Eröffnung mit Gebet und Einführung in das Thema Glauben an die Auferstehung
Ich möchte mit uns beten. Großer Gott, Du bist heilig, heilig, heilig! Du wärst für uns unnahbar, denn wir sind es nicht. Und doch bist Du uns ganz nah gekommen. Du hast unter uns gelebt und Dein Leben für uns gegeben. Du hast den Tod besiegt und lebst noch heute.
Auch wenn wir Dich nicht mit unseren Augen sehen können, wollen wir beten: Öffne unsere Herzen, damit wir Dich sehen. Wir wollen Dich sehen im Hören auf Dein Wort. Wir wollen Dich sehen durch die Hilfe Deines Geistes, der uns aufrichtet, damit wir das erkennen, was unsere Augen nicht wahrnehmen können, das unsere Herzen aber sicher wissen können.
So wollen wir Dich bitten, diese Predigt zu gebrauchen, um uns neu zu gründen und zu stärken in der Gewissheit, dass wir einen lebendigen Herrn haben. Amen!
Im großen Auferstehungskapitel der Bibel, im 1. Korinther 15, heißt es in den Versen 3 und 4, und wir haben die Worte gerade gehört: „Als Erstes habe ich weitergegeben, was ich auch empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, dass er begraben worden ist und dass er am dritten Tag auferstanden ist, nach der Schrift.“
Ich habe heute Morgen eine ganz einfache Frage: Glaubst du das? Wie können die Menschen um dich herum, mit denen du tagtäglich zu tun hast, das erkennen? Was in deinem Verhalten, was in deinem Reden hilft anderen zu erkennen, dass du wirklich glaubst, dass Jesus für deine Sünden gestorben ist und dass er auferstanden ist und lebt?
Ihr Lieben, ganz ehrlich: Warum strahlen unsere Leben viel zu selten diese tiefe Gelassenheit, diesen Frieden und diese Freude aus? Was muss geschehen, damit wir jeden Tag freudig bekennen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden?
Ich mag die Tradition, dass man sich das zu Ostern zuspricht. Aber ich denke mir jedes Jahr: Das war letzte Woche auch schon wahr, da hat das keiner zu mir gesagt. Ich möchte diesen Fragen nachgehen: Warum eigentlich ist dieser tiefe Friede, diese Freude und dieses Zeugnis nicht beständig da? Ein bisschen möchte ich uns helfen, mehr dahin zu kommen.
Die Bedeutung des Markus-Evangeliums und der Abschluss von Kapitel 16
Und das wollen wir tun, indem wir uns gemeinsam den Osterbericht aus dem Markus-Evangelium anschauen, Markus 16, Verse 1-8.
Ich möchte gleich dazu sagen, dass ich davon ausgehe, dass dies tatsächlich der Abschluss des Markus-Evangeliums ist. In manchen Bibeln, in den meisten Bibeln, folgen dann noch einige Verse, nämlich neun bis zwanzig. Oft sind diese Verse etwas abgesetzt, manchmal gibt es eine kleine Fußnote, in der zu lesen ist, dass das Markus-Evangelium nach den ältesten Textzeugen mit Vers 8 endet – so zum Beispiel in meiner Luther 1984.
Die Verse 9 bis 20 wurden im zweiten Jahrhundert hinzugefügt, vermutlich, um dem Markus-Evangelium einen Abschluss zu geben, der den anderen Evangelien entspricht. Deswegen sind diese Verse erbaulich und vielleicht auch irgendwie hilfreich.
Ich glaube jedoch, dass Gott tatsächlich den Evangelisten Markus inspiriert hat, mit Vers 8 zu enden. Ich bin überzeugt, dass darin eine besondere Funktion steckt, und genau darum soll es heute gehen.
Hintergrund zu den Frauen am Grab und ihre Beziehung zu Jesus
Bevor wir zu Kapitel 16, Vers 1 kommen, ist es hilfreich, sich kurz klarzumachen, dass die Frauen, um die es in unserem Text geht, bereits einige Tage zuvor eng mit Jesus zusammen waren.
Diese Frauen gehörten zur engeren Jüngerschaft Jesu. Am Karfreitag mussten sie hilflos mit ansehen, wie ihr guter Freund, ihr Herr und Meister Jesus, gekreuzigt wurde. Mindestens zwei von ihnen gingen sogar noch weiter, als ein reicher Mann und Ratsherr kam, um den Leichnam Jesu vom Kreuz abzunehmen und ihn in eine Grabkammer zu legen.
Sie hatten gesehen, wo Jesus hingelegt wurde, und wie ein schwerer Stein vor das Grab gewälzt wurde. Dann kam der Samstag, der Sabbat. Wie alle guten Juden blieben sie zuhause. Sie machten keine großen Wege und taten sonst auch nichts.
Ich denke, es muss ein sehr, sehr trauriger Sabbat gewesen sein. Am frühen Morgen des dritten Tages, am Ostersonntag, machten sie sich auf, um ihrem Herrn noch einmal ihre tiefe Liebe und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Davon zeugt unser Text.
Der Osterbericht aus Markus 16, Verse 1-8
Ich lese aus Markus 16, die Verse 1 bis 8:
Als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging, kamen sie zum Grab. Sie sprachen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“
Doch als sie hinsahen, bemerkten sie, dass der Stein bereits weggewälzt war. Er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen. Er trug ein langes weißes Gewand. Die Frauen entsetzten sich.
Der Jüngling sprach zu ihnen: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.
Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch nach Galiläa gehen wird. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“
Die Frauen gingen hinaus und flohen vom Grab. Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich sehr.
Die Bedeutung des Aufbruchs der Frauen trotz Angst und Unsicherheit
Der Text beginnt mit den drei Frauen, die zum Grab gehen. Sie wollen Jesus die letzte Ehre erweisen. Dabei sollten wir uns bewusst machen, dass das nicht ohne Risiko war. Diese Frauen wollten einem Mann die letzte Ehre erweisen, der erst vor zwei oder drei Tagen zum Tode verurteilt und am Karfreitag gekreuzigt worden war.
Wir sollten auch bedenken, dass seine Jünger, seine engsten Freunde, so von Angst und Schrecken ergriffen waren, dass sie weggelaufen und untergetaucht waren. Petrus, der es gewagt hatte, Jesus nachzugehen, hatte ihn später sogar dreimal verleugnet.
Diese Frauen jedoch ließen sich nicht abschrecken. Sie machten sich auf den Weg zum Grab. Ihnen war klar, dass ihr Plan scheitern konnte. Sie wussten, dass Jesus in einem Grab lag, das mit einem sehr schweren, großen Stein verschlossen war. Diesen hätten sie niemals wegrollen können. In gewisser Weise war ihr Plan also nicht besonders gut durchdacht.
Natürlich hatte das, was sie vorhatten, keinen großen praktischen Wert. Es war einfach eine Geste. Eine Geste, um vielleicht auch sich selbst noch einmal ihre Liebe und Dankbarkeit gegenüber Jesus auszudrücken.
In gewisser Weise ist das vielleicht vergleichbar mit unserem heutigen Fasten. Manche fasten ja in der Zeit vor Ostern. Abgesehen davon, dass es der persönlichen Gesundheit oder dem Wohlbefinden etwas Gutes tun kann, hat das Fasten an sich keinen großen Wert. Es ist einfach ein Ausdruck in dieser Zeit, in der wir über Jesu Leiden und seine Entbehrungen nachdenken. Wir sagen damit: Auch ich möchte etwas aufgeben und mich Gott ganz hingeben.
Vielleicht hilft das Fasten tatsächlich auch dem Gebetsleben. Das ist eine gute Sache. Aber natürlich müssen wir nicht fasten, um unsere Liebe und Dankbarkeit Jesus gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Hoffentlich tun wir das ohnehin nicht nur in der Fastenzeit.
Die überraschende Entdeckung am Grab und die Begegnung mit dem Engel
Nun, wie auch immer, bei den Frauen war es so, dass sie voller Dankbarkeit und Liebe zu Jesus waren. Deshalb gingen sie zum Grab, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und ihn zu salben. Ab Vers 4 lesen wir, was dort geschah: Sie sahen hin und bemerkten, dass der Stein weggewälzt war, denn er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen zur rechten Hand einen Jüngling sitzen, der ein langes weißes Gewand trug. Sie entsetzten sich. Das, was in uns sehr bekannten Worten beschrieben wird, ist wirklich schwer zu glauben. Hier kommen Frauen zu einem Grab, ohne genau zu überlegen, wie sie überhaupt an Jesus herankommen sollen. Und dann ist der große Stein weggewälzt.
Früh am Morgen, am Sabbat, hat niemand etwas getan. Niemand war zu sehen, und der Stein ist weg. Wie kann das sein? Das an sich ist schon irgendwie beunruhigend. Wenn man zum Friedhof geht und plötzlich ein Grab aufgebuddelt ist, ist das schon ungewöhnlich.
Jetzt gehen sie in die Grabhöhle hinein, in der Erwartung, den Leichnam zu sehen. Doch da sitzt auf einmal ein Mann! Stell dir das mal vor! Ich gehe davon aus, dass auch die Hartgesottenen unter uns in diesem Moment einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen spürten. Das ist wirklich unheimlich!
Ein Mann sitzt da im weißen Gewand, ein junger Mann, der einfach fröhlich im Grab sitzt. Die Worte „sie entsetzten sich“ klingen fast ein bisschen harmlos. Dann sehen wir wieder den Jüngling. Aus den anderen Evangelien wissen wir, dass es ein Engel Gottes war, ein Bote Gottes, der das Wort ergreift.
Ab Vers 6 lesen wir: „Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“
Vier Beobachtungen zur Botschaft des Engels und Gottes Barmherzigkeit
Diese Worte sind Ausdruck der großen Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Ich hoffe, das können wir erkennen.
Vielleicht vier kurze Beobachtungen dazu:
Das Erste ist, dass Gott genau weiß, wie die Frauen sich fühlen. Wir haben gerade gehört, dass die Frauen entsetzt waren. Der Engel im Grab, der Bote Gottes, spricht sie an und sagt: „Entsetzt euch nicht!“ Das sehen wir in der Bibel immer wieder. Es zeigt, wie unser Herr uns durch und durch kennt. Er weiß um die Dinge, die dich froh machen, und er weiß um die Dinge, die dir Sorgen und Angst bereiten. Und das lässt ihn nicht kalt. Er beobachtet das nicht einfach nur relativ unbeteiligt, nein, er spricht direkt in die Situation hinein. Und das darfst auch du wissen: Dein Gott ist ein himmlischer Vater, der seine Kinder liebt und möchte, dass ihre Herzen zur Ruhe kommen. So spricht Gott hier durch seinen Boten, den Engel, die Frauen an. Er macht deutlich: Ich weiß, wie ihr euch fühlt, aber das ist nicht nötig. Entsetzt euch nicht.
Das Zweite, was deutlich wird, ist, dass Gott nicht nur ihre Gefühle kennt, sondern um alles weiß, was diese Frauen gerade bewegt. Die Frauen fragten sich, wo der Leichnam Jesu sei. Aber sie mussten die Frage gar nicht stellen. Der Engel ergreift das Wort und sagt: „Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.“ Die Frauen waren enttäuscht. Sie suchten den Leichnam Jesu und konnten ihn nicht finden. Was für eine Enttäuschung. Sie wollten ihm die letzte Ehre erweisen, doch genau das war nicht möglich.
Dieser Blinkeindruck ist für mich zumindest nur eine kleine visuelle Ablenkung. Ich hoffe, nicht so sehr für euch. Die Frauen sind enttäuscht, weil sie es als einen großen Verlust empfinden, dass Jesus nicht da ist. Sie hatten sich etwas vorgenommen, doch sie können es nicht ausführen. Ihre ganzen Hoffnungen für diesen Morgen sind zerstört, weil sie zu geringe Hoffnungen hatten, weil sie falsche Erwartungen hatten.
Ich frage mich, ob es uns manchmal auch so geht. Könnte es sein, dass wir unsere Hoffnungen auf falsche und viel zu kleine Dinge setzen, denen wir nachjagen? Und wenn wir sie nicht bekommen oder wenn es nicht so kommt, wie wir es uns erhoffen, sind wir zu Tode betrübt. Anstatt zu wissen, dass unser Gott es gut mit uns meint. Und wenn er uns etwas vorenthält, hat er vielleicht etwas viel Besseres für uns.
Ich denke da an einen jungen Mann, der eine hübsche junge Frau kennenlernt und ihr nachjagt. Er denkt, er findet Erfüllung in einer Beziehung mit ihr. Doch die Frau, weil sie Christin ist, weist ihn ab. Aber sie teilt später mit ihm das Evangelium. Dann stellt der Mann fest, dass mit der Frau nichts werden wird, aber er lernt Jesus kennen und findet etwas viel Besseres. Einige Jahre später gibt Jesus ihm dann eine viel bessere Frau. Ihr lacht – das ist meine persönliche Geschichte. Und ich denke, ihr habt auch solche Geschichten. Haben wir das nicht alle schon mal erlebt, dass Gott uns etwas vorenthält, von dem wir dachten, wir bräuchten es unbedingt? Nur um später festzustellen, dass er etwas viel Besseres für uns hat – vielleicht anders, vielleicht zu einer anderen Zeit.
Die Frauen suchen einen Leichnam und sind enttäuscht, dass sie ihn nicht finden. Der Engel sagt: „Ich weiß, ich weiß, was ihr sucht, aber Gott hat etwas viel Besseres für euch. Ihr werdet den Leichnam nicht finden, weil er nicht mehr tot ist. Er ist auferstanden, er lebt. Jesus ist nicht im Grab.“
Das Dritte, was wir sehen, ist die Barmherzigkeit des Herrn. Der Engel nimmt sich nicht nur der verwirrten Frauen an, sondern er sendet sie zu den noch trauernden Jüngern. Jesu Jünger sind verborgen irgendwo in Jerusalem. Der Engel sendet die Frauen und sagt: „Die Vorbotschaft, die ich euch eben verkündigt habe, sollt ihr weitersagen.“ Da sind noch Menschen, die todtraurig sind und Hoffnung brauchen. Hier ist eine Hoffnungsbotschaft – bringt sie ihnen! Der Herr lebt, er ist wahrhaftig auferstanden. Geht hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
Auch das ist heute noch wahr. Es gibt so viele Menschen in dieser Welt, die keine Hoffnung haben. Sie denken, dieses Leben hier auf Erden ist alles, was sie haben. Sie jagen nach Erfüllung in diesem Leben, weil sie überzeugt sind, dass der Tod ein definitives Ende ist. Und wenn jemand stirbt, bleibt nur trostlose Trauer. So ginge es auch dir und mir, wenn nicht jemand von Gott gesandt worden wäre, um uns zu verkündigen: Der Herr lebt. Er hat etwas viel Größeres für dich als das, was du auf dieser Erde und in diesem Leben finden wirst.
Das ist die frohe Osterbotschaft: Jesus war nicht nur ein guter Lehrer oder ein Mann aus längst vergangenen Zeiten. Nein, der Herr ist wahrhaftig auferstanden. So sendet der Engel die Frauen, um den Jüngern das zu verkündigen.
Schließlich sehen wir die besondere Gnade des Herrn gegenüber dem einen Jünger, der Jesus verleugnet hatte und jetzt vielleicht annahm, dass Jesus mit ihm nichts mehr zu tun haben wollte. Petrus wird hier ganz explizit mit in die Gruppe eingeschlossen. Er wird namentlich erwähnt. Der Engel sagt: „Geht hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“
Ich kann mir vorstellen, wenn die Frauen zu den Jüngern gegangen wären, ins Obergemach gekommen und hätten gesagt: „Jesus ist auferstanden und er will euch sehen“, dann hätte Petrus vielleicht in der Ecke gesessen und gesagt: „Euch schon, euch schon, aber ich habe den Mund zu voll genommen. Ich habe behauptet, ich würde mit ihm gehen und wenn nötig bis in den Tod. Dann habe ich ihn verleugnet – und zwar nicht nur einmal, nicht nur zweimal, nein, dreimal. Aber mit mir ist er fertig.“
Doch der Engel betont: „Nein, auch Petrus.“ Lieber Christ, ich hoffe, du siehst hier die Gnade und Barmherzigkeit unseres Gottes, der sich Sündern zuwendet – Menschen, die oft den Mund zu voll nehmen und dann nicht so leben. Unsere Liebe und Treue Jesus gegenüber werden nie so vollkommen sein, wie er es verdient hätte. Aber er hat uns schon geliebt, als wir noch seine Feinde waren, als wir nichts von ihm wissen wollten, als wir ihn völlig ignoriert und unsere eigenen sündigen Wege gegangen sind. Und er wird nicht aufhören, uns zu lieben, wenn wir versagen und gegen ihn handeln.
Das klingt hier durch: Er ist treu, auch wenn wir untreu sind.
Lieber Christ, ich hoffe, diese Worte ermutigen dich. Ich hoffe, du weißt, dass du immer zum Thron der Gnade kommen kannst. Du kannst dich immer Jesus zuwenden und wissen, dass er dich nicht zurückweisen wird. Ganz im Gegenteil: Er lädt dich namentlich ein, dich mit ihm zu treffen in Galiläa.
So sehen wir, dass die Frauen am Grab persönlich getröstet und angesprochen werden. Ihnen wird eine frohe Botschaft verkündigt, die weit besser ist als alles, was sie erwartet hatten. Und ihnen wird eine Botschaft für die Jünger gegeben. Das bringt uns zu Vers 8.
Das überraschende Ende des Markus-Evangeliums und seine Bedeutung
Nun würde man doch denken, dass als Nächstes folgt: Die Frauen gingen fröhlich und mit tiefem Frieden im Herzen zu den Jüngern und verkündeten es ihnen und der ganzen Welt – Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Aber so steht es hier nicht.
Sie gingen hinaus und flohen vom Grab, denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Sie sagten niemandem etwas, weil sie sich fürchteten.
Ich kann verstehen, warum manche Menschen im zweiten Jahrhundert dachten, man müsste noch ein paar Verse anfügen. Die Frauen, die mit so hingebungsvoller Liebe zu Beginn des Kapitels zum Grab gegangen waren, werden jetzt beschrieben, als hätten sie quasi alles ignoriert, was der Bote Gottes ihnen gesagt hatte.
Der Engel sagt: "Entsetzt euch nicht." Doch trotz der tröstlichen Worte des Engels lesen wir nun, dass sie hinausgingen und vom Grab flohen, weil Zittern und Entsetzen sie ergriffen hatte. Sie fürchteten sich.
Der Engel sagt außerdem: "Geht hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch nach Galiläa vorausgehen wird. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat." Doch hier lesen wir, dass sie niemandem etwas sagten.
Ganz offensichtlich haben die Frauen trotz dieser tröstlichen Worte des Engels keinen Frieden in ihren Herzen. Sie empfinden keine Freude und, schlimmer noch, sie sind dem göttlichen Auftrag gegenüber ungehorsam – zumindest für eine kurze Zeit.
Bevor wir nun verächtlich auf diese Frauen schauen und uns fragen, was mit ihnen los war, möchte ich uns fragen, ob es uns nicht manchmal ganz ähnlich geht.
Ich glaube, genau das ist es, was Markus mit diesem Ende – was Gott durch Markus im Markusevangelium schreibt – provozieren will. Denn in uns entstehen Gedanken wie: So kann das doch nicht enden. Genau.
Die Herausforderung des Glaubens und die Einladung zur Begegnung mit dem Auferstandenen
Also, wie sieht es bei dir aus? Ich weiß von vielen unter uns, dass sie Jesus wirklich liebhaben und dass sie das auch durch ihr Leben zum Ausdruck bringen. Das weiß ich von vielen von euch.
Aber andererseits weiß ich auch von vielen unter uns, dass es uns immer mal wieder ähnlich geht wie den Frauen am Grab. Wir haben letztendlich keinen Frieden in unseren Herzen. Manche unter uns leiden unter Depressionen oder Angstzuständen. Und die allermeisten unter uns – ich würde wagen zu sagen alle – kennen es, wie uns auf einmal Sorgen so in Beschlag nehmen, dass jeglicher Friede weg ist. Sorgen, so als ob unser Herr nicht leben würde, als ob der Allmächtige, der uns zugesagt hat, bei uns zu sein, für uns zu sorgen und uns sicher nach Hause zu bringen, nicht da wäre.
Dann stellt sich schon die Frage: Wie viel Raum geben wir dem Wissen von der Auferstehung in unseren Herzen? Wie sehr sind wir darauf bedacht, auch anderen davon zu erzählen, dass Jesus auferstanden ist? Könnte man nicht auch von uns viel zu oft sagen: Sie sagten niemandem etwas?
Vielleicht gehörst du zu denen, die die Botschaft von der Auferstehung überhaupt noch nicht glauben können. Du hörst die Worte des Predigttextes, du hörst meine Worte, aber sie machen für dich keinen Sinn, weil deine Erfahrung dich lehrt: Tote stehen nicht auf.
Vielleicht glaubst du sogar aufgrund der guten historischen Belegbarkeit, dass Jesus tatsächlich mal gelebt hat. Vielleicht glaubst du, dass er wahrscheinlich tatsächlich ein sehr weiser und sehr gütiger Lehrer war, vielleicht auch große Dinge getan hat. Aber dass er auferstanden ist und lebt, dass man wirklich mit ihm reden kann, dass er wirklich in die Welt eingreift und für Menschen da sein kann, das kannst du nicht glauben.
Ich denke, das ging mir einst so. Ich glaube, das geht manchem immer mal wieder so.
Was muss dann geschehen? Was muss geschehen, damit wir anfangen zu glauben, dass Jesus wirklich auferstanden ist und lebt? Was muss geschehen, damit unsere Herzen wirklich zur Ruhe kommen und mit Freude erfüllt sind – und zwar nicht nur am Ostersonntagmorgen, sondern jeden Tag?
Die Kraft der Begegnung mit dem Auferstandenen und die Einladung zum Glauben
Nun wissen wir aus den anderen Evangelien, was dazu führte, dass bei den Frauen nach einer kurzen Zeit des Zitterns und Entsetzens tatsächlich Freude entstand. Sie hatten eine Begegnung mit dem Auferstandenen. Sie haben Jesus wirklich gesehen.
Dann wich alle Furcht. Tiefen Frieden erfüllte ihre Herzen, und eine große Freude kam in sie. Nun waren sie bereit, die Botschaft weiterzusagen – und zwar nicht nur den Jüngern, sondern jedem, den sie sahen.
Wenn heute Morgen jemand hier ist, der vielleicht eingeladen wurde, am Ostersonntag einmal in einen Gottesdienst mitzukommen, und bisher noch nicht glaubt, dass Jesus lebt, dann möchte ich eine Sache für dieses Osterfest wünschen: dass du eine Begegnung mit dem Auferstandenen hast. Denn das ist möglich.
Du kannst ihm begegnen und ganz persönlich erfahren, wie er dich anspricht. Das tut er regelmäßig im Leben von Menschen durch sein Wort. Viele von uns können das bezeugen. Viele von uns haben einst nicht geglaubt, dass Jesus lebt. Doch irgendwann hat Gott unsere Augen und unsere Herzen geöffnet. Plötzlich haben wir erlebt: Durch dieses Buch spricht Gott zu uns.
Ich möchte dich einladen, dem Herrn eine Chance zu geben, sich dir vor Augen zu stellen. Vielleicht liest du in diesen Tagen, heute Morgen, einfach mal das kurze Buch des Markus-Evangeliums. Es umfasst sechzehn kurze Kapitel, die du in weniger als zwei Stunden lesen kannst.
Bitte Gott dabei, dir zu zeigen, wer Jesus ist, wozu er gekommen ist und wozu er dich aufruft. Wenn es dir schwerfällt, das alleine zu tun, dann lade ich dich herzlich ein, mich an der Tür anzusprechen. Das mache ich gerne mit dir. Oder ich finde jemanden, der sich mit dir zusammensetzt und dir hilft, vielleicht Fragen zu beantworten, die sich dir stellen.
Ich bete, dass du erleben darfst, dass der Herr wirklich auferstanden ist und wirklich lebt.
Die Notwendigkeit der ständigen Erinnerung an die Auferstehung im Glaubensleben
Viele von uns haben heute früh schon die Gewissheit, dass der Herr lebt und glauben fest daran. Auch wir brauchen es jedoch, uns immer wieder neu daran zu erinnern, dass das wirklich wahr ist.
Lasst uns den Herrn im Gebet darum bitten, dass er immer wieder in uns wirkt, so wie wir es direkt vor der Predigt in dem Lied zum Ausdruck gebracht haben: „Öffne du mir die Augen, öffne du mir mein Herz, ich will dich sehen.“
Lasst uns bewusst Gottes Wort lesen und seine Zusagen hören. Wir brauchen es immer wieder, uns daran zu erinnern, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, wie es in der Schrift steht, dass er begraben wurde und am dritten Tag auferstanden ist.
Diese Erinnerung ist notwendig, weil der Friede in unseren Herzen und unsere Freude ständig bedroht sind. Immer wieder richten wir unseren Blick mit den Augen auf das, was um uns herum geschieht, auf unsere Lebensumstände. Dann verschwindet oft der Friede, Angst und Sorgen treten ein, und es bleibt kein Raum mehr für Freude.
Wir müssen immer wieder dahin gelangen, weiter zu sehen als das, was wir mit den Augen wahrnehmen können. Wir brauchen ein Sehen mit dem Herzen, das darüber hinausgeht. Dieses Sehen richtet sich auf Jesus, zieht in die unsichtbare Welt, auf den Herrn, der lebt und uns zugesagt hat, dass er für uns ist, bei uns alle Tage, unser Tröster und Helfer in jeder Not. Er hat uns versprochen, dass er uns eines Tages sicher nach Hause bringen wird.
Deshalb brauchen wir die Erinnerung an das Evangelium immer und immer wieder. Gerade dann, wenn wir uns am wenigsten danach fühlen. Das ist das Paradox: Gerade wenn ich denke, Gott sei weit weg, bin ich versucht, nicht zum Gottesdienst zu gehen, nicht in meine Kleingruppe, nicht die Bibel zu lesen und nicht zu beten, weil ich glaube, er sei so fern.
Doch er wird dir nicht näherkommen, wenn du ihm nicht die Chance dazu gibst. Komm sonntags in den Gottesdienst, gerade wenn du dich nicht danach fühlst. Höre in der Predigt vielleicht erst einmal nur auf eine Sache. Ignoriere alles andere zunächst. Achte einfach darauf, ob irgendwo in der Predigt das Evangelium zu hören ist, die Botschaft, dass Jesus gekommen ist, um dich von aller Schuld zu befreien.
Und dir zuzusagen, dass er dich eines Tages aus dieser Welt erretten wird und schon jetzt bei dir ist. Höre das Evangelium nicht als etwas, das nur für Ungläubige gilt, oder als eine Ansammlung von Imperativen, was du tun sollst. Lege die Imperative beiseite und höre das Evangelium. Wisse, dass es für dich ist, für dein Herz, um dich daran zu erinnern, dass dein Herr lebt und dich liebt.
Höre auf die Lieder, die wir singen, und nimm diese Botschaft auf. Lasst uns einander diese Botschaft zusingen und füreinander beten, damit uns der Herr immer mehr vor Augen steht. Denn der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Amen.
Schlussgebet um Glauben, Vertrauen und Gemeinschaft
Himmlischer Vater, danke, dass du uns verheißen hast, dass wir in dieser Welt nicht alleine sind. Du hast den Tod überwunden, bist aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes. Zugleich sagst du uns zu, dass du durch deinen Geist bei uns bist alle Tage bis an das Ende der Welt.
Du bist unser Tröster und unser Helfer. Du gibst uns nicht immer das, was wir uns gerade wünschen oder zu brauchen glauben. Doch du hast für uns etwas, das besser ist als alles, was wir uns jemals vorstellen könnten.
So möchte ich dich bitten, dass du uns hilfst, darauf immer mehr zu vertrauen. Ich möchte dich bitten, dass du unsere Herzen weich machst, damit dein Geist in uns die Überzeugung wirken kann, dass du wirklich lebst, dass du uns wirklich liebst und dass du wirklich der Allmächtige bist – im Himmel und auch hier auf Erden.
Ich bete, wenn jemand hier ist, der das noch nicht von Herzen glaubt, dass du durch deinen Geist das Wunder wirkst und überführst. Dass du das Wissen über unsere menschliche Unvollkommenheit offenbarst – dass wir nicht heilig sind, dass wir niemals vor dir bestehen könnten und einen Retter und Erlöser brauchen.
Dass dieser Retter und Erlöser gekommen ist, um für unsere Sünden zu sterben und von den Toten aufzuerstehen, so wie es die Heilige Schrift verheißen hat. Dass wir ihn kennen können, zu ihm kommen und mit ihm leben dürfen.
Herr, tu das, damit wir immer mehr eine Gemeinde werden, die geprägt ist von tiefem Frieden, von tiefer Freude und von mutigem Bekenntnis. So sollen die Menschen um uns herum erkennen und hören, dass wir einen lebendigen Herrn haben. Amen.