
Der Herr hat unsere Gemeinden in letzter Zeit mit sehr vielen Kindern beschenkt, was sehr schön ist. Wenn die Kinder geboren sind, erkennt man ihre Eltern nicht immer sofort in ihnen. Irgendwie sehen sie alle gleich aus. Doch das ändert sich nach einigen Tagen, manchmal auch erst nach Wochen oder Monaten.
Irgendwann sind nicht nur im Aussehen die Eltern erkennbar, sondern auch ihre Persönlichkeit, ihre Gewohnheiten und sogar ihre Manieren. Kinder ahmen ihre Eltern nach und übernehmen vieles von ihnen – Gutes und Schlechtes. Die meisten dieser Verhaltensweisen werden unbewusst übernommen. Man denkt, dass bestimmte Bräuche und Verhaltensweisen, die man als Kind gelernt hat, ganz normal sind. Bis man irgendwann merkt, dass nicht alle Menschen genauso denken oder handeln.
In den letzten Jahren habe ich bemerkt, wie viel der Ehepartner wahrnimmt. Er merkt das am meisten. Meine Frau Catherine hat vieles von meiner Persönlichkeit und meinen Verhaltensweisen nicht verstanden. Dann hat sie zwei Wochen mit meiner Familie verbracht. Danach hatte sie keine Fragen mehr.
Die Prägung, die man von den Eltern erhält – sowohl biologisch als auch sozial – ist in jedem von uns unverkennbar. So soll es auch im geistlichen Sinne sein. Das sehen wir in der heutigen Predigtstelle, die wir jetzt gemeinsam lesen: Epheser 5, die Verse 1 bis 7.
Diese Stelle findet ihr auf Seite 224 im hinteren Teil der Bibel, die vor euch liegt. Ihr könnt sie auch im Predigtblatt nachlesen.
So folgt nun Gottes Beispiel als seine geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat. Er hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
Von Unzucht und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schändliche, unnütze oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagen.
Denn ihr sollt wissen, dass kein Unzüchtiger, Unreiner oder Habsüchtiger, der Götzendiener ist, ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten. Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
Ich bete mit uns: Vater, wir danken dir für dein Wort, für dein kostbares Wort, und ich bete, dass du heute zu uns redest. Herr, bitte hilf mir, klar zu sein, und hilf uns vor allem, unsere Herzen, Herr, dass wir aufnahmebereit sind. Verändere du uns. Amen.
Hier am Anfang sehen wir gleich in den ersten zwei Versen eine Eigenschaft, die zu Gottes Kindern passt. Wir haben in den letzten Wochen schon einiges darüber gehört, dass Menschen, die an Jesus glauben, neue Menschen sind und sich deshalb auch anders verhalten sollen.
Heute geht es mit diesem Thema weiter, aber dabei sollen wir nicht vergessen, was dem Ganzen vorausgeht. Es ist die Tatsache, dass wir geliebte Kinder sind – das steht gleich am Anfang, Vers 1. Wir sind geliebte Kinder.
Es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder vor Augen führen: Die Tatsache, dass Gott uns mit großer Liebe geliebt hat, als wir noch tot waren in unseren Sünden und Übertretungen. Gott hat uns durch Christi Opfer am Kreuz, über das wir im Vers 2 gleich nachdenken werden, lebendig gemacht.
Unsere Schuld wurde auf ihn gelegt, unsere Strafe nahm er auf sich. Es gibt also für gläubige Menschen keinen Zorn Gottes mehr, den sie fürchten müssten. Das haben wir heute auch im Lied vor Gottes Thron gesungen.
Stattdessen erleben sie Gottes große Liebe und reiche Gnade. Nicht nur das, sondern Gott machte aus allen, die glauben, seine Kinder. Er adoptiert sie in seiner Familie, sie werden Gottes geliebte Söhne und Töchter, und er lässt sie nicht los. Sie sind geliebt.
Es ist ein großes Privileg, das jeder erfahren darf, der sein Vertrauen auf Jesus setzt. Ich möchte dich also einladen: Falls du hier bist und das noch nie gemacht hast, setze dein Vertrauen auf Jesus. Auch du kannst zu einem geliebten Kind Gottes werden. Bitte lass uns wissen, wenn du mehr Fragen darüber hast.
Und das ist die Identität von vielen hier heute Morgen: Ihr seid Gottes geliebte Kinder, und ich preise den Herrn dafür. Wir sollen dabei wirklich Freude haben, und wir sollen auch verinnerlichen, dass die Tatsache, dass wir Kinder Gottes sind, das Grundlegendste an unserer Identität ist.
Es ist wichtiger als das, was wir hier machen, bei unserem Job. Es ist wichtiger, in welcher Familie wir hineingeboren sind, in welchem Land – was auch immer. Das ist das Grundlegendste: Wir sind Kinder Gottes.
Und weil wir das in unserem Innersten sind, sollen wir äußerlich auch immer mehr so aussehen. Lieber Christ, werde, was du bist! Ja, werde, was du bist, werde äußerlich, was du im Inneren schon bist.
Das ist Gottes Wille: dass wir adoptierte Kinder mehr und mehr wie er, unser liebender Vater, aussehen.
Stellt euch ein Straßenkind vor, vielleicht aus Brasilien – dort gibt es viele Straßenkinder. Dieses Straßenkind wird von einem Millionär adoptiert. Das Kind hat nichts dafür getan und musste auch nichts dafür tun; der Millionär wollte es einfach adoptieren. Nun ist es Teil dieser wohlhabenden Familie und trägt einen neuen Namen.
Ist es nicht so, dass dieses Kind nach und nach seine alten Klamotten und Gewohnheiten ablegen wird? Es wird zunehmend wie seine neue Familie aussehen, sprechen und handeln.
Wir sind Gottes Kinder. Wir gehören zu seiner Familie und tragen seinen Namen. Er möchte, dass wir ihm immer ähnlicher werden. Deshalb der Aufruf gleich zu Beginn: Folgt Gottes Beispiel – oder, wenn wir es genau übersetzen wollen, „ahmt Gott nach“. Wir sollen Gott nachahmen.
Es gäbe viel zu sagen darüber, wie wir Gott nachahmen können. Wir können ihn in seiner Güte, seiner Barmherzigkeit, seiner Gerechtigkeit und durch ein heiliges Leben nachahmen. Letzte Woche haben wir zum Beispiel über die Freundlichkeit Gottes, seine Herzlichkeit und seine Vergebungsbereitschaft nachgedacht. Dabei war schon der Aufruf enthalten, dass wir das auch tun sollen – dass wir Gott darin nachahmen.
An dieser Stelle aber fokussiert Paulus auf die Liebe. Er sagt im ersten Teil von Vers 2: „Wandelt in der Liebe“, lebt in der Liebe. Das heißt, sie sollen einen Lebensstil der Liebe führen. Sie sollen Gott widerspiegeln und nachahmen – eben durch ihre Liebe, durch die Art und Weise, wie sie lieben.
Gott ist die Liebe; das gehört zu seinem Wesen. Mit dieser Liebe hat er uns geliebt, als wir noch Feinde waren. Nun, als geliebte Kinder Gottes, als diejenigen, die von diesem liebenden Gott wiedergeboren wurden, sollen wir diese Liebe verkörpern und weitergeben. Sie soll zu unserem Wesen gehören, und wir sollen sie gerne praktizieren.
Wir spiegeln dabei etwas von Gott, unserem Vater, wider, der eben die Liebe ist. Leider müssen wir anerkennen, dass unsere Liebe immer sehr mangelhaft ist. Das merken wir in unseren Beziehungen: Die besten Ehen kennen schwierige Tage, die engsten Beziehungen könnten besser sein, die stärksten Freundschaften wurden durch Streit herausgefordert. Manchmal haben wir Menschen enttäuscht, weil sie mehr Liebe von uns erwartet haben, als wir leisten konnten.
Das liegt daran, dass die Liebe unter Menschen von Sünde befleckt ist. Sie ist oft mit Hintergedanken und Selbstzentriertheit vermischt – sowohl von dem, der lieben soll, als auch von dem, der geliebt werden will. Deshalb können wir Menschen von Natur aus nie vollkommen lieben.
Oft lieben wir nur so lange, wie der andere uns gut tut. Wenn es aber schwierig wird, wird die Liebe schnell kalt. Die Liebe, die wir kennen, ist oft bedingt, begrenzt und verhalten.
Dazu kommt, dass wir Liebe oft mit Lust und Leidenschaft verwechseln. Liebe wird häufig auf etwas rein Körperliches und Lustvolles reduziert. So ist die Liebe Gottes in Christus jedoch nicht.
Hier sehen wir das Wesen oder den Kern dieser Liebe: Sie ist nicht selbstzentriert, sondern selbstaufopfernd. Sie ist nicht fordernd, sondern gibt gerne – auch auf hohe eigene Kosten. Sie ist großzügig und reich, hält nichts zurück, sondern tut dem Nächsten immer und gerne Gutes.
Jesus Christus hat das wunderbar für uns verbindlich gemacht. Schaut auf den zweiten Teil von Vers 2: Er sagt: „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und sich selbst für uns gegeben hat als Gabe und Opfer Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Sein Leben und vor allem sein Sterben zeigen uns, wie diese Liebe aussieht.
Jesus hat nichts getan, was den Tod verdient hätte, und trotzdem ließ er sich kreuzigen. Damit wir die Strafe, die jede von uns wegen unserer Sünde verdient hätte, nicht erleiden müssen. Das ist das Opfer, das Jesus dargebracht hat – und das ist Liebe: vorbehaltlos, bedingungslos, unverdient und sehr gütig.
Aber vor allem – und das wird hier besonders hervorgehoben – ist diese Liebe selbstaufopfernd. Das ist es, was wir besonders aus dieser Stelle mitnehmen können: den Aspekt der selbstaufopfernden Liebe. Diese Liebe können und sollten wir nachahmen.
Könnt ihr euch vorstellen, wie unsere Beziehungen, unsere Gemeinschaft, unsere Ehen und Freundschaften aussehen würden, wenn wir darauf bedacht wären, immer selbstaufopfernder zu lieben? Würden wir nicht anders mit Menschen umgehen? Würden wir uns in Konflikten nicht ganz anders verhalten? Würden wir nicht hilfsbereiter, geduldiger und bedachter miteinander umgehen?
Aber wie wachsen wir darin? Wie können wir mehr auf diese Weise lieben? Ich habe drei kurze Hinweise, die uns dabei helfen können. Sie bauen aufeinander auf.
Erstens: Es ist so wichtig, dass wir über die Liebe Gottes in Christus nachsinnen. Verinnerlichen wir, dass wir geliebte Kinder Gottes sind, obwohl wir von Natur aus nicht liebenswert sind. Ich hoffe, das ist uns allen klar. Je mehr wir über ihn und Gottes gnädigen Umgang mit uns nachdenken, desto mehr erleben wir, wie unsere kalten Herzen weich werden. Wir werden offen für Gottes Werk in uns, weil wir erkennen, wie großartig seine Liebe für uns ist. Das ist die erste Sache.
Die zweite: Sei nicht so beschäftigt mit dir selbst. Die Gesellschaft lehrt uns und lebt auch so, dass wir uns zuerst um uns selbst kümmern müssten, bevor wir unsere Aufmerksamkeit nach außen richten. Ich habe schon einige Gespräche mit Leuten geführt, die nach diesem Prinzip leben. Dabei habe ich festgestellt, dass genau das zu Selbstzentriertheit und Einsamkeit führt. Die Bibel lehrt uns das Gegenteil: Richtet euren Blick zuerst nach oben, trachtet zuerst nach Gottes Reich und dann nach außen. Um uns selbst müssen wir uns nicht sorgen, das ist Gottes Job. Das hat er sogar versprochen.
Und zuletzt: Sei aktiv in der Kraft des Heiligen Geistes. Komm aus der Gemütlichkeit heraus und lerne Leute kennen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du von ihren Nöten hörst und dann die Möglichkeit hast, eben solch eine selbstaufopfernde Liebe zu praktizieren. Du wirst auch Zeit dafür haben, weil du weniger um dich selbst kreist. Das ist ein Wohlgeruch für Gott. Wenn seine Kinder so leben und ihn so nachahmen, gefällt ihm das sehr.
Also, geliebte Gotteskinder, lasst uns selbstaufopfernd leben. Das passt ganz gut zu Gotteskindern.
Dann kommen wir in den nächsten zwei Versen zu Eigenschaften, die nicht zu Gotteskindern passen. Es sind Vers drei und vier:
„Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare, onerische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagungen.“
Bevor wir auf diese Eigenschaften einzeln eingehen, können wir uns die Frage stellen, warum Paulus gerade diese Eigenschaften an dieser Stelle nennt. Ich glaube, das liegt daran, dass sie im Gegensatz zu wahrer Liebe stehen. Inwiefern? Darüber können wir jetzt nachdenken.
Erstens: Unzucht. Das bedeutet in der Bibel ganz klar jede Form von ausserehelichem Geschlechtsverkehr. Die Bibel macht deutlich, dass Sexualität nur in der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau praktiziert werden soll, die sich einander durch einen Bund verpflichtet haben – also im Ehebund. Sexualität dient dabei als Zeichen dieses unzertrennlichen Bundes.
Unzucht umgeht diesen Bund und die damit verbundene Verpflichtung. Sie zielt direkt auf den Genuss ab. Unzucht ist nicht selbstaufopfernd und bedingungslos, sondern eigennützig und kurzlebig. Sehr oft geschieht sie auf Kosten anderer. Im Fall von Ehebruch schadet sie auch dem betrogenen Ehepartner. Bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen ist es nicht selten so, dass sie langfristig seelisch und körperlich sehr schadet – nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Gegenüber.
Unzucht passt daher nicht zu Christen, die ihren selbstaufopfernden, treuen und barmherzigen Vater im Himmel widerspiegeln sollen.
Dann kommen wir zur Unreinheit. Das ist ein allgemeiner Begriff für alles, was nicht gut und heilig ist, alles, was unsere Seele verunreinigt. Was ist das konkret? Wir können hier zum Beispiel an die Worte Jesu denken, aus Matthäus 7,20-23. Jesus sagt, was uns unrein macht: „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.“ All dies Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein.
Als wir diesen Lasterkatalog gehört haben, war uns sicher klar, dass Liebe nicht hinter diesen Dingen steht. Vielmehr tut man diese Dinge, wenn man sich selbst in den Vordergrund stellen will. Das war Unreinheit.
Habsucht ist die Gier, die Lust nach mehr für sich selbst. Wir fokussieren darauf, was wir nicht haben und noch haben wollen, anstatt auf andere. Das führt oft zu Unzufriedenheit, Neid und Konkurrenz. Letzte Woche haben wir über Diebstahl nachgedacht, und Habsucht führt auch oft zu Diebstahl.
Im nächsten Vers redet Paulus über schändliches Tun. Hier wird es mit „schandbare Reden“ übersetzt, es könnte aber um Reden oder um das ganze Handeln gehen. Andere Übersetzungen beziehen sich auf das gesamte Verhalten, nicht nur auf Worte. Das Wort im Griechischen scheint eine allgemeine Anwendung zu haben.
Es geht also um skandalöse und beschämende Handlungen – Dinge, die Menschen zum Erröten bringen, Dinge, vor denen man sich schämen würde, wenn sie öffentlich geschehen würden. Zum Beispiel Trunkenheit, Vulgarität, unschönes Verhalten und andere Exzesse. Solches Verhalten ist ein Anstoß für Menschen und nicht erbaulich. Es führt viele zum Stolpern oder sogar zum Mitmachen. Solches Verhalten ist ansteckend.
Dann haben wir närrisches und loses Reden. Man könnte das auch mit derben Witzen übersetzen. Es ist Gerede, das Menschen nicht voranbringt, sondern sie verderbt und niedermacht. Ich muss eingestehen, diese hier finde ich am schwierigsten. Denn Taten haben wir oft im Griff, aber die Zunge ist eine ganz andere Liga – vor allem, wenn solche Worte so normal und geläufig sind.
Wenn man sich in einer Gruppe von Menschen befindet, die das ständig tun, ist es schwierig, nicht mitzulachen. Als ich in der Schule war und mit Kommilitonen Zeit verbrachte, war es schwer, nicht über schmutzige und lästerliche Witze zu lachen. Anfangs habe ich noch versucht, dagegen anzukämpfen, aber früher oder später habe ich aufgegeben.
Vielleicht kennt ihr das auch – Kinder oder Teenager in der Schule, aber auch Ältere im Büro, das passiert dort ebenfalls. Und auch das Lästern und Tratschen gibt es leider sehr oft, sogar in Gemeinden. Anstatt direkt mit Menschen zu reden und ihnen Feedback zu geben, damit sie aus einer Situation lernen und erbaut werden können, reden wir oft hinter ihrem Rücken über sie. Wir fühlen uns dabei normalerweise besser, aber es ist nicht liebevoll. Entschuldigung, es ist lieblos.
Diese Eigenschaften sind liebesfeindlich. Ich hoffe, ihr habt das gesehen. Sie haben direkt etwas mit Liebe oder dem Mangel an Liebe zu tun. Paulus kann nicht stärker formulieren, wie abwegig das für Kinder Gottes ist. Er sagt, es soll nicht einmal die Rede von all diesen Dingen sein.
Das heißt aber nicht, dass diese Dinge tabu sind oder unter den Teppich gekehrt werden sollen. Sonst würde Paulus nicht darüber schreiben. Es bedeutet vielmehr, dass wir so bedacht sind, einander zu lieben, dass diese Dinge gar keinen Platz finden – keinen Anhaltspunkt, keinen Aufhänger. Das passt einfach nicht zu Gläubigen. Es sieht nicht gut aus und gehört sich nicht für Heilige.
Kinder Gottes, die solches Verhalten hegen, sind wie eine Braut, die bei ihrer Hochzeit nicht mit einem schönen Brautkleid in der Kirche erscheint, sondern in ihren Pyjamas. Das sieht einfach nicht gut oder passend aus.
Entschuldigung, ich muss weitermachen.
Am Ende dieser beiden Verse erwähnt Paulus eine positive Eigenschaft, nämlich Dankbarkeit. Er spricht darüber am Ende von Vers vier.
Man könnte sich die Frage stellen: Warum wird Dankbarkeit hier plötzlich thematisiert? Warum ist sie relevant? Dankbarkeit schützt vor den zuvor genannten negativen Eigenschaften. Sie lenkt unsere Aufmerksamkeit weg von dem, was uns vermeintlich noch fehlt oder was wir angeblich verdienen.
Stattdessen erkennen wir durch Dankbarkeit an, dass alles, was wir haben, unverdiente Gaben Gottes sind. Dankbarkeit sieht ein, dass Gott sich um uns kümmert und uns alles gibt, was wir nötig haben.
Deshalb fördert Dankbarkeit auch Zufriedenheit. Diese Zufriedenheit wiederum ermöglicht es uns, besser zu dienen. Wir drehen uns nicht mehr ständig um uns selbst, sondern werden freigesetzt, über andere und ihre Nöte nachzudenken.
Wenn du also mit den genannten negativen Gedanken zu kämpfen hast, könnte Dankbarkeit ein Mittel sein, um dagegen anzukämpfen. Besinne dich darauf, wie gut Gott es mit dir meint.
Wir haben gesehen, was zu Gottes Kindern passt und was nicht. Nun könnte jemand einwenden: Im Idealfall ist das alles anstrebenswert, ja, das hört sich alles gut an. Aber ist das denn für Gläubige wirklich so wichtig? Sind wir nicht aus Gnade gerettet? Ist es nicht letztendlich egal, wie wir leben?
Die biblische Antwort ist ein klares Nein. Kinder Gottes sollen anders leben, denn unser Verhalten zeigt, ob wir Kinder Gottes sind oder eben nicht. Schaut auf Vers 5: Denn da sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, das sind Götzendiener, ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
Das Leben in Unzucht, in Unreinheit und als Habsüchtiger verbaut einem den Eingang in das Himmelreich. Das ist so schlimm. Da ist kein Platz für solche, die nicht umkehren, sondern in diesen Dingen verharren. Da ist kein Platz im Himmel. Wir sollen uns hier nicht verführen lassen.
Damals wie heute gibt es Menschen, die sich unter die Christen mischen und mit leeren Worten, wie es in Vers 6 heißt, den Gläubigen einreden wollen, dass es nicht so wichtig ist, wie wir leben – oft mit dem Zusatz: „Denn Gott liebt uns ja.“ Paulus warnt uns: Lasst euch auf solchen Unsinn nicht ein. Das ist eine Verführung.
Gott sieht die Menschen, die seine Gebote ignorieren, ganz anders. Im Gegensatz zu seiner Liebe für seine Kinder, von der wir in Vers 1 gelesen haben, hören wir hier in Vers 6 von Gottes Zorn über die Kinder des Ungehorsams.
Dabei bitte nicht missverstehen: Wir sind komplett aus Gnade gerettet. Wir können nichts dazu tun. Es ist auch nicht so, dass wir durch Gnade gerettet sind, aber danach ist es abhängig von unseren Werken, ob wir gerettet bleiben. Das ist nicht so.
Unsere Rettung von Anfang bis zum Ende besteht nicht aus Werken, sondern allein aus Gnade. Das möchte ich einfach sehr betonen. Und doch ist es nicht egal, wie wir leben, weil eben unsere Werke unsere Natur und Identität offenbaren.
Wie wir leben, entscheidet nicht darüber, ob wir neugeboren sind, sondern es zeigt, ob wir neugeboren sind. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied. Es geht um die Natur, die dem Verhalten zugrunde liegt.
Beachtet den Kontrast hier zwischen Vers 6 und Vers 1. Er redet in Vers 6 über Kinder des Ungehorsams und in Vers 1 von Gottes Kindern. Es hat mit Identität zu tun, mit unserer Natur. Wie der Vater, so die Kinder.
Sind wir Weltkinder, werden wir der Welt ähneln und ähneln wollen. Sind wir aber Gotteskinder, werden wir Gott ähneln oder ähneln wollen. Gotteskinder haben eine neue Natur, die Sehnsucht nach Gottes Gerechtigkeit hat.
Die alte Natur ist zwar noch dabei, und deswegen entsteht ein mächtiger Kampf in den Gläubigen zwischen dem alten und dem neuen Menschen. Auch für Gläubige, für Kinder Gottes, wird die tiefste Sehnsucht sein, Gott zu gefallen.
In anderen Worten: Können Christen immer wieder in sündhaftes Verhalten fallen? Ja, auf alle Fälle. Aber sie tun Buße. Das heißt, sie sind traurig wegen ihrer Sünde und wenden sich von ihr ab.
Können Christen immer wieder mit den gleichen sündhaften Mustern kämpfen? Ja, ganz gewiss. Aber genau das ist der Unterschied: Sie kämpfen. Ihre Sünde ist ihnen nicht egal.
Bußfertigkeit und Kampfbereitschaft sind Hinweise auf ein neues, bekehrtes Herz. Lasst euch also nicht verunsichern, wenn ihr mit Sünden hadert. Bei dieser Warnung geht es nicht um solche, die nach Gerechtigkeit in ihrem Leben trachten.
Hier geht es um eine lässige Kavalierhaltung gegenüber sündhaftem Verhalten. Ja, so quasi: „Oh, es ist nicht schlimm, es passt schon.“ Keiner, der wirklich zu Gott gehört, wird sich auf Dauer mit einem sündhaften Lebensstil abfinden können.
Darum sollen Gotteskinder auch nichts zu tun haben mit solchen Lebensstilen. Das sagt Vers 7: Seid nicht ihre Mitgenossen oder ihre Teilhaber.
Das heißt nicht, dass Christen sich von Nichtgläubigen in allem absondern und keine Beziehung mehr zu ihnen pflegen sollen. Die Bibel lehrt uns, dass wir in der Welt sein sollen, Freundschaften mit Nichtgläubigen führen sollen. Das ist wichtig, auch wegen unseres Zeugnisses und wegen der Mission.
Aber das bedeutet, dass wir ihnen in ihrem Lebensstil nicht folgen, dass wir in dem Sinne nicht dabei sind. Denn wir sollen anders sein als sie, anders leben – wie Tag und Nacht.
In dieser Übersetzung werden hier die Verbindungen nicht ganz klar, aber Paulus benutzt hier ein Wort, das er schon in Kapitel 4, Vers 32, und dann hier in Kapitel 5, Vers 1, benutzt hat: das Wort „werdet“ oder „seid“ nach Arme Gottes. Und in Vers 6 heißt es: „werdet nicht ihre Mitgenossen“, ja, „seid nicht ihre Mitgenossen“.
Er will einfach den Kontrast aufzeigen: Sei das, nicht das. Es ist Tag und Nacht. Dazu hat Gott uns gerufen, wir sind Gottes Kinder, und er will, dass wir so leben und so handeln.
Lasst uns werden, was wir sind.
Zum Schluss möchte ich ermutigen, dass wir dabei nicht auf uns alleine gestellt sind. Gott hat uns in eine Gemeinschaft von Kindern Gottes gestellt. Wir können voneinander lernen und einander dabei helfen, in der Gottähnlichkeit zu wachsen. Macht Gebrauch davon. Lasst uns darüber ins Gespräch kommen und miteinander darüber nachdenken, was das für jeden von uns konkret bedeutet.
Ja, Gott in den unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens nachzuahmen. Wir haben hier so viele Vorbilder. Wir können voneinander lernen. Ebenso haben wir viele Ratgeber hier. Lasst uns diese gebrauchen. Kinder, ihr könnt von euren Eltern und anderen Christen lernen, wie Gottes Kinder aussehen.
Ich gebe euch auch eine Hausaufgabe. Das gibt es auch heute noch: Versucht diese Woche in der Schule, zu Hause oder wo auch immer zu vergleichen, wie sich das Verhalten von Menschen, die an Gott glauben und mit Gott gehen, von dem Verhalten von Menschen unterscheidet, die nicht an Gott glauben und ihn nicht lieben. Ihr könnt mir nächste Woche davon erzählen.
In dieser Gemeinschaft haben wir auch die Möglichkeit, selbst aufopfernde Liebe zu lernen und zu üben. Es gibt unter uns genügend Nöte und zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu werden. Das Diakonie-Team kann euch eine ganze Liste von Nöten nennen, bei denen ihr praktische Liebe üben könnt. Gleich nach dem Gottesdienst wird jemand hier vorne stehen und diese Informationen geben.
In dieser Gemeinschaft können wir auch füreinander einstehen und uns gegenseitig unterstützen, wenn wir mit Verhaltensmustern ringen, die nicht zu unserer neuen Natur passen. Ich hoffe und bete, dass hier der Platz ist, an dem wir offen über unsere Kämpfe sprechen können, ohne Angst vor Verurteilung zu haben.
Lasst uns so eine Gemeinde sein. Lasst uns füreinander einstehen und offen über unsere Kämpfe reden. Wir wurden so sehr begnadigt – lasst uns diese Gnade gerne weitergeben. Wir kennen die vergebende und heilende Gnade in Christus und wollen uns diese gerne gegenseitig zusprechen.
Mehr als all das, liebe Geschwister, ist euer Vater im Himmel dabei. Er ist für euch da und steht euch in diesem Prozess der Veränderung enger zur Seite als jeder andere. Wie wir am Anfang des Epheserbriefs vor ein paar Monaten schon gesehen haben, hat Gott uns seinen Geist gegeben. In Kapitel 1, Vers 13 steht: Er hat uns seinen Geist gegeben, er wohnt in uns durch seinen Geist und stellt sicher, dass wir ans Ziel kommen werden.
Der Geist ist gegeben als Unterpfand auf unsere Rettung, unsere Erlösung, die endgültig ist. Gott arbeitet in uns mit derselben Kraft, mit der er Christus aus den Toten auferweckt hat. Das haben wir auch gelernt in Kapitel 1, Verse 19 und 20. Die gleiche Kraft, die Jesus Christus aus dem Tod auferweckt hat, ist in dir.
Gottes Gnade ist uns versprochen – nicht nur einmal in Bezug auf unsere Errettung, sondern auch in Bezug auf unsere Zukunft. Das haben wir ebenfalls gelernt, Kapitel 2, Vers 7. Gnade nicht nur in der Vergangenheit, sondern heute und in alle Ewigkeit – der Reichtum seiner Gnade.
Und wir sind geliebt. In Kapitel 3, Verse 18 und 19 war das Paulus’ Gebet für Christen, dass wir mehr und mehr erkennen, wie groß die Liebe Gottes für uns ist. Gott ist für euch, Gott steht euch bei. Lasst uns mutig sein. Lasst diese Dinge uns wirklich Mut machen in diesem Veränderungsprozess – in diesem Prozess, euren liebenden Vater mehr und mehr nachzuahmen und so zu werden wie er.
Lass uns dafür beten.
Deine große Gnade! Wir danken dir für deine große Liebe und für alles, was du gegeben hast, Herr, damit wir hier Erfolg haben. Wir danken dir, Herr, für so viel Gutes, das du für uns tust.
Lass uns das Mut machen, damit wir wirklich nach Gerechtigkeit und Heiligkeit streben. Wir wollen immer mehr wie du aussehen und wirklich anders leben – heilig leben.
Herr, ich bitte dich, dass du uns hilfst, wo wir noch mit sündhaftem Verhalten kämpfen. Lass uns nicht aufgeben, sondern in diesem Kampf ausharren.
Und Herr, dass wir als Gemeinde einander darin unterstützen. Lass uns Worte der Gnade sprechen und einander die Vergebung zusprechen, die du uns verheißen hast.
Herr, lass uns hier immer mehr wachsen zu einer Gemeinde von Kindern Gottes, die immer mehr wie ihr Vater im Himmel aussehen.
Wir danken dir, dass du das in uns tust, und preisen dich für deine Gnade, Herr. Amen.