
Wie du bekommst, was du willst
Einen guten Morgen auch von meiner Seite. Ich freue mich, hier sein zu dürfen, und darüber, dass ihr da seid. An diesem zweiten Advent wollen wir uns ein interessantes Thema anschauen.
Ich habe die Predigt heute Morgen überschrieben mit: „Wie du bekommst, was du willst“. Weihnachten steht vor der Tür, und da denkt man natürlich an Geschenke. Besonders wir als Eltern machen uns vor allem Gedanken über Geschenke für die Kinder.
Ich möchte dich heute Morgen einfach mal bitten, darüber nachzudenken: Was wäre für dich ein passendes Geschenk? Was würdest du dir wünschen, wenn du dir etwas wünschen dürftest? Stell dir vor, jemand käme zu dir und sagt: „Du hast einen Wunsch frei.“ Und das wäre vielleicht sogar so, dass es nicht nur materielle Wünsche betrifft.
Wenn du dir alles wünschen könntest, was du dir vorstellen kannst – was würdest du dir wünschen? Manchmal hilft es, zur Beantwortung dieser Frage darüber nachzudenken, worüber man in den letzten Tagen traurig war oder was einen beschäftigt hat. Vielleicht hast du kurz vor dem Einschlafen über etwas nachgedacht.
Ich weiß nicht, wie es dir geht. Vielleicht läuft deine Beziehung nicht so rund. Vielleicht fehlt es an Geld. Vielleicht sind es körperliche Bedürfnisse. Oder vielleicht wünschst du dir einfach nur, dass Menschen dich wirklich sehen, so wie du bist.
Sehnsüchte jenseits materieller Wünsche
Also dich respektieren, wirklich checken, was hinter dir steckt und was du alles leistest – das sind doch Dinge, die wir uns wünschen, oder? Anerkennung und Bedeutsamkeit.
Bei uns Erwachsenen wachsen diese Wünsche manchmal über das Materielle hinaus, manchmal auch nicht, aber oft schon. Wir wünschen uns Tage, die unbeschwert sind, an denen wir Freude haben und richtig Spaß erleben.
Ja, wenn man älter wird, spielt das Thema Gesundheit eine große Rolle. Je mehr es zwickt, zwackt und schmerzt, desto mehr wünscht man sich, dass die Schmerzen nachlassen. Das sind doch Dinge, die wir uns wünschen.
Und jetzt kommt jemand und sagt, du bekommst alles, was du willst. Dann denkt man: Okay, die Überschrift klingt interessant, aber das kann mir sowieso keiner geben.
Diese Dinge, die wir uns so oft wünschen – manchmal schauen wir andere Menschen an und sehen: „Oh, die haben das.“ Und genau deshalb wünschen wir es uns manchmal auch.
Heute möchte ich uns mit hineinnehmen in das Leben von zwei Personen, die so gut wie alles hatten. Ich möchte euch heute Morgen am Leben dieser beiden Personen zeigen.
Das Paradox des Überflusses
Alles ist nicht genug; es reicht nicht, einfach alles zu haben. Ein Mensch, der uns dabei vielleicht relativ schnell einfällt, ist Salomo. Salomo hatte vieles von dem, was du und ich uns manchmal auf dieser Erde wünschen. Er verfügte über vieles, konnte sich vieles leisten und hatte ehrgeizige Pläne, Ideen und Gedanken.
Dort, wo du und ich sagen müssen, dass wir etwas nicht umsetzen können, hat er gesagt: „Geht doch.“ Ja, er konnte es umsetzen, er konnte es machen. Er hat Millionen von Bauprojekten, also zahlreiche große Bauvorhaben, aus dem Boden gestampft. Salomo handelte mit Waren, aber nicht stumpf hinter dem Smartphone, sondern mit echten Gütern.
Er hatte Kontakt zu Weltherrschern und Weltkonzernen – für die Jüngeren unter uns vergleichbar mit Age of Empires, aber in echt. So hat er das gemacht, und er war dabei sehr, sehr erfolgreich. In der Bibel kann man nachlesen, dass er pro Jahr 666 Talente Gold einnahm. Das sind die Einkünfte aus den Karawanen aus Arabien, ohne die Einnahmen der Statthalter mitgerechnet.
Allein dieses Gold pro Jahr wäre heute, wenn man es übertragen könnte, ungefähr 2,5 Milliarden Euro wert – einfach nur, um eine Größenordnung zu verdeutlichen. Das war sein Spielfeld. Und er war nicht nur wirtschaftlich erfolgreich. Er hatte auch Sinn für gutes Essen, für edle Weine, für Kunst und Kultur.
Natürlich gab es damals noch kein YouTube und kein Radio, aber Salomo buchte sich einfach alles live: Er holte sich Chöre und Orchester – das war für ihn kein Problem. Und wenn Männer an Vergnügen denken, denken sie nicht selten auch an Sex. Auch hier gönnte sich Salomo mehr als alle anderen.
Hören wir einfach mal hin, wie er es selbst beschreibt, in Prediger 2. Dort heißt es in Vers 3:
„Ich beschloss, mich mit Wein zu verwöhnen, aber so, dass die Weisheit in mir die Führung behält. Ich probierte auch die Dummheit oder Torheit aus, um zu sehen, was die Menschen unter dem Himmel tun sollten. Ich wollte erkennen, was gut für sie ist, solange sie leben.“
Wir können jetzt vielleicht nicht eins zu eins einordnen, was Salomo mit „Dummheit“ meint und was es bedeutet, wenn er schreibt, dass er sich an die Torheit halten wollte – je nach Übersetzung. Wir werden es heute Morgen noch herausfinden.
Es geht weiter in Vers 4:
„Ich vollbrachte große Dinge, ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge, ich legte mir Gärten und Parks an und pflanzte alle möglichen Obstbäume hinein. Ich legte Teiche an, um den aufsprossenden Wald zu bewässern. Ich kaufte Sklaven und Sklaven, obwohl ich schon hausgeborene Sklaven hatte. Außerdem besaß ich mehr Rinder, Schafe und Ziegen als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Darüber hinaus stapelte ich Silber und Gold, die Schätze vieler Könige und Länder. Ich hielt mir Sänger und Sängerinnen und die Lust der Männer – Frauen über Frauen. Ich wurde mächtiger und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem waren. Auch meine Weisheit blieb mir erhalten. Ich gönnte mir alles, was meine Augen begehrten. Ich musste mir keine einzige Freude versagen, und so war ich glücklich nach all meiner Mühe. Ja, so weit hatte ich es mit meinen Mühen gebracht.“
Die Leere des Überflusses
War er glücklich? Er schreibt es, oder? Er schreibt es, aber pass mal auf, wie es weitergeht, in Vers 11: „Doch als ich bedachte, was ich getan und erreicht hatte und die Mühe, die ich dafür aufwenden musste, da war es nichtig und ein Haschen nach Wind.“ Es gibt in dieser Welt – oder wörtlich „unter der Sonne“ – keinen bleibenden Gewinn.
Ein paar Verse weiter, in Vers 17, schreibt er sogar: „Da hasste ich das Leben, denn alles, was unter der Sonne getan wird, war mir zuwider. Alles ist nichtig und Haschen nach Wind.“ In Vers 18 heißt es dann: „Da hasste ich alles, was ich mir so mühevoll erworben hatte. Ich muss es ja doch dem überlassen, der mir nachfolgen wird, und wer weiß, ob der weise oder dumm sein wird.“ Und doch wird dieser über alles verfügen, was ich durch mein Mühen und Wissen in dieser Welt erarbeitet habe. Auch das ist nichtig.
So kam ich dazu, an allem zu verzweifeln, wofür ich mich unter der Sonne abgemüht hatte.
Wenn du unzufrieden bist mit deinem Leben, wenn dir bestimmte Dinge fehlen, wenn du dir gewisse Dinge wünschst oder etwas vermisst, dann schau dir mal diese Menschen an, die das haben, was du dir so sehr wünschst – egal, ob es das neue iPhone ist oder einfach nur Gesundheit. Schau dir Menschen an, die all das haben. Menschen wie Salomo, die gefühlt alles hatten und sich alles leisten konnten. Sind diese Menschen glücklich? Sind sie wirklich glücklich?
Vielleicht denkst du: „Ja, ja, ich weiß schon, dass Geld allein nicht glücklich macht. Man muss es auch haben.“ Nein, im Ernst, es ist schon klar: Wenn du jeden Cent zweimal umdrehen musst, dann würde das Leben schon einfacher werden, wenn man ein bisschen mehr auf dem Konto hätte – so wie der reiche Nachbar vielleicht nebenan.
Und vielleicht bittest du Gott auch manchmal darum: „Gott, bitte hilf mir, bitte schenk mir Geld hierfür oder dafür.“ Wenn du so bist wie ich, dann neigst du vielleicht auch manchmal dazu, Gott fast bestechen zu wollen, indem du sagst: „Ja, lieber Gott, wenn du mir jetzt hier so tausend, zweitausend, fünftausend, zehn schenkst, dann würde ich davon auch zwanzig Prozent spenden.“ Oder: „Unterstützt mich doch bitte dieses eine Mal.“ Also, ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber es muss doch auch in deinem Interesse sein, dass ich Geld für schöne Kleider habe, damit ich im Gottesdienst gut aussehe, oder?
Warnung vor Überheblichkeit und Hochmut
Nun wisst ihr, manchmal hilft es uns, Dinge ins Extrem zu denken, um den Kern zu verstehen. Wenn man etwas überspitzt darstellt, wird oft klarer, worum es eigentlich geht.
Bleiben wir kurz bei diesem Thema Geld. Die Bibel beschreibt einen König, der noch krasser ist als Salomo oder jemand Ähnliches. Dieser König wird mit Worten beschrieben, die an andere Sphären grenzen oder sogar darüber hinausgehen. Er wird als weiser als Daniel dargestellt, als jemand, der alle Geheimnisse kennt. Bibelkenner dürfen jetzt schon raten, wer das sein könnte. Er wird als das Siegel der Vollendung beschrieben, voller Weisheit und vollkommener Schönheit.
Man sagt von ihm, dass er im Garten Eden lebte, kunstvoll hergestellte Tamburine und Flöten bei sich hatte und sein Gewand mit Edelsteinen geschmückt war. Er war vollkommen in seinen Wegen vom Tag seiner Erschaffung an. Wörtlich heißt es von diesem König: „Du warst ein gesalbter, schützender Cherub.“ Also ein gewaltiger Engelsfürst. Weiter heißt es: „Ja, ich hatte dich dazu eingesetzt, du warst auf dem heiligen Berg Gottes und du wandeltest mitten unter den feurigen Steinen.“
So wird er beschrieben, und wir denken: Boah, das klingt ja noch krasser als Salomo. Was kann das für ein König sein? Nun, diese Beschreibung findet sich in einem Text des Propheten Hesekiel. Es handelt sich um eine sehr deutliche Warnung von Gott, übermittelt durch den Propheten Hesekiel. Die Warnung richtet sich an den obersten Herrscher der damaligen wirtschaftlichen Supermacht, nämlich Tyrus.
Pass auf, was Gott diesem Fürsten von Tyrus ausrichten lässt – genau dem, der gerade so schillernd beschrieben wurde. In Hesekiel 28, Vers 5 heißt es: „Durch deine große Weisheit und deinen Handel hast du deinen Reichtum gemehrt.“ Und wir denken: Naja, ist das super, oder? Ist doch prima, der war clever, hat es richtig gemacht, seinen Reichtum vermehrt.
Doch wie es weitergeht, ist wichtig: „Und wegen deines Reichtums hat sich dein Herz überhoben.“ In Vers 16 dieses Kapitels heißt es: „Durch deine vielen Handelsgeschäfte ist dein Inneres mit Frevel erfüllt worden, und du hast gesündigt. Dein Herz hat sich überhoben wegen deiner Schönheit, aus Eitelkeit hast du deine Weisheit zerstört. Durch deine gewaltige Schuld, durch unredliche Handelsgeschäfte hast du deine Heiligtümer entweiht.“
Warum lese ich diese Verse vor, die an den König von Tyrus gerichtet sind? Weil ich heute Morgen zeigen möchte: Alles ist nicht genug. Es reicht nicht aus, alles zu haben oder alles zu bekommen, was man sich wünscht. Es macht nicht glücklich, Geld, Gesundheit, einen schönen Körper, Beliebtheit, Anerkennung, Wohlstand, Urlaub und Wellness zu besitzen.
Auch bei Salomo, wie wir gelesen haben, gab es Haus, Garten, Parkanlage, tolle Geschenke, einen großen Fernseher und immer den besten Urlaub. Das ist nicht nur zu wenig, ihr Lieben, das ist nicht nur zu wenig. Das ganze Zeug hat sogar das Potenzial, zum Fluch zu werden. Es kann mich stolz machen, überheblich, mich dazu verleiten, Gott nicht nur zu vergessen, sondern sogar meine Mitmenschen respektlos zu behandeln, sie zu missachten oder auszunutzen.
Ist das nicht krass? Die Beschreibung in Hesekiel 28 vom Fürsten von Tyrus ist so überdimensional, dass heutzutage viele Ausleger sogar glauben, hier werde nicht nur ein menschlicher Fürst beschrieben, sondern der Fall Satans – also wie aus einem mächtigen Engelsfürsten der oberste der Dämonen wurde.
Mal ganz unabhängig davon, wie man darüber denkt oder ob man das so sieht oder nicht: Ganz ohne Zweifel wird hier eine Abfolge von Dingen beschrieben, die damit beginnt, dass jemand alles hat, was er sich wünscht, und am Ende irgendwo landet, wo es teuflisch ist.
Das abschließende Urteil in Hesekiel 28, Vers 19 lautet: „Alle, die dich kennen unter den Völkern, entsetzen sich über dich. Du bist zum Schrecken geworden und bist für immer dahin.“
Die Suche nach dem wahren Glück
Was will ich wirklich? Wie bekomme ich, was ich will? Wie erhalte ich die Dinge, die mich wirklich glücklich machen? Wie bekomme ich das, wonach ich mich im tiefsten Inneren sehne? Wie gelingt mir das?
Wenn wir uns diese Fragen anschauen und in unsere Welt blicken, wird deutlich: Menschen, die viel besitzen, scheinen nicht automatisch das zu bekommen, was sie wirklich glücklich macht. Es ist offenbar nicht die Anwesenheit von Geld, Wohlstand oder Wellness, die uns zutiefst erfüllt. Doch es ist auch nicht die Abwesenheit aller Probleme, die wir uns wünschen.
Ich weiß nicht, ob dir das schon einmal aufgefallen ist, aber im bekanntesten Psalm der Welt, im Psalm 23, heißt es: „Mir wird nichts mangeln.“ Vielleicht kennst du den Psalm sogar auswendig. Bist du dir schon einmal bewusst geworden, was das wirklich bedeutet? Kannst du von Herzen sagen: „Mir wird nichts mangeln, ich habe alles, was ich brauche“?
Interessant ist, dass weiter hinten in diesem Psalm vom Tal der Todesschatten und von Feinden die Rede ist. Das ist doch bemerkenswert, oder?
Gottes Weg zu wahrem Glück
Wie bekomme ich das, was ich will? Weißt du, Gott nimmt dir nicht alle Träume und Wünsche weg und fordert dich auf, leer zu werden. So ähnlich lehrt das der Buddhismus, aber nicht der Gott der Bibel.
Ich glaube, Gott möchte dir und mir helfen, auf diesem Planeten Dinge und Wünsche zu erkennen, die uns nicht wirklich glücklich machen. Er zeigt uns, welche Wünsche als solche zu entlarven sind, weil sie uns nicht wirklich erfüllen.
Genau das hat Salomo begriffen. Deshalb hat er sein Streben nach Glück als Dummheit bezeichnet. Er sagte: "Ich war dumm, ich habe gedacht, so funktioniert es, aber so funktioniert es nicht."
Deshalb möchte ich uns heute Vormittag eine extrem wichtige Lektion mitgeben. Diese Lektion lautet:
Prioritäten setzen für erfülltes Leben
Wir bekommen nie zweite Dinge, indem wir sie an erste Stelle setzen. Wir erhalten niemals das Zweitrangige, wenn wir es zum Erstrangigen machen.
Was meine ich damit? Nun, als Gläubige, als Jesusnachfolger, haben wir eine Sache verstanden: Es gibt Erstrangiges. Die Bibel macht das sehr unmissverständlich deutlich. Man kann sich das gut merken. Sicher hast du schon einmal dieses Symbol des Kreuzes gesehen, verbunden mit dem Gedanken, dass es die Verbindung zwischen Gott und Mensch sowie Mensch und Mensch darstellt. Das kann man sich gut merken.
Und das, ihr Lieben, ist erstrangig in deinem und in meinem Leben: Gott und Menschen.
Die Beziehung zu Gott bedeutet, dass ich sein Reich baue, dass es mir ein Anliegen ist, dass sein Wille geschieht, dass Gott die Ehre zukommt, die ihm gebührt, und dass Menschen gut über ihn denken. Es bedeutet auch, dass ich ihn liebe. Das heißt ebenfalls, dass ich gerne Zeit mit ihm verbringe. Das sollte und muss erstrangig bei uns sein.
Genauso wichtig ist die Beziehung zu unseren Mitmenschen. Ihr kennt es: Das größte Gebot lautet, Gott zu lieben und Menschen zu lieben. Darauf läuft es immer wieder hinaus, dass wir uns nicht nur um uns selbst drehen, sondern uns fragen: Was ist für den Menschen neben mir jetzt im Moment hilfreich? Wie kann ich ihm eine Stütze sein? Wie kann ich ihm dienen?
Das ist erstrangig. Das ist erstrangig.
Und weißt du, Gott hat diese Welt so geschaffen, dass es nicht funktioniert, zweite Dinge zu bekommen, wenn wir sie an erste Stelle setzen.
Die Versuchung der Ablenkung in der Weihnachtszeit
Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum die Welt um uns herum so sehr bemüht ist, unseren Blick immer nur auf das Zweitrangige zu lenken. Die ganze Zeit, sogar und erst recht in der Weihnachtszeit, richtet sie unsere Aufmerksamkeit auf Dinge wie Geschenke und Wohlstand.
Und natürlich auch auf tolle Freunde, ein schönes Zuhause, Gesundheit und ein möglichst problemloses, reibungsloses Leben. Aber eigentlich sollte uns doch auffallen, dass bei dem Menschen, den Gott uns als Paradebeispiel eines gottwohlgefälligen Lebens vor Augen malt, all diese Dinge nicht vorhanden waren.
Unser Herr Jesus Christus – von ihm heißt es, dass er körperlich schwach und verletzlich war, er litt. Jesaja 53 drückt es so aus: Er hatte keine Gestalt und Pracht, die uns gefallen hätte, er war ein Mann, der Schmerzen und Krankheit vertraut war. Markus beschreibt, wie das im Detail aussah: Er begann zu zittern und zu zagen. Er sagte: „Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tod“ (Markus 14).
Jesus war menschlich gesprochen arm. Er hatte kein Haus, keinen Besitz, kein wirtschaftliches Polster. Er sagt von sich selbst in Lukas 9: „Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Paulus wird später über ihn schreiben, dass er „arm wurde um eueretwillen“. Sogar für seine Beerdigung gab es nur ein geliehenes Grab.
Jetzt, wo wir auf Weihnachten zugehen, erinnern wir uns an das Erkennungszeichen, das den Hirten gegeben wurde. Woran sollten sie ihn erkennen? Was war das Erkennungszeichen für den Schöpfer, für Gott in Menschengestalt? Heute wäre es wohl Pampers und eine Bananenkiste – also ein Kind, in Windeln gewickelt und im Futtertrog liegend.
Genau das war das Erkennungszeichen. So hat er das gelebt.
Der innere Kampf mit dem Glauben
Jetzt kann man natürlich sagen: „Ah, weißt du, das war Jesus.“ Und natürlich, ich meine, ich weiß, dass ich als Gläubiger ihm nachfolgen sollte und in seinen Fußspuren gehen sollte und so weiter. Ich weiß, dass ich immer mehr so werden sollte wie er.
Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich manchmal sagen: Ich weiß nicht. Vielleicht geht es dir so, und es wäre gut, wenn wir ehrlich werden. Ich muss sagen, ich will das manchmal gar nicht. Ich will das manchmal gar nicht. Ich will, dass es mir gut geht. Ich will, dass meine Wünsche befriedigt werden. Ich will, dass meine Sehnsüchte gestillt werden.
Und wenn ich dann heimkomme und da steht ein Essen auf dem Tisch, das mir nicht schmeckt, dann finde ich das nun mal nicht toll. Und weil meine Kinder oder andere Menschen mich nicht respektieren und wertschätzen und nicht sehen, was ich alles für sie tue, dann bin ich nicht so heilig, um das zu feiern.
Und wenn alle anderen einen schönen Urlaub, ein tolles Haus, ein nettes Auto und schöne Dinge haben und wir uns das alles nicht leisten können, dann bin ich halt zu wenig Jesus, um immer nur Halleluja zu rufen.
Wenn du so denkst – und ich kann solche Gedanken nicht nur nachvollziehen, sondern habe die selber öfter so – dann weiß ich über dich und über mich in so einem Moment eine Sache: Wir verbringen zu wenig Zeit mit Gott.
Zeit mit Gott als Schlüssel zur Veränderung
Jetzt sagst du vielleicht: „Daniel, weißt du, wenn ich mehr Zeit mit Gott verbringe, bekomme ich auch kein neues Auto.“ Und das mag stimmen, das mag stimmen.
Aber weißt du, was passieren würde, wenn du mal das Handy weglegst, den Fernseher ausmachst, die Zeitung zumachst, die Gartenarbeit mal sein lässt und vielleicht sogar den Nebenjob kündigst, um Zeit zu haben für Spaziergänge mit Gott? Vielleicht einfach mal nur auf der Couch sitzt, nachdenkst, um aus dem Hamsterrad aus Stress, Stories, Reels, Shorts, Likes, Konsum, Vergleichen und dem nie endenden Streben danach, mehr zu haben als andere, auszubrechen.
Wenn du dem Heiligen Geist bewusst Raum gibst in deinem Alltag, der so vollgepackt ist mit Vergänglichem – weißt du, was dann passieren würde? Du würdest den Blick frei bekommen für das, was wirklich zählt.
Und wenn du bekehrt bist, dann würde der Heilige Geist deinen Blick und deine Gedanken lenken auf Unvergängliches, auf Erstrangiges, auf die Menschen um dich herum: wie sie leiden, was sie brauchen, wie du ihnen helfen kannst, wie Gott dich beschenkt hat mit Ressourcen, Begabung, Geld und Möglichkeiten, die du anderen zur Verfügung stellen kannst.
Vielleicht bemerkst du einen Menschen, der gar nicht so weit weg von dir ist, und du merkst: „Oh, dem geht es finanziell gerade nicht so gut, ich könnte einen Fünfziger entbehren.“ Dann wirfst du ihm das ganz anonym in den Briefkasten.
Oder du merkst plötzlich, dass es Menschen gibt, die gerade echt Schwierigkeiten haben, ihre Wohnung zu renovieren oder irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Und du denkst: „Also anstatt zwei Stunden am Handy zu verbringen, könnte ich zwei Stunden auf der Baustelle helfen.“ Wäre auch gut.
Oder einfach mal jemanden besuchen, dir Zeit nehmen, ein paar Plätzchen vorbeibringen – die müssen nicht mal selbst gebacken sein, die kann man kaufen, es gibt ganz leckere im Supermarkt. Einfach mal vorbeigehen, Zeit miteinander verbringen, gemeinsam austauschen, beten.
Wenn du diese Möglichkeiten nutzt – nichts Abstraktes, keine großartigen Dinge, sondern die kleinen Möglichkeiten, die dein Alltag dir jetzt bietet – mit der Zeit, die du hast, vielleicht auch weil du ein bisschen weniger am Handy bist oder ein paar Dinge aus deinem Alltag rausnimmst, die sowieso nur vergänglich sind – wenn du diese Möglichkeiten nutzt, weil du sie plötzlich siehst und bewusst die Entscheidung triffst: Ja, ich will Gott, ich will Jesus, ich will das Reich Gottes und seine Ziele an erste Stelle stellen, da, wo sie hingehören, weil es erstrangig ist.
Wenn du das tust, dann passiert etwas echt Krasses. Weißt du was? Du bekommst, was du willst.
Plötzlich darfst du Dinge haben, nach denen du dich so sehr ausgestreckt hast: Zufriedenheit, Glück, Beziehungen, die anfangen, heil zu werden, echte Freude, Dankbarkeit – all das, was du vielleicht in so vielen vergänglichen Dingen gesucht hast, wo wir dem Glück immer wieder hinterhergerannt sind und es immer schneller war, das Glück ist immer vor uns weggelaufen.
Wir wollten zufrieden sein, doch da waren immer tausend Dinge und Vergleiche, die uns unzufrieden gemacht haben. Wir wollten Spaß und Freude, erfüllte Beziehungen, erfüllte Sexualität, erfüllte Zweisamkeit, ein schönes Familienleben.
Vielleicht hast du gedacht: „Mensch, dieses Weihnachten muss es doch klappen mit der Beziehung, mit dem Schönen, mit dem Romantischen, mit dem Behaglichen, mit dem Besinnlichen.“ Und dann sind am Ende doch wieder alle auseinandergegangen wie jedes Jahr und waren unzufrieden.
Gottes Priorität als Grundlage für Erfüllung
Jesus hat die Priorität in einem sehr bekannten Bibelvers ausgedrückt: Matthäus 6,33. Dort heißt es: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“
Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen. Das ist die Priorität, das ist erstrangig. Wenn ihr das an erste Stelle setzt, wird Gott euch alles Übrige dazugeben.
Ich möchte nun an drei Beispielen zeigen, wie dieses göttliche Prinzip funktioniert. Es geht darum, zu bekommen, was man wirklich will. Die drei Wünsche, die ich dabei betrachten möchte, sind: Stärke, Kraft, Power; Zufriedenheit; und Beziehungen.
Kraft und Stärke aus der Freude am Herrn
Das Erste ist Stärke. Vielleicht geht es dir ja manchmal nicht so gut. Je älter man wird, desto mehr spürt man seine Schwäche. Normalerweise sollte es so sein, dass man mit dem Älterwerden reifer wird. Dabei empfindet man auch sein Versagen als größer.
Als junger Mensch denkt man oft: „Ich kann alles, ich bin okay und ich kriege das besser hin als alle anderen.“ Doch wenn man älter wird – und das ist gar kein Fehler – merkt man, dass man nicht so viel besser oder reifer ist, wie man dachte. Man wird mit seinen eigenen Schwächen konfrontiert.
Dann kann es sein, dass du auch Momente hast, in denen du wirklich unten bist und sagst: „Gott, ich brauche Kraft.“ Du betest um Kraft, damit Gott dir wieder Stärke gibt und dich beflügelt.
Dazu möchte ich uns heute Vormittag etwas zeigen, was Nehemia seinen Leuten gesagt hat, als diese ganz niedergeschlagen waren. Interessanterweise war das genau zu einer Phase im Volk, in der man das Buch des Gesetzes herausgeholt hatte. Man hatte sich wieder Zeit für das Erstrangige genommen und dieses Buch des Gesetzes gelesen.
Als es vorgelesen wurde, begannen die Leute plötzlich zu weinen. Sie erkannten, dass sie so viel falsch gemacht hatten. Sie sahen, dass sie den Maßstäben Gottes gar nicht entsprachen und viele falsche Entscheidungen getroffen hatten.
Weißt du, was Nehemia dann gesagt hat? In Nehemia 8,10 heißt es: „Seid nicht bekümmert, also seid nicht traurig, denn die Freude am Herrn ist eure Stärkekraft.“
Vielleicht wünschst du dir Kraft, Stärke oder Power. Das ist zweitrangig. Stärke, Kraft und Power sind etwas Schönes, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber sie sind zweitrangig.
Wie bekommst du sie? Indem du dich um das Erstrangige kümmerst. Die Freude am Herrn ist das Erstrangige. Nehemia sagt: Die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Vielleicht sagst du: „Ich würde mich gerne an Gott erfreuen, aber ich empfinde keine Freude an ihm. Es geht mir schlecht, ich bin schwach.“ Dann darfst du es machen wie die Israeliten bei Nehemia.
Er fordert sie auf, sich zu freuen und konkret Schritte der Freude zu gehen. Nicht abstrakt, sondern ganz konkret. Er sagt ihnen: „Geht essen, geht trinken und gebt denen etwas ab, die nichts für sich zubereitet haben, die nichts haben.“
Das ist interessant. Am Anfang, Erstrangig, steht, dass sie sich um Gottes Wort gekümmert haben und es zu sich sprechen ließen. Dann wurde ihr Blick weit für die Menschen rechts und links neben ihnen, die nichts haben. Sie fingen an, zu verteilen und sich miteinander zu freuen.
So praktizierten sie es. In Nehemia 8,12 heißt es: „Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile davon zu senden, also anderen weiterzugeben, und ein großes Freudenfest zu feiern, denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen verkündigt hatte.“
Wenn dir Stärke fehlt, such die Freude an Gott. Du fragst dich vielleicht: Wo gibt es diese Freude? Das Rezept steht in Psalm 16,11: „Du zeigst mir den Weg zum Leben. Dort, wo du bist, gibt es Freude in Fülle, ungetrübtes Glück hält deine Hand ewig bereit.“
Da, wo du bist, hast du, was du willst. Das Geheimnis ist die Nähe Gottes.
Und weißt du, die Nähe Gottes ist kein abstraktes, kein meditatives Erlebnis oder ein wundersam warmes Gefühl, das mich irgendwann überkommt wie von Wunderhand. Es fängt damit an, dass ich mir Zeit für Gott nehme und dann einfach das tue, was mir durch die Gemeinschaft mit Gott und das Hören auf sein Wort bewusst wird.
Dazu muss ich nicht auf eine Eingebung warten. Manchmal reicht es einfach, das konkret zu tun, von dem ich denke: „Okay, das kann nicht falsch sein.“ Ich glaube, das will Gott auf jeden Fall.
Fang schon mal mit den ganz einfachen Dingen an, bei denen du weißt: Das ist garantiert nicht verkehrt.
Manchmal kommt uns das vielleicht ein bisschen komisch vor, weil wir uns wünschen würden, dass Stärke irgendwie von selbst kommt. So, wie intravenös per Spritze: Man geht zum Arzt, sagt „ja“, bekommt eine Spritze – zack – oder einen Blitz vom Himmel, und dann kommt die Stärke von oben. So stellen wir uns das manchmal vor.
Manchmal meinen wir sogar, dass das im Glaubensleben so funktioniert. Aber machen wir es mal auf einer anderen Ebene: Stell dir vor, ein Mann namens Heiko geht zum Arzt.
Heiko hat deutlich zu viele Kilos auf der Waage und Herzprobleme. Er sagt zum Arzt: „Doc, ich habe Herzprobleme.“ Der Arzt testet ihn durch und sagt: „Ja, du hast sehr ernsthafte Herzprobleme und deine Lunge ist schwach. Heiko, du musst etwas tun. Fang jetzt an, jede Woche dreimal einen halbstündigen Spaziergang zu machen.“
Heiko sagt: „Halbe Stunde Spaziergang? Wenn ich schon die Treppe hochlaufe, geht mir die Puste aus, Herr Doktor. Ich will Stärke von Ihnen haben. Wenn ich Stärke kriege, dann mache ich mich auf die Socken und kann einen halben Stunde spazieren gehen. Ich brauche Stärke.“
Der Arzt sagt: „Ja, genau, deswegen sage ich ja, fang mal an spazieren zu gehen.“
Heiko sagt: „Herr Doktor, Sie verstehen das nicht. Ich habe keine Kraft, ich brauche Kraft.“
Der Arzt antwortet: „Doch, ich habe sehr wohl verstanden. Geh spazieren!“
Verstehst du? Wenn wir anfangen, Gott ins Zentrum zu stellen – und das spielt in jeder Beziehung eine wichtige Rolle –, wenn wir anfangen, Zeit miteinander zu verbringen und den ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung tun, werden Dinge in unserem Leben Realität.
Nicht irgendwie von oben in einer Sekunde instant.
Zufriedenheit durch Vertrauen auf den guten Hirten
Ein weiteres Beispiel: Nachdem wir uns die Stärke angesehen haben, schauen wir uns nun die Zufriedenheit an. Wer möchte nicht gerne zufrieden sein? Wir wünschen uns doch alle ein schönes Gefühl – wirklich zufrieden zu sein.
Am Feierabend gut gegessen, das Tagewerk vollbracht, erfolgreich gewesen, sich hinsetzen, die Menschen loben einen, klopfen einem auf die Schulter, der Ehepartner kommt und sagt: „Gut gemacht.“ Zufriedenheit ist etwas Schönes.
Das ist allerdings ziemlich schwierig, wenn man Instagram hat, oder? Wenn man all die Leute sieht – und man braucht gar nicht unbedingt Instagram dazu –, reicht oft schon ein Blick, um all die Menschen zu sehen, denen es so gut geht, die so glücklich sind und eine tolle Beziehung führen. Dann geht es uns Erwachsenen vielleicht manchmal wie den Kindern in der Vorweihnachtszeit, die im Spielzeugkatalog alles ankreuzen, was sie haben wollen.
Weißt du, die konzentrieren sich immer auf das, was sie nicht haben, oder? „Ist doch klar, habe ich schon, egal, aber will ich, will ich, will ich, brauche ich, wünsche ich mir.“ Geht es uns Erwachsenen nicht manchmal genauso? Wir konzentrieren uns so sehr auf das, was wir nicht haben.
Wie kommen wir also dahin, dass wir zufrieden sind? Dass wir wirklich sagen können: „Hey, ich habe alles, was ich will, wirklich. Ich habe alles, was ich will.“ Dass wir sagen können, mit Psalm 23: „Mir wird nichts mangeln.“
Weißt du, wie wir da hinkommen? Indem wir die erste Hälfte des Satzes lesen. Psalm 23, wie geht es los? „Der Herr ist mein Hirte.“ Wenn der Herr dein Hirte ist, bedeutet das nicht in erster Linie, dass du irgendeine Postkarte mit einer Schafherde und einem schönen Spruch an den Kühlschrank hängst. Sondern dass du dir bewusst machst: Wenn er dein Hirte ist, dann ist er immer da. Und Achtung: Er darf dich führen.
Das tut ein Hirte – er führt die Schafe. Und noch etwas: Wenn der Herr dein Hirte ist, bedeutet das, dass du ihm vertraust. Dass er besser weiß, was für dich gut ist als du selbst. Das ist nämlich bei Schafen so: Der Hirte weiß besser, was für das Schaf gut ist als das Schaf selbst.
Unter anderem deswegen checkt er das Gelände, die Weide, bevor die Schafe drauf dürfen. Er schaut noch einmal, ob da irgendwelche Pflanzen wachsen, von denen die Schafe Bauchweh bekommen könnten oder etwas Schlimmeres.
Übertragen auf Gott: Je mehr Zeit du mit dem Hirten verbringst, je näher du ihm bist, je besser du ihn kennst, desto mehr wird dir bewusst: Er ist tatsächlich ein guter Hirte. Er meint es wirklich gut mit dir – und zwar immer. Je näher du ihm bist, desto mehr merkst du das. Du kannst ihm wirklich vertrauen.
Und desto mehr kannst du überzeugt sein, dass das, was gerade in deinem Leben ist, gut ist. Die Situation, so wie sie ist, dient deinem Besten. Die Person, die dich gerade nervt, hilft dir. Merkst du was? Die Situation bleibt die gleiche, aber ich ändere mich.
Ich habe, was ich will, weil ich meine innere Zufriedenheit nicht an Umständen, Mitmenschen oder Situationen festmache – nicht einmal an meinem Gemüts- oder Gesundheitszustand –, sondern am lebendigen Gott.
Diese Reise hat auch der Lobpreisleiter von David durchgemacht, der Asaph hieß. Er hat sein wahrscheinlich berühmtestes Lied geschrieben. Hör mal rein, Psalm 73, Vers 21 – ein wunderschönes Lied.
Da hat er gedichtet: „Als mein Herz verbittert war und ich mich tief verletzt fühlte, da war ich dumm und ohne Einsicht.“ Kommt dir das bekannt vor? Ja, Salomon hat auch schon gesagt: „Ich war dumm. Verständnislos wie ein Tier stand ich vor dir.“
Aber nun bleibt er für immer bei Gott, denn Gott hat ihn bei seiner rechten Hand gefasst. Er leitet ihn nach seinem weisen Plan und nimmt ihn am Ende in Ehren auf.
„Wen habe ich denn im Himmel außer dir? Und auch auf der Erde habe ich nach nichts Verlangen, wenn ich nur dich bei mir weiß. Wenn auch meine Kräfte schwinden und mein Körper mehr und mehr verfällt, so gibt doch Gott meiner Seele Halt.“
Er ist alles, was ich brauche – und das für immer. Ganz sicher: Wer sich von dir lossagt, wird umkommen. Du vernichtest alle, die dir treulos den Rücken kehren.
„Für mich aber ist die Nähe Gottes beglückend. Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. All deine Taten will ich weiter erzählen.“
So hat Asaph das erlebt.
Beziehungen als Spiegel der Gottesbeziehung
Und um es an einem letzten Lebensbereich zu illustrieren, wie man bekommt, was man will: im Bereich der Beziehungen. Das wäre doch cool, oder? Wenn ich in Beziehungen immer das bekäme, was ich mir wünsche.
Stell dir vor, meine Frau oder mein Mann würden plötzlich immer genau das tun, was ich mir wünsche. Wenn mein Chef und meine Kollegen richtige Traumkollegen wären. Wenn unsere Familie ständig so präsent wäre wie auf Instagram, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Und ich könnte sagen: „Ich bin immer so stolz auf uns, ich würde am liebsten jeden Moment filmen und allen zeigen, wie toll es bei uns ist, Simon. Das ist so erfrischend, motivierend und cool.“
Ganz egal, ob es um Smalltalk in der Runde, in der Familie oder um Sexualität geht – alles nach meinen Wünschen. Wer könnte da schon Nein sagen?
Man sagt ja, man bekommt nie Zweitrangiges, wenn man seine erste Stelle stellt. Das gilt auch bei Beziehungen. Wenn wir uns das vor Augen führen, wird es relativ deutlich. Stell dir einfach einen Typen vor, der Anerkennung will. Ich meine, Männer – wer wünscht sich das nicht? Anerkennung, stolz auf uns zu sein, Respekt zu genießen, dass unser Wort zählt – das wünschen wir uns doch alle.
Aber stell dir einen vor, der das Streben nach Anerkennung selbst an erste Stelle setzt. Bei Kindern erleben wir das manchmal. Da kann man das noch ganz ungefiltert beobachten. „Hey, ich kann gut Fußball spielen, ich bin viel besser als Harry Kane, guck mal die Pfeife hier!“ – und dann wird man doch reingetreten. Da denkt man sich: „Lass mal halblang.“
Oder: „Mama, ich kann schon richtig gut malen.“ Vielleicht sieht man das als Elternteil so, aber alle anderen denken: „Geht so.“ Bei Kindern ist das manchmal noch süß. Aber kennst du Leute, die erwachsen sind und sich immer noch so verhalten? „Schaut alle auf mich, wie toll ich bin! Schaut auf unsere Familie, wie gut wir das hinkriegen! Alle anderen Familien sind Versager.“ Kennst du Leute, die alles tun, um Anerkennung zu bekommen?
Weißt du, was die garantiert nicht bekommen? Anerkennung. Das ist doch klar. Anerkennung ist nämlich etwas Zweitrangiges. Wenn du der Anerkennung hinterherrennst, wird sie vor dir weglaufen – und du wirst glauben, sie ist schneller als du.
Aber wie bekommt man in einer Beziehung, was man sich wünscht? Indem man aufhört, hinterherzurennen. Indem man aufhört, Menschen verbiegen zu wollen, wie man sie haben möchte. Und indem man anfängt, Menschen aus Gottes Perspektive zu sehen und sie von Herzen zu lieben – und zwar unabhängig von ihrem Verhalten.
Jetzt hast du vielleicht Menschen in deinem Umfeld, bei denen dir das leichtfällt, und es gibt zu 99 Prozent auch Menschen in deinem Leben, bei denen es echt, echt schwer ist. Die machen einem das Leben schwer. Wenn du mich fragst, was ich in Bezug auf diese Beziehungen will, dann will ich, dass diese Menschen möglichst weit weg von mir sind. Neuseeland wäre gut, so etwas.
Menschen wirklich zu lieben, zumindest manche, ist nicht nur schwer, sondern sogar unmöglich – es sei denn, du lebst in der Nähe Gottes. Es sei denn, du weißt dich so sehr von Gott geliebt, dass es dir leichtfällt, diese göttliche, nicht menschliche Liebe, die dich erfüllt, an andere weiterzugeben und durch dich hindurchfließen zu lassen.
Es sei denn, dir ist so sehr bewusst, wie viel dir vergeben wurde. Wir haben heute Morgen Abendmahl gefeiert, um uns das wieder bewusst zu machen. Das ist ein Teil davon – bewusst zu machen, wie viel uns vergeben wurde. Wenn uns das bewusst ist, fällt es uns leicht, anderen zu vergeben.
Und genauso ist es in einem besonders sensiblen und intimen Bereich von Beziehungen: in der Sexualität. Vielleicht ist das ein Bereich, wo du gerade sagst, dass du nicht das erlebst, was du dir wünschst.
Weißt du, was dir die Welt da draußen bietet? Millionenfach Tipps, Techniken, Tricks, Hilfsmittel und was weiß ich noch alles. Hör bitte auf damit, bitte!
Erfüllte Intimität ist etwas Zweitrangiges. Du wirst sie nicht bekommen, wenn du sie priorisierst. Sie ist das Ergebnis einer erfüllten Beziehung. Das Ergebnis davon, dass ich mich zurücknehme und meinen Ehepartner und seine Wünsche in den Vordergrund stelle. Dass ich ihn wirklich liebe – mit der Liebe, die ich von Jesus erfahren habe – in allen Bereichen des Lebens.
Das kann ich auf alles übertragen.
Das Versprechen Gottes und unser Vertrauen
Ich weiß nicht, wie es dir ganz am Anfang ergangen ist, als du den Titel der Predigt gesehen hast. Vielleicht kamst du ein bisschen vollmundig vor, als ob du bekommst, was du willst. Im Internetjargon nennt man das Clickbaiting.
Clickbaiting bedeutet, dass eine Überschrift so krass ist, dass du denkst: „Boah, das muss ich mir anschauen, das ist ja wahnsinnig interessant.“ Dann klickst du darauf und denkst: „Naja, so interessant war es doch nicht.“
Aber weißt du, in der Bibel gibt es kein Clickbaiting. Interessanterweise gibt es dort aber vollmundige Versprechen. Ich habe mir das nicht ausgedacht, das stammt nicht von mir.
Zum Beispiel heißt es in Psalm 37: Gott wird dir geben, was dein Herz begehrt. Das ist doch nichts anderes als: Du bekommst, was du willst, oder?
Moment, wie bekomme ich denn alles, was ich will? Wenn wir Psalm 37 im Zusammenhang lesen, sehen wir in Vers 2 von David: „Entrüste dich nicht über die Menschen, die Böses tun, ereifere dich nicht über Leute, die Unrecht verüben.“ So beginnt dieser Psalm. Man könnte auch sagen: „Beneide sie nicht.“
Und da denke ich manchmal: Wie oft ereifern wir Christen uns über böse Menschen, über diejenigen, die uns schwerfallen zu lieben. Über Regierungen, über die, die dem Antichristen den Weg bereiten, über Konzerne, die alles kontrollieren, über Wirtschaftsmächte, die uns das Geld aus der Tasche ziehen, über die Bilderberger, die Illuminati, die Strippenzieher – und sogar über die Schwiegermutter, die sich immer einmischt.
Was sagt David? „Entrüste dich nicht über sie.“ Weißt du warum? In Vers 2 heißt es weiter, dass sich das Problem von selbst erledigt. Denn sie verdorren so schnell wie das Gras, wie alle grünen Pflanzen verwelken sie.
David fährt fort: „Du aber, vertraue auf den Herrn. Bleib im Land, sei zuverlässig und treu, freu dich über den Herrn, und er wird dir geben, was du dir von Herzen wünschst.“
Das ist der Schlüssel: Freu dich über den Herrn! In Vers 5 heißt es: „Lass den Herrn deinen Weg bestimmen, vertraue auf ihn, und er wird handeln.“
Das ist der Schlüssel, um zu bekommen, was ich will. Dazu möchte ich uns heute Morgen Mut machen: Suche neu die Gegenwart Gottes und geh konkret die kleinen nächsten Schritte.
Vielleicht liest du gerade diesen Psalm 37. Er hat noch viel mehr zu bieten, als das, was ich hier nur kurz zitiert habe. Vielleicht liest du Psalm 37 heute oder morgen noch einmal, machst dir eine Markierung oder ein Lesezeichen.
Das wäre ein erster nächster Schritt: Leg das Handy weg, greif zur Bibel, nimm dir Zeit, mach einen Spaziergang. Erinnere dich ans Kreuz, liebe Gott, liebe Menschen. Überlege dir, wie du Menschen Liebe zeigen kannst – und dann tu es.
So wirst du erleben, dass du wirklich bekommst, wonach du dich wirklich sehnst, weil du aufhörst, zweite Dinge an erste Stelle zu setzen.
Der Wunsch nach einem Leben in Gottes Gnade
Ich wünsche mir für mich selbst und für dich, dass wir so leben dürfen, wie David es in Psalm 21 so poetisch ausdrückt: „Herr, über deine Macht freut sich der König.“ Also er selbst. Ja, wie sehr jubelt er über deine Hilfe! Du hast ihm gegeben, wonach er sich von Herzen sehnte. Den Wunsch, den er aussprach, hast du ihm gewährt.
Kurz darauf schreibt er in Psalm 21,8: „Denn der König vertraut auf den Herrn, und durch die Gnade des Höchsten wird er nicht wanken.“
Ich wünsche mir, dass wir das genauso erleben und auch so ausdrücken können – vielleicht nicht ganz so salbungsvoll, aber genauso von Herzen wie David. Das wünsche ich mir für mich und für uns alle. Amen.
Ich würde mir wünschen, dass wir mit einem Lied darauf reagieren und es als Gebet nehmen und darauf antworten. Das Lied heißt „Jesus, Gottes Lamm“ und der Liedtext lautet so: „Du bist die Kraft, die mir oft fehlt. In deiner Person bist du es, du bist der Wert, der wirklich zählt. Alles bist du mir, Herr.“
Wenn die Melodie erklingt, wirst du es vielleicht erkennen. Manche kennen es vielleicht besser in Englisch. Wenn du es nicht kennst, dann hör einfach zu, schau den Text an und bete gerne im Herzen mit.
Wir stehen noch auf, und ich bete noch mit uns: Herr, wir wollen dich wirklich ehren. Von ganzem Herzen wollen wir dich ehren und dich anbeten. Herr, wir wollen ganz neu dich an erster Stelle in unserem Leben stellen, um den Blick frei zu bekommen für die Menschen, die du in unser Umfeld gestellt hast. Herr, hilf uns dabei, Zweitrangiges nie an erste Stelle zu setzen.
Herr, du willst uns alles schenken, was wir brauchen, und sogar alles, was wir uns wünschen. Bitte erinnere uns daran, wenn gerade auch jetzt in der Vorweihnachtszeit die Wünsche hochkommen und so viele Dinge uns in Beschlag nehmen wollen. Erinnere uns an das Wesentliche.
Schenk uns immer wieder Zeit, dass wir uns bewusst die Zeit nehmen, die Entscheidung treffen, vor dir zu stehen, das Gebet zu gehen, einen Spaziergang zu machen und uns von dir den Blick lenken zu lassen. Lass uns neu entdecken, was für ein guter Hirte du bist, sodass uns in deiner Nähe gar nichts mangelt. Amen.