Die Bedeutung der Auferstehung für den christlichen Glauben
Der Herr ist auferstanden – das ist der Siegesruf von uns Christen. Die Auferstehung Jesu ist gewissermaßen eine Garantie dafür, dass auch wir auferstehen werden. Sie ist eine Garantie für das Leben schlechthin. Wäre Jesus im Grab geblieben, wären wir heute nicht hier. Wir haben einen Gott, der lebt.
Selbst wenn man heute im Radio hört, was das Hauptthema ist, dann geht es oft um Schokolade und wie sie hergestellt wird. Ich habe nichts gegen Schokolade und auch nichts gegen Schoko-Oasen, aber das ist doch nicht die Hauptsache von Ostern. Oder eine Reporterin sagt: „Jesus ist ein cooler Typ, wegen dir haben wir drei Tage frei.“ Nein, es geht um viel, viel mehr. Nicht um drei Tage frei, nicht um Osterhasen und Ostereier – so schön das alles ist.
Hier geht es um den Auferstandenen, Gott, der für unsere Schuld gestorben ist, auferstanden ist und jetzt lebt. Die Auferstehung ist das Fundament unseres Glaubens. Ist Jesus nicht wirklich leiblich auferstanden, nicht wirklich aus diesem Grab gekommen, dann würde ich nicht einmal mehr predigen. Nicht fünf Minuten würde ich predigen, denn dann wäre alles tot.
Ist Christus nicht auferstanden, kann man den christlichen Glauben einfach vergessen. Man kann die Bibel vergessen, man kann alles vergessen. Paulus schreibt: Christus ist von den Toten auferstanden. Er ist der Erste, den Gott auferweckt hat, und seine Auferstehung gibt uns die Gewähr – also die Garantie –, dass auch die, die im Glauben an ihn gestorben sind, auferstehen werden. Das ist die Garantie.
Wäre Jesus nicht auferstanden, dann wäre alles umsonst. Alles, was wir reden, wäre einfach frommer Plapper.
Zweifel und Beweise für die Auferstehung
Von Jesus erwarteten die Menschen übrigens nicht, dass er auferstehen würde. Und als er bereits auferstanden war und sie hörten, dass das Grab leer war, glaubten sie das immer noch nicht. Erst als sie ihn mit eigenen Augen gesehen hatten, wurde ihr Glaube daran stärker.
Das ist übrigens einer der überzeugendsten Beweise dafür, dass die Jünger den Leichnam von Jesus nicht gestohlen haben. Es gab nämlich das Gerücht, dass sein Leichnam gestohlen worden sei. Die Jünger wären jedoch nicht einmal auf die Idee gekommen, den Leichnam zu stehlen. Wohin hätten sie ihn überhaupt bringen sollen? Und was hätten sie mit dem Diebstahl bezwecken wollen? Nein, diese Idee kam ihnen nicht.
Auch haben sie diese Ereignisse nicht erfunden, obwohl sie später aufgeschrieben wurden. Mit der Kreuzigung war für sie die Geschichte mit Jesus vorerst abgeschlossen.
Die Gegner von Jesus hatten erstaunlicherweise eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Auferstehung von Jesus eingeschätzt als die Jünger selbst. Offenbar hatten sie besser zugehört, was Jesus predigte, als die Jünger. Denn was sagen sie? Nach der Kreuzigung gehen sie zu Pilatus und sagen, ihnen sei eingefallen, dass dieser Betrüger – fast kann man es nicht lesen, dass Jesus als Betrüger beschimpft wurde, als er noch lebte – behauptet habe, nach drei Tagen werde er auferstehen. Das wussten sie noch. Sie waren also gläubiger als die Jünger.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten rechneten offenbar mit dieser Möglichkeit. Deshalb baten sie Pilatus darum, dass das Grab bis zum dritten Tag bewacht wird. Man bewacht also ein Grab – habt ihr so etwas schon einmal gehört? Sie fürchteten, dass die Jünger kommen könnten, um den Leichnam zu stehlen.
Die Jünger wären auf diese Idee gekommen, so schlau waren sie nicht. Sonst hätten sie den Leichnam gestohlen, um dann dem Volk gegenüber zu behaupten, Jesus sei von den Toten auferstanden. Dieser zweite Betrug wäre noch schlimmer gewesen als der erste.
Die Gegner wussten genau, wovon sie sprachen. Es ist sehr erstaunlich, dass sie sich daran erinnerten, dass Jesus gesagt hatte, er werde auferstehen. Sie wussten, dass, wenn Jesus auferstehen würde, dies der Beweis wäre, dass er der Messias und der Erlöser ist. Das wussten sie aus den Schriften.
Deshalb wäre der zweite Betrug für sie schlimmer gewesen als der erste. Denn wenn Jesus auferstanden wäre, dann wäre er der Messias, und sie hätten den Messias ans Kreuz gebracht – was für eine Katastrophe!
Die Jünger jedoch kamen nie und nimmer auf die Idee, den Leichnam von Jesus zu stehlen. Sie waren einfach traurig und orientierungslos. Sie wussten nicht recht, wie sie diese Hinrichtung einordnen sollten.
Das sehen wir in der Geschichte der beiden Jünger, die nach Emmaus laufen. Diese Geschichte möchten wir heute und morgen genau miteinander anschauen, und ich werde sie uns jetzt vorlesen.
Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus
Am selben Tag gingen zwei der Jünger nach Emmaus, einem Dorf, das etwa zwei Stunden von Jerusalem entfernt liegt. Unterwegs sprachen sie miteinander über alles, was in den vergangenen Tagen geschehen war. Während sie redeten und nachdachten, trat Jesus selbst zu ihnen und schloss sich ihnen an. Doch es war, als würden ihnen die Augen verschlossen; sie erkannten ihn nicht.
„Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?“, fragte Jesus sie. Da blieben sie traurig stehen. Einer von ihnen, der Kleopas hieß, antwortete: „Bist du der einzige, der sich zurzeit in Jerusalem aufhält und nichts von dem weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?“
„Unglaublich! Was ist denn geschehen?“, fragte Jesus weiter. Sie erwiderten: „Es geht um Jesus von Nazaret, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hat. Unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer haben ihn zum Tode verurteilt und kreuzigen lassen. Wir hatten gehofft, er sei derjenige, der Israel erlösen würde. Heute ist außerdem schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.“
„Doch nicht genug damit“, fuhren sie fort. „Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in Aufregung versetzt. Sie waren heute früh am Grab und fanden seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, Engel seien ihnen erschienen und hätten gesagt, dass er lebt. Daraufhin gingen einige von uns zum Grab und fanden alles so vor, wie es die Frauen berichtet hatten, aber ihn selbst sahen sie nicht.“
Da sagte Jesus zu ihnen: „Ihr unverständigen Leute, wie schwer fällt es euch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben! Musste denn der Messias nicht all das erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?“
Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei allen Propheten.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, doch die beiden Jünger hielten ihn zurück. „Bleibe doch bei uns“, baten sie ihn, „es ist schon fast Abend, der Tag geht zu Ende.“ Da begleitete er sie hinein und blieb bei ihnen.
Als er mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick verschwand er; sie sahen ihn nicht mehr.
„War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unseren Herzen brennen, während er unterwegs mit uns sprach und uns das Verständnis für die Schrift öffnete?“, sagten sie zueinander.
Unverzüglich brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie alle versammelt – die Elf und die, die sich zu ihnen hielten. Man empfing sie mit den Worten: „Der Herr ist tatsächlich auferstanden. Er ist Simon erschienen.“
Da berichteten die beiden, was sie unterwegs erlebt hatten und wie sie den Herrn erkannt hatten, als er das Brot in Stücke brach.
Die Verwirrung und Enttäuschung der Jünger
Die beiden Jünger gehörten nicht zum Kreis der elf oder zwölf Jünger. Sie gehörten jedoch zu denen, die sich zu Jesus hielten und ihn begleiteten. Mit großem Respekt sprachen sie von Jesus. Er hatte sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen.
Doch das, was sie in den letzten Tagen erlebten, erschütterte sie zutiefst. Sie waren verwirrt und orientierungslos. Was macht man in solchen Zeiten, wenn man nicht mehr weiß, wohin und was alles geschieht? Man kehrt dorthin zurück, wo man sich auskennt. Man macht dort weiter, wo man abgebrochen hatte.
So ging Petrus wieder fischen, und die Emmaus-Jünger kehrten nach Hause, nach Emmaus, zurück. Man versucht, dort weiterzumachen, wo man vorher aufgehört hat. Also machten sie sich auf den Heimweg, um ihr Leben so weiterzuführen, wie sie es taten, bevor sie Jesus begegneten. Gedanklich konnten sie sich aber von all dem, was da geschah, nicht lösen.
Die beiden sprachen über die Eindrücke und ihre Verwirrung. Es war einfach unfassbar. Alles war so endgültig, alles hatte einen unerwarteten Abschluss gefunden. Ihr Herr war tot, und der Leichnam war weg. Was war nun nur mit seinen Worten? Sie hörten ihm so gern zu, wenn er sprach. Er sprach mit besonderer Vollmacht, und es berührte sie tief in ihrem Herzen, wenn er etwas sagte.
Einmal sprach er zu Maria, als sie über ihren toten Bruder weinte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.“ Was für mächtige Worte! Und jetzt war er tot! Er selber, der vom Leben sprach, war hingerichtet worden.
Groß waren ihre Erwartungen, die sie an Jesus hatten. Sie dachten, er würde in Jerusalem den Thron besteigen, den Thron Davids, und er würde die Macht der Römer im Land brechen. „Wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde.“ Und jetzt? Jesus wurde in der aller Öffentlichkeit gedemütigt und hingerichtet.
Was ist nun mit seinen eindrücklichen Worten und Taten? Was macht das alles für einen Sinn, wenn er jetzt tot ist? Wie konnte er von ewigem Leben sprechen, wenn er selbst sterben musste? Ist jetzt tatsächlich alles aus? War das nur eine Episode in unserem Leben?
Und die komische Sache am Morgen mit den Frauen, die das in Aufregung versetzten: Maria, die ihnen erzählte, das Grab sei leer, Jesus sei verschwunden. Die Jünger konnten damit gar nichts anfangen. Sie hielten das alles für leeres Gerede und glaubten ihnen nicht.
Immerhin liefen einige zum Grab, um sich zu vergewissern, ob das stimmte, was diese Frauen erzählten. Und tatsächlich war Jesus nicht mehr im Grab. Aber seinen Leichnam fanden sie auch nicht. Und obwohl Petrus und einige Jünger gesehen hatten, dass Jesus offensichtlich nicht mehr im Grab lag, kamen sie immer noch nicht auf die Idee, dass er auferstanden sei.
Denn was hätten sie gemacht, wenn sie jetzt geglaubt hätten, dass Jesus auferstanden ist? Wenn wir jetzt an ein Grab kämen und der, der drin ist, nicht mehr drin ist, und wir überzeugt sind, er ist jetzt auferstanden – was machen wir dann? Ja, wir freuen uns, genau. Und dann? Dann sucht man ihn. Dann gehe ich ihn doch suchen. Wenn ich annehme, dass Jesus auferstanden ist, dann gehe ich doch, dann suche ich doch Jesus. Dann bete ich doch, dass ich ihn finde. Aber dann gehe ich doch nicht fischen oder ich gehe irgendwo nach Hause, sondern dann suche ich ihn.
Das zeigt, wie die Jünger das gar nicht fassen konnten, was da geschehen war, obwohl sie das leere Grab kannten. Diese Männer waren zutiefst verwirrt und orientierungslos. Sie hatten keine Erklärung für die schrecklichen Ereignisse. Es ergab einfach keinen Sinn.
Mit Jesus starb ihre Hoffnung, ihre Träume. Statt an der Seite von Jesus sich über die Erlösung Israels zu freuen, mussten sie sogar um ihr Leben fürchten. Denn man konnte noch nicht beurteilen, ob die Hetze gegen Jesus sich auf seine Jünger ausweiten würde. So riefen sie nach Hause.
Wir können diese Männer gut verstehen. Wir können sogar nachempfinden, wie es ihnen zumute gewesen sein muss. Ihre Gedanken und Gefühle sind uns nicht fremd. Wer hoffte nicht schon, Jesus werde in einer schwierigen Lebenssituation eingreifen – und es ist nichts geschehen, nicht das, was ich erwartet habe?
Wir vertrauten Gott von ganzem Herzen, wir beteten. Wir wussten, dass Gott nichts Unmögliches ist. Wir nahmen seine Versprechen ganz ernst. Aber es geschah nichts, nicht das, was ich erwartet habe. Wir oder unsere Freunde wurden nicht geheilt, ich habe keinen Partner fürs Leben gefunden, ich wurde bei der Arbeit nicht befördert, mein Freund, meine Frau oder wer auch immer bekehrten sich nicht. Unsere Erwartungen wurden enttäuscht.
Das ist die Erfahrung, die uns mit den Emmaus-Jüngern verbindet. Oft waren wir selbst verwirrt und orientierungslos. Wir waren dabei aufzugeben und zu unseren alten Gewohnheiten zurückzukehren – in eine Welt hinein, die uns überschaubar und berechenbar scheint.
In solchen Situationen stehen wir in der Gefahr, uns von Jesus zu lösen. Nein, nicht dass wir uns von ihm absagen, aber dass wir innerlich eine Distanz gewinnen. Wir setzen uns nicht mehr so stark für das Reich Gottes ein. Wir laufen mit. Unser Glaube an Jesus ist nicht mehr von Hingabe und Leidenschaft geprägt.
Die liebevolle Begleitung Jesu in der Verwirrung
Jesus ist das nicht egal. Wenn wir in eine solche Situation kommen, lässt er Menschen, die ihn von Herzen lieben, nicht einfach in Verwirrung und Orientierungslosigkeit stehen.
Die Jünger verloren trotz der Enttäuschung die Achtung vor Jesus nicht. Ihnen war klar: Jesus war ein großer und ganz besonderer Prophet. So etwas hatten sie noch nie gesehen und noch nie jemanden so reden hören. Er hat sich durch sein Wirken und sein Wort von Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen.
Wir wissen zwar nicht, wie wir das, was geschah, verstehen sollen, aber Jesus verdient weiterhin den höchsten Respekt vor uns. Und wenn Menschen so an Jesus festhalten, wird er uns nicht ohne Hilfe stehen lassen.
Das zeigt doch diese Geschichte mit den Jüngern, die nach Emmaus unterwegs sind. Jesus ließ diese Männer mit ihren unbeantworteten Fragen nicht allein. Er begegnete ihnen, ohne dass sie ihn erkannten. Er lief mit ihnen eine Weile und fragte sie schließlich: „Worüber redet ihr miteinander?“ Die beiden blieben stehen, traurig und überrascht, dass da überhaupt noch einer in der Gegend herumläuft, der keine Ahnung hat, was da in Jerusalem geschehen war.
Jesus bat sie, zu erzählen, was geschehen war. Sie erzählten alles: ihre ganze Verwirrung und Ratlosigkeit, ihre Trauer über den Verlust von ihrem Propheten, der so tief in ihr Herz hineingesprochen hat und so viel Hoffnung in ihr Leben hineingegeben hat.
Übrigens gibt uns Jesus hier ein schönes Beispiel dafür, wie wir Menschen in tiefer Not begegnen können. Es sind drei Schritte, die wir beobachten können:
Zunächst schenkt Jesus einfach Aufmerksamkeit. Er läuft einfach mit, gibt Aufmerksamkeit dadurch, dass er gegenwärtig ist und diese Männer begleitet. Ich denke, dass Jesus ein ganzes Stück Zeit einfach neben diesen Jüngern mitgelaufen ist.
Dann spricht er sie an und fragt sie, was sie bewegt. Danach hört er zu, obwohl er genau weiß, was da alles passiert ist. Aber er hört ihnen zu. Jesus will hören, wie sie das erlebt haben, wie das für sie ist, wo ihre unbeantworteten Fragen sind. Er will hinhören und sie verstehen, um nachher auch auf sie einzugehen.
Als Drittes korrigiert Jesus ihre Sichtweise. Er zerstört dadurch ihre fehlgeleiteten Gedanken und entlarvt ihre falschen Erwartungen. Jesus beginnt sogar mit einem Tadel: „Ihr unverständigen Leute“, sagt er.
Wenn ich das in einem Seelsorgeseminar sagen würde, wenn dann die Person, die sich beraten lässt, von dir alles gesagt hat, dann sag doch mal, wie unverständlich sie ist. Wie schwer fällt es euch, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Das würden wir vermutlich nicht tun.
Jesus tut es, aber er macht das ganz richtig natürlich. Ich will jetzt nicht sagen, dass das die Generalmethode ist, mit der wir sehr beteiligt sind, wenn jemand etwas sagt, und dann sagen: „Du Unverständlicher!“ Natürlich geht das nicht so.
Aber Jesus hat diese Autorität. Er wusste ja auch, was er ihnen zu sagen hat. Er steigt nicht in ihr Klagen ein und sagt: „Oh, ihr armen kleinen Jünger, was musstet ihr alles da erleben?“ Nein, er belehrt sie. Er erklärt ihnen, was passiert ist.
Musste denn der Messias nicht das alles leiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen? Habt ihr das schon einmal überlegt? Oder seid ihr nur traurig darüber, dass er nicht mehr da ist? Oder habt ihr überlegt, dass das einen Sinn haben könnte, dass das wichtig gewesen wäre?
Natürlich musste er das erleiden. Jesus fing bei Mose an und fuhr mit den Propheten fort. Also quasi durch das ganze Alte Testament ging er. Das war vermutlich eine der intensivsten Bibelstunden überhaupt, die es je auf dieser Welt gab.
Jesus, der die Emmaus-Jünger unterrichtet in dem, was im Alten Testament von ihm geschrieben steht – da wäre ich sehr gern dabei gewesen, und zwar mit einem Lexikon. Man hätte vermutlich bei mir gesagt: „Warte, jetzt muss ich noch schnell schauen, wo ist die Stelle, was meinst du, welcher Zusammenhang?“
Das Alte Testament ist voll von Aussagen, die auf Jesus hinweisen: Jesus, der Messias und Erlöser, Voraussagen über den Ort seiner Geburt, über sein Leben, über sein Sterben und über seine Auferstehung.
Deshalb sagten ja die Pharisäer, dass er von der Auferstehung gesprochen hat, und wenn er aufersteht, sei der Betrug ja noch größer, wenn sie den Leichnam geklaut haben.
Warum muss denn die Schrift gelesen werden? Weil es in der Schrift steht, natürlich. Jesus zeigt das den Jüngern auf. Er zeigt ihnen, dass sie enttäuscht sein mussten, weil ihre Erwartungen an Jesus und das Leben mit ihm falsch waren.
Sie hatten eine falsche Vorstellung. Sie hatten noch nicht begriffen, worum es bei Jesus geht. Jesus korrigierte ihre falschen Vorstellungen, und die beiden begannen zu verstehen.
Sie begriffen, was dieser Fremde sagte. Sie sahen jetzt alles, was in den vergangenen drei Tagen geschah, in einem anderen Licht. Sie begannen zu verstehen, dass die Kreuzigung und das leere Grab sein mussten, weil Gott es so wollte.
Sie begannen zu verstehen, dass gerade durch Kreuz und Auferstehung Gott Israel und die Menschen erlösen will.
Die Bedeutung richtiger Erwartungen und die Kraft der Schrift
Praktisch alle Verwirrung und Orientierungslosigkeit – oder man könnte auch sagen: die meisten Enttäuschungen, die wir erleben – entstehen, weil wir falsche Erwartungen haben. Wenn man etwas Falsches erwartet, wird man immer enttäuscht sein. Wenn ich zum Beispiel erwarte, dass eine Kuh Wasser gibt und keine Milch, dann werde ich enttäuscht sein, wenn Milch kommt. Falsche Erwartungen sind die Nahrung für große Enttäuschungen.
Ein Beispiel: Der Sohn eines Lokomotivführers kam in die erste Klasse. Nach der Schule fragte die Mutter: „Wie war’s?“ Er antwortete: „Alles Betrug! Da steht an der Tür ‚erste Klasse‘, aber wenn man reinkommt, muss man auf Holzbänken sitzen.“ Das sind falsche Erwartungen.
Falsche Erwartungen zerstören viele Beziehungen. Viele Freundschaften und Ehen gehen in die Brüche, weil wir falsche Erwartungen aneinander haben. Wir neigen stark dazu, das zu hören, was wir gerne hören wollen, und das zu überhören, was uns nicht passt.
So erwarten wir oft von Gott, dass er dafür sorgt, dass es uns meistens gut geht. Er müsse dafür sorgen, dass wir ein möglichst schmerzfreies Leben führen. Aber hat Gott uns irgendwo versprochen, dass unser Leben schmerzfrei und ohne Leid sein wird? Ja, er hat es uns versprochen – aber in der Herrlichkeit, nicht hier auf der Erde.
Das heißt nicht, dass Gott heute nicht heilen kann, und es heißt nicht, dass er Schmerzen nicht lindern kann. Aber er hat uns nicht gesagt, dass wir ein Anrecht darauf hätten, dass unser Leben in dieser Zeit schmerzfrei ist.
Wir müssen unsere falschen Erwartungen korrigieren. Das gelingt am besten, indem wir die Bibel lesen. Jesus hat genau das mit seinen Jüngern getan. Was hat er gemacht? Er hat im Prinzip eine Bibelarbeit mit ihnen durchgeführt, um ihnen zu zeigen, wie die richtigen Erwartungen aussehen und was sie wirklich erwarten konnten. Er erklärte es ihnen am Wort Gottes.
Das sehen wir auch im bekannten Wort an Timotheus: „Alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben.“ Dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift. Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
So ist also derjenige, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen. Er ist durch sie ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.
Genau aufgrund dieser Schrift hat Jesus die Emmausjünger unterwiesen und ihre falschen Vorstellungen korrigiert. Sie waren danach wieder in der Lage, ihr Leben weiterzuführen – nicht als Enttäuschte, sondern als glückliche Menschen.
Eine gesunde Lehre, die auf der Bibel gründet, hilft uns, mit richtigen Erwartungen zu leben und Enttäuschungen zu vermeiden.
Die Einladung Jesu zur Gemeinschaft und die Offenbarung seiner Gegenwart
Die Jünger waren tief berührt von dem, was ihnen dieser Fremde erklärte. Als sie nach Emmaus kamen, tat Jesus so, als wolle er weitergehen.
Das ist das Besondere, das uns bei Gott immer wieder begegnet: Gott drängt sich nie auf, niemals. Jesus wäre weitergelaufen. Gott macht eins: Er lädt ein und lässt sich einladen. Aber er drückt nirgends die Tür mit Gewalt auf, nie.
So wollte Jesus weitergehen, doch die Jünger baten: „Bleibt doch bei uns!“ Es war schon fast Abend. In Israel gibt es keine lange Dämmerung, wie wir sie kennen. Sobald die Sonne untergeht, wird es sofort dunkel.
Das war auch mein Schicksal, als ich einmal in Israel war. Ich wusste das nicht. Wir hatten Fahrräder aus dem Flugzeug bekommen und dachten, es sei noch früher Abend und lange hell. Wir wollten nach Tel Aviv radeln. Doch als wir am Flughafen herauskamen, war es stockdunkel. Es wird dort wirklich sofort dunkel, wenn die Sonne untergeht.
Die Jünger sagten also: „Es wird Abend, bleib doch bei uns, laufe nicht in die Dunkelheit.“ Wenn du, wie diese Jünger, die Sehnsucht hast, mit Jesus zusammen zu sein, wenn du ihn noch nicht kennst, seine Nähe erleben möchtest oder erfahren willst, was Gott in dein Leben legen kann, wenn du eine Perspektive für deine Zukunft suchst und dein Leben nicht nur mit dem Tod und vielen Fragezeichen enden soll, sondern du Antworten möchtest, dann gibt es keinen besseren Weg, als dich mit Jesus zu verbinden.
Ich habe gestern einen Film über Augustinus gesehen. Ein Bischof sagte zu ihm über die Wahrheit: „Die Wahrheit findest du nicht, die Wahrheit kommt zu dir.“ Das fand ich sehr interessant. Er fügte hinzu: „Die Wahrheit kommt zu dir in Jesus Christus.“ Du findest die Wahrheit nicht in dir selbst, sondern die Wahrheit kommt zu dir in Jesus Christus. Jesus ist die Wahrheit.
Wenn du diese Sehnsucht hast und dein Leben auf ein gutes Fundament stellen möchtest, dann lädt dich Jesus ein. Zum Beispiel heißt es in der Offenbarung: „Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe?“ Wer meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, dem werde ich hineingehen. Wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.
Jesus wird die Tür nicht aufdrücken oder sprengen. Er klopft an. Wenn du willst, öffne ihm die Tür. Er sagt: „Ich komme gern zu dir.“ Mit einem einfachen Gebet kannst du Jesus diese Tür öffnen. Er kommt nur, wenn du Gemeinschaft mit ihm möchtest.
Nun ließ Jesus sich in das Haus bitten. Er saß mit ihnen am Tisch, nahm das Brot, dankte und brach es. In diesem Moment wurden den Jüngern die Augen geöffnet. Plötzlich wurde ihnen klar: Dieser Fremde ist Jesus.
Das muss unglaublich gewesen sein! Kaum hatten sie ihn erkannt, war Jesus weg. Sie sahen ihn nicht mehr.
Die Bedeutung des Verstehens und der Schrift für den Glauben
Und nun kann man natürlich fragen, warum sich Jesus nicht gleich zu erkennen gab. Warum hatte Jesus die Jünger so lange praktisch im Ungewissen gelassen, wer er selbst ist? Warum ist er nicht gekommen und hat gesagt: „Das sei doch nicht mehr traurig, seht, ich bin ja da, ich bin auferstanden“?
Warum hat Gott das so gemacht, dass sie erst zum Schluss verstanden, dass Jesus mit ihnen unterwegs war? Warum, denkt ihr?
Schockiert – ja, also schockiert, das ist eine Variante. Was wäre noch eine Variante? Oder anders gefragt: Warum denkt ihr, dass Gott das so gemacht hat?
Ich denke, dass das einen nachvollziehbaren Grund hat. Das klingt korrekt. Ja, ich würde auch in diese Richtung gehen. Nachvollziehbar wäre, dass, hätte Jesus sich gleich offenbart, die Freude riesengroß gewesen wäre. Sie hätten sich einfach gefreut, dass Jesus jetzt da ist. Aber wenn Jesus wieder weg gewesen wäre, dann bestünde die Gefahr – das kann man nachher sagen –, dass man denkt: „Ja, der hat da irgendeine Erscheinung gehabt“ oder „Er ist heiß gewesen“. Schlussendlich könnten sie selbst Zweifel bekommen: War das nun wirklich Jesus? Dann hätten sie einfach eine Erfahrung mit Jesus gemacht.
Aber Jesus wollte nicht, dass sie nur eine Erfahrung machen. Er wollte, dass sie verstehen, was geschehen ist. Er wollte, dass ihr Glaube auf einem guten Fundament steht, und zwar auf der Offenbarung Gottes. Er wollte, dass sie zuerst begreifen, dass alles so geschehen musste. Warum? Weil es in der Schrift steht.
Er wollte ihnen zeigen, dass das, was geschehen ist, Hand und Fuß hat. Dass Gott das schon seit Jahrhunderten vorher angekündigt hat und dass es jetzt eingetroffen ist. Das müssen sie wissen, weil sie diejenigen sind, die das später weiter unterrichten werden.
Es reicht nicht nur, wenn sie sagen: „Wir haben den Auferstandenen gesehen.“ Sie können auch sagen: „Schon vor Tausend Jahren hat Gott gesagt, dass das so kommen muss. Da könnt ihr es nachlesen.“
Die Christen in Berea – wie war das? Was haben die gemacht, als sie die Botschaft von Jesus gehört haben? Sie haben in der Schrift nachgeforscht, ob das so ist, was ihnen erzählt wurde.
Hätte sich Jesus einfach offenbart, ohne sie zu unterweisen, dann hätten sie nur eine Erfahrung mit Jesus gemacht. Jetzt aber haben sie begriffen, worum es im Evangelium geht.
Jetzt konnte ihnen Jesus alles erklären. Und am Schluss, wie eine Krönung dieses Ganzen, haben sie Jesus noch erkannt. Sie konnten als Augenzeugen berichten, was ihnen Jesus gesagt hatte und wie er sie unterwiesen hat.
Echte Erkenntnis hängt immer mit dem Verständnis der Schrift zusammen und mit dem Gehorsam gegenüber dem, was Gott uns offenbart. Wenn jemand bereit ist, Gottes Willen zu erfüllen, wird er erkennen, ob das, was ich lehre, von Gott kommt oder ob ich aus mir selbst heraus rede.
Das Wort ist also ein ganz wichtiges Fundament. Und wenn wir das leben, werden wir immer wieder von dieser Freude durchdrungen, die bei diesen Männern einen bewegenden Ausdruck fand.
Sie waren überglücklich: Jesus lebt! Und sie hatten ihn nicht nur gesehen, sondern sie hatten jetzt endlich begriffen, warum das so sein musste. Sie hatten verstanden, dass Gott das schon lange vorher gesagt hat, dass es so geschehen wird.
Überglücklich freuten sie sich darüber, dass Jesus lebt. Ihr Adrenalinspiegel war dermaßen hoch, dass sie sich natürlich nicht schlafen legen konnten. Stattdessen gingen sie hinaus in die Dunkelheit, brachen unverzüglich auf und kehrten nach Jerusalem zurück.
Dort fanden sie alle versammelt: die elf und die, die sich zu ihnen hielten. Man empfing sie mit den Worten: „Der Herr ist tatsächlich auferstanden, er ist Simon erschienen.“
Sie konnten ihr Glück nicht für sich behalten. Sie berichteten, was sie erlebt hatten, erklärten bestimmt alles, was ihnen Jesus aus dem Alten Testament beigebracht hatte.
Das musste eine unglaubliche Freude gewesen sein, eine Freude, die wir vermutlich im Moment gar nicht nachempfinden können.
Und wir werden, denke ich, wenn wir einmal wirklich Jesus begegnen, eine Freude haben, bei der wir dann denken: Wie war das jetzt, wenn wir Ostern gefeiert haben? Wie groß war unsere Freude, wenn wir das gewusst hätten!
Der lebendige Gott und die Einladung zum Glauben
Der Herr ist tatsächlich auferstanden. Wir können Jesus immer wieder als unseren auferstandenen und lebendigen Gott erfahren. Wir müssen einzig und allein bereit sein, unsere falschen Erwartungen abzulegen und mit richtigen Erwartungen zu leben.
Nehmen wir uns bitte genügend Zeit, in der Bibel zu forschen. Es wurden Untersuchungen gemacht, wie Christen am besten wachsen und sich am stärksten entwickeln. Das Ergebnis, das mich am meisten gefreut hat, ist genau das, was ich theoretisch auch gesagt hätte, aber nicht hätte beweisen können.
Es handelt sich um eine groß angelegte Studie. Einer der effektivsten Wachstumsmomente ist nicht primär der Gottesdienst oder die Predigt, wie ihr sie heute hört, sondern das persönliche Bibelstudium. Dabei geht es nicht einfach darum, einen Text zu lesen und zu beenden, sondern sich intensiv mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Das ist der stärkste Motor für Wachstum. Natürlich ist alles andere auch wichtig und gehört dazu, aber das persönliche Bibelstudium ist einer der stärksten Motoren für Wachstum.
So lernen wir, mit richtigen Erwartungen zu leben. Jesus wird uns dabei helfen, so wie er seinen Jüngern geholfen hat. Der Herr ist tatsächlich auferstanden.
Ich bete mit uns: Ja, Herr Jesus, wir danken dir, dass du für uns ans Kreuz gegangen bist und auferstanden bist. Deshalb reden wir jetzt mit dir, weil wir wissen, dass du lebst. Wir würden nicht zu jemand anderem sprechen, der gestorben ist. Nein, du lebst, du bist auferstanden, und du bist Herr über alle Herren und König über alle Könige.
Ich danke dir, dass du auch den Emmausjüngern gezeigt hast, dass das, was geschah, nicht einfach zufällig war, sondern schon lange geplant ist. Das können wir im Alten Testament nachlesen, das schon lange vorher geschrieben wurde.
Die meisten von uns sind überzeugt, dass du auferstanden bist – und zwar nicht als eine Idee, sondern weil du aus dem Grab herausgekommen bist. Du bist den Jüngern mit deinem neuen Auferstehungskörper begegnet und bist in den Himmel zu deinem Vater gefahren. Dort bereitest du Wohnungen vor, bis zu dem Tag, an dem auch wir diese Auferstehung erleben werden.
Wir danken dir und beten dich an. Amen.