Einleitung: Begeisterung für die Zehn Gebote
Okay, fangen wir einfach schon mal an, das kommt bestimmt gleich.
Ich möchte zu Beginn noch einmal meine Freude über dieses ganze Thema zum Ausdruck bringen. Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, aber ich habe richtig Lust darauf, jetzt so die nächsten zehn Mal hier vorne zu stehen und mit euch über die zehn Gebote zu sprechen. Ich glaube, allein schon deshalb, weil man an dieser Stelle denkt, man wisse schon alles. Ich hoffe einfach, dass ich die eine oder andere Sache noch bringen kann.
Ich hoffe auch persönlich, dass ich beim letzten Mal deutlich gemacht habe, was die zehn Gebote nicht sind. Ich hoffe, dass jedem klar ist, dass sie kein Leitfaden sind, um mit Gott Frieden zu schließen. Das werde ich jetzt nicht immer wieder wiederholen, das ist so das letzte Mal.
Gebote sind dazu da, um uns zu zeigen, dass wir verlorene Menschen sind. Sie sind dazu da, um uns an den Abgrund unserer eigenen Existenz zu führen, uns diesen Abgrund vor Augen zu halten und uns jeden Versuch zu nehmen, selbstgerecht durchs Leben zu gehen. Die Gebote Gottes sind dazu da, uns die Maske der Selbstgerechtigkeit vom Gesicht zu reißen und uns mit der Wahrheit zu konfrontieren, dass wir tatsächlich verloren sind.
Aber das ist ganz wichtig: Sie sind keine Leiter, so eine heilige Strickleiter, an der man sich irgendwie in den Himmel hangeln könnte, wenn man sie einhalten würde.
Gleichzeitig machen wir einen Ethikkurs. Ich liebe Ethik, ich liebe die Gebote. Ich liebe sie und ich möchte euch bitten, dass ihr mit mir den Römerbrief aufschlagt, und zwar Römerbrief Kapitel sieben.
Die Bedeutung der Gebote im Römerbrief
Obwohl die Gebote nicht retten können, schreibt Paulus im Römerbrief 7,12 darüber. Wer den Römerbrief ein wenig kennt, weiß, dass er im Herbst noch einmal gemeinsam im Rahmen einer ausführlicheren Bibelwoche betrachtet wird.
Wer den Römerbrief bereits kennt, weiß, dass dort sehr viel über das Evangelium steht. In Kapitel 7, Vers 12 schreibt Paulus als Fazit einer längeren Begründung: „So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.“
Die Gebote Gottes sind also heilig. Sie repräsentieren Gottes Charakter. Wenn man sie richtig versteht, ermöglichen sie uns einen Blick in den Charakter Gottes, sodass wir Gott besser verstehen können.
Die Gebote sind gerecht. Das bedeutet, dass Gottes Gebote niemals ungerecht, unbrauchbar oder falsch sind. Manchmal mögen wir vielleicht denken, sie seien falsch, aber das stimmt nicht.
Es ist auch nicht so, dass Gott uns durch seine Gebote das Beste im Leben vorenthalten will. Ganz im Gegenteil: Sie sind gut. Gott weiß, was wir brauchen. Indem er uns Gebote gibt, schenkt er uns das, was meiner Familie gut tut und was im Leben wirklich zählt.
Er, der allein Weitsicht, Einsicht und den Überblick hat, der Ahnung vom Leben hat, zeigt uns, wie das Leben funktioniert.
Persönliche Erfahrungen mit den Geboten
Ich muss das einfach mal ganz persönlich sagen: Ich liebe die Gebote aus einem ganz anderen, viel persönlicheren Grund.
Ich könnte Psalm 119 vorlesen und darauf hinweisen, was der Psalmist alles Tolles über die Gebote schreibt. Aber in meinem Leben ist Folgendes passiert: Ich habe ganz persönlich erleben dürfen, was es bedeutet, nach den Geboten Gottes zu leben. Das empfinde ich als ein großes Vorrecht.
Ich komme aus einer familiären Situation, die nicht ganz so schön war. Das, was man eine intakte Familie nennt, habe ich eigentlich nie kennengelernt. Ich wusste auch nicht so richtig, wie eine Ehe funktionieren soll – das hat man bei meinen Eltern nicht gesehen. Wie Kindererziehung funktionieren soll, war mir erst recht nicht klar.
Dann bin ich Anfang zwanzig sozusagen ins Christsein hineingestolpert. Plötzlich dachte ich mir: „Ich habe jetzt eine Bibel.“ Vorher war ich schon ein bisschen religiös und hatte hier und da mal gelesen, meist nur die spannenden Teile. Das, was mich nicht so interessierte, habe ich beiseitegelassen.
Jetzt dachte ich mir: „Jetzt bist du ein richtiger Christ, jetzt fängst du mal an, die Bibel ganz zu lesen.“ Und so habe ich sie gelesen: kratsch, kratsch, kratsch – war ich durch. Dann habe ich sie noch einmal gelesen: kratsch, kratsch, kratsch – war ich wieder durch. Das habe ich ein paarmal gemacht und dabei festgestellt, dass wirklich zu jedem Thema etwas darin steht, wenn man genauer liest und auch die Stellen mit einbezieht, die man sonst vielleicht übersieht.
Da steckt unglaublich viel drin. Du möchtest wissen, wie man eine Ehe führt? Nun, du musst ein bisschen suchen, es steht nicht alles auf einer Seite, aber es ist da. Du möchtest wissen, wie man Kinder erzieht? Es gibt ein ganzes Buch zum Thema Kindererziehung in der Bibel. Du möchtest an vielen Details deines Lebens wissen, wie man es richtig macht? Ja, super!
Ich möchte nicht sagen, dass ich von Anfang an alles richtig verstanden habe – überhaupt nicht. Und ich möchte Mut machen, wenn ich sage: Darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass wir lesen, weiterlesen, weiterdenken und nicht aufhören, über das nachzudenken, was wir hier drin haben.
Ich habe mir dann den Luxus erlaubt, nicht einfach das zu übernehmen, was andere Leute mir gesagt haben – auch nicht in meinem gemeindlichen Umfeld. Ich dachte mir, es lohnt sich doch, das selbst noch einmal zu hinterfragen und zu schauen, ob das, was andere leben, wirklich in der Bibel steht.
Dabei war ich dann überrascht, an manchen Stellen zu finden, dass es im gemeindlichen Umfeld Traditionen gibt, die man gar nicht in der Bibel findet. Das fand ich wunderbar – dann werfen wir das erst mal raus und schauen, was hier wirklich drinsteht.
So habe ich Stück für Stück versucht, das umzusetzen, was in der Bibel steht. Und soll ich euch was sagen? Bis heute habe ich persönlich feststellen dürfen, dass sich dieses Wort Gottes als einhundert Prozent brauchbar erwiesen hat.
Über die Jahre bin ich absolut zum Fan dieses Wortes geworden.
Die Bedeutung der Gebote für Familie und Leben
Ich bin zum Fan geworden, weil ich gemerkt habe, wie um mich herum auch christliche Familien und Ehen Schiffbruch erlitten haben. Wenn ich in meine eigene Familie schaue, sehe ich, dass ihr nicht perfekt seid. Ihr könnt über vieles, was wir tun, schmunzeln. Aber ich merke einfach, dass ich mit meinem Hintergrund so etwas in meiner eigenen Kindheit nie vernünftig erlebt habe – was Familie, Ehe, Beziehung, Kinder und das Vaterverhältnis angeht.
Ich schaue auf meine kleine Familie und denke: Wow, einfach schön! So habe ich mir das immer irgendwie gewünscht. Es funktioniert, und es ist auch gar nicht so super kompliziert. Man muss nur an den entscheidenden Stellen im Leben die richtigen Weichen stellen, und dann funktioniert es auch. Diese entscheidenden Stellen zu erkennen und zu überlegen, worum es eigentlich geht – da kann ich nur sagen, dass mir die Bibel unglaublich geholfen hat.
Ich weiß, wie oft Leute sich aufgeregt haben und gesagt haben: „Boah, wenn du das machst, das ist doch absoluter Unsinn.“ Ich habe mir einfach mal drei Punkte herausgeschrieben, drei Schlüsselerlebnisse.
Bärbel, meine Frau, habe ich heute mitgebracht. Wir sind Anfang zwanzig Christen geworden. Wir waren vorher schon ein paar Jahre miteinander befreundet. Dann haben wir die Bibel aufgeschlagen und festgestellt, dass Sex vor der Ehe irgendwie nicht das ist, was Gott sich wünscht. Na ja, gut, dann lassen wir ihn halt weg.
In unserem Bekanntenkreis gab es einen großen Aufschrei: „Wie könnt ihr das machen? Das gehört doch dazu!“ Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es für unsere Beziehung richtig gut war. Wir haben nämlich angefangen, miteinander zu reden und einander kennenzulernen. Heute sind wir die letzte Beziehung aus unserem Bekanntenkreis, die überhaupt noch besteht.
Oder wenig später, sechs, acht Jahre danach, ich war gerade dabei, im Beruf ein bisschen erfolgreich zu sein. Als das schwarze Schaf der Familie fingen meine Schwiegereltern langsam an durchzuatmen und zu denken: „Vielleicht wird doch noch etwas aus dem Schwiegersohn.“ Da hatten wir die Idee, in dreiviertel Jahr nach Österreich zu gehen, um dort eine Art Kurzbibelschule zu machen.
„Boah, du kannst doch nicht jetzt deinen Job einfach aufgeben. Deine Karriere wird ja nie wieder etwas. Wenn du zurückkommst, wer soll dir noch jemals eine Beförderung geben?“ Trotz dieser Bedenken sind wir gegangen, weil wir dachten, es wäre richtig, zuerst das Reich Gottes an erste Stelle zu setzen.
Ich kann euch sagen: Diese neun Monate in Österreich waren für uns eine der wertvollsten Zeiten, die wir überhaupt in unserem Leben hatten. Sie waren ein Schlüsselerlebnis, unser Leben in den Gemeindebau zu investieren. Wir würden das heute nicht tun, wenn wir damals nicht in Österreich gewesen wären. Und das mit der Beförderung war auch kein Problem. Wir kamen zurück, und mein Chef hat schon darauf gewartet, mich endlich befördern zu können.
Noch ein dritter Punkt, wo ich das so merkte: Ich habe dann meine Bibel aufgemacht und mich gefragt, worum es eigentlich geht, wenn man Kinder erzieht. Ich stellte fest, dass in der Bibel überall gesagt wird, wie wichtig es ist, den Kindern früh das Wort Gottes nahe zu bringen, es ihnen einzuschärfen und mit ihnen Bibelverse zu lernen. Darauf ist sogar eine Verheißung gelegt.
Also dachte ich mir: Super, das machen wir! Sobald die Kinder lesen konnten, haben wir Bibelverse gelernt, so im Dutzend, und haben sie immer wiederholt. Wenn die Kinder das lernen, dachte ich, kann ich das auch gleich mitlernen. Es kann ja nicht schaden, was für meine Kinder gut ist.
Ich durfte richtig erleben, wie fantastisch es war, wie das Wort Gottes in diesen kleinen Köpfen zu wirken begann. Wie sie biblische Stellen lernten, darüber nachdachten und wir im Erziehungsprozess immer wieder darauf zurückgreifen konnten. Wenn jemand aus der Schule kam und etwas sagte, fragten wir: „Was steht denn da in der Bibel? Wie müsste man da handeln?“ So halfen wir ihnen, das Prinzip wieder hervorzuholen. Sie hatten es ja schon einmal auswendig gelernt, und dann erklärten wir es ihnen daran.
Wir durften erleben, wie unsere Kinder auf dieser Grundlage zu Menschen wurden, mit denen ich heute eine super Beziehung habe. Ich durfte meine beiden Töchter taufen. Ich weiß nicht, ob nur Väter das so nachvollziehen können, was es bedeutet, wenn man ins Wasser steigt und sagt: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Da läuft mir heute noch der Rücken runter.
Und sie sind Mitarbeiter in der Gemeinde, und wir machen das zusammen. Ich bin von Herzen dankbar. Angefangen hat das mit ein paar simplen Regeln, die dieses Buch mir gegeben hat. Ich möchte keine einzige von ihnen missen.
Ich liebe die Gebote, weil sie meinem Leben eine Qualität gegeben haben, die ich jedem Menschen von ganzem Herzen wünsche. Ich glaube, wir sind um viel Unsinn und Schmerz herumgekommen, weil wir versucht haben, eng an dem zu leben, was hier steht. Wir machen nicht alles richtig, wir haben viele Fehler gemacht, keine Frage. Aber ich bin trotzdem von Herzen dankbar.
Deshalb freue ich mich auf die nächsten zehn Vorträge und wünsche euch, dass ihr ein Stückchen von dieser Begeisterung für die Gebote Gottes mitnehmen könnt.
Ursprung und Einteilung der Zehn Gebote
Die zehn Gebote – Wo kommt der Name her?
Wir wollen einmal nachschlagen in 2. Mose 34. Dort heißt es in Vers 28: „Und Mose blieb vierzig Tage und vierzig Nächte dort beim Herrn, Brot aß er nicht und Wasser trank er nicht, und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die zehn Worte.“
Eine zweite Stelle findet sich in 5. Mose 4,13: „Gott verkündigte euch seinen Bund, den ihr halten sollt; er gebot euch die zehn Worte.“ Auch hier steht, dass er sie auf zwei steinerne Tafeln schrieb.
Das bedeutet, im Alten Testament finden wir die zehn Gebote zweimal, nämlich in 2. Mose 20 und 5. Mose 5. Das kann man sich fast leicht merken. Aber warum gibt es sie zweimal?
Das erste Mal werden die zehn Gebote am Berg Sinai gegeben. Gott befreit sein Volk Israel aus Ägypten, sie ziehen los, kommen zu diesem Berg, und dort gibt es die zehn Gebote. Es gibt noch mehr, aber die zehn Gebote stehen im Zentrum.
Dann folgt die sogenannte Wüstenwanderung, und die erste Generation stirbt 38 Jahre später. In der Zwischenzeit ist alles gestorben, was nicht mindestens 20 Jahre alt war. Das heißt, eine ganz neue Generation ist entstanden.
Dieser neuen Generation, die das Ereignis am Berg Sinai größtenteils nicht erlebt hat, verkündet Mose 38 Jahre später erneut die zehn Gebote. Er wiederholt Gebot für Gebot, was Gott gesagt hat.
Nun zur Kirchengeschichte: Bis hierhin ist alles klar. Doch schauen wir uns an, wo die Probleme liegen.
Ich habe euch eine etwas verwirrende Folie mitgebracht, die man verstehen muss. Die Einteilung der zehn Gebote sollte eigentlich ganz klar sein: Es sind zehn Gebote.
Wenn man jedoch in die Kirchengeschichte schaut, stellt man fest, dass die Einteilung am Anfang und am Ende immer ein wenig unterschiedlich war.
Ihr seht hier links die Gebote und daneben, wie Juden, Anglikaner, Reformierte, Orthodoxe, Katholiken und Lutheraner sie einteilen. Die zehn Gebote werden unterschiedlich eingeteilt.
Der Unterschied liegt vor allem am Anfang und am Ende. Zwischen „Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen“ und „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen“ ist alles ziemlich identisch. Dort erkennt jeder, wo ein neues Gebot beginnt.
Am Anfang ist es so, dass die sogenannte Präambel „Ich bin der Herr, dein Gott“ von den Juden als erstes Gebot gezählt wird. Warum sie das tun, kann ich nicht genau sagen, denn sprachlich macht es keinen Sinn, „Ich bin der Herr, dein Gott“ als eigenständiges Gebot zu verstehen. Aber sie tun es.
Die Anglikaner, Reformierten und im weitesten Sinne auch wir sehen das eher als Präambel, eine Vorrede oder Überschrift, wo es überhaupt losgeht. Sie würden das nicht als eigenes Gebot auffassen.
Orthodoxe, Katholiken und Lutheraner fassen es einfach zum ersten Gebot hinzu. Gerade bei Katholiken und Lutheranern wird das erste Gebot sehr weit gefasst. Es umfasst nämlich „Ich bin der Herr, dein Gott“, „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ und „Du sollst dir kein Bildnis machen“.
Dahinter steckt eine Idee: Eigentlich würde jeder, der das liest, sagen, „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ ist das erste Gebot. Dann käme „Du sollst dir kein Bildnis machen“ als zweites Gebot und „Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen“ als drittes.
Rein sprachlich ist das sehr naheliegend. Aber Kirchengeschichte ist nicht immer logisch. Es schwingen immer andere Ideen mit.
Zum Beispiel bei dem Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“: Wenn man sagt, in meiner Kirche möchte ich doch gerne einige Bilder haben, dann passt das nicht so gut. Deshalb wird lieber „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ als Hauptgebot angesehen. „Du sollst dir kein Bildnis machen“ wird eher als Nebenaspekt betrachtet, der nicht ganz so dramatisch ist.
Rein sprachlich – und so werde ich die zehn Gebote behandeln – sind „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ und „Du sollst dir kein Bildnis machen“ zwei eigenständige Gebote.
Wenn man diese beiden zusammenfasst, gibt es ein Problem mit der Zahl zehn, was man am Ende merkt.
Denn dort heißt es: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus“, und dann folgen Knecht, Vieh, Magd und alles andere.
Wer sich ein wenig mit dem kleinen Katechismus von Martin Luther beschäftigt hat, weiß, dass es am Ende eine Teilung gibt.
Dort heißt es: Das neunte Gebot lautet „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau“ und wenn du den Rest begehren willst oder nicht begehren sollst, ist das das zehnte Gebot.
Probleme bei der Einteilung der Gebote
Welche Probleme entstehen, wenn man diese Teilung hier macht? Es sind in erster Linie zwei.
Zum einen ist das Gebot „Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau“ schon mal da. Das heißt dann nur ein bisschen anders: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Es ist wie eine Doppelung. Wer die Bergpredigt kennt, weiß, dass der Herr Jesus sagt: „Du sollst nicht Ehe brechen“ – genau das meint „Du sollst nicht begehren“.
Das zweite Problem ist, dass, wenn ihr – und wir könnten das jetzt machen, aber das könnt ihr auch zuhause einfach mal nachlesen – euch die Stelle im 5. Buch Mose Kapitel 5 und im 2. Buch Mose Kapitel 20 anschaut, die Reihenfolge mit dem Haus und der Frau einmal in dieser Reihenfolge dasteht und einmal genau umgedreht.
Was heißt das? Das heißt, dass das hier hinten, was in meinen Augen irrtümlicherweise in den Geboten neun und zehn aufgetrennt wird, genauso wie es sonst üblicherweise auch betrachtet wird, ein Gebot ist. Es geht nicht darum, was ich begehre, dass die Frau nicht begehrt werden soll und das Haus nicht begehrt werden soll, sondern es geht um das große Thema: „Du sollst nicht begehren.“
Dass das stimmt, zeigt auch wieder der Römerbrief. Paulus zitiert dieses zehnte Gebot, das ihm in seiner persönlichen Entwicklung ganz besonders nahegegangen zu sein scheint. Dort heißt es in Römer 7,7: „Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durch das Gesetz. Denn auch von der Lust hätte ich nicht gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte.“
Jetzt fasst Paulus dieses zehnte Gebot kurz zusammen und sagt: „Du, nein, nicht du, lass dich nicht gelüsten.“ Paulus zeigt uns, dass das zehnte Gebot, das hier auch mit „Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau, du sollst nicht begehren deines nächsten Haus“ zusammengefasst ist, in Römer 7,7 auch bezeichnet werden kann als: „Lass dich nicht gelüsten.“
Wir würden das heute ein bisschen freier sagen: Sei nicht neidisch – ganz platt. Unter dieser Überschrift werden wir das dann auch in, ich weiß nicht, drei, vier Monaten behandeln.
Das ist ein Gebot. Egal was. Und wenn du sagst: „Ich bin nicht so scharf auf den Esel meines Nächsten“, dann müssen wir uns Gedanken machen, ob der BMW vielleicht interessanter ist.
Gliederung der Gebote nach Anglikanern und Reformierten
Die zehn Gebote lassen sich natürlich einteilen. Ich möchte gerne die Spalte, in der „Anglikaner“ und „Reformierte“ darüberstehen, als Orientierung nehmen, da sie sprachlich am wahrscheinlichsten ist.
Die ersten drei Gebote lauten: Du sollst keine fremden Götter neben mir haben, du sollst dir kein Bildnis machen und du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Dreimal geht es dabei um den rechten Umgang mit Gott, um die Achtung Gottes.
Danach folgt das Gebot: Denke an den Sabbattag. Das wird spannend, denn ich behaupte, dass es hier um den richtigen Umgang mit der Arbeit beziehungsweise um die Achtung vor der Schöpfungsordnung geht. An dieser Stelle werde ich etwas zum Thema Arbeit und Pausen sagen und dazu, dass Gott ein Gott ist, der uns auch einmal sagen darf: Jetzt hör auf zu arbeiten.
Dann kommen die Gebote fünf bis zehn: Du sollst Vater und Mutter ehren, du sollst nicht morden, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis ablegen und du sollst nicht begehren. Hier geht es um den rechten Umgang innerhalb der Gesellschaft beziehungsweise um die Achtung vor der Würde des Menschen.
Zusammengefasst: Die ersten drei Gebote betreffen die Achtung vor Gott, das vierte Gebot die Achtung der Schöpfungsordnung, und die Gebote fünf bis zehn den rechten Umgang in der Gesellschaft sowie die Achtung der Würde des Menschen.
Das erste Gebot: Keine anderen Götter neben mir
Und heute möchte ich mit euch über das erste Gebot nachdenken: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
Man liest das und denkt sich: Klar, komm weiter, was ist daran spannend? Zunächst möchte ich etwas zur Übersetzung sagen. Das Wörtchen „neben mir“ bedeutet nicht „außer mir“. Es heißt vielmehr: „Du sollst mir keine Götter vorziehen.“ Gott möchte seine Ehre mit niemandem teilen.
Im Propheten Jesaja, in Jesaja 42, sagt Gott: „Ich bin Yahweh, das ist mein Name, und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den Götterbildern“ (Jesaja 42,8). Das Alte Testament ist voll von Aussagen, in denen Gott betont, dass er seine Ehre mit niemandem teilt.
Wenn es hier heißt: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“, dann sind darin eigentlich drei Aussagen enthalten.
Die erste Aussage ist: Dieses Gebot richtet sich gegen Atheismus. Wir sollen nicht ohne einen Gott leben.
Die zweite Aussage lautet: Dieses Gebot richtet sich gegen Götzendienst. Wir sollen Yahweh, den Gott Israels, als unseren Gott anerkennen.
Die dritte Aussage richtet sich gegen Polytheismus. Wir sollen nur Yahweh als Gott anerkennen.
Dieser eine Satz, „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, macht also deutlich, dass Gott mit Atheismus nichts zu tun hat, mit Götzendienst nichts zu tun hat und schon gar nichts mit Polytheismus. Vielmehr geht es ihm darum, dass er der eine Gott sein möchte, um den sich unser Leben dreht. Eigentlich eine ganz einfache Sache.
Jesus wird im Neuen Testament gefragt, was das größte Gebot sei. Er antwortet folgendermaßen: „Das Erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft“ (Markus 12,30).
Eigentlich ist es eine ganz, ganz einfache Sache. Gott möchte, dass es in unserem Leben nur einen Gott gibt – ihn. Und dass wir ihn lieben mit unserem ganzen Herzen.
Der Begriff „Herz“ in der Bibel, gerade im Alten Testament, hat viel mit unserem Denken und Wollen zu tun. Wir würden heute sagen: mit unserer ganzen Sehnsucht, mit unserem ganzen Verlangen.
Mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, unserem ganzen Verstand und unserer ganzen Kraft sollen wir diese Liebesbeziehung leben.
Das bedeutet: Das, was wir emotional sind, das, was wir intellektuell sind, und das, was wir physisch sind, sollen wir in diese Beziehung investieren.
Dieser Yahwe, JHWH, das Tetragramm, ist der Gott, der sich am Berg Sinai einem unbekannten Nomadenvolk als der allein wahre und einzige Schöpfer von Himmel und Erde offenbart hat. Er ist der heilige Retter und Richter aller Menschen, der ewig wunderbare und schrecklich fremdartige, gnädige Gott.
Ihn gilt es mit der ganzen Fülle unserer Persönlichkeit, mit jeder Faser unserer Existenz, in jedem Moment unseres Lebens zu lieben.
Das ist eigentlich das erste Gebot. Kein Götze, kein Mensch, keine Institution und keine Idee soll meine Anbetung und Verehrung von diesem Gott abwenden.
Anbetung und Götzendienst im Alltag
Und wir sind Menschen – das muss uns klar sein. Als Menschen sind wir so gemacht, dass wir mit unserem Leben immer anbeten werden. Vielleicht denkt ihr bei Anbetung jetzt an etwas Bestimmtes, zum Beispiel daran, aufzustehen und gemeinsam zu beten. Aber das ist nicht das, was die Bibel zuerst unter Anbetung versteht.
Wenn die Bibel von Anbetung spricht, dann bedeutet das eigentlich, dass ich mich einer Sache unterwerfe. Es heißt so viel wie, sich vor jemandem hinwerfen, jemanden anerkennen als den, der in meinem Leben vorgibt, wie ich lebe. Und ihr merkt schon: Der Gott meines Lebens ist nicht unbedingt ein Götze, den man als eine Statue aus Stein oder Holz mit Goldüberzug vor sich hinstellt.
Der Gott meines Lebens ist das, wofür ich lebe. Und in dem Moment, in dem ich nicht allein für Gott lebe, werde ich eigentlich zum Götzendiener.
Ich habe mir erlaubt, ein paar Götter mitzubringen, die in unserer Gesellschaft modern geworden sind. Es ist ja nicht so, oder nur ganz selten so, dass du irgendwo eingeladen wirst zum Kaffeetrinken und dann kommst du rein und sagst: „Boah, was hast du denn da in der Ecke stehen?“ Und dann sagt der Gastgeber: „Weißt du, ich war letztes Jahr in Afrika im Urlaub und habe mir da so einen großen Gott mitgebracht. Den habe ich in die Ecke gestellt und immer abends, bevor ich ins Bett gehe, stelle ich noch so ein Schüsselchen Reis davor und murmele ein paar Gebete.“ Das macht ja keiner oder fast keiner.
Aber es gibt andere Götter, Götter, die sich fast durch die Hintertür einschleichen. Götter, die wir vielleicht nicht als Götter bezeichnen würden. Ich habe mir erlaubt, euch ein paar unheilige Dreieinigkeiten mitzubringen. Die heilige Dreieinigkeit kennt ihr: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Hier sind ein paar unheilige Dreieinigkeiten, die in unserer Gesellschaft Menschen dazu bringen, für sie ein Leben zu leben.
Da gibt es zum Beispiel die unheilige Dreieinigkeit Erfolg, Geld, Macht. Ich bin sicher, ihr kennt Leute, deren Leben sich genau darum dreht. Wenn man sie fragt: „Wonach triffst du deine Lebensentscheidung?“ antworten sie: „Ich möchte Erfolg, ich möchte Geld, ich möchte Macht.“ Und das, was dein Leben beherrscht, das ist dein Gott.
Vielleicht kennst du auch Leute, die mehr auf Selbstverwirklichung, Psychologie, Unabhängigkeit setzen. Es gibt so eine bestimmte Art von Menschen, bei denen macht es „Plopp“ und sie sagen: „Ja, das ist mein Ding.“ Oder jetzt habe ich mal ein bisschen von den Jüngeren: Trans, Lifestyle, Star-Kult, immer mit dem Trend mitzuschwingen, immer zu wissen, was gerade in ist, und einfach dabei zu sein, bloß nicht aus der Rolle zu fallen.
Es gibt dieses Kinderlied – wie heißt das? – „Bin ich richtig angezogen? Stimmt die Farbe meiner Socken?“ Kennt ihr das? Das ist schon ein bisschen diese Sache.
Dann gibt es natürlich auch Gesundheit, Sport, Diät. Leute, deren Lebenssinn darin besteht, ein ordentlich ausgeprägtes Sixpack zu haben oder ein bestimmtes Styling nach außen hin zu präsentieren. Das ist in christlichen Gemeinden nicht so weit verbreitet, muss ich zugeben.
Aber die nächste Gruppe ist mir dann schon wieder ein bisschen bekannter: Spaß, Freizeit, Einkaufen. Leute, deren Leben sich darum dreht, wo das Angebot im Briefkasten liegt, der neue Bauerkatalog oder der Quelle-Katalog reinkommt. Da gibt es dieses Funkeln in den Augen. Da müsst ihr mal drauf achten. Das ist Spaß, Freizeit, Einkaufen.
Die grobe Variante davon heißt dann Drogen, Sex, Adrenalin. Viel zu viele Leute machen das zu ihrem Gott. Viel zu viele.
Das Gegenstück dazu heißt für mich: Sicherheit, Sorgen, Rente. Leute, die eigentlich nichts weiter wollen, als durchs Leben zu tingeln, und deren größte Sorge darin besteht, dass die Rente nicht reichen könnte. Ich verspreche euch, dass es in dreißig Jahren keine Rente mehr geben wird. Ich wüsste nicht, wo sie herkommen sollte. Vielleicht dauert es auch noch fünfzig Jahre, aber ich habe jetzt öfter mit Leuten zu tun, die das hier mögen: Geheimwissen, Esoterik, Buddhismus – so ein bisschen „nichts Genaues weiß man nicht“.
Jemand hat mal gesagt: „Wer nicht an Gott glaubt, glaubt schließlich alles.“ Das sind die Freunde, ich weiß nicht, ob ihr die kennt: Schrebergarten, Sonntagsbraten, Enkel – ja, okay, gut, also ihr kennt welche. Weiß nicht, ob ihr die hier kennt: Kunst, Kultur, Schöngeistiges. Deren Leben dreht sich darum. Und es ist schön, wenn ihr mit ihnen zusammen seid. Es sind angenehme Zeitgenossen, mit denen man sich super gut unterhalten kann. Sie wissen, welche Ausstellung läuft, sie haben etwas, was ihr wahrscheinlich oder die meisten von euch nicht haben: so einen Museumsführer von Berlin und wissen immer, was los ist. Das sind nette Leute.
Es gibt natürlich auch die gröbere Variante davon: Sucht, Psychiatrie, Besessenheit oder dann Satanismus, Rituale, Zorn. Wir haben das komplette Spektrum.
Aber das sind die Götter unserer Gesellschaft. Das sind die Götter, um die sich Leben drehen.
Und du kommst und sagst: „Du sollst an Gott glauben. Da gibt es einen Gott, der hat sich vor ungefähr 3.500 Jahren offenbart, an einem Berg ein bisschen südlich von Israel heute, und hat dort die zehn Gebote gegeben.“ Diese zehn Gebote sind dazu da, damit du erkennst, dass du ein Sünder bist, dass es in deinem Leben nicht weitergeht und dass du hoffnungslos verloren bist.
Und dann gibt es Leute, die sagen: „Weißt du, das interessiert mich nicht. Das Einzige, was mich interessiert, ist entweder Geld, die neue Hose zu kaufen, die es gerade gibt, das nächste Wochenende, ein Buch zu lesen oder ins Museum zu gehen.“ Oder noch schlimmer: Der Gott meines Lebens ist das, wofür ich lebe.
Und die Frage ist: Wofür lebst du? Was ist der Gott deines Lebens? Wer entscheidet am Ende darüber, wie du deine Zeit, dein Geld, deinen Intellekt, deine Kraft und deine Psyche einsetzt? Wer darf dir sagen: „Gib Gas!“ und wer darf dir sagen: „Stopp!“?
Was ist das, was dich am meisten motiviert? Was ist das, worüber du am meisten nachdenkst? Was ist das, wofür du bereit bist, deine Kinder zu opfern?
Wir sind alle dagegen, logisch. Wir sind alle dagegen, wenn wir im Alten Testament davon lesen, dass es den Moloch gibt – eine Statue, die erhitzt wurde, und in deren fast glühenden Armen man dann Kinder gelegt hat, die elendig verreckt sind. Da sagen wir: „Oh, sie haben ihre Kinder dem Moloch geopfert, wie grausam!“
Aber wir kennen doch alle Kinder, die geopfert worden sind für Erfolg, Selbstverwirklichung, Gesundheitsthemen, Spaßgesellschaften und so weiter. Wir kennen sie doch!
Da soll es keine anderen Götter neben mir geben.
Wenn wir wirklich Gott mit unserem ganzen Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft lieben, dann bleibt kein Raum mehr für andere Götter. Wenn der Dreieinige unser Gott ist, dann verlieren diese Götter ihren Einfluss auf unser Leben.
Sieg über die Welt durch den Glauben
Schlagen wir gemeinsam 1. Johannes 5,4 auf. Dort heißt es: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“
Alles, was aus Gott geboren ist, sind Menschen, die Gottes Geist haben und zu Gott umgekehrt sind. Sie haben bewusst entschieden: Ich werfe diese alten Götzen aus meinem Leben und nehme den lebendigen Gott auf. Ich möchte mit diesem Gott leben und für diesen Gott leben.
Was aus Gott geboren ist und ewiges Leben in sich trägt, sind Menschen, in denen Gott wohnt, die seine Kinder sind. Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt.
Bei Johannes ist die Welt ein System. Es ist das System, das sich Menschen schaffen, um ohne Gott glücklich zu werden. Es sind diese falschen Götter, die sich Menschen suchen, um ihrem Leben Sinn zu geben. Sie suchen diese falschen Götter, weil sie etwas anbeten müssen. Menschen können gar nicht anders, als sich zu fragen: Wofür bin ich da? Sie müssen ihrem Leben Sinn und Ziel geben. Deshalb greifen sie nach dem Naheliegenden.
Was sollen sie auch sonst tun? Sie nehmen das, was ihnen vorgelebt wird, was sie irgendwo sehen, was erstrebenswert scheint und wo sie hoffen, dass es jemanden gibt, der ihnen sagt: Ja, wenn du so und so lebst, dann kommst du an, dann macht das Sinn. So nehmen sie diese falschen Götter in ihr Leben auf.
Johannes sagt: Dieses System aus Götzen, falschen Göttern und falschen Idealen, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, hat der überwunden, der glaubt. Warum? Weil im Moment des Glaubens ich mein ganzes Vertrauen nicht mehr auf das setze, was vorher in meinem Leben wichtig war.
Ich sage nicht mehr: Wenn ich nur mehr Geld habe, dann habe ich mehr Sicherheit. Wenn ich mich nur mehr selbst verwirkliche, dann bin ich glücklicher. Wenn ich nur Trends mitlaufe, werde ich von den anderen gemocht. Wenn ich nur eine bestimmte Figur habe, dann bin ich endlich jemand, den man mag. Wenn ich nur bestimmte Erfahrungen mit Drogen habe, dann weiß ich endlich, was Leben bedeutet.
Wenn ich nur das und das habe, dann kommt etwas in mein Leben, und ich fühle mich lebendig. An dieser Stelle setzt Jesus an. Er sagt: Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es im Überfluss haben.
Jesus weiß genau, dass diese Sehnsucht nach Leben in jedem Menschen steckt. Er kommt, weil er sagt: Ich möchte dir genau das geben, was du in all diesen Punkten nicht finden wirst.
Konsequenzen des ersten Gebots im Leben Israels
Und da, wo wir – da, wo die Israeliten dieses Gebot ernst nehmen: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ –, da muss natürlich etwas daraus folgen. Das möchte ich euch kurz noch zeigen, und ich möchte es am Beispiel von 5. Mose 12 machen.
Wenn man das Fünfte Buch Mose einteilt, stellt man fest, dass das ganze Buch sich über weite Strecken nach den Zehn Geboten gliedern lässt. 5. Mose 12 ist dabei das Kapitel, das am besten zum ersten Gebot passt. Wenn es so ist, dass die Israeliten nur einen Gott haben, was bedeutet das dann für ihr Leben?
Es sind einzelne Anweisungen hier aus 5. Mose 12, und wir lesen mal die Verse 2 und 3:
Ihr sollt all die Stätten vollständig ausrotten, wo die Nationen, die ihr vertreiben werdet, ihren Göttern gedient haben, auf den hohen Bergen, auf den Hügeln und unter jedem grünen Baum. Und ihr sollt ihre Altäre niederreißen und ihre Gedenksteine zerbrechen und ihre Ascherim mit Feuer verbrennen und die Bilder ihrer Götter umhauen, und ihr sollt ihren Namen von jener Stätte ausrotten.
Das ist eigentlich ganz klar: Da, wo ich sage, ich habe nur noch einen Gott in meinem Leben, da, wo jemand zu diesem Gott umkehrt, da muss einfach alles, was zu den fremden Göttern gehört, raus.
In der Apostelgeschichte gibt es eine meiner Lieblingsstellen, wenn es darum geht, Konsequenz zu zeigen. In der Apostelgeschichte kommen Leute in Ephesus zum Glauben, und dann heißt es dort, Apostelgeschichte 19,18:
Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten. Viele aber von denen, die vorwitzige Künste getrieben hatten – wir würden heute sagen Zauberei, Okkultismus – trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen. Und sie berechneten ihren Wert und kamen auf fünfzigtausend Silberdrachmen.
Das ist eine unglaubliche Summe – fünfzigtausend Silberdrachmen, das ist irre! Das entspricht heute etwa dem Wert von zwei Einfamilienhäusern. Das ist unglaublich viel.
Aber was man hier merkt, ist: An der Stelle, wo jemand sagt, ich habe keinen Gott in meinem Leben neben diesem anderen Gott, da schmeißt er all das aus seinem Leben raus, was da nicht mehr reinpasst. Alles, was mich an diese alten Götter hier, an diese Dinge, die mich geprägt haben, bindet – das schmeißt man raus.
Und das können ganz unterschiedliche Sachen sein. Ich habe Freunde, die kamen zum Glauben und haben erst einmal ihre Sammlung an Death-Metal-CDs vernichtet. Und das war gut, weil sie einfach gesagt haben: Das, was die da singen, wie sie sich über Gott lustig machen und wie sie Satan gut finden, das wollen wir nicht mehr hören. Das hat einfach in unserem Leben keinen Platz mehr.
Und ich weiß nicht, was es für dich bedeutet hat, als du Christ geworden bist, was du rausgeworfen hast. Ich hoffe, du hast irgendwie ein bisschen überlegt, was das bedeutet. Ich hoffe, du hast überlegt, wofür du vorher gelebt hast und fängst jetzt noch einmal an, darüber nachzudenken: Was ist von dem denn noch da? Gibt es in meinem Leben noch Götzen? Gibt es in meinem Leben noch Erinnerungen an diese alte Zeit, die am besten raus wären?
Das ist wichtig. Und ihr denkt noch einmal darüber nach: Wo in eurem Leben finden sich Dinge, über die ihr vielleicht nie nachgedacht habt? Klar, wenn ihr so einen Pentagramm-Anhänger hattet, ja, den habt ihr weggeworfen, davon bin ich überzeugt. Aber es gibt andere Sachen, die in gleicher Weise unser Herz vielleicht gebunden haben. Da sollte man überlegen: Macht es wirklich noch Sinn, dass ich das in meinem Leben behalte?
Einen Ort für wahre Anbetung schaffen
Zweiter Punkt: In 5. Mose 12,4-5 heißt es zunächst, dass ich alles, was an die alten Götzen erinnert, entfernen soll. Dann soll ich aber auch einen Ort schaffen, an dem ich richtig anbeten kann.
In 5. Mose 12,4 steht: „Den Herrn, euren Gott, dürft ihr nicht so verehren wie diese Götzen. Stattdessen sollt ihr die Stätte aufsuchen, die der Herr, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird, um seinen Namen dort niederzulegen, damit er dort wohnt. Und dorthin sollt ihr kommen.“
Anschließend wird beschrieben, wie das funktioniert: Gott erwählt einen Ort und ein Verfahren, wie man ihn anbeten soll. Auf der einen Seite werfe ich das Alte, die alten Götzen, hinaus. Auf der anderen Seite soll ich etwas Neues schaffen.
Vielleicht denkt ihr jetzt: „Tempel, das ist ja alles ein bisschen weit weg.“ Nein, das ist ganz nah. Wisst ihr, wo heute ein Tempel steht? Wisst ihr, zu welchem Tempel ihr gehen müsst, wenn ihr anbeten wollt? Es ist natürlich kein Tempel, der irgendwo steht, sondern ihr selbst seid der Tempel des Heiligen Geistes.
Du stehst morgens auf, schaust in den Spiegel und denkst: Tempel. Du kannst jederzeit beten. Die Israeliten hatten einen Ort, zu dem sie gehen sollten. Aber auch wir haben einen Ort: unseren Körper, den wir vorbereiten dürfen. Das ist mein Tempel.
Ich darf diesen Tempel zubereiten, aufräumen und lernen, die richtigen Worte zu sagen. Ich darf beten lernen und diesen Tempel reinhalten. Ich darf lernen, die falschen Dinge in meinem Leben herauszuwerfen und Raum zu schaffen in diesem Tempel – für Gottes Wirken, für ein Hören auf Gott und für den Umgang mit Gott.
Das ist unsere Aufgabe: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Schmeiß das Alte raus und hol Gott in dein Leben hinein.
Geistliche Opfer und Gottesdienst heute
Und dann geht es noch ein bisschen weiter. Wenn man 5. Mose 12 weiterliest, geht es darum, dass die Israeliten kein Blut essen sollen. Stattdessen sollen sie das Blut als ein Zeichen der Sühnung benutzen und die richtigen Opfer bringen.
Auch in unserem Leben wird im Neuen Testament gesagt, dass wir Opfer bringen sollen – keine Tieropfer, sondern geistliche Opfer. So heißt es in 1. Petrus 2,5: "Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen."
Was bedeutet es, den einen Gott in seinem Leben zu haben? Es heißt, alle anderen Götter auszuschließen. Ich selbst bin der Tempel dieses einen Gottes, und ich bringe ihm die Opfer, die er haben will. Gottesdienst besteht immer darin, dass ich mich auf einen Gott zuwende und ihm das gebe, was er möchte.
Jetzt stellt sich die Frage: Was sind geistliche Schlachtopfer? Wenn ihr ins Neue Testament schaut, werdet ihr feststellen, dass in Römer 12,1-2 beschrieben wird, wie wir uns für sein Reich einsetzen – mit dem, was wir sind und haben. Dadurch bringen wir Opfer dar.
In Hebräer 13,15 heißt es: Wenn wir Gott loben, indem wir ihm ein Lied singen oder ihm sagen, wie gut wir ihn finden, ist das ein Opfer, ein geistliches Opfer, das Gott gefällt. Ebenso in Hebräer 13,16: Wenn wir Gutes tun und teilen, zum Beispiel wenn wir sagen, ich habe mehr als ich brauche und möchte etwas abgeben, ist das ein Opfer, das Gott gefällt.
Oder wenn wir uns für andere aufopfern, wie in Epheser 5,2 beschrieben, wenn wir sie lieben, ist das ein Opfer, das Gott gefällt. Auch wenn wir beten, wie Offenbarung 8,3 sagt, ist das ein Opfer, das Gott gefällt. Wenn wir evangelisieren und zum Menschen hingehen, um mit ihnen über das Evangelium zu sprechen, ist das ebenfalls ein Opfer, das Gott gefällt.
Das sind geistliche Schlachtopfer. Wir bringen keine Tiere mehr. Aber in dem Moment, in dem wir die Dinge tun, die Gott gefallen, opfern wir. Wir opfern unser Leben, unsere Zeit und unsere Kraft.
Oder anders ausgedrückt: Wir lieben Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft, indem wir die Dinge tun, die ihm gefallen und die ihm wichtig sind – aus ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und aller Kraft.
Warnung vor Rückfall in Götzendienst
Am Ende von 5. Mose 12, Verse 29-31, geht es um das Thema: Wenn der Herr, dein Gott, die Nationen ausrottet, zu denen du kommst, um sie vor dir zu vertreiben, und du sie vertreibst und in ihrem Land wohnst, dann hüte dich davor, dich verführen zu lassen, es ihnen nachzutun.
Nachdem diese Nationen vor dir vernichtet sind, sollst du nicht nach ihren Göttern fragen, indem du sagst: „Wie dienten diese Nationen ihren Göttern? Auch ich will so tun.“ Dem Herrn, deinem Gott, sollst du so etwas nicht antun. Denn alles, was dem Herrn ein Gräuel ist und was er hasst, haben sie für ihre Götter getan. Sogar ihre Söhne und Töchter haben sie für ihre Götter im Feuer verbrannt.
Der erste Punkt ist: Um nur einen Gott im Leben zu haben, besteht es darin, alle anderen Götter auszuschließen. Wenn man dann sagt: „Ja, ich bin der Tempel, ich bin der Ort, ich bin der Mensch, der Gott anbeten will“, und man Gott die Anbetung bringt, die er haben will, dann ist der letzte Punkt, dass wir aufpassen müssen, dass falsche Götter nicht erneut in unser Leben eindringen.
Es darf nicht so sein, dass wir uns mit 20, 30 oder 40 bekehren und in den ersten fünf Jahren total begeistert sind, die Bibel lesen und so weiter. Dann flacht das irgendwann ab. Es gab eine Zeit, da war Gott alles in meinem Leben. Aber heute, weißt du, das ist zwanzig Jahre her. Man muss nüchtern sehen: Das war damals so eine Anfangsbegeisterung, so ein bisschen Schmetterlinge im Bauch für Gott.
Aber heute denkst du: „Ey, komm, jetzt sei mal nüchtern. Ich habe inzwischen ein Haus gebaut, eine Familie gegründet, habe Verantwortung im Beruf, und das geht nicht mehr. Ich muss mich jetzt um andere Sachen kümmern.“ Und plötzlich finden sich wieder diese alten Versuchungen. Zack! Und du denkst: „Na ja, man braucht halt ein bisschen mehr davon, und das ist doch auch interessant und jenes.“
Dann fragst du dich: „Bist du wirklich ganz sicher, dass es in deinem Leben nur einen Gott gibt? Bist du wirklich sicher?“ Du musst es nicht für mich tun. Das erste Gebot heißt: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Ich verspreche dir, dass diese Dinge immer wieder kommen werden, weil sie um dich herum leben. Jeder wird versuchen, sie in dein Leben hineinzudrücken.
Menschen werden kommen und sagen: „Hey, du verstehst nichts vom Leben, wenn du dich nicht auf diese Dinge, auf diese unheiligen drei Einigkeiten einlässt.“ Du musst immer wieder sagen: „Nein, ich möchte das nicht. Ich möchte einfach nicht so leben, wie diese Welt es mir vorgibt.“
Jesus sagt einmal: „Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.“ Ein Mensch startet in seinem geistlichen Leben und sagt: „Hier bin ich, Herr, gebrauche mich.“ Der Herr sagt: „Kein Problem, hier ist ein Pflug, fang an.“
Dann pflügt er jahrelang. Am Anfang macht es vielleicht viel Spaß, und es geht gut voran. Doch irgendwann wird es mühsam. Du denkst: „Na ja, so schwer kann es doch gar nicht sein.“ Aber es ist schwer. Wer hier schon länger gläubig ist, wird mir zustimmen: Es gibt Tiefpunkte, Momente, in denen man sagt: „Habe ich mir das Leben nicht einfacher vorgestellt? Das ist immer noch nicht vorbei, und ich stehe hier immer noch.“
Dann sagt der Herr Jesus: Wenn du da am Pflug stehst und deiner Aufgabe nachgehst, kommt mit Sicherheit die Idee: „Wenn ich damals …“ Du blickst zurück und denkst: „Wenn ich das damals nicht gemacht hätte, wäre es vielleicht viel einfacher gewesen in meinem Leben.“
Wenn das in deinem Leben kommt, erinnere dich an den Vers: Du musst dich entscheiden, ob du tauglich sein möchtest für das Reich Gottes oder ob du immer wieder denken willst: „Was wäre, wenn …“ Du musst Entscheidungen treffen. Du bist Mensch, du musst dich einem Gott unterwerfen. Du musst dir ein Ziel suchen, und dieses Ziel wird dein Leben prägen.
Du kannst nicht alles haben. Gott sagt: „Hab keine anderen Götter neben mir. Schmeiß das aus deinem Leben raus, was Götzendienst ist. Nimm dieses Leben an, sei ein Tempel des Heiligen Geistes und sei der Ort, an dem Gott verherrlicht wird, wo Anbetung stattfindet in Geist und Wahrheit, unabgelenkt. Wo es nichts anderes gibt als wahre Gottesverehrung, wo sich in deinem Leben kein Götzendienst findet.“
Bringe die Opfer, die Gott gefallen, geistliche Schlachtopfer eines hingegebenen Lebens. Wenn die Versuchung kommt, halte dich bewusst fern von den Dingen, die dich zurückziehen wollen. Sei vorsichtig, denn du lebst in einer Welt, die dein Herz zurückgewinnen will.
Ich wünsche euch Wachstum in der Nachfolge, einen klaren Blick nach vorne und täglich mehr Tauglichkeit im Reich Gottes. Wie kann das gelingen? Ich glaube, es gelingt, wenn wir ganz praktisch, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und aller Kraft nur einen Gott lieben und keinen Platz lassen für irgendeinen Götzen, der unser Denken oder Fühlen bestimmen kann.
Deshalb gibt es das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.