Wandel im Geist – wie funktioniert das? Fünf Episoden für den Einstieg.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, und Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um gegensätzliche Impulse.
Heiligung als Lebensziel und geistliche Realität
Wie leben wir ein heiliges Leben? Wie sind die Aufforderungen zu verstehen, die so radikal sein können wie in Hebräer 12,14? Dort heißt es: „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“
Heiligung wird hier als Voraussetzung dargestellt, damit wir letztlich dem Herrn Jesus begegnen können. Wie kann das sein? Die Antwort ist recht simpel: Heiligung ist einfach das normale Ergebnis eines Lebens, das vom Heiligen Geist bestimmt wird. Heiligung ist nicht das Besondere, sondern das Normale.
Doch hören wir dazu Paulus. In Galater 5,16 sagt er: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.“ Und in Galater 5,25 heißt es: „Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch dem Geist folgen.“
Gestern haben wir festgestellt, dass wir in einer quasi symbiotischen Beziehung mit dem Heiligen Geist leben. Er ist das Markenzeichen einer echten Bekehrung, die Kraftquelle für alle Heiligung und der Herr hinter aller Charakterentwicklung.
Die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns
Wir sind ein Geist mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist wohnt in uns, so wie Jesus es seinen Jüngern versprochen hat.
In Johannes 14, Verse 15 bis 17 heißt es: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch ist in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn erkennt. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt in euch und wird in euch sein.“
Unsere Liebe zum Herrn Jesus zeigt sich darin, dass wir seine Gebote halten. Seine Liebe zu uns zeigt sich darin, dass er uns einen Beistand gibt – den Heiligen Geist, oder wie er hier genannt wird, den Geist der Wahrheit. Gottes Geist wohnt in uns.
Wenn Jesus zu Nikodemus sagt, dass wir von neuem oder von oben geboren werden müssen, dann spricht er von einer Wiedergeburt durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist bewirkt eine Erneuerung. Er verbindet sich mit uns und wird in uns bleiben.
Unser Auftrag ist es, ihm zu folgen. In Galater 5, Vers 25 steht: „Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns dem Geist folgen!“
Wenn wir neues, ewiges Leben durch den Heiligen Geist geschenkt bekommen haben, dann lasst uns auch diesem lebensspendenden Geist folgen!
Die normale Leitung durch den Heiligen Geist
Und damit wir uns richtig verstehen: Hier geht es nicht um mystische Erfahrungen. Die Leitung des Heiligen Geistes ist etwas völlig Normales.
Römer 8,14: Denn so viele, die durch den Geist Gottes geleitet werden, sind Söhne Gottes. Wer wird also durch den Geist Gottes geleitet? Alle Söhne Gottes. Dieses Bild steht hier für alle Christen.
Leitung ist das Normale. Es ist daher nicht richtig, zu fragen, wie man die Leitung durch den Heiligen Geist erkennen kann. Dahinter steckt häufig ein mystisches Denken, als bräuchte es Träume oder innere Stimmen, um die Leitung des Heiligen Geistes zu erkennen.
Aber dem ist nicht so. Die Leitung durch den Heiligen Geist ist das normale geistliche Leben. Es gibt keinen Fünf-Punkte-Plan, wie man den Heiligen Geist dazu bringt, einen zu leiten. Es braucht auch keine Visionen oder Tricks.
Die Aufgabe des Heiligen Geistes als Geist der Wahrheit
Was ist der normale Job des Heiligen Geistes? Wir haben das vorhin gelesen: Er ist der Geist der Wahrheit. Als Geist der Wahrheit lässt er uns die Wahrheit erkennen und hilft uns dabei, nach der Wahrheit zu leben. Das soll nicht abwertend klingen, aber genau dazu ist er da. Das will er, das wird er tun, und darin besteht seine Leitung.
Genau genommen besteht seine Leitung darin, dass er uns erinnert. In jedem Moment unseres Lebens stehen wir unter dem Einfluss von zwei Mächten. Da ist einmal unser Fleisch. Das ist der noch nicht erlöste Teil unseres Menschseins, der Körper mit seinen Begierden, in dem die Sünde wohnt. Das sind nicht wir, aber die Sünde ist da.
Ich vergleiche die Sünde in meinem Leben gern mit einer Ratte im Keller. Die wohnt da – und ich werde sie nicht los. Aber ich kann dafür sorgen, dass sie nicht in jedes Zimmer kommt und alles anfrisst.
Das Fleisch ist also der eine Einfluss in unserem Leben. Der andere Einfluss ist der Geist. Und jetzt kommt Paulus, Galater 5,16: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.“ Wandelt im Sinne von lebt. Das Leben als Weg, den ich gehe: Wandelt im Geist. Oder mit meinen Worten: Lass den Geist Gottes die Richtung vorgeben, folge seinen Impulsen. Denn genau darauf kommt es an – den richtigen Impulsen zu folgen.
Oder wieder mit Paulus, Römer 8,14: „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“ Oder mit einer einfacheren Übersetzung: Wenn ihr nach eurer eigenen Natur lebt, werdet ihr sterben. Wenn ihr aber in der Kraft des Geistes euren selbstsüchtigen Willen tötet, werdet ihr leben.
Die innere Spannung im Leben eines Christen
In einem Christen gibt es aufgrund der Wiedergeburt zwei Impulse: einen zum Guten und einen zum Bösen. In uns finden sich die Begierde des Fleisches, die Lust auf Sünde, neben dem inneren Wissen um das Gute, das wir eigentlich tun sollten.
Als Christen leben wir in einer solchen Spannung. Diese Auseinandersetzung ist geistlicher Natur, das heißt, sie findet auf der Ebene unserer Gefühle und Gedanken statt. Da ist der Impuls, der Lüge zu glauben beziehungsweise die Wahrheit nicht wahrhaben zu wollen. Es gibt den Impuls, das zu tun, von dem ich weiß, dass es falsch ist. Daneben wirkt der Heilige Geist.
Während das Fleisch mich stark bedrängt, meine Schwächen ausnutzt und mich schlichtweg anlügt, also während mein Fleisch schon einmal amokläuft, um mich auf seine Seite zu ziehen, ist der Heilige Geist zurückhaltend. Sein Einfluss ist da, jedenfalls solange wir ihn nicht dämpfen, unser Gewissen nicht unempfindlich machen und wir uns seinem Reden aussetzen – meistens in Form der Bibel.
Der Einfluss des Heiligen Geistes ist vorhanden, aber er ist freundlich, erleuchtend und einladend. Er möchte mein Herz gewinnen, will mich nicht beherrschen, sondern überzeugen.
Eine Definition und praktische Anwendung des Wandels im Geist
Und so haben wir eine erste Definition für den Wandel im Geist: Wandel im Geist findet immer dort statt, wo ich auf die Impulse des Heiligen Geistes in meinem Leben höre und mich entscheide, nicht das zu tun, was mein Fleisch verlangt.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest mit eigenen Worten aufschreiben, was du heute gelernt hast, und Galater 5,16 auswendig lernen.
Das war's für heute. Wenn du noch keine tägliche Bibellesezeit hast, beginne doch heute damit und lies zwei bis drei Seiten in deiner Bibel.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen!