Liebe Geschwister,
ich bringe euch zunächst herzliche Grüße, einmal aus meiner Heimat, der Heimatgemeinde Hammerbrücke im Vogtland. Das liegt immerhin auch siebenhundert Meter hoch und ein bisschen nordöstlich von hier.
Des Weiteren bringe ich euch Grüße von den Geschwistern aus Wermelskirchen. Dort findet nämlich gerade auch eine Konferenz statt. Sie haben mich dazu verdonnert, gestern Abend den Einleitungsvortrag zu halten. Danach habe ich mich kurzerhand aus dem Staub gemacht, um hier bei euch zu sein.
Die Terminplanung ist bei mir manchmal ein bisschen chaotisch, aber der Herr gibt auch Gnade.
Und noch eine dritte Vorbemerkung: Ich muss euch seelisch und moralisch darauf vorbereiten, denn das Thema ist nicht ganz gemütlich.
Was ihr euch letztlich auch für diese Tage ausgesucht habt – und da wir auch über manche negative Dinge sprechen müssen – habe ich mir vorgenommen, zunächst ein anderes Thema als Einstieg vorzuschalten.
Ich möchte euch einfach etwas von unserem Gott weitergeben. Wir werden viel über den Gegner sprechen, oder besser gesagt, ich möchte nicht von einem Gegenspieler sprechen. Denn der Satan ist kein gleichwertiger Gegner Gottes, niemals. Er könnte von Gott mit dem Hauch seines Mundes vernichtet werden.
In diesen Tagen werden wir viel über den Bösen reden. Deshalb möchte ich jetzt zunächst über den sprechen, von dem der Herr Jesus gesagt hat: Nur einer ist der Gute, und das ist Gott.
Ich denke, das wäre eine würdige Einleitung für das ganze Thema.
Ich habe von Gottes Offenbarung und Gottes Furcht gesprochen. Dabei möchte ich euch einfach einen Eindruck vermitteln von dem, was die Schrift sagt.
Stellt euch vor – und ich möchte ganz einfach auf unserer Ebene beginnen –, wenn diese Welt und alles, was sie enthält, wenn diese Galaxis, von der unser Sonnensystem nur ein winziges Teilchen ist, wenn die unendlichen Weiten des Alls wirklich von Gott geschaffen wurden, dann haben Menschen keine Chance, diesem Gott jemals zu begegnen.
Natürlich werden Menschen niemals in der Lage sein, etwas über diesen Gott zu wissen. Alle Gedanken, die sich selbst die klügsten Philosophen über Gott gemacht haben, wären dann nur Ausflüsse ihrer Fantasie und könnten nichts, nicht das Geringste mit der Wirklichkeit zu tun haben. Ein Mensch kann aus sich selbst heraus nichts, überhaupt nichts über Gott wissen. Das ist prinzipiell nicht möglich.
Wisst ihr, Gott ist ja kein Gegenstand, den ich in die Hand nehmen und erforschen könnte. Er ist auch kein Himmelskörper, dessen Strahlen man vielleicht spektroskopisch untersuchen könnte. Er ist natürlich auch kein Mensch. Das heißt: Menschen an sich werden ihn nie verstehen können.
Das hat schon im Alten Testament der Wahrsager Bileam erkannt, eine durchaus negative Figur. Als er zum König Balak, der ihn geholt hatte, um Israel zu verfluchen, sagte: „Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue, sollte er gesprochen haben und es nicht tun, geredet haben und es nicht aufrecht halten“ (4. Mose 23,19).
Dem Propheten Hosea sagte Gott: „Denn Gott bin ich, und nicht ein Mensch.“ Und der Prophet Jesaja hat uns dieses Wort Gottes weitergegeben: „Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jesaja 55,9).
Liebe Geschwister, das sollte uns klar sein: Gott ist in keiner Hinsicht mit uns vergleichbar. Er steht derart weit über uns, dass es nicht einmal theoretisch denkbar wäre, zu ihm zu gelangen. Er ist so unendlich mächtig, ja sogar gefährlich für uns, dass wir es nicht wagen könnten, ihm unter die Augen zu kommen.
Die bloße Erscheinung von ihm, seiner Gegenwart, müsste uns vernichten. Schaut mal: Wir, die nicht mal ein paar Minuten mit ungeschütztem Auge in die Sonne sehen können, könnten seinen Anblick nicht ertragen.
Das vergessen wir so oft, denn wir haben uns so sehr an seine gnädige Offenbarung, an seine Liebe und an seine Güte gewöhnt. Aber die Schrift sagt: „Auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebräer 12,29).
Ich möchte uns heute Nachmittag deutlich machen, weshalb wir dennoch etwas über Gott wissen können. Zweitens möchte ich zeigen, wie der Allmächtige sich offenbart. Und drittens möchte ich erläutern, welche Konsequenzen das für uns hat. Ich möchte uns diese Konsequenzen gern vor Augen führen.
Erstens: Wir kennen Gott trotzdem, obwohl er eigentlich so unnahbar ist. Wir kennen Gott, weil er sich offenbart hat. Ich habe einige Sätze dazu aufgeschrieben. Keine Angst, falls ihr denkt, das wird jetzt zu theoretisch – es wird noch praktischer, als euch lieb ist. Aber wir müssen auch mal gewisse Grundlagen unseres Denkens und Verstehens begreifen. Das kann uns helfen, mit manchen Dingen weiterzukommen.
Eigentlich ist es so: Gott muss dem menschlichen Zugriff grundsätzlich und tatsächlich entzogen sein. Sonst wäre er kein Gott. Versteht ihr das? Wenn ich zu Gott hin könnte, wenn ich mich in eine Rakete setzen könnte, zu Gott hinfliegen und ihn untersuchen könnte, dann wäre Gott nicht mehr Gott. Dann wäre er ein Ding unter mir. Zwar ein sehr mächtiges, aber er wäre nicht mehr über mir, der mich bestimmt. Dann würde ich ihn untersuchen. Er wäre ein dem Menschen gleichgestelltes Wesen.
Grundsätzlich wird von Gott gesagt, dass er allein Unsterblichkeit hat, ein unzugängliches Licht bewohnt und dass keiner der Menschen ihn gesehen hat noch sehen kann – grundsätzlich so in 1. Timotheus 6,16. Und grundsätzlich kann auch niemand etwas von Gott wissen.
Ich erlebe das manchmal auch in Gesprächen mit Leuten, mit Fremden oder manchmal auch mit solchen, die sich Christen nennen. Man merkt dann, sie haben die abenteuerlichsten Vorstellungen von Gott. Sie denken, Gott muss genauso sein, wie sie sich das vorstellen. Da kommt manchmal der reinste Schwachsinn heraus, und sie sagen, Gott müsse doch das und das machen.
Täusche dich nicht: Wenn Gott Gott ist, dann ist er anders, als du denkst. Dann ist es so, wie er will. Ob dir das passt oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Gott ist Gott. Kein Mensch kann Gott sehen und am Leben bleiben.
Außerdem gibt es noch eine zweite Sache: Die Menschen haben sich durch ihre Sünde selbst den Weg zu Gott verbaut. Aus diesem Grund sind sie für Gott verschlossen. Es gibt also zwei Sperren sozusagen von unserer Seite aus zu Gott. Die erste Sperre ist die grundsätzliche: Gott sagt, niemand kann heran. Er bewohnt ein unzugängliches Licht. Die zweite Sperre, die praktisch durch unsere eigene Schuld dazugekommen ist, ist eben die Sünde. Sie versperrt uns den Weg zu Gott.
Gott sei Dank ist es dabei nicht geblieben.
Zweitens ist Gott nicht stumm und unnahbar geblieben. Er hat sich dem Menschen zu erkennen gegeben – und zwar auf eine Weise, die der natürliche Mensch verstehen und wahrnehmen kann. Das heißt zunächst: Alles, was Menschen über Gott wissen, haben sie von Gott selbst erhalten. Er hat es ihnen geoffenbart, sonst wüssten sie gar nichts von ihm.
Gott kann also nur dann erkannt werden, wenn er sich selbst zu erkennen gibt. Ich sage es mal so, wie Paulus es ausdrückt: Ich rede menschlich wegen der Schwachheit unseres Fleisches. Gott musste bei dieser Offenbarung sozusagen zwei Bedingungen erfüllen – Bedingungen, die ich jetzt in Anführungszeichen setze.
Bedingung eins: Gott musste sich dem Menschen so offenbaren, dass der Mensch das auch ertragen kann. Versteht ihr, was ich meine? Was nützt mir eine Offenbarung Gottes, die mich sofort vernichten würde? Davon hätte ich gar nichts. Das heißt, Gott muss sich so offenbaren und hat das immer so gemacht, dass der Mensch diese Offenbarung überhaupt ertragen kann, ohne sterben zu müssen.
Die zweite Bedingung, die Gott ebenfalls erfüllt hat: Er muss sich so offenbaren, dass der Mensch ihn auch verstehen kann. Was nützt mir eine Offenbarung Gottes in irgendwelchen abstrakten mathematischen Formeln? Vielleicht gibt es ein oder zwei hier, die das verstehen könnten, aber die Mehrheit nicht. Gott muss sich also offenbaren – erstens in einer Weise, die ich ertragen kann, und zweitens in einer Weise, die ich verstehen kann. Das ist ganz wichtig.
Es könnte ja sein, Gott hätte sich in irgendeiner himmlischen Sprache offenbart, die kein Mensch versteht. Dann hätten wir nichts davon. Gott hat normale menschliche Sprachen gewählt, zum Beispiel im Alten Testament Hebräisch und Aramäisch und im Neuen Testament Griechisch.
Wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, kann ein Mensch göttliches Erkennen. Aber er muss es noch nicht anerkennen. Er kann merken: Das ist Gott, aber er muss noch nicht sagen: Diesen Gott bete ich an. Denn bis jetzt wäre sozusagen nur von Gottes Seite aus die grundsätzliche Schranke überwunden – also dass er seine Herrlichkeit so weit zurücknimmt, dass ich ihn erkennen kann und es auch ertragen kann.
Es gibt zwar eine natürliche Gotteserkenntnis, aber sie geht nicht sehr weit. Sie reicht nur so weit, dass man erkennen kann: Es gibt einen Gott, und es könnte so weit gehen, dass man vor diesem Gott schuldig ist. Weiter geht es nicht. Den Weg der Erlösung erkennt man so nicht.
Eine dritte Aussage möchte ich wagen: Wirkliche Gotteserkenntnis ist nur möglich, wenn Gott die Schranke der Sünde durchbricht und persönlich Kontakt mit dem Menschen aufnimmt. Fehlt diese Verbindung zu Gott, bleibt alles Denken und Reden über Gott allgemein und theoretisch. Es bleibt unkonkret und ungenau, wenn Gott nicht selbst in persönliche Verbindung mit dem Menschen tritt.
Die Bibel sagt, dass dieser Kontakt auf zweierlei Weise hergestellt wird. Zum einen durch direkte Gottesbegegnung, wie sie hauptsächlich im Alten Testament vorkommt. Dort ist Gott den Menschen direkt begegnet. Sie haben ihn gesehen – allerdings in einer Form, die sie ertragen konnten, aber dennoch sehr eindrucksvoll war. Später werde ich dazu noch einiges erläutern.
Zum anderen erfahren wir die Gottesbegegnung durch den Heiligen Geist. Dies geschieht vor allem im Neuen Testament. Es gibt jedoch Überschneidungen: Auch im Neuen Testament gibt es noch direkte Gottesbegegnungen, wenn auch seltener. Hauptsächlich wirkt der Heilige Geist. Gleichzeitig ist der Heilige Geist auch im Alten Testament tätig, wenn auch in geringerem Maß oder nur bei einzelnen Personen.
Viertens, und das ist der wichtigste Punkt: Am tiefsten und klarsten hat Gott sich in der Fülle der Zeit in absoluter Einmaligkeit in seinem Sohn Jesus Christus geoffenbart. Durch ihn ist jetzt allen Menschen die Möglichkeit zur Begegnung mit Gott gegeben.
Alle anderen Offenbarungen Gottes, die es gibt, haben in Christus ihren Bezugspunkt und sind nur von ihm her zu verstehen. Ich denke, das leuchtet uns ein. Das ist das, was wir glauben, das ist das, was wir predigen, so evangelisieren wir – auf ihn kommt es an.
Übrigens, er ist auch wie ein Mensch erschienen. Er hatte mit Sicherheit keinen Heiligenschein, wie das manchmal auf Bildern dargestellt wird. Johannes schreibt zwar, dass sie seine Herrlichkeit gesehen haben, aber das war noch nicht die Majestät. Als Johannes dann sah, wie herrlich sein Herr wirklich war, fiel er zu seinen Füßen wie tot.
Auf der Erde war er das noch nicht. Hier merken wir, dass auch diese Offenbarung Gottes sich sozusagen unseren Bedingungen anpasst, damit wir überhaupt an ihn herankommen können. Die Menschen konnten ihn verstehen, sie konnten ihn ertragen, und wenn sie wollten, konnten sie an ihn glauben. Aber sie mussten es nicht, sie wurden nicht dazu gezwungen.
Bei uns ist es genauso.
Jetzt muss ich noch einen Schritt weitergehen. Das ist zunächst ein bisschen theoretisch, aber keine Sorge, es wird bald anders. Woher wissen wir eigentlich etwas über Christus?
Im sogenannten christlichen Abendland gibt es viele, auch ziemlich falsche Vorstellungen darüber. Das ist der fünfte Punkt bei mir: Einen Zugang zu Christus und seinen Worten haben wir nur durch die Worte und Schriften der Apostel. Es gibt keinen anderen Zugang.
Ich will es anders sagen, am besten mit einem kleinen Beispiel. Da hört man besser zu. Ich war auf einer Tagung eingeladen, im Osterzgebirge, in Schmiedeberg, Ostdeutschland. Dort waren Baptisten und einige andere Prediger. Die Baptisten wollten ein Glaubensbekenntnis verfassen, und wir waren dabei. Es ging unter anderem auch um die Stellung zur Bibel, zur Schrift.
Ich war natürlich in der Gruppe, die sich mit der Bibel beschäftigte. Da erzählten sie etwas oder hatten etwas aufgeschrieben. Ich sagte: Leute, warum fehlen hier die wesentlichsten Bibelstellen? Zum Beispiel 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Das hatten sie einfach weggelassen. Wahrscheinlich hielten sie das gar nicht für nötig. Oder im 2. Petrusbrief steht: „Die heiligen Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.“
In der Pause sprach mich einer der Prediger an. Er sagte: Herr Heinz, was ist denn eigentlich los? Ihr glaubt doch nicht an die Bibel, warum reitet ihr so auf der Bibelfrage herum? Ihr glaubt doch nicht an die Bibel, ihr glaubt doch an Jesus, oder?
Ich bin dem Herrn heute noch dankbar, dass er mir – ich kann es nicht anders sagen – durch seinen Geist eine Antwort gegeben hat. Ich sagte: Weißt du, natürlich glauben wir an Jesus, aber wir glauben nur an den Jesus der Bibel. Ich glaube doch nicht an den Jesus eines Jesus-Romans, ich glaube auch nicht an den Jesus eines Jesus-Films. Ich glaube nicht an den Jesus, den jemand in einer Vision gesehen hat und so einen Unsinn erzählt. Ich glaube nur und ausschließlich an den Jesus, von dem Matthäus geschrieben hat, von dem Markus, Lukas und Johannes berichten, von dem Paulus spricht und von dem die Propheten im Alten Testament reden. An diesen Jesus glaube ich, von dem die ganze Bibel voll ist – und an keinen anderen. Ich hoffe, ihr macht es mir gleich.
Aber, liebe Geschwister, das ist das Problem: Die Worte Jesu, die wir haben, sind immer gleichzeitig Worte der Apostel. Ich weiß nicht, ob ihr euch das schon einmal überlegt habt. Die Worte Jesu hat uns der Apostel Matthäus aufgeschrieben, zum Beispiel, oder der Apostel Johannes, oder der Apostelschüler Markus, oder Lukas. Alle Worte Jesu sind also immer gleichzeitig Worte der Apostel.
Ich glaube, ein Grund dafür, warum der Herr Jesus gesagt hat: „Einerseits bin ich das Licht der Welt, und andererseits seid ihr das Licht der Welt“ – und da meinte er seine Jünger – liegt an dieser Sache begründet: Wir können nur an den richtigen Jesus glauben, wenn wir die Schrift haben. Ohne die Schrift haben wir keinen Zugang zu diesem Herrn, der uns rettet.
Sechstens: Ich nehme an, es ist euch klar, wie die Schrift entstanden ist. Paulus hat seine Briefe geschrieben, danach wurden die Evangelien verfasst und so weiter. Zunächst waren das aber einzelne Schriften.
Paulus hat zum Beispiel mehrere Briefe nach Korinth geschrieben, insgesamt vier Stück. Zwei davon sind uns erhalten geblieben, die anderen sind verloren gegangen. Die Korinther und der Heilige Geist haben es nicht für nötig befunden, sie zu bewahren. Auch der Galaterbrief kursierte bei den galatischen Christen.
Woher wussten die Christen in Rom etwas vom Korintherbrief? Versteht ihr, diese Briefe mussten also auch weitergereicht werden. Man hat sie abgeschrieben und gesammelt.
Nun schreibt Paulus zum Beispiel im ersten oder zweiten Thessalonicherbrief irgendwo am Schluss, dass es schon Leute gab, die Briefe von Paulus gefälscht hatten. Das heißt, die Gemeinde Jesu hatte von Anfang an die schwierige Aufgabe, die inspirierten Schriften von den nicht inspirierten zu unterscheiden und sie zusammenzuführen.
Dieser Prozess wird als Kanonbildung bezeichnet. Kanon bedeutet Richtschnur oder Maßstab – also der Maßstab der inspirierten Schriften. Dieser musste festgelegt werden.
Im zweiten Jahrhundert gab es Irrlehrer, die zum Beispiel manche Teile völlig herausstrichen. Das Matthäusevangelium lehnten sie ab und sagten, es gelte nur Lukas und die Apostel- und Paulus-Schriften. Mehr nicht.
Das war ein sehr wichtiger Prozess, der ungefähr 300 Jahre dauerte, bis es wirklich klar war. Auch das ist eine Führung durch den Geist Gottes.
Und schließlich, siebtens: Das ist der Schluss. Sowohl Christus als auch die Apostel bezeugen die Inspiration und Autorität der gesamten Heiligen Schrift, des Alten und Neuen Testaments. Damit setzen sie das Wort Gottes mit der Bibel gleich.
Das bedeutet, dass die Heilige Schrift wirklich Gottes Offenbarung ist. Die Offenbarung selbst bezeugt dies von sich und auch andere Schriften tun das. So bezeugen zum Beispiel die neutestamentlichen Schriften das Alte Testament als wirklich von Gott eingegeben. Petrus bezeugt in gewisser Weise die Paulusschriften parallel zum Alten Testament. In den Evangelien finden wir manchmal erstaunliche Parallelen.
Liebe Geschwister, das ist ein Thema, über das man viele Stunden reden könnte. Die Kanongeschichte gehört zu den schwierigsten theologischen Themen, die man erforschen kann. Für uns ist Folgendes wichtig: Die Schrift selbst bezeugt das so. Diese Heilige Schrift ist wirklich unsere Grundlage. Wir haben keine andere.
Wir haben keine Gefühle als Grundlage unseres Glaubenslebens – hoffentlich haben wir welche, aber nicht als Basis. Wir haben keine Apostel, die heute unsere Führer wären, wie es zum Beispiel in der Neuapostolischen Kirche behauptet wird, die in Wirklichkeit keine Kirche, sondern eine Sekte ist. Wir haben auch keinen Papst, wie es vielleicht die größte Sekte der Welt ist. Wir haben keine Menschen, die einfach sagen könnten: „So geht es lang.“ Unser einziger Maßstab ist die Bibel, das Alte und Neue Testament.
Weißt du, wenn mir jemand einfach so behauptet, Jesus hätte ihm etwas gesagt, dann muss ich erst mal fragen: Welcher Jesus? Was hast du da geträumt? Bist du sicher? Ich will euch mal ein bisschen schockieren zwischendurch.
Wisst ihr, was im christlichen Volk, jedenfalls in Deutschland, üblich ist? Was man glaubt und sagt? Zum Beispiel, beten sei Reden mit Gott und Hören. Also sagt man: Gott redet zu mir. Kannst du mir mal verraten, was er dir da sagt? Was hörst du da eigentlich, wenn du betest?
Manchmal heißt es, Beten sei wie ein Telefongespräch. Ich weiß, wie ein Telefongespräch ist, aber mein Beten fühlt sich irgendwie anders an, habe ich den Eindruck. Oder was hörst du, wenn du hörst? Sind das vielleicht nur die Gedanken, die dir dann einfallen? Glaubst du, das ist das Reden Gottes?
Überleg mal, was du für einen Unsinn schon gedacht hast beim Beten. Soll das wirklich das Reden Gottes sein? Seid vorsichtig! Jemand hat mal gesagt: Alle Schwärmerei kommt daher, dass wir unsere eigenen Gedanken mit den Gedanken Gottes verwechseln. Und das ist unser Problem.
Eine wirklich sichere Grundlage haben wir hier: im Wort Gottes. Natürlich will Gott uns ansprechen, und natürlich soll das persönlich werden. Ich hoffe, das wird in diesen Tagen noch deutlich genug. Aber es muss auf dieser Grundlage geschehen. Sonst haben wir keine weiteren Maßstäbe, an denen wir irgendetwas prüfen können.
Ich komme zu meinem zweiten Punkt: Offenbarung, die Offenbarung des Göttlichen in der Heiligen Schrift. Ich möchte euch einfach einmal vorstellen, was die Schrift über diesen Gott sagt. Den größten Teil davon werde ich vorlesen.
Ich empfehle euch, die Bibelstellen jetzt nicht direkt mitzulesen. Wer möchte, kann sie sich aufschreiben, denn ich lese aus verschiedenen Übersetzungen. Das Blättern könnte sonst zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Stellt euch vor, was passieren würde, wenn Gott uns jetzt, in diesem Augenblick, begegnen würde. Natürlich könnte er sich nicht in seiner ganzen Herrlichkeit zeigen, denn dann wären wir tot. Er müsste seine Majestät so weit zurücknehmen, dass wir das überleben könnten.
Weißt du, wenn er sich sichtbar machen würde, dann würdest du vielleicht sehen, wie dem Bruder neben dir plötzlich der Schweiß ausbricht. Um dich herum würdest du entsetzt aufgerissene Augen wahrnehmen und selbst vor Angst zittern.
Du würdest dich auf einmal fühlen, als wärst du splitternackt – noch viel schlimmer, als wäre jeder Gedanke völlig bloß vor diesem Gott. Im selben Augenblick wüsstest du, dass deine eigenen Sünden wirklich ein so abscheuliches und erschreckendes Ausmaß haben, dass du am liebsten in den Boden versinken würdest vor diesem Gott.
Du würdest denken, es sei etwas Furchtbares vor dir passiert, als ob vielleicht ein Atomschlag niedergegangen wäre, der dich im nächsten Augenblick mit seiner furchtbaren Glut verschlingen müsste. Eine tiefe, kreatürliche Angst hätte uns alle erfasst.
Ich lese euch jetzt einmal vor, wie ein Mann im Alten Testament die Begegnung mit dem Göttlichen beschreibt.
Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats stand ich am Ufer des Tigris. Als ich aufblickte, sah ich einen Mann. Einen Mann in einem leinernen Gewand mit einem goldenen Gürtel. Sein Leib funkelte wie ein Edelstein, sein Gesicht leuchtete wie der Blitz, und seine Augen brannten wie Flammen. Seine Arme und Beine glänzten wie polierte Bronze, seine Stimme klang wie das Rufen einer vielstimmigen Menschenmenge.
Nur ich allein sah die Erscheinung. Meine Begleiter sahen nichts, doch packte sie großer Schrecken. Sie liefen davon und versteckten sich. Ich blieb allein zurück. Beim Anblick der gewaltigen Erscheinung verließ mich alle Kraft, und das Blut wich aus meinem Gesicht.
Der Mann begann zu sprechen, und kaum waren die ersten Worte an mein Ohr gedrungen, erstürzte ich ohnmächtig zu Boden und blieb mit dem Gesicht zur Erde liegen. Sogleich ergriff er eine Hand nach mir und zog mich hoch, sodass ich mich auf die Knie aufrichten und mit den Händen aufstützen konnte.
So berichtet es der fünfundachtzigjährige Daniel (Daniel 10,4-11). Dabei entschuldigt bitte, hatte er noch nicht einmal Gott gesehen, es war nur ein Engel. Freilich kein ganz gewöhnlicher, sondern einer der Engelsfürsten, vermutlich Gabriel.
Und dieser Eindruck wird uns in der ganzen Bibel vermittelt: Immer dort, wo das Göttliche in das Leben eines Menschen einbricht, werden diese Menschen von einem furchtbaren Schrecken überfallen. Denn sie spüren etwas von der grenzenlosen Übermacht des Göttlichen.
Nehmen wir ein Beispiel aus dem Neuen Testament, Lukas 2,8-9, ich denke, es ist euch gut bekannt. Da steht: „Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf dem freien Feld blieben und es nachts Wache hielten über ihre Herde. Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie.“
Und sie sprangen hoch und schrien Halleluja, oder? Was steht hier? „Und sie fürchteten sich mit großer Furcht.“ Selbst die Engel vermitteln den Menschen etwas von der Majestät des Herrn.
Die Engel sind keinesfalls irgendwelche niedlichen Figuren, die man auf die Weihnachtskrippe stellt, so wie im Vogtland zum Beispiel, wo ich herkomme. Es sind schreckenerregende, herrliche Gestalten.
Ganz früh am Ostermorgen, als es noch finster war, machten sich einige Frauen zum Grab Jesu auf. Matthäus berichtet: Da bebte plötzlich die Erde, denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Er leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war schneeweiß. Als die Wächter ihn sahen, zitterten sie vor Angst und fielen wie tot zu Boden.
Liebe Geschwister, nicht nur die Feinde des Herrn bekommen es mit der Angst zu tun, wenn sie dem Göttlichen begegnen. Auch denen, die Gott lieben, geht es so.
Von dem Jünger, den Jesus liebte, also dem Johannes, wird berichtet, dass er angesichts der überwältigenden Herrlichkeiten, die ihm geoffenbart wurden, zweimal eine große Dummheit beging. Ich zitiere eine davon (Offenbarung 22,8-9): „Und ich, Johannes, bin der, welcher diese Dinge hörte und sah. Und als ich sie hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten vor den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte. Und er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und derer, welche die Worte dieses Buchs bewahren. Bete Gott an!“
Also schon die Herrlichkeit eines Engels ist so gewaltig, dass selbst ein solcher Mann wie Johannes, der den Herrn kannte und ihm näher stand als jeder andere, eine solche Dummheit begeht und einen Engel anbetet. Engel Gottes verweigern Anbetungen strikt – in jedem Fall.
Nur nebenbei also: Merkt ihr, bisher haben wir noch gar nicht von Gott gesprochen, sondern nur in Anführungsstrichen von Engeln, sozusagen vom Umfeld Gottes. Doch es ist mir ein Anliegen, dass uns stärker bewusst wird, mit wem wir es tatsächlich zu tun haben. Wenn schon die Engel Mächte sind, mit denen man nicht spaßen kann...
Als Gideon zum Kampf gegen die Midianiter berufen wurde, begegnete ihm der Engel des Herrn. Dieser Engel des Herrn ist eine ganz besondere Persönlichkeit im Alten Testament, im Unterschied zu einem gewöhnlichen Engel des Herrn. Viele Ausleger sind davon überzeugt, dass es sich hierbei bereits um eine Offenbarung unseres Herrn im Alten Testament handelt.
Ich lese aus Richter 6,21-23: Da streckte der Engel des Herrn das Ende des Stabes aus, der in seiner Hand war, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da stieg Feuer aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote, und der Engel des Herrn entschwand seinen Augen.
Gideon erkannte, dass es der Engel des Herrn gewesen war, und sagte: „Wehe, Herr, ja wehe, wahrhaftig habe ich doch den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen.“ Da sprach der Herr zu ihm: „Friede sei mit dir, fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben.“
Die beeindruckendste Begegnung mit Gott hatte das Volk Israel am Sinai. Ich lese 2. Mose 19, ab Vers 16:
Am Morgen des dritten Tages, als es gerade hell wurde, begann es zu donnern und zu blitzen. Eine dichte Wolke bedeckte den Berg, und mächtiger Posaunenschall war zu hören. Das Volk im Lager zitterte vor Angst. Da führte Mose das Volk aus dem Lager heraus Gott entgegen. Am Fuß des Berges stellten sie sich auf.
Der ganze Berg Sinai war in Rauch gehüllt, weil der Herr im Feuer auf ihn herabgekommen war. Der Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig. Der Posaunenschall wurde immer lauter. Mose rief, und Gott antwortete ihm mit einer Stimme, die wie Donner klang.
Nachdem der Herr auf den Gipfel des Berges herabgekommen war, rief er Mose zu sich. Mose stieg hinauf. Und der Herr sagte zu ihm: „Geh noch einmal zurück und warne das Volk. Schärfe ihnen ein, dass sie auf keinen Fall die Grenze überschreiten, um mich zu sehen, sonst werden viele von ihnen den Tod finden. Ja, auch die Priester, die zum Opferdienst in meine Nähe kommen, sollen sich heiligen, sonst ist es um ihr Leben geschehen.“
Mose erwiderte: „Das Volk kann gar nicht heraufkommen. Du selbst hast befohlen, eine Grenze um den Berg zu ziehen und ihn damit für heilig und unbetretbar zu erklären.“ Doch der Herr sagte zu ihm: „Geh hinunter, und dann komm mit Aaron wieder herauf. Die Priester aber und das Volk dürfen die Grenze nicht überschreiten, um zu mir heraufzusteigen, sonst richte ich ein Blutbad unter ihnen an.“
Obwohl Mose nach dem Befehl Gottes schon alle Vorkehrungen getroffen hatte, wollte Gott, dass Mose noch einmal herunterging und das Volk erneut ermahnte und erinnerte. Es ist für lebendige Menschen, für gewöhnliche Menschen lebensgefährlich, in die Nähe Gottes zu kommen.
Allerdings lud Gott einige Zeit später auch die siebzig Ältesten zum Bundesmahl ein. 2. Mose 24, Vers 9:
Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels hinauf, und sie sahen den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie Arbeit in Saphirplatten und wie der Himmel selbst an Klarheit.
Gegen die Edlen der Söhne Israels aber streckte er seine Hand nicht aus, sondern sie schauten Gott und aßen und tranken.
Hier sehen wir also wieder: Gott hat seine Herrlichkeit so weit zurückgenommen, dass die Ältesten nicht sterben mussten. Ja, sie durften Gott schauen und das Bundesmahl genießen. Es wurde also ein Tier geschlachtet, und sie haben gegessen.
Aber was sahen sie dann von Gott? Wenn wir genauer in den Text schauen, ist die Beschreibung höchst bemerkenswert und interessant. Es steht zwar da: „Sie sahen Gott“, aber dann steht auch: „Unter seinen Füßen war es wie Himmel selbst an Klarheit.“ Das heißt, wirklich gesehen haben sie den Fußboden, auf dem sein Thron stand – das war alles. Man kann Gott nicht sehen und überleben.
Sie wussten zwar ganz genau: Das ist Gott, das ist die Offenbarung Gottes. Auch Mose selbst hatte den Herrn noch nicht wirklich gesehen. Deshalb bat er ihn später in 2. Mose 33, Vers 18:
„Lass mich doch, sagt Mose, den Glanz deiner Herrlichkeit sehen.“
Der Herr erwiderte: „Ich werde in meiner ganzen Pracht und Hoheit an dir vorüberziehen und meinen Namen Yahweh vor dir ausrufen. Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise. Es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke. Trotzdem darfst du mein Gesicht nicht sehen, denn niemand, der mich sieht, bleibt am Leben.“
Weiter sagte der Herr: „Hier auf dem Felsen neben mir kannst du stehen. Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in einen Felsspalt stellen und dich mit meiner Hand bedecken, bis ich vorüber bin. Dann werde ich meine Hand wegnehmen, und du kannst mir nachschauen. Aber von vorn darf mich niemand sehen.“
Wie das geschah, wird im nächsten Kapitel berichtet, 2. Mose 34, Vers 5:
In einer Wolke kam der Herr auf den Berg herab, stellte sich neben Mose und rief seinen Namen aus. Er ging an Mose vorüber und rief: „Yahweh, Yahweh, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue. Ich erweise Güte über tausend Generationen hin, ich vergebe Schuld, Verfehlung und Auflehnung, aber ich lasse nicht alles ungestraft hingehen. Wenn sich jemand gegen mich wendet, dann bestrafe ich dafür auch seine Kinder und Enkel bis in die dritte und vierte Generation.“
Da warf sich Mose anbetend vor dem Herrn nieder.
Diese Offenbarung Gottes hatte selbst auf Mose Auswirkungen. 2. Mose 34, Vers 29:
Als Mose mit den beiden Tafeln den Berg Sinai hinabstieg, wusste er nicht, dass sein Gesicht einen strahlenden Glanz bekommen hatte. Während der Herr mit ihm sprach, Aaron und das ganze Volk sahen das Leuchten auf Moses Gesicht und fürchteten sich, ihm zu nahe zu kommen.
Knapp vierzig Jahre später sagte Mose zu der nächsten Generation, wie sie das Geschehen am Sinai als Jugendliche und Kinder erlebt hatten. 5. Mose 4, Vers 9:
„Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang. Du sollst deinen Kindern und Kindeskindern einschärfen den Tag, da du vor dem Herrn, deinem Gott, standest an dem Berg Horeb, als der Herr zu mir sagte: ‚Versammle mir das Volk, dass sie meine Worte hören und so mich fürchten lernen, alle Tage ihres Lebens auf der Erde, und ihre Kinder lehren.‘
Da tratet ihr herzu und standet unten an dem Berg. Der Berg aber stand in Flammen bis an den Himmel hinan, und da war Finsternis, Wolken und Dunkel. Der Herr redete mit euch mitten aus dem Feuer. Seine Worte hörtet ihr, aber ihr saht keine Gestalt, nur eine Stimme war da. Er verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.
Und der Herr gebot mir zur selben Zeit, euch Gebote und Recht zu lehren, dass ihr danach tun sollt, in dem Land, in das ihr zieht, es einzunehmen.
So hütet euch nun wohl, denn ihr habt keine Gestalt gesehen an dem Tag, an dem der Herr mit euch redete aus dem Feuer auf dem Berg Horeb. Hütet euch wohl, dass ihr euch nicht versündigt und euch irgendein Bildnis macht!“
Auch der Prophet Elija durfte knapp fünfhundert Jahre später eine himmlische Gottesoffenbarung erleben. Ich lese aus 1. Könige 19 ab Vers 11: Der Herr sagte: „Komm aus der Höhle und tritt auf den Berg vor mich hin. Ich werde an dir vorübergehen.“
Da kam ein Sturm, der an der Bergwand rüttelte, sodass Felsbrocken flogen. Aber der Herr war nicht im Sturm. Als der Sturm vorüber war, kam ein starkes Erdbeben, doch der Herr war nicht im Erdbeben. Als das Beben vorüber war, kam ein loderndes Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer.
Als das Feuer vorüber war, kam ein leiser, ganz leiser Hauch. Da verhüllte Elija sein Gesicht mit dem Mantel und stellte sich an den Eingang der Höhle. Dort sprach Gott mit ihm.
Hundertdreißig Jahre später erlebte der Prophet Jesaja ein Stück von der Herrlichkeit Gottes. In Jesaja 6 heißt es: „Es war in dem Jahr, als der König Usia starb, da sah ich den Herrn. Er saß auf einem sehr hohen Thron. Der Saum seines Mantels füllte den ganzen Tempel. Er war umgeben von mächtigen Engeln, den Seraphim. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel: Mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien seinen Leib, und zwei hatte er zum Fliegen.“
Die Engel riefen einander zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Herrscher der Welt! Die ganze Erde bezeugt seine Macht.“ Von ihrem Rufen bebten die Fundamente des Tempels, und das Haus füllte sich mit Rauch.
Vor Angst schrie ich auf, berichtet Jesaja: „Ich bin verloren, ich bin unwürdig, den Herrn zu preisen, und ich lebe unter einem Volk, das genauso unwürdig ist. Ich habe den König gesehen, den Herrscher der Welt.“
Da kam einer der mächtigen Engel zu mir geflogen. Er hatte eine glühende Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte. Damit berührte er meinen Mund und sagte: „Die Glut hat deine Lippen berührt, jetzt bist du von deiner Schuld befreit, deine Sünde ist dir vergeben.“
Dann hörte ich, wie der Herr sagte: „Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?“ Ich antwortete: „Ich bin bereit.“
Auch im letzten Buch der Bibel war es nicht anders. Selbst der Jünger, der dem Herrn besonders nahe stand, konnte den Anblick des verherrlichten Christus nicht ertragen. Sein Kopf und sein Haar strahlten wie weiße Wolle, ja wie Schnee. Seine Augen brannten wie Flammen, seine Füße glänzten wie gleißendes Gold, das im Schmelzofen glüht. Seine Stimme klang wie die Brandung des Meeres.
Er hielt sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die strahlend aufgehende Sonne.
Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen zu Boden. Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: „Hab keine Angst.“
Liebe Geschwister, ich habe euch hier eine ganze Palette vorgeführt. Was soll man dazu noch mehr mit eigenen Worten sagen? Aber auch für wiedergeborene Gläubige ist die Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn schreckenerregend.
Es ist immer so, dass der natürliche Mensch von Schrecken erfasst wird, wenn er dem übernatürlichen Gott begegnet. Das ist eine ganz praktische Konsequenz. Wir sollten ein gesundes Misstrauen gegenüber den angeblich so wunderbaren Erfahrungen der Nähe des Herrn an den Tag legen, von denen manche Leute so sehr schwärmen.
Seid vorsichtig: War das wirklich der Herr? Manche verwechseln nämlich ihre Gefühle mit dem, was sie in der Nähe Gottes meinen. Wären sie wirklich in der Nähe Gottes gewesen, hätten sie ganz anders davon gesprochen.
Ihr merkt es schon: Ich rede ganz bewusst und auch mit Absicht einseitig. Natürlich gibt es auch die Nähe Gottes, die andere Wirklichkeit. Gott kann sich wirklich auch von der tröstlichen Seite zeigen. Aber nicht, wenn er seine Herrlichkeit offenbart. Das geht nicht.
Er ist uns aber schon nah durch seinen Geist, oder wie es in Psalm 34 heißt: „Nah ist er denen, ja wem denn? Nah ist der Herr denen, die zerbrochenen Herzens sind und die zerschlagenen Geistes sind. Die rettet er.“
Wenn ihr euch manchmal so fühlt, braucht ihr euch nicht zu fürchten. Dann ist der Herr besonders nah. Ich fürchte nur, wir haben diese liebevolle und tröstende Seite des Herrn auf alles ausgedehnt – auf unser ganzes Reden von Gott – und haben vergessen, wie er wirklich ist.
Wir machen uns ein Bild von Gott, und das Bild ist falsch. Es ist total einseitig und überzeichnet.
Und deswegen zum Schluss noch kurz zum Thema Gottes Furcht, die Konsequenz der Offenbarung Gottes. Das ist mein dritter Punkt: Gottes Furcht als Folge seiner Offenbarung.
Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Brief einen sehr interessanten Satz, in Kapitel 1, Vers 17: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“
Einerseits ist es völlig richtig, dass der Geist, den Gott uns gegeben hat, kein Sklavengeist ist. Wir müssen also nicht wie früher in Angst und Schrecken vor Gott leben, unser ganzes Leben lang. Das ist nicht so. Sein Geist macht uns im Innersten frei. Gott möchte seine herrlichen Gaben nicht wie Perlen vor die Säue werfen, sondern er möchte, dass seine Kinder seine Gaben auch schätzen.
Deshalb schreibt Petrus: „Und wenn ihr den“, er meint die Gläubigen, „als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“ Jemand hat es mal so gesagt: „Gott hat zwar Kinder, aber keine Günstlinge.“ Das ist ein gewaltiger Unterschied. Gott hat zwar seine Kinder lieb, aber er vertuscht keine Sünde bei ihnen.
Ihr ruft Gott als Vater an, schreibt Petrus hier, ihn, der jeden Menschen als unbestechlicher Richter für seine Taten zur Rechenschaft ziehen wird. Führt darum, solange ihr hier noch in der Fremde seid, ein Leben, mit dem ihr vor ihm bestehen könnt.
Zwar leben wir nicht mehr in der Zeit des Alten Testamentes, wie der Hebräerbrief sagt, aber wir müssen das Reden Gottes genauso ernst nehmen. Ich will euch noch einmal einen Text lesen, Hebräer 12, Vers 18:
„Ihr seid nicht zu dem Berg Sinai gekommen, den man berühren konnte, ihr seid nicht zu dem lodernden Feuer gekommen, zur Dunkelheit und schwarzen Nacht, zum Sturm und Schall der Posaune und zu der donnernden Stimme. Als das Volk Israel diese Stimme hörte, bat es darum, kein weiteres Wort hören zu müssen, denn sie konnten den Befehl nicht ertragen, der lautete: ‚Auch kein Tier darf den Berg berühren, sonst muss es gesteinigt werden.‘ Ja, so furchtbar war der Anblick, dass selbst Mose sagte: ‚Ich zittere vor Angst.‘
Ihr, also neuzeitliche Gläubige, seid vielmehr zu dem Berg Zion gekommen, unserer Stadt des lebendigen Gottes. Diese Stadt ist das himmlische Jerusalem mit seinen vielen tausend Engeln. Ihr seid zu einer festlichen Versammlung gekommen, zur Gemeinde von Gottes erstgeborenen Söhnen und Töchtern, deren Namen im Himmel aufgeschrieben sind.
Ihr seid zu Gott gekommen, der alle Menschen richtet, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, also den Menschen, die den Willen Gottes getan haben und schon vollendet sind. Ihr seid zu Jesus gekommen, der als Mittler den neuen Bund in Kraft gesetzt hat, und zu dem reinigenden Blut, das anders als Abels Blut Vergebung zuspricht und nicht nach Vergeltung ruft.
Gebt also Acht und verweigert euch nicht dem, der jetzt spricht. Das Volk, das am Berg Sinai den nicht hören konnte, der auf der Erde sprach, ist der Strafe nicht entgangen. Wie viel weniger werden wir ungestraft davonkommen, wenn wir den zurückweisen, der vom Himmel her spricht.
Damals erschütterte seine Stimme die Erde. Jetzt hat er angekündigt: ‚Noch einmal werde ich die Erde zum Beben bringen und den Himmel dazu.‘ Die Worte ‚noch einmal‘ weisen darauf hin, dass bei dieser Erschütterung die ganze Welt, die Gott geschaffen hat, umgewandelt werden soll. Nur das bleibt unverändert, was nicht erschüttert werden kann.
Wir wollen dankbar sein, weil wir schon jetzt Anteil an jener neuen Welt bekommen, die durch nichts erschüttert werden kann. Lasst uns Gott – so endet der Hebräerbrief diesen Abschnitt – in heiliger Scheu und Ehrfurcht dienen, danken und ihm dienen, wie es ihm gefällt. Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“
Auch der Apostel Paulus schreibt ernst und klar in 2. Korinther 7, Vers 1: „Da wir nun diese Verheißung haben, Geliebte, wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“
Die erwähnten Verheißungen beziehen sich auf die Zusicherung Gottes, mit denen, die ihm gehorchen, Gemeinschaft zu haben. Wer wirklich die Nähe Gottes sucht, wer Gemeinschaft mit Gott haben will, der soll sich reinigen. Der soll heilig leben, denn anders geht es nicht.
Wenn du in die Nähe Gottes kommst, dann wirst du etwas merken von deiner Sünde. Gehorsam erfordert Reinigung. Das meint hier auch Absonderung von all dem, was die Wahrheit entstellt. Nur in der Furcht Gottes kann die Heiligung vollendet werden.
Versteht ihr: Wer mit Händen in den Hosentaschen und völlig gleichgültig zu Gott kommt und sagt: „Gott, der ist mein Diener, der ist meine Erfüllungshilfe, ich muss bloß das richtige Gebet wissen, dann macht er schon alles, was ich denke“, der täuscht sich gewaltig. Der hat noch nicht einmal die geringste Ahnung von diesem Gott, wie er wirklich ist.
Diese Heiligkeit, um die es hier geht, ist keine konstante Größe, sondern eine fortschreitende Heiligung, eine zunehmende Gleichförmigkeit mit Christus.
Wir sollen Gott fürchten, lieben und ihm vertrauen, so wie es der Engel in Offenbarung 14, Vers 7 ausrief: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen, und betet den an, der den Himmel und die Erde und das Meer und die Wasserquellen gemacht hat.“
Oder so singen die Überwinder in Offenbarung 15, Vers 4: „Wer sollte nicht fürchten, Herr, und verherrlichen deinen Namen? Denn du allein bist heilig, und alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, weil deine gerechten Taten offenbar geworden sind.“
Ich schließe mit der Ermahnung des Herrn aus dem Propheten Jeremia: „Erkenne doch und sieh, dass es schlimm und bitter ist, wenn bei dir keine Furcht vor mir ist“, spricht der Herr, der Herr der Herrscher.
© 2024 by Karl-Heinz Vanheiden (Textstand 2024.08);
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