Wir sind in dieses neue Jahr eingetreten, und viele unter uns blicken mit besorgten Gedanken auf das, was kommen wird.
Ich möchte Sie mit dem Wort grüßen: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist.
So spricht er: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch und erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Dankbarkeit für Freiheit und Gottes Gegenwart
Und nun singen wir miteinander das Lied Zweiundsechzig: „Jesus soll die Losung sein“, die Verse eins bis drei.
Dieses Lied wurde von Benjamin Schmolk gedichtet, in der dunkelsten Stunde Schlesiens. Damals waren über tausend Kirchen geschlossen. Allein in Schweidnitz war eine kleine Kirche notdürftig errichtet. Die Leute mussten ihre Kinder illegal taufen lassen oder sich konfirmieren und trauen lassen.
Wie schön ist es, dass wir heute in Freiheit zusammenkommen! Und welch ein Geschenk, dass auch in den dunklen Stunden der Herr über uns wacht – mit seinem Schutz und seinem Geleit. Wir wollen mit ihm im Gebet reden.
Du treuer Gott und Herr, wir wollen dir danken, dass wir uns in Freiheit versammeln können, unbedrängt, und dass dein Evangelium uns überall zugerufen wird.
Hilf uns jetzt, lieber Herr, dass wir es auch verstehen können – im Blick auf das, was uns bedrängt und Sorgen macht. Wir wünschen uns, dass dieses Jahr dein Jahr wird, in dem du deine Spuren und deine Segenszeichen sichtbar machst. Doch dazu musst du zuerst uns verändern, in uns Wohnung nehmen.
Wir möchten dich heute darum bitten, dass du unseren Glauben festigst und stark machst, damit wir dich in unserem Leben aufnehmen und dich wirken lassen.
In der Stille wollen wir dir jetzt auch das ans Herz legen, was uns bedrückt. Danke, Herr, dass bei dir Zuflucht ist – unter deinen ewigen Armen! Amen.
Wir singen nun miteinander aus dem Lied 66: „Jesus ist Kommengrund ewiger Freude“, die ersten vier Verse.
Bitte schlagen Sie in Ihren Gesangbüchern jetzt die Nummer 762 auf. Das wollen wir gemeinsam lesen. Dabei halten Sie sich all das vor Augen, was Sie bedrängt, was Ihnen Angst macht, die Schrecken, die auch vor Ihnen liegen.
Gottes Zusage in Römer 8
Und dann sprechen wir dieses Miteinander aus Römer 8: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Er hat doch sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist es, der hier gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist es, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zu Rechten Gottes sitzt und uns vertritt.
Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte oder Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Und jetzt singen wir aus diesem Liederheft: "Herr, weil mich festhält deine Stärke" (Lied 780). Wir sollten an den Stehplätzen noch übrige Bücher weitergeben.
Nein, das ist falsch, Entschuldigung, Entschuldigung, Herr Hermann. Herzlichen Dank. "Der Herr, mein Hirte, führe mich!" Ja, das ist es.
Die Bedeutung von Johannes 14,6 und persönliche Erfahrungen
Aus Johannes 14,6 stammt das Wort, das Jesus spricht und das Sie alle auswendig kennen. Es ist nun achtzehn Jahre her, da hatten wir hier einen Gottesdienst, der im Deutschlandfunk übertragen wurde. Zum letzten Mal habe ich damals über dieses Wort gepredigt.
In dieser Zeit erhielt ich einen Brief aus der damaligen DDR. Ein Mann stellte sich vor: doppelter Doktor, emeritierter Professor. Er schrieb, dass er am Sonntag Hausarrest hatte, weil die Straße mit Eis überzogen war. Deshalb musste er zu Hause bleiben und konnte nicht zum Gottesdienst gehen. Notgedrungen hörte er die Predigt im Deutschlandfunk an.
Doch er schrieb mir, dass die Predigt nicht klar genug gewesen sei. Es tut immer gut, wenn ältere Freunde einem Mut machen. Später wurde mir klar, warum dieser Mann das so gesagt hatte.
Sein Sohn trägt einen Namen, den Sie wahrscheinlich alle kennen. Er hat einen Bestseller geschrieben, der in vielen Auflagen erschienen ist. In diesem Buch wurde das ganze Evangelium von Jesus auf grausame Weise zerrissen.
Der alte Vater war sehr beschäftigt damit, ganz deutlich zu sagen, woran sich das Heil entscheidet. Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6).
Die Suche der Menschen nach Gott
Gibt es überhaupt auf dieser Welt einen Menschen, der sich nicht im Innersten seines Herzens nach Gott sehnt? Sie haben doch die Bilder gesehen, wie in anderen Erdteilen, in anderen Ländern Menschen kein Opfer scheuen, um Gott zu begegnen. Sie geben sogar das Kostbarste her, nur um Gott zu finden.
Sagen Sie das auch nicht so leicht gottlos oder atheistisch ab. Denn viele Leute, die vielleicht in unseren Augen so aussehen, wollen doch, ohne es auszusprechen, Gott begegnen. Sie möchten ihr ganzes Leben in einer hohen Verantwortung leben. Sie sagen: „Ich lebe pflichtbewusst, ich tue meine Arbeit.“
Vielleicht schauen Sie jetzt verächtlich auf solche Leute wie uns herab, die sich am Sonntag in der Kirche versammeln und dann ganz schnell ihre Vergebung abholen. Sie sagen: „Die mühen sich doch, um Gott zu finden, um Gott zu begegnen.“ Und es gibt viele, viele Wege, die beschritten werden.
Keiner von uns wird sich irgendwo zutrauen, einem anderen die Ernsthaftigkeit abzusprechen. Wenn man sieht, wie Leute Prozessionen machen, kilometerweit auf ihren Knien rutschen, wenn andere sogar lebenslang in ein Kloster gehen und auf alles verzichten, was diese Welt bieten kann, auf der Suche nach Gott.
Viele haben uns auch in großem Maße vorgelebt, wie befreiend die Stille ist. Dass sie wochenlang nichts mehr reden, nur auf der Suche nach Gott sind. Lassen Sie jetzt alles einmal in Ihrem Kopf offen sein, was es alles an Wegen gibt auf der Suche nach Gott.
Menschen, die sich mühen, gut zu sein, sagen: „Ich will ein guter Mensch sein.“ Ihnen scheint das viel zu hoch, um wirklich zu Gott vorzustoßen. Aber sie wollen wenigstens ein bisschen ihm näherkommen. Wenn er das nicht greift.
Wenn man sieht, wie Leute an der Klagemauer beten – ach, viel ernsthafter als wir –, wie leidenschaftlich sie Gott verehren. Dann greifen viele suchende Menschen auf fernöstliche Meditationspraktiken zurück, auf der Suche nach Gott. Oder auf die Esoterik, wo man irgendwelche Mittel sucht, um Gott finden zu können.
Jetzt einfach die Frage: Hat jemand von denen wirklich Gott gefunden? Die alten Ägypter, die alten Germanen – haben sie Gott gefunden? Von Angesicht zu Angesicht?
Das Suchen geht weiter. Viele Menschen wenden sich auch enttäuscht von den Kirchen ab und vom christlichen Leben. Sie sagen: „Da war es auch nicht, was ich da erlebt habe.“ Im Grunde von Mann und in der Schule hat es mich nicht angesprochen.
Und alle sind unterwegs und suchen Gott.
Die Provokation Jesu und seine Einzigartigkeit
Und jetzt hören Sie das noch einmal: Da ist einer über diese Erde gelaufen und hat furchtbaren Ärger hervorgerufen, weil er die Menschen provoziert hat. Er hieß Jesus von Nazareth. Die Leute sagten: „Wir kennen deine Brüder, wir kennen deine Eltern, was kann von Nazareth Gutes kommen?“
Aber Jesus war in einem Punkt anders. Das wissen wir aus allen Berichten, und das ist historisch so eindeutig: Jesus hat die Leute irrsinnig provoziert, so stark, dass sie sagten, der Mann müsse sterben. Er dürfe nicht mehr über unsere Straßen laufen. Wie der Mann sich ausgibt, dass er Gottes Sohn sei, indem er nämlich behauptet, in seiner Person begegne man dem ewigen Gott.
Diese Aussagen, die Jesus Christus macht, sind so unglaublich und bestürzend, dass man sie hören muss und die Ohren gellen. Ich verstehe immer nicht, wie man bei einer Predigt einschlafen kann. Dann ist wahrscheinlich der Inhalt des Evangeliums verwässert, denn das, was Jesus gesagt hat, war so anstößig und ärgerlich, dass man sich nur aufregen kann.
Ich weiß auch nicht, wie man es fertigbringt, plötzlich zu sagen, in der Bibel sei das unklar mit der Person Jesu. Alles, was wir von Jesus wissen, lesen Sie es noch einmal.
Das war beim Mann, der durch die Decke heruntergelassen wurde und gelähmt war. Da hat Jesus etwas gesagt, was nur der ewige Gott sagen kann, nämlich dass Sünden vergeben sind. Welcher Mensch kann denn das sagen?
Ich habe neulich ein Interview mit dem Zürcher Rabbiner Ben Schurin gesehen. Er sagte: „Wir als Juden können nur eines zu Jesus sagen: So darf kein Mensch reden, so kann kein Mensch reden, das ist für uns untragbar. Da gibt es keinen Kompromiss.“
Richtig erkannt. Was Jesus sagt, scheidet sich von allen anderen Meinungen. Wir sind es doch gewohnt, tolerant zu sein und andere gelten zu lassen. Aber Jesus hat andere nicht gelten lassen. Nicht mal den Tempel in Jerusalem hat er als Weg zu Gott gelten lassen.
Und er hat das nie zurückgenommen. Er hat es nicht einmal kurz vor seinem Tod dementiert, sondern bis zu seinem Tod am Kreuz festgehalten. Er hat es noch einmal bekräftigt, als der Hohepriester ihn fragte: „Ich beschwöre dich, sage mir!“ Und er sagt: „Du sagst, ich bin es.“
Jesus hat sich selbst in den Mittelpunkt seiner ganzen Verkündigung gestellt. Beim Erscheinungsfest hat er gesagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Damit spricht er allen anderen Lichtern das Recht ab, zu erhellen.
Also nur, dass Sie es wissen: Das ist keine Erfindung von Menschen oder von Pietisten oder von irgendwelchen Frömmlern. Lesen Sie das Evangelium! Das Evangelium ist so eindeutig in seinem Anspruch, was Jesus gesagt hat.
Dann verstehen Sie: Jesus hat sich nie in politische Fragen gemischt. Jesus ist allen anderen Konfliktfeldern ausgewichen, auch der ungerechten Steuerpolitik. Dabei hätte er unheimlich viel dazu sagen können.
Jesus hat kein Wort darüber verloren, nichts über das Unrecht des römischen Staates, seiner Herrschaftspraxis und seiner Besatzungspolitik. Alles hat Jesus nicht angerührt.
Aber an der einen Stelle hat er volle Klarheit gegeben. In allen Evangelien ist das eindeutig, im Zeugnis der Apostel und in den Propheten des Alten Testaments: Es gibt ein Heil, eine Rettung.
Jesus hat seine Jünger gefragt: „Was sagt ihr, dass ich sei?“ Das ist die Schlüsselfrage des Glaubens. Was haltet ihr von Jesus?
Alle anderen Fragen sind demnach sehr unwichtig. Die Fragen der kirchlichen Organisationen oder der Theologien oder was es da gibt – die Frage heißt: Was halten wir von Jesus?
Und da hat Jesus uns so deutliche Worte gesagt, an denen nichts einfach herumgeschoben werden kann. An diesem Wort kann man nichts herumschieben.
Ich will dem Wunsch dieses alten Herrn gerecht werden, der schon längst gestorben ist, und ganz lieb und klar sagen: An Jesus scheidet sich Ihr Leben. Das ist die Frage. Was halten Sie von Jesus?
Zu den vielen anderen Fragen können Sie verschiedener Meinung sein. Aber an dieser Frage scheidet sich alles.
Da kann man nicht – ich meine jedenfalls – da kann man nicht sagen: ein bisschen oder teilweise oder sonst wie.
Entweder ist das Wahnsinn, was da einer sagt, oder es ist wahr. Dem wollen wir nachgehen.
Jesus als Quelle des Lebens
Mein erster Punkt ist: Jesus allein kann das Leben geben. Jesus sagt ja: „Ich bin das Leben.“
Heute wissen wir, dass das Wort „Leben“ eine enorme Anziehungskraft hat. Besonders junge Leute sagen: „Ich möchte doch leben!“ Dabei entstehen Bilder vor unseren Augen – was ist Leben?
Der eine meint, Leben sei unter Palmen im warmen, tropischen Klima zu liegen und Urlaub zu machen. Ein anderer sagt, Leben bedeutet für ihn, mit seinen Gaben zu wirken, zu arbeiten und sich einzubringen. Leben hat für jeden eine andere Bedeutung. Manche genießen das Essen, was auch eine Gabe Gottes ist. Andere freuen sich am Autofahren. Man kann alles einsetzen, was einem im Leben wichtig ist.
Liebe, Ehe und Familie bedeuten vielen Menschen sehr viel. Es gibt einen großen Hunger nach Leben. Dieses Verlangen nach Leben bleibt in jeder Generation bestehen. Junge Leute wollen oft etwas anderes als ihre Eltern. Sie sagen: „Ich möchte nicht so leben wie meine Eltern, ich möchte es neu packen.“ Deshalb treten sie manchmal in Konfrontation mit den Eltern, denn sie wollen ein besseres Leben.
Alle Generationen gestehen sich ein, dass sie das Leben noch nicht gefunden haben, obwohl sie so viel hatten. Wenn Menschen älter werden, kommt oft ein Stück Weisheit, und sie sagen: „Das war es doch nicht.“ Viele fühlen sich unbefriedigt und leer. Besonders bei älteren Menschen findet man viel Sehnsucht: „Wann kommt das Leben für mich? Wann kann ich es haben?“
Die heiße, ungezügelte Lebensgier, die in uns allen je nach Temperament immer wieder aufkommt, will über alle Schranken springen. „Wenn ich nur das Leben bekomme, ist es egal, was passiert. Wenn ich wenigstens Glück habe und Leben, dann will ich leben.“ Gerade unsere genussfreudige Generation hat sich zum Markenzeichen gemacht, Lust zu erleben. „Ich will doch leben!“
Und da steht Jesus und sagt: „Ich gebe allein Leben.“ Das ist schwer zu verstehen. Was hat Jesus denn geboten? Er muss doch gewusst haben, wie die Römer Lebenslust im Überfluss und in der Fülle gelebt haben. Und jetzt sagt Jesus: „Ich gebe Leben.“ Wie soll das gehen? Was ist das für ein Leben?
Jesus steht da mit der Dornenkrone – verachtet, geschlagen, schwach. Nicht, dass er das genau so bei seinen Zuhörern fordert, aber er zeigt an seinem eigenen Leben, wie kurz und einfach es war. Jesus war nie verreist, nie im Ausland. Er hatte nie einen Titel, nie viel Ruhm von Menschen. Jesus trug nie einen Geldbeutel mit sich und hatte kein Sparguthaben. All das war nicht nötig.
Jetzt haben manche Angst, dass es ganz mönchisch oder verzichten heißt. Aber nein! Das Große ist: Wir sind Zeugen des Evangeliums. In Jesus war das Leben.
Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, was an Jesus so anziehend ist: Es ist nicht, dass er uns alle irdischen Probleme löst oder unsere Geldprobleme. Das kann Jesus zwar auch tun, aber das Entscheidende ist, dass er Leben gibt – Leben in einer ganz besonderen Weise, die unserem Auge sonst verborgen bleibt.
Später sagten Menschen: „Das war eigentlich gar nicht wichtig, wir sind das ganze Leben in die falsche Richtung gelaufen. Seitdem wir Jesus gefunden haben, haben wir das Leben gefunden.“
In der Bibel ist „Leben“ immer ein Stichwort. Wenn es heißt „der lebendige Gott“, ist nicht einfach gemeint, dass Gott lebt, sondern dass er der lebenschaffende Gott ist, der das Leben schenkt.
Sie haben entdeckt, dass in Jesus das Leben ist wie eine Quelle. Wenn Jesus mit einer Frau am Brunnenrand sitzt und mit ihr spricht, sagt sie plötzlich: „Deine Worte sind Geist und Leben.“
Wenn Sie morgens in der Stille die Bibel lesen, entdecken Sie, dass Leben kommt. Die Ängste weichen, und Sie spüren Freude, Geborgenheit und Frieden. Das Leben ist: „Ich bin geliebt vom ewigen Gott!“
Jesus hat das Leben am schönsten im Bild vom verlorenen Sohn dargestellt – der heimkehrt und zum Vater zurückkommt. Der Vater breitet die Arme aus. Leben ist nicht das, was der verlorene Sohn in der Ausgelassenheit seines Lebens gesucht hat.
Leben bedeutet nicht, sich selbst zu verwirklichen – das ist ein Irrtum unserer Generation. Lebensglück, Lebensfreude und Erfüllung kommen, wenn ich sage: „Herr, deinen Willen tue ich gerne.“ Niemand muss sich dazu zwingen oder wird dazu genötigt.
Das Angebot von Jesus ist klar: „Ich gebe Leben.“ Jesus hat den Menschen nie etwas anderes versprochen.
Jetzt, am Anfang dieses neuen Jahres, wünsche ich Ihnen, dass Sie das Leben entdecken. Erschrecken Sie nicht, wenn manches bei Ihnen nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt haben oder wenn Ihnen Türen verschlossen bleiben.
Stellen Sie sich die Frage: Ist es wahr, dass Jesus wirklich Gottes Sohn, der Ewige, ist? Der bei mir ist, zu mir redet und mir das Leben gibt?
Die Erfahrung von Frieden und Leben in schweren Zeiten
Ich halte immer den Atem an, wenn ich solche Situationen bei schwer kranken Menschen erlebe. Zuerst spürt man, wie sie sich nicht von ihrer Familie und ihren Berufsaufgaben lösen können. Sie kämpfen mit Gott und sagen: „Ich möchte doch noch einmal wirken, ich will noch einmal gesund werden.“
Und dann, auf einmal, kommt der Frieden. Menschen sagen: „Es macht gar nichts aus, ich freue mich über das, was vor mir liegt – das Leben.“ Es ist beeindruckend, wie Menschen plötzlich in schwerer Not das Leben finden. Wie es das gibt: über einem offenen Grab, Trost und Geborgenheit in einem schweren Krankenlager. Man erlebt Jesus und sagt: „Wir haben alles, alles in dir, Herr Jesus Christus.“
In der Geschichte gab es Menschen, die Haus und Hof und alles aufgegeben haben – und das nicht als großes Opfer, sondern weil sie nur die Nähe Jesu nicht verlieren wollten. Sie sagten: „Wenn wir das haben, haben wir alles.“ Manche mögen das für überspannt oder verrückt halten oder schwach. Aber man muss es erleben, erfahren. So waren auch die Apostel, die mit Jesus gezogen sind. In ihm ist das Leben. Er ist das Leben – das einzige erfüllte, lohnende und reich machende Leben.
Noch einmal: Alle, die Jesus getroffen haben, sagten, er sei sanftmütig und von Herzen demütig. Kann man so sprechen, wenn man demütig ist? Ja, das kann man. Wenn es um unser Heil geht, sagt Jesus das für uns. Er gibt diese Zusage, damit unser Glaube gewiss ist. Das ist nicht, weil wir uns etwas einbilden in unserem Kopf, sondern weil die Zusagen Jesu gewiss sind.
Oder meinen Sie, Jesus will Ihnen etwas vorgaukeln?
Die Gewissheit der Wahrheit Jesu
Aber im Nächsten gibt es anders keine verlässliche Zukunft. Ja, die Zukunft ist eine Frage der Angst: Was kommt auf mich zu? Die Bild-Zeitung hat an Silvester auch geschrieben, dass das mit den Sternen hier nicht ganz geheuer sei. Die Menschen haben merkwürdige Ängste vor der Zukunft.
Wir wissen ja nicht, was kommt, und wir wissen auch nicht, wann wir von dieser Erde abgerufen werden. Es werden einige unter uns sein, die das Jahresende nicht erleben. So ungewiss ist das alles. Ich weiß ja selbst nicht, ob ich morgen einen Tag erlebe. Alles ist sehr ungewiss. Unsere Zukunft liegt im Dunkeln.
Dass der Euro stabil bleibt – ach, wissen Sie, die D-Mark war gar nicht so stabil. Sie hat in den Jahrzehnten auch die Hälfte ihres Werts verloren. Es gibt eigentlich nichts Stabiles, es gibt auch nichts Gewisses. Wir sind ja schon froh, wenn es nur ein paar Prozent Abwertung pro Jahr sind. Das sind unsere Sicherheiten, die wir haben.
Aber Jesus nimmt in Anspruch, die Wahrheit zu geben – die Wahrheit. Lessing hat ja die deutsche Aufklärung herausgefordert, als er sagte, schon von der Wahrheit zu reden, sei anmaßend. Ich will doch höchstens das Streben nach Wahrheit beanspruchen, das Allerhöchste, was ein Mensch erreichen kann. Aber die Wahrheit kann er ja gar nie haben, weil in unserer Welt alles relativ ist.
Das ist richtig erkannt. Aber in dieser Welt, in der alles relativ ist, hat Jesus das verschiedentlich in Anspruch genommen. Ich verstehe gut, dass manche Leute über Jesus fluchen – das ist wenigstens vernünftig. Aber was man nicht kann, ist, ein bisschen Christ zu sein.
Wenn Jesus selbst noch vor dem Gouverneur Pilatus dieses Thema anspricht, sagt er: Ich bin ein König der Wahrheit. Herr Pilatus lacht und sagt, wie mit Korruption und Schmiergeld alles läuft in dieser Welt. Doch Jesus bleibt dabei, dass er die Wahrheit ist.
Das ist das schlimmste Schurkenstück, dass Leute im Namen Jesu auftreten und in seinem Namen reden wollen, und dann sagen, es sei alles unsicher. Das, was Jesus gesprochen hat, ist wahr und gewiss. Keiner von ihnen wird einmal in der Ewigkeit den Mund aufmachen und sagen können: Lieber Gott, ich wäre ja gerne dir nachgefolgt, aber es war alles so unklar in deinem Wort, in der Schrift.
Gott hat das Bibelwort gegeben und uns eine verlässliche Grundlage. Es gibt keinen möglichen Zweifel an der Gültigkeit dieses Wortes, wie der sich selbst überhaupt ablehnen kann. Sagen wir mal: das Bestbezeugte aus der ganzen Antike, das wir im Evangelium vor uns haben.
Aber etwas, was unser Denken sprengt und darum mit den Kategorien unseres Denkens nicht zu fassen ist, als dass ich es hören kann. Jesus sagt: Ich bin die Wahrheit. Und das heißt doch, seine Worte sind wahr – nicht bloß nachgeschwätzt oder irgendwelche Meinungen, die man sich irgendwo nehmen kann, sondern das ist die Wahrheit. Das ist die Wahrheit.
Aus dem Weißen Schwarzes zu machen, aus dem Schwarzen Weißes, ist doch so eindeutig, was da steht. Gott sei Lob und Dank: Unser Glaube ruht nicht auf Vermutungen, nicht auf der Meinung kluger Leute, ruht nicht auf der Integrität von irgendwelchen heiligen Organisationen oder Plätzen, sondern ruht auf dem Wort Jesu, des Offenbarers, des Gottessohns.
Mein Glaube will bloß dableiben bei diesem Wort. Alles andere ist unwichtig. Dies will ich haben – das ist die Wahrheit.
Die Wahrheit über uns und die Freiheit durch Jesus
Wenn Jesus spricht, enthüllt er auch die Wahrheit über uns. Was ist diese Wahrheit über uns? Wir sehen uns alle unterschiedlich, ich sehe mich auch anders.
Ich denke oft: Ihr seid doch recht nette Menschen. Doch im Wort Jesu erkenne ich mich als eigensinnigen Menschen, der vor Gott wegläuft und sein Wort bricht. Dann erkenne ich die Wahrheit – die Wahrheit, dass Gottes Vergebung gilt, dass sein Blut für mich vergossen wurde.
Selbst wenn Anfechtungen kommen und mein Gewissen unruhig ist, darf ich das wissen: fest und unverbrüchlich, dass Jesus die Rechnung bezahlt hat. Ich bin frei und los. Wenn Süchte mich packen und die Bindungen des Bösen mich ziehen, ist das kein Ende. Ich habe das durch Jesus, meinen Herrn, abgebrochen. Ich bin frei geworden, weil das wahr ist.
Wer Sünde tut, der ist der Sündeknecht. Wen aber der Sohn Gottes freimacht, der ist wirklich frei. Er ist eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung. Das gilt.
Jesus verändert sich nicht. In unserer Welt ändert sich alles: die Sprache, die Meinungen. Aber er bleibt unverändert. Jesus Christus ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe.
Ich möchte bei den einfachen Worten Jesu bleiben. Ich will am Glauben der Apostel festhalten. Ich will keinen neuen christlichen Glauben für das dritte Jahrtausend. Ich brauche keine neuen Offenbarungen oder Träume. Mir genügt das Wort. Ich kann sitzen, zuhören, und wissen, dass es wahr ist und gilt. So habe ich einen festen Grund für meinen Glauben und mein Leben.
Jesus als Wegbegleiter in unsicheren Zeiten
Und noch ein Letztes: Er führt mich ganz sicher. Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Es ist vielleicht jetzt am Anfang des neuen Jahres besonders kritisch. Sie kennen die Situation, in der man plötzlich am Abgrund steht und sagt: Ich sehe nicht, wo das alles hinführt. Ich merke nur, es stürzt in bodenlose Tiefen.
Sie können froh sein, wenn Sie diese Ängste nicht haben. Aber sie befallen manche von uns. Es gibt viele Situationen im Leben. Wie ist es zum Beispiel, wenn der liebste Mensch nicht mehr mit einem zusammenleben kann? Furchtbar, Abgründe!
Oder wenn man seiner eigenen Schuld in die Augen sehen muss und sie nicht mehr wiedergutmachen kann. Es gibt viele Dinge: unheilbare Krankheiten und vielleicht noch schwerer für Eltern, die um ihre Kinder sorgen, die böse Wege gehen. Sie können nichts tun.
Lassen Sie die Situation zu. Sie wissen selbst, wo Sie herkommen und wohin Sie den Weg gehen wollen. Da sagt Jesus: Ich bin der Weg. Er gibt uns keine weiteren Informationen über den Weg, den wir gehen können. Er sagt nur: Ich nehme dich mit an meine Seite, ich nehme dich an meine Hand, ich gehe mit dir.
Die Bindung an Jesus war dem Gottessohn so wichtig, dass er seine Jünger zu sich genommen hat. Es war in dieser Passionsnacht, in der so viel Dunkles geschah, so viel Schlimmes, wo die Jünger davongelaufen sind. Bleiben Sie bei Jesus!
Wenn du mich nur führst an deiner Hand durchs finstere Tal, aber du gehst ja mit. Und wo du bist, wird es hell. Das ist die Erfahrung: Ich kann gar keine Vorschläge mehr machen, wie Jesus mich führen soll, ich akzeptiere das einfach.
Dann haben Sie all diese schönen Geschichten schon gelesen und gehört, wie Menschen das erlebt haben. Auch vor der Todesmacht, in der Angst plötzlich: Du führst mich, du bist der Weg. Was ist das oft für ein Segen gewesen!
Hoffentlich haben Sie nicht die alberne Redeweise, zu sagen: Ich will mal unbewusst sterben. Es ist doch herrlich, wenn Sie im Sterben Ihren Angehörigen noch den Weg zeigen können und ihnen von der Herrlichkeit Jesu sagen, in dem Augenblick, wenn alles zerbricht.
Was haben Menschen schon in der Dunkelheit des Todes noch einmal von der Freude reden dürfen, vom Weg, den man ging, dem einzigen Weg. Das stimmt ja nicht, was auf den Todesanzeigen steht. Das ist alles bloß Kulturgerede, dass man da bei Gott sei.
Nach dem Evangelium stimmt das so nicht. Aber der, der Jesus gehört, ist geborgen in Zeit und Ewigkeit. Wo Jesus auf dem Friedhof stand, sagt er: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wieder sagt er so: Und wenn der Leib des Lazarus verfault, der ist nicht tot. Während Jesus lebt in Verbindung mit ihm, der hat das Leben, der lebt. Auch wenn er stirbt, der hat das Leben.
Einladung zum Glauben und Gebet
Es gibt viele Wege, wie Menschen Gott suchen. Doch es gibt nur eine Stimme, und das ist die Stimme Jesu, die uns ein sicheres Fundament gibt. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben.
Es ist ein Angebot für uns, und Sie dürfen es ergreifen – jetzt. Die Not der evangelischen Kirche besteht darin, dass man sie oft allein lässt. Jetzt ist es wichtig, jemanden zu suchen und zu sagen: „Ich möchte mit dir beten, und ich möchte mein Leben in die Hand Jesu legen. Bitte bete mit mir.“ Auch wer zurückbleiben möchte, ist willkommen.
Es ist wichtig, dass sie in ihren Nöten und Ängsten Halt finden. Viele sind bereit, mit ihnen zu beten, ihnen Gewissheit zuzusprechen, die Hand auf sie zu legen und zu sagen: „Der Herr ist mit dir. Geh hin in Frieden.“ Amen.
Nun singen wir noch ein Lied, das gut zum Jahresanfang passt: „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“, Nummer 391.
Schlussgebet und Segen
Wir wollen beten.
Du, Jesus Christus, hast alle Macht im Himmel und auf Erden. Es ist eine große Freude, dass du alle Tage bei uns bist, bis an das Ende der Welt. Du stößt keinen von dir weg. Jeder von uns darf zu dir kommen. Und nicht nur das: Wir dürfen deine Hand fassen, aber du hältst uns ganz fest. Das ist großartig, denn niemand kann uns von dir reißen.
Herr, unser Blick wird immer wieder so festgehalten von den sichtbaren Dingen, die doch vergehen. Unser Herz wird gezogen von so vielen Wünschen und Sehnsüchten. Vergib uns diese Bindungen. Mach uns frei, damit wir dich über alles liebhaben. Lass uns in diesem neuen Jahr überall deine Begegnung erfahren – in deinem Wort, in der Gemeinschaft und mit anderen Christen.
Wir möchten dich bitten, dass du uns korrigierst und veränderst. Wach uns auf für das, was in deinen Aufträgen ansteht. Wir wollen dir danken für so viel Segen, Hilfe und Beistand, den wir bei dir finden.
Darum bitten wir jetzt auch für die Kranken und Belasteten, für die Trauernden und Einsamen, dass du sie tröstest. Deine Worte sind Geist und Leben. Herr, bewahre uns davor, dass wir nur mit Menschenworten reden. Gib uns dieses Wunder, dass du aus Zeugenworten Worte machst, durch die Menschen dich finden.
Segne auch alle Dienste und unsere Gespräche, die wir führen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen!
Jetzt haben wir noch Zeit, darum singen wir noch ein Lied: „Herr, weil mich festhält deine starke Hand“. Es ist die Nummer 625 im Gesangbuch.
Frau Riecher ist so beweglich – vielen Dank! Das war zwar unangemeldet, aber ganz herzlich.
Wir haben zwei Studenten aus unserer Gemeinde, die in Basel an der Freien Theologischen Akademie, oder wie sie jetzt heißt, an der staatsunabhängigen theologischen Fakultät studieren. Ich freue mich darüber. Ich habe selbst einen Schwiegersohn, der dort studiert hat. Ich schätze die ausgezeichneten und wissenschaftlichen Arbeiten zur Bibel. Dort werden Pastoren ausgebildet, die wirklich im Wort Gottes zuhause sind und eine große Kenntnis haben – bis hin zu den alten Altertumswissenschaften und der ganzen Theologie.
Heute wollen wir unser Opfer noch einmal für diese Arbeit in Basel geben. Es gibt ja zwei solche Akademien: Die andere deutschsprachige ist in Gießen, die Freie Theologische Akademie mit gründlicher Bibellehre – ganz wunderbar.
Heute geben wir unsere Opfer für die Arbeit in Basel.
Im Anschluss wird im Taufgottesdienst Lennart Cordes getauft, Steinkopfstraße 26.
Nun will der Herr sie segnen. Er will mit ihnen gehen in die erste Woche dieses neuen Jahres, in ihre Aufgaben und Dienste, in ihre Einsamkeit. Es ist groß, dass der Herr mit seinem Schutz und seiner Kraft mit ihnen geht. Das heißt, dass er sie segnet.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.