Wir haben für den heutigen Tag ein etwas kompliziertes Thema vor uns. Ich finde es unglaublich spannend, bin mir aber nicht sicher, ob ich euch diese Spannung vermitteln kann.
Der Titel lautet „Die jüdischen Feste im Kontext unserer Errettung“. Die jüdischen Feste sind etwas Alttestamentliches. Im Kontext bedeutet hier: im Zusammenhang mit der Errettung eines Gläubigen.
Wenn man sich mit den jüdischen Festen beschäftigen möchte, sollte man sein Studium im dritten Buch Mose beginnen. Genau das wollen wir heute tun: Drittes Mose, Kapitel 23. Wer noch keine Bibel hat, sollte sich jetzt eine nehmen, denn wir werden heute ein wenig springen.
Unter der Überschrift „Feste des Herrn“ (3. Mose 23) werden verschiedene Feste aufgeführt, die die Israeliten im Verlauf eines Jahres feiern sollten. Wir wollen zunächst kurz anschauen, welche Feste das sind. Anschließend werden wir die einzelnen Feste besprechen und überlegen, inwieweit diese im Zusammenhang stehen mit neutestamentlichen Entwicklungen – vielleicht auch mit Entwicklungen, die noch ausstehen.
Das beginnt in Vers 4 und Vers 5: Dies sind die Feste des Herrn, heilige Versammlungen, die ihr zu ihrer bestimmten Zeit ausrufen sollt. Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passa dem Herrn.
Das erste Fest, das wir heute betrachten, ist Passa. Das nächste Fest erscheint etwas weiter unten: Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote, wie in Vers 6 beschrieben. Auch dieses Fest werden wir uns ansehen.
Im Rahmen des Festes der ungesäuerten Brote gibt es ein besonderes Ereignis. In den Versen 9 bis 11 heißt es: „Und der Herr redete zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel und sage ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und ihr seine Ernte einbringt, dann sollt ihr eine Garbe der Erstlinge, eure Ernte, zum Priester bringen.“ Das ist das Fest der Erstlinge.
Damit haben wir bereits Passa, das Fest der ungesäuerten Brote und das Fest der Erstlinge.
Ein wenig später, in den Versen 15 und 16, finden wir das nächste Fest: „Und ihr sollt für euch zählen von dem Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, an dem ihr die Garbe fürs Schwingopfer gebracht habt. Es sollen sieben volle Wochen sein. Sieben volle Wochen, bis zum anderen Tag nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen. Dann sollt ihr dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen.“ Dieses Fest kennen wir heute als Pfingsten.
Nach Pfingsten folgt ein Fest, das uns vielleicht etwas merkwürdig erscheint. Es handelt sich um ein Fest, bei dem möglichst viel Lärm gemacht werden soll. In Vers 23 und 24 heißt es: „Und der Herr redete zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel. Im siebten Monat, am ersten Tag des Monats, soll euch Ruhe sein, eine Erinnerung durch Lärmblasen.“
Solche merkwürdigen Feste werfen die Frage auf, inwiefern sie mit uns zu tun haben oder mit dem Heilsgeschehen Gottes. Das werden wir später noch kurz überlegen.
Das Lärmblasen markiert heute den Beginn des Staatsjahres. Gott hat, sozusagen, ein religiöses Jahr eingerichtet, das mit Passa im ersten Monat beginnt. Daneben gibt es in Israel ein bürgerliches Jahr, das mit diesem Lärmblasen beginnt. Dieses Lärmblasen ist vergleichbar mit einem Neujahrsfest.
Inhaltlich bereitet das Lärmblasen etwas vor, das kurze Zeit später stattfindet: den großen Versöhnungstag. Darüber lesen wir in den Versen 26 und 27: „Und der Herr redete zu Mose: Doch am zehnten Tag dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag.“
Beim Versöhnungstag ahnt man bereits, dass er eine größere Bedeutung hat und mehr dahintersteckt. Beim Lärmblasen ist das noch nicht so offensichtlich.
Das letzte Fest, das wir finden, steht in den Versen 33 und 34: „Und der Herr redete zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel, am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist das Fest der Laubhütten.“
Über dieses große Kinderspektakel werden wir uns später ebenfalls Gedanken machen. Es ist eine Art Camping für alle.
Was das für eine Bedeutung im Rahmen des göttlichen Heilshandelns hat, werden wir sehen.
Zusammengefasst haben wir Passa, das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Erstlinge, das Pfingstfest – hier auch Fest der Wochen genannt, weil die Wochen einfach abgezählt wurden –, das Lärmblasen, den Versöhnungstag und das Fest der Laubhütten.
Ganz am Anfang dieser Verse steht etwas, das man gar nicht vermuten würde. Hier wird ein Fest eingeführt, das eigentlich kein Fest ist – zumindest nicht nach unserem landläufigen Verständnis.
Das Erste, was Gott hier in Vers 3 sagt, ist Folgendes: Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein ganz feierlicher Sabbat, eine heilige Versammlung. An diesem Tag dürft ihr keinerlei Arbeit tun. Es ist ein Sabbat für den Herrn in all euren Wohnsitzen.
Das heißt, unter der Rubrik „Feste“ beginnt Gott, bevor er zu den eigentlichen Festen kommt, mit etwas ganz anderem. Er sagt erst einmal: Vergesst eine Sache nicht! Bevor wir uns mit den ganzen Festen auseinandersetzen, vergesst den Sabbat nicht.
Der Sabbat hat dabei eine doppelte Bedeutung. Zum einen ist er der feierliche Tag, den die Israeliten Woche für Woche halten sollten. Zum anderen ist er ein Vorbild. Besonders deutlich wird dieser Zusammenhang im Hebräerbrief. Dort wird der Sabbat als ein Vorbild auf das Handeln Gottes beschrieben – insbesondere auf die Ruhe Gottes.
Diese Ruhe gilt für alle, die Gott vertrauen und im Glauben zu Gott gehören. Merkwürdig ist, wenn man den Hebräerbrief liest, dass wir in gewisser Weise schon in der ewigen Ruhe sind, die der Sabbat ausdrückt. Andererseits sind wir in Bezug auf die vollständige Erfüllung des Sabbats noch nicht angekommen. Wir leben noch auf dieser Erde und arbeiten hier, aber wir wissen, dass es eine ewige Ruhe gibt, die vor uns liegt.
Genau das will der Sabbat ausdrücken. Er fasst ein Stück des gesamten Heilshandelns zusammen. Warum macht Gott das alles? Er tut es, um uns in eine ewige Ruhe zu bringen. Dort, wo wir mit all dem, was wir tun, zur Ruhe kommen, wo all unsere Handlungen aufhören und wir in der Gemeinschaft mit Gott in Ewigkeit das genießen, was er vorbereitet hat.
Weil Christus alles vollbracht hat, hat unsere Seele völlige Ruhe gefunden. Wenn ich das so sage, denke ich manchmal: Stimmt das eigentlich? Weil Christus alles vollbracht hat, hat unsere Seele völlige Ruhe gefunden. Das ist etwas, woran man sich immer wieder erinnern muss: Als Gläubige in Christus ruhen wir.
Das bedeutet nicht, dass wir nicht arbeiten sollen, nicht kämpfen oder uns nicht einsetzen sollen in dieser Welt. Aber es heißt, dass wir im Hinblick auf die Ewigkeit, auf die ewige Ruhe, die Gott anbietet, schon angekommen sind. Mir geht es so und euch wahrscheinlich auch, dass uns dieses klare Verständnis von dem, was Gott uns einmal schenken wird – unser Erbe im Himmel, wie es im Epheserbrief und auch im Galaterbrief genannt wird – noch nicht so nahe ist.
Ich weiß nicht, wer hier einfach sagen könnte, was er in der Ewigkeit bekommt. Was sagt die Bibel über den Himmel? Nicht nur allgemein, sondern was ist der Reichtum der Herrlichkeit, den wir in Christus haben? Was meint Gott damit? Wie weit geht das?
Da sind wir schnell wieder bei Epheser 1 angelangt, bei dieser mächtigen Aufzählung dessen, was wir alles in Christus haben. Ich habe den Eindruck, dass die Bibel den Schwerpunkt sehr auf die Zukunft der Gläubigen legt, auf das, was kommen wird. Doch hier in Westeuropa wird dieser zukünftige Aspekt oft außer Acht gelassen.
Uns gerät die Ruhe, auf die wir zusteuern, aus dem Blick. Wir sind eigentlich gar nicht so überzeugt davon, dass wir diese Erde verlassen müssen. Uns geht es ja gut, also warum sollten wir danach streben, auf den Himmel zu hoffen?
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass uns das viel Not macht. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann würde ich gerne an dieser Stelle ansetzen: mehr über den Himmel zu schwärmen, mehr begeistert zu sein von dem, was Gott uns schon geschenkt hat, und noch mehr begeistert von dem, was vor uns liegt.
Könnt ihr euch vorstellen, dass wir irgendwann in der Ewigkeit mit Menschen zusammen sein werden, die zum Beispiel durch die Inquisition hingerichtet wurden? Menschen, die monatelang gefoltert und massakriert wurden. Sie werden vor dir stehen und sagen: Im Vergleich zu dem, was ich jetzt habe, war das nicht der Rede wert.
Könnt ihr euch solche Menschen vorstellen? Wir würden sagen: „Bah, denen ging es so furchtbar!“ Und sie werden vor dir stehen und sagen: „Schau dich um, es ist nicht der Rede wert, was wir damals erlebt haben.“ Das wird die Haltung im Himmel sein. Die Menschen werden begeistert sein von dem, was sie dort erleben.
Ich denke, wir dürfen uns von dieser Begeisterung wieder neu anstecken lassen – gerade hier in unserer westlichen Zivilisation. So, dass wir uns nicht zu sehr von dieser Welt einnehmen lassen.
Aber kommen wir zurück zu den Festen, die wir eigentlich besprechen wollen. Die Feste des Herrn sind wichtige geistliche Prinzipien, unter anderem deshalb, weil sie permanent wiederholt werden. Permanent wiederholt heißt: Jede Woche sollte Sabbat sein. Vergesst nicht, wir haben eine Zukunft vor uns, in der wir zur Ruhe kommen.
Aber auch diese Feste, die wir jetzt besprechen, waren keine Einrichtungen, die nur einmal stattfanden. Es gilt nicht das Motto: Einmal nach dem Auszug sollt ihr Passa feiern, und danach vergesst es, ihr braucht es nie wieder. Gott sagte vielmehr: Einmal im Jahr haben wir hier Feste, und diese Feste sollt ihr halten.
Dabei nehme ich auch nicht zu viel vorweg: Diese Feste zeigen uns in erster Linie das Leben und das Werk des Herrn Jesus in sehr konzentrierter Form. Und zwar in einer Form, die natürlich erstens beschreibenden, vorbildlichen Charakter hat. Aber wenn wir diese Feste nebeneinanderlegen, finden wir das gesamte Leben und Wirken des Herrn Jesus wieder.
Und was muss am Anfang stehen? Was muss am Anfang stehen, was denkt ihr? Womit kann das Wirken Jesu nur beginnen? Was muss im Leben eines Gläubigen am Anfang stehen? Die Wiedergeburt, genau.
Insofern wollen wir mit dem ersten Fest anfangen, und das ist Passa.
Woran erinnert Passa? Passa ist relativ einfach, das lernt man schon in der Kinderstunde. Das Passa erinnert daran, dass das Volk Israel durch Gott aus der Sklaverei und aus dem Tod befreit worden ist. Im wahrsten Sinne des Wortes ist es losgekauft worden.
Wie sah das Ritual am Passa aus? Man hat sich versammelt, insbesondere die Männer, am Heiligtum und ein fehlerloses Lamm verzehrt. Ein Lamm, an dem kein Knochen zerbrochen werden sollte. Dieses Lamm sorgte schon beim ersten Mal, als Passa gefeiert wurde, durch sein Blut, das an die Pfosten gestrichen war, dafür, dass ein strafender Engel an den Wohnungen der Israeliten vorbeiging. So wurde die Strafe Gottes von den Israeliten abgewendet.
Das heißt Passa – vorbeigehen.
Wenn wir überlegen, was Passa für uns bedeuten könnte, denken wir vielleicht zuerst an das Opfer des Herrn Jesus. Aber was gibt uns eigentlich von der Bibel her das Recht, diese Parallele zu ziehen? Man kann an vieles denken. Was gibt uns von der Bibel das Recht, diese Verbindung zwischen dem Passa und dem Opfer des Herrn Jesus herzustellen?
Der Zeitpunkt ist natürlich ein wichtiger Hinweis. Was noch? Dass Jesus sagt, dass er das Lamm ist. Paulus wiederholt das noch einmal, und die Stelle möchte ich gern mit euch lesen: 1. Korinther 5,7. Ihr könnt die Stelle aufgeschlagen lassen oder den Finger darin liegen lassen, denn wir brauchen sie nachher noch einmal.
Dort heißt es: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid. Und jetzt die Begründung: Denn auch unser Passa, Christus, ist geschlachtet.“
Was Paulus hier macht, ist, er verknüpft das Passa des Alten Testaments mit dem Passa, das ein für allemal geschlachtet worden ist – und darin liegt ein gewaltiger Unterschied – nämlich Jesus Christus, unser Passa.
Wer Johannes 1 noch im Blick hat, erinnert sich daran, wie Johannes der Täufer Jesus einführt. Er sagt: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ Das ist Johannes 1,29. Dieses Lamm Gottes wird nach etwa drei Jahren geschlachtet und wird zu dem ewigen Passa. Es wird zu einem Passa, dessen eine ewige Form der Erlösung garantiert.
Nicht in der Form, wie es die Juden hatten – alleine für ein Volk, durch das Vorübergehen eines Engels –, sondern in einer ganz umfassenden Form. Es ist das Vorübergehen des Zornes Gottes an der gesamten Menschheit. Ein viel größeres, viel umfassenderes Ereignis.
Was in 1. Korinther 5,7 deutlich wird, ist, dass es legitim ist, diese Übertragung zu machen. Der ganze Vortrag ist also nicht nur ein Hirngespinst von hier vorne, wo man denkt: „Naja, Jürgen hat sich das ausgedacht.“ Es ist ein Stück weit legitim, und ich denke, es ist richtig, diese Verbindung herzustellen.
Wann wurde das Passa gefeiert? Im ersten Monat, am 15. Tag. Wir würden also sagen: am 15.1. fand das Passa statt.
Was folgt nach dem Passa? Welches Fest kommt danach? Es ist das Fest der ungesäuerten Brote. Vielleicht schlagen wir noch einmal 3. Mose 23 auf und lesen die Verse 6 bis 8.
3. Mose 23,6-8:
„Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem Herrn. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Am ersten Tag soll für euch eine heilige Versammlung sein.“
Das heißt, das Passa ist eigentlich am vierzehnten Tag, und am fünfzehnten beginnt dann die Woche der ungesäuerten Brote.
Wenn wir das Passa betrachten, steht im Mittelpunkt das Thema Erlösung: Gott befreit. Aber wozu eigentlich? Wozu? Paulus bringt es auf den Punkt, wie wir gelesen haben: „1. Korinther 5, fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid; denn auch unser Passa, Christus, ist geschlachtet.“
Wenn das Passa die Erlösung im Blick hat, dann hat das Fest der ungesäuerten Brote geistlich gesehen die praktische Heiligung im Blick. Natürlich ist praktische Heiligung oder Heiligkeit, wie sie im Alltag gelebt wird, nur auf der Grundlage der Erlösung zu verstehen. Wenn du nicht erlöst bist, brauchen wir nicht über Heiligung zu reden – das ist logisch.
Aber wenn du erlöst bist, dann taucht die Frage auf: Wozu? Weiter im alten Schmutz leben? Den Sauerteig behalten? Sauerteig ist im Neuen Testament durchgängig ein Bild für Sünde. Sünde soll ausgeräumt werden.
Was die Israeliten hier tun sollten, war tatsächlich Sünde auszufegen – sowohl im eigenen Leben, also die Sünde des Einzelnen, als auch, und darum geht es in 1. Korinther 5, im Hinblick auf die ganze Gemeinde dafür zu sorgen, dass jemand, der sich grob versündigt hat, nicht einfach ungeschoren in der Gemeinde bleiben kann. So wie es in Psalm 1 heißt, dass der Ungerechte nicht in der Gemeinde Gottes bestehen kann.
Das Fest der ungesäuerten Brote bezeichnet oder beschreibt die praktische Seite der Heiligkeit. Interessant ist, wie es beschrieben wird:
3. Mose 23,6-8:
„Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem Herrn. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Am ersten Tag soll für euch eine heilige Versammlung sein. Keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun, und ihr sollt dem Herrn sieben Tage lang ein Feueropfer darbringen. Am siebten Tag ist eine heilige Versammlung, keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun.“
Was hier auffällt, ist die Betonung auf die Dienstarbeit. Was soll das bedeuten? Wenn wir überlegen, was das bedeutet, kommen wir zu dem Punkt, zu sagen: Aha, irgendwie müssen wir, wenn es im Leben eines Christen um Heiligung geht, aufpassen, dass da nicht in falscher Form Dienstarbeit – ich sage mal ein Wort, das im Neuen Testament dafür passen würde: Gesetzlichkeit – hineinkommt.
Heiligung im Leben eines Gläubigen fußt auf dem Erlösungswerk Christi. Sie beruht darauf, dass jemand für uns bezahlt hat. Das ist die Ruhe, in der wir stehen.
Was ist jetzt Heiligung? Heiligung ist nicht, dass ich mich anstrengen muss, aus mir heraus irgendwie heiliger zu werden – das wirst du eh nicht schaffen. Denn in unserem Fleisch wohnt, wie die Bibel ganz klar sagt, nichts Gutes.
Stattdessen ist Heiligung genau das Gegenteil von Dienstarbeit. Es ist, wie wir es im Vortrag über den Heiligen Geist besprochen haben, dass wir einem anderen, nämlich Gott selbst, den Raum geben, an uns zu wirken.
Heiligung, wenn sie wirklich funktionieren soll, heißt, dass wir im Geist wandeln sollen. Wir sollen aufhören, aus uns selbst heraus, aus falscher Motivation oder falscher Weise, irgendwelche guten Taten zu produzieren, mit denen wir letztlich nur vor Gott gut dastehen wollen.
Heiligung heißt, dass wir auf Gott hören und dass er durch seinen Geist in uns den Charakter Jesu entfalten lässt.
Paulus schreibt in 1. Korinther 5 etwas ganz Interessantes: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid.“ Das heißt: Schmeißt die Sünde aus eurem Leben raus, sie hat dort nichts mehr verloren.
Aber dann schreibt er etwas anderes: „Wie ihr ja bereits ungesäuert seid.“ Wie jetzt? Bin ich jetzt ungesäuert und da ist nichts mehr? Oder muss ich da noch etwas rausschmeißen? Ja, beides. Das müssen wir wirklich verstehen: Es ist beides wahr im Leben eines Gläubigen.
Es gibt eine objektive und eine subjektive Seite der Heiligung – verzeiht mir die Fachbegriffe, aber sie beschreiben es am besten.
Die objektive Seite der Heiligung ist die Seite, die ich nicht tun kann. Jesus stirbt für mich, er rechnet mit meiner Schuld ein für alle Mal mit einem vollkommenen Opfer ab. Ich bin objektiv vor Gott in Christus geheiligt. Gott kann mich oder Paulus, die Kolosser oder wen auch immer als Heilige ansprechen. Das ist die eine Seite: In Christus.
Aber es gibt eine subjektive Seite. Wenn du weißt, dass das Passa für dich geschlachtet ist, wenn es in deinem Leben wirklich ein Opferlamm gibt, das bezahlt hat, dann ist die logische Konsequenz für dich, dass du den Sauerteig ausfegst, dass du mit der Sünde nichts mehr zu tun haben willst.
Es ist normal, dass du aus Ägypten hinausziehst und Gott folgst. Stell dir einen Ägypter oder einen Israeliten vor, der da herumläuft. Du fragst ihn: „Was machst du noch hier?“ Er antwortet: „Ich bin hier in Ägypten.“ Du sagst: „Aber ich denke, du musst hier raus.“ Er sagt: „Nö, nö, Gott hat mich zwar verschont, aber mir gefällt es eigentlich ganz gut hier in der Sklaverei. Es ist eigentlich ganz nett, ich will hier nicht raus.“
„Das Passa ist geschlachtet, aber sonst ist Ägypten doch nett.“ Viele Christen leben so. Das Passa ist geschlachtet, ich bin erlöst. Aber sonst ist Ägypten ganz nett. Warum soll ich mit meiner Sünde abrechnen? Warum soll ich mir darüber Gedanken machen?
Nun, du musst dir darüber Gedanken machen, weil es logisch ist, weil die Bibel es sagt und weil es schlicht und ergreifend nur Jesus als den Retter und Herrn gibt, der uns erlöst zur Heiligung.
Und eine der beiden Seiten allein wirst du nicht bekommen. Es ist eine innere Logik, eine Heilslogik: Für die Menschen, für die das Passa geschlachtet ist, für die Erlösten, folgt als nächster Schritt das Fest der ungesäuerten Brote, nämlich ein Leben in der Heiligung.
Paulus beschreibt diesen Zusammenhang.
Pascha ist am Freitag. An diesem Tag stirbt der Herr. Der Tag der Heiligung fällt hier auf den Samstag. Nun müssen wir uns überlegen, was eigentlich am Sonntag passiert. Was geschieht am Sonntag? Der Freitag ist klar, aber was passiert am Ostersonntag? Am Ostersonntag findet die Auferstehung statt. Das ist offensichtlich, auch wenn ihr jetzt vielleicht zu müde seid, um es zu sagen.
Das Interessante ist, dass das nächste Fest, das wir betrachten, tatsächlich am Sonntag stattfindet. Das erste Fest war Pascha, das ist der Freitag, oder anders gesagt, der vierzehnte Nisan. Dann folgt das Fest der Ungesäuerten Brote, das am Samstag beginnt. Und nun kommen wir zum Sonntag.
Schauen wir uns das Fest der Erstlinge an, das am Sonntag gefeiert wird. Was passiert am Fest der Erstlinge? Man nimmt Ähren, also die Ernte ist schon so weit fortgeschritten, dass man Ähren abschneiden kann. An diesem Sonntag, dem sechzehnten Nisan, nimmt man diese Ähren und schwingt sie. Ob das so oder so geschieht, ist nicht entscheidend, aber sie werden vor Gott geschwungen.
Man kann sich fragen: Was hat es für eine Bedeutung, dass diese Ähren geschwungen werden? Die Bedeutung, die sich daraus für uns ergibt, finden wir in 1. Korinther 15, wo es um die Auferstehung geht. Nun müssen wir überlegen, wie die Auferstehung zu diesem merkwürdigen Ährenschwingen passt.
Das Fest der Erstlinge ist ein Vorbild auf die Auferstehung Christi, wie es in 1. Korinther 15,23 beschrieben wird. In diesem Kapitel geht es um die Auferstehung, und zwar um die Reihenfolge der Auferstehung. Wie wird das sein? Es heißt dort: „Jeder aber in seiner Ordnung“, also jeder wird in seiner Reihenfolge auferstehen, das heißt nacheinander.
Dann geht es weiter: „Der Erstling ist Christus, dann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft.“ Worauf warten die Christen? Warten die Christen auf die Auferstehung der Toten? Was würdet ihr sagen? Warten die Christen auf die Auferstehung der Toten? Die Antwort, die ich hören wollte, ist eigentlich nein. Wir warten nicht auf die Auferstehung der Toten.
Aber auf welche Auferstehung warten wir? Welche Auferstehung erwarten wir als Christen? Nicht die Auferstehung der Toten, sondern welche? Die Entrückung ist das, was da passiert. Aber wie nennt die Bibel das? Sie beschreibt das ein wenig anders: Es ist nicht die Auferstehung der Toten, sondern eine andere Art von Auferstehung.
Das ist wichtig, denn in dem Moment, in dem die Christen auferstehen, bleibt eine ganze Menge zurück. Man muss sich vorstellen: Die Friedhöfe sind voll, und nur einige wenige werden weggenommen, der Rest bleibt dort. Das ist nicht die Auferstehung der Toten, denn diese findet erst am Ende der Zeit statt, vor dem großen weißen Thron, was manche das jüngste Gericht nennen.
Dort möchte ich wirklich nicht dabei sein. Aber wir erwarten etwas anderes. Ihr könnt das in Philipper 3,11 nachlesen: die Auferstehung aus den Toten. Das heißt, es bleibt eine Menge zurück. Diese werden dann nach dem Tausendjährigen Reich lebendig gemacht, wie es in Offenbarung 20,5 beschrieben ist.
Schlagen wir mal Römer 8,11 auf. Dort finden wir einen interessanten Gedanken. In 1. Korinther 15 hatten wir eine Reihenfolge: Auferstehung aus den Toten, zuerst Jesus und dann alle, die Christus gehören bei seiner Ankunft. Die Ankunft meint hier das erste Wiederkommen Christi. Dann werden die Gläubigen aus den Toten auferstehen.
Wir haben also eine Reihenfolge: Erst Christus – das ist die erste Auferstehung, so wie sie in der Bibel beschrieben wird – und dann bei seiner Ankunft die Gläubigen.
Nun betrachten wir Römer 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt“, das heißt, wenn ihr gläubig seid, „so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“
Was bedeutet das? Es gibt anscheinend einen inneren logischen Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu auf der einen Seite und unserer Auferstehung auf der anderen Seite. Dieser Zusammenhang besteht darin, dass der Heilige Geist in uns wohnt.
Weil der Heilige Geist in uns wohnt, können wir sicher sein, dass das, was Jesus widerfahren ist – nämlich die Auferstehung –, auch uns widerfahren wird. Warum? Weil wir den Heiligen Geist haben.
In diesem Sinn, wie ich es hier beschreibe, ist Jesus das, was in 1. Korinther 15,20 so genannt wird: der Erstling der Entschlafenen. Auch in 1. Korinther 15,22 wird er als die Garantie dafür bezeichnet, dass in Christus alle lebendig gemacht werden.
Das ist wichtig.
Und jetzt versuchen wir, zurückzukommen und diesen Gedanken zusammenzufassen: Es gibt eine Auferstehung aus den Toten. Das Erste ist Jesus. Jesus ersteht als Erster auf, danach, in der Reihenfolge, kommen die, die zu Jesus gehören.
Nun versuchen wir, diesen Gedanken zusammenzunehmen und uns noch einmal zu erinnern, was wir in 3. Mose 23 gehört haben. Ich lese euch noch einmal den Vers 14 vor.
3. Mose 23,14:
Da heißt es: „Und Brot und geröstete Körner und Jungkorn dürft ihr nicht essen bis zu eben diesem Tag, bis ihr die Opfergabe eures Gottes gebracht habt.“
Das heißt, da steht eine Ernte, da ist ein Bauer, der sagt: Mein Feld ist reif. Darf er davon essen? Nein! Was muss zuerst kommen vor der Ernte? Da muss man ein paar Büschel abschneiden, muss sie schwingen vor dem Herrn, und danach erst darf die neue Ernte genossen werden.
Es ist ein wichtiger Gedanke dabei. Und jetzt binden wir das alles zusammen: Die Ernte soll erst beginnen oder der Genuss der Ernte soll erst beginnen, wenn die erste Gabe geopfert war. Was ist die erste Gabe? Die erste Gabe ist Christus.
Wofür steht die erste Gabe bei den Israeliten? Wofür steht das Schwingen der ersten Gabe? Ganz praktisch: Wenn du zu dem Fest gekommen bist als Pilger und die Schwingen gesehen hast, was wusstest du? Wessen konntest du sicher sein? Ja, es ist so simpel, wirklich: Die Ernte war gut. Ja, es gibt eine Ernte, denn wenn sie nichts zum Schwingen gehabt hätten, wäre keine Ernte gekommen.
In dem Moment, wo sie da schwingen, weißt du, die freuen sich schon auf die Ernte. Das, was sie da in Händen halten, ist ein Beweis dafür, dass eine Ernte kommt. Sehr einfach, oder? Sie hatten etwas zum Darbringen, also kommt eine Ernte.
Christus ist auferstanden, es kommt eine Ernte. Er ist der Erstling der Entschlafenen. Und es kommt eine Ernte, und es wird gerade geerntet. Ja, ich hoffe, wir alle sind ein Teil der Ernte.
Er ist auferstanden, und wir werden auferstehen. Er ist auferstanden, und wir dürfen sicher sein, dass es eine geistliche Ernte gibt.
Das war das, was die Jünger damals verstanden haben: Der Herr ist auferstanden, ja wunderbar, und wir werden auch auferstehen. Warum? Warum werden wir auferstehen? Einfaches Beispiel: Was wurde da geschwungen? Eine Ehre, richtig?
Wie steht diese Ehre im Zusammenhang mit der Ernte? Was ist der Zusammenhang zwischen der Ehre, die geschwungen wurde, und der Ernte? Macht es ganz einfach: Es ist dieselbe Frucht. Ja, also ich habe hier irgendwie dasselbe wie das, was da noch kommt, nur halt ein bisschen weniger.
Was ist der innere Zusammenhang zwischen denen, die den Geist Gottes haben, und Christus? Das ist richtig: Wir werden auferstehen. Aber warum? Weil wir den Geist haben. Aber was zeigt der Geist? Was zeigt, dass wir den Geist haben?
Übrigens, wenn Gott in uns wohnt, das zeigt uns viel. Wir haben einen Teil von Jesus Christus. Wir sind wesensmäßig vor Gott Christus gleich. Wir sind in Christus und wir sind dem Wesen nach eins.
Wenn Gott uns sieht, sieht er in uns nicht mehr das, was früher unser Fleisch und all diesen Dreck war. Er sieht den Christus. Und weil Christus und wir wesensmäßig eins sind, deswegen ist der Erstling, der aufgefahren ist, und wir, die wir noch auffahren werden, identisch, weil wir vom Wesen her gleich sind.
Wir teilen deshalb die Zukunft Christi, weil wir in ihm und mit ihm eine Einheit bilden, die nicht mehr aufgelöst werden kann. Und das Zeichen dafür, dass das stimmt, ist der Heilige Geist.
Denn Gott gibt seinen Heiligen Geist denen, die wirklich gläubig sind, und macht damit – es ist dieses Siegel, diese Garantie oder anders ausgedrückt der Verlobungsring, das Wort „Anzahlung“, was bei Epheser 1,14 steht, das Unterpfand. Das kann man mit Verlobungsring übersetzen.
Woher weißt du, dass du dabei sein wirst bei der Hochzeit des Lammes? Woher? Ich habe einen Verlobungsring. Ich habe etwas. Woher weißt du, dass du ein ewiges Erbe hast? Ich habe eine Anzahlung, Gott hat mir schon etwas gegeben.
Und Gott irrt sich nicht an der Stelle und sagt: „Tut mir leid, gib mal wieder ein bisschen was her, du kannst nicht alles behalten.“ Nein, Gott macht keinen Fehler.
Durch diese wesensmäßige Einheit können wir sicher sein: So wie damals eine Ehre geschwungen wurde und ein Zeichen war für die Ernte, hat uns Jesus auferstanden, und wir können sicher sein, wir teilen daran, weil wir in ihm sind.
Weil wir sein Wesen teilen und der Heilige Geist in uns immer mehr davon zum Ausdruck bringt, auf dem Weg der Heiligung. Dadurch können wir sicher sein, dass wir auch auferstehen werden.
Und jetzt passiert etwas Merkwürdiges bei diesen Festen. Wie viele Wochen vergehen bis zum nächsten Fest? Wir hatten gerade erst am Monat am Vierzehnten ein Fest, am Fünfzehnten ein Fest, am Sechzehnten ein Fest – und was kommt jetzt? Wann findet das nächste richtige Fest statt? Sieben Wochen? Genau, sieben Wochen.
An dieses Fest der Wochen, auch Pfingstfest genannt, entspricht das Intervall von sieben mal sieben, also neunundvierzig, plus einem Tag, den man noch dazuzählen muss. So ergeben sich fünfzig Tage. Deshalb heißt Pfingsten bei uns auch so: Das Wort Pfingsten leitet sich vom griechischen „Pentecostes“ ab, was fünfzig bedeutet. Wer ein bisschen Englisch kann, kennt den Begriff „Pentecostals“ für Pfingstler, das geht in dieselbe Richtung.
Und was passiert nach fünfzig Tagen? Das ist dieses Fest. Ich finde das ausgesprochen interessant. Einmal ist das ein ziemlich langer Intervall, der auffällt. Wenn wir heute versuchen, das ein wenig zu adaptieren, woran denken wir zuerst? Woran denken wir sofort, wenn wir an Pfingsten denken? An den Heiligen Geist. Das ist für uns logisch, weil wir das Neue Testament kennen, und es passt irgendwie zusammen.
Die Frage ist: Wie passt das, was an Pfingsten im Neuen Testament beschrieben wird – nämlich dass der Heilige Geist an diesem besonderen Fest gekommen ist – zu dem Fest selbst? Schauen wir uns an, was das Fest beinhaltet.
Das Ritual des Festes war, dass sich die Männer wieder am Heiligtum versammelten und zwei Brote geopfert wurden. Aber jetzt ist etwas ganz Merkwürdiges. In 3. Mose 23,17 heißt es: „Aus euren Wohnungen sollt ihr Brot fürs Schwingopfer bringen.“ Das kennen wir schon. Diesmal wird das Brot geschwungen. Was vorher gegen die Ernte geschwungen wurde, ist jetzt das, was aus der Ernte herauskommt: das Brot. Es sollen zwei Brote aus zwei Zehnteln Weizengrieß sein.
Nun müssen wir wirklich aufhorchen – und ich hoffe, jeder stutzt auf, der diesen Text das erste Mal liest. Die Brote sollen gesäuert gebacken werden, als Erstlinge für den Herrn. Was soll das? Ich denke, der Sauerteig ist ein Bild für die Sünde. Warum sollen sie denn jetzt gesäuert gebacken werden? Wie kann man es wagen, wenn Sauerteig wirklich ein Bild für Sünde ist, vor dem Herrn mit einem Opfer zu kommen, das irgendwie sündig ist?
Die ganze Zeit sprechen wir doch von ungesäuerten Broten – das ist irgendwie klasse: Sauerteig raus, heiliges Leben. Und jetzt nehmen sie zwei Brote aus dem täglichen Leben, die gesäuert sind, schwingen sie vor dem Herrn und denken womöglich noch, dass das gut sei. Ja, es war gut, weil Gott es angeordnet hat. Aber wie gehen wir damit um?
Zum einen sehen wir, dass diese zwei Brote ein Stück weit ein Symbol dafür sind, dass es eben zwei Ernten gibt. Rückblickend, und dazu muss man das Neue Testament kennen, wissen wir, dass es einmal eine Ernte für Gott aus dem Volk Israel gibt – einen Überrest, den er errettet. Dann gibt es natürlich eine Ernte, die uns ein bisschen näher ist, aus den Heiden, die eigentlich von Natur aus keine Juden sind.
Wenn diese Brote, die geschwungen werden, wirklich ein Bild für die Gläubigen sind, für das Ergebnis der Ernte, dann zeigt uns der Sauerteig in diesen Broten etwas über uns selbst. Ich finde es sehr schön, dass es genau an dieser Stelle so ausgedrückt ist. Es zeigt uns nämlich, dass in uns noch etwas Sündhaftes, etwas Unheiliges, etwas, was Gott nicht gefällt, wohnt. Das hat auch einen Namen. Es zeigt, dass wir, obwohl wir den Heiligen Geist haben und erfüllt sein können mit dem Heiligen Geist, sogar trotz der Gaben des Geistes, die in unserem Leben zur Entfaltung kommen können, etwas besitzen.
Die Bibel nennt es „das Fleisch“ – etwas, das wir mit uns herumtragen und das permanent bereit ist, dem Heiligen Geist und auch Gott zu widerstehen und Dinge zu tun, die uns von Gott trennen. Das ist etwas Reales, das mit dem Gläubigen einhergeht. Wir können daraus lernen, dass der Heilige Geist am Pfingsten eben nicht kam, um unsere Natur endgültig zu veredeln.
Ich weiß nicht, ob ihr schon mal jemandem begegnet seid, der sagt: „Ich sündige nicht mehr.“ Es gibt solche Menschen. Bei uns war einer im Hauskreis, der mit so einer Miene sagte: „Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.“ Ah ja, dachte ich, wunderbar, was hat dich glücklich gemacht? „Jesus ist für meine Sünde gestorben“, sagte er. „Und seitdem sündige ich nicht mehr.“ Wow, das hat mich beeindruckt, das muss ich zugeben. Ich habe es ihm nicht abgenommen, aber es hat mich erst mal beeindruckt.
Hier lesen wir, dass Sünde etwas ist, das irgendwie im Gläubigen noch drinsteckt. Es ist Teil seiner Natur. Es ist etwas sehr Reales. Und obwohl wir den Heiligen Geist haben und er uns tatsächlich zu einem Leib getauft hat – das ist der erste Grund der Zwölf –, ja, wir sind zu einem Leib getauft im Heiligen Geist, steckt in jedem von uns das Potenzial, Sünde zu tun.
Gerade deshalb kann es eben nicht bei den zwei Broten bleiben, bei diesen Ernten, die du schwingen kannst, und dann muss dir nichts Weiteres passieren. Wenn du diese zwei Brote schwingst, reicht das nicht aus.
Und wisst ihr, warum das nicht ausreicht? Warum das nicht das einzige Symbol sein kann? Warum hier etwas dazukommen muss, was wir in den Versen 18 und 19 lesen? 3. Mose 23,18: „Und ihr sollt zu dem Brot hinzufügen: sieben einjährige Lämmer ohne Fehler darbringen und einen Jungstier und zwei Widder. Diese sollen ein Brandopfer für den Herrn sein, dazu ihr Speisopfer und ihre Trankopfer, ein Feueropfer als wohlgefälliger Geruch für den Herrn.“
Aber das reicht immer noch nicht. „Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Heilsopfer.“ Merkt ihr was? Das Opfer der Brote, das Opfer unseres Lebens vor Gott, wird dadurch rein, dass Gott dem Sauerteig in unserem Leben begegnet und ihm etwas entgegensetzt.
In diesem Bild ist es das Sündopfer. Die Israeliten müssen ein Sündopfer dazu bringen, weil die Brote allein kein Recht haben, alleine geopfert zu werden. Die Kraft des Heiligen Geistes hat aus unserem Leben den Sauerteig nicht weggenommen, aber das Blut des Lammes hat für den Sauerteig in unserem Leben Sühne getan.
Das ist der Unterschied. Das Werk des Heiligen Geistes entfernt nicht automatisch in meinem Leben alles Böse. Aber es befähigt mich dazu, das Böse zu entdecken und es auch in meinem eigenen Leben zu verurteilen, es irgendwo niedrig zu halten.
Wenn mein Gewissen irgendwo Ruhe findet, wenn ich wissen darf, warum ich in den Himmel komme, dann ist es, weil es dieses Sünd- und Sühnopfer Christi gibt, weil es Blut gibt, das meine Schuld bedeckt – obwohl ich heute noch das Fleisch mit mir herumtrage.
Bis zum nächsten Fest werden Monate vergehen. Wir sind jetzt im dritten Monat angekommen, am sechsten Tag. Das ist eben jener Zeitraum von sieben Wochen. Das nächste Fest wird jedoch erst im siebten Monat stattfinden. Zwischen diesen beiden Festen liegt also ein Vierteljahr, ein beträchtlicher Abstand.
In diesem Vierteljahr lesen wir etwas sehr Schönes. Darauf möchte ich euch aufmerksam machen, und zwar im 3. Mose 23,22: „Und wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, sollst du den Rand deines Feldes nicht vollständig abernten und keine Nachlese deiner Ernte halten. Für den Elenden und den Fremden sollst du sie lassen. Ich bin der Herr, dein Gott.“
Ist das nicht schön? Ich finde, das ist etwas, worin wir uns hoffentlich ein Stück weit wiederfinden können. Die Ernte wird eingebracht, Israel bekommt das, wonach es sich sehnt. Einmal im ganz leiblichen Sinne, nämlich Nahrung, aber auch im geistlichen Sinne, nämlich den Messias.
In der Zeit, in der die Ernte eingebracht wird, dürfen wir als Nation Nachlese halten. Ich finde das irgendwie schön. Wenn Israel versorgt ist, sollen auch die Ungläubigen Versorgung erfahren. Und genau das hat Gott in umfassendem Sinn getan.
Ein Vierteljahr Pause, dann ein Vierteljahr, in dem gar nichts passiert. Und dann, eines Morgens an einem Sabbat, es ist gerade Neumond, findet das Fest der Lärmblasen statt.
Was passiert dabei? Eigentlich nur, dass die Trompeten, die ohnehin geblasen werden, ein bisschen lauter und länger erklingen. Die Frage ist nun: Hat das noch etwas mit uns zu tun, dieses Lärmblasen? Ich denke schon.
Vorher möchte ich euch aber erklären, wie das Jahr eingeteilt war. Das kann Norbert uns sicher sagen, denn er hat mir geholfen, etwas zu verstehen. Norbert hat mir eine Tabelle geschickt, in der stand, wie lange der Mond braucht, um von einem Neumond zum nächsten zu gelangen. Die Juden haben ihre Monate nach dem Mond eingeteilt, und der erste Tag eines Monats war demzufolge immer Neumond, ganz einfach.
Der erste Tag eines Monats war also immer Neumond. Die Monate hatten entweder 29 oder 30 Tage, denn sobald wieder Neumond war, begann der nächste Monat. Von dieser Art Monate gab es zwölf Stück, was zusammen 354 Tage ergibt.
Das ist ein Problem, denn das Jahr orientiert sich zwar auch am Mond, aber es hat 365 Tage. Man kann das Jahr also in Mondmonate einteilen, muss aber die fehlenden elf Tage zwischen einem Mondjahr mit zwölf Mondmonaten und einem Sonnenjahr irgendwie ausgleichen.
Was man gemacht hat, war, nach Bedarf Zusatzmonate einzuschieben, damit das Jahr wieder passte. So wurden stückchenweise Monate eingefügt, bis die Zeit wieder stimmte. Das ist das Jahr der Lärmblasen.
Sagt mir, welches Ereignis des Neuen Testaments mit dem Lärmblasen in Verbindung gebracht wird? Die Offenbarung? Nein, die Entrückung.
Schlagen wir gemeinsam 1. Thessalonicher 4,16 auf. Dort finden wir einen ganz interessanten Text: „Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.“
Hier haben wir also wieder die Auferstehung. Es gibt einen Moment in der Geschichte der Menschheit, an dem beim Blasen einer Posaune, also wirklich einem Lärmblasen, das weithin hörbar sein muss, wir auferstehen werden. Der Herr kommt vom Himmel, wir werden uns im Himmel treffen, und er wird uns abholen.
Man kann nun sagen: Das ist ja schön und gut, aber was hat das mit dem Volk Israel zu tun? Das macht ja eigentlich für uns schon Sinn. Aber was bedeutet das für das Volk Israel? In welcher Form beginnt da etwas?
Das, was da beginnt und was dann am Versöhnungstag noch viel stärker wird und das wir gleich näher betrachten, ist eine Zeit, in der Gott mit seinem alttestamentlichen Volk neu beginnt.
Wenn wir Römer 9 bis 11 lesen, verstehen wir, dass im Moment das alttestamentliche Volk Israel nicht das Volk Gottes im heilsgeschichtlichen Sinn ist. Es ist ein Stück zur Seite gesetzt.
All die Verheißungen, die Israel hat, werden in Erfüllung gehen. Wir brauchen nicht zu denken, wie es viele Kirchen fälschlicherweise predigen, dass die Verheißungen Israels auf uns übergegangen wären und wir jetzt darauf warten dürften, dass sie durch uns erfüllt werden.
Das ist Quatsch. Wir dürfen aber darauf hoffen, dass die Verheißungen für Israel zu einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich erfüllt werden – nicht durch uns, sondern durch Israel selbst. Und das wird sein, wenn die Erdrückung geschieht, weil sich Gott dann wieder seinem Volk zuwendet.
In diesem Sinne ist das Fest des Lärmblasens am ersten Sabbat im siebten Monat wie ein göttlicher Wecker. Es wird ordentlich Krach gemacht, die Gemeinde ist plötzlich weg, und das Volk Israel wird im wahrsten Sinne des Wortes aufwachen.
Das merken wir auch daran, wie die nächsten Feste folgen. Am Anfang hatten wir im ersten Monat den Block der Feste, dann kam ein Intervall von fünfzig Tagen, danach eine lange Zeitspanne von drei Monaten, und dann das Lärmblasen – das ist einfach nur laut.
Wenn wir 3. Mose 23 lesen, sehen wir, dass neben der Lautstärke der Schwerpunkt auf der Rückbesinnung liegt. Es soll etwas Neues wiederkommen, was vielleicht früher schon einmal da war.
In 3. Mose 23,24 heißt es: „Und der Herr redete zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel: Im siebten Monat, am ersten des Monats, soll euch Ruhe sein, eine Erinnerung durch Lärmblasen.“
Merkt ihr das? Die Leute sollen an etwas erinnert werden, das früher einmal da war. Und genau das braucht das Volk Israel: eine Erinnerung an Gott, eine Erinnerung durch Lärmblasen, eine heilige Versammlung.
Im Zentrum des Lärmblasens steht also nicht einfach nur Musik machen, sondern die Aufforderung: Lasst euch erinnern an das, was ihr früher wart. Und das ist genau das, was das Volk Israel nötig hat.
Insofern ist das Posaunenblasen eine Mischung daraus, dass das Volk Gottes in Form der Gemeinde weggenommen wird und jemand aufwacht und sagt: „Ups, was ist hier los? Haben wir damit etwas zu tun?“
Und dann geht das Fest direkt weiter in das nächste Fest, den Versöhnungstag.
Der Versöhnungstag findet am zehnten Tag des Monats statt. Interessanterweise ist dieser Tag in diesem Fall ein Montag. Das ist bemerkenswert, denn normalerweise gibt es an einem Sabbat keine Feier. Hier jedoch sind wir an einem Montag, und der Versöhnungstag hat ein ganz besonderes Ritual, das wir bis zu diesem Zeitpunkt in keiner anderen Feier so deutlich gesehen haben.
Im Mittelpunkt des Versöhnungstages stehen Demut vor Gott, Trauer, Buße und Betroffenheit. Wir lesen dazu in 3. Mose 23,28-29 und 32:
28 „Und keinerlei Arbeit dürft ihr tun an eben diesem Tag, denn es ist der Versöhnungstag, um Sühnung für euch zu erwirken vor dem Herrn, euren Gott. Denn jede Person, die sich nicht demütigt an eben diesem Tag, die soll ausgerottet werden aus ihren Völkern.“
32 „Ein ganz feierlicher Sabbat soll er für euch sein, und ihr sollt euch selbst demütigen.“
Merkt ihr das? Nach dem Lärmblasen der Erinnerung folgt etwa eine Woche später ein Fest, in dessen Mittelpunkt Demut steht. Dabei unterwirft sich eine ganze Nation. Wenn wir dem Propheten Sacharja für einige Minuten folgen, wie er diese Zeit beschreibt, die noch zukünftig sein wird, dann finden wir genau diese Haltung wieder.
Lasst uns dazu gemeinsam Sacharja 12,10-11 lesen, ziemlich am Ende des Alten Testaments:
10 „Aber über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus. Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
11 „Da wird den Israeliten plötzlich etwas klar. Sie schauen zu ihrem Gott und stellen fest, ihr Gott hatte sie schon besucht und war schon da gewesen.“
Gottes Geist bewirkt, dass dieses Volk realisiert: Wir haben unseren Messias verworfen. Das ist ihr persönliches Erlebnis mit Golgatha. Sie werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.
Wenn der Geist Gottes mitten in der Drangsalzeit kommt und den Israeliten deutlich macht, wer wirklich der Messias war, dann werden sie entsetzt auf ihre Geschichte zurückblicken. Sie werden sagen: „Das kann doch nicht wahr sein! Warum mussten wir diese zweitausend Jahre so durchmachen – oder vielleicht noch länger? Wir wissen nicht, wann der Herr wiederkommt. Warum konnten wir ihn damals nicht erkennen? Warum haben wir ihn abgelehnt?“
Diese Menschen werden wehklagen und von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt werden. Das sind die Dinge, die der Heilige Geist bewirkt. Sie werden zurückdenken, sich an ihre Sünden erinnern und vielleicht daran, wie oft sie den Sabbat vernachlässigt haben oder das Gesetz übertreten haben. Sie werden vielleicht mit Jesus weinen über die Steinigung der Propheten und über die Kreuzigung des Sohnes Gottes.
Dann werden sie verstehen, was in Sacharja 13,1 auf wunderbare Weise ausgedrückt ist:
„An jenem Tag wird für das Haus David und die Bewohner von Jerusalem eine Quelle geöffnet sein gegen Sünde und gegen Befleckung.“
Golgatha wird für Israel zum Wendepunkt, und das Volk wird umkehren. Diese Umkehr wird etwas erleben, das im letzten Fest zum Ausdruck kommt: im Fest der Laubhütten.
Das Fest der Laubhütten heißt so, weil es tatsächlich so gefeiert wird: Acht Tage lang wohnt man in selbstgebastelten Zelten aus Zweigen und Laub.
Ich glaube, Tobi hätte daran seine Freude – kein bisschen Plastik, nichts Künstliches, nur reine, pure Natur. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es das Fest ist, auf das sich die Kinder am allermeisten freuen. Ich erinnere mich noch an letztes Jahr, als wir mit unseren Kindern Urlaub gemacht haben, allein schon mit Zelten – das war klasse. Dieses Fest, das Zeltfest, ist genau das, bei dem die Kinder am meisten Spaß haben werden.
Wisst ihr, was im Mittelpunkt dieses Festes steht? Abgesehen davon, dass wir unsere Gelübde erfüllen, wird immer wieder betont: Wir sollen uns an unserem Gott sieben Tage lang freuen.
In 3. Mose 23,40 heißt es: „Ihr sollt euch am ersten Tag prächtige Baumfrüchte nehmen, Palmwedel und Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachpappeln und sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen! Das befehle ich euch: Freut euch! Freut euch vor dem Herrn!“
Die Ernte war eingebracht, alles war erledigt, die Scheunen waren voll – und Gott will, dass sich sein Volk freut. Aber wisst ihr, was das Problem ist? Der Mensch will sich gar nicht vor Gott freuen. Ist das nicht merkwürdig? Man sagt ihm: „Freu dich endlich!“ Und der Mensch antwortet: „Nö, warum sollte ich?“
Wisst ihr, dass das Laubhüttenfest von Josua, beim Einzug ins Land Kanaan, bis zu Nehemia, nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, also über 800 Jahre lang nicht gefeiert wurde? Kein Laubhüttenfest! Und warum? Weil das menschliche Herz anscheinend zögert, sich vor dem Herrn zu freuen.
Ursprünglich hängt das Laubhüttenfest mit dem Auszug aus Ägypten zusammen und soll daran erinnern. Doch wenn wir in der Bibel nach dem Laubhüttenfest suchen, finden wir relativ wenig Bezug zu diesem Ursprung. Stattdessen weist das Fest auf etwas ganz anderes hin.
Das Laubhüttenfest hat eine sehr viel zukünftige Bedeutung. Gott verbindet mit der Einführung dieses Festes etwas, das noch kommen wird.
Lasst uns dazu noch einmal in Sacharja nachschauen, wo das Laubhüttenfest ebenfalls erwähnt wird. Hier wird deutlich, dass das Fest eine prophetische Bedeutung hat und in die Zukunft weist.
In Sacharja 14,16-17 heißt es: „Und es wird geschehen…“ – und wir befinden uns jetzt, prophetisch gesehen, am Anfang bis zur Mitte des tausendjährigen Reiches, des Friedensreiches, in dem Gott, in dem Jesus auf der Erde regiert.
Vers 16 sagt: „Alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, werden Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Herrscharen, anzubeten.“
Das ist beeindruckend! Alle Nationen werden Jahr für Jahr nach Jerusalem ziehen, um Jesus anzubeten – und noch mehr: um das Laubhüttenfest zu feiern.
Wir sehen also, dass das Laubhüttenfest hier für die Freude im tausendjährigen Reich steht. Es symbolisiert etwas sehr Zukünftiges und eine Freude, die nicht nur den Juden gilt, sondern auch den Heiden.
Das Besondere am tausendjährigen Reich wird sein, dass in Jerusalem der Herr Jesus selbst regieren wird. Juden und Heiden werden dorthin ziehen, um ihn anzubeten und gemeinsam ihre Freude in einem sehr einfachen, aber nachhaltigen Fest auszudrücken – dem Laubhüttenfest.
So wird das Laubhüttenfest als letztes Fest im Jahr zu einer Erinnerung an das große Feiern im tausendjährigen Reich.
Lassen wir zum Schluss noch einmal 3. Mose 23,44, den letzten Vers, betrachten. Dort heißt es: „Und Mose sagte den Söhnen Israel die Feste des Herrn.“
Das bedeutet Folgendes: Mose betont hier, dass es sich bei den Festen um die Feste des Herrn handelt. Vor kurzer Zeit habt ihr das Johannesevangelium gelesen. Wie werden die Feste dort genannt? Wisst ihr das noch? Im Johannesevangelium werden die Feste nicht mehr als „Feste des Herrn“ bezeichnet, sondern als „Feste der Juden“.
Das fällt vielleicht nicht sofort auf, aber es macht einen gewaltigen Unterschied. Zur Zeit, als Jesus auf die Erde kam, waren die Feste des Herrn schon lange zu Festen der Menschen geworden. Der Herr selbst stand dabei ein Stück weit außerhalb. Die Juden brauchten Jesus nicht, sie kamen bei ihren Festen sehr gut ohne ihren Gott aus. Sie hatten ihre Rituale, die zu der damaligen Zeit gut entwickelt waren. Jeder wusste, welcher Priester wann wo was zu sagen hatte, wann man das Wasser holte und ausschüttete und wann welches Opfer zurückgegeben wurde. Alles passte zusammen.
Dass ein Fest ein Fest des Herrn ist, also ein Fest, das den Herrn im Mittelpunkt hat – nicht nur irgendwann mal von ihm angeordnet, sondern ein Fest für den Herrn –, das war ziemlich in Vergessenheit geraten. Das wird besonders deutlich in Johannes 7, wenn die Menschen zum Laubhüttenfest hinaufziehen. Die Brüder des Herrn fragen Jesus, warum er nicht mitkommt. Er antwortet: „Jetzt nicht, es ist noch nicht Zeit.“
Wir fragen uns: Was soll das? Ich denke, jeder männliche Jude muss da hin. Warum zieht er nicht mit? Für Gott war das in dem Sinn kein Fest mehr. Es war nur noch ein Ritual, das man abspulte. Als Jesus dann doch hinaufzog, heißt es, er zog „wie im Verborgenen“. Gott kommt zum Fest der Juden, aber im Verborgenen.
Und was macht er auf dem Höhepunkt des Festes? Er lädt die Menschen ein, wenn sie durstig sind, zu ihm zu kommen und sich von ihm das zu holen, was sie in diesem durchritualisierten Gottesdienst schon lange nicht mehr bekommen: Leben.
Warum sage ich das? Weil es eine Gefahr ist, in der der Mensch steckt. Wenn wir uns mit den Festen des Herrn und den Gottesdiensten der Israeliten auseinandersetzen, stellen wir fest: Die Tendenz ist, immer mehr Rituale und Zeremonielles hinzuzufügen. Irgendwann steht der Herr außen vor und sagt: „Na schön, was ihr da macht, hat mit mir nicht mehr viel zu tun. Ich schaue es mir an, ich bin auch in Jerusalem, aber macht mal.“
„Aha, das ist ein schönes Opfer.“ Und was sagt das Opfer? „Ich soll euch ewiges Leben geben.“ Na interessant, wirklich interessant. Irgendwann hält das nicht mehr aus. Auf dem Höhepunkt des Festes, wenn jemand wirklich geistlich durstig ist, wenn jemand merkt, dass bei all der Ritualisierung und Zeremonie es nicht im Herzen ankommt, wenn Hunger und Durst nach Gott übrig bleiben, dann sagt Gott: „Kommt, ich habe etwas anzubieten, etwas, was euch die Liturgie nicht geben kann.“
In vielen Gemeinden in Deutschland ist der Gottesdienst mehr und mehr zu einem Geschwisterdienst geworden. Wisst ihr, was ich damit meine? Im Mittelpunkt steht nicht mehr Gott, sondern die Geschwister, die Konsumenten. Die Frage lautet: „Was wird mir der Gottesdienst heute bringen?“
„Die Predigt hat mir überhaupt nicht gefallen, und der Gesang, dieses uralte Lied, und lesen konnte man sowieso nichts, weil die Folie viel zu klein war.“ Merkt ihr, was im Mittelpunkt steht? Gott? Nein, es sind die Geschwister mit ihrer Erwartungshaltung. Was bringt mir der Gottesdienst?
Wer auf dieser Schiene ist, kommt schnell dahin, zu sagen: „Damit das alles besser ist und das Feeling stimmt, müssen wir die Lieder vorher bestimmen und brauchen ein Team, das das alles zusammensetzt.“
Die Möglichkeit, sich selbst im Gottesdienst einzubringen? Na ja, also nicht zu viel Aufwand. Sich womöglich auf den Gottesdienst vorbereiten, weil Gott einem in das eigene Leben etwas schenkt? Und dann mit dem, was Gott im Leben wirkt, zur Ehre Gottes im Gottesdienst auftauchen? So wie die uralten, verstaubten Psalmisten sagen, dass sie in der Versammlung Gott loben wollen? Das ist ja nicht mehr zeitgemäß. Das ist out.
Aber merkt ihr, was passiert, wenn man sich auf diese Liturgisierung einlässt? Gott steht irgendwann bei den Gottesdiensten außen vor und sagt: „Das ist schön, was ihr hier macht, wunderbar, aber es hat nichts mehr mit mir zu tun.“ So hat er sich Gottesdienste nicht vorgestellt. So waren die Feste des Herrn gar nicht gedacht.
Ich sage das nicht, weil ich denke, dass wir jetzt furchtbar auf dem falschen Weg sind, sondern damit ihr lernt, Dinge zu beurteilen. Ein Gottesdienst, ein Fest des Herrn ist zunächst für den Herrn da. Deswegen darf er im Mittelpunkt stehen und soll es auch. Wir dürfen mit all dem, was er uns schenkt, im Gottesdienst teilhaben.
Wenn ihr zum Abschluss einen Wunsch von mir hören wollt: Bringt euch ein! Nehmt das, was Gott euch in der Woche schenkt, in eurer stillen Zeit an Erlebnissen und Gebetserhörungen, und bringt es ein. Die Tendenz, das Ganze nur noch als eine Veranstaltung zu sehen, in der man konsumiert, steckt in uns allen. Das ist der Sauerteig, den wir haben. Den haben uns die Juden vorgemacht, und wir machen es ihnen locker nach.
Aber das Gegenteil, der Wandel im Geist, ist das, wo wir absolut das tun können, was Gott gefällt. Das wünsche ich mir: dass wir diese Lebendigkeit ein Stück weit bewahren. Und auch wenn die Gemeinde wächst und größer wird, wird sie nicht zurückfallen.
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