Römer 8,18:
Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Einleitung und Ausgangspunkt der Hoffnung
Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.
Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden – nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat – auf Hoffnung hin. Diese Hoffnung besteht darin, dass auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit freigemacht wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt. Nicht allein sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes. Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden.
Eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung, denn wer hofft, was er sieht? Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.
Ebenso nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an. Wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt. Aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist. Denn er verwendet sich für die Heiligen gottgemäß.
Nun kommt der Abschnitt.
Die göttliche Vorsehung und der Weg der Erwählten
Wir wissen aber, dass allen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken. Dies gilt für diejenigen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.
Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein. Damit sollte sein Sohn der Erstgeborene sein unter vielen Brüdern.
Diejenigen, die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen. Und die er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt. Die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.
Soweit diese umfangreichen Sätze aus dem Römerbrief.
Persönliche Zeugnisse und die Bedeutung von Römer 8
Wenn du für einige Jahre ins Gefängnis müsstest und man dir erlauben würde, nur ein einziges Blatt der Bibel mitzunehmen, welches wäre dir das wertvollste?
Vor vier Wochen habe ich euch davon erzählt: Zu dieser Zeit hatte ich Dienst in Hannover, an der Schule dort. In diese Versammlung wurde ein schwer kranker Mann hineingefahren, liegend auf seinem Liegerollstuhl. Er sprach dann auch das Gebet in dieser Versammlung.
Neulich las ich euch aus einem Brief vor, den er geschrieben hat. Ich möchte noch einmal ein paar Sätze daraus lesen, zur Erinnerung, weil nicht alle es gehört haben. Dieser Mann leidet seit vierzig Jahren an einer extrem starken Gelenkversteifung und kann kein Gelenk mehr bewegen.
Er schreibt: Es ist eine immerwährende schwere Demütigung, zum hilflosen Pflegefall bestimmt zu sein – und das lebenslänglich. Aber wäre ich gesund geblieben, hätte ich Christus gewiss nicht gefunden. Heute kann ich mit großer Gewissheit bekennen, dass Gott die Liebe ist, denn wir leben von seiner Vaterliebe.
Darum bin ich ein glücklicher und zufriedener Mensch. Das ist das Wunder meines Lebens. Verstehe es, wer immer es verstehen kann. Vielleicht kannst du auch verstehen, dass Römer 8 mein Lieblingskapitel ist.
Mit diesem Kapitel grüße ich dich, deine liebe Frau, eure lieben Kinder und die Gemeinde Mannheim. Er grüßt mit diesem Kapitel aus Römer 8. Er würde dieses Blatt mitnehmen, denn es ist ihm das wertvollste geworden. Ich kann das gut verstehen.
Ich kenne einen Bruder, der mir ein großes Vorbild in der Verkündigung ist. Auch er sagte einmal, Römer 8 sei das Kapitel, das ihm am meisten gegeben hat und das er am meisten schätzt.
Überblick über das Kapitel und seine zentrale Botschaft
Lasst uns noch einmal kurz einen Überblick über dieses Kapitel geben. Es beginnt mit der großartigen Aussage: „Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.“
Es endet mit den zwei Versen 38 und 39: „Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Es ist, als wollte der Autor in diesem Kapitel alles aufzählen, was Menschen aus der Hand Gottes reißen will. Alles, was Menschen wegbringen will von Gott, alles, was den Gläubigen und ihren Weg mit Christus in dieser Welt streitig macht. Er zählt alles auf, alles, was er nur nennen kann, wird in diesem Kapitel erwähnt.
Doch er schließt mit diesem Triumph, den auch oft die Märtyrer auf dem Scheiterhaufen inmitten der Flammen ausgerufen haben: Wir wissen, dass uns nichts von der Liebe Gottes in Christus Jesus scheiden kann.
Die Kraft des Heiligen Geistes gegen die Sünde
In Kapitel sieben hatte Paulus vom Magnetismus der Sünde gesprochen – von der Sogkraft der Hölle, die uns immer nach unten ziehen will. In Kapitel acht entfaltet er nun die Kraft Gottes.
Der Heilige Geist, die Kraft Gottes, kann uns aus dem Magnetismus der Sünde befreien. Er zieht uns nach oben, zu Gott hin, zu einem Leben, das ihm gefällt. Der Geist Gottes befreit uns von den Ich-Zielen unseres Lebens und hin zu göttlichen Zielen. Er befreit uns vom angeborenen Streben nach Geltung, Karriere und Macht und gibt uns neue Lebensziele.
Der Heilige Geist ist keine nebulöse Erscheinung, sondern ganz konkret die Kraft zum Gehorsam und zu einem geheiligten Leben. Das ist der Heilige Geist in unserem Leben.
Lasst euch nicht irritieren von Leuten, die sagen, dass dort, wo hundertmal Halleluja geschrien wird in einer Stunde und irgendwelche emotionalen Ausbrüche stattfinden, der Heilige Geist und die Kraft des Heiligen Geistes wirken. Das hat damit überhaupt nichts zu tun.
Der Heilige Geist ist die Kraft zum Gehorsam und zu einem geheiligten Leben. In einer Predigt haben wir gesagt, dass er uns auch von der Weltlichkeit befreit und uns hinführt zur Gottseligkeit.
Soweit zu den Versen 1 bis 11.
Die Freude der Gotteskindschaft
Im nächsten Abschnitt, Verse 12 bis 17, geht es um die Freude der Gotteskindschaft.
Der Heilige Geist ist im Wesen ein Geist der Sohnschaft, durch den wir rufen: „Abba, lieber Vater.“
Wir sind Kinder Gottes und somit auch rechtmäßige Erben Gottes, Miterben Christi. Wir erben nämlich das ewige Leben.
Der Christ und das Leiden
Und nun schlägt Paulus ab Vers 18 in Römer 8 ein neues Thema an: Der Christ und das Leiden. Es ist interessant, wenn wir diese Verse lesen, wie wir es eben getan haben. Es werden viele Leiden aufgezählt, aber an keiner Stelle wird davon gesprochen, dass wir Leiden wegbeten sollen. Das werden wir nirgendwo im Neuen Testament lesen.
Das erste, was wir tun, wenn Leiden in unser Leben kommt, ist oft, es wegbeten zu wollen oder es abschütteln zu wollen. Doch das finden wir im Neuen Testament nicht, weil im ertragenen Leiden eine ganz großartige Frucht gewirkt wird.
Paulus sagt, dass die ganze Schöpfung leidet und in Wehen liegt. Für manche von uns ist diese Aussage schwer verständlich, weil sie keinen Bezug zum Leiden der Schöpfung haben. Andere hingegen haben überhaupt kein Problem mit dieser Aussage. Es gibt Geschwister unter uns – das weiß ich aus Gesprächen –, denen es richtig in der Seele wehtut, manchmal sogar bis ins Körperliche hinein, wenn sie einen durch Umwelteinflüsse erkrankten Baum sehen, mit seinen Geschwüren und Gewächsen, wo man sieht, dass er krank ist, oder gar ein sterbendes Tier. Das kann Menschen in der Seele und bis ins Körperliche hinein weh tun, die dazu mehr Bezug haben.
Aber ganz gleich, wie weit wir mitfühlen können oder nicht: Die Schöpfung, in der wir leben, ist gefallen. Als Adam sündigte, hat er die gesamte Kreatur mit in seinen Fall hineingerissen – und zwar die belebte und die unbelebte Schöpfung, belebte und unbelebte Materie, organisch und anorganisch.
Die Kreatur ist der Vergänglichkeit unterworfen und sehnt sich nach den Idealbedingungen des Paradieses zurück. Wir leben in einer seufzenden, weinenden und leidenden Welt. Jemand sagte, die Musik der Natur sei in Moll geschrieben. In Moll – da können wir hinschauen, wo wir wollen – herrscht Vergänglichkeit.
Jetzt können wir wieder die Vorboten des Frühlings sehen: die Schneeglöckchen und die ersten Knospen kommen überall, die Natur erwacht wieder. Aber wie lange wird das gehen? Dann stirbt wieder alles ab. Gerade im Herbst und im Winter sehen wir, wie die Natur der Vergänglichkeit unterworfen ist.
Das gilt auch bis in die Welt der Atome hinein. Was für eine Kraft ist da in einem Atom gefangen gehalten? Wenn diese Kraft frei wird, strebt alles dahin, frei zu werden. Die Natur, die Schöpfung, die Kreatur ist gefallen und der Vergänglichkeit unterworfen.
Der Unterschied zwischen Mensch und Tier aus biblischer Sicht
An dieser Stelle möchte ich etwas einfügen, da ich aus manchen Gesprächen weiß, dass Christen zunehmend Schwierigkeiten haben, den Unterschied zwischen Menschen und Tieren zu erkennen.
Auf den ersten Blick ist das auf der Folie vielleicht etwas viel. Ihr könnt das später auch als Blatt bekommen, ihr müsst es jetzt nicht abschreiben. Wir wollen uns das nur einmal anschauen.
Die Bibel zeigt uns einen großen Unterschied zwischen Mensch und Tier, zum Beispiel schon in der Schöpfung. Gott gab dem Menschen den Geist oder Odem des Lebens. Das Tier besitzt keinen Geist. Nach der Bibel ist das Tier Seele – es hat nicht eine Seele, es ist Seele, so wird es genannt. Aber es besitzt keinen Geist, keine Dimension nach oben, zu Gott hin. Das Tier kann nicht beten und keine Verbindung zu Gott aufnehmen.
Der Mensch ist im Hauptadam geschaffen, das Tier nach seiner Art, sagt die Bibel. Wir sind Gottes Geschlecht, das Tier ist tierischen Geschlechts. Es wird nirgendwo gesagt, dass ein Tier Gottes Geschlecht ist.
Der Mensch ist eine Persönlichkeit und hat ein Ich. Ein Tier kann nicht „Ich“ sagen, es hat kein Ich-Bewusstsein. Ein Mensch kann Selbsterkenntnis erlangen, ein Tier nicht.
Der Mensch hat ein Gewissen von Gott bekommen, ein Tier besitzt nur Instinkte und Triebe. Ein Hund, der jemanden gebissen hat, bekommt kein schlechtes Gewissen, es sei denn, er wird geschlagen. Dann denkt er vielleicht, er hat etwas falsch gemacht, aber warum und wieso kann er nicht einordnen.
Der Mensch hat ein Gewissen Gott gegenüber. Er kann Gebote übertreten. Der Mensch wurde zu einem persönlichen Verhältnis mit Gott erschaffen. Das Tier ist Gott gegenüber nicht verantwortlich, es wird nicht zur Rechenschaft gezogen und auch nicht vor Gott gerichtet.
Hermatologisch, also im Hinblick auf die Lehre von der Sünde und dem Sündenfall in der Bibel, übertrat der Mensch Gottes Gebot und fiel (1. Mose 3). Das Tier leidet unter den Folgen des Sündenfalls, trägt aber keine persönliche Schuld. Das ist ein großer Unterschied.
Der Mensch ist persönlich schuldig vor Gott und kann ein schlechtes Gewissen haben, das Tier nicht. Der Mensch hat eine gefallene Natur, einen alten Menschen – jeder von uns hat einen alten Menschen, das Tier nicht.
Das bedeutet, von der Errettung her gesehen: Der Mensch kann wiedergeboren werden und eine neue Natur empfangen, zusätzlich zu seiner alten. Hoffentlich ist das bei jedem von uns passiert. Wiedergeboren durch Gottes Wort und Gottes Geist – eine neue Natur, Jesus in uns, Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Ein Tier kann nicht von Gottes Geist bewohnt oder geführt werden. Der Mensch kann ein Kind Gottes werden, das Tier nicht. Es gibt kein „Tiergottes“ oder so etwas.
Auch eschatologisch, also im Blick auf die zukünftige Existenz, gibt es Unterschiede: Der Mensch wird in seiner Persönlichkeit nie ausgelöscht. Vom Tier wird eine Existenz nach dem Tod in der Bibel nicht erwähnt. Bitte geht da nicht über die Schrift hinaus, die Bibel lehrt das nicht, und das müssen wir so akzeptieren.
Ein Tier stirbt, und es wird nicht gesagt, dass es eine weitere Existenz hat. Der Leib des Menschen zerfällt, seine Geistseele geht in die Ewigkeit – die Erlösten zu Gott, die Unerlösten fern von Gott. Der Körper des Tieres zerfällt ebenfalls, aber das Tier besitzt keine Geistseele.
Das Tier ist Seele, sagt die Bibel, aber es besitzt keine Geistseele und hat keine ewige Dimension. Es geht in dem Sinn nicht in die Ewigkeit, weder in den Himmel noch fern von Gott.
Lasst uns diese Unterschiede sehen. Wir wollen Tiere lieb haben und sie natürlich nicht verletzen.
Wir lernen gerade mit unseren Kindern den Vers: „Der Gerechte kümmert sich um das Wohlergehen seiner Tiere. Aber das Herz des Gottlosen ist grausam“ (Sprüche 12,10).
Wir wollen unsere Kinder lehren, dass sie Tiere und alle Kreatur achten und ehren, weil sie von Gott geschaffen sind. Wir wollen sie lehren, Tiere nicht zu quälen oder unnütze Dinge mit der Schöpfung zu tun.
Das wollen wir ihnen vermitteln. Darüber hinaus lehrt die Bibel, wie wir hier gesehen haben, diese Unterschiede.
Das durfte ich hier einmal einschieben, wenn wir von der Schöpfung sprechen und vom Leiden der gefallenen Schöpfung, der Tiere und Pflanzen. So können wir vielleicht auch von der Schrift her argumentieren, wenn wir mit solchen Fragen konfrontiert werden.
Das Gebet des Geistes in Zeiten der Schwäche
In den Versen 23 bis 27 spricht der Apostel nun über die Gläubigen. Die Christen leiden mit; sie sind Teil dieser sichtbaren, vergänglichen Welt und teilen das Leiden mit. Dieses Leiden kann so stark werden, dass man nicht mehr beten kann.
In solchen Situationen vertritt uns der Geist, der Heilige Geist, beim Vater. Dabei ist nicht gemeint, dass der Heilige Geist in jedem Gebet für uns betet, wenn wir vielleicht zu faul sind zu beten. Vielmehr geht es darum, dass der Geist uns in Momenten vertritt, in denen wir wirklich nicht mehr beten können.
Das kann zum Beispiel im Krankenhaus nach einer Operation der Fall sein, wenn man so schwach ist, dass man keine Kraft zum Beten hat. Ich selbst habe das noch nicht persönlich erlebt, aber viele haben mir davon erzählt. Ebenso kann es in schweren Anfechtungszeiten vorkommen, wenn einem geistlich die Kehle wie abgeschnürt erscheint und man nicht mehr beten kann.
Auch auf dem Sterbebett, wenn Christen heimgehen und in großer Leibesschwäche liegen, vertritt der Geist sie mit unaussprechlichem Seufzen. Das gilt ebenso in Verfolgungssituationen.
Ich muss hier betonen, dass, wenn die Bibel von Leiden spricht – hier in Römer Kapitel 8 – zu 99,9 Prozent das Leiden um Jesu Willen gemeint ist, also echte Verfolgung. Dies wird auch an der Aufzählung im nächsten Abschnitt deutlich, den wir beim nächsten Mal, wenn der Herr dazu Gelegenheit gibt, betrachten wollen.
Wenn Christen ins Gefängnis kommen oder wegen Jesu Willen verfolgt werden, wie unsere Geschwister in Sibirien, China oder in anderen islamischen Ländern, dann kann es immer wieder Wirklichkeit sein, dass der Geist mit unaussprechlichem Seufzen die Gläubigen vor Gott vertritt.
Die Gewissheit der göttlichen Fürsorge
Und dann steht da ein Satz, der vielen von uns unendlich teuer ist, anderen aber Kopfzerbrechen bereitet. Hier heißt es in Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.“
Luther hat es noch etwas weiter gefasst. Er übersetzt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Und so ist das auch gemeint: zum guten Mitwirken, nämlich zu dem Besten, was es überhaupt gibt, was mit uns geschehen kann.
Was heißt das, dass alle Dinge uns zum Guten mitwirken? Bedeutet das, Enttäuschungen meines Lebens sollen mir zum Besten dienen? Misserfolge und Nöte sollen mir zum Besten dienen? Krankheit und Schmerzen sollen mir zum Besten dienen? Ehe- und Familiennöte sollen mir zum Besten dienen? Das Aufgeben eigener Wünsche und Lebensvorstellungen soll mir zum Besten dienen? Ja, sogar Verfolgung und Unrecht sollen mir zum Besten dienen?
Alle Dinge, wirklich alle Dinge meines Lebens, alle Umstände sollen mir zum Besten dienen. Übertreibt Paulus hier nicht ein wenig? Sind es nicht oft gerade solche Dinge, durch die Menschen von Gott eher weggetrieben werden? Und hier steht, das soll uns zum Guten mitwirken, zum Besten dienen.
Ja, Christen dürfen wissen, dass ihnen alle Dinge und Umstände ihres Lebens zum Guten mitwirken sollen. Alle Dinge, denen Gott erlaubt, in unser Leben zu kommen, sind nämlich dazu da, uns in das Bild seines Sohnes umzugestalten. Hier heißt es: „Denn die er zuvor erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein.“ Das ist das Gute, das ist das Beste, was mit uns geschehen kann: dass wir verwandelt werden, umgestaltet werden in das Bild Jesu Christi.
Diese Aussage kommt im Korintherbrief noch einmal vor. Dort steht ein Wort dieses Umgestaltens, ein Wort, das wir kennen: Metamorphose. Ein Begriff aus der Biologie, den wir vom Schmetterling her kennen, wenn der Schmetterling aus einer Raupe, einer hässlichen Raupe, in diesen herrlichen, farbenfrohen, großartigen Schmetterling umgewandelt wird.
Metamorphose ist nie die Sache eines Augenblicks, sondern ein Prozess. Wir sollen in einem Prozess umgestaltet werden, in einen herrlichen, schönen, reifen Christen.
Und wie vollzieht sich dieser Umgestaltungsprozess? Nach meiner Erkenntnis geht das nicht automatisch. In geistlichen Dingen gibt es überhaupt keinen Automatismus. Es gehört Glaube dazu, Vertrauen, ein bewusstes Leben mit dem Herrn, Vertrautheit mit ihm und ein bewusstes Annehmen aller Lebensumstände als von Gott kommend.
Wenn ich als Christ benachteiligt werde am Arbeitsplatz oder eine bestimmte Diagnose vom Arzt bekomme, die mir gar nicht gefällt, oder in meiner Familie schwere Dinge geschehen, dann kommt alles darauf an, dass ich den großen und souveränen Gott hinter allem sehe.
Er hält alles in seiner Hand, er umfasst und umschließt alles. Er ist der Allmächtige, dem nichts entgleitet. Jemand sagte mal: Der Feind ist eine Großmacht, aber Gott ist die Allmacht und wir sind die Ohnmacht. So verhält sich das.
Gott ist die Allmacht, er ist der allmächtige Gott, er ist der Herr dieses Universums. Wenn sich nun mein Glaube an die Größe und Macht Gottes auch mit dem Glauben an seine Liebe zu mir verbindet, dann kann ich das Schwere meines Lebens annehmen.
Dann kann ich annehmen, dass es mir zum Guten mitwirken soll, nämlich mich in das Bild seines Sohnes zu verwandeln.
Umgang mit Lebensfragen und das Vertrauen auf Gottes Gnade
Wenn wir das ganz konkret erkennen – bei den ungelösten Lebensführungen, die wir haben, bei den Fragezeichen, die sich manchmal in unseren Gebeten befinden –, dann sehen wir, dass Gott etwas Gutes damit erreichen will. Es ist keine Strafe, kein Zufall und keine undefinierte Macht, die da zugeschlagen hat. Es ist der lebendige Gott, der mich liebt und etwas in meinem Leben bewirken will, auch durch dieses Leiden.
Hinter allem steht ein wunderbarer Herr, der großartige Ziele mit mir hat und mich persönlich liebt.
Darf ich an dieser Stelle ganz persönlich fragen: Gibt es in deinem Leben ein solches Fragezeichen in deinen Gebeten? Gibt es Fragezeichen in deiner Lebensführung, auf die du im Augenblick keine Antwort hast?
Dann gibt es nur diesen einen Weg, den der Apostel Paulus im 2. Korinther 12 beschreibt. Er selbst flehte dreimal zum Herrn, dass ihm der „Pfahl im Fleisch“ genommen wird. Doch dann erhielt er die Antwort: „Meine Gnade reicht aus für dich.“ Luther übersetzt es mit: „Lass dir an meiner Gnade genügen, meine Gnade reicht aus für dich.“
Diese Antwort hat ihm der Herr persönlich gegeben. Ich glaube, es gibt keinen anderen Weg, als dass wir von unserem geliebten Herrn eine persönliche Antwort durch sein Wort bekommen. Er hat zu Paulus gesagt: „Meine Gnade reicht aus für dich.“
Paulus konnte das annehmen. Er konnte sich sogar rühmen dieses Pfahls, der ihm sicherlich große Probleme bereitete. Er wusste, dass es ihm zum Besten dienen darf.
Leiden als Teil des christlichen Lebens
Wisst ihr, liebe Geschwister, diese zentnerschweren Sätze hier stehen nicht zufällig mitten in Römer Kapitel 8.
Im Leben eines Christen gibt es Leiden. Gott hat uns nirgendwo einen Rosengarten versprochen. Ich meine nicht den Rosengarten in Mannheim, sondern ein blumenreiches Leben auf immergrünen Auen ohne Probleme. Ich glaube, manche von uns haben noch immer zu idealistische und unrealistische Vorstellungen von einem Christenleben.
Ich bitte euch an dieser Stelle: Macht die Liebe Gottes zu euch niemals abhängig von eurem persönlichen Wohlergehen. Das wäre ein völlig falscher Schluss. Dann leben wir noch viel zu sehr im Gefühl, noch zu sehr in subjektiven Empfindungen. Wenn es mir gut geht, dann denke ich: Jawohl, halleluja, Gott hat mich lieb. Und wenn ich Probleme habe, dann gerät alles ins Wanken, und ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist.
Das zeigt nur, dass mein Glaube noch nicht in diesen großartigen Wahrheiten des Wortes Gottes verwurzelt ist. Dass ich noch zu sehr in subjektiven Gefühlen und Empfindungen lebe. Ich bitte euch, lasst uns alle zusammen ringen, dass unser Glaube tiefer verwurzelt wird in diesen objektiven Wahrheiten des Wortes.
Christliche Existenz und Leiden sind untrennbar miteinander verbunden – wie siamesische Zwillinge. Paulus schreibt an anderer Stelle: Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.
Uns wird nicht gleich der Kopf abgeschlagen, und wir werden in unserem Land nicht in Gefängnisse geworfen. Aber eine gewisse Art von Benachteiligung, Bespöttelung und Belächelung müssen wir ertragen. Ich möchte sagen: Verfolgung in homöopathischer Dosis haben wir alle, auch hier in unserem freien Westen. Aber mehr ist es nicht – vielleicht D6 oder D8 in der Form.
Wenn die Bibel von Leiden spricht, dann ist das kein Leiden im buddhistischen Sinn – „Alles Leben ist Leiden, da kann man nichts machen.“ Auch nicht im islamischen Sinn, wo es heißt: Kismet, das Schicksal hat zugeschlagen, da kann man nichts machen. Oder in einem völlig passiv-resignativen Sinn.
Das christliche Leiden hat einen ganz anderen Charakter. Wenn ich leide, darf ich wissen: Mein Herr Jesus Christus hat schon vor mir gelitten. Wenn ich jetzt leide, dann folge ich seinen Fußstapfen.
Wenn Gott Leiden in mein Leben verordnet hat, dann hat er ein Ziel damit. Er will mich umgestalten in das Bild Jesu Christi. Er will mich charakterlich so schön und rein machen, wie es sein Sohn war.
Es wird immer einen Unterschied geben zwischen Christus und uns, denn er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern – auch in der Ewigkeit. Aber in einem werden wir ihm gleich sein: Wir werden genauso rein, schön und vollkommen vor dem Vater stehen, ohne Flecken und Runzel, wie es der Sohn ist. Da werden wir ihm gleich sein.
Verschiedene Arten von Leiden und ihre Bedeutung
Es gibt verschiedene Arten von Leiden in der Bibel. Im Paradies gab es ursprünglich kein Leiden. Doch seit 1. Mose 3 ist die Schöpfung dem Leiden unterworfen. Die Bibel nennt viele unterschiedliche Arten von Leiden. Die folgenden Beispiele sind nicht vollständig, sondern sollen nur einen Überblick geben.
Zum Beispiel gibt es Leiden als Strafe für Ungehorsam – bereits in diesem Leben. Für uns als Gläubige ist vor allem der zweite Punkt wichtig: Leiden als Erziehung. Im Hebräerbrief Kapitel 12 wird dieses Erziehungsleiden Gottes besonders erklärt und entfaltet.
Leiden kann auch eine Stufe für neue Gotteserkenntnis sein. Das sehen wir im Buch Hiob. Hiob kannte Gott, er glaubte an ihn und war sogar untadelig vor Gott. Doch als er durch Leiden hindurchgeführt wurde, gelangte er zu einer ganz anderen Stufe der Gotteserkenntnis. Am Ende konnte er ausrufen: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.“ Leiden kann also ein Weg zu höherer Gotteserkenntnis sein.
Die Bibel spricht außerdem von einem Leiden, das für uns geschehen ist: Leiden als Stellvertretung. Christus litt stellvertretend am Kreuz für uns. Manchmal kann es auch in unserem Leben vorkommen, dass wir stellvertretend für andere leiden. Nicht damit diese erlöst werden – das können wir nicht –, aber manchmal fügt es Gott so, dass wir als Christen ein Stück Leiden für andere Menschen tragen.
Wir sagten vorhin, in jedem Christenleben gibt es Leiden. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen und was wir Gott daraus machen lassen.
Die Kette der Erwählung und Vollendung
Zum Schluss wollen wir noch einmal einen Blick auf die Verse 28 bis 30 werfen. Paulus beschreibt hier eine starke Kette von der Erwählung bis zur Vollendung.
Ich muss ehrlich sagen: Als ich junger Christ war und den Römerbrief studierte, sprach mich Vers 28 immer besonders an. Das war kein Problem. Aber mit Vers 29 bis 30 kam ich als junger Christ nicht zurecht. Diese Verse habe ich oft übersprungen. Sie waren mir auch gar nicht so wichtig, ich habe sie einfach so stehen lassen.
Heute, 15 Jahre später, ist mir das, was hier steht, wirklich unendlich teuer. Denn: Die, die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen usw.
Lassen wir uns ganz kurz noch einen Blick darauf werfen. Diese Stelle ist eine der wichtigsten in der Bibel für die Gewissheit und Sicherheit unseres Heils. Was Paulus hier schreibt, hat ungezählte Christen getröstet.
Gott hat uns bereits in der Ewigkeit vorher erkannt, schon in der Ewigkeit. Er hat uns, die er dann vorher bestimmt hat, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Das heißt nicht, dass er andere Menschen vorherbestimmt hat, einmal in der Hölle zu sein. Gott hat nicht von vornherein über jeden Menschen ein Urteil gesprochen. Das ist eine falsche Sicht von der Erwählung Gottes.
Nein, hier steht, dass Gott uns, die er zuvor erkannt hat, liebend erkannt hat und auch vorherbestimmt hat, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Das heißt: Gottes Ziel war es, dass wir einmal die Ewigkeit bei ihm verbringen, gewaschen von jeder Sünde und moralisch rein wie sein Sohn, der Erstgeborene unter vielen Brüdern.
Und die Gott in Ewigkeit vorherbestimmt hat, die hat er auch jetzt hier in dieser Zeit berufen. Wir durften den heiligen Ruf in die Nachfolge Jesu hören, als wir die Bibel gelesen haben oder unter der Verkündigung des Wortes Gottes. Auf welche Weise uns auch immer dieser heilige Ruf erreicht hat – wir haben ihn gehört.
Wir durften diesen Ruf im Gehorsam beantworten. Wir sind diesem Ruf gefolgt, hinein in die Gemeinde Christi, hinein in ein Leben mit dem Herrn.
Darum, weil wir diesen Ruf beantwortet haben, hat uns Gott gerechtfertigt. Das heißt, er hat uns gerecht gemacht.
Wie hat er das gemacht? Paulus schreibt in 2. Korinther 5,21: „Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“
Besser kann man es nicht ausdrücken, niemals. Tausend Bücher könnten es nicht so beschreiben wie dieser eine Vers. Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm, in Christus, die Gerechtigkeit hätten, die vor Gott gilt.
Die endgültige Verherrlichung der Gläubigen
Und jetzt kommt noch etwas ganz Wichtiges zum Schluss, wenn ihr noch eine Minute lang aufpassen könnt: etwas ganz Wichtiges hier zum Schluss.
Was müsste man jetzt im Blick auf das fünfte Glied in dieser Kette erwarten? Die, die er gerechtfertigt hat, diese wird er auch einmal verherrlichen im Himmel. Diese wird er auch später verherrlichen.
Und was steht hier? „Die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“ Unsere Verherrlichung ist so sicher, dass Gott hier die Vergangenheitsform wählen kann, um diese Tatsache zu beschreiben. Ist das nicht phantastisch?
Er hat uns von Ewigkeit her erwählt und vorherbestimmt, seinem Sohn gleichzuwerden. Er hat uns hier in dieser Zeit gerufen und gerechtfertigt, indem er uns Jesu Gerechtigkeit geschenkt hat und sie uns wirklich zugerechnet hat. Darum kann Gott sagen, aus seinem Blickwinkel der Ewigkeit her gesehen, er hat uns bereits verherrlicht.
Genauso wie Christus im Schatten des Kreuzes beten konnte: „Vater, ich habe dich verherrlicht“ und „Vater, du hast mich verherrlicht.“ So können auch wir jetzt schon wissen: Wir sind schon verherrlicht in dem vollkommenen Erlösungswerk Jesu Christi.
Es geht so weit bis in die Ewigkeit hinein, dass Gott hier in der Vergangenheitsform sprechen kann: „Diese hat er auch verherrlicht.“ Ach, was gäbe ich darum, wenn der Geist Gottes uns diese Wahrheit heute Morgen in die Herzen senken könnte, wenn wir sie wirklich verstehen – mit unserem Verstand, aber auch mit unserem Herzen –, was hier steht, was das bedeutet.
Mitten in einem Abschnitt über die Leiden, die uns in dieser Welt umgeben und die vielleicht noch in unser Leben kommen werden, steht mitten darin: Wir sind schon zum Ziel gebracht durch das vollkommen vollbrachte Erlösungswerk Jesu Christi.
Er ist treu. Er wird uns bis zum Ziel bringen, ganz gewiss, die, die wahrlich ihm gehören, wiedergeboren durch Gottes Wort und Gottes Geist.
Und der Herr Jesus sagt damit schließlich in Johannes 10, dass „nichts und niemand uns aus seiner Hand reißen wird.“ Manche denken: Ja, von außen nicht, aber wir selbst, unser Wille, der kann uns doch wieder herausreißen.
Aber da steht: „Mein Vater ist größer als alles.“ Und nichts wird uns aus seiner Hand reißen. Der Vater ist auch größer als unser Wille. Verlasst euch darauf: Nichts kann uns aus seiner Hand reißen, wenn wir ihm wirklich gehören.
Und Jesus hat versprochen, dass die, die sich ihm so anvertraut haben, in der Ewigkeit bei ihm sein werden. Keines seiner wahren Schafe wird die Ewigkeit in der Hölle verbringen.
Das sollten wir uns einfach ganz, ganz tief in unser Herz hinein senken lassen: Wir, die wir ihm gehören, die wir den Geist Gottes empfangen haben und auch dieses Zeugnis in uns haben.
Schlussgebet und Bitte um Vertiefung
Lass uns über das, was wir miteinander bedacht haben, aufstehen und zusammen beten.
Dieses gewaltige Kapitel des Römerbriefs – Herr, unsere Herzen sind zu klein, um diese Wahrheiten voll erfassen zu können. Sicherlich auch nicht durch eine Predigt, aber Du wirst es durch Deine Führung in unserem Leben vertiefen, was hier steht. Du wirst es uns dann, wenn wir in Leiden stehen, wirklich aufschließen – das Geheimnis dieser Aussagen.
Danke für das, was wir schon fassen konnten. Wir bitten Dich, lass es uns noch tiefer verstehen. Lass uns vor allem Deine großartige Macht sehen, die hinter allem steht; dass Du der lebendige Gott bist, der alles in unser Leben verordnet. Es gibt keinen Zufall und kein Schicksal.
Lass uns aber auch Deine Liebe sehen, die hinter allem steht und ein Ziel mit uns hat. Lass uns diese beiden Dinge wirklich sehen, auch hinter dem Leiden, in dem wir vielleicht gerade stecken – was uns jetzt beschwert, was uns jetzt zu schaffen macht. Du weißt es, Herr, was es bei uns ist, auch bei meinen Geschwistern.
Wir danken Dir, dass gerade mitten in diesem Leidenskapitel eine solche Gewissheit und Sicherheit zum Ausdruck gebracht wird, die nicht auf menschlichen Leistungen beruht, sondern ganz allein auf Deiner souveränen Tat auf Golgatha und allem, was voranging und was da folgt.
Vater, wir preisen Dich, dass alle Dinge, die uns begegnen, uns, die wir Dich lieben, zum Guten mitwirken. Das wollen wir heute ganz fest in unsere Herzen nehmen. Amen.
