Einführung in den Sabbatkonflikt
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 159: Der Mann mit der verdorrten Hand
Wenn es um Konflikte rund um den Sabbat geht, müssen wir unbedingt noch eine weitere Geschichte betrachten.
 Matthäus 12,9-13:
Als er von dort weiterging, kam er in ihre Synagoge. Dort war ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. Sie fragten ihn und sprachen: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?“ – damit sie ihn anklagen könnten.
Er antwortete ihnen: „Welcher Mensch unter euch hat nicht ein Schaf, und wenn dieses am Sabbat in eine Grube fällt, ergreift er es nicht und zieht es heraus? Wie viel wertvoller ist nun ein Mensch als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.“
Dann sagte er zu dem Mann: „Strecke deine Hand aus!“ Er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere Hand.
Begegnung mit dem Mann mit der verdorrten Hand
Kaum ist also der erste Konflikt um den Sabbat gelöst, kommt auch schon der nächste.
Jesus geht dorthin, wo alle Juden am Sabbat hingehen: in die Synagoge. Dort trifft er auf einen Mann mit einer verdorrten Hand. Lukas ergänzt, dass es die rechte Hand war, verdorrt wohl im Sinne von gelähmt. Jedenfalls war die Hand nicht mehr zu gebrauchen, was für den Mann selbst natürlich schlimm war, weil es ihm unmöglich war, viele Arbeiten auszuführen.
Die Situation ist an sich schon schwierig, doch sie wird noch schlimmer, weil die Pharisäer diese Lage ausnutzen wollten, um Jesus anzuklagen. Deshalb stellen die Pharisäer Jesus die Frage: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?
Für einen Pharisäer wäre die Antwort ganz klar gewesen: Nein, natürlich nicht. Heilen tut ein Arzt, und Heilen ist Arbeit. Arbeit ist am Sabbat verboten. Es sei denn, das Leben eines Menschen wäre in Gefahr, dann wäre eine Heilung erlaubt. Aber genau das ist hier nicht der Fall: Eine gelähmte Hand ist nicht lebensbedrohlich. Deshalb wäre diese konkrete Heilung am Sabbat nicht erlaubt.
Die Prioritäten der Pharisäer und Jesu Antwort
Und wieder sehen wir bei den Pharisäern eine merkwürdige Verschiebung der Prioritäten. Für sie ist der Mensch mit seinem Problem nicht wichtig. Vielmehr sind ihnen ihre selbstgemachten religiösen Regeln wichtig.
Natürlich steht nirgends im Alten Testament, dass man am Sabbat nicht auf wundersame Weise einen Menschen gesund machen darf. Aber, wie gesagt, ihnen geht es nicht um den Menschen mit seinem Problem. Sie wollen Jesus „drankriegen“. Dieser Rabbi aus Nazareth ist ihnen ein Dorn im Auge.
Sie fragten ihn und sprachen: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?“ Damit wollten sie ihn anklagen. Was jetzt folgt, ist einerseits eine Lektion im klugen Beantworten von Fragen, andererseits eine Argumentation vom Kleineren zum Größeren.
Wie beantwortet der Herr Jesus die Frage der Pharisäer und Schriftgelehrten, die nur darauf lauern, einen Anklagepunkt gegen ihn zu finden? Zuerst einmal mit einer Gegenfrage.
In Matthäus 12,11 sagt er zu ihnen: „Welcher Mensch wird unter euch sein, der ein Schaf hat, und wenn dieses am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht?“ Die Antwort auf diese Frage scheint einfach: Jeder würde das tun.
Indem der Herr Jesus seine Feinde dazu bringt, diese Frage innerlich mit „Ja“ zu beantworten, bereitet er sie emotional auf den nächsten Schritt vor. Jetzt folgt nämlich die Argumentation vom Kleineren zum Größeren, vom Schaf zum Menschen.
In Matthäus 12,12 sagt er: „Wie viel wertvoller ist nun ein Mensch als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.“
Merkt ihr, wie schlau der Herr Jesus vorgeht? Auf die Frage, ob es am Sabbat erlaubt ist zu heilen, hätte er ganz einfach direkt sagen können: „Na klar, am Sabbat darf man Gutes tun.“ Aber so geht er nicht vor. Er möchte seine Feinde tatsächlich gewinnen.
Deshalb betritt er erst, nennen wir es mal, einen gemeinsamen argumentativen Boden, bevor er dann ausgehend von dem Beispiel mit dem Schaf seine Übertragung bringt. Natürlich ist es am Sabbat erlaubt, einen Gelähmten zu heilen.
Der Wert des Menschen im Vergleich zum Tier
Im Hintergrund schwingt dabei immer noch der Gedanke mit, dass der Sabbat für den Menschen da ist und nicht der Mensch für den Sabbat. Anders ausgedrückt: Der Sabbat muss dem Herrn Jesus dienen.
Wenn Gott der Vater durch den Sohn am Sabbat einen Menschen gesund machen möchte, damit alle erkennen, dass sie es bei diesem Rabbi aus Nazaret mit dem Messias zu tun haben, dann ist das eben so. Gott tut, was er für richtig hält.
Grundsätzlich gilt: Ein Mensch ist wertvoller als ein Schaf. Wenn ich also am Sabbat barmherzig mit meinem Schaf umgehe, wie viel mehr sollte ich dann am Sabbat barmherzig mit einem Menschen umgehen?
Unterschied zwischen Mensch und Tier
Kleiner Einschub
Der Herr Jesus macht an dieser Stelle deutlich, dass es innerhalb der Schöpfung Unterschiede gibt. Ein Mensch ist wertvoller als ein Tier. Er hat in Gottes Augen einen höheren Wert.
Wenn wir hören, wie Petrus Irrlehrer mit Tieren vergleicht, bekommen wir ein Gespür für diesen Unterschied. In 2. Petrus 2,12 heißt es: „Diese aber, und wie gesagt, hier sind eigentlich Irrlehrer gemeint, diese aber sind wie unvernünftige Tiere, von Natur aus zum Eingefangenwerden und Verderben geboren, lästern über das, was sie nicht kennen, und werden auch in ihrem Verderben umkommen.“
Wir halten fest: Im Bild sind Tiere unvernünftig und zum Gejagtwerden sowie Gegessenwerden geschaffen.
Lasst uns das bitte in der heutigen Zeit nicht vergessen, in der oft behauptet wird, der Mensch sei einfach ein hochentwickeltes Tier. Gott selbst macht einen Unterschied zwischen Mensch und Tier.
Auch wenn uns die Bibel sehr deutlich zu einem nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung auffordert, Grausamkeit gegen Tiere verbietet und das mosaische Gesetz ihnen sogar einen Ruhetag gönnt, bleibt ein Mensch wertvoller als ein Tier.
Deshalb heilt der Herr Jesus auch den Mann mit der verdorrten Hand, obwohl er genau wusste, dass ihm das Ärger einbringen würde.
Heilung und Reaktion der Gegner
Lukas 6,8-10: Jesus aber kannte ihre Überlegungen. Er sprach zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: „Steh auf und stell dich in die Mitte!“
Der Mann stand auf und stellte sich hin. Jesus fragte sie nun: „Ich frage euch, ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben?“
Nachdem er sie alle ringsum angesehen hatte, sagte er zu dem Mann: „Strecke deine Hand aus!“ Er tat es, und seine Hand wurde wiederhergestellt.
Das ist die eine Seite: Der Mann ist gesund. Doch die Feinde Jesu sind ebenfalls restlos bedient. So lesen wir in Matthäus 12,14: „Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.“
Spätestens jetzt sind aus Kritikern Feinde geworden, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als diesen Rabbi aus Galiläa umzubringen.
Ausblick und persönliche Anwendung
Aber auch Jesus ist zornig. Mehr dazu erfährst du in der nächsten Episode.
Was könntest du jetzt tun? Überlege, ob die Strategie, bei kritischen Fragen zunächst eine Gegenfrage zu stellen, auch für dich interessant sein könnte.
Das war's für heute. Ich bin ein großer Freund davon, Bibelverse auswendig zu lernen, und möchte dich gern dazu motivieren, genau das zu tun.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
