten miteinander verbindet: einladen und herausfordern. Mike Breen bringt es in seinem Buch „Building a Disciple in Culture“ sehr treffend auf den Punkt: Jesus created a highly inviting but highly challenging culture for his disciples to function and grow within.
Jesus gelingt es, Menschen jeglichen Standes, Hintergrunds und Milieus wie ein Magnet anzuziehen beziehungsweise einzuladen. Als Schüler lernte man bei ihm, als Jünger forderte er sie gleichzeitig immer wieder heraus. Einladung und Herausforderung gehören zur Jüngerschaft, zur Nachfolge, wie der Fisch zum Wasser.
Die Einladung und Herausforderung in der Nachfolge Jesu
Passend zum Thema lese ich dazu zwei Verse aus dem Lukasevangelium, die sich übrigens auch im Matthäus- und im Markusevangelium finden. In Kapitel 9, Verse 23 und 24 sagt Jesus: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten.“
In diesen Versen entsteht ein Dreiklang, besser noch ein dreifacher Bauchenschlag. Der erste Schlag ist die Einladung meines Lebens. Der zweite Wumms ist die Herausforderung meines Lebens. Und der dritte Schlag ist der Gewinn meines Lebens.
Wenn man einzelne Verse aus der Bibel herauspickt, ist es immer ratsam, auf den Kontext zu schauen. Das hilft uns, den Inhalt besser und in einem größeren Zusammenhang zu verstehen. In der Markus-Version des Textes wird deutlich, dass die Jünger mit Jesus unterwegs waren, wörtlich „auf dem Wege“. Das Bild dieser Verse ist also von einer Reise hergenommen – man könnte es einen Walkabout nennen.
Während Jesus also mit seinen Jüngern umherzieht, spricht er davon, was es bedeutet, mit ihm unterwegs zu sein. Unserem Einladungsschlag geht die Ankündigung von Jesus voraus, dass er als ihr Meister leiden und sterben wird. Das hilft mir, denn Jesus fordert nichts von seinen Jüngern, was er nicht selbst durchgemacht hat. Den Schülern ergeht es demnach wie dem Meister.
Nach diesem Text ereignet sich dann die Verklärung, bei der Jesus vor den Augen einiger seiner Jünger verwandelt wird. Sie sehen ihn nicht nur als Menschen, sondern erkennen auch seine himmlische Dimension. Ihnen wird klar, wer Jesus letztlich ist: das Ziel und die Erfüllung von Gesetz und Propheten.
Darüber hinaus hören sie die Stimme Gottes, der sich zu seinem Sohn stellt. Jesus ist also der Kandidat Gottes, den ich wählen kann und der es wert ist, ihm mit meinem Leben zu folgen.
Die Einladung zum Nachfolgen als freie Entscheidung
Auch diese Perspektive hilft mir, wenn ich nun etwas genauer auf die Worte von Jesus blicke. Es geht dabei um eine Reise, und bei vielen Reisen geht eine Einladung oder Ausschreibung voraus. So ist es auch bei Jesus: „Wer mir nachfolgen will“, sagt er. Also ist es die Einladung meines Lebens.
Vor ein paar Jahren feierte ein Student unserer Hochschule seinen Geburtstag. Er lud meine Frau zu seiner Bowling-Party ein – und zwar nur sie. Ich war nicht eingeladen. Eigentlich nicht so schlimm, denn ich hätte sowieso keine Zeit gehabt. Aber es ist einfach ein blödes Gefühl, nicht dabei sein zu dürfen.
Bei Jesus ist es oft ganz anders. Er trifft in Sachen Jüngerschaft keine Einzelauswahl. Im Gegenteil, in der Markus-Version des Textes heißt es: „Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen.“ Die Einladung von Jesus ist also an alle gerichtet: an die Masse, an die Jünger, an diejenigen, die ihm näherstehen und bereits mit ihm unterwegs sind, aber auch an die, die mit ihm sympathisieren, in der Beobachterrolle sind oder ihm gegenüber sogar skeptisch oder kritisch eingestellt sind.
Also zählst auch du definitiv zu den Eingeladenen. Die Frage dabei ist, ob du die Einladung hörst oder bereits gehört hast und sie annimmst.
Wichtig ist mir dabei zu betonen, dass Jesus den Moment der Freiheit, der freien Entscheidung unterstreicht: „Wer mir folgen will“ – und nicht „wen ich dazu verdonnere, mir zu folgen“. Jesus baut keinen Psychodruck auf nach dem Motto: „Du musst mir folgen, und wenn du dich weigerst, dann...“ Nein, Jesus erzwingt nichts, er manipuliert nicht, er lockt nicht mit Werbegeschenken und verhüllt auch nicht die realen Preise.
Wir haben die Wahl, mit ihm durchs Leben zu gehen. Dabei lässt er alles offen. Und das sollten vor allem diejenigen von uns beachten, die andere gerne zu Jesus einladen. Es ist eine Einladung, fernab von Zwang und Druck.
Wenn es sich also um die Einladung meines Lebens handelt, dann sollte ich mich damit auseinandersetzen, wozu und wohin ich eingeladen bin: zum Bowling, auf eine Buschtour, auf eine Feier, zu einer Ehrung beispielsweise. Die Einladung von Jesus zielt auf das Nachfolgen ab.
Nachfolge als Lebensgemeinschaft und Befreiung
Über die Nachfolge schreibt Dietrich Bonhoeffer in seinem Buch: Wenn die Heilige Schrift von der Nachfolge Jesus spricht, verkündet sie damit die Befreiung des Menschen von allen Menschensatzungen. Von allem, was drückt, belastet, Sorge bereitet und Gewissensqual verursacht.
In der Nachfolge kommen die Menschen aus dem harten Joch ihrer eigenen Gesetze unter das sanfte Joch Jesu Christi. Bei der Nachfolge handelt es sich um eine Gemeinschaftsform, eine Lebensgemeinschaft, eine Weggemeinschaft, einen Walkabout mit Jesus, aber auch um eine Jochgemeinschaft.
Das Joch ist für uns heute ein befremdliches Bild. Es ist nicht sonderlich einladend, nicht wahr? Wer will sich schon gerne freiwillig ein Joch in den Nacken legen lassen? Eingeladen, um eingespannt zu sein – darauf kann ich verzichten. Das hat doch eher etwas von Einengung und Freiheitsberaubung zu tun.
Aber nein, das Gegenteil ist der Fall. Dieses Joch von Jesus ist sanft, leicht und angenehm. Wenn ich mit ihm verbunden bin, dann bin ich sicher und gehalten. Gleichzeitig bin ich von den Dingen befreit, die mein Leben behindern und lahmlegen, wie beispielsweise Leistungsdruck, Schuldgefühle, Ängste, Selbstzweifel oder Selbsterlösungsversuche.
In dieser Gemeinschaft kann ich aufatmen, ich kann ich selbst sein. Ich werde von Jesus geführt und geleitet, aber auch getragen und ertragen. Es gibt nichts Besseres, nichts Erfüllenderes und nichts Heilsameres, als mit Jesus zusammengeschnallt durchs Leben zu gehen.
Anders ausgedrückt: Die innige Gemeinschaft mit Christus zu erleben, ist die schönste und befriedigendste Erfahrung im Leben.
Konkrete Nachfolge: Vertrauen und Lebensausrichtung
Nachfolger bedeutet also, dass ich mit Jesus durch dick und dünn gehe. Er geht dabei voran im Dschungel meines Alltags, in der Vielfalt der Zukunftswege und in der Unklarheit vor dem nächsten Schritt. Ich folge Jesus, und er setzt die Agenda. Ich höre auf ihn und seine Worte. Sein Wille geschehe und nicht meiner.
Das betrifft ganz konkret auch meine Lebensplanung, meinen Geldbeutel, mein Verhalten und meine Beziehungen. Jesus will keine mächtigen Nachfolger, er will auch keine Fans, die fröhlich jubeln. Nein, er will echte Nachfolger, die ihm vertrauen und ihr Leben völlig nach ihm ausrichten.
Daher geht es beim Nachfolgen in erster Linie nicht darum, einem Vorbild, einem Ideal oder einer Lehre zu folgen. Es geht um Jesus höchstpersönlich. Ich brauche deshalb Klarheit darüber, wem ich folge und zu wem ich eingeladen bin: zu Jesus Christus.
Manchmal ist unser Bild von diesem Jesus schlichtweg falsch, oft wahrscheinlich aber auch einfach nur einseitig. Wir folgen einem Wunschbild von Jesus, das uns von unserer Persönlichkeit und Geschichte her gerade am nächsten liegt.
Bei der Einladung, die Jesus ausspricht: „Wer mir nachfolgen will“, geht es um Jesus. Und zwar um den Jesus, so wie er sich in seinem Wort, der Bibel, vorstellt. Als Freund, als Bruder, als Herr, als Heiland, als Retter, als Richter. Als der, der mich sieht, der mich liebt, der mich annimmt, der für mich ist, der mir Halt sowie Sinn und Hoffnung gibt. Der mich von meinem selbstsüchtigen Ich befreit, sodass ich wirklich frei bin, mich an Jesus zu binden.
Die Dringlichkeit der Entscheidung und das Jetzt
Wer mir nachfolgen will – diese Einladung betont das Jetzt, den Augenblick. Das zeigt sich bereits im Präsens des griechischen Wortes im Urtext.
Wir alle sind eingeladen, Jesus zu folgen – und zwar jetzt. Du und ich, sei es zum ersten Mal oder wieder ganz neu.
Schiebe es nicht auf die lange Bank, denn Gründe und Ausreden gibt es immer genug. Die Einladung kann oft ausgeschlagen werden. Deshalb heißt es: Schluss mit Hätte, Wenn und Aber.
Die Herausforderung der Nachfolge: Selbstverleugnung und Kreuztragen
Aber nun zum zweiten Paukenschlag: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach“, sagt Jesus. Daher ist die Herausforderung meines Lebens Jesus – und es bleibt einfach anders.
Discounter, Black Friday, Dumpingpreise – viele Kunden wollen am liebsten Topqualität zum Nulltarif. Deshalb locken zum Beispiel Reiseveranstalter mit sensationell günstigen Angeboten und packen die Nebenkosten ins Kleingedruckte. Man kann sagen, sie werben mit nackten Tatsachen und verhüllen die Preise, statt es umgekehrt zu machen. Echt schlau.
Aber werbestrategisch gesehen sind die Angebote von Jesus eigentlich unattraktiv, denn er nennt von Anfang an den realen Preis. Er spricht die Bedingungen und Forderungen an, die an das Nachfolgen geknüpft sind. Jesus will nicht, dass die Leute seinen Fußstapfen folgen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass dies mit Kosten verbunden ist. Jesus macht die Nachfolge wirklich nicht billig. Das sollte auch uns bewusst sein.
Wenn wir Jesus bekannt machen wollen, dann dürfen wir den Leuten nicht bloß sagen, was sie bei ihm bekommen. Wir müssen ihnen auch sagen, was sie bei Jesus erwartet – nicht nur, was sie ergreifen können, sondern auch, was sie loslassen müssen. Und genau diese Aspekte macht Jesus zur Challenge. Sie gehören zum Wurkerbaut mit Jesus dazu.
Jede Reise geht nicht ohne irgendeinen Abschied, und Abschiede fordern heraus. Aber sie gehören zu unserem Leben wie die Nacht zum Tag. Jesus spricht hier im Text vom Sich-selbst-Verleugnen, nicht vom Sich-selbst-Verwirklichen. Letzteres fällt mir ehrlich gesagt wesentlich leichter, und unsere Gesellschaft fordert uns permanent dazu auf, uns selbst zu verwirklichen.
Wenn Jesus also von der Selbstverleugnung spricht, dann geht es ihm um Abschied – um einen Abschied von meinem Ich, einem Ich, das sich selbst ins Zentrum stellt, seinen Vorteil sucht und sich im Grunde unabhängig von einem Gott über sich weiß. Ein Ich, das sich in ungesunder Weise an Personen oder Dinge hängt und dabei letztlich Schaden leidet.
Um die Freiheit zu erfahren, die Gott für mich bereithält, bin ich dazu aufgefordert, die Dinge aufzugeben, die ich eigentlich gerne behalten möchte. Abschiednehmen hat daher etwas mit „Lossagen“ zu tun.
So kann Jesus an anderer Stelle im Neuen Testament sagen: „So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mal ein Jünger sein.“ Das ist die Challenge.
Was halte ich in meinem Leben zu sehr fest, sodass es der Jesusnachfolge im Wege steht? Ist es vielleicht das Streben nach Glück, nach Erfolg, nach Besitz oder Selbstverwirklichung? Oder ist es das Bedürfnis, um jeden Preis gemocht zu werden? Oder sind es irgendwelche Wunschvorstellungen? Was ist es bei dir?
Wer sich selbst verleugnet, kennt nur noch Jesus und nicht mehr sich selbst. Demnach ist Selbstverleugnung ganze Hingabe an Jesus. Nur in dieser Hingabe an Jesus und dem gleichzeitigen Abschied des egoistischen Ichs finde ich den Zugang zu mir selbst, zu meinem wahren Ich.
Ja, so viel zur Abschiedschallenge.
Die Last des Kreuzes als Teil der Nachfolge
Wer mir folgen will, der nehme sein Kreuz auf sich, sagt Jesus weiter. Er spricht hier von einer Gepäckschallenge, einem Gepäck, das ich auf dem Weg mit ihm zu tragen habe. Die Zuhörer damals wussten, wovon er sprach, denn eine Kreuzigung war eine grausame und schmerzliche Art zu sterben.
Letztlich geht es beim Kreuztragen nicht um einen Triumphzug, sondern um einen Passionsweg – die Bereitschaft, für Jesus zu leiden. Jesus sagt, dass wir in dieser Welt als seine Nachfolger hart bedrängt werden (Johannes 16), weil er weiß, dass das Kreuz den Jesusnachfolger kreuzförmig macht.
Gott sieht die Abwesenheit von Leiden nicht als eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse an. Stattdessen sind wir aufgefordert und herausgefordert – sozusagen gechallengt –, bereit zu sein, als treue Kämpfer für Christus zu leiden. Das steht im 2. Timotheusbrief. Puh, was für ein Paukenschlag! Bereit zu sein, zu leiden – ja, das ist die Challenge und das, was sie beinhaltet.
Zu deinem Nachfolger-Rucksack könnten vielleicht Einsamkeit, Ausgrenzung, das Verlacht- und Gemobbtwerden durch andere oder Benachteiligung und sogar Verfolgung gehören. Vielen ist das eine zu große Last, weil sie sich viel lieber den einfachen, schmerzfreien und unbeschwerten Weg gehen wollen.
Ja, das gute Leben, Komfort, Bequemlichkeit und ein leidensfreies Leben sind in unserer westlichen Welt so sehr zur Norm geworden, dass wir sie fast schon als Grundrecht ansehen. Wenn wir diese Dinge plötzlich nicht mehr haben, meinen wir, etwas wäre schiefgelaufen. Wenn also Unannehmlichkeiten auftreten, tut unsere sogenannte Aspirin-Generation alles in ihrer Macht Stehende, um den Schmerz zu mindern oder ganz zu umgehen.
Ait Fernando aus Sri Lanka hat Recht, wenn er sagt: „Ich glaube, dass einer der schwerwiegendsten theologischen blinden Flecken in der westlichen Kirche ein mangelndes Verständnis vom Leiden ist.“ Ja, da hat er Recht. Leiden gehört zum Burgerbaut mit Jesus dazu und darf nicht ausgeklammert werden.
Um Christi willen zu leiden, wird biblisch gesehen sogar als ein Privileg und als eine Freude angesehen. Wir sollten niemals unterschätzen, dass wir einen Tiefgang in unsere Beziehung zu Jesus bekommen, den wir nur durch das Leiden erfahren können.
Ich kann das nur bestätigen, obwohl sich meine bisherige Leidenserfahrung im überschaubaren Rahmen hält. Aber diese Erfahrungen haben mich nicht nur herausgefordert, sondern auch extrem wachsen lassen.
Weil Jesus selbst das Kreuz für dich und mich getragen hat, ist er uns im Leiden am nächsten. Mit seiner Gegenwart haben wir das, worauf es ankommt. Im Englischen heißt es: His presence makes the difference. Sie gibt uns die Freude, die Gegenwart, die uns zur Stärke macht.
Dann können wir das Leid tragen und mitten im Schmerz vollkommen erfüllte Menschen bleiben. Glaubst du das nicht? Dann hör mal auf die folgenden Worte eines Pastors, der wegen seines Glaubens in China im Gefängnis saß und gefoltert wurde.
Einem Europäer, der für ihn beten wollte, sagte er: „Macht euch um mich keine Sorgen. Wenn ich mich entscheide, Christ zu werden, dann weiß ich schon vorher, dass ich meinen Arbeitsplatz, meine Familie und sogar mein Leben verlieren könnte. Ich muss schon im Vorfeld entscheiden, mir selbst zu sterben.“
„Wir beten für euch Christen im Westen. Ihr steht vielen attraktiven Versuchungen gegenüber, doch sie saugen das Leben aus euch heraus. Eure Prinzipien komprimiert ihr, und dann wundert ihr euch, warum ihr nicht mehr für Jesus brennt.“
So viel zu diesem Pastor. Er ist nicht nur jemand, der die Challenge accepted hat, sondern auch jemand, der mich als Europäer herausfordert.
Diese Gepäckschallenge an dich und mich ist mit der Grundsatzfrage verbunden: Was ist mir Jesus wert? Was bin ich bereit, für ihn zu tragen beziehungsweise zu ertragen?
Wie schwer diese Gepäcklast ist, wird einzig und allein von Gott bestimmt. Mein Reisegepäck sieht auf alle Fälle anders aus als deines. Aber eins ist gewiss: Jesus fordert nichts von uns, ohne uns dafür die Kraft zu geben. Denn er selbst trägt mit. Vergiss nicht: Du bist mit ihm zusammengeschnallt.
Das Ziel der Reise: Der Gewinn des Lebens
Also, von Jesus eingeladen und auch herausgefordert – der Weg ist radikal und klar beschrieben. Doch meine Botschaft endet nicht bei Gottes Gedanken an dieser Stelle. Denn die Reise mit Jesus hat ein Ziel, und es lohnt sich, die Herausforderung anzunehmen.
Der dritte Wendepunkt ist der Gewinn meines Lebens. Jesus sagt: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten.“ Was für eine paradoxe Lebensgleichung stellt Jesus hier auf! Lebenserhalt führt zu Lebensverlust, und Lebensverlust führt zu Lebensgewinn.
Wenn ich also Jesus folge, bin ich kein Verlierer. Am Ende stehe ich nicht mit leeren Händen da, ich bin auch nicht verloren im Nirgendwo. Im Gegenteil: Wer sein Leben verliert, also loslässt und sich ganz Jesus hingibt, wird letztlich das Leben erhalten und gewinnen.
Wir verlieren, um zu erhalten. Wir lassen los, um zu gewinnen. Wir sterben, um zu leben. Der Gewinn ist das Ziel der Reise. Mit Jesus an der Seite werde ich das Ziel der Lebensreise erreichen: bei ihm zu sein, für ewig, in seiner Gegenwart, im Himmel.
Am Ende als Sieger und Gewinner dazustehen und von ihm gekrönt zu werden – das ist mir mehr wert als alles andere.
Rückblick auf die Walkabout-Challenge in Neuguinea
Ich komme auf die neuginesische Walkabout Challenge vom Anfang zurück. Vor meinem einheimischen Mitarbeiter und mir lag das Wasser. Damals wollte ich nicht umdrehen. Jenseits der Wassermassen lag ein Dorf mit Menschen, die darauf warteten, dass jemand kommt, der ihnen das Wort Gottes auslegt und sie auf ihrem Weg mit Jesus ermutigt.
So gab es nur eins: Dave, accept the challenge! Ab durchs Wasser, so wie wir waren. Wir schwammen viele hundert Meter und wussten dann nicht, wie es weitergehen würde. Es war echt krass und mehr als ein Abenteuer für einen Weißen. Ich kam wirklich an meine Grenzen und war zwischendurch sehr verzweifelt, denn die Aktion zog sich wirklich in die Länge.
Es wurde dunkel und wir kannten uns nicht mehr aus. Wir beteten wie die Weltmeister. Jesus war aber trotzdem spürbar bei uns, trotz aller Strapazen. Spät in der Nacht kamen wir dann, völlig erschöpft, mit Gottes wunderbarer Hilfe doch noch irgendwie am Dorf an.
Die Dorfbewohner empfingen uns mit einem Begrüßungstanz und einem Festessen. Es war einfach nur rührend. Für uns lag eine hammergesegnete Einsatzwoche vor uns – fernab von jeglicher Zivilisation. Die Reise hatte sich wirklich in mehrfacher Hinsicht gelohnt.
Abschließende Ermutigung und Einladung
Wer also Jesus folgt und mit ihm unterwegs ist, wird es nicht immer leicht haben. Jawohl, das ist so. Die Herausforderung gehört dazu.
Du bist jedoch herzlich von Jesus höchstpersönlich auf diesen Weg eingeladen. Vergiss dabei bitte nie: Der Weg führt ans Ziel. Es ist der große Gewinn des Lebens.
Ich schließe mit Worten von Jim Elliot, mit denen mich Jesus vor vielen Jahren ganz persönlich angesprochen hat. Diese Worte waren für meinen Missions- und Missionarsweg sehr wegweisend:
„Der ist keiner, der hingibt, was er nicht behalten kann, um das zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“
Von daher: Akzeptiere die Herausforderung. Akzeptierst du?
