Einführung in die Praxis des Segnens in der Kirche
Erstens: Segnen aktuell
In unserer Kirche wird gesegnet. Ich habe seit Mittag auch mit den Konfirmanden darüber gesprochen. Bei uns in Schörndorf sind sie in einem Monat schon dran, eingesegnet zu werden. Früher war „eingesegnet“ eigentlich der Ausdruck für die Konfirmation. Man sagte: „Komm schon aus der Schule“, das war der Ausdruck für die Konfirmation. Aber nicht die Aussprache ist wichtig, sondern die Einsegnung.
Oft ist uns gar nicht bewusst, an wie vielen anderen Stellen in der Kirche wir auch segnen. Zum Beispiel bei der Konfirmation oder der Trauung. Wenn der Pfarrer sagt: „Reichen Sie einander die rechte Hand“ – wenn der Moment kommt, in dem das Brautpaar gar nicht mehr weiß, was rechts oder links ist, muss man ihnen sagen, dass sie es einfach so machen dürfen, wie es ihnen am besten passt. Wenn Gott es will, finden sie die rechte Hand doch.
Bei der Trauung segnet der Pfarrer den Ehebund im Namen Gottes. Er legt die Hand auf die verbundenen rechten Hände des Paares. Dabei segnet nicht der Pfarrer selbst, sondern er richtet den Segen Gottes aus. So will es der Herr: Mann und Frau sollen sich in der Ehe verbinden und Segensträger Gottes werden.
Auch bei der Investitur, wenn ein Pfarrer eingesetzt wird, haben wir das erlebt. Ebenso bei der Ordination, wenn ein junger Pfarrer grundsätzlich ins Amt eingesetzt wird. So wird auch bei der Taufe gesegnet.
Bei der Taufe wird das Wasser im Namen Gottes des Vaters über die Stirn des Kindes gegossen. Ich weiß nicht, wie es in Hellershof gehandhabt wird. Bei uns bringen die Kinder das Wasser oft mit einem Häubchen bedeckt, sodass man gar nicht genau weiß, wo man noch Wasser nachgießen soll. Aber dann wird im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes die Hand segnend auf die Stirn gelegt. Dabei spricht der Pfarrer zum Beispiel: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ oder einen anderen Taufspruch als Segen.
Wo hat man denn sonst noch den Segen? Am Ende des Gottesdienstes sagt man: „Der Herr segne euch“. In Württemberg ist es üblich, dass jemand die Hand aufstreckt und dann sagt: „Der Herr segne euch“. Wer das sagt, glaubt daran, auch wenn er nichts Rechtes kann. Fromm ist er, wenn er sagt: „Herr, segne uns“, denn dann braucht er es auch selbst. Der andere meint vielleicht, er hätte es nicht nötig.
Aber so hat es Gott seinen Priestern befohlen. Wir werden später die Stelle sehen, wo es heißt: „Du sollst sagen: Der Herr segne dich oder euch“, dem Volk zugewandt, im Auftrag Gottes. Nicht, weil der Priester etwas Besseres ist.
Wo wird sonst noch gesegnet? Wie machen sie es bei den Kranken? Hoffentlich üben wir uns wieder darin, auch unsere Hand segnend aufzulegen, wenn wir ein Gebet sprechen oder ein Bibelwort sagen.
Bei uns zu Hause war es über Generationen üblich, dass die Mutter abends nach dem Abendgebet sagte: „Der Herr erhalte dich in seiner Gnade zum ewigen Leben.“ So ging man mit einem Segen in die Nacht hinein.
Vielleicht praktizieren wir das Segnen in der Christenheit viel zu wenig. Aber wie macht man es? Da sind wir bei 1. Korinther 5,3-12.
Die biblischen Grundlagen des Segnens
Es ist gut, dass wir uns am Herrn Jesus ausrichten können. Es gibt zwei Stellen, an denen berichtet wird, dass der Herr Jesus gesegnet hat. Dabei wird auch erwähnt, dass es zwei Möglichkeiten des Segnens gibt. Die Gebärde ist jedes Mal dabei.
Wo wissen wir, dass der Herr Jesus gesegnet hat? Zum Beispiel bei der Kindersegnung. Wahrscheinlich haben die Jünger damals gesagt, das hat doch gar keinen Wert, die Kinder wissen doch gar nichts mehr davon, oder? Und Jesus wurde unwillig. Wenn ich eine neue Übersetzung finde, würde ich sagen, Jesus wurde sauer über seine Jünger, sogar stocksauer. Er sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen.“ Dann erherzte er sie, legte die Hände auf sie und segnete sie. Das ist Segnung durch Handauflegung. Diese Stelle findet sich in Markus 10,13.
Wissen wir sonst noch eine Stelle, wo in der Urchristenheit, in der Apostelgeschichte, davon gesprochen wird? Zum Beispiel als die beiden ersten Missionare, Paulus und Barnabas, von Antiochien ausgesandt wurden. In Apostelgeschichte 13 legten sie die Hände auf sie und sandten sie zum Dienst aus. Es war damals schon eine Ordination, bei der der Segen Gottes auf die Köpfe von Paulus und Barnabas herabgefleht wurde.
Die Botschaft war: „Ihr armen Kerle könnt doch nichts aus eigener Kraft.“ Deshalb setzen wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst, sondern auf Gott. So heißt es im 2. Korinther 1. Deshalb segnet man. Nicht, weil jemand ein feiner Kerl ist, sondern weil Gott mitgeht.
Handauflegung wurde also schon von der ersten Christenheit praktiziert, nicht erst bei Jesus. Wenn Sie etwas dazuschreiben möchten, können Sie Apostelgeschichte 13,1-3 hinzufügen.
Dann gibt es noch die andere Stelle ganz am Schluss des Lukas-Evangeliums. Dort hat Jesus seine Jünger zu sich bestellt, kurz vor der Himmelfahrt. Er erhob seine Hände, segnete sie und schied von ihnen. Jesus hat also sowohl die Handauflegung beim Segnen praktiziert als auch das Erheben der Hände, richtig wie bei „Hände hoch“.
Als ich 45 war und als Amerikaner einmarschiert bin, habe ich so etwas erlebt: Ich schaute kaputt ins Haus in Hilber und plötzlich rief jemand hinter mir: „Hands up!“ Ich hatte noch kein Englisch verstanden, aber wenn ein Amerikaner drei Meter entfernt mit der Maschinenpistole steht, weiß man automatisch, was zu tun ist. Ich hob die Hände. So wird gesegnet, mit der Handfläche zugewandt dem, der den Segen empfangen soll.
Die theologische Bedeutung und Lehre vom Handauflegen
Jetzt zu 1c: Ich bin auf etwas ganz Interessantes gestoßen, nämlich dass die Lehre vom Handauflegen, also vom Segnen, zu den Anfangsgründen der kirchlichen Lehre gehört. In Hebräer 6, wenn Sie es aufschlagen wollen, steht etwas, das für unsere Evangelisation und Bibelwochen vielleicht auch wichtig ist.
Hebräer 6,1 lautet: „Darum wollen wir es jetzt lassen mit dem Anfang der Lehre über Christus und uns zum Vollkommenen wenden.“ Der Schreiber sagt, wir sollen nicht noch einmal mit den Grundlagen beginnen, wie der Lehre vom Abtun der toten Werke. Das müsst ihr jetzt wissen: Ein Christ lebt nicht in Hurerei, Trunkenheit, Lüge oder Diebstahl. Man muss das nicht bei jeder Evangelisation wiederholen, das ist jetzt einmal gesagt.
Dann kommt die Lehre vom Abtun der toten Werke, vom Glauben an Gott – das müsst ihr langsam wissen, dass es Gott gibt und dass ihr euch an ihm ausrichten sollt. Von der Taufe, vom Händeauflegen, von der toten Auferstehung und vom ewigen Gericht – das sind bei uns oft Hauptthemen in der Evangelisation, was nach dem Tod kommt.
Der Schreiber sagt, das ist ein Präbrief, also eine Einführung. Jetzt lasst es mal, das müsst ihr langsam wissen: Nach dem Tod ist man entweder im Verderben oder in der Hand Jesu. Das brauche ich nicht sechsmal zu sagen, das müsste man langsam wissen. Und dass wir alle ins Gericht kommen, wo Jesus entscheidet und offenbart, was er in unserem Leben getan hat. Das sind Anfangsgründe, jetzt lasst uns zur Sache kommen.
Ein Anfangsthema ist auch das Handauflegen. Kommt, diskutiert nicht so lange, ihr müsst langsam wissen, wozu die Segnung gut ist. Also das, was wir heute Abend machen, ist genau das, was der Apostel im Hebräerbrief sagt: Hört bald auf, das müsst ihr langsam wissen – die Anfangsgründe.
Wir wissen so wenig über das Segnen. Da merken wir, wie groß unser Nachholbedarf ist. Heute gibt es entweder eine Unterbewertung oder eine Überbewertung des Segnens.
Bei der Unterbewertung hören wir oft, dass Leute sagen: Ich weiß nicht, ob es gut ist, kleine Kinder zu taufen. Man sollte wenigstens glauben können. Also warten wir, bis die Kinder zwölf oder siebzehn sind. Es ist zwar schwierig, wenn dann ein Achtjähriger sagt: Ich möchte getauft werden, und ich antworte: Du hast noch keinen rechten Glauben. Kommt er mit zwölf, sage ich: Warte mal, du hast noch keinen rechten Glauben. Man muss da eh unentschieden sein, ob er den richtigen Glauben hat.
Aber die Freiheit ist in unserer Landeskirche da, dass jemand sagt: Ich möchte meine Kinder erst erwachsen taufen lassen. Oft wird dann aber gesagt: Taufen lassen wir sie nicht, aber sie sollen wenigstens gesegnet werden. Und da frage ich mich: Was heißt „wenigstens“? Ist die Segnung weniger als die Taufe? Ist die Segnung im Neuen Testament eine Vorstufe, eine kleine Vorbereitung? Nein, die Segnung ist etwas Großartiges, nicht nur eine kleine Vorstufe, wie wenn man sagt: Er soll heute nicht in die Schule kommen, das macht er noch mit sieben. Nein, so ist Segnung nicht.
Wir haben heute eine Unterbewertung des Segnens oder eine geheimnisvolle Überbewertung. Quer durch unser Land werden Segnungsgottesdienste angeboten. Was ist das? Da bekommt man besondere Gaben, wenn die Hand aufgelegt wird. Ja, was denn? Die Prophetie, die Zungenrede, die Gabe der Krankenheilung – darüber müssen wir vielleicht später noch sprechen. Aber es ist eine wahnsinnige Überbewertung, als wäre das das Höchste der Gefühle, wenn du gesegnet wirst.
Ich glaube, an irgendeiner Stelle in der Bibel steht etwas, das man so missverstehen kann. Aber unter uns ist dieses Missverständnis da, und deshalb ist es wichtig, dass wir darüber reden.
Jetzt wollen wir zuerst klären, was die Bibel überhaupt zum Segen sagt.
Gottes bleibender Segen über den Gottesdienst hinaus
Zweitens: Gott möchte auch nach dem Gottesdienst bei seinen Leuten bleiben.
Ich darf Sie bitten, die Stelle vom aronitischen Segen in 4. Mose 6 aufzuschlagen. Heute hat einer meiner Konfirmanden gefragt: „Wann war das, dass Gott zu Mose und Mose zu Aaron gesprochen hat?“ Ich antwortete, dass das etwa 1200 vor Christus war. Daraufhin meinte der Konfirmand: „Das ist ja schon älter als dreitausend Jahre!“ Ja, unser Segen am Schluss des Gottesdienstes wird also schon seit über dreitausend Jahren von Gottes Volk geliebt.
In 4. Mose 6,22 heißt es:
„Der Herr redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Daher hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Kinder Israel legen, damit ich sie segne. Nicht der Priester segnet, sondern der Schlusshandlanger Gottes.
Zur Erinnerung: Gott will mitgehen, auch wenn der Gottesdienst jetzt endet. Will Gott mitgehen und bewahrend sein Angesicht strahlend über denen scheinen lassen, die jetzt weggehen? Nicht, damit wir denken, der Gottesdienst sei jetzt vorbei und nächstes Jahr geht es wieder weiter. Sondern: „Und unser Herr geht mit.“
So hat Gott es für den Gottesdienst seines Volkes zu allen Zeiten festgelegt: So sollen wir segnen.
„Der Herr segne dich, behüte dich. Lass sein Angesicht leuchten über dir, wo du auch hingehst.“ Ob von Jerusalem nach Galiläa – er schaut auf dich und lässt seinen Frieden mit dir gehen.
Gott selbst segnet. Gott möchte bei seinem Volk dabei sein.
Die Freiheit Gottes im Segnen und der Zusammenhang mit Gehorsam
Jetzt machen wir gleich weiter mit dem dritten Punkt: Gott bleibt frei.
Vielleicht darf ich kurz klarstellen, worum es geht. Sie haben vielleicht hier oben im Welsheimer Wald auch Hundedressurvereine. Wenn man sonntagmorgens durch unser Land fährt, sieht man liebe Freunde, die in ihrem Hundezuchtverein sind. Zur Gottesdienstzeit machen sie dort ihre Zuchtübungen. „Pack, komm!“ Und es ist großartig, wenn ein Schäferhund oder ein Rottweiler das alles macht, nicht wahr? Der Hund muss das am Schluss machen.
So ist es bei Gott nicht. Wir können ihn nicht so dressieren und sagen: „Jetzt segne, jetzt habe ich die Hand aufgelegt, jetzt muss er auch so sein.“ Manchmal weiß ich gar nicht, was mit Gott los ist. „Jetzt ist er doch gesegnet worden, und jetzt ist er trotzdem krank geworden.“ Gott ist nicht dressiert. Gott bleibt frei. Gott hat gesagt, dass er mitgeht. Aber das kann gewaltig zum Ungeschehen werden.
Wenn ich dann daheim in meinem Leben all das tue, was Gott nicht gefällt, schlägt seine Gegenwart ins Ungeschehen um. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Stelle aufschlagen: 5. Mose 11.
Wir gehen jetzt einfach von 4. Mose 6 zu 5. Mose 11. Wir machen langsame Fortschritte und kommen so durch die ganze Bibel hindurch.
In 5. Mose 11, ab Vers 26 steht:
„Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des Herrn.“
Schätzen Sie deshalb, wie dumm es ist, wenn manche Leute sagen, die Kirche habe die Waffen gesegnet. Erstens muss man sagen: Wie hat sie das denn gemacht? Ich habe nicht gesehen, wie da ein Pfarrer in das Kanonenrohr hineingekrochen ist. Das ist so eine dumme Behauptung. Aber stimmt, es wurde gebetet.
Wir Eltern wissen, wie nach dem Frankreichfeldzug alle Glocken geläutet haben, bis sie beinahe rotglühend waren, und wie oft gebetet wurde. Ich weiß noch, wie mein Vater aus dem Gottesdienst hinausging, weil unser Pfarrer in Stuttgart im Eingangsgebet und im Schlussgebet für Adolf Hitler gebetet hat. Und er hat gesagt: „Das ist doch nichts Schlechtes, wenn man für Hitler betet, das ist doch etwas Gutes.“
Die größten Dummheiten macht man unter dem Vorwand, dass nichts Schlechtes dabei ist, nicht wahr? Also haben wir für sehr viele Dummheiten gebetet, für den Krieg und für den Sieg der deutschen Waffen. Und danach kam der Zusammenbruch.
Wenn ein Volk die Gegenwart Gottes anruft und selbst nicht nach Gottes Ordnung lebt, dann gibt es einen Knall. Dann rufe ich lieber Gott nicht an. Ich lege euch vor den Segen und den Fluch. Mit Gott kann man nichts spielen. Es muss nicht automatisch kommen, dass er segnet, nur weil ich da bin. Aber ich bin dann auch nahe an seinem Gericht, wenn ich nicht in seinen Wegen wandle.
Das ist eine ganz klare Aussage der Bibel: Gott ist frei. Er würde gerne segnen, wenn wir so leben, dass Gott Freude daran haben kann.
Im zweiten Teil von diesem Abschnitt habe ich einiges gesagt, das deutlich macht, wie Gott frei bleibt. Ich möchte Sie nur an ein paar Geschichten erinnern, die das zeigen.
Die schönste Geschichte steht in 4. Mose 22 bis 24, von Bileam. Den hat der König Balak gerufen, damit er Israel verflucht. Da kommen diese Eindringlinge und sagen: „Du bist doch der Zauberpriester, verfluch sie mir!“ Bileam antwortet: „Ich bin zwar ein Zauberpriester, aber ich muss das tun, was Gott mir sagt. Nicht weil du jetzt gerade sagst, sie soll verflucht werden.“
Und jedes Mal, wenn König Balak darauf wartet, dass Bileam verflucht, spricht er ein herrliches Segenswort nach dem anderen über Israel, weil Gott ihn dazu nötigt. Gott bleibt frei. Er kann bestimmen, wo gesegnet wird und wo nicht.
Isaak, der Vater, hätte am liebsten seinen Esau gesegnet, den Ältesten. „Mein Ältester, ha, natürlich!“ Wenn einer gesegnet wird, dann doch mein feiner Kerl. Jakob, das Mamäkindli, das Sorgekind, das Rebekka verhätschelt, das ist doch der Jüngere.
Aber Gott hatte festgelegt: Der Jüngere wird dem Älteren dienen. Und so kann Isaak sich auf den Kopf stellen, wie er will. Er muss den segnen, den er eigentlich gar nicht segnen will.
Später beim Jakob ist es ähnlich. Er möchte zuerst Manasse, den Älteren, segnen. Nein! Auch wenn er die Hände verschränkt, er muss den segnen, den Gott bestimmt hat, den Hauptsegensträger.
Gott bleibt frei. Wir haben einige Geschichten, die deutlich machen, dass der menschliche Wille gar nicht viel zu melden hat. Gott legt fest, wen er segnen will. Wir sind nur Handlanger, und Gott weist uns manchmal auch Grenzen.
Gott bleibt frei. Wir dürfen ausrichten, dass Gott so gern dabei ist mit seiner Bewahrung, mit seiner Hilfe, mit seinem Trost. Aber es entscheidet sich an unserem Glauben und Gehorsam, ob das wirklich Realität wird.
Finden Sie noch ein bisschen Kraft, dann machen wir weiter beim nächsten Punkt.
Der Segen im Alten Testament: irdische Güter und Gottes Macht
Im Alten Testament ist der Segen in besonderer Weise mit irdischen Gütern verbunden. Wenn man einfach weitermacht und 5. Mose 28 liest, findet man eine Aufstellung dessen, was Segen bedeutet. Man könnte bereits beim ersten Vers beginnen, aber es genügt, wenn wir Kapitel 28, Vers 3 lesen:
„Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet wirst du sein auf dem Acker, gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes.“
Heute hat eine Konfirmantin gefragt: Was ist denn das? Wir leben in einer Gesellschaft, in der man kaum noch weiß, was die Frucht des Leibes ist und was es bedeutet, gesegneten Leibes zu sein. Es heißt: eine Mutter, gesegneter Ertrag deines Ackers, die Jungtiere deines Viehs, deiner Rinder, deiner Schafe. Gesegnet wird sein dein Korb und dein Backdruck, gesegnet wirst du sein beim Eingang und beim Ausgang.
Das ist alttestamentlicher Segen, bei dem Gott seine Macht gegen den Fluch des Falles aufbietet. Im Alten Testament heißt es: Der Acker wird dir Dornen und Disteln tragen, im Schweiß deines Angesichts wirst du Brot essen, und mit Schmerzen wirst du Kinder gebären. Doch letztlich heißt es: Gesegnet wird die Frucht deines Leibes. Gesegnet wird ein Acker. Die Segenskraft Gottes ist stärker als die Kraft des Fluchs.
Gott bietet den irdischen Segen an. Und wenn man allzu sehr leidet, dürfen wir auch in diesen Bereichen den Segen Gottes erbitten. Das ist uns angeboten.
Jochen Klepper hat aufgrund von 5. Mose 28 das schöne Liedgedicht „Der Tag ist seiner Höhe nah“ geschrieben. Dort heißt es:
„Er segne dich in Dorf und Stadt, in Keller, Kammer, Feld.
Was dir der Herr gesegnet hat, bleibt fortan wohlbestellt.
Er segne dir auch Korb und Krug und Truhe, Trog und Schrein,
ihm kann es keinen Tag genug an Segensfülle sein.
Er segnet deiner Bäume Frucht, dein Kind, dein Land, dein Vieh,
er segnet, was den Segen sucht.“
Sehr schön ist: Wer den Segen wirklich haben will, die Gnade schlummert nie wunderbar. Das können Sie ruhig mal weiter lesen als Gebetsvers über den Segen, wie Gott im Alten Bund den ganzen herrlichen irdischen Segen gemeint hat.
Der himmlische Segen durch Jesus Christus
Aber Gott gibt noch mehr. Seit Jesus gekommen ist, sind wir auch gesegnet mit himmlischen Gütern. Da steht die große Stelle am Schluss von Kapitel 1, erster Absatz, Epheser 1,3. Das ist so eine Stelle, die man auswendig lernen muss. Wissen Sie, wie sie beginnt?
Epheser 1,3: Nach dem Eingangsvers heißt es: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern. Er hat uns erwählt vor Anbeginn der Erde, damit wir seine Kinder zum Lob seiner Herrlichkeit sein sollen. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. Durch ihn ist uns allerlei geistliche Weisheit und Klugheit widerfahren. Durch ihn sind wir auch zum Erbteil gekommen.
Er kann euch die erleuchteten Augen eures Herzens geben, damit ihr seht, welche Hoffnung ihr habt und welche Größe der Kraft bei euch wirksam ist. Jetzt geht es nicht mehr um den Korb und den Krug, den Acker, das Dorf oder die Stadt, sondern darum, dass wir wissen: Ich bin im Tod festgehalten, mir ist ein neues Leben geschenkt, und es gibt täglich reichlich Vergebung der Sünden. Es gibt geistliche Klugheit, und wir können seinen Willen durch das Evangelium erkennen.
Mann, was sind wir gesegnet mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern! Ich habe hier noch ein paar Stellen aufgeschrieben unter dem Abschnitt 5 für besondere Schriftgelehrte und solche, die es werden wollen.
Es ist nämlich eine Linie, dass der Segen an Abraham – „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein, und durch deine Nachkommen sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ – bis Jesus unerfüllt blieb. Der Segen Gottes galt zunächst nur Israel. Dann aber kommt Jesus, stirbt für euch und für die Vielen. Er sendet seine Jünger aus, damit sie Boten in allen Völkern sind, zu einem Zeugnis in aller Welt.
Plötzlich gilt es nicht mehr nur in Israel, sondern für alle Völker. Es gibt nicht nur den irdischen Segen, sondern auch die himmlischen Güter: Vergebung für jeden, der diesen Segen sucht, Trost im Tod für jeden, der diesen Segen sucht, und Gewissheit des Heils für jeden, der diesen Segen sucht. Das ist durch den Tod Jesu in Kraft gesetzt.
Der Apostel Paulus schreibt einmal – ich habe Ihnen diese Stelle genannt –, Römer 15,29: „Dass ich mit dem vollen Segen Christi zu euch komme.“ Ein großartiger Ausdruck! Jesus kann, wie in Kana, auch Wein geben, wenn Wein mangelt. Er kann, wie bei der Speisung der 5000, Brot geben, wenn man hungrig ist.
Alle, die in russischer Gefangenschaft waren, wissen, wie Gott speisen kann. Wir, die wir durch die Hungerjahre gegangen sind, wissen von den Wundern Gottes. Unser Jesus kann auch irdischen Segen geben, aber auch unheimlich viel geistlichen Segen. Das weiß man im Welsheimer Wald, das weiß man im Remstal, das weiß man aus unseren Familien und aus unseren Kreisen, wie viel geistlicher Segen in Kraft ist.
Jesus kann den vollen Segen geben.
Die Zusprechung des Segens durch die Gemeinde
Und deshalb drehen wir jetzt um. Die Frage lassen wir aus, ob wir aufnehmen können, wie wir wollen. Überschrift 6: Weil der Segen Jesu in Kraft ist, kann man ihn auch zusprechen.
Jesus hat gesagt: Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke. Und wer da will, der nehme vom Wasser des Lebens umsonst. Der Segen liegt bereit. Diesen Segen darf man jetzt durch die beiden Sakramente, die Jesus eingesetzt hat, zusprechen.
Zum einen durch die Taufe, darüber haben wir das letzte Mal gesprochen. Zum anderen durch das Abendmahl, das Sie das nächste Mal besprechen werden. Außerdem durch das Wort und durch die Zeichenhandlung des Segens, die bei uns fast ein bisschen zu selten geworden ist. Sie ist wie ein Erinnern: „Du bist gemeint, so wie beim Abendmahl. Nicht wie unter der Kanzel zu sagen: Naja, das gilt dem anderen, aber mir könne die Sünde nicht vergeben sein. Doch nimm, es ist für dich gegeben.“
So ist die Segenshandlung mir persönlich auf den Kopf zugesagt: Du darfst mit dem Segen Gottes rechnen, wenn du ihn haben willst. Auch hier gehört der Glaube dazu, dass wir es im Glauben annehmen.
Es gibt zwei Stellen in den Timotheusbriefen, die heute oft falsch ausgelegt werden. Ich habe sie hier genannt, im dritten Absatz: „Lass nicht außer Acht die Gabe, die in dir ist, durch Handauflegung der Ältesten“ (1. Timotheus 4) und „dass du erweckest die Gabe, die in dir ist, durch Auflegung meiner Hände“ (2. Timotheus 1).
Viele sagen: Da steht doch, dass man durch die Handauflegung besondere Gaben bekommt, wie die Prophetie. Aber was steht denn wirklich da? Sei ein Vorbild in der Lehre, im Glauben, im Wandeln. Lass dich nicht herausbringen, wenn die anderen sagen: Du bist ein junger Sprössling. Niemand verachte deine Jugend, sondern erwecke die Gabe.
Natürlich kannst du als junger Kerl nichts, aber der Herr Jesus kann in dir wirken. Wir haben dir die Hand aufgelegt und gesagt, dass Jesus in dir wirken kann. Das ist doch gemeint – und nicht kranke Heilung oder so etwas.
Auch bei 2. Timotheus 1 heißt es: „Lass nicht außer Acht die Gabe, die in dir ist.“ Wissen Sie, wie es weitergeht mit der Jahreslosung von 1984? „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“
Jetzt habt doch keine Angst, Mensch! Denk doch daran, dass dir die Segensfülle Jesu zugesprochen ist: der Geist Jesu, der voll Kraft, voll Liebe und voll Zucht ist.
Weil Gott darauf brennt, seine irdischen und himmlischen Segensgaben anzubieten, dürfen wir auch Menschen daran erinnern und sagen: Für sie ist das eigentlich gedacht, und wir dürfen es ihnen zusprechen.
Die Praxis des Segnens in der Gemeinde und die damit verbundenen Herausforderungen
Punkt sieben: Das steht nämlich in der Bibel. Deshalb habe ich gesagt, es hat sich in der Geschichte der Christenheit bewährt, wenn die dazu Berufenen segnen.
Ich darf Ihnen ein Beispiel nennen: Einer unserer christlichen Gemeinschaften im Remstal ist es vor einiger Zeit passiert, dass jemand, der den Gottesdienst leitete, sagte: „Nun sollen die, die sich dazu bevollmächtigt fühlen, aufstehen und die anderen segnen.“ Darüber ist die Gemeinde fast zerbrochen, weil manche Leute sagten: „Das steht doch noch gar nicht im Glauben. Und wie kommt der eigentlich dazu, dass er aufsteht? Der soll erst einmal zu Hause seine Angelegenheiten in Ordnung bringen, vielleicht mit seiner Frau klären, was da nicht stimmt, und nicht einfach so herumlaufen und segnen.“
Verstehen Sie, das wird schwierig, wenn jeder sich selbst in der Gemeinde ermächtigt fühlt. Zu Hause sind die Berufenen die Eltern, Vater und Mutter, die sollen segnen. Es wäre unnatürlich, wenn Kinder ihre Eltern segnen würden. Kinder dürfen für ihre Eltern beten, aber das ist das Amt der Eltern.
Und in der Gemeinde dürfen diejenigen, die ein Amt haben und dazu berufen sind, von der Gemeinde aus segnen. Unsere Kirchengemeinderäte, wer als Mitarbeiter in einem Kreis berufen ist, wer am Tisch dient in der Stunde – das ist doch ein Amt, das man anvertraut bekommen hat. Nicht nur der Herr Pfarrer, der das auch tut. Aber dazu ist man nicht nur zur Wortverkündigung berufen, sondern auch zum Segnen.
Es hat sich einfach bewährt, denn sonst gibt es Rivalitäten in der Gemeinde.
Segnen als Antwort auf Fluch und Feindseligkeit
Achtens hat das Segnen in der Gemeinde Jesu eine besondere Bedeutung erhalten. Es gilt als die richtige und notwendige Reaktion auf das Verfluchtwerden. Herr Jesus hat dies bereits in der Bergpredigt gelehrt: „Segnet, segnet, die euch fluchen.“
Diese Aufforderung wird im Neuen Testament vielfach aufgegriffen. Ich habe Ihnen einige Stellen aufgeschrieben: Römer 12, 1. Korinther 4 und im Petrusbrief. Dort heißt es: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, noch Scheldwort mit Scheldwort, sondern segnet vielmehr. Wisset, dass ihr berufen seid, den Segen zu erben.“
Darf ich ein Beispiel nennen? Mein Bruder Winrich, der mit uns zusammen in der Synode war, hat es miterlebt, ebenso der Mann Fred Rieger. Wenn jemand von ihnen verspottet wird, sagen unsere Hinterbänkler von der lebendigen Gemeinde oft nur: „Da können wir bloß noch für sie beten.“
In solchen Momenten spüre ich innerlich, wie es in mir brodelt. Doch wenn du sagst: „Das darfst du nicht, das darfst du nicht machen. Du musst die segnen, die dich eigentlich ärgern“, dann ändert sich die Haltung. Du betest: „Herr Jesus, gib ihnen deine Weisheit, deine Kraft. Hab sie lieb und schau mit Augen der Liebe auf sie.“
Du musst den Zorn aus deinem Herzen vertreiben, sonst ist es, als würdest du Essig in deinem Herzen behalten. Die Christenheit hat von Jesus gelernt: „Segnet die, die euch fluchen.“
Der Segen ist besonders wichtig, wenn sich Gift und Galle in dir zu vermehren drohen. Jesus fordert dich auf: Segne! Du bist berufen, den Segen zu erben. Du bist ein Segensträger und kein galliger Nachfolger, der nur Gift und Galle verspritzt. Segen!
Offene Fragen und praktische Anregungen zum Segnen
Und jetzt sind wir schon bei Punkt neun mit den besonderen Fragen. Das können wir später miteinander besprechen. Sie können das eine oder andere aus diesen Fragen aufnehmen oder etwas anderes, das Ihnen wichtig ist.
Schluss! Der Segen Gottes ist durch Jesus in Kraft. Wir dürfen ihn auch durch die Segensgebärde, wie Handauflegung oder Handerhebung, weitergeben. So werden Menschen daran erinnert, dass ein großer Schatz an irdischen und erst recht an himmlischen Segensgaben bereitliegt.
Wir müssen den Tag über so viel Entmutigendes aufnehmen und zur Kenntnis nehmen. Dann sagen uns die Leute: „Du, es gibt auch noch den Segen Gottes. Den hast du heute schon getankt, hast ihn schon in Anspruch genommen.“
Unser Volksmissionar Schumann hat auch schon hier evangelisiert, oder nicht? Von ihm habe ich gelernt, dass er sagte: „Wenn ich durch die Straßen gehe und manchmal so müde, traurig und abgeschlaffte Leute sehe, denke ich und bete bei mir: Herr Jesus, segne sie. Herr Jesus, zeig du ihnen deine Kraft.“
Wir dürfen auch für andere beten, damit sie gesegnet werden. Aber noch wichtiger ist das bei Kranken und bei jungen Leuten. Früher hat man Schüler morgens mit einem Segen aus dem Haus entlassen. Wir sollten das wieder viel öfter tun: einander die Hand auflegen und sagen: „Jetzt geht der Herr mit dir.“ Diese Gebärde ist damit verbunden.
So weit mal Singmanvers. Jetzt machen wir gleich weiter und wollen die Zeit nutzen, damit Sie aus Ihrer Erfahrung oder aus dem, was Ihnen aus der Bibel wichtig geworden ist, ergänzen können. Auch können Sie aus dem praktischen Leben der Gemeinde Fragen stellen, damit wir uns gegenseitig noch weiterhelfen.
Praktische Erfahrungen und Ermutigungen zum Segnen im Alltag
Bruder Schmidt, ja. Ich glaube, dass viele hier keinen schweren Zugang zum Segnen haben, wenn sie es ausdrücken wollen. Ich denke, der erste Weg zum Segnen ist, dass man einfach betet. Immer morgens segne ich all die Menschen, denen ich heute begegne. So wird die Atmosphäre schon gereinigt, und im Gebet wird immer wieder die Verbindung zu Gott gesucht.
Dabei wird der eine dem anderen noch Gottes Geschenk, die ganze Fülle, die ganze Erreichung Gottes und auch das, was ihm gut tut. Einfach mal natürlich mit dem Gebet anfangen.
Ich denke auch, dass alle Nachfolger dazu gerufen sind zu beten. Segnet, wo ihr könnt, auch wenn man manchmal versucht ist, zu fluchen! Ich glaube, in unserer Welt wird es heller, wenn wir mehr segnen – auch ohne großen Glauben.
Gerade der letzte Satz war besonders wichtig: Wenn Jesus sagt, segnet, die euch fluchen, kann man normalerweise nicht einfach so zu jemandem hingehen, der gerade einen Mordszorn losgelassen hat. Stellen Sie sich vor: Wir haben doch alles im Dritten Reich erlebt. Ich stehe dabei, wo meine Großmutter 1945 angeschrien wurde, und man sagte ihr, ihr Christen seid vergessen. Wenn meine Großmutter damals zum Herrn Bürgermeister gegangen wäre und gesagt hätte: „Herr Jesus segne Sie“, hätte er sie wohl zum Fenster hinausgeworfen. Aber sie konnte innerlich sagen: „Herr Jesus, gib ihm deine Vergebung, gib ihm Erkenntnis deines Willens.“
Es kann also nicht immer nur bei der äußeren Gebärde bleiben. Die Gebärde ist nur eine Hilfe für den, der im Zweifel ist, ein Weckruf für den, der im Glauben schwach ist. So wie du jetzt dein Leiden spürst, so kann man ihm auch den Segen zusprechen – und das ist eine Wirklichkeit.
Laut Bergwäldi, Materie 728, erwies er meine Rede: „Herr, der Tutsi, der verteidigt einen grünen Mann, der sein Haus auf einem Felsen baute.“ Herr Pater Schuster doch! Also es gehört bei dem, der segnen will – ich bin vorsichtig mit dem Wort Vollmacht! – eine gewisse Geisterfülltheit dazu. Kurt Hennig, der demnächst zu Ihnen kommen wird, hat uns mal gesagt, dass Vollmacht eigentlich immer nur von Jesus stammt. Da müssen wir aufpassen, dass wir das nicht für uns zu sehr in Anspruch nehmen.
Aber es gehört eine gewisse Geisterfülltheit dazu, sonst ist es nur Geschwätz. Denken Sie an die Geschichte, wie Elisa seinen Boten schickt, er soll auf das tote Kind den Stab legen – und es tut sich nichts. Wer nicht selbst von Gott gesandt und mit seinen Gaben erfüllt ist, kann allerlei Brimborium machen, bis hin zur Handauflegung – und es tut sich nichts. Es muss fast vom Geist gewirkt sein.
Wie ich gesagt habe: Gott sendet zum Segnen, da muss selbst ein Bileam plötzlich segnen. Man muss fast von Gott getrieben sein: „Jetzt tue ich es einmal.“ Zum anderen gehört auch der Glaube dazu, dass der, der gesegnet wird, den Segen in Anspruch nimmt. Der Segen wirkt nicht einfach magisch.
Deshalb erwecke die Gabe, die in dir ist! Timotheus war schon beinahe dabei, sie zu vergessen. Das hat nicht einfach automatisch gewirkt, sondern man muss sagen: „Jetzt möchte ich das in Anspruch nehmen, was mir zugesagt ist.“
Also: Glaube bei dem, der segnet, und bei dem, der den Segen empfängt. Was nicht aus dem Glauben und aus der Verbundenheit mit Gott kommt, sagt der Römerbrief, ist Sünde – das ist außerhalb der Kraftverbindung.
Danke für den Hinweis. Ich habe mich so gefreut: Vor zwei Jahren habe ich eine fromme junge Frau erlebt. Es ging eben darum, dass es praktisch wird. Sie sagte, sie segne ihr kleines Kindchen, das im siebten Monat war, den ganzen Tag hindurch. Und was wir bei kleinen Kindern machen dürfen, dürfen wir doch auch bei all denen tun, die uns anbefohlen sind: das Hineinsegnen.
Das heißt vielleicht auch, dass wir, wenn wir zum Geburtstag gratulieren, nicht nur herzliche Segenswünsche sagen, sondern einmal im Sinn von Epheser 1 sagen: „Gott gebe dir viel Erkenntnis seiner Stärke.“ Es liegt alles von Gott bereit, auch die tägliche Vergebung der Sünde. Dass wir es einem anderen Mitchristen nicht nur sagen: „Er segne dich“, sondern auch noch einmal aufschlüsseln und klar machen.
Das wären praktische Bereiche, in denen wir uns klar machen könnten, was Segnen bedeutet.
Mir geht es so, wenn ich als Aufwiedersehensgruß an der Kirchlich, gerade in meiner Gemeinde, wo man nach zehn Jahren jemanden kennt, oft weiß, dass der Mensch gerade unter Druck steht. Wenn man dann sagt: „Jesus sei mit dir“, gerade am nächsten Tag, ist das ein kurzes Segenswort zusammen mit dem Handschlag, ein Wort, das besonders weitergegeben wird.
Dazu möchte ich Mut machen. Aber bitte, irgendwo eine Wortmeldung! Da haben sich schon große Geister darum bemüht. Pfarrer Doktor Lang kann es uns darlegen: Schon Augustin hat sich im Donatistenstreit darum bemüht, und die Reformatoren haben sich extra im Artikel 9 des Augsburger Bekenntnisses damit beschäftigt, dass Abendmahl und Taufe auch wirksam sind, wenn die Priester ungläubig sind.
Das ist natürlich das Handeln Gottes. Der Segen Gottes steht fest und wird nicht durch den frommen Priester aufgewertet. Aber wir haben heute zunehmend das Problem, dass manche gläubige junge Leute sagen: „Die Taufe, die meine gottlosen Eltern wollten, und bei der mein gottloser Pate dabei war – das kann doch keine richtige Taufe sein.“
Verstehen Sie es nicht überheblich, sondern als Anfrage: War das wirklich so? Wollten die den Segen Gottes? Oder war es nur eine Formalität?
Da kommen manche Leute ins Fragen. Ich würde sagen: Es war ausgerichtet auf Jesus, der auch für dich gestorben und auferstanden ist. Es ist auf deinen Kopf zugesagt worden, dass seine Gnade dir gilt.
Ich darf ein dummes Beispiel sagen: Wenn in Schorndorf ein Standesbeamter wäre, der vielleicht gar nicht die richtige Prüfung hat – sagen wir Frankfred Rieger – und er macht eine Eheschließung mit Stempel vom Bürgermeisteramt, und nach zwei Jahren stellt sich heraus, das war ein Hochstapler: Gilt jetzt die standesamtliche Trauung oder gilt sie nicht?
Natürlich gilt sie. Solange der Stempel drauf ist, ist die Ehe vollzogen. Oder ist sie anzufechten? Nein, sie gilt.
So würde ich sagen: Selbst wenn unwürdige Priester da sind, so hat die Reformation gesagt, es gilt um Jesu willen. Aber es gibt viele Glaubensanfechtungen.
Deshalb war Ihr erster Satz eigentlich schöner: Es hilft sicher einem im Glauben stehenden Kirchengemeinderat, einem im Glauben stehenden Mitarbeiter der Jugendarbeit, einem im Glauben stehenden Pfarrer. Das kann doppelt so viel beflügeln und ermutigen, wenn einer, wie Sie mir mal in Rudersberg gesagt haben, für die Sache brennt. Dann wird auch das Zeichenhafte des Glaubens viel stärker mit Leben erfüllt.
Aber ich weiß nicht, ob man das praktisch hinbekommt. Ja, Bude Weisswinger. Aber Friederikus war ein Bruder, der früher Bürgermeister war. Er hat erzählt, er hatte zwei Feinde. Da hat er bei einer Bande gefragt: „Was soll ich denn jetzt machen?“ Da haben sie gesagt: „Du kannst nichts anderes tun, als für ihn zu beten und ihn zu segnen.“ Für einen hat es schon gewirkt: Da ist er versöhnt gekommen, aber beim anderen noch nicht.
Wenn der Segen immer automatisch wirken würde, wäre das Volk Israel hundertprozentig ein frommes Volk gewesen. Denn über das Volk Israel ist immer der Segen ausgesprochen worden. Es ist immer die Frage, ob wir ihn im Gehorsam und im Glauben auch annehmen wollen.
„Er segnet den, der die Gnade sucht“, so heißt es bei Klepper. Wie beim Evangelium: Eine Überfülle ist da zum Abholen, sie wird angeboten, fast aufgenötigt. „Ein volles, überfließendes Maß wird man euch in euren Schoß geben“, so ist es euch beim Evangelium.
Während es im Alten Testament noch heißt, bei der Vergebung: „Wenn ich komme zu Gott und sage, entzündige mich mit Isop, dann ist Gott barmherzig und gnädig“, ist im Neuen Bund Gott die Welt eingeladen: „Lasst euch doch versöhnen mit mir!“ Er überbietet sich selbst in der Vergebung und sagt nicht: „Wenn du zu mir kommst nach Kriegsvergebung“, sondern er verströmt Vergebung, dass man sie nehmen kann – und viele wollen sie gar nicht.
So ist es mit dem Segen: Der Segen wird in einer überströmenden Fülle in die Welt hinein angeboten, aber man sollte ihn auch entdecken. So wie Epheser 1 sagt, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen – es gibt Vergebung.
Ich meine, heute ist die Stelle, an der junge Menschen am ehesten für sich entdecken, was himmlischer Segen ist, geistlicher Segen himmlischer Güter, immer die Frage des Todes. Ich bin überzeugt, dass junge Leute heute mehr Angst haben als wir Alten, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Sie haben weitgehend Angst vor dem, was auf sie zukommt, Angst vor dem Sterben – was ganz merkwürdig ist in der heutigen Generation.
Hier müssen wir sagen: Jesus sagt, niemand wird euch aus meiner Hand reißen, wenn ihr bei Jesus seid. Er kann dich auch im Tod durchtragen. So praktisch müssen wir es ihnen sagen: Der Segen, die Segenshand Jesu.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Andere ist nett zu ihm. Er kann umkämpft werden. Ich kann immer für ihn beten, kann ihn einladen.
Vielleicht sollten wir noch viel mehr tun. Manchmal sind wir so zurückhaltend. Wir reden ja immer weniger miteinander. Früher hat man viel mehr miteinander gesprochen. Wenn Jesus sagt: „So hast du einen Bruder gewonnen“, vielleicht sollten wir noch viel mehr mit gewinnender Liebe, mit phantasievoller Liebe handeln.
Vielleicht kann der eine nicht den Zugang zum normalen Gottesdienst finden. Ich denke daran, dass ich vielleicht noch einen Platz im Auto frei habe, wenn man zum Süddeutschen Fest nach Böblingen fährt, und sage: „Möchtest du nicht einmal mit?“
Da fährt der andere vielleicht eher mit. Oder sage: „Da ist der Medienkongress in Böblingen, das ist mal attraktiv, hör dort die Botschaft.“ Wir sollten phantasievoll sein, wo wir jemanden mitnehmen.
Der andere sagt: „Muss man zum Posaunentag? Acht Bläser, wenn man Platz frei hat, möchte ich nicht.“ Also das phantasievolle Gewinnen, um jemanden mitzunehmen, dass einer sagt: „Das war wirklich eine Sache.“ Er muss ja auch für sich selbst wahrhaben können, dass das etwas ist.
Also: Gebet und phantasievolle Liebe. Das ist ja das Anliegen, das er gesagt hat: Der Feind, nicht Gott, siegt, sondern er versucht, für sich zu gewinnen.
Ich denke nur daran, was der Teufel täglich aufbietet: Was für Waffen, von den Illustrierten über das Fernsehen, über alle Attraktionen, das pupertieren alle Sinne.
Warum sollten wir nicht all das Schöne, was uns Gott gegeben hat – mit Sommerfreizeiten, unseren Festen, unseren Posaunentreffen und nächsten Sonntag dem Sängergottesdienst in Schorndorf in der Stadtkirche – aufbieten und sehen, wo einer einmal angesprochen wird in dem, was ihm wohltut?
Es wird vom alten Blumhardt gesagt, er hätte seinen Sohn Christoph Blumhardt gesegnet mit den Worten: „Ich segne dich zum Siegen.“ Und manche unserer Brüder sagen, deshalb sei beim jungen Blumhardt der Nebel gegangen.
Man kann nicht unbedingt immer nur zum Siegen gesegnet werden. Ich habe ja unten auf Seite eins die Frage: Kann man auch gesegnet sein im Leiden? Ha, natürlich!
Wenn ich in Gemeinschaft mit Jesus bin – denken Sie an viele, die im Krankenhaus zu Segensträgern wurden. Wenn der Trinkbruder Müller im Krankenhaus Worte gesagt hat, das waren Worte: „Gib mir wieder Käufe hin!“ Solange es Gemeinschaft mit Jesus gibt, der gelitten hat, lebt, gibt es auch einen Segen im Leiden.
Nicht nur Segen zum Siegen, das auch, aber wir sollten Gott nicht festlegen, dass Segen immer nur Gewinn bedeutet. Man muss sagen: „Wenn du mich schon diesen Weg führst, den ich eigentlich nicht gehen will, dann segne mich darin und hilf mir, dass sich etwas verströmen kann.“
Fragen Sie unsere Schwestern im Krankenhaus, wie viele Kranke ihnen eine Hilfe sind, die mitten in der schweren Krankheit Träger des Segens Gottes sind.
Also nicht nur zum Siegen segnen, sondern auch segnen zum Lieben, ja zum Lieben, zum Tragen. Dass wir in allen Lebenssituationen nicht die Leute am Ende sind, sondern dass sie noch etwas verströmen können.
Ja, ich glaube, das reicht.
Ja, bitte.
Der eigentliche Sinn des Segnens und seine Wirkung
Das Segnen ist der Zuspruch. Ich habe nicht vom Segen gesprochen, denn Segen gibt es in Gott und in seinem Wesen. Das Segnen selbst ist der Zuspruch der himmlischen und irdischen Gnaden Jesu.
Es geschieht in Verbindung mit einer Gebärde, das ist eigentlich das Segnen: mit Handauflegung, mit Zeichen, Händedruck. Jesus hat für dich Kraft bereitgestellt, und diese soll in dich hineinströmen. Dieser Zuspruch ermutigt den anderen. Er sagt ihm die Wirklichkeit Jesu zu, sozusagen körperlich – sei es auf den Kopf, die Schulter oder die Hand.
Das ist eigentlich das Segnen. Wir haben vorher gesagt, dass es auch Fälle gibt, in denen ich diese Handgebärde nicht machen kann. Dann segnet man sich oder andere durch Fluchen nicht, sondern indem man den Herrn Jesus anruft: „Jetzt gib ihm nicht bloß seine Bitterkeit und Bosheit, sondern ströme du ihn hinein. Ich bitte dich für ihn: Gib ihm deine Kraft, gib ihm deine Erlösung.“ Auch das ist Segnen, nämlich die Kräfte Jesu auf einen Menschen herabzubitten und ihn nicht zu verfluchen.
Es gibt also einen doppelten Sinn: Einerseits die besondere Gebärde, andererseits im Gegensatz dazu das wohltuende Gebet. Ob das klar genug ist, zu erkennen, weiß ich nicht. Das merken Sie auch an dieser Frage. In der Bibel gibt es einen gewissen Streubereich. Vielleicht würde Herr Jesus sagen: „Warum fragt ihr denn auch so? Das ist doch alles viel reicher und viel weiter.“ Ihr versteht doch, was gemeint ist.
Ihr dürft einem Menschen etwas zusprechen, ihr dürft selbst gesegnet werden. Mir wäre es oft eine Hilfe, ich muss offen sagen: Wenn das nicht bloß bei der Ordination und Investitur gewesen wäre, sondern wenn ein Mitchrist auch die Hand auf die Schulter legen würde oder auf den Kopf oder die Hand geben und sagen würde: „Jetzt, Rolf, du weißt, dass du gar nichts kannst, aber Jesus hat zugesagt: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das wäre etwas, das wäre ein Segensspruch.
Ich stelle mir vor, dass wir uns gegenseitig zur Demut des Glaubens erziehen sollen. Wir sind schwach, der Herr hat Stärke. Wir sind arm, der Herr ist reich. Zur Demut und zur großen Erwartung, was unser Herr bei uns und durch uns tun kann – das wäre mir beim Segen das Wichtigste.
Herzlichen Dank, Bruder, für den kleinen Impuls. Ich bin heute Abend an ein Erlebnis erinnert worden, das mir ein lieber Freund erzählte. Sie kennen ihn auch. Sein kleinster Sohn wurde von einem Mitschüler immer wieder ganz furchtbar geschlagen. Es gab überhaupt keinen Anlass dazu. Wann immer dieser Schulkamerad den Sohn meines Freundes erwischte, schlug er ihn blau. Es war ganz schlimm. Ich habe das vielleicht auch schon einmal in einer Predigt erwähnt.
Dann erzählte der Freund weiter: Eines Tages war er mit dem Fahrrad unterwegs durch den Wald. Da kam ihm gerade dieser Junge aus der Klasse seines Sohnes entgegen, ebenfalls auf dem Fahrrad. Der Freund berichtete, dass in ihm ein Kampf entbrannte: „Jetzt ist die Gelegenheit, mit ihm abzurechnen.“ Die Faust ballte sich an seinem Lenker. Doch dann schoss ihm das Wort „segnet“ durch den Kopf. In der Stille seines Herzens segnete er diesen Jungen, als er an ihm vorbeifuhr.
Von diesem Tag an ist nie mehr etwas vorgefallen zwischen diesem Jungen und dem Kind meines Freundes – nie mehr. Das ist für mich immer wieder eine Ermutigung geworden. Ganz herzlichen Dank.
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden. Amen.