Ich freue mich, heute Abend wieder bei euch zu sein und dass ihr mich noch ein Weilchen mit den Sprüchen ertragt. Heute spielen wir alle miteinander mal Tieffliga. Wenn wir nach Hause gehen, haben wir zweieinhalb Kapitel geschafft, und das ist ziemlich viel.
Wir wollen Kapitel fünf, Kapitel sieben und die Hälfte von Kapitel sechs behandeln. Das machen wir deshalb, weil sich diese zweieinhalb Kapitel mit demselben Thema beschäftigen. Es ist ein sehr hässliches Thema: Ehebruch. Es geht darum, wie ich mit meiner Geschlechtlichkeit umgehe.
Wenn man bei den ersten neun Kapiteln zweieinhalb Kapitel über so ein Thema hat, ist es naheliegend, warum das so ist. Unsere Geschlechtlichkeit, menschliche Sexualität, ist vielleicht der am stärksten angefochtene Bereich der Ethik überhaupt.
Es gibt eine lange Liste von Themen, über die wir uns an dieser Stelle unterhalten könnten. Man könnte über vorehelichen Sex sprechen, natürlich über Ehebruch, über den Umgang mit Prostituierten oder über Kindesmissbrauch. Die Liste der Verfehlungen ist lang.
Salomo nimmt jetzt eines davon heraus. Er greift aus der Menge der Möglichkeiten genau die eine heraus, die zu seiner Zeit am gefährlichsten war. Er nimmt als Beispiel eine sexuelle Verfehlung, bei der für einen jungen Mann die schlimmsten Folgen zu befürchten waren.
Das war Sexualität, Sex mit einer verheirateten Frau, deren reicher und einflussreicher Ehemann davon Wind bekommt. Das war damals das Schlimmste, was einem passieren konnte. Denn darauf stand gesellschaftliche Ächtung bis hin zu der Möglichkeit, dass jemand sein Leben verlieren konnte.
Die Bedeutung von Sexualität und Ehebruch im biblischen Kontext
Für uns ist das Thema vielleicht etwas weit entfernt. Über Ehebruch zu sprechen, klingt fast altmodisch oder sogar ein bisschen seltsam. Wenn wir den Text gleich lesen, denkt ihr vielleicht: „Na ja, so wird das heute eigentlich nicht mehr gesehen. Die Gesellschaft geht heute nicht mehr mit solcher Härte gegen Ehebrecher vor.“
Das mag in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren noch so gewesen sein, aber spätestens in den Siebzigern hat sich das geändert. Das stimmt heute doch eigentlich nicht mehr. Kann man überhaupt noch so explizit über dieses Thema sprechen?
Ich möchte sagen: Auch wenn die Gesellschaft heute nicht mehr so streng gegen Ehebrecher vorgeht, gibt es Stellen in der Bibel, zum Beispiel Hebräer 13,4, die uns zeigen, dass Gott einen anderen Maßstab anlegt. Genau das, was Salomo hier beschreibt, würde Gott unterschreiben.
Da heißt es in Hebräer 13,4: „Die Ehe sei ehrbar in allem und das Ehebett unbefleckt.“ Das bedeutet, dass dort nicht der Falsche hineingehört. Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.
Wir sprechen heute über Ehebruch, aber was wir als Eltern eigentlich lernen müssen, ist zu verstehen, dass Salomo mit seinem Sohn über richtige Sexualität spricht. Selbst wenn wir sagen, die Probleme der Antike sind nicht die Probleme der Moderne und wir heute in einer anderen Gesellschaft leben, dann müssen wir eben über andere Themen mit unseren Kindern reden.
Mir ist klar, dass heute unverheiratete junge Frauen ganz andere Möglichkeiten haben. Sie können mit mehreren Partnern zusammen sein und Verhütungsmittel einsetzen, sodass möglichst kein Kind daraus entsteht. Das gab es damals nicht.
Damals war es kaum vorstellbar, auf eine unverheiratete Frau zu treffen, die nicht in eine Familie eingebunden war. Wenn man doch mit ihr etwas hatte, musste man sie heiraten. Das war die „Strafe“ – die logische Folge. So wie heute, dass jemand mit jemand anderem „rummacht“, das gab es damals einfach nicht.
Grundprinzipien im Umgang mit sexueller Versuchung
Wir müssen mit unseren Kindern über die Themen sprechen, die relevant sind. Trotzdem werde ich jetzt mit euch über Ehebruch reden, weil ich glaube, dass die Prinzipien der Verführung, der sexuellen Verführung, und wie man sich davor schützen kann, doch irgendwie ähnlich sind.
Sprüche 5,1-14 trägt die Überschrift: „Ehebruch bringt dich in allergrößte Schwierigkeiten“. Dort heißt es: „Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige dein Ohr zu meiner Einsicht, um Besonnenheit zu erkennen und damit deine Lippen Erkenntnis bewahren.“
Im letzten Kapitel hatten wir es mit einem kleinen Jungen zu tun, drei, vier, fünf Jahre alt, den der Vater sich das erste Mal schnappt. Jetzt springen wir ans andere Ende des Spektrums. Wir haben den reifen jungen Mann vor Augen, der sexuell versuchbar ist und für fremde Frauen attraktiv erscheint. Ob er selbst verheiratet ist, wissen wir nicht, vielleicht steht er auch gerade an der Schwelle.
Es kommen Worte, die wir schon kennen: „Merke auf meine Einsicht, neige dein Ohr zu meiner Erkenntnis.“ Hey, hör her! Wenn ich den kleinen Jungen unterweise, habe ich auch bei Teenagern noch Themen, die ich mit ihnen durchsprechen muss. Hör her, pass auf! Damit deine Lippen Erkenntnis bewahren.
Ich möchte mit euch verschiedene Prinzipien durchgehen, wie wir uns vor sexueller Versuchung schützen können. Das erste Prinzip steckt in diesem Vers: „Damit deine Lippen Erkenntnis bewahren.“
Das Erste, was der junge Mann braucht, um vor sexueller Versuchung gefeit zu sein, ist, dass seine Sprache rein ist. Schlagt bitte mit mir Epheser 5,3-4 auf.
Was der Vater will, ist, dass der Sohn nicht unbedacht und impulsiv vor sich hin plappert, einen blöden, coolen Spruch nach dem anderen macht. In Epheser 5,3-4 schreibt der Apostel Paulus Folgendes: „Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht einmal unter euch genannt werden, wie es Heiligen geziemt, und auch Unanständigkeit und albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen, stattdessen aber Danksagung.“
Der erste Schutz vor sexueller Versuchung ist also, dass ich selbst eine Sprache besitze, die rein ist von Unzucht, Unreinheit, Unanständigkeit, albernem Geschwätz und Witzelei. Ich sage nicht, dass du nicht mal einen guten Witz machen darfst, aber es muss ein guter sein. Auch Gott ist an manchen Stellen witzig. Aber es gibt diese blöden Sprüche, dieses unbedachte Reden.
Das, was ich rede, reflektiert immer auch mein Herz. Deshalb müssen wir lernen, so zu reden, wie es unserem Inneren entspricht. Wenn wir dümmliches Zeug von uns geben, dann müssen wir an dieser Stelle tatsächlich Buße tun. Wir müssen sagen: „Vater im Himmel, es tut mir leid, dass ich so blödes Zeug gequatscht habe. Das möchte ich eigentlich nicht.“
Ich möchte, wenn ich den Mund aufmache, wie es weiter vorne im Epheserbrief heißt, dass kein faules Wort aus meinem Mund kommt, sondern nur eines, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe. Ich möchte gute Sachen sagen, ich möchte Gnade geben mit meinen Worten, ich möchte nicht verletzen.
Die Verführung durch verführerische Worte
Warum ist das so wichtig?
Es ist deshalb so wichtig, weil es die Frau gibt, die es darauf anlegt, mich zu verführen.
Vers 3: Denn Honig träufeln die Lippen der Ehebrecherin, und glatter als Öl ist ihr Gaumen. Das Problem dieser Frau, die mir da begegnet ist, ist, dass sie lügt, sobald sie den Mund aufmacht. Natürlich wird sie nicht sagen: „Ich lüge dich jetzt an.“ Sie wird daherkommen und schöne Worte finden. Ihr Gaumen ist glatter als Öl. Das, was da so an Verlockungen rüberkommt, geht eigentlich so runter und gefällt mir.
Sie ist ein bisschen kokett. Ihre Sprache ist berauschend, verzaubernd, einfach schön, ihr zuzuhören. Und trotzdem, obwohl ihre Lippen Honig träufeln und etwas ganz Süßes rüberkommt: Sie ist eine Ehebrecherin und legt es darauf an, mich mit ihren Worten reinzulegen.
Wenn ich das, was ich da höre, nicht erkennen kann, wenn ich dem nicht begegnen kann, wenn ich nicht kontern kann – dann habe ich ein Problem.
Erinnert ihr euch an Joseph im Alten Testament? Da kommt die Frau des Potiphar, bestimmt nicht die Hässlichste, und sagt: „Komm, schlaf mit mir!“ Dann macht er den Mund auf. In 1. Mose 39,8-9 steht das so: Er aber weigerte sich und sagte zu der Frau seines Herrn: „Siehe, mein Herr kümmert sich um nichts bei mir im Haus, und alles, was er besitzt, hat er in meine Hand gegeben. Er selbst ist in diesem Haus nicht größer als ich, und er hat mir gar nichts vorenthalten als nur dich, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich dieses große Unrecht tun und gegen Gott sündigen?“
Wow! Da steht eine Frau vor ihm und sagt: „Komm, Kleiner, das ist die einmalige Chance, etwas zu genießen, worauf du doch schon lange Lust hast, oder?“ Sie hat Macht und Ausstrahlung, und er ist allein. Und er sagt: „Nein, das mache ich nicht.“
Er sagt die Wahrheit, er macht den Mund auf und kontert die Lüge mit der Wahrheit. Und das ist etwas, das wir einfach lernen müssen.
Das ist dieses Prinzip: Wenn Wahrheit in unserem Mund ist, weil sie in unserem Herzen ist, dann können wir, wenn Lüge unser Leben betritt, mit der Wahrheit kontern. So wie Jesus, wenn der Teufel kommt und sagt: „Na, trau dich doch, mach mal das oder mach mal das!“ – er kann immer wieder sagen: „Nein, das mache ich nicht, denn es steht geschrieben.“
Jesus kennt das Wort Gottes, er kennt die Wahrheit. Und da, wo wir Wahrheit kennen, können wir die Lüge des Teufels in unserem Leben als das offenbaren, was sie ist: als Gesetzlosigkeit.
Die Folgen des Ehebruchs und die Warnung des Vaters
Wer sich auf die Frau einlässt (Vers 4)
Auf der einen Seite wirkt alles süß wie Honig, doch im Ergebnis ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Ich mag dieses Bild vom zweischneidigen Schwert. Ich mag es besonders, weil ich ein Herr-der-Ringe-Fan bin. Dort kämpfen sie noch mit richtigen Schwertern.
Ich habe mir sogar das Making-of angeschaut, einfach nur, weil es dort echte Waffenschmiede gibt, die sich hingesetzt haben und dieses Schwert geschmiedet haben. Wenn du so ein richtiges zweischneidiges Schwert hast und jemanden, der damit umgehen kann, dann ist das eine absolut tödliche Multifunktionswaffe.
Du machst jeden damit platt, du kannst damit stechen und schlagen. Es ist somit das Gefährlichste, was dir begegnen kann. Auf zwei Meter Entfernung, wenn du da ran bist, bist du tot. Und das ist die Ehebrecherin. Ein schönes Bild, wirklich ein sehr treffendes Bild.
Heute würden wir vielleicht sagen, so ein Häcksler, weißt du? Oder so ein Baumhäcksler, wo du oben etwas reinwirfst und hinten alles herausgespritzt wird. Du weißt genau: Wenn du da einmal reinfällst, kommst du nie wieder raus oder nur noch als kleines Stückchen. Das ist hier gemeint.
Die Ehebrecherin wirkt süßlich, harmlos und nett. Sie sieht irgendwie ansprechend aus, so „handsome“ – ja, ach, natürlich, klar. Aber wenn du hinter die Fassade blickst, würdest du davonlaufen. Denn:
Vers 5: Ihre Füße steigen hinab zum Tod, an dem Scheol haften ihre Schritte.
Das heißt, wenn du ihr folgst, bist du so gut wie tot. Das liegt daran, dass in der damaligen Zeit auf Ehebruch die Todesstrafe stand. Wie wir noch in Kapitel 6 sehen werden, kennt ein gehörter Ehemann keine Gnade. Und am Ende wird Gott die Ehebrecher richten.
Die Botschaft des Vaters an seinen Sohn ist ganz eindeutig: Er nimmt das schlimmste Beispiel, das es zum Thema missratene Sexualität gibt, und sagt: Wenn du dich darauf einlässt, bist du so gut wie tot. Diese Botschaft hämmert er jetzt in seinen Sohn ein.
Noch einmal: Wir sprechen hier nicht nur über eine Botschaft an Söhne, sondern auch an Töchter. Interessanterweise sagt der Vater nur hier im Text „mein Gebot“. Das scheint etwas sehr Persönliches zu sein. Es ist eine Botschaft, die der Vater ganz explizit für seinen Sohn hat. Das werden wir später noch sehen.
Vers 6: Ihre Füße steigen hinab zum Tod, an dem Scheol haften ihre Schritte,
Vers 7: damit sie nicht den Weg des Lebens einschlage, schweifen ihre Bahnen ziellos dahin, ohne dass sie es weiß.
Diese arme Frau ist eine Getriebene – getrieben von ihrer eigenen Lust. Sie lebt, ohne wirklich zu begreifen, was sie da tut. Sie ist selbst in völliger moralischer Dunkelheit. Und jeder, der sich auf sie einlässt, teilt ihr Schicksal.
Die klare Warnung an die Söhne und der beste Schutz
Vers 7: Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von den Worten meines Mundes.
Achtung, Achtung: Eine Botschaft an Söhne. Ihr merkt schon, wir haben es hier nicht mehr mit dem kleinen Kind zu tun, auch nicht mit dem einzigen. Das ist eher so, ich will mal sagen, die Jugendstunde. Es ist dieser Moment, in dem der reife Vater seine Söhne zusammennimmt und sagt: Hört her, Freunde, es gibt einige Dinge, da draußen gibt es einfach Gefahren. Die kannst du nicht einfach handeln, da musst du richtig mit umgehen.
Was musst du tun? Vers 8: Halte fern von ihr deinen Weg und nahe nicht zu der Tür ihres Hauses. Triff bitte Vorkehrungen, damit du dieser Frau gar nicht erst begegnest. Der beste Schutz ist, sich fernzuhalten. Das klingt vielleicht nicht männlich, das weiß ich schon, aber es ist einfach nun mal der beste Schutz.
Halte dich fern von Frauen und Männern, die es auf einen One-Night-Stand anlegen. Das ist das, was hier steht. Und das heißt: Der Teufel weiß sehr genau, wie wahnsinnig gefährlich und welches Vernichtungspotenzial in irregeleiteter Sexualität steckt. Wir müssen die Situationen meiden, die uns dazu einladen – egal, was das ist.
Das kann die Party sein, auf der zu viel Alkohol getrunken wird. Es kann eine Geschäftsreise in ein schönes Romantikhotel sein. Es kann vielleicht die Nacht sein, die ich allein am Computer verbringe. Es muss ja nicht immer eine reale Frau sein, die mich zu einem Seitensprung einlädt.
Ehebruch beginnt im Kopf, dort, wo ich anfange, andere Frauen zu begehren. Das kann vielleicht das Seelsorgegespräch sein mit der jungen, hübschen Schwester, die mir eigentlich schon gefällt und immer von ihrem Mann vernachlässigt wird. Es kann einfach nur ein Diskobesuch sein.
Ich weiß nicht, wo das bei dir anfängt, aber die Botschaft ist klar: Hau ab, halte dich fern!
Alte Weisheit und der Schutz vor Verführung
In den Apokryphen, das sind die Bücher, die zwischen Altem und Neuem Testament entstanden sind, finden sich Stellen, die nicht zur Bibel gehören, aber an manchen Stellen ausgesprochen intelligent formuliert sind. Manche Texte sind eher unklar oder misslungen, andere bringen es dagegen sehr treffend auf den Punkt.
Jesus Sirach schreibt an einer Stelle zu genau diesem Thema. Ich lese euch mal etwas vor:
„Meide die Frau, die dich verführen will, damit du ihr nicht ins Netz gehst. Lass dich nicht hinreißen von der Sängerin, damit sie dich nicht mit ihren Künsten fängt. Schau nicht zu viel nach den Mädchen, gaffe nicht umher in den Straßen der Stadt und laufe nicht durch alle einsamen Winkel. Wende den Blick weg von schönen Frauen und schau nicht nach Reizen, die dich nichts angehen, denn schöne Frauen haben schon viele betört. Sitze nicht bei der Frau eines anderen, schmause nicht mit ihr und scherze nicht mit ihr beim Wein, damit nicht dein Herz sich ihr zuneigt.“
Sehr klug! Man kann nicht, zumal wenn man selbst verheiratet ist, alles mit allen Frauen machen. Das funktioniert einfach nicht. Irgendwann ist das vorbei – und das ist auch gut so!
Vers 19 lautet:
„Warum? Damit du nicht anderen deine Blüte gibst und deine Würde dem Grausamen, damit nicht Fremde sich sättigen an deinem Vermögen und dein mühsam Erworbenes nicht in eines Ausländers Haus kommt.“
Diese drei Begriffe – Grausame, Fremde und Ausländer – bezeichnen ein und dieselbe Gruppe, nämlich die Gruppe, die Ehebrecherin plus ihre Familie.
Achtung: Salomo ist hier nicht ausländerfeindlich. Zwar benutzt er diese Begriffe, aber die Trennungslinie, die er selbst zieht, verläuft nicht zwischen „hier sind die Moabiter, die sind böse“ und „hier sind die Israeliten, die sind gut“. Sie läuft vielmehr zwischen weise und unmoralisch.
In einer Gesellschaft, in der man als Israelit von Ausländern umgeben ist – Ausnahmen bestätigen hier die Regel, man denke an Ruth, die Moabiterin – lebt man umgeben von Völkern, in denen Sexualität ein Teil der Religion ist, wo es Kultprostitution gibt und man insgesamt lockerer mit dem Thema umgeht.
Vielleicht erinnert ihr euch an den Rat Biliams: Er konnte zwar das Volk Israel nicht verfluchen, gab aber dem König von Moab einen interessanten Tipp. Er sagte: „Weißt du was? Wenn du sie kaputt machen möchtest, dann musst du keine Armee schicken. Du musst die kleinen, hübschen, süßen Mädchen, deine Teenager, die noch ganz frisch sind, in das Lager der Israeliten schicken. Dort dürfen sie die jungen Männer einladen, und die kommen dann schon mit. Dann beten sie gemeinsam die Götzen an, und Gott, der Gott der Israeliten, wird selbst gegen sein Volk sein.“
Das, was diese jungen Moabiterinnen anzubieten hatten, war mehr als nur ein paar Lieder und gutes Essen. Sie sind bis ins Lager der Israeliten gekommen und haben dort gewirkt.
So ist das um das Volk Israel herum passiert. Deshalb kann der Fremde oder die Fremde hier als Prototyp für die Ehebrecherin herhalten.
Der unweise Sohn steht in der Gefahr, sein Ansehen – das sind Blüte und Würde – und seinen Besitz – das sind Vermögen und mühsam Erworbenes – zu verlieren.
Vielleicht ein Gedanke an dieser Stelle: Mir ist klar, dass das heute nicht mehr so dramatisch ist. In der damaligen Zeit, wenn man nichts mehr hatte, also wenn man verurteilt wurde und nichts mehr besaß, musste man sich selbst in die Schuldknechtschaft verkaufen. Man stand wirklich wie ein Sklave da, es blieb nichts übrig.
Heute ist das anders. Aber ich glaube, dass auch heute noch zerbrochene Ehen schlimm genug sind, gerade da, wo wir sie mitbekommen.
Ich sage mal, dieses Grauen, das Salomo über diese Sünde transportieren will, können wir auch heute noch sehr wohl spüren.
Das Lebensende und die Reue des Ehebrechers
Vers 11
Und du möchtest am Ende deines Lebens nicht stöhnen, wenn dein Fleisch und dein Leib dahinschwinden. Wenn der junge Mann zurückblickt auf sein Leben und sich denkt: „Mann, was habe ich damals eigentlich gedacht? Wie bin ich nur so blöd gewesen, auf diese Frau hereinzufallen und dieses Schicksal zu ernten?“
Wenn Fleisch und Leib dahinschwinden, bedeutet das, wenn es ans Sterben geht, wenn wir ein Lebensfazit ziehen und Rückschau halten. Dann stellt sich die Frage: Was sage ich über mein Leben?
Ich mag den Prediger. In Prediger 7,8 heißt es: „Besser das Ende einer Sache als ihr Anfang.“ Wir können uns am Anfang unseres Lebens viele Fehler erlauben, das ist nicht so dramatisch. Problematisch wird es, wenn wir im Leben selbst nicht die Kurve kriegen. Wenn wir irgendwann am Ende ankommen, uns umdrehen und sagen: „Was war das denn?“ Das ist schlimm.
Wenn wir an unserer Berufung vorbeileben, wenn wir unsere Talente nicht für das Reich Gottes eingesetzt haben, wenn wir unsere Familien kaputt gewirtschaftet haben. Wenn wir am Ende dastehen, wirklich mit leeren Händen, obwohl wir eigentlich reich sein müssten an guten Werken. Reich sein müssten an Dingen, über die sich Gott freut und sagt: „Wahnsinn, schön, hast du gut gemacht!“
Viermal verflucht sich der dumme junge Mann hier für seine eigene Dummheit, in Vers 12 und Vers 13. Wenn er Rückschau hält und sagt: „Wie habe ich Unterweisung gehasst und mein Herz hat die Korrektur verschmäht. Ich habe nicht gehört auf die Stimme meiner Unterweiser und mein Ohr nicht geneigt zu meinen Lehrern.“
Stell dir vor, du schaust am Ende deines Lebens zurück und überlegst: „Mann, warum habe ich eigentlich nicht zugehört? Warum habe ich das nicht so gemacht? Warum bin ich meinen eigenen Weg gegangen? Was hat mich eigentlich dazu getrieben, so bescheuert zu sein?“
Vers 14
Schnell war ich in richtig großen Schwierigkeiten, mitten in der Versammlung und der Gemeinde. Es ist ein kleiner Schritt vom Ignorieren einer Warnung und vom Missachten der Gebote Gottes hin zu richtig großen Schwierigkeiten.
Wenn das eine Israelitin war, konntest du gesteinigt werden. Du konntest zu einem Sühnegeld verurteilt werden. Du musstest damit rechnen, dass du deinen guten Namen verlierst, dass man dir deinen Besitz nimmt. Am Ende stehst du wirklich mit leeren Händen da.
Und das ist die Gefahr: Wenn wir an irgendeiner Stelle im Bereich sexueller Sünde einen Fehler machen, kostet uns das viel, viel mehr, als uns vorher klar ist. Und irgendwann schauen wir zurück und sagen: „Was hat mich bloß dazu getrieben, so bescheuert zu sein?“
Die Bedeutung einer leidenschaftlichen Ehe als Schutz
Die Verse 15 bis 23 könnten auch im letzten Jahr schon behandelt worden sein, überschrieben mit „Eine leidenschaftliche Ehe ist Weisheit“. Wir sind immer noch beim Thema Ehebruch. Es geht weiterhin um die Frage, was ich tun muss, damit ich der Ehebrecherin nicht ins Netz gehe.
Wir wissen bereits, dass wir die Wahrheit sprechen sollen, ihren Lügen nicht glauben dürfen und uns der Folgen bewusst sein müssen. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben und wie gefährlich das ist, was wir tun. Wir sollen uns von ihr fernhalten. Nun kommt hier der fünfte Punkt: Es gibt einen Schutz, zumindest dann, wenn du verheiratet bist. Davon geht der Text einfach mal aus.
Wenn du kurz vor der Ehe stehst, sagt der Text, warte noch bis dahin. Aber eigentlich ist der Text an verheiratete Männer gerichtet. Ihr Frauen könnt das gerne immer wieder umdrehen. Es ist ein bisschen mehr aus der Perspektive des Mannes geschrieben, aber das Gleiche gilt auch für die Frau. Auch wenn ich sagen möchte, dass in dieser Verführungsstrategie, mit der wir es hier zu tun haben, die männliche Seite sehr stark beleuchtet wird. Ich bin mir voll darüber im Klaren, dass Frauen anders verführt werden und oft auf andere Signale stehen als Männer.
Trotzdem lasst uns diesen Text, Sprüche 5,15-23, „Eine leidenschaftliche Ehe ist Weisheit“, einfach mal auf der Zunge zergehen lassen und schauen, was hier steht. Da heißt es: „Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen.“
„Trinke Wasser, trinke Fließendes“ bezieht sich auf den körperlichen Genuss des Ehepartners. Es geht darum, dass wir regelmäßig miteinander Sexualität als Gottesgeschenk feiern. Die Frau, die hier als Zisterne und Brunnen bezeichnet wird, ist mit den Bildern etwas schwierig in einem Klima, das total trocken ist, wo jeder Tropfen Wasser etwas ganz Wertvolles ist. Zisternen und Brunnen sind Begriffe und Bilder, die die große Bedeutung und den riesigen Wert herausstellen, den eine gute Frau für einen Ehemann hat.
Also: „Trinke Wasser aus deiner Zisterne, Fließendes aus deinem Brunnen.“ Sollen sich deine Quellen, deine Wasserbäche nach außen auf die Straßen ergießen? Ja, macht man das einfach? Schüttest du so etwas einfach auf die Straße? Natürlich nicht, keine Frage.
Und wie der Besitzer eines Brunnens sehr genau darauf achtet und seine Wasserbäche nicht einfach nutzlos auf die Straßen schüttet, so soll ein Mann auf die Quellen seiner Lustbefriedigung sehr genau achten. Sexualität ist ein absolut wertvolles Geschenk. Es darf nicht achtlos verschleudert werden. Man muss es behüten und zu seinem eigenen Nutzen einsetzen. Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir.
Diese Lebensqualität, die sich aus guter Sexualität ergibt, da, wo eine verbindliche Ehebeziehung besteht, gehört nicht einem anderen, sondern nur den beiden, die in einer Ehe miteinander verbunden sind. An dieser Stelle gehört das auch rein, okay? Es gehört nicht nach draußen.
Gute Sexualität ist entweder das größte Glück innerhalb meiner Ehe, weil sie mich mit dem anderen verbindet und mir etwas schenkt, was mir niemand anders so schenken kann – an guten Gefühlen –, oder sie wird zum schlimmsten Fluch in meinem Leben. Sie kann mich beschenken, heilen und ermutigen, oder sie kann mich, wenn sie außerhalb der Ehe passiert und der andere fremdgeht, maßlos enttäuschen, verletzen, bloßstellen und mich mehr trennen von dem anderen als irgendetwas anderes.
Vers 18: „Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“ Gefällt mir. Gefällt mir aus einem ganz einfachen Grund: Ein Vater betet für seine Schwiegertochter – „deine Quelle sei gesegnet“. Das ist ja ein Segenswunsch, ein Segensgebet. Ist das nicht schön? Ein Vater betet für seine Schwiegertochter und wünscht sich, dass sie für seinen Sohn zu einem dauerhaften sexuellen Genuss wird. Ein schöner Gedanke.
Als ich das verstanden hatte, dachte ich: Ja, das kann man mal beten, das ist gut. Und was soll der Sohn lernen? Erfreue dich an der Frau deiner Jugend. Er muss lernen, eine tiefe, anhaltende Begeisterung für seine Frau zu kultivieren. Das ist zusammen mit dem nächsten Vers mein Lieblingsgebot in der Bibel.
Gott sagt: „Freund, hör her! Wenn du verheiratet bist, ist dein Job, dass du dich auf Dauer an der Frau deiner Jugend – das ist nicht die jugendliche Frau, sondern die Frau, die du in deiner Jugend geheiratet hast – freust.“ Für mich als Mann, der ich Augenwesen bin, ist das eine Herausforderung. Ich laufe durch die Welt, sehe junge Frauen und denke: „Oh, oh, ja, Baba.“ So bin ich gepolt, das läuft ganz normal bei einem Mann ab, so dieses Aha.
Jetzt weiß ich aber, das Gebot heißt: Okay, ich möchte es lernen, mich nicht an anderen Frauen zu freuen, die am Straßenrand stehen und mir begegnen, sondern ich möchte es lernen, mich an meiner Frau zu freuen.
Dann geht das ein bisschen weiter. Jetzt kommt dieser Vers, über den wir schon öfter gelacht haben: „Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gämse.“ Das sind Bilder, bei denen der Israelit ganz grazile Wesen vor Augen hat, die durch die Wüste springen, am besten noch bei Sonnenuntergang, und er ist hin und weg über die Schönheit dieser Tiere.
Wir haben das nicht so. Wir hören „Hirschkuh“. Ich habe noch nie in einem Liebesbrief „Hirschkuh“ geschrieben, weil ich dachte, das könnte nur falsch ankommen. Aber wir brauchen Vers 19, damit wir Vers 18 verstehen.
Der Vater sagt: „Du hast da etwas an deiner Seite. Egal wie alt sie ist, diese Frau an deiner Seite ist wunderschön.“ Denn die liebliche Hirschkuh und die anmutige Gämse sind Bilder für Schönheit, für absolut berauschende Schönheit. Es ist wichtig, dass wir Männer verstehen, was hier steht.
Männer lieben Brüste. Ja, ist so. Und hier steht: „Ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“ Man kann es wirklich nicht deutlicher auf den Punkt bringen, was Gott meint.
Auslegungstechnisch ist es absolut unmöglich, diesen Vers zu entschärfen. Brüste sind Brüste, Berauschen ist Berauschen. Es ist nicht nur ein bisschen sich freuen, sondern wirklich: Sicherungen brennen durch, taumeln heißt wirklich taumeln, nicht mehr klar denken können.
Was der Vers sagt: Ihr lieben Männer, euer Job besteht darin, dass ihr eure Frau als das wahrnehmt, was sie ist: eine atemberaubende Schönheit, völlig unabhängig vom Alter. Gottes Geschenk an euch. Und dass ihr lernt, dass wir Männer es immer wieder lernen, ab und an in diesen Rausch der Liebe zu versinken.
Wenn wir das Glück haben, verheiratet zu sein und eheliche Sexualität genießen zu dürfen, erleben wir, dass wir tatsächlich taumeln und berauscht sind von dem, was uns da geschenkt wird.
Mich fasziniert das, weil man der Bibel oft Leibfeindlichkeit unterstellt. Irgendwie sind im zweiten Jahrhundert nach Christus platonische Liebesideale in die Christenheit eingezogen. Plötzlich war das Zölibat besser als verheiratet sein, Sexualität nur noch für Kinder, und wenn man genug Kinder hatte, brauchte man eigentlich keine Sexualität mehr – bestenfalls Licht aus, gar nicht hinschauen, nicht viel dabei genießen.
Dann kommt so ein Vers daher. Gott ist gegen diese platonischen Gedanken. Gott verbindet auf phantastische Weise Dinge miteinander: Hier ist Weisheit und Lust, Denken und Leidenschaft, Gottes Wort und der Genuss ehelicher Liebe. Das sind keine Gegensätze, sondern sich einander ergänzende Prinzipien, die zusammengehören und die wir auch immer zusammenhalten müssen.
Deshalb kann, wenn das so funktioniert, der Vater fragen: „Und warum solltest du meinen Sohn an einer Ehebrecherin taumeln und den Busen einer Fremden umarmen? Warum solltest du das, wenn du es zu Hause haben kannst, bei einer anderen suchen?“
Natürlich setzt er auch voraus – deswegen betet er ja auch für seine Schwiegertochter –, dass der Sohn es zu Hause findet. Und wir müssten jetzt wieder einsteigen, ein bisschen ins Hohelied, und auch die Verantwortung von Frauen für kreative, abwechslungsreiche Sexualität vielleicht noch mal herausstellen. Das hatten wir letztes Jahr im Hohelied gemacht.
Das ist schon die Voraussetzung, dass beide Seiten im Miteinander, in dem, was im Bett geht, ihren Teil dazu beitragen. Aber wo das ist, kann der Vater zu Recht so formulieren: Warum solltest du das tun?
Es gibt noch einen Grund: Es ist nicht nur so, dass es nützlich ist, an einer Frau dran zu bleiben und eine Frau zu lieben, und dass das Gottes Idee von Männlichkeit ist – dass ich es schaffe, mein Schönheitsideal von einer Frau, nämlich von der Frau, die ich geheiratet habe und liebe, abzuleiten –, sondern Vers 21 sagt:
„Denn vor den Augen des Herrn sind eines jeden Wege, und alle seine Entscheidungen wägt er ab.“ Also Gott ist allwissend, das ist der letzte Grund. Es mag ja sein, dass niemand von deinem Ehebruch mitbekommt. Es mag ja sein, dass du so ein paar Sachen hast, die du alleine gemacht hast. Aber Gott weiß es, Gott sieht es, und Gott wird dir dein Tun vergelten.
Deswegen fährt Gott hier im Umgang mit den Menschen eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite beschenkt er uns mit Sexualität bis ins Unermessliche, und auf der anderen Seite richtet er uns für unsere Dummheit.
Vers 22: „Die eigenen Missetaten werden ihn, den Gesetzlosen, fangen, und in seiner Sünde fesseln wird er festgehalten werden. Sterben wird er, weil ihm Zucht mangelt, und in der Größe seiner Torheit taumelt er dahin.“
Zusammenfassung der Schutzmaßnahmen vor Ehebruch
Ehebruch
Folgende Punkte haben wir bereits besprochen:
Erster Punkt: Wie können wir Ehebruch und sexuelle Verführung vermeiden? Was können wir tun, damit wir in diesem Bereich nicht ausrutschen oder straucheln?
Erstens: Wir sollen die Wahrheit sprechen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn wir von Anfang an die richtigen Dinge sagen, können wir der Verführung entgegenwirken, sobald sie in unser Leben kommt.
Zweitens: Wir dürfen der Lüge nicht glauben. Wenn andere sagen: „Das ist nicht so schlimm“, dürfen wir das auf keinen Fall glauben.
Drittens: Wir müssen uns die Folgen vor Augen führen. Wenn du Ehebruch begehst oder dich auf sexuelle Sünden einlässt, machen sie dich am Ende kaputt. Du hast Gott gegen dich, auch wenn unsere Gesellschaft in diesem Bereich recht entspannt ist. Gott ist es nicht.
Vierter Punkt: Halte dich fern von Menschen, Männern oder Frauen, die dich verführen wollen. Hau einfach ab und begib dich nicht in ihre Nähe!
Fünfter Punkt: Gönne dir, wenn du verheiratet bist, eine gute und leidenschaftliche Sexualität als Schutz vor Unzucht.
Eigentlich denkt man jetzt, alles sei gesagt. Man liest ein bisschen weiter, zum Beispiel 1. Korinther 6,1-19, ein anderes Thema, und denkt: „Super, jetzt geht es bestimmt anders weiter.“ Doch dann kommt Vers 20, und plötzlich ist das Thema wieder da.
In Sprüche 6,20-35 heißt es: Ehebruch wird bestraft. Boah, okay, und der Vater fängt wieder an.
Die Bedeutung von väterlicher und mütterlicher Belehrung
Mein Sohn, bewahre das Gebot deines Vaters und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter. Offenbar hat auch deine Mutter etwas zu diesem Thema gesagt, und das ist sehr wichtig. Es ist nicht nur die Aufgabe der Väter, über Sexualität zu sprechen.
Dabei bleiben wir nicht nur bei den technischen Details der Aufklärung. Vielmehr geben wir auch eine deutliche Warnung mit. Vers 21 fordert dich auf: Binde sie stets auf dein Herz. Denke also viel darüber nach, trage sie wie eine Kette um deinen Hals, stelle sie nach außen dar und lebe so!
Wenn du deinen Weg gehst, wird sie dich leiten. Sie ist die personifizierte Weisheit, sozusagen die Frauweisheit. Wenn du gehst, wird sie dich führen, wenn du dich niederlegst, wird sie über dich wachen. Und wenn du erwachst, wird sie mit dir sprechen. Weisheit möchte dich Tag und Nacht auf deinem ganzen Leben begleiten und dir in jeder Situation zur Seite stehen.
Denn Vers 23 sagt: Das Gebot ist eine Leuchte und die Belehrung ein Licht. Das kennen wir bereits. Wenn du dich an das hältst, was Gott dir sagt, kannst du klar auf deinem Lebensweg sehen. Die Zurechtweisungen und die Unterweisung sind der Weg des Lebens. Auch das hatten wir schon.
Vers 24 mahnt dich, dich zu bewahren vor der bösen Frau und vor der glatten Zunge der Fremden. Vorhin hatten wir bereits vor der glatten Zunge gewarnt: Glaub nicht an ihre Lügen. Nun kommt ein weiterer Punkt, den wir noch nicht hatten: Begehre nicht, Vers 25 sagt, in deinem Herzen ihre Schönheit und lass dich nicht von ihren Wimpern fangen.
Die Gefahr des begehrlichen Blicks und die Rolle der Schönheit
Jakobus spricht in seinem Brief über den Prozess, wie wir zur Sünde verführt werden. In Jakobus 1,14 heißt es: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird.“
Das bedeutet, dass in uns eine Lust existiert, die uns wegziehen und locken kann. Wenn diese Lust empfangen wird, gebiert sie Sünde. Und die Sünde, wenn sie vollendet ist, bringt den Tod hervor.
Der erste Schritt auf dem Weg zum Tod ist also folgender: Ich spüre eine Lust und gebe diesem lustvollen Gedanken oder Blick Raum. Ich beginne, in meinem Herzen die Schönheit einer fremden Frau zu betrachten. Es geht hier nicht um die eigene Frau – das hatten wir schon. Die Schönheit der eigenen Frau darf man bedenkenlos begehren. Aber hier geht es um die fremde Frau, die mich mit ihren Wimpern einfängt.
Ich werfe einen Blick in ihre Augen. Bis heute sind auffällige, große Wimpern ein Schönheitsideal. Wenn man einer Frau gegenüber sitzt, die kräftige, dunkle Wimpern hat, ist das einfach ein Hingucker. Einmal hingucken ist okay. Doch wenn man zum Hingucker wird und nicht mehr wegschauen kann, wird das zum Problem.
Wie war das bei David und Batseba? Er schläft aus – zugegeben vielleicht ein bisschen lang. Seine Armee ist im Krieg, da hätte er auch mitziehen sollen, aber das lassen wir außen vor. Abends geht er auf der Dachterrasse spazieren und sieht diese Frau baden. Der erste Blick ist nicht das Problem. Ich möchte nicht sagen, dass es jeden Tag passieren kann, dass du eine nackte Frau baden siehst. Wenn dir das passiert, hast du schon ein Problem. Aber wenn es dir passiert, ist der erste Blick der Moment, in dem du sagen musst: „Okay, dagegen kann ich nichts tun.“
Was du aber verhindern kannst, ist, dass dieser Blick dich beherrscht. Wenn aus dem Blick ein lustvolles Starren wird, wenn aus einem „Wow, was für eine hübsche Frau!“ mehr wird, wenn du anfängst, darüber nachzudenken, wenn du dir ihre Silhouette vorstellst, wenn du dir ausmalst, wie es wäre, sie anzufassen, wenn du in Gedanken tiefer einsteigst und dir mehr wünschst – dann ist das passiert, wovor Sprüche 6,25 uns bewahren will.
Das Problem dabei, liebe Frauen, ist Folgendes: Ihr seid einfach zu schön. Ja, das ist so. Die Bibel sagt, dass die Frau – und jetzt kommt ein ganz hässliches Wort, das ich gleich erklären werde – „Abglanz des Mannes“ ist. Denkst du dir: „Abglanz?“ Genau, das klingt komisch. Es ist eine schlechte Übersetzung. In 1. Korinther 11,7 steht dieses Wort. Dort heißt es, die Frau sei „Abglanz“ – glücklicherweise steht in der Fußnote auch „Herrlichkeit“. Das ist eine Art Ehrenrettung für die Übersetzer.
Das griechische Wort „Doxa“, das dort steht, bedeutet Pracht, Majestät, Schönheit, Ausstrahlung. Versteht ihr das? Ihr Frauen seid es, die der Menschheit das Strahlen geben. Wenn man überlegt, wer der Menschheit so das gewisse Etwas verleiht, wer sie schön macht, dann sind es nicht die Männer. Das sieht man jedes Mal, wenn ein Brautpaar durch die Kirchentür kommt. Alle Blicke gehen zum Brautpaar, bleiben eine Millisekunde auf dem Bräutigam hängen und dann – und dort bleiben sie auch bis zum Ende des Gottesdienstes. Warum? Weil Frauen einfach hübscher sind.
Diese Schönheit ist nicht böse. Wir müssen sie nicht unter einem Tschador verstecken, sodass man nichts davon sieht. Gott hat die Frauen einfach schön gemacht. Das biblische Frauenideal verbindet äußere Schönheit, Geschmack und Attraktivität mit einem schönen Inneren. Das ist die biblische Frau: eine starke Frau, die für Kompetenz, Stärke und Wärme steht und die auch nach außen etwas ausstrahlt.
Und zwar nicht nur einen sanften und stillen Geist – den hat sie auch –, sondern jeder Mann weiß, wovon ich spreche: Da ist noch mehr als nur der sanfte, stille Geist, was eine Frau ausstrahlt.
Du schaust einfach keine Männer an. Das macht einfach keinen Spaß. Deshalb kann man mit Frauen alles bewerben. Ich fahre gern durch die Stadt und sehe, was alles mit Frauen beworben wird. Das letzte Mal musste ich schmunzeln: Es wurde Motoröl beworben. Ich fuhr auf der Autobahn, sah große Trucks mit Motorölwerbung hinten drauf und dachte: Was macht diese hübsche, leicht bekleidete Blondine mit einer Motorölpackung? Sie wird dieses Motoröl niemals benutzen. Sie ist nur dazu da, mich dazu zu bringen, das Motorölplakat anzuschauen.
Und wenn du überlegst, was man mit Männern bewerben kann – na ja, Rasierwasser, Unterhosen, Versicherungen, vielleicht Motorräder. Aber mal ehrlich: Schau dir mal einen Motorrad- oder Autokatalog an. Ich habe den Eindruck, dass man dort viel öfter auf Frauen stößt als auf Männer. Es gibt sogar ganze Kalender davon.
Worum geht es also? Es geht darum, dass wir begreifen: Es ist nichts Böses daran, dass Frauen hübsch sind. Aber Männer müssen aufpassen, dass sie sich davon nicht gefangen nehmen lassen. Das ist einfach eine Gefahr.
Die Kosten von Ehebruch im Vergleich zu anderen Verfehlungen
Vers 26: Jetzt wird etwas Interessantes miteinander verglichen. Der Preis für eine Prostituierte beläuft sich auf ein Brot. Der Besuch bei Prostituierten ist auch im Alten Testament nicht richtig. Aber wenn du es machst, kostet dich das ungefähr so viel wie eine vollwertige Mahlzeit in einem guten Restaurant.
Die Frau eines Mannes hingegen macht Jagd auf die kostbare Seele. Was hier miteinander verglichen wird, ist das eine: ein überschaubarer Preis – ob du es dir leisten willst oder nicht, ob du es darfst. Paulus sagt in 1. Korinther 9: Flieht die Unzucht, und er meint den Besuch bei Prostituierten. Das steht auf einem Blatt. Aber du weißt, wann es vorbei ist. Du bezahlst sie dafür, dass sie geht und dich vergisst.
Auf der anderen Seite kommt etwas, das scheinbar kostenlos ist. Aber wenn du genau hinschaust, kostet es dich dein Leben. Du gibst das Beste und das Wertvollste dafür. Deswegen fragt der Vater noch einmal: Sollte jemand Feuer in seinem Busen nehmen – Busen ist hier vorne –, ohne dass seine Kleider verbrennen? Natürlich nicht. Oder sollte jemand über glühende Kohlen gehen, ohne dass seine Füße versengt werden? Natürlich nicht.
Du spielst mit dem Feuer, du bekommst Brandblasen. Du spielst mit der Ehebrecherin, du verbrennst dein Leben. So ergeht es dem, der mit der Frau seines Nächsten schläft. Keiner, der sie berührt, wird ungestraft bleiben. Noch einmal: Keiner, der sie berührt, wird ungestraft bleiben.
Der nächste Vergleich: Man verachtet den Dieb nicht, wenn er stiehlt, um seinen Bauch zu füllen, weil er hungert. Das ist Mundraub. Wenn ein Dieb etwas klaut und wirklich Not hat und man erwischt ihn, wird er zwar dafür bestraft – im Alten Testament –, aber man verachtet ihn nicht. Man hat ein gewisses Maß an Verständnis dafür, dass er das tut.
Wenn er gefunden wird, kann er siebenfach erstatten, kann alles Gut seines Hauses hingeben. Ein Dieb musste damals ein Mehrfaches von dem zurückgeben, was er gestohlen hatte – eine Kompensation. Das Siebenfache, sieben steht für Vollkommenheit, ist genau die Menge, die das Gericht als Strafe festlegt.
Der Dieb kann alles, was er hat, investieren, in die Waagschale werfen, vielleicht seine eigene Lebenskraft und sich selber verkaufen. Er kann arm werden, aber die Gesellschaft wird ihm mit einem gewissen Maß an Respekt noch begegnen, weil man es irgendwie verstehen kann.
Vers 32: Wer mit einer Frau Ehebruch begeht, ist ohne Verstand. Wer sein Leben verderben will, der tut das. Diesen Vers habe ich auswendig gelernt: Wenn du dein Leben verderben willst.
Vers 33: Plage und Schande wird ihn treffen, und seine Schmach wird nicht ausgelöscht werden. Der Dieb ist finanziell ruiniert, aber in der damaligen Zeit – und heute mag es anders sein – warst du persönlich und gesellschaftlich ruiniert, wenn du Ehebruch getrieben hattest und erwischt wurdest.
Auch wenn das heute nicht mehr gilt, sollten wir an dieser Stelle trotzdem vorsichtig sein. Denn Galater 6,7 heißt immer noch: Wir ernten, was wir säen. Und Hebräer 13,4 sagt immer noch, dass Gott den Ehebrecher straft.
Es mag sein, dass der Ehebrecher gesellschaftlich durchkommt und in vielen Filmen sogar gefeiert wird. Dass die Folgen von Ehebruch verharmlost werden und dass diese Spaßgesellschaft, in der wir leben, ihre Kinder frisst. Das mag alles sein. Trotzdem werden wir Gott an dieser Stelle nicht täuschen.
In der damaligen Zeit wurde ein anderer auch nicht getäuscht.
Vers 34: Denn Eifersucht entflammt eines Mannes Grimm, und am Tag der Rache schont er nicht. Vielleicht hat der Ehebrecher das vergessen, aber es gibt einen Ehemann zu der Ehefrau, die ihn verführt.
Wenn der als gehörnter Ehemann, als einer, der mitkriegt, dass seine Frau ihn betrogen hat, innerlich kocht und auf Rache sinnt – der Tag der Rache ist der Gerichtstag –, dann hat man den jungen Mann erwischt. Und was hat die Verführerin wohl getan? Offen dazu gestanden: Ja, ja, ich habe ihn verführt, der konnte gar nichts dafür, der Kleine? Wahrscheinlich nicht.
Sie lässt ihn fallen wie eine heiße Kartoffel. Jetzt steht er alleine vor dem Richter. Normalerweise gibt es für alles – außer für Mord – im Alten Testament ein Sühnegeld. Aber Achtung: Wenn du jemanden wie einen gehörnten Ehemann hast, der wirklich stocksauer ist, und du ihn fragst, ob er bereit ist, die Steinigung durch eine Ausgleichszahlung zu ersetzen, weil du vielleicht leben möchtest,
Vers 35: Er nimmt keine Rücksicht auf irgendwelche Sühne und willigt nicht ein, magst du das Geschenk auch noch vergrößern. Das ist das Problem.
Du hast die Gesellschaft gegen dich, du hast Gott gegen dich, du hast diesen gehörnten Ehemann gegen dich. Du bist mit deinem Leben am Ende. Du hast alles kaputtgemacht. Selbst wenn du irgendwie mit deinem Leben davonkommst, wird man dich auf Jahrzehnte hinaus als den Ehebrecher kennen. Und das, weil du eine Nacht lang vielleicht Spaß hattest. Vielleicht Spaß hattest.
Lass dich nicht mit ihren Wimpern fangen. Pass gut auf, dass du vor Augen hast, was dich Ehebruch kostet.
Ich habe auf meiner Internetseite einen Link zum Thema Ehebruch. Ich weiß nicht, ob ihr jemals darauf wart. Es ist nichts weiter als ein kleines Word-Dokument. Ich habe mir irgendwann angefangen aufzuschreiben: Was kostet es mich, wenn ich fremdgehe? Was kostet es dich?
Ich rede jetzt mal nur zu den Verheirateten: Was kostet es dich, wenn du fremdgehst? Was macht es in deiner Beziehung zu Gott, zu deinem Partner, zu deinen Kindern? Was macht es aus deinem Vorbild? Was macht es mit deinem Zeugnis in der Gesellschaft?
Wie stehst du da, wenn du es tust? Egal, ob im Kleinen, da wo keiner es so richtig mitbekommt, wo nur Gott es sieht, oder im öffentlichen Raum, wo du dann irgendwann geoutet wirst und dich nicht mehr verstecken kannst.
Ich rate euch, wenn ihr verheiratet seid, so eine Liste zu schreiben, was es euch kostet. Sie hilft mir, wenn die Situation brenzlig wird, wenn Lust kommt, kurz die Kosten zu überschlagen und ein Nein zu finden.
Die Taktik der Ehebrecherin und die Gefahr der Verführung
Kapitel sieben, die Verse eins bis siebenundzwanzig – noch ein Kapitel über Ehebruch. Wir gehen jetzt etwas schneller voran, denn es geht nur noch um die Taktik. Der letzte Punkt, um mich vor Verführungen zu schützen, ist, dass ich weiß, wie mein Feind vorgeht.
Taktik der Ehebrecherin
Mein Sohn, bewahre meine Worte und verwahre meine Gebote. Jetzt wird der Vater sehr persönlich. Er sagt: Pass auf, Kleiner, ich habe da etwas mitbekommen. Ich weiß, wie diese Welt tickt, und ich gebe dir jetzt ein paar ganz wertvolle Ratschläge.
Bewahre meine Gebote und meine Liebe. Bewahre meine Belehrung wie deinen Augapfel. Binde sie um deine Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester. Das Bild von der Schwester kann für die leibliche Schwester stehen – ein Bild für persönliche Nähe. Aber auch die Braut wird im Hohelied als Schwester bezeichnet. Damit ist bildhaft die Geliebte gemeint.
Also: Verbinde dich mit der Weisheit wie mit einer leiblichen Schwester oder besser noch mit einer Geliebten. Nenne den Verstand deinen Verwandten, ganz nahe dran, um dich vor der fremden Frau zu bewahren, vor der Ehebrecherin, die ihre Worte glättet.
Hier sind wir wieder beim Thema – da ist sie noch mal. Jetzt kommt der Vater und sagt: Weißt du, ich lebe schon eine Weile, und ich habe gesehen, was passiert, wenn junge Männer sich nicht an das halten, was die Bibel sagt.
Denn an dem Fenster meines Hauses schaute ich durch meine Gitter hinaus. Mit eigenen Augen hat der Vater da gestanden und runtergeschaut auf die Straße. Und was hat er da gesehen?
Na ja, er gewahrte unter den Söhnen einen unverständigen Jüngling. Köstlich! Er steht da, und das, was der Vater jetzt sagt, ist keine Spinnerei, sondern er kann sagen: Du, ich kenne Leute, denen ist das genau so ergangen.
Wenn ihr mit euren Kindern über dieses Thema redet, werdet persönlich. Nehmt die Beispiele, die ihr kennt – und ihr kennt genug Leute, die mit einem einzigen Ausrutscher ein ganzes Leben ruiniert haben. Nehmt diese Beispiele und sagt: Hey, schau dir den an, was ist da passiert? Und was ist da übrig geblieben von seinem Leben?
Also sagt der Vater: Ich habe da jemanden gesehen.
Der Weg in die Falle der Verführung
Wie hat er sich verhalten? In Vers 8 und 9 überquerte er die Straße nahe ihrer Ecke und nahm zufällig den Weg zu ihrem Haus. Natürlich, dieser dumme Junge will nicht verführt werden. Er sagt nicht: „Wo ist denn die Verführung? Oh, ich würde heute Nacht gerne mein Leben verlieren, hoffentlich finde ich jemanden, der mich verführt.“ Das macht er nicht. Er schlendert ein bisschen drauflos. Wenn man genau hinschaut, ist das Wort nicht einfach Schlendern im eigentlichen Sinn, sondern eher Stolzieren. Da ist sich jemand seiner Ausstrahlung schon bewusst.
Es ist nicht so, dass er es darauf anlegt, aber irgendwie ist es in der Dämmerung am Abend, beim Anbruch der Nacht und der Dunkelheit. Es ist eine Zeit, in der man draußen vielleicht nicht mehr so viel verloren hat. Aber na ja, es ist eine Mischung, wie junge Männer eben sind: ein bisschen zu stark, ein bisschen zu stolz, ein bisschen zu neugierig. Und dann probieren sie es halt doch mal aus und testen die Grenzen!
In Vers 10 kommt die Taktik: „Ich sah eine Frau, die ihm entgegenkam, im Gewand einer Hure und mit listigem Herzen.“ Der dumme Junge weiß von nichts, aber die Spinne hat ihn schon lange im Blick, hat ihn im Visier und ausgewählt. Sie wird jetzt auf ihn zugehen. Ihr ganzes Äußeres, das Gewand einer Hure, unterscheidet sich von der Kleidung einer ehrbaren Frau. Das, was sie anhat, ist dazu da, Lust zu erwecken. Sie ist aufreizend angezogen, vielleicht geschminkt. In der Bibel wird auch gesungen, das gehört oft dazu. Vielleicht trägt sie einen Schleier – Tama hat das als Prostituierte gemacht.
Auf jeden Fall begegnet sie ihm. Schon bevor sie bei ihm ist, merkt er: Hier kommt etwas auf mich zu, das mir signalisiert: Ich bin zu haben. Dann geht es weiter: Sie ist leidenschaftlich und eigensinnig. Das Gegenstück dazu ist der sanfte und stille Geist. Hier aber ist jemand von Lust getrieben, will sich fremden Männern anbieten. Ihre Füße bleiben nicht in ihrem Haus, wie wir später sehen werden. Ihr Mann ist weg, sie muss einfach raus auf die Straßen, sie muss sich jemanden suchen.
In Vers 12 ist sie bald draußen, bald auf den Straßen. Neben jeder Ecke lauert sie. Sie steht da wie eine Löwin, die sich auf Beutefang begibt. Sie schaut, wo sie jemanden greifen kann. Und dann kommt der, und sie geht auf ihn zu.
In Vers 13 ergreift sie ihn und küsst ihn. Mit hartem, ja unverschämtem Angesicht spricht sie zu ihm. Der Angriff ist wie bei einer Löwin, die zupackt. Nur bei ihr beißt sie nicht, sondern küsst ihn. Sie schnappt ihn sich. Bevor er weiß, was ihm passiert, ist er ihr ganz nahe. Das ist total dreist, schamlos, unverschämt.
Eigentlich müsste er, wenn er seine Lektion gelernt hätte und wüsste, was sein Vater ihm vermittelt hat, in dieser Situation sie wegstoßen, die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich abhauen. Paulus sagt: „Flieht die Unzucht!“ Josef ließ sein Gewand liegen und floh. Das ist hier der Worst Case: Du bist zur Beute geworden. Du kannst jetzt nur noch eins tun: so schnell wie möglich abhauen. So wie wir es gestern auch hatten: Wenn du dich auf dem falschen Weg befindest, dann wende dich ab, tue Buße, gib Gas – egal, was es dich kostet.
Sie sprach zu ihm, und das, was jetzt kommt, ist typisch: Die Ehebrecherin sagt natürlich nicht: „Hallo, ich bin ein Flittchen und möchte dich verführen.“ Stattdessen präsentiert sie sich als ein ehrbarer Teil der Gesellschaft. Sie sagt: „Friedensopfer lagen auf mir, heute habe ich meine Gelübde bezahlt.“ Sie gibt vor, eine religiöse Frau zu sein, die heute ein Friedensopfer gebracht hat.
Bei einem Friedensopfer wird ein Teil geopfert, ein Teil bekommen die Priester, und ein Teil nimmt man mit nach Hause und isst ihn dort. So ein Opfer war gutes Essen, feinstes Fleisch. Was sie ihm hier anbietet, ist ein Festmahl, das heute noch gegessen werden muss – nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt! Das ist schon vorbereitet.
Deshalb sagt sie in Vers 15: „Darum bin ich dir entgegengegangen, um dein Angesicht zu suchen, und ich habe dich gefunden.“ Wow, sie sagt: Ich habe herumgeschaut, und von all den Männern, die mir begegnet sind, war keiner passend. Aber du, mit deinem Angesicht, mit deinem Aussehen, du passt genau für diesen Abend. Du bist genau der Richtige. Nur du kannst das heute Abend sein.
In Wirklichkeit hat ihn seine Dummheit zum Opfer werden lassen. Aber die meisten Männer fallen auf Wertschätzung und Bewunderung herein. Das nutzt sie einfach aus. Sie wirft sich ihm an den Hals, und dann beginnt das Gift, dieses honigsüße Gift. Sie malt ihm aus, was sie ihm noch alles anzubieten hat.
Zuerst streichelt sie ein bisschen sein Ego: „Du allein, du bist der einzige Mann, du siehst so gut aus. Von all den jungen Männern bist nur du es.“ Dann sagt sie in Vers 16: „Mit Decken habe ich mein Bett bedeckt, bunt gewirktes ägyptisches Leinen.“ Nicht schlecht – ich habe zuhause ein luxuriöses Ambiente, ich bin eine reiche Frau. Wenn du zu mir kommst, wird das schön aussehen.
Aber Achtung: Ästhetik ist keine Garantie dafür, dass die Dinge, die wir tun, richtig sind. Nicht umsonst warnt der Apostel Johannes vor der Lust der Augen. Etwas kann schön aussehen und trotzdem falsch sein. Und nicht nur schön anzusehen, sondern es kann auch gut riechen. „Ich habe mein Lager mit Myrrhe, Aloe und Zimt benetzt.“ Wow, teures Parfum! Stell dir das vor, junger Mann: Was ich für dich habe, das riecht da drin. Ich habe viel investiert. Das ist ein einmaliges Angebot, das ich dir mache.
Du kannst einmal für eine Nacht in den Rausch und in den Reichtum der Oberklasse eintauchen – einmal Wahnsinn, Schamlosigkeit, erregende Nähe, Luxus, Wertschätzung. Eine ganz gefährliche Mischung. Man möchte fast sagen: Wenn du jemals einen Mann um den Finger wickeln willst, das wäre die Vorgehensweise.
Jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem sich alles entscheidet. Sie spricht das Angebot aus. Und bei allen Warnzeichen: Es gibt immer ein Zu-spät. Jetzt kommen wir an den Punkt, wo es zu spät wird. Wenn er sich noch wegreißen will, wenn er noch davonlaufen will, muss es jetzt passieren.
In Vers 18 sagt sie: „Komm, wir wollen uns an Liebe berauschen bis zum Morgen, an Liebkosungen uns ergötzen.“ Das ist das konkrete Angebot: Ich biete dir jetzt eine Nacht an. Willst du oder willst du nicht?
In Sprüche 5,19 waren es die Brüste der Ehefrau, die berauschen sollten. Hier nimmt eine fremde Frau den Platz ein, der der eigenen Frau gebührt. Und sie weiß natürlich, dass es noch einen Punkt gibt, den sie klären muss. Denn wenn der junge Mann nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, dann muss er sich die Frage stellen: Gibt es da nicht einen Ehemann irgendwo?
Ja, also, ja, es ist schon reizvoll, ja, es ist schon nett, aber ich habe noch nichts von einem Ehemann gehört. Deshalb eine typische Einwandvorwegbehandlung in Vers 19: „Denn der Mann ist nicht zu Hause und ist auf eine weite Reise gegangen. Weit weg, lang weg.“ Ja, er hat einen Beutel voller Silber in die Hand genommen. Erst am Tag des Vollmondes wird er heimkehren. Lang weg, du musst dir überhaupt keine Sorgen machen.
Er hat so viel Geld mitgenommen zum Handeln, bis er das alles ausgegeben hat, frühestens wenn der Vollmond kommt – also lang und weit weg.
Ein Punkt wird angesprochen: Er ist nicht da. Denk da an die Lüge, mit der die Schlange Eva verführt hat: „Keineswegs werdet ihr sterben.“ Weißt du was, Kleiner? Du kannst völlig gefahrlos sündigen. Diese Nacht wird für dich völlig ohne Folgen bleiben.
Immer dann, wenn der Teufel es schafft, uns diese Lüge zu verkaufen – dass die eine Sünde, über die ich gerade nachdenke, zu tun, eigentlich ohne Folgen bleibt – und wenn er mir die echten Konsequenzen verschleiert, wenn er mir vielleicht an einer Stelle eine Antwort gibt auf einen Einwand, warum ich nicht sündigen sollte, die so ein bisschen gut klingt, dann zeigt er mir nie das ganze Bild.
Das tut die Ehebrecherin auch nicht. Sie verleitet ihn. Vers 21: „Durch ihre Überzeugungskraft riss sie ihn fort durch die Glätte ihrer Lippen.“ Das ist das, was sie kann. Und das ist das, was Sünde immer kann. Sie kann uns einfach fortreißen. Sie nimmt uns mit hinein, verwirbelt unsere Gedanken, sorgt dafür, dass wir nicht mehr klar denken können. Sie gibt uns zwei, drei Halbwahrheiten, und am Ende reißt sie uns einfach fort.
Ich mag das letzte Bild, das hier steht, in Vers 22 und 23: „Auf einmal ging er ihr nach wie ein Ochse zur Schlachtung.“ Kannst du dir das vorstellen? So ein Ochse mit einem Ring vorne in der Nase, und dann führst du das Tier einfach ab. Dort wartet schon jemand mit einem Hackebeil und wartet drauf.
Das ist das letzte Bild: Er geht mit, aber er ist wie ein Ochse zur Schlachtung, wie ein Hirsch, der in die Falle springt, bis ein Pfeil seine Leber zerreißt. Er ist gefangen, und irgendwann kommt der Jäger, legt an, und zack! Wie ein Vogel, der sich in die Falle stürzt und nicht weiß, dass er sein Leben in Gefahr bringt – das ist das Bild.
Zusammenfassung der Verführungstaktik und abschließende Warnung
Wie war die Taktik der Ehebrecherin? Ich möchte euch das noch einmal zusammenfassen.
Sie ist verführerisch gekleidet, benimmt sich schamlos und erzeugt eine erregende Nähe. Plötzlich findest du dich in einer Situation wieder, ohne genau zu wissen, was eigentlich passiert. Sie verbirgt ihre wahren Motive hinter Lügen und Halbwahrheiten. Dabei streichelt sie ein wenig das Ego ihres Opfers: „Du allein, du bist ja so ein toller Kerl!“ Dann verspricht sie ihm ein absolut einmaliges Abenteuer, voller Luxus und Liebesrausch – völlig ohne Folgen.
Und er geht mit, er lässt sich verführen und mitnehmen.
Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und horcht auf die Worte meines Mundes! Der Vater sagt nochmals: Passt bitte an dieser Stelle richtig auf! Wende dein Herz nicht ihren Wegen zu, wenn es irgendwo in deinem Leben eine Versuchung zur falschen Sexualität gibt. Hier ist nur ein Beispiel, der Prototyp des schlimmsten Falls, wie er in der Antike geschildert wird.
Wenn es irgendwo in deinem Leben so etwas gibt, das falsche Sexualität dich verführen will – sei es Prostitution, Pornografie, Probleme mit Blicken auf Kinder oder was auch immer in deinem Leben der Fall sein mag – pass auf! Wende dein Herz nicht ihren Wegen zu und irre nicht auf ihren Pfaden umher. Lass dich auf so etwas einfach nicht ein!
Denn sie hat viele Erschlagene niedergestreckt, und zahlreich sind ihre Ermordeten. Sie hat einen Haufen junger Männer schon erledigt, alle kaputtgemacht.
Zweieinhalb Kapitel lang erklärt uns Salomo, wie gefährlich sexuelle Sünde ist, am Beispiel der Ehebrecherin. Und wir müssen das jetzt für unsere Zeit übersetzen. In einer Gesellschaft, die uns sagt: „Egal, was du da lebst, egal wer mit wem wann und wie oft ins Bett steigt – es ist eigentlich alles egal. Lebe das einfach aus, wie du magst.“
Aber Gott sagt: Nein, das stimmt nicht. So wie das Haus der Ehebrecherin, ihr Haus sind Wege zum Scheol, die hinabführen in die Kammern des Todes. Der Weg und das Haus der Ehebrecherin – das Bild ist hier noch einmal: Du hast das Haus, trittst über die Schwelle und trittst eigentlich ein in die Hölle. Da ist für ihn an dieser Stelle Schluss.
Wenn ich rückblickend auf die letzten zwanzig Jahre schaue und überlege, durch welche Form von Sünde Menschen ihr geistliches Leben zerstört haben, sehe ich nicht viel, was vergleichbar wäre. Aber ich kann euch schätzen sagen: Sechzig bis siebzig Prozent aller Leute, die mal gut mit Gott unterwegs waren und dann geistlich zerbrochen sind, sind über den Punkt Sexualität gestolpert. Fremde Frauen, alte Freundinnen und anderes blödes Zeug, Pornografie, Kindesmissbrauch.
Ich würde sagen, wenigstens zwei Drittel derjenigen, die im Glauben Schiffbruch erlitten haben, sind über dieses Thema gefallen. Deshalb ist es wichtig, auch wenn es ein hässliches Thema ist und wir es nicht nur auf Ehebruch reduzieren dürfen, weil wir in einer anderen Zeit leben, an dieser Stelle ernst zu bleiben.
Ich möchte euch noch einmal bitten: Wenn es in eurem Leben irgendwo einen Punkt gibt, an dem ihr hängt – wo du merkst, da habe ich etwas. Da bin ich in meinen Gedanken unrein, in meinem Reden unrein, in meinen Taten unrein – dann triff jetzt die Entscheidung, Buße zu tun.
Und wenn es nicht nur eine kleine Sache ist, bei der man einfach für sich Buße tut, sondern wenn du merkst: Ich hänge da drin, ich komme da alleine nicht raus – dann lass dir helfen! Das ist wie im Buch der Richter: Das sind so eiserne Streitwagen, eine Sünde, eine Anfechtung, eine Versuchung, die immer wiederkommt und so gewaltig ist, dass sie über mich hinwegschwappt wie ein Tsunami und mich immer wieder wegreißt.
Die eisernen Streitwagen werden im Buch der Richter unter der Richterin Deborah überwunden. Sie ist eine Mutter Israels. Ich finde das ein schönes Bild: Manchmal haben wir ein Problem, das wir nicht alleine lösen können. Da muss jemand an unsere Seite treten, wie eine Mutter, die uns hilft, mit uns kämpft und mit uns in den Krieg zieht.
Wenn du so ein Problem im Bereich Sexualität hast, wo du sagst: „Da möchte ich eigentlich raus, ich will das nicht länger verstecken, ich möchte es angehen“, dann trau dich, dich zu öffnen. Geh zu den Ältesten, zu einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin, denen du vertraust, und lass sie mit dir zusammen in diesen Kampf hineingehen.
Das wünsche ich euch von Herzen.
Wie gesagt: Zwei Drittel der Menschen, mit denen ich gearbeitet habe und die im Glauben gut unterwegs waren, sind über eine Form sexueller Sünde gestolpert und haben dadurch geistlich Schiffbruch erlitten.
Deshalb macht es so viel Sinn, dass sich von neun Kapiteln am Anfang der Sprüche zweieinhalb Kapitel mit diesem Thema beschäftigen.
Bis dahin wünsche ich euch noch einen schönen Abend.