Einführung: Herausforderungen und Chancen für Gemeinden
Guten Morgen! Heute wollen wir eine Reise in die Vergangenheit machen und die junge Gemeinde in Antiochien besuchen.
Stell dir vor, du kommst in eine Gemeinde, die schrumpft. Das wäre schrecklich, oder? Ich bin oft in Gemeinden unterwegs, auch in solchen, die schrumpfen. Wenn eine Gemeinde schrumpft, kann das verschiedene Ursachen haben.
Doch die schrecklichste Argumentation ist, wenn mir Brüder sagen: „Wir sind in einem Prozess, dass wir uns gesund schrumpfen.“ Diesen Ausdruck finde ich in meiner Bibel nicht. Das ist eine Entschuldigung, die nicht zieht. Wenn eine Gemeinde schrumpft, müssen wir uns Gedanken machen: Woher kommt das? Was sind die Ursachen?
Ich bin überzeugt, dass der Herr Jesus uns nur Menschen anvertraut, wenn wir auch in der Lage sind, sie zu verkraften. Wenn der Herr uns keine Menschen gibt – so wie wir es gestern bei der Gemeinde in Jerusalem gesehen haben, wo täglich Menschen hinzugefügt wurden – dann müssen wir uns fragen, woran das liegt.
Ich glaube nicht, dass es an der schrecklichen Endzeit liegt. Ich bin überzeugt, dass auch heute noch Menschen gerettet werden wollen. Vielleicht muss unser Gebet sein: Herr, zeige uns die Menschen, die du vorbereitet hast. So müssen wir uns nicht damit abmühen, zu evangelisieren und Leuten die Botschaft zu sagen, die sie gar nicht hören wollen.
Ich stelle immer wieder fest, dass es noch viele gibt, die hören wollen.
Die Gemeinde in Antiochien als Vorbild für Wachstum
Die Gemeinde in Antiochien ist für mich ein wunderschönes Beispiel dafür, wie eine Gemeinde entsteht und wie sie wächst. Genau damit wollen wir uns heute beschäftigen.
Alle reden von Gemeindewachstum, und meistens werden dabei Methoden erklärt, die man dann versucht nachzumachen. Ihr wisst, ich komme aus der Werbung und kenne viele Methoden, die man anwenden könnte. Ich weiß, wie man eine Firma auf Vordermann bringt, wie man den Umsatz fördert und wie man Zielgruppen erreicht. Das habe ich gelernt. Aber eine Gemeinde wächst anders, und darüber bin ich froh.
Ich bin überzeugt, dass eine Gemeinde dort wächst, wo sie gesund ist. Wenn wir darüber nachdenken, ist es immer wichtig, uns selbst zu überprüfen: Sind wir als Gemeinde gesund? Eltern überlegen auch, wenn sie Kinder haben. Sie wollen ihre Kinder gesund ernähren und möchten, dass sie wachsen. Wenn ein Kind nicht wächst und Wachstumsstörungen hat, geht man zum Arzt, oder?
Deshalb ist es sehr wichtig, darüber nachzudenken, wie eine Gemeinde wachsen kann und wie sie gesund sein kann.
Geografische und biblische Einführung in Antiochien
Wir besuchen heute die Gemeinde in Antiochien, genauer gesagt in Antiochien am Orontes. Diese Stadt liegt nördlich von Israel. Es handelt sich nicht um das Antiochien in Kleinasien, das es ebenfalls gab.
Wir schlagen die Apostelgeschichte auf und lesen in Kapitel 11, die Verse 19 bis 26:
Diejenigen, die wegen der Bedrängnis, die durch Stephanus entstanden war, zerstreut wurden, zogen bis nach Phönizien, Zypern und Antiochien. Sie verkündeten das Wort jedoch nur den Juden.
Unter ihnen waren einige Männer aus Zypern und Kyrene. Als sie nach Antiochien kamen, sprachen sie auch zu den Griechen. Sie verkündigten das Evangelium von dem Herrn Jesus, und die Hand des Herrn war mit ihnen.
Viele wurden gläubig und kehrten zum Herrn um. Die Nachricht davon erreichte die Gemeinde in Jerusalem. Daraufhin sandten sie Barnabas aus, damit er nach Antiochien reiste.
Barnabas freute sich, als er ankam und die Gnade Gottes sah. Er ermutigte alle, fest im Glauben beim Herrn zu bleiben. Barnabas war ein guter Mann, erfüllt vom Heiligen Geist und Glauben.
Viele wurden dem Herrn hinzugefügt. Danach reiste Barnabas nach Tarsus, um Saulus zu suchen. Als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochien.
Dort blieben sie ein ganzes Jahr in der Gemeinde, lehrten viele Menschen, und die Jünger wurden zum ersten Mal Christen genannt.
Soweit zunächst Gottes Wort.
Persönliche Erfahrungen mit Gemeindewachstum
Ich weiß nicht, wie die Gemeinde in Bochum entstanden ist. Es ist jedoch sehr interessant, wenn man heutzutage miterlebt, wie Gemeinden entstehen.
In den letzten Jahren war ich oft im Allgäu in Süddeutschland. Dieser Landstrich liegt mir sehr am Herzen, da meine Frau von dort stammt. Als ich meine Frau kennenlernte, gab es dort kaum eine Gemeinde, wie sie im Neuen Testament beschrieben wird. Es gab nur einen kleinen Hauskreis in Wangen mit fünf Personen.
Als unsere Kinder klein waren, sind wir jedes Jahr dorthin gefahren, um die Schwiegereltern im Urlaub zu besuchen. Die Gegend ist wirklich sehr schön. Meine Kinder haben oft gefragt: „Papa, warum wohnen wir nicht hier?“ Ich antwortete: „Hier gibt es keine Gemeinde.“ Damals war unser Timo fünf Jahre alt. Er sagte: „Papa, bauen wir eine, dann haben wir eine.“ Da dachte ich bei mir: Junge, behalte dir diesen Wunsch im Herzen.
Eigentlich ist es ganz einfach, oder? Bauen wir eine, dann haben wir eine. Wenn ich heute sehe, was im Allgäu entstanden ist, dann jubelt mein Herz. Die Gemeinden, die dort entstanden sind, haben inzwischen sogar eine eigene Konferenz. Das ist wirklich erstaunlich.
Zum Beispiel gibt es in Wangen eine Gemeinde mit etwa 180 Geschwistern. In Ravensburg entstand vor sechs oder sieben Jahren eine Gemeinde durch einen Einsatz mit einem mobilen Treffpunkt. Bei diesem Einsatz sind 21 Menschen zum Glauben gekommen. Heute zählt diese Gemeinde ungefähr 140 Geschwister.
Und wir sagen oft, das sei ein hartes Gebiet, ein harter Boden. Dennoch ist es wunderschön zu sehen, wie Gemeinden entstehen.
Historische und geografische Einordnung Antiochiens
Wir in Wuppertal-Bahnen sind eine sehr alte Gemeinde mit Geschichte – über hundertfünfzig Jahre alt. Ich bin dankbar, dass wir nicht von gestern sind. Gleichzeitig bin ich froh, dass wir sehr jung geblieben sind. Ich gehöre zu den Älteren, zu den sogenannten Gruftis. Aber eine junge Gemeinde zu sein, ist schön, denn so bleibt man jung, oder?
Antiochien reizt mich sehr. Wenn ich mir aussuchen könnte, in welcher neutestamentlichen Gemeinde ich wohnen möchte, dann wäre es Antiochien. Es war eine riesige Stadt, die drittgrößte des Römischen Reiches. Nach Rom und Alexandria war Antiochien die drittgrößte Stadt.
Ich weiß nicht genau, wie groß Bochum ist – etwa dreihundertachtzigtausend Einwohner? Wenn wir Wuppertal noch dazuzählen, kommen wir ungefähr auf die Größe Antiochiens. Man kann sich das kaum vorstellen, oder? Wir stellen uns oft vor, dass es damals nur kleine Ortschaften waren, wenn man sieht, was heute davon übrig geblieben ist.
Wie kommt man am schnellsten von Jerusalem nach Antiochien? Kilometertechnisch ist es gar nicht so weit. Am besten fährt man mit dem Schiff, das sind ungefähr vierhundert Kilometer. Um das in etwa abzuschätzen: Das entspricht ungefähr der Entfernung von hier bis irgendwo zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Dort kann man natürlich nicht mit dem Schiff fahren, das ist klar. Aber überlegt mal: Warum fährt man nach Antiochien?
Die Zerstreuung der Gemeinde in Jerusalem als göttlicher Plan
Wir haben gelesen, dass die Gläubigen nun zerstreut waren. In Jerusalem war eine Gemeinde entstanden. Nachdem Stephanus umgebracht worden war, kam eine Verfolgungswelle, und die Geschwister wurden zerstreut.
Warum war das so? Warum hat Gott das zugelassen? Als Jesus in den letzten Tagen nach seiner Auferstehung noch bei seinen Jüngern war, hatte er ihnen gesagt: Ihr werdet meine Zeugen sein, anfangend in Jerusalem. Wie geht das weiter? Was war der nächste Kreis? Samaria, Judäa und bis ans Ende der Welt.
Die Jünger waren in Jerusalem, und dort kam eine Menge zum Glauben. Es bewegte sich etwas – eine riesige Gemeinde, eine Art Mega-Church, wie man heute sagen würde. Aber sie blieben alle schön beieinander und befolgten nur das Wort des Herrn, anfangend in Jerusalem.
Doch Jesus musste eingreifen. Hier wird ein Ausdruck gebraucht: „die nun zerstreut waren“. Dieses Zerstreuen ist eigentlich ein Begriff aus der Landwirtschaft. Es beschreibt das, was der Bauer tut, wenn er den Samen sät. Früher hatte der Bauer einen Korb, griff hinein und streute die Samen aus. Heute geht das schneller, aber damals war es so.
Dieser Ausdruck wird hier verwendet, weil Jesus sozusagen in die Gemeinde in Jerusalem eingreift und sie ausstreut. Freiwillig wären sie nicht gegangen. Gott gebraucht eine Verfolgungswelle, damit die Gläubigen in Jerusalem ihrem Auftrag nachkommen, den er ihnen gegeben hat.
Vielleicht ist das bei uns nicht anders. Wir sind gerne in der Gemeinde, in der Ortsgemeinde. Und wenn man sich dort richtig zu Hause fühlt, ist das auch schön. Aber wenn der Herr jetzt sagen würde: „Gerd, ich könnte dich jetzt mal noch irgendwo in Asien gebrauchen“, dann sagt man vielleicht: „Ich habe keine Gabe für eine Fremdsprache.“ Das ist schon schwierig, oder?
Es ist so schön bequem. Als Hausmeister war das für mich auch eine fantastische Sache. Ich hatte es noch einfacher, denn ich wohnte im Gemeindehaus. Ich brauchte nur die Treppe runterzugehen – hervorragend. Man musste nicht einmal die Hausschuhe ausziehen.
So stellt man sich Gemeinde vor: nur das Wohnzimmer wechseln.
Die Vielfalt und Herausforderung der Stadt Antiochien
Jesus greift in die Gemeinde von Jerusalem ein und zerstreut sie. Man kann sich vorstellen, dass die Menschen entweder zu Fuß oder mit dem Schiff bis zur Mündung des Flusses Orontes reisen. Dort sieht man den Fluss, der ins Mittelmeer fließt. Die Hafenstadt an dieser Stelle heißt Seleucia. Von dort steigen wir in ein Binnenschiff um und fahren flussaufwärts, bis wir die Großstadt Antiochia erreichen.
Antiochia war eine riesige Stadt, deren Kern direkt am Fluss Orontes lag. In diesem Fluss gab es eine Insel, und die Stadt war sehr modern und vielfältig. Dort lebten Einheimische, Griechen, Römer und eine große jüdische Kolonie. Etwa ein Drittel der Bevölkerung waren Juden. Antiochia war eine bedeutende Handelsstadt.
Wie es in Großstädten üblich ist, gab es auch hier ein Rotlichtviertel, eine verkommene Gegend. Die Stadt wurde etwa 310 v. Chr. von einem der Nachfolger der Seleukiden, Nikator, gegründet. Er benannte die Stadt nach seinem berüchtigten Vater Antiochus Epiphanes. Dieser war ein grausamer Herrscher, der versuchte, den jüdischen Kult auszulöschen. In seiner Zeit ließ er im Tempel von Jerusalem auf dem Altar Schweine schlachten, um den Tempel zu entweihen. Dieser Herrscher war sehr verhasst.
Man muss sich vorstellen, dass in solch einer Stadt viele Juden freiwillig lebten. Der Handel stand hier über Kultur und Religion. Der römische Dichter Juvenal schrieb in einem seiner Werke, dass der Orontes, der Fluss durch Antiochia, über die Ufer getreten sei und in den Tiber geflossen sei. Das ist eine bildhafte Aussage. Sie bedeutet, dass die Unmoral in Antiochia noch größer sei als die Unmoral in Rom. Offensichtlich waren die Menschen in Antiochia sogar stolz darauf, dass der Orontes über die Ufer getreten und in den Tiber geflossen sei.
Christsein in einer herausfordernden Umgebung
Die Frage ist: Kann man in einer so verderbten Stadt überhaupt Christ sein? Stellt euch vor, ihr gehört zu einer Gemeinde, die ihr Gemeindehaus auf der Reeperbahn hätte. Das wäre schon eine Herausforderung, oder?
Ich habe einen Arbeitskollegen, einen Bruder aus einer anderen Gemeinde, der vor ein paar Jahren zum Glauben gekommen ist. Er ist ebenfalls Grafiker. Einmal rief er mich an und sagte: „Eberhard, ich würde gerne mal acht Tage bei dir wohnen, weil ich einfach wissen möchte: Kann ein Christ überhaupt in einer Großstadt leben?“
Man gewöhnt sich an alles, oder? Man gewöhnt sich daran, dass wir von Unmoral umgeben sind. Wir bemühen uns, wegzuschauen. Bestimmte Seiten in der Zeitung blättern wir schneller vorbei. Durch manche Straßen geht man nicht. In den meisten Geschäften weiß man ganz genau, in welchem Regal man nicht hinschauen sollte.
Wie ist das, ihr lieben Brüder, wenn ihr tanken geht? Ihr wisst auch ganz genau: Wenn man reinkommt, liegen auf der linken Seite im Regal immer die Zeitschriften mit den Damen, die im Winter frieren. Das ist in jeder Tankstelle so. Wenn man damit also Mühe hat, geht man rechts herum zur Kasse. Aber da sind die Alkoholiker, oder? Also, wer mit beidem Mühe hat, geht mitten durch, bei den Chips vorbei.
Tja, oh ja, man gewöhnt sich an alles, oder? Früher hatten diese Zeitschriften ja immer noch einen schwarzen Balken darauf. Aber heute haben wir die kleinen Kinder schon daran gewöhnt.
Kann man in solch einer Stadt Christ sein? Heute ist nicht mehr viel von Antiochien geblieben. Das ist das Einzige, was ich im Internet noch gefunden habe, was man vom ehemaligen Antiochien sehen kann.
Evangelisation trotz Verfolgung und Herausforderungen
Gehen wir zur Bibelstelle zurück. Wir hatten gelesen, dass die, die nun zerstreut waren, hindurchzogen. Das finde ich schon interessant. Gott hatte in die Gemeinde in Jerusalem eingegriffen und sie vertrieben. Die Apostel blieben zurück, so heißt es, aber viele Glaubensgeschwister mussten fliehen, Haus und Hof verlassen. Sie verteilten sich.
Es heißt, sie zogen hindurch nach Phönizien, Zypern und Antiochien. Dabei redeten sie allein zu Juden. Das lag nahe. Wenn wir Menschen vom Evangelium erzählen, sprechen wir in der Regel zunächst mit Deutschen. Die Sprache können wir, also liegt es nahe, mit Deutschen zu sprechen.
Interessant finde ich, dass diese Christen, die vertrieben wurden, nicht schweigen. Sie hätten sagen können: Unser Glaube hat uns Schwierigkeiten eingebracht, also sind wir jetzt vorsichtiger. Wir merken, dass wir in einem Deutschland leben, in dem es langsam auch schwieriger für Christen wird. Die Atheisten sind wachsam. Sie merken, diese Evangelikalen – um nicht gleich „Fundis“ zu sagen – sind gefährlich. Noch lassen sie uns in Ruhe, denn in den meisten Fällen sitzen wir im Hinterhof. Aber wehe, wir machen den Mund auf. Dann wird die Öffentlichkeit über uns herfallen.
Heutzutage reicht es, öffentlich etwas gegen Homosexualität oder gegen Abtreibung zu sagen, und die öffentliche Meinung stellt uns als die Bösen dar. Das wird noch schärfer werden. Dennoch schweigen die Christen, die damals verfolgt wurden, nicht. Sie reden.
Sie kommen nach Antiochien, und das finde ich schon interessant, dass sie dort anfangen, über ihren Glauben zu sprechen. Stellt euch vor, sie kommen nach Antiochien, wo es viele Juden gab. Nun kommen Juden aus Jerusalem als Flüchtlinge.
Was fragen die Juden in Antiochien? Warum kommt ihr hierher? Weshalb seid ihr vertrieben worden? Die Flüchtlinge antworten: Wir sind von unseren Landsleuten vertrieben worden. Wieso? Ein Jude tut doch einem anderen Juden nichts, oder? Warum seid ihr vertrieben worden? Antwort: Weil wir an Jesus glauben.
Das war natürlich Gesprächsstoff unter den Juden in Antiochien. Sie machten in Antiochien keine große Evangelisation, sondern wir nennen das heute persönliche Evangelisation, also von Mann zu Mann. Ihre schwierigen Lebensumstände waren im Grunde der Ausgangspunkt, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Neue Wege der Evangelisation: Über kulturelle Grenzen hinaus
Aber wir haben auch gelesen, dass einige der Flüchtlinge aus Zypern und Kyrene kamen. Das hatte man schon vorher gelesen. Wie war das damals bei Pfingsten?
In Jerusalem waren viele Menschen aus dem ganzen Römischen Reich versammelt, vor allem Juden. Zur Zeit des Römischen Reiches waren Juden im gesamten Reich verteilt und hatten sich in fast jeder Stadt niedergelassen. Dort gab es meistens eine Synagoge. Sie hatten sich an die jeweiligen Länder angepasst und konnten die verschiedenen Sprachen sprechen. Einmal im Jahr kamen sie nach Jerusalem, so wie es das Gesetz vorschrieb.
Unter diesen Juden waren auch solche aus Zypern und Kyrene. Zypern ist eine Insel im Mittelmeer, und Kyrene liegt im nördlichen Teil Libyens in Afrika. Von ihnen wird gesagt, dass sie sich in Antiochien plötzlich anders verhielten. Sie sprachen auch zu Griechen. Man könnte sagen: „Das gehört sich doch nicht, ihr seid doch Juden!“ Aber weil sie in Zypern gelebt hatten, konnten sie Griechisch. Deshalb konnten sie auch mit den Griechen in Antiochien sprechen.
Ich weiß nicht, welche Sprache du kannst, aber wenn du eine Sprache gelernt hast, kannst du auch mit Leuten sprechen, die diese Sprache sprechen. Das war neu. Hier sind also Juden, die aus Zypern und Kyrene kamen, und sie sprechen plötzlich zu denen aus den Nationen. Sie erfüllen endlich das, was Jesus ihnen gesagt hatte: Sie sollten über ihre Grenzen hinausgehen, das Evangelium weitersagen und Menschen zu Jüngern machen.
Die Frage ist: Wie ist das bei uns? Wir sagen vielleicht, dafür schicken wir ja Missionare raus. Können wir uns dann ruhig in unserer Gemeinde zu Hause fühlen? Aber diese Männer schicken keine Missionare aus. Sie missionieren selbst. Sie erklären auch den Griechen das Evangelium von Jesus. Das war damals etwas völlig Ungewöhnliches – der Blick über den Tellerrand.
Wir erinnern uns: Was für eine Mühe hatte Gott mit Petrus, ihn überhaupt nach Caesarea zu schicken, um mit Cornelius zu reden? Petrus musste erst eine ganze Lektion von Gott bekommen. Wir sehen, dass sie in Antiochien keinen Evangelisten eingeladen haben. Sie haben nicht gesagt: „Petrus, komm mal rüber und evangelisiere hier.“ Stattdessen haben sie selbst, namenlose Evangelisten, so wie du und ich, mit ihren Nachbarn gesprochen.
Ich glaube, das ist auch unser Problem. Wir können jahrelang in unserer Straße wohnen, und die Nachbarn im gleichen Haus wissen nicht, wer wir sind. Sie wissen nichts von unserem Glauben – der Kaufmann an der Ecke, der Briefträger. Wer weiß denn, was du glaubst?
Mich erstaunt hier, dass sie wirklich das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigen. Das heißt im Grunde: Jeder Gläubige müsste in der Lage sein, das Evangelium weiterzusagen. Du musst nicht predigen können, aber du solltest sagen können, was du glaubst und warum du glaubst.
Vielleicht sagst du: „Ich bin noch nie gefragt worden.“ Vielleicht hast du auch noch nie einen Anlass gegeben, dass jemand dich fragt. Oder vielleicht weißt du nicht, wie du mit anderen ins Gespräch kommen könntest.
Schau mal: Du brauchst nur bei deiner Arbeitsstelle ein christliches Buch auf deinen Schreibtisch zu legen oder die Bibel. Dann werden deine Arbeitskollegen entweder anfangen zu lästern, oder sie werden einen Bogen um dich machen, oder sie werden fragen. Es gibt diese drei Möglichkeiten.
Also hast du allein dadurch, dass du eine Bibel auf deinen Schreibtisch legst, die Möglichkeit, dass dich jemand anspricht. Die Frage ist: Beschreiben wir neue Wege. Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über.
Evangelisation ist eigentlich ein Lebensstil. Wie kann ich anderen Menschen begreiflich machen, was in meinem Herzen ist? Sie verkündigten das Evangelium vom Herrn Jesus.
Die frohe Botschaft als Lebensveränderung
Was heißt Evangelium? Die frohe Botschaft, oder?
Tja, wenn das wirklich eine frohe Botschaft ist, dann müssten wir doch eigentlich übersprudeln, oder? Aber wir halten sie verschlossen. Im Grunde ist es doch die beste Botschaft, die es gibt. Jeder, der Eigentum des Herrn ist, ist davon überzeugt, dass es keine andere Botschaft auf der Erde gibt, die damit vergleichbar wäre oder ihr gleichkommt.
Ich war vor einigen Wochen im Gefängnis. Wir gehen ins Frauengefängnis nach Willich. In der Kontaktgruppe war zum ersten Mal eine Frau dabei. Sie fragte mich: „Warum kommt ihr hier ins Gefängnis?“ Ich habe gesagt: „Wir möchten mit euch ins Gespräch kommen.“ Sie fragte: „Über was denn?“ Ich antwortete: „Pass auf, der Richter kann dich bestrafen, aber wenn du deine Strafe abgesessen hast, ist deine Schuld dann weg?“ Sie sagte: „Nein.“
Ich fragte sie: „Wie kann Schuld denn wegkommen?“ Und sie sagte: „Das weiß ich nicht.“ Ich sagte: „Ich habe dir eine Bibel mitgebracht, jetzt schlagen wir mal auf.“ Wir haben zusammen aufgeschlagen bei 1. Johannes 1,9. Das kennt jeder Christ, glaube ich, auswendig, oder?
Der Vers lautet: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Ich ließ diese Frau den Vers laut lesen. Sie schaute mich an und sagte: „Alle Sünden?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Sie las den Vers noch einmal laut.
Sie schaute mich wieder an und fragte: „Auch die schlimmen Sünden?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Sie las den Vers erneut. Dann fragte sie: „Auch Mord?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“ Sie schaute mich an und sagte: „Auch viele Morde?“ Ich sagte: „Lies noch mal.“
Als sie den Vers zum fünften Mal gelesen hatte, schaute sie mich ganz entgeistert an und sagte: „Das ist ja Wahnsinn, das müsste doch jeder hier im Knast wissen.“ Ich sagte: „Deswegen kommen wir.“
Die Botschaft von Jesus ist die froheste Botschaft, die es gibt, oder? Es macht das Herz frei, zu wissen, dass meine ganze Schuld weg ist. Sie erzählen das Evangelium von Jesus und benutzen durchaus neue Wege.
Und wenn jemand das Evangelium weitersagt und du sagst: „Aber wie der das macht, das habe ich ja noch nie erlebt.“ Ja und? Ich bin erstaunt, welche Wege der Herr Jesus gebraucht, um Menschen zu erretten.
Persönliche Glaubensgeschichten als Zeugnis
Es wäre wahrscheinlich interessant, wenn wir uns hier einmal austauschen und jeder erzählen würde, wie er zum Glauben gekommen ist.
Bei uns ist vor ein paar Jahren jemand zum Glauben gekommen. Er war an der Universität beschäftigt und hatte die Aufgabe, die Bibliothek auszuräumen. Dabei sollte er alle Bücher entfernen, in denen keine neue Rechtschreibung verwendet wurde. Er warf diese Bücher in einen Container und hielt dabei eine Bibel in der Hand, die nicht die neue Rechtschreibung hatte. Er dachte sich: „Na ja, dann kann ich die ja mal mitnehmen, auch wenn sie nicht die neue Rechtschreibung hat.“
Er begann, die Bibel zu lesen, und kam auf diese Weise, ohne die neue Rechtschreibung, zum Glauben. Er hatte eine Freundin aus der Gemeinde, und sie hatten überlegt, zusammenzuziehen. Er ging zu dieser Freundin und sagte: „Sag mal, das hast du gewusst und hast es mir nicht gesagt? Hör mal, das dürfen wir doch gar nicht, zusammenzuziehen. Du hättest doch gar nicht mit mir ein Verhältnis anfangen dürfen, ich war doch nicht gläubig.“
Durch diese Begegnung ist das Mädchen zum Glauben gekommen. Gott hat wirklich eigentümliche Wege, oder? Gott braucht nicht die neue Rechtschreibung, sein Wort wirkt.
Ein anderer ist vor zwei Jahren zum Glauben gekommen. Er traf einen alten Klassenkameraden, der ihm erzählte, dass er Christ geworden sei. Die beiden wohnten weit auseinander: einer in Wuppertal, der andere in Bielefeld. Der Christ schlug vor, gemeinsam die Bibel zu lesen, falls das den anderen interessieren würde.
Der Gefragte fragte: „Und wie sollen wir das machen?“ Die Antwort war: „Über Telefon.“ Beide hatten eine Dauerflatrate. So lasen sie monatelang jeden Tag gemeinsam die Bibel am Telefon, bis der junge Mann begriff, dass er sich bekehren müsse.
Dann sagte der Junge aus Bielefeld: „Jetzt schauen wir mal nach, wo bei dir in der Nähe eine Gemeinde ist, damit du Gemeinschaft hast.“ Sie surften im Internet und fanden unsere Gemeinde.
Am nächsten Sonntag kamen sie zu uns. Wir hatten gerade eine Taufe, eine sehr erlebende Taufe. Der Junge aus Bielefeld sagte: „Kannst du in die Gemeinde gehen?“ Am darauffolgenden Sonntag kam er in die Gemeinde. Er ging zu einem unserer Ältesten und sagte: „Ich habe letzte Woche Jesus angenommen. Ich wollte nur mal hören, ob ich das richtig gemacht habe.“
Er erzählte ihm, wie er den Herrn angenommen hatte. Der Älteste sagte: „Wenn du das so gemacht hast, dann sind wir Brüder.“ Seitdem kommt er regelmäßig. Ich bin sein „Papi“, wie er immer sagt.
Gott hat wirklich die unmöglichsten Wege, oder? Ich bin immer wieder erstaunt darüber. Lass dich gebrauchen.
Evangelisation als Dialog und Verkündigung
Das heißt, sie redeten mit ihnen und verkündeten. Beides haben wir gelesen. Das bedeutet, sie haben sowohl im persönlichen Gespräch geredet als auch öffentlich verkündigt – vielleicht auf dem Marktplatz oder auf der Straße.
Und wie war die Reaktion? Wir haben gelesen, dass die Hand des Herrn mit ihnen war. Davon bin ich überzeugt. Wenn jemand bereit ist, das Evangelium weiterzugeben, wird der Herr das segnen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sofort jemand zum Glauben kommt. Auch das gibt es. Ich habe von einem Missionar gelesen, der vierzig Jahre auf den Pharreuinseln tätig war. Keiner kam zum Glauben.
Als dieser Missionar starb, begann eine große Erweckung auf den Pharreuinseln. Heute ist die Brüdergemeinde dort die größte Glaubensgemeinschaft. Zehn Prozent aller Pharreu gehören einer Brüdergemeinde an.
Gott kann handeln, oder?
Glaube und Bekehrung: Unterschied und Bedeutung
Was ist das Ergebnis dieser Evangelisation? Eine große Zahl bekehrt sich zum Herrn. Nein, was haben wir gelesen? Vers 21: „Und eine große Zahl, die gläubig wurde, bekehrte sich zum Herrn.“ Das ist eine ungewöhnliche Formulierung, oder? Gibt es denn einen Unterschied zwischen Glauben und Bekehrung?
Manchmal sagen wir, jemand ist gläubig geworden. Manchmal sagen wir, jemand hat sich bekehrt. Was ist denn der Unterschied? Ich glaube, dass Bekehrung die Folge des Gläubigwerdens ist. Ich werde gläubig in meinem Kopf, ich verstehe es; ich werde gläubig in meinem Herzen. Aber wenn ich mich bekehre, dann hat das Auswirkungen auf mein Leben.
Das ist so, als wenn du mit dem Auto in eine Sackgasse gefahren bist. Du begreifst in deinem Kopf, dass du in der Sackgasse bist. Du nimmst es sogar in dein Herz auf und sagst dir: Ja, ich bin vor die Wand gefahren. Aber Bekehrung bedeutet, dass ich rangiere und das Auto in die andere Fahrtrichtung lenke. Mein Glaube muss Auswirkungen auf mein Leben haben. Bekehrung heißt, von etwas wegzugehen und zu etwas hinzukehren. Ich habe eine neue Ausrichtung.
Daran habe ich oft die Sorge in unseren Kreisen, dass viele gläubig werden, sich aber nicht bekehren, dass in ihrem Leben keine Änderung stattfindet. Die Frage ist: Was hat sich in deinem Leben seit deiner Bekehrung verändert?
Ich habe auch lange dafür gebraucht. Ich habe mich mit neun Jahren bekehrt. Ich bin in einer gläubigen Familie aufgewachsen. Damals war eine Evangelisation bei uns. Der Vater des ehemaligen Präsidenten Johannes Rau, der Evangelist beim Blauen Kreuz war, hatte bei uns evangelisiert. Wahrscheinlich hatte er über 1. Thessalonicher 4 gepredigt oder so ähnlich.
Auf jeden Fall lag ich abends im Bett, hörte meine Geschwister nicht mehr, hörte nichts mehr aus der Kirche und dachte: Jetzt ist es passiert. Nein, die Entrückung hat stattgefunden, und ich bin nicht dabei! Nichts wie raus aus dem Bett, auf die Knie: „Herr Jesus, nimm mich noch mit, nimm mich noch mit!“
Tja, das Gebet wurde nicht erhört, ich bin immer noch hier, aber er hat mich angenommen. Vor der Bekehrung war ich einigermaßen artig, und hinterher auch. Nein, es hat sich nicht viel verändert. Bei mir hat sich erst etwas verändert, als ich ungefähr siebzehn Jahre alt war.
Da habe ich begriffen, dass mein Glaube nicht nur eine Sache in meinem Kopf und meinem Herzen ist. Er ist keine Privatangelegenheit von meinem Herzen zu Herrn Jesus, sondern er muss Auswirkungen in meinem Leben haben. Ich habe gesagt: Herr Jesus, egal was kommt, ich will dir nachfolgen.
Damals hatte mein Vater mir etwas erzählt, so aus dem Dritten Reich, als die Brüdergemeinden verboten worden waren. Ich vergesse den Sonntag nicht, an dem ich in der Gemeinde saß – wie es sich damals gehörte – die Jugendlichen saßen hinten in der letzten Reihe, ganz demütig.
Ich habe mir vorgestellt, jetzt kommt jemand von der Stasi rein und fragt: „Wer ist wirklich Christ? Steht auf!“ Und ich muss sagen, hinter mir in der letzten Reihe gab es einen Notausgang. Ich habe überlegt: Tust du dich da durch oder stehst du auf?
Ich weiß nicht, über was an diesem Sonntag gepredigt wurde. Aber an diesem Sonntag ist bei mir eine Entscheidung gefallen: Herr Jesus, jawohl, egal was kommt, ich stehe auf für dich. Und von daher möchte ich sagen: Das war Bekehrung.
Natürlich weiß ich, theologisch gesehen, sind Glaube, Bekehrung und Wiedergeburt eigentlich eine Sache, nur verschiedene Aspekte davon. Aber manchmal nehmen wir es nur theoretisch und es hat keine praktische Auswirkung.
Oft beneiden wir solche, die, wie wir sagen, aus der Welt zum Glauben kommen, weil bei ihnen sofort eine Bekehrung stattfindet, eine Lebensveränderung. Deswegen ist die Frage – und wir werden uns damit noch näher beschäftigen, wenn wir die Gemeinde in Ephesus besuchen: Was hat sich bei dir verändert?
Unterschiedliche Predigtansätze für verschiedene Zuhörer
In der Bibel begegnen wir zwei verschiedenen Arten von Predigten, was ich sehr interessant finde. Wenn man die Apostelgeschichte aufmerksam liest, fällt leicht auf, dass Paulus und Petrus unterschiedlich gepredigt haben – je nachdem, wen sie vor sich hatten.
Wenn sie vor Juden predigten, betonten sie, dass Jesus der Sohn Gottes ist und der verheißene Messias, der Christus. Diese Aussage untermauerten sie durch Belege aus dem Alten Testament.
Anders war es, wenn sie zu Heiden sprachen. Da die Heiden das Alte Testament meist nicht kannten, wählten sie eine andere Argumentation. Sie sagten ihnen, dass Jesus der Kyrios, der Herr und Gebieter ist – nicht der Kaiser in Rom, sondern Jesus. Dieser Schwerpunkt war also ein anderer.
Ich halte es für sehr wichtig, zu verstehen, dass wir uns auf die Menschen einstellen müssen, die vor uns sind. Nur so können wir ihnen verständlich machen, was sie begreifen sollen.
Wir werden noch sehen, wie Paulus beispielsweise in Athen vorging und wie er dort argumentierte. Es geht also darum, sich auf die Zuhörer einzustellen.
Der Lebensstil der Christen in Antiochien
Wodurch wurden diese Christen, die nach Antiochien kamen, in ihrer Umgebung bekannt? Wir haben gelesen, dass sie lebten wie Christus und deshalb Christen genannt wurden. Eigentlich war das ursprünglich ein Schimpfname, den wir heute als Ehrennamen verwenden. Das heißt, die Menschen in der Umgebung sagten: „Der lebt so wie Christus.“ Und das wäre doch schon eine gute Sache, oder?
Wenn deine Klassenkameraden, deine Arbeitskollegen oder deine Nachbarn mit dem Finger auf dich zeigen und sagen: „Das ist ja ein Christ!“ – damals, als ich in der Lehre war, hatte ich auch einen Spitznamen. Ich habe sehr gut damit leben können. Man nannte mich „Sankt Plattus“. Es war eigentlich immer ein Schutz, weil alle wussten, was der „Platte“ macht und was nicht. Und ich denke, es ist wichtig, dass die Leute wissen, in welche Schublade sie uns stecken.
Christ sein war ihr Lebensstil. Wo eine Gemeinde wächst, bleibt das nicht unbemerkt. Ich weiß nicht, ob sie den Saal angemietet haben oder wo sie sich versammelt haben, das steht auch nicht da. Aber dort, wo Menschen zum Glauben kommen, wird das sichtbar. Schon bald reicht dann irgendein Wohnzimmer nicht mehr aus. Man muss anbauen, man muss das auf jeden Fall tun.
Ich sage mal, die südlichen Länder haben da den Vorteil, weil es meistens nicht so regnet wie bei uns. Deshalb können sie oft im Freien feiern.
Die Reaktion der Gemeinde in Jerusalem und die Sendung Barnabas
Und dann haben wir eine interessante Aussage gelesen: Die Rede von ihnen kam zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem. Ja, nicht nur in Antiochien hört man etwas. Dort sind Menschen, die sich zu diesem Jesus bekehrt haben.
400 Kilometer weiter im Süden hören die Geschwister in Jerusalem von dem, was in Antiochien geschieht. Man sagt allgemein, Versammlungsnachrichten sind die schnellsten, schneller als SMS. Du kannst gar nicht so schnell denken, da sind die Gerüchte schon unterwegs. Hier merken wir auch, dass obwohl sie damals keine SMS hatten und keine Telefonleitung, die Geschwister in Jerusalem dennoch davon hören, was sich in Antiochien tut.
Jetzt ging es los: Was machen wir? Könnt ihr euch vorstellen, welche Gedanken in Jerusalem los waren? Überlegt mal: In Antiochien entsteht eine Gemeinde. Ja, ist denn einer von den Aposteln dort? Nein, die sind alle hier in Jerusalem. Aber warum kann dort eine Gemeinde entstehen?
Vielleicht kennt ihr das auch noch aus bestimmten Zeiten. Hat denn dort jemand den Tisch aufgerichtet? Steht hier gar nichts davon, oder? Es steht überhaupt nichts von einem Tisch oder irgendetwas anderem. Vielleicht haben sie auch überlegt: Haben die denn das richtige Liederbuch? Singen sie aus Glaubenslieder eins, oder aus zwei, oder vielleicht aus dem Grünen? In welche Richtung gehen die denn? Die können doch gar nicht, sie haben doch nicht den Hintergrund wie wir, oder?
Also müssen wir erst mal nachschauen. Wir schicken mal jemanden hin. Jetzt stellt euch vor, sie hätten Jakobus geschickt – das wäre eine Sache gewesen, oder? Jakobus hätte sicher mal richtig dazwischengehauen, glaube ich. Oder vielleicht hätten sie Petrus geschickt. Na ja, der war halt Spezialist für römische Hauptleute und samaritanische Zauberer.
Aber wen schicken sie nach Antiochien? Wir haben gelesen, sie schicken Barnabas. Und die Frage ist: Warum wurde Barnabas nach Antiochien geschickt? Das war eine weise Entscheidung. Wer kann sich denken, warum die Entscheidung auf Barnabas fiel?
Wer weiß, woher Barnabas kam? Aus Zypern. Was hatten wir gelesen? Wer war missionarisch tätig in Antiochien? Leute aus Zypern. Barnabas kennt den Dialekt, er kann mit den Plattkeilen. Er kennt solche Leute. Vermutlich konnte Barnabas dadurch auch Griechisch, und deshalb schicken sie ihn los.
Seine Herkunft wird in Apostelgeschichte 4,36 genannt, dort steht, dass er von Zypern kam. Es wird auch gesagt, dass er treu war und entschlossen. Sein Wesen wird dort erklärt: Barnabas heißt „Sohn des Trostes“. Sein Charakter wird beschrieben: Er war ein guter Mann, voll Heiligen Geistes.
Und die Frage ist: Was könnte Jesus über dich sagen? Vielleicht würdest du sagen, der würde wahrscheinlich sagen: Ja, er ist ein Treuer, nimmt seinen Platz ein. Ich habe festgestellt, dass in den meisten unserer sogenannten Brüdergemeinden sehr engagierte Schwestern sind und sehr lahme Brüder – Entschuldigung, besonnene Brüder.
Was könnte von dir gesagt werden? Wärst du jemand, der entschieden ist, der treu ist, der trösten kann? Oder kannst du besser motzen? Was für einen Charakter hast du? Bist du voll Heiligen Geistes? Wer regiert in deinem Herzen, in deinem Leben?
Barnabas hat den Auftrag nicht, mit dem Schiff zu fahren, sondern, wie es am Ende von Vers 22 heißt, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien. Das heißt, er bekam den Auftrag von den Geschwistern in Jerusalem: Mach dich nützlich auf dem Weg die 400 Kilometer und besuche unterwegs die Gemeinden. So zieht er also nach Antiochien.
Barnabas entdeckt die Gnade Gottes in Antiochien
Und dann finden wir eine ganz eigentümliche Aussage in Vers 23: Der freute sich, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah. Die Frage ist, kann man Gnade sehen? Was sieht man, wenn man in einer Gemeinde ankommt? Kann man in einer Gemeinde die Gnade Gottes sehen? Und wie stelle ich das an?
Wir sehen alles Mögliche in der Gemeinde, oder? Ich stelle immer wieder fest, dass die Schwestern hinterher auf jeden Fall wissen, welches Hemd ich anhatte und welche Farbe meine Socken hatten. Nach einer Stunde kam einmal eine Schwester zu mir. Damals trug ich einen Anzug. Sie sagte: „Die Ärmel an deiner Anzugjacke sind zu lang, die haben mich immer gestört.“ Ich habe die Jacke ausgezogen und ihr gegeben. Ihr Mann war Schneider, das war logisch, sie hatte einen anderen Blick.
Von Spörtchen wird einmal diese Anekdote erzählt: Nach einer Predigt kam eine Schwester zu ihm und sagte: „Mr. Spörtchen, Ihre Krawatte hat mich während der ganzen Predigt geärgert, darf ich sie abschneiden?“ Er hat gesagt: „Bitteschön.“ Und sie schnitt tatsächlich die Krawatte ab. Danach sagte er: „Darf ich die Schere auch mal haben? Machen Sie bitte mal Ihren Mund auf und strecken die Zunge raus.“ Leider wird in dieser Anekdote nicht weiter erzählt.
Wie kann ich in einer Gemeinde die Gnade Gottes sehen? Ich komme in viele Gemeinden, sehe viele Geschwister, und stelle auch immer wieder fest: Man sieht Geschwister und steckt sie in bestimmte Schubladen, oder? Und das ist oft schwierig, für solche Geschwister wieder aus den Schubladen herauszukommen.
Ich war in einer Gemeinde in Japan. Vorne am Tisch saß ein sehr voluminöser Mann, der fast zwei Stühle brauchte und ein Micky-Maus-T-Shirt trug. Ich dachte so bei mir: Eigentümlicher Geschmack hier in Japan, oder? Die würden sagen, das gehört sich nicht, oder? Obwohl wir uns inzwischen ja an alles Mögliche gewöhnt haben. Ihr habt euch sogar daran gewöhnt, dass ich hier auch ohne Schlips predige.
Aber wie kann man Gnade Gottes sehen? Ich war in einer Gemeinde, da saß vorne am Brüdertisch einer mit einem Pferdeschwanz. Hm, dachte ich, scheint eine missionarische Gemeinde zu sein, ja? Sehr unkonventionell. Aber während der Stunde des Brotbrechens steht er auf, betet am Tisch und teilt Brot und Kelch aus. Muss ich sagen, das passte nicht in meine Schubladen. Ich dachte, wahrscheinlich ist lange nicht mehr über 1. Korinther 11 gepredigt worden.
Was macht man dann? Ich habe mir auf die Zunge gebissen und gedacht: Für die Belehrung bin ich hier nicht zuständig. Aber sie hatten danach zusammen Mittagessen, und ich sagte mir, den Jungen willst du doch mal interviewen. Ich setzte mich ihm gegenüber und fragte ihn: „Lieber Bruder, wie bist du zum Glauben gekommen?“ Liebe Geschwister, an diesem Punkt habe ich die Gnade Gottes gesehen. Ich merkte, die Gnade Gottes ist größer als meine Schubladen.
Er war tatsächlich der missionarischste Mann in der Gemeinde. Er war an der Universität beschäftigt und brachte einen Studenten nach dem anderen zur Gemeinde. Als ich seine Lebensgeschichte hörte, dachte ich: Und jetzt halte ich meinen Mund. Die Belehrung über 1. Korinther 11 wird der Herr sicherlich an anderer Stelle tun. Das muss ich nicht übernehmen.
Das ist schon meine Frage: Gnade Gottes erkenne ich an dem Punkt, wo wir uns gegenseitig öffnen und erzählen, wie der Herr uns geführt hat. Das heißt nicht, dass ich andere Dinge nicht für wichtig halte. Aber viele Sachen sind eine Frage der Zeit, der Entwicklung und der Belehrung. Und ich sage mir: Wenn der Herr Geduld mit so einem hat und so einen gebraucht, dann will ich auch Geduld haben.
Barnabas kommt nach Antiochien, er sieht die Gnade Gottes und freut sich. Dabei muss man sagen, dass die Gemeinde in Antiochien sicherlich total anders war als in Jerusalem, oder? Dort sang man nicht die Psalmen aus dem Alten Testament. Wahrscheinlich hatten sie ein völlig neues Liederbuch. Vielleicht spielten sie auch Instrumente dazu, oder? Gehört sich das? Und merken wir, dass wir an so vielen Stellen durch unsere Gewohnheiten geprägt sind und blind werden für die Gnade Gottes.
Das heißt nicht, dass ich manche Dinge nicht wirklich als sehr schön, gut und richtig empfinde. Aber ich möchte offen sein, wie der Herr führt. Vielleicht ist das auch so, wenn ihr in eure Gemeinde geht, in eure Gemeinde, wo ihr zu Hause seid. Dass ihr dem Herrn Jesus sagt, bevor ihr die Tür betretet: „Herr Jesus, gib mir bitte deine Brille, ich möchte die Geschwister mit deinem Blick sehen.“ Und dann entsteht nämlich etwas völlig anderes, auch im Umgang miteinander im Geschwisterkreis.
Barnabas ermutigt und holt Saulus nach Antiochien
Nein, Barnabas hatte keine rosarote Brille auf; er sah auch die Schwierigkeiten. Wir haben gelesen, dass er nach Tarsus zog, um Saulus aufzusuchen. Dabei lobt er nicht nur und freut sich, sondern er ermahnt und ermuntert auch. Er erkennt durchaus Schwachstellen.
Die Gnade Gottes macht uns nicht blind für Fehlentwicklungen oder Gefahren, aber sie bewertet die Dinge anders. Von Barnabas wird gesagt, dass er ein guter Mann war, voll des Heiligen Geistes. Er kritisiert nicht, sondern er macht Mut, sich weiterzuentwickeln. Und ich glaube, das ist ganz wichtig.
Wir müssen nicht mit erhobenem Zeigefinger predigen, sondern Appetit auf das Bessere machen. Das wissen auch Mütter: Wenn man einem Kind ein Essen hinstellt und sagt: „Das wird aber gegessen, das ist gesund“, dann wird das Kind wissen, dass es nicht schmeckt, oder? Wenn man aber deutlich macht: „Boah, das schmeckt, und ich esse das liebend gern“, dann werden die Kinder das auch lernen.
So ist es in der Gemeinde genauso. Man könnte predigen: „Geschwister, die Gefahren, die Gefahren, die Gefahren …“ und alle Geschwister gehen danach aus der Gemeinde mit weichen Knien. Sie beten dann: „Herr Jesus, hol uns heim, Entrückung, dass der ganze Stress vorbei ist.“ Stattdessen sollten wir den Geschwistern deutlich machen: Ja, wir wohnen in einer schrecklichen Welt, aber du hast den besten Herrn, den es gibt. Es ist wirklich ein Vorrecht, mit diesem Herrn zu leben.
Ich kann dir sagen: Das ist fantastisch. Ich freue mich über jeden motivierten jungen Bruder und jede junge Schwester, die begeistert sind von ihrem Herrn. Diese Fähigkeit hatte offensichtlich Barnabas. Er wusste: „Ich bin kein guter Lehrer, ich bin ein Sohn des Trostes. Ich kann Seelsorge machen, aber ich kann schlecht systematische Belehrung geben.“ Deshalb holt er sich Verstärkung und ruft Saulus aus Tarsus.
Saulus war sozusagen für einige Zeit in einer gemeindlichen Quarantäne gewesen. Die Gemeinden in Judäa hatten Ruhe, als er weg war. Aber dann holt Barnabas ihn zur Verstärkung, weil er weiß, dass Saulus eine gute Ausbildung hatte. Er hatte Theologie zu Füßen Gamaliels studiert und war zugleich ein praktischer Mann, ein Zeltmacher. Solche Leute kann man gebrauchen.
Mit dieser Entscheidung bietet Barnabas nicht nur der Gemeinde in Antiochien eine Chance, sondern auch Paulus, der damals noch Saulus hieß.
Gemeindewachstum durch Evangelisation und Lehre
Dann haben wir gelesen, dass sie nicht nur evangelisiert haben, sondern – wie es dort heißt – dass sie ein ganzes Jahr in der Gemeinde zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten.
Was braucht unsere Gemeinde? Es gibt Gemeinden, die sind nur evangelistisch ausgerichtet, und es gibt Gemeinden, die sind nur auf Lehre ausgerichtet. Beides ist jedoch problematisch.
Wir brauchen beides in einer ausgewogenen Balance: sowohl das Gehen nach draußen, das Evangelisieren, als auch das Belehren drinnen. Das sehen wir hier an der Gemeinde, an der jungen Gemeinde in Antiochien.
Wir brauchen die Evangelisation, also das Pflanzen und das Wachstum, und wir brauchen die Belehrung als Verwurzelung und Festigung.
Ich glaube, die verantwortlichen Brüder einer Gemeinde sind sehr gefordert, zu überlegen: Was braucht die Gemeinde? Was ist dran? Und sie sollten dafür beten. Es darf nicht heißen: „Es läuft ganz gut, also lassen wir alles so.“ Dann wird es bald nicht mehr gut laufen.
Stattdessen sollten sie immer sagen: „Herr Jesus, was ist dran? Was brauchen die Geschwister und was brauchen die Menschen in der Umgebung?“
Das hatte der Herr Jesus damals schon bei seinen Jüngern gesagt, als er sie berief. Im Markus-Evangelium Kapitel 1 rief er sie mit zwei Aufträgen: damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende.
Und das gilt bis heute ganz genauso für uns in der Gemeinde. Wir sind in der Gemeinde, damit er uns aussendet, und damit wir bei ihm sind. Beides steht nicht in Konkurrenz zueinander, sondern gehört zusammen.
Systematische Belehrung als Grundlage für Wachstum
Ein Jahr systematische Belehrung – sozusagen eine Samstagsbibelschule, oder? Jede Gemeinde eine Samstagsbibelschule? Das wäre doch hervorragend, oder? Systematische Belehrung.
In unseren Brüdergemeinden sind wir an diesem Punkt oft eher zurückhaltend. Wir sagen häufig: Das muss doch alles der Heilige Geist machen. Aber kann nicht auch systematische Belehrung vom Heiligen Geist sein? Sie muss es sogar sein. Oft verstehen wir unter der Leitung des Heiligen Geistes etwas völlig Falsches. Wir denken, Leitung des Geistes bedeute, dass wir nicht wissen, wer am Sonntag predigt. Aber Jesus weiß das doch schon lange, oder? Wer am Sonntag predigt. Natürlich müssen nicht alle Geschwister das wissen. Aber wir als Verantwortliche müssen doch wissen, was die Gemeinde braucht. Sonst sind wir keine verantwortlichen Brüder. Sonst kann der Herr uns fragen: Warum hast du zugelassen, dass am Sonntag so eine erbärmliche Predigt gehalten wurde?
Eine Predigt, die aus dem Ärmel geschüttelt wird, ist ärmlich, oder? Ein Jahr systematische Belehrung. Wir haben zum Beispiel bei uns überlegt, was unsere Geschwister brauchen. Das war nicht einfach, vor allem wenn viele junge Leute dabei sind, die keine Ahnung von der Bibel haben und jung im Glauben sind. Wie willst du predigen, wenn auf der einen Seite solche sind, die wenig Ahnung haben, und auf der anderen Seite solche, die Jahrzehnte in der Gemeinde sind?
Wir haben uns gesagt: Das Erste, was wir brauchen, ist, dass alle Geschwister erst einmal die Bibel komplett durchlesen. Wir haben den Geschwistern dieses Projekt vorgestellt: Gemeinde liest Bibel. Wir waren sehr gespannt und überrascht von der Resonanz der Geschwister. Wir haben ihnen gesagt, dass wir alle zur gleichen Zeit das Gleiche in der stillen Zeit lesen wollen. Jeder liest jeden Morgen zwei bis drei Kapitel in der Bibel – und zwar nicht vom Buchdeckel bis zum Buchdeckel, sondern chronologisch. Wir haben einen Bibelleseplan erstellt und dazu Fragen, die beantwortet werden sollten – so richtig Hausaufgaben.
Wahrscheinlich haben einige gedacht: So etwas funktioniert doch nicht, oder? Das ist ja Arbeit. Aber wir haben den Geschwistern Appetit gemacht und ihnen gesagt: Du kannst jederzeit mit jedem aus der Gemeinde über das sprechen, was du heute Morgen gelesen hast. Außerdem werden wir in den Predigten auf das eingehen, was in der vergangenen Woche gelesen wurde. Auch in den Bibelstunden werden wir das betrachten, was wir in der letzten Woche gelesen haben.
Die Leiter der Jugendstunde sind darauf eingegangen, der Teeniekreis ebenfalls, und die Frauenstunde hat das auch aufgenommen. Jede Gruppe hat etwas aus der Woche mitgenommen. Ich habe eine Vorschlagsliste für die Brüder gemacht, die am Wort dienen, mit Predigtvorschlägen, die dazu passten. Jeder konnte sich aussuchen, worüber er wann predigen wollte.
Huch, sagst du, das ist aber geplant, oder? Als wir es den Geschwistern vorgestellt haben, haben wir gesagt: Wer teilnehmen will, muss sich verbindlich anmelden. Es waren 184, die sich angemeldet haben. Die meisten haben gesagt, es wäre schön, das noch einmal zu machen. Einige sagten: Ich habe zum ersten Mal die Zusammenhänge in der Bibel richtig begriffen. Und dann kannst du ganz anders predigen.
Systematische Belehrung ist eine ganz wichtige Sache. Das heißt aber nicht nur, dass etwas für unseren Kopf gebracht wird, sondern es muss auch immer fürs Herz da sein. Kennst du den Unterschied zwischen Referat und Predigt? Ein Referat ist für den Kopf, eine Predigt ist für das Herz. Und wir brauchen immer beides.
Die Bibel ist durchaus ein historisches Buch, das im Hintergrund der Menschheitsgeschichte geschrieben wurde. Deshalb haben wir immer auch Erdkunde, Biologie und Geschichte dabei. Aber es muss zum Herzen gehen, damit es in unserem Leben umgesetzt wird. Und das findet hier in der Gemeinde statt. Evangelium und biblische Lehre gehören zusammen.
Gut, ich werde an diesem Punkt mit Antiochien aufhören, damit wir eine Pause machen und ihr eine wohlverdiente Tasse Kaffee bekommt. Danach machen wir weiter und reisen weiter nach Philippi.
