Zwei Gefangene und ihre Anklagen
Liebe Freunde, zwei Männer sind Gefangene der römischen Besatzungsmacht. Beiden wird dasselbe vorgeworfen: staatsfeindliche Haltung, Subversion und Systemkritik.
Der eine heißt Barabbas. Er ist Mitglied einer politischen Untergrundorganisation, die den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung, also den Sturz der römischen Besatzungsmacht, zum Ziel hat. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht, auch Mord. Barabbas hat einen politischen Mord begangen. Er steht auf der Seite der Staatsfeinde, auf der Seite der Gewalt und des Terrorismus. Er ist bereits verurteilt und erwartet seine Hinrichtung.
Der andere Gefangene ist Jesus. Er wird gerade verhört, doch es gelingt nicht, ihm eine Schuld nachzuweisen, da er keine hat. Jesus hat nie im Leben eine strafbare Handlung begangen. Er hat nicht gestohlen, nicht gelogen, nicht gehetzt, nicht verleumdet und keine Unzucht begangen. Deshalb ist es schwierig, eine Anklage gegen ihn zu formulieren.
Der eigentliche Grund für seine Verhaftung war Neid, wie es ausdrücklich im Matthäusevangelium, Kapitel 27, steht.
Neid und Macht im jüdischen Staatsapparat
Ich predige heute über die Kapitel 26 und 27 des Matthäusevangeliums. Die Bonzen des jüdischen Staatsapparates konnten es einfach nicht ertragen, dass Jesus bei der Bevölkerung beliebter war als sie selbst.
Wenn die Bonzen auf der Straße erschienen, rief niemand Hurra. Aber als vor ein paar Tagen Jesus, ein unbekannter Wanderprediger, mit seinen zwölf Gefährten und einigen Anhängern in der Stadt Jerusalem einzog, standen die Menschen Spalier. Sie riefen Hurra und feierten ihn wie einen König.
Das ging natürlich den Herren vom Hohen Rat auf die Nerven. Aus Eifersucht und Neid ließen sie ihn verhaften. Dies konnten sie jedoch nicht als offiziellen Grund angeben, weshalb sie einen anderen Vorwand finden mussten. Solche Vorwände findet man meistens sehr leicht.
Wenn die Bonzen zum Beispiel wollten, dass die Leute auf der Straße jubelten, wenn sie auftraten, mussten sie Jubler bestellen und bezahlen. Kaum hatte ich...
Ein Blick in die Gegenwart: Kabarett und Agitation
Kaum hatte ich diesen Satz in meiner Predigt geschrieben, da schenkte mir jemand ein Buch mit dem Titel Distel – Stichproben. Es enthält Texte aus dem Distel-Kabarett, und dort habe ich die folgende Szene gefunden:
In einer Sitzung im Betrieb sitzen der Chef, Kollegin Pfeiffer, Kollege Stopps, Kollegin Hupf und Kollege Zubke zusammen. Der Chef beendet seine Rede mit den Worten:
„Und hier noch eine Mitteilung, Kollegen: Morgen kommt aus Anlass der bevorstehenden Feierlichkeiten, wie ihr wisst, der Genosse Sidolow in unsere stolze Republik. Unsere Abteilung muss einen Kollegen stellen zwecks spontaner Begrüßung. Na, zehn Uhr Treffpunkt Flughafen.
Na, Kollegin Pfeiffer, wohnen Sie nicht in der Nähe des Flughafens?“
„Ja, ich kann aber nicht, ich bekomme doch morgen mein Baby.“
„Wunderbar“, sagt der Chef, „dann gehen Sie gleich zu zweit. Ach richtig, ja, der Kollege Stopps hat schon lange keinen teuren Genossen bejubelt.“
Stopps gibt zu: „Dafür trug ich aber damals beim Genossen Klimax ein Riesenschild mit dem Namen Genosse Klimax drauf, und das wog zwei Zentner.“
„Und dafür solltest du... stimmt“, sagt der Chef, „ich versprach dir, dass du einige Zeit Jubelpause machen darfst. Wie sieht es denn bei Ihnen aus, Fräulein Hupf? Sie sind doch alleinstehend.“
„Also bei mir geht es absolut nicht, ich fühle mich schon wieder krank.“
„Nun, dann bleibt ja nur noch der Genosse Zapke übrig.“
„Nein, nein“, sagt er, „ich gehe diesmal nicht. Ich musste in letzter Zeit hintereinander gleich sieben Genossen von außerhalb begrüßen, freiwillig und stürmisch.“
„Aber dann hast du doch die größten Ovationserfahrungen. Du bist quasi ein Meister des Enthusiasmus, ein verdienter Applauser des Volkes!“
Nach diesem Seitenblick in die Distel wenden wir uns mit unserem Blick wieder zurück in die Antike, zweitausend Jahre zurück.
Falsche Zeugen und missverstandene Aussagen
Also ich sagte: Wenn die Oberen damals wollten, dass sie belogen werden, dann mussten sie eben Juden bestellen. Und wenn sie wollten, dass falsche Zeugen vor Gericht auftreten, dann mussten sie eben Lügner bestellen und bezahlen. Solche Leute wurden damals schnell gefunden.
Die führenden Priester und der ganze Rat versuchten nun, Jesus durch falsche Zeugenaussagen zu belasten, damit sie ihn zum Tode verurteilen konnten. Aber das klappte nicht, obwohl eine ganze Reihe von Zeugen auftrat. Wahrscheinlich waren diese in der Eile nicht richtig instruiert worden, was sie sagen sollten. Sie widersprachen sich; der eine erzählte das, der andere jenes. Das stimmte überhaupt nicht miteinander überein und wurde immer peinlicher.
Zum Schluss traten zwei Herren auf, die Jesus das gleiche Verbrechen zur Last legten, für das schon Barabbas bestraft worden war, nämlich geplanter Umsturz – und zwar ein Umsturz im wahrsten Sinne. Jesus soll gesagt haben, dass er den Tempel abbrechen und in drei Tagen wieder aufbauen würde.
Wie immer ist an der Sache natürlich etwas Wahres dran, aber eben nur etwas. Es ist nur die halbe Wahrheit, verdreht und missverstanden – aber das ist ja das Raffinierte an dieser Methode. Man kann sich formal auf eine Äußerung berufen, die aber ganz anders gemeint ist.
In diesem Fall hat Jesus tatsächlich diese Äußerung getan. Das wurde ganz korrekt mitgeschrieben, aber falsch verstanden. Jesus hatte mit dem Tempel Gottes nicht den Tempel in Jerusalem, das Gebäude, das Staatsheiligtum, gemeint, sondern er hatte seinen Körper damit gemeint. Er wollte mit diesem Satz andeuten, dass er sterben, aber wieder auferstehen würde.
So einen hintergründigen Hinweis auf Tod und Auferstehung konnten die Spitzel, die die Predigten von Jesus mitschrieben, natürlich nicht verstehen. Dazu reichte ihre Schulbildung nicht. Wenn sie das Wort „Tempel“ hörten, dachten sie bloß an das Gebäude aus Stein, und mehr fiel ihnen nicht ein. Zu weiteren Gedankengängen waren sie nicht fähig.
Auf diese Weise wurde Jesus unterschoben, er hätte einen Umsturz des Tempels geplant, also sozusagen einen Terroristenanschlag auf den Tempel vorbereitet. Natürlich hätte Jesus dieses Missverständnis mit ein paar Worten klären können. Aber es gibt Vorwürfe, die sind so blöde, dass es sich nicht lohnt, darauf einzugehen.
Jesus ließ sich die Parade der falschen Zeugen schweigend gefallen. Er sagte dazu kein Wort, und sein Schweigen sprach deutlicher als eine lange Verteidigungsrede. Und...
Die Anklage und das Bekenntnis Jesu
Deshalb werden seine Ankläger immer unruhiger, weil sich der Angeklagte Jesus überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lässt. Das macht seine Ankläger zunehmend nervöser. Schließlich fällt der Hohepriester, der die Verhandlung führt, regelrecht aus der Rolle.
Der Mann kann vor lauter Nervosität nicht mehr still sitzen. Er springt von seinem Thron auf, geht auf Jesus zu und fragt ihn: „Hast du nichts gegen diese Anklagen vorzubringen?“ Aber Jesus schweigt.
Der oberste Priester sagt: „Ich stelle dich jetzt unter Eid und frage dich im Namen des lebendigen Gottes: Bist du der versprochene Retter? Bist du der Sohn Gottes?“
Jetzt ist es raus. Jesus hat sich verplappert, die Katze ist aus dem Sack. Es geht nicht mehr um solche Vorwürfe wie den Tempel kaputt zu machen. Nun sind sie beim eigentlichen Thema, bei der entscheidenden Frage angekommen. Diese Frage steht im Mittelpunkt des Prozesses, um die sich die ganze Weltgeschichte dreht – und auch dein Leben dreht sich darum: Ist es wahr, Jesus, dass du der Sohn Gottes bist?
Zu den erfundenen Vorwürfen der falschen Zeugen hat Jesus geschwiegen. Aber zu dieser Frage, die sein Schicksal, dein Schicksal und das Schicksal der Welt entscheidet, schweigt Jesus nicht.
„Ist es wahr, Jesus, dass du der Sohn Gottes bist?“ Jesus antwortete: „Ja.“
Wer danach fragt, ob Jesus der Sohn Gottes ist, findet in der Bibel an vielen Stellen eine klare und eindeutige Antwort: ein klares Ja. Das können auch moderne Theologen, die Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennen, nicht leugnen. Die Frage ist nur, wie sie dieses Ja interpretieren.
Die Theologen, die Jesus damals verhört haben, konnten auch nicht leugnen, dass Jesus sich klar als der Sohn Gottes bekannt hat. Aber sie interpretierten dieses Bekenntnis als Gotteslästerung.
Als Jesus dieses Ja gesprochen hatte, zerriss der oberste Priester sein Gewand und sagte: „Das ist eine Gotteslästerung! Wir brauchen keine Zeugen mehr. Ihr habt es ja selber gehört. Wie lautet euer Urteil?“
Da riefen sie alle: „Er hat den Tod verdient!“
Dann spuckten sie ihm ins Gesicht, ohrfeigten ihn, andere schlugen ihn und höhnten.
Man spürt richtig die Erleichterung des hohen Gerichtes, das sich hier herablässt, einem Angeklagten auch noch Ohrfeigen zu verpassen. Man merkt die Erleichterung, dass sie endlich einen Punkt gefunden haben, an dem sie zuschlagen können. Endlich hat Jesus etwas gesagt, womit man ihn zu fassen kriegt, an dem man ihn drehen kann.
Das Urteil war sofort fertig – es war eigentlich schon fertig, bevor die Behandlung begann. Man hatte nur einen Vorwand gesucht, um das beschlossene Urteil aussprechen zu können. Und es lautete Todesstrafe.
Die Juden waren jedoch kein souveräner Staat, sondern wurden von der römischen Besatzungsmacht beherrscht. Zur Vollstreckung der Todesstrafe waren die Juden nicht berechtigt, das durften nur die Römer. Also musste der römische Gouverneur in die Geschichte mit einbezogen werden.
Jesus wurde, nachdem er angespuckt, geschlagen, verhöhnt und gefesselt worden war, dem römischen Gouverneur Pontius Pilatus überstellt.
Aber Pilatus konnte mit Jesus auch nicht viel anfangen. Denn zu dem, was ihm vorgeworfen wurde, sagte Jesus nichts, und das, was Jesus sagte, verstand Pilatus nicht.
Das Einzige, was Pilatus mitbekam, war, dass die Juden Jesus aus Neid verhaftet hatten. Ansonsten durchschaut er überhaupt nicht, was hier gespielt wird. Er hat nur das Gefühl, dass irgendetwas an dieser Sache faul ist.
Eine Weile sucht er zu vermitteln. Mal rennt er vor das Haus und verhandelt mit den Juden, dann rennt er wieder ins Haus und verhandelt mit Jesus.
Bei diesem Hin und Her wird ihm klar: Dieser Mann ist absolut unschuldig. Er hat vielleicht einen religiösen Traum, er bezeichnet sich als König, als König der Wahrheit. Das klingt vielleicht verrückt, aber das ist kein Grund für die Todesstrafe.
Pilatus ist ein Machtmensch. Wenn es darauf ankommt, geht er über Leichen. Aber in diesem Fall sieht er einfach keinen Grund, die Todesstrafe auszusprechen. Er beschließt, Jesus zu retten und hat sofort einen rettenden Einfall.
Ihm fällt ein, dass es die Gewohnheit gab, zum Osterfest dem Volk einen politischen Gefangenen freizugeben, den das Volk haben wollte. Ihr erinnert euch, dass gerade der Mörder Barabbas im Gefängnis saß.
Genau an ihn erinnert sich Pilatus auch. Er kombiniert nun folgendes: Wenn er der Bevölkerung die Wahl zwischen dem gemeingefährlichen Mörder Barabbas und dem harmlosen Spinner Jesus stellt – den die Bevölkerung eben mit großem Hurra begrüßt hat –, dann werden sie sicherlich Jesus wählen. Damit wäre er das Problem los.
Also tritt er vor das Haus und fragt die Volksmenge: „Wen soll ich euch freigeben, Jesus oder Barabbas?“
In diesem Moment kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Bote drängelt sich nach vorn, er muss unbedingt in diesem Moment mit Pilatus sprechen. Das geht nicht, gerade Verhandlungen. Ausweis zeigen, wer bist du, von wem kommst du?
Es stellt sich heraus, dass der Bote von der einzigen Person kommt, vor der Pilatus wirklich Angst hat – von seiner Frau.
Sie lässt ihm ausrichten: „Lass die Hände von diesem unschuldigen Mann. Seinetwegen hatte ich letzte Nacht einen schrecklichen Traum.“
Pilatus handelt nach dem Motto „Hör auf deine Frau, fahr vorsichtig“. Er ist nun erst recht entschlossen, Jesus freizulassen.
Inzwischen haben die Gegner von Jesus die Pause genutzt. Die führenden Priester und Ratsherren haben sich unter die Bevölkerung gemischt. Sie sind in der Volksmenge herumgelaufen, haben auf die Leute eingewirkt und gesagt: „Ihr müsst für Barabbas die Freilassung und für Jesus die Todesstrafe verlangen.“
Als Pilatus nach der Unterbrechung zum zweiten Mal die Leute fragt: „Wen soll ich euch freigeben, Jesus oder Barabbas?“, da schreit die Masse: „Barabbas!“
Das hatte Pilatus nicht erwartet, und er weiß nicht weiter. In seiner Hilflosigkeit stellt er eine Frage – die Frage ist richtig, aber er richtet sie an die falsche Adresse.
Statt sein eigenes Gewissen zu fragen, fragt er die Menge. Aber diese Frage kann nur er sich ganz allein beantworten.
Das ist die Frage, vor der jeder Mensch steht, vor der du auch stehst, die nur du selbst beantworten kannst – die wichtigste Frage deines Lebens.
Pilatus fragt: „Und was soll ich mit Jesus machen?“
Als Pilatus am Morgen dieses ersten Karfreitags aufwachte, ahnte er nicht, dass er an diesem Tag die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen musste.
Wer dachte, er gehe in eine ganz normale 08/15-Gerichtsverhandlung und wisse nicht, dass er an diesem Tag ein Urteil fällen muss, das auch über sein eigenes ewiges Schicksal entscheidet.
Es gibt in unserem Leben Entscheidungsstunden, die plötzlich da sind, da kann man nichts dagegen machen. Sie verlangen eine gebieterische Entscheidung – für oder gegen. Es gibt nichts Dazwischen. Ein Ja oder ein Nein, jetzt auf der Stelle.
Als du heute Morgen aufgewacht bist, hast du auch nicht geahnt, dass du vor einer solchen Entscheidungsfrage stehst, vor der größten Entscheidungsfrage deines Lebens. Du hast gedacht, du gehst in einen ganz normalen Gottesdienst.
Dabei geht es hier darum, dass du vor der gleichen Frage stehst wie Pilatus: Was machst du mit Jesus?
Und selbst wenn du dir nichts aus ihm machst, ist das auch eine Antwort, die über dein ewiges Schicksal entscheidet. Denn ohne Jesus bist du verloren.
Was machst du mit Jesus? Nimmst du ihn an als deinen Erlöser oder schiebst du ihn ab als einen Träumer? Willst du ihn anbeten als den Sohn Gottes oder willst du ihn abschieben wie damals die Leute?
Denn als Pilatus fragte: „Und was soll ich denn nun mit Jesus machen?“, da schrien sie alle: „Kreuzige ihn!“
Pilatus fragte zurück: „Ja, was hat er denn gemacht? Was hat er denn verbrochen?“
Aber sie schrien nur immer lauter: „Kreuzige ihn!“
Pilatus merkt, dass er es mit einer von hasserfüllten Agitatoren aufgehetzten Volksmenge zu tun hat. Da kann man nicht mehr vernünftig diskutieren.
Als das Getöse immer größer wird und überhaupt keine Verständigung mehr möglich ist, greift Pilatus zur Zeichensprache.
Er nahm Wasser und wusch sich vor allen Leuten die Hände. Dabei sagte er: „Ich habe keine Schuld am Tod dieses Mannes, das habt ihr zu verantworten.“
Das ganze Volk schrie: „Wenn er unschuldig ist, dann komme die Strafe für seinen Tod auf uns und unsere Kinder!“
Da gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus ließ er auspeitschen und gab den Befehl, ihn ans Kreuz zu nageln.
Wir haben es heute leicht, wenn wir feststellen: Sie haben damals den Falschen erwischt, sie haben den Falschen gekreuzigt. Pilatus und das Volk haben eine Fehlentscheidung getroffen.
Die Frage ist nur, wie hätten wir uns verhalten, wenn wir damals dabei gewesen wären?
Damals wurde ja nicht nur zwischen zwei Menschen entschieden, es wurde entschieden zwischen zwei Möglichkeiten, die Welt zu verändern. Zwischen zwei Möglichkeiten zu leben.
Und die Entscheidung fiel für die Gewalt und gegen die Liebe. Sie fiel für den Mörder und gegen den Retter.
Und es sage mir keiner, wir hätten uns damals anders entschieden. Wie entscheiden wir uns denn heute, wenn es um die Frage Gewalt oder Liebe geht?
Wir hätten längst die Möglichkeit gehabt, wir hätten sie schon tausendmal gehabt, wir haben sie jeden Tag aufs Neue, dass wir uns entscheiden könnten für die Liebe, gegen die Gewalt, gegen den Mörder und für Jesus.
Durch die Politik der Aufrüstung wird heute der Mord an der Menschheit vorgeplant.
Wir alle sind bei diesem Prozess Augenzeugen. Und wir alle haben in diesem Prozess eine Stimme.
Und wir alle stehen wieder einmal vor der gleichen Frage wie damals die Leute und Pilatus: Was soll ich mit Jesus machen?
Denn Jesus macht uns das Angebot und sagt: „Wenn ihr zu mir kommt, gebe ich euch Frieden und mache aus euch Friedensmacher.“
Die Frage ist: Sollen wir Jesus abtun als idealistischen Spinner? Sollen wir seine Vorschläge zum Frieden als phantastische Spielereien abtun? Oder wollen wir ihn nicht endlich ernst nehmen mit seinem Konzept der Gewaltlosigkeit als den einzigen Fachmann für die Fragen des Friedens, der uns jetzt noch eine Lösung geben kann?
Die meisten Politiker setzen heute noch ihr Vertrauen auf Raketen und sind immer noch davon überzeugt, dass man mit Mord und Gewalt ein Paradies bauen kann.
Die Entscheidung für die Mordwaffe ist die Entscheidung für Barabbas. Das ist die Fehlentscheidung unserer Generation, der Generation, die sich damals gegen Jesus entschieden hat und noch rufen konnte: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“
Solche forschen Sprüche können wir uns heute schon gar nicht mehr leisten. Wenn wir uns die Fehlentscheidung eines atomaren Krieges leisten, gibt es keine Generation unserer Kinder nach uns mehr.
Damals, vor dem Palast des Pilatus, wurde die größte Fehlentscheidung der Menschheit gefällt: Der Mörder wird frei, der Unschuldige wird gekreuzigt.
Und diese Entscheidung wurde von den Menschen, die da mitmachten, mit vollem Bewusstsein gefällt.
Wer hier nur menschliches Handeln sieht in dieser Geschichte, sieht zu wenig. Denn hier handelt auch Gott.
Durch die Fehlentscheidung der Menschen hindurch handelt Gott und fällt seine Entscheidung.
Am Ende kommt genau das heraus, was Gott wollte, nämlich: Der Mörder wird frei, der Unschuldige wird gekreuzigt.
Um das zu verstehen, müssen wir uns in die Rolle des Mörders Barabbas versetzen.
Barabbas sitzt im Gefängnis, in seiner Zelle. Er ist mit Ketten an die Wand gekettet. Hinter sich hat er sein kaputtes Leben, vor sich seinen Tod.
Das ist der letzte Tag seines Lebens, in wenigen Stunden wird seine Hinrichtung stattfinden.
Da hört er Schritte. Die Soldaten des Hinrichtungskommandos marschieren den Gefängnisgang entlang.
Genau vor seiner Zelle ertönt das Kommando: „Abteilung Halt!“
Barabbas weiß: Jetzt ist es so weit. Das ist das Ende.
Aber dann hört er, wie auf einmal die Türen der Nachbarzellen links und rechts aufgerissen werden. „Raustreten!“
Dann werden seine beiden Zellengenossen, seine Kampfgefährten von links und rechts, zur Hinrichtung abgeführt.
Er bleibt sitzen.
Als die Schritte verhallen und die anderen draußen sind, schließt der Offizier die Tür zu Barabbas’ Zelle auf und sagt: „Gefangener Barabbas, hier!“
Der Offizier sagt: „Du hast Schwein, dir fehlt nur die Amnestie, du kannst gehen. Fröhliche Ostern, hau ab!“
Barabbas begreift überhaupt nichts.
Der Offizier erklärt: „Es hat eine Wahl stattgefunden zwischen dir und einem gewissen Jesus. Die Bevölkerung hat ihn gewählt, dass er sterben soll, und hat dich erwählt, dass du frei sein kannst. Er wird jetzt an deiner Stelle hingerichtet.“
Barabbas versteht immer noch nichts. Er weiß nur: Ich bin frei, ich kann gehen.
Er geht. Er verlässt das Gefängnis, geht durch die Stadt, durch das Stadttor, hinaus vor die Stadt.
Draußen vor der Stadt sieht er auf einem Hügel eine riesige Volksmenge stehen.
Das ist der Hügel Golgatha, die Hinrichtungsstätte von Jerusalem.
Als er näherkommt, sieht er auf diesem Hügel drei Kreuze stehen, die sich scharf gegen den Himmel abheben.
Drei Kreuze, an jedem Kreuz hängt ein Mensch.
Die beiden Männer links und rechts kennt er. Das sind seine Zellengenossen, seine Gesinnungsgenossen, seine Untergrundbewegungsgenossen – Terroristen wie er, Mörder wie er, schuldig wie er.
Den Mann in der Mitte kennt er nicht.
Er fällt nur auf, dass dieser Mann eine Krone auf dem Kopf hat, eine Krone aus Dornen.
Unter dieser Krone schauen ihn zwei Augen an, mit unendlicher Güte und Liebe.
Er fühlt sich von diesem Gesicht wie magisch angezogen.
Er drängt sich durch die Menge bis ganz vorn an die Absperrung. Dort kann er auch den Zettel erkennen, der in der Mitte über dem Kreuz angeheftet ist.
Er liest: „Jesus von Nazaret, König der Juden.“
Als er diesen Zettel liest, fängt er an zu begreifen: Das ist also der Mann, der an meiner Stelle dort hängt, dem ich meine Freiheit verdanke.
Wenn sie ihn nicht dort angenagelt hätten, wäre ich jetzt dort angenagelt.
Da hinge ich jetzt, und über mir hinge ein Schild mit meinem Namen und meiner Schuld: Barabbas, Mörder.
Aber dort hängt ein Schild: Jesus, König der Juden.
Der hängt jetzt dort, wo ich hängen müsste.
Aber ich hänge nicht dort, weil der an meiner Stelle hängt. Und deswegen bin ich frei. Ich lebe.
Das, liebe Freunde, ist unsere Situation.
Barabbas, das sind wir.
Barabbas heißt auf Deutsch „Sohn des Vaters“.
Wir alle sind Kinder des einen Vaters, Adam.
Wir gehören durch die Erbsünde zum Geschlecht der Sünder, sind Aufrührer gegen Gott und haben die Todesstrafe verdient.
Aber weil Jesus, der Unschuldige, für uns der Schuld stirbt, sind wir frei, können wir leben.
Ob Barabbas Jesus bloß angeklotzt hat oder ob er ihn mit gläubigem Herzen angebetet hat, sagt uns die Bibel nicht.
Aber die Bibel sagt uns: Wer an Jesus glaubt, wird frei.
Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei.
Dir kommt das vielleicht alles ziemlich fremd und unverständlich vor.
Das kann auch gar nicht anders sein. Das Kreuz von Jesus, liebe Freunde, ist unverständlich.
Kein Mensch kann je verstehen, dass Gottes Liebe so groß ist, dass er seinen Sohn am Kreuz sterben lässt.
Aber die Bibel sagt: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern gerettet werden.
Dass ausgerechnet das Kreuz von Jesus der Weg in die Freiheit ist, ist für uns schwer zu begreifen.
Dieser Weg kann nicht verstanden, aber gegangen werden.
Solange du ihn nicht gehst, wird er dir auch fremd bleiben.
Es geht uns wie einem Gefangenen, der lebenslänglich im Gefängnis sitzt.
Er kennt jeden Quadratzentimeter seiner Zelle.
Wer kennt jeden Weg im Gefängnis, wer kennt jedes Steinchen – nur den Weg aus dem Gefängnis, den Weg in die Freiheit, den kennt er nicht.
Die anderen Wege ist er schon tausendmal gegangen, aber diesen einen Weg noch nie.
Ist das ein Argument gegen die Freiheit?
Wir haben alle unsere bekannten Trampelpfade, auf denen wir versuchen, mit unserem verfehlten Leben fertigzuwerden.
Wir führen meistens nur im Kreis herum.
Wir verdrängen, verniedlichen, verharmlosen, vergessen unsere Schuld.
Aber das alles ist nur wie ein Freigang auf dem Gefängnishof.
Am Ende sitzen wir immer wieder in der Zelle, im Gefängnis unserer Schuld.
Der Weg in die Freiheit, heraus aus deiner Schuld, ist dir offen.
Er ist dir fremd, aber er ist offen, wenn du zu Jesus kommst.
Jesus erwartet dich mit offenen Armen.
Die Wahl zwischen Barabbas und Jesus
Ihm fällt ein, dass es die Gewohnheit gab, zum Osterfest dem Volk einen politischen Gefangenen freizugeben, den das Volk haben wollte. Ihr erinnert euch, dass gerade der Mörder Barabbas im Gefängnis saß. Genau an ihn erinnert sich Pilatus auch.
Pilatus kombiniert nun folgendermaßen: Er sagt sich, wenn ich der Bevölkerung die beiden zur Wahl stelle – den gemeingefährlichen Mörder Barabbas und diesen harmlosen Spinner Jesus, den die Bevölkerung eben mit großem Hurra und Tam-Tam begrüßt hat – dann werden sie sicherlich Jesus wählen. Damit wäre ich das Problem los.
Also tritt er vor das Haus und fragt die Volksmenge: Wen soll ich euch freigeben, Jesus oder Barabbas?
In diesem Moment kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Bote drängelt sich nach vorn, er muss unbedingt in diesem Moment Pilatus sprechen. Das geht nicht, denn gerade finden Verhandlungen statt. Pilatus fordert einen Ausweis, fragt: Wer bist du? Von wem kommst du?
Es stellt sich heraus, dass der Bote von der einzigen Person kommt, vor der Pilatus wirklich Angst hat – von seiner Frau. Sie lässt ihm ausrichten: Lass die Hände von diesem unschuldigen Mann. Seinetwegen hatte ich letzte Nacht einen schrecklichen Traum.
Pilatus handelt nach dem Motto „Hör auf deine Frau, fahr vorsichtig“. Er ist nun erst recht entschlossen, Jesus freizulassen.
Die Manipulation der Volksmenge und die Fehlentscheidung
Inzwischen haben die Gegner von Jesus die Pause genutzt. Die führenden Priester und Ratsherren haben sich unter die Bevölkerung gemischt. Sie sind in der Volksmenge umhergelaufen, haben die Leute aufgehetzt und gesagt, sie müssten für die Freilassung von Barabbas und für die Verurteilung Jesu zum Tod durch die Menge eintreten.
Als Pilatus nach der Unterbrechung zum zweiten Mal die Menschen fragt: „Wen soll ich euch freigeben, Jesus oder Barabbas?“, schreit die Menge laut: „Barabbas!“ Das hat Pilatus nicht erwartet, und er weiß nicht weiter. In seiner Hilflosigkeit stellt er eine Frage, die zwar richtig ist, aber an die falsche Adresse gerichtet wird. Statt sein eigenes Gewissen zu befragen, wendet er sich an die Menge.
Diese Frage, die Pilatus stellt, kann jedoch nur er selbst ganz allein beantworten. Es ist die Frage, vor der jeder Mensch steht – auch du stehst vor ihr. Nur du selbst kannst sie beantworten. Es ist die wichtigste Frage deines Lebens.
Pilatus fragt: „Was soll ich mit Jesus machen?“ Als Pilatus an diesem ersten Karfreitagmorgen erwachte, ahnte er nicht, dass er an diesem Tag die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen würde. Er dachte, er ginge in eine ganz normale 08/15-Gerichtsverhandlung. Er wusste nicht, dass er an diesem Tag ein Urteil fällen musste, das auch über sein eigenes ewiges Schicksal entscheiden würde.
In unserem Leben gibt es Entscheidungsstunden, die plötzlich kommen. Dagegen kann man nichts machen. Sie verlangen eine klare Entscheidung – für oder gegen etwas. Es gibt nichts Dazwischen. Ein Ja oder ein Nein – jetzt und sofort.
Als du heute Morgen aufgewacht bist, hast du auch nicht geahnt, dass du heute vor einer solchen Entscheidungsfrage stehen würdest. Vor der größten Entscheidungsfrage deines Lebens. Du dachtest, du gehst in einen ganz normalen Gottesdienst. Doch dabei geht es hier darum, dass du vor der gleichen Frage stehst wie Pilatus: Was machst du mit Jesus?
Die Entscheidung der Volksmenge und Pilatus’ Reaktion
Und selbst wenn du dir nichts aus ihm machst, ist das auch eine Antwort, die über dein ewiges Schicksal entscheidet. Denn ohne Jesus bist du verloren.
Was machst du mit Jesus? Nimmst du ihn an als deinen Erlöser oder schiebst du ihn ab als einen Träumer? Willst du ihn anbeten als den Sohn Gottes oder willst du ihn abschieben wie damals die Leute?
Als Pilatus fragte: „Und was soll ich denn nun mit Jesus machen?“, schrien sie alle: „Kreuzige ihn!“ Pilatus fragte zurück: „Ja, was hat er denn gemacht? Was hat er denn verbrochen?“ Aber sie schrien nur immer lauter: „Kreuzige ihn!“
Pilatus merkte, dass er es mit einer von hasserfüllten Agitatoren aufgehetzten Volksmenge zu tun hatte. Da kann man nicht mehr vernünftig diskutieren.
Als das Getöse immer größer wurde und überhaupt keine Verständigung mehr möglich war, griff Pilatus zur Zeichensprache. Er nahm Wasser und wusch sich vor allen Leuten die Hände. Dabei sagte er: „Ich habe keine Schuld am Tod dieses Mannes, das habt ihr zu verantworten.“
Das ganze Volk schrie: „Wenn er unschuldig ist, dann komme die Strafe für seinen Tod auf uns und unsere Kinder!“
Da gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus ließ er auspeitschen und gab den Befehl, ihn ans Kreuz zu nageln.
Die Fehlentscheidung damals und heute
Wir haben es heute leicht, wenn wir feststellen, dass damals der Falsche erwischt wurde, dass der Falsche gekreuzigt wurde. Pilatus und das Volk haben eine Fehlentscheidung getroffen. Die Frage ist nur: Wie hätten wir uns verhalten, wenn wir damals dabei gewesen wären?
Damals wurde nicht nur zwischen zwei Menschen entschieden. Es wurde entschieden zwischen zwei Möglichkeiten, die Welt zu verändern und zwischen zwei Möglichkeiten zu leben. Die Entscheidung fiel für die Gewalt und gegen die Liebe. Sie fiel für den Mörder und gegen den Retter.
Und es sage mir keiner, wir hätten uns damals anders entschieden. Wie entscheiden wir uns heute, wenn es um die Frage Gewalt oder Liebe geht? Wir hätten längst die Möglichkeit gehabt. Wir hätten sie schon tausendmal gehabt. Wir haben sie jeden Tag aufs Neue, die Möglichkeit, uns für die Liebe zu entscheiden, gegen die Gewalt, gegen den Mörder und für Jesus.
Durch die Politik der Aufrüstung wird heute der Mord an der Menschheit vorgeplant. Wir alle sind bei diesem Prozess Augenzeugen. Und wir alle haben in diesem Prozess eine Stimme. Wir alle stehen wieder einmal vor der gleichen Frage wie damals die Leute und Pilatus: Was soll ich mit Jesus machen?
Jesus’ Angebot und die Entscheidung der Welt
Denn Jesus macht uns das Angebot und sagt: Wenn ihr zu mir kommt, gebe ich euch Frieden und mache aus euch Friedensmacher.
Die Frage ist: Sollen wir Jesus als idealistischen Spinner abtun? Sollen wir seine Vorschläge zum Frieden als phantastische Spielereien ablehnen? Oder wollen wir ihn endlich ernst nehmen mit seinem Konzept der Gewaltlosigkeit – als den einzigen Fachmann für die Fragen des Friedens, der uns jetzt noch eine Lösung geben kann?
Die meisten Politiker setzen heute noch ihr Vertrauen auf die Raketen. Sie sind immer noch davon überzeugt, dass man mit Mord und Gewalt ein Paradies bauen kann. Die Entscheidung für die Mordwaffe ist die Entscheidung für Barabbas. Das ist die Fehlentscheidung unserer Generation – der Generation, die sich damals gegen Jesus entschieden hat und noch rufen konnte: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.
Solche forschenden Sprüche können wir uns heute schon gar nicht mehr leisten. Wenn wir uns die Fehlentscheidung eines atomaren Krieges leisten, dann gibt es keine Generation unserer Kinder nach uns.
Gottes Handeln durch menschliche Fehlentscheidungen
Damals, vor dem Palast des Pilatus, wurde die größte Fehlentscheidung der Menschheit getroffen. Der Mörder wird freigelassen, der Unschuldige wird gekreuzigt. Diese Entscheidung trafen die Menschen, die daran beteiligt waren, mit vollem Bewusstsein.
Wer in dieser Geschichte jedoch nur das menschliche Handeln sieht, übersieht das Wesentliche. Denn hier wirkt auch Gott. Durch die Fehlentscheidung der Menschen hindurch handelt Gott und trifft seine eigene Entscheidung.
Am Ende geschieht genau das, was Gott wollte: Der Mörder wird frei, der Unschuldige wird gekreuzigt.
Barabbas’ Freiheit und die Bedeutung für uns
Um das zu verstehen, müssen wir uns in die Rolle des Mörders Barabbas versetzen. Barabbas sitzt im Gefängnis, in seiner Zelle. Er ist mit Ketten an die Wand gefesselt. Hinter sich hat er sein kaputtes Leben, vor sich seinen Tod. Es ist der letzte Tag seines Lebens, und in wenigen Stunden wird seine Hinrichtung stattfinden.
Da hört er Schritte: Die Soldaten des Hinrichtungskommandos marschieren den Gefängnisgang entlang. Genau vor seiner Zelle ertönt das Kommando: „Abteilung Halt!“ Barabbas weiß jetzt, dass es so weit ist. Das ist das Ende. Doch dann hört er, wie plötzlich die Türen der Nachbarzellen links und rechts aufgerissen werden. Es heißt: „Raustreten!“ Seine beiden Zellengenossen, seine Kampfgefährten von links und rechts, werden zur Hinrichtung abgeführt. Barabbas bleibt sitzen.
Als die Schritte verhallen und die Gefangenen weggebracht sind, öffnet der Offizier die Tür zu Barabbas’ Zelle und sagt: „Gefangener Barabbas, hier!“ Dann erklärt der Offizier: „Du hast Glück, dir fehlt nur die Amnestie. Du kannst gehen. Frohe Ostern, hau ab!“ Barabbas begreift überhaupt nichts. Der Offizier erläutert weiter: „Es hat eine Wahl stattgefunden zwischen dir und einem gewissen Jesus. Die Bevölkerung hat ihn gewählt, damit er sterben soll, und dich erwählt, damit du frei sein kannst. Er wird jetzt an deiner Stelle hingerichtet.“
Barabbas versteht immer noch nicht. Er weiß nur: Ich bin frei, ich kann gehen. Er verlässt das Gefängnis, geht durch die Stadt, durch das Stadttor und hinaus vor die Stadt. Dort sieht er auf einem Hügel eine riesige Volksmenge stehen. Das ist der Hügel Golgatha, die Hinrichtungsstätte von Jerusalem.
Als er näherkommt, sieht er auf diesem Hügel drei Kreuze, die sich scharf gegen den Himmel abheben. An jedem Kreuz hängt ein Mensch. Die beiden Männer links und rechts kennt er. Das sind seine Zellengenossen, seine Gesinnungsgenossen, seine Untergrundbewegungsgenossen. Sie sind Terroristen wie er, Mörder wie er, schuldig wie er. Aber den Mann in der Mitte kennt er nicht.
Es fällt ihm nur auf, dass dieser Mann eine Krone aus Dornen auf dem Kopf trägt. Unter dieser Krone blicken ihn zwei Augen an, die mit unendlicher Güte und Liebe sehen. Barabbas fühlt sich von diesem Gesicht magisch angezogen. Er drängt sich durch die Menge bis ganz an die Absperrung vor.
Dort kann er auch den Zettel erkennen, der in der Mitte über dem Kreuz angebracht ist. Er liest: „Jesus von Nazaret, König der Juden.“ Als er diesen Zettel liest, beginnt er zu begreifen: Das ist also der Mann, der an meiner Stelle dort hängt, dem ich meine Freiheit verdanke.
Wenn sie ihn nicht dort angenagelt hätten, wäre er jetzt selbst dort angenagelt. Dort hinge er nun, und über ihm würde ein Schild mit seinem Namen und seiner Schuld hängen: Barabbas, Mörder. Doch dort hängt ein Schild mit der Aufschrift „Jesus, König der Juden“. Er hängt jetzt dort, wo Barabbas hätte hängen müssen. Aber Barabbas hängt nicht dort, weil dieser Mann an seiner Stelle hängt. Deshalb ist er frei. Er lebt.
Die Bedeutung des Kreuzes für uns heute
Das, liebe Freunde, ist unsere Situation: Barabbas, das sind wir. Barabbas heißt auf Deutsch „Sohn des Vaters“. Wir alle sind Kinder des einen Vaters, Adam. Durch die Erbsünde gehören wir zum Geschlecht der Sünder. Wir sind Aufrührer gegen Gott und haben die Todesstrafe verdient.
Aber weil Jesus, der Unschuldige, für uns, die Schuldigen, stirbt, sind wir frei. Deshalb können wir leben.
Ob Barabbas Jesus nur angeklotzt hat oder ob er ihn mit gläubigem Herzen angebetet hat, sagt uns die Bibel nicht. Aber die Bibel sagt: Wer an Jesus glaubt, der wird frei. Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei.
Dir kommt das vielleicht alles ziemlich fremd und unverständlich vor. Und das kann ja auch gar nicht anders sein. Das Kreuz von Jesus, liebe Freunde, ist unverständlich. Kein Mensch kann je verstehen, dass Gottes Liebe so groß ist, dass er seinen Sohn am Kreuz sterben lässt.
Aber die Bibel sagt: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern gerettet werden.
Dass ausgerechnet das Kreuz von Jesus der Weg in die Freiheit ist, ist für uns schwer zu begreifen. Dieser Weg kann nicht verstanden werden, aber er kann gegangen werden. Solange du ihn nicht gehst, wird er dir auch fremd bleiben.
Der Weg in die Freiheit
Es geht uns wie einem Gefangenen, der lebenslänglich im Gefängnis sitzt. Er kennt jeden Quadratzentimeter seiner Zelle. Wer kennt jeden Weg im Gefängnis? Wer kennt jedes Steinchen? Nur den Weg aus dem Gefängnis, den Weg in die Freiheit, den kennt er nicht.
Die anderen Wege ist er schon tausendmal gegangen, aber diesen einen Weg ist er noch nie gegangen. Ist das etwa ein Argument gegen die Freiheit? Wir alle haben unsere bekannten Trampelpfade, auf denen wir versuchen, mit unserem verfehlten Leben fertigzuwerden.
Wir führen meistens nur im Kreis herum. Wir verdrängen, wir verniedlichen, wir verharmlosen, wir vergessen unsere Schuld. Aber all das ist nur wie ein Freigang auf dem Gefängnishof. Am Ende sitzen wir immer wieder in der Zelle, im Gefängnis unserer Schuld.
Der Weg in die Freiheit, heraus aus deiner Schuld, der ist dir offen. Er ist dir zwar fremd, aber er ist offen, wenn du zu Jesus kommst. Jesus erwartet dich mit offenen Armen.
