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Der Herr des Sabbats

Jesu Leben und Lehre, Teil 159/619
10.08.2022Matthäus 12,5-6
SERIE - Teil 159 / 619Jesu Leben und Lehre

Einleitung: Der Sabbatstreit und Jesu Verteidigung

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 158 der „Herr des Sabbats“.

Heute wollen wir uns ein drittes und letztes Mal mit dem Vorwurf beschäftigen, mit dem die Pharisäer Jesus bedrängen. Sie sehen, dass die Jünger Jesu am Sabbat Ähren ausraufen. Eine Handlung, von der sie denken, dass sie verboten sein muss.

Jesus antwortet darauf mit dem Thema Barmherzigkeit und weist darauf hin, dass der Sabbat für den Menschen da ist und nicht der Mensch für den Sabbat. Doch dies ist nur eine Seite seiner Argumentation. Es gibt eine zweite, die womöglich nicht ganz so leicht zu verstehen ist.

Hören wir noch einmal Matthäus 12,1-8:

„Und zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Saaten. Es hungerte aber seine Jünger, und sie fingen an, Ähren abzupflücken und zu essen. Als aber die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist.

Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und die bei ihm waren hungerten? Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die er nicht essen durfte, noch die bei ihm waren, sondern allein die Priester?

Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch schuldlos sind?

Ich sage euch aber: Größer als der Tempel ist hier.

Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer‘, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilen.

Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.“

Die zweite Argumentationslinie Jesu: Die Priester und der Sabbat

Wenn ihr gut zugehört habt, dann habt ihr die zweite Linie der Argumentation Jesu bereits erkannt. Matthäus 12,5-6: „Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch schuldlos sind? Ich aber sage euch: Größeres als der Tempel ist hier.“

Das ist einmal mehr eine dieser steilen Aussagen, bei denen man entweder ehrfürchtig staunt oder verwundert den Kopf schüttelt. Der erste Vers ist leicht zu verstehen. Ein Blick ins Alte Testament zeigt, dass es dort in Bezug auf die regelmäßigen Opfer heißt:

 4. Mose 28,3-10: „Und sage zu ihnen: Das ist ein Feueropfer, das ihr dem Herrn darbringen sollt: zwei einjährige Lämmer ohne Fehler, täglich als regelmäßiges Brandopfer. Das eine Lamm sollst du am Morgen bereiten, und das zweite Lamm sollst du zwischen den zwei Abenden bereiten. Und zum Speisopfer ein Zehntel-Eva Weizengries, gemengt mit einem Viertel hin gestoßenem Öl, ein regelmäßiges Brandopfer, das am Berge Sinai eingesetzt wurde, zum wohlgefälligen Geruch, ein Feueropfer für den Herrn, und das dazugehörige Trankopfer ein Viertel hin für je ein Lamm. Im Heiligtum sollst du als Trankopfer Rauschtrank für den Herrn spenden. Und das zweite Lamm sollst du zwischen den zwei Abenden bereiten, wie das Morgenspeisopfer und das dazugehörige Trankopfer sollst du es bereiten, ein Feueropfer von wohlgefälligem Geruch für den Herrn. Und am Sabbattag zwei einjährige Lämmer ohne Fehler als Speisopfer, zwei Zehntel Weizengries gemengt mit Öl und das dazugehörige Trankopfer. Es ist das Brandopfer des Sabbats an jedem Sabbat, zusätzlich zum regelmäßigen Brandopfer und dem dazugehörigen Trankopfer.“

Wenn man diese Vorschriften genau liest, merkt man, dass am Sabbat zusätzlich zu den regelmäßigen Opfern sogar noch Extraopfer dargebracht werden sollten. Der Sabbat war also für die Priester gerade kein Tag zum Ausruhen, sondern der Tag für Überstunden.

Darauf nimmt Jesus Bezug, wenn er sagt: Matthäus 12,5-6: „Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch schuldlos sind? Ich aber sage euch: Größeres als der Tempel ist hier.“

Die Bedeutung der Priesterarbeit am Sabbat

Jesus verwendet hier ein starkes Wort: entheiligen. Damit beschreibt er den Dienst der Priester in der Stiftshütte und später im Tempel.

Während das ganze Land am Sabbat ruhte, ging im Tempel die Arbeit weiter, als wäre kein Sabbat. Tatsächlich gab es an diesem Tag sogar mehr zu tun. Mit echter Sabbatruhe hatte das Treiben im Tempel also nichts zu tun.

Und trotzdem bleiben die Priester schuldlos. Wie kann das sein?

Die Antwort liegt darin, dass der Dienst im Heiligtum wichtiger ist als der Sabbat. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen und wird im Talmud ganz ähnlich formuliert. Wenn zwei Gebote miteinander im Konflikt stehen, muss man überlegen, welches wichtiger ist. Dann muss ein Gebot zurückstecken.

Bei den Priestern, die am Sabbat Opfer bringen, musste das Sabbatgebot zurückstehen. Die Sabbatruhe galt für sie nicht.

Es ist also nicht so, dass sie schuldig wurden, den Sabbat gebrochen zu haben und nur nicht bestraft wurden. Sie waren schuldlos. Weil es das andere Gebot gab, Opfer zu bringen, hatte das Sabbatgebot für sie keine Bedeutung.

Jesus als Größer als der Tempel

Und jetzt wird Jesus ganz herausfordernd. Noch einmal Matthäus 12: Habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch schuldlos sind? Ich sage euch aber: Größer als der Tempel ist hier.

Fragt ihr euch, wo? Wo ist Größeres als der Tempel? Ich hoffe, ihr versteht, worauf der Herr Jesus hier hinauswill und welchen Sprengstoff diese Aussage enthält. Er selbst ist größer als der Tempel.

Warum ist Jesus als Person größer als der Tempel? Ganz einfach: Er ist größer, weil der Tempel mit seinem Ritus auf ihn hinweist. All die Opfer, Zeremonien und Priester im Tempel dienen dazu, dass Menschen verstehen, was am Kreuz geschieht. Sie sind der Schatten, Jesus ist der Körper, der den Schatten wirft. Sie sind Prophezeiungen auf den Messias.

Und wenn ihr nicht genau versteht, was ich meine, dann hört euch Episode 145 an. Der Messias als Erfüllung der in den Ritualen des Alten Bundes verborgenen Verheißungen ist natürlich größer als der Tempel.

Gott ist da. Während im Tempel auf Gott verwiesen wird, steht in der Person Jesu Gott vor ihnen.

Die Autorität Jesu über den Sabbat

Und nun ein Argument vom Kleineren zum Größeren: Wenn schon die Priester im Tempel am Sabbat schuldlos bleiben, weil sie dem Tempel dienen und das Sabbatgebot für sie nicht gilt, wie viel mehr sind dann die Jünger schuldlos, die am Sabbat dem dienen, der noch viel größer ist als der Tempel.

So wird deutlich, dass das Sabbatgebot keine Macht über den hat, der dem Messias als Jünger nachfolgt. Oder um es von der anderen Seite aus zu formulieren: Lukas 6,5 sagt: „Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.“

Wenn es also darum geht, wer bestimmen darf, was am Sabbat erlaubt oder verboten ist, ja, welche Funktion der Sabbat überhaupt hat und wofür er steht, dann ist Jesus als Sohn des Menschen, das heißt als Messias, derjenige, der das autoritative letzte Wort hat. Der Sabbat gehört ihm.

Der Sabbat wurde geschaffen, um dem Messias und seinen Anhängern zu dienen, nicht umgekehrt. Und wo sich die Idee einer Sabbatruhe, die ich auch Christen empfehle, weil es weise ist, genug Ruhe zu finden, grundsätzlich bewährt, dort, wo sich diese gute Idee in der Nachfolge jedoch in den Weg stellt, dienen wir dem Herrn des Sabbats und verzichten auf die Annehmlichkeiten eines Ruhetages.

Schlussgedanken und Segenswünsche

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, ob du in deinem Leben genug Ruhe hast.

Der Sabbat mag zwar als Gebot für uns nicht gelten, aber die dahinterstehende Idee ist dennoch wichtig.

Das war's für heute. Vom christlichen Bildungszentrum Erzgebirge gibt es einige Tipps, wie man fruchtbringend die Bibel lesen kann. Ich verlinke dir diese Tipps im Skript.

Der Herr segne dich, lass seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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