
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit. Unser Podcast will dazu anregen, das praktische Christsein zu leben und das theologische Denken zu vertiefen.
Wenn ich zu Gott umkehre, bekenne ich ihm meine Lebensschuld in einem Gebet. Dabei bringe ich auch Ordnung in mein Verhältnis zu anderen Menschen, wenn ich mich an ihnen versündigt habe. Manchmal ist eine Entschuldigung angebracht, manchmal muss ich auch einen Schaden ersetzen, den ich verursacht habe.
Gibt es Grenzen beim Aufräumen meines alten Lebens? Was ist mit schwerwiegenden Straftaten – muss ich diese auch bekennen? Mose und Paulus waren sogar Mörder, und es ist nicht bekannt, dass sie dafür freiwillig ins Gefängnis gegangen wären.
Diese sehr nachdenkliche Frage hat uns ein Hörer gestellt.
Thomas, kann man das biblisch belegen, dass meine innere Umkehr zu Jesus Christus als meinem Retter auch äußere Auswirkungen hat? Zum Beispiel, dass ich Schuld in meinem Leben auch bei Menschen in Ordnung bringe?
Ja, die Bibel zeigt sehr deutlich, dass meine innere Umkehr auch äußere Auswirkungen hat. Es gibt natürlich die klassischen Beispiele wie Paulus. Er war ja ein Gemeindeverfolger, muss man sagen, und wurde schließlich zum Gemeindebauer – also wirklich komplett umgedreht. In seinem Leben hat sich etwas Grundlegendes verändert.
Aber nicht nur Paulus. Der Herr Jesus zeigt das auch in seinem unvergleichlichen Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15. Dort geht ein Sohn hinaus in die Welt, weg vom Vater, und dann wacht er auf, verlässt die Welt und kehrt zum Vater zurück. Dieser Vater steht sehr klar für Gott. Der Sohn sagt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.“
In diesem Sündenbekenntnis, das wir hier hören, steckt schon mit drin: Ich habe vor Gott gesündigt, aber auch vor Menschen. Jede Sünde hat also eine vertikale Dimension im Blick auf Gott und eine horizontale Dimension im Blick auf andere Menschen. Beides muss ich klären. Ganz streng genommen müsste ich sogar sagen: Ich muss diese beiden Dimensionen unabhängig voneinander klären.
Wenn ich mich nur bei Menschen entschuldige, aber gar nicht im Blick habe, dass ich auch vor Gott schuldig geworden bin, dann haben mir die Menschen vielleicht vergeben. Aber bei Gott steht meine Schuld noch in der Akte. Andererseits kann ich Gottes Vergebung erlebt haben, aber wenn ich die Schuld gegenüber Menschen nicht bekenne, dann wird mein geistliches Leben ein Leben mit angezogener Handbremse sein. Es gibt dann noch dunkle Ecken in meinem Leben, von denen niemand erfahren soll.
Jesus sagt in Matthäus 5: Wenn du Gott ein Opfer bringen möchtest – vielleicht gerade ein Opfer, um Vergebung zu bekommen – und du weißt, der andere hat etwas gegen dich, dann geh hin, bring erst mal deine Sache mit ihm in Ordnung. Dann komm und bring deine Gabe auf den Altar.
Damit sagt Jesus: Kläre deine Schuld bei Menschen, und dann kläre die Schuld bei Gott.
Wo liegt die Grenze, die Schwelle? Man wird ja nicht jede Kleinigkeit ansprechen. Zum Beispiel, wenn du eine neue Software herunterlädst und sagst: „Ich habe die Lizenzbedingungen gelesen und stimme ihnen zu.“ Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das jemals wirklich gelesen hätte. Schlimm, schlimm, Jörg. Wenn man es ganz streng nimmt, ist das eigentlich eine Unwahrheit.
Wenn ich zu Gott umgekehrt bin, wohnt ja der Heilige Geist in mir. Ich erlebe es so, wie es in Johannes 16 beschrieben wird: Der Heilige Geist überführt mich von der Sünde. Im Kontext von Johannes 16 ist mit Sünde natürlich gemeint, dass ich Jesus nicht vertraue, sondern mir selbst alles zutraue. Aber ich glaube durchaus, dass man diese Aussage auch weiter fassen kann. Ich kann sagen: Ja, der Heilige Geist überführt mich generell von der Sünde in meinem Leben.
Ich kann mich noch gut erinnern, bevor ich den Herrn Jesus kannte, dass ich mich über den Begriff Sünde sehr aufgeregt habe. Ich habe gesagt: Wer hat das eigentlich festgelegt? Vielleicht irgendein dicker Mönch im Mittelalter hat gesagt, das sei Sünde, und wir plappern das heute einfach nach, weil er es so definiert hat. Aber als der Heilige Geist dann mein Herz berührt hat und mir die Sehnsucht gab, zu Gott umzukehren, da weiß ich noch, wie heute, habe ich nicht mehr über Sünde diskutiert.
Da war mir klar, was Sünde in meinem Leben ist. Mir fielen auch manche Situationen wieder ein, die ich schon lange vergessen hatte. Der Heilige Geist hat seinen Finger draufgelegt und mir deutlich gemacht: Das ist Sünde, die gehört ans Licht. Das heißt, Gott hat ganz klar Sünde gezeigt und auch gezeigt, dass man damit umgehen muss, zu ihm kommen oder Schuld bekennen muss.
Ich glaube, es ging ihm auch darum – und es geht Gott grundsätzlich darum – zur Sünde zu stehen. Das ist der Weg, um Sünde loszuwerden. Ich kann Sünde ja nicht wiedergutmachen bei Gott, sondern ich muss sie zugeben. Sie zugeben heißt: nicht sich der Sünde rühmen, sondern sie anerkennen.
Ich kann Sünde nicht wiedergutmachen, aber ich kann sie bekennen. Das Wort „bekennen“ heißt im Original eigentlich: Ich sage Gleiches. Ich sage also über mein Denken und Handeln das aus, was Gott darüber sagt.
Um es konkret zu machen: Ich versuche, meine unreinen Gedanken nicht zu beschönigen. Ich nenne sie Sünde. Oder ich will meine Habgier nicht länger verstecken. Ich sage zu Gott: „Na ja, ich habe leider nicht dir gedient, sondern ich habe meine Habgier wie einen Götzen verehrt und wie einem Götzen gedient. Das ist Sünde, und das trennt mich von dir.“
Wenn ich zur Sünde stehe, sie vor Gott ehrlich bekenne und ihm sage, dass es mir leid tut, dann habe ich Gottes Zusage: Er will mir vergeben. Und zwar nicht, weil ich sie bekannt habe, sondern weil Jesus dafür gestorben ist.
Durch mein Bekennen drücke ich aus, dass ich glaube, Jesus hat für meine Sünde bezahlt. Ich will dieses Vergebungsgeschenk, das Gott mir anbietet, in Anspruch nehmen.
Du hast vorhin gesagt, Sünde hat immer eine zweifache Dimension: einmal die Schuld Gott gegenüber und dann die Schuld dem Menschen gegenüber. Warum ist es jetzt Gott so wichtig, dass man auch den Menschen um Vergebung bittet? Man könnte ja theoretisch sagen: Ja, Gott ist der Wichtigere, er hat mir vergeben, und damit ist meine Schuld vor ihm ausgelöscht. Dabei belasse ich sie jetzt erst mal.
Ja, meine Schuld ist ja auch ausgelöscht, wenn Gott sie vergeben hat. Aber wie du schon sagtest, ist es Gott anscheinend sehr wichtig, dass auch meine menschlichen Verhältnisse wieder in Ordnung kommen. Vielleicht sollte ich sagen, das ist so typisch Gott. Im 1. Korinther 14 heißt es einmal: Gott ist kein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Gott möchte also, dass wieder Ordnung in mein Sündenchaos kommt und damit Friede in meine Beziehungen einkehrt.
Das kann ich jetzt nur vermuten, aber ich glaube, Gott legt so viel Wert darauf, dass ich meine Schuld auch vor Menschen bekenne, weil ich so stolz bin. Es kostet mich etwas, zu sagen: „Bitte vergib mir.“ Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich als Kind meinem Freund ein paar Legosteine gestohlen habe. Da musste ich mit meinem Vater zusammen zu diesem Freund gehen und ihm seine Legosteine wiederbringen. Das war hyperpeinlich. Daran kann ich mich heute noch erinnern. Und ich meine, ich habe dem nie wieder etwas gestohlen oder so.
Wenn wir unsere Schuld bei Menschen in Ordnung bringen, demütigen wir uns. Wir steigen von unserem stolzen Ross herunter. Das soll uns vielleicht auch helfen, in Zukunft von ähnlichen Sünden Abstand zu halten. Das gelingt natürlich nicht immer, aber es kann eine große Hilfe sein. Ich glaube, dass Gott uns erzieht. Er will, dass ich auch meine Schuld mit Menschen in Ordnung bringe.
Hast du mal ein paar Beispiele für Dinge, die man normalerweise in Ordnung bringt? Ja, ich habe ja gesagt, es ist letztendlich der Heilige Geist, der seinen Finger auf verschiedene Dinge legt. Ich glaube, wer das erlebt hat, kennt diesen Eindruck.
Also, da fällt mir etwas ein. Ich weiß, das sollte ich vor Menschen bekennen, aber ich schiebe es weg nach dem Motto: Mein Gewissen ist heute ein bisschen überempfindlich. Doch der Heilige Geist lässt mir keine Ruhe.
Biblisch fiel mir dazu Psalm 32 ein. Dort heißt es in der neueren Übersetzung: „Solange ich meine Schuld verschwieg, wurde ich von Krankheit zerfressen den ganzen Tag. Ich habe nur gestöhnt, Tag und Nacht lastete deine Hand auf mir, da verging mir aller Lebensmut, ich verlor jede Kraft wie unterstechender Sonnenglut.“
Und dann endlich bekannte ich dir meine Sünde, meine Schuld verschwieg ich nicht länger vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn alle meine Vergehen bekennen. Und du, ja du, befreitest mich von der Last meiner Sünde.
Wir merken also, dass bei David die Sünde sogar psychosomatische Auswirkungen hatte, weil er seine Schuld versteckt hat. Normalerweise ist das Schuld, wenn ich andere geschädigt habe – entweder materiell oder indem ich sie beleidigt oder belogen habe. Das muss ans Licht, das muss ich ansprechen und den anderen um Vergebung bitten.
Darf ich beim Thema Geld kurz ansetzen? Du hast ja auch materiell angesprochen, wie es damit aussieht. Inwieweit muss man Wiedergutmachung leisten, wenn man jemandem etwas gestohlen hat, jemanden übervorteilt hat oder andere Dinge, die mit Geld zu tun haben?
Das Prinzip von Sachen oder Geld findet sich vor allem im Dritten Buch Mose, einem Buch, das oft gar nicht gelesen wird. Hier lerne ich Gott als jemanden kennen, dem es wichtig ist, dass ich auch finanziellen Schaden, den ich angerichtet habe, wiedergutmache.
Zum Beispiel wird in 3. Mose 5 sehr deutlich geregelt, dass, wenn mir etwas anvertraut wurde und ich es verloren habe, oder wenn jemand etwas gestohlen hat, dieser den Schaden ersetzen und noch zwanzig Prozent draufzahlen muss. Das zeigt, dass Gott Eigentum wirklich achtet. Das ist eine sehr schöne Regel.
Damals kam man nicht ins Gefängnis, aber man musste den Schaden zurückzahlen – bis zu zwanzig Prozent mehr. Heutzutage bekommt man seine Sachen im Normalfall nicht zurück, aber der Täter geht ins Gefängnis. Das ist ein ganz anderes Rechtssystem.
Es ging also wirklich um Wiedergutmachung. Im Neuen Testament fällt einem Zachäus auf, der Oberzöllner war. Er galt als Obergauner, bekannt dafür, mit falschen Behauptungen viel Geld unrechtmäßig aus der Tasche der Leute gezogen zu haben. Dann begegnet Jesus ihm.
Zachäus ist sofort klar, dass er sein ergaunertes Geld zurückzahlen muss, auch wenn Gott ihm vergeben hat. Hier sehen wir, wie jemand seine ergaunerte Schuld begleicht. Jesus kommentiert das mit den Worten: „Diesem Haus ist Heil widerfahren“, weil auch Zachäus ein Sohn Abrahams ist.
Damit sagt Jesus, dass diese konkrete Ordnung in seinem Leben bewirkt hat, dass in seiner Familie und in seinem Umfeld Dinge wieder heil geworden sind. Wenn ich also Menschen geschädigt habe, ist es sehr wichtig, den Schaden auch materiell wieder in Ordnung zu bringen.
Ich weiß nicht, ob ich die Stelle richtig verstehe, aber ich habe sie immer so gelesen, dass er nicht zu einzelnen Personen geht. Es wird nicht berichtet, dass er gezielt einzelne aufsucht. Stattdessen hat er am Anfang erst einmal gesagt: „Ich habe viel Unrecht getan. Jeder, der geschädigt ist, soll auf mich zukommen.“ Das verbreitet sich natürlich schnell. So hätte ich den Text zunächst verstanden. Das schließt das eine nicht vom anderen aus.
Die Frage wäre für mich, wann man wirklich auf einzelne Personen zugehen sollte und wann es manchmal ausreicht, öffentlich zu sagen: „Wer geschädigt wurde, soll sich melden.“
Ich kenne zum Beispiel jemanden, die damals 20, 30 oder 40 Mercedes-Sterne abgerissen hat. Früher klebten die noch auf den Autos. Später, nachdem sie Christin wurde, hat sie eine Anzeige in der Zeitung geschaltet und gesagt, wer geschädigt wurde, solle sich melden, weil sie es selbst nicht mehr genau wusste.
Vielleicht ist das bei ihm auch so: Er weiß vielleicht nicht mehr, wem er alles etwas weggenommen hat. Das kann eine gute Möglichkeit sein, wenn er sich nicht mehr an alle erinnert. Wenn ich aber von bestimmten Leuten genau weiß, dass ich ihnen Unrecht getan habe, dann ist es sinnvoll, direkt auf diese Personen zuzugehen.
Wie bei dem Beispiel mit dem Mercedes-Stern leuchtet mir das ein: Ich weiß es nicht mehr genau, deshalb schalte ich eine Anzeige und sage, wer meint, ich habe ihn geschädigt, soll sich melden.
Früher gab es solche Anzeigen in Zeitungen. Heute macht man das vielleicht auf Social Media mit einem kleinen Video, das viral geht. Genau, genau.
Ja, wo liegen eigentlich die Grenzen, ab wann man etwas bekennen muss oder nicht? Das ist natürlich schwierig, hier im Podcast eine allgemeingültige Antwort zu geben.
Ich würde sagen: Wenn du dir unsicher bist, bespreche die konkrete Frage am besten mit einem Seelsorger. Der kann dir oft weiterhelfen.
Es gilt aber auch: Ich kann nicht jede Sünde bekennen. Du hast das Beispiel mit der Frau und dem Mercedes-Stern genannt. Viele Dinge sind mir gar nicht mehr bewusst. Dann kann ich sie logischerweise auch nicht bekennen. Außerdem muss ich nicht wie ein Archäologe nach irgendwelchen Sünden in meinem Leben suchen. Wenn Gott sie mir nicht bewusst macht, kann ich sie auch nicht in Ordnung bringen.
Grundsätzlich gilt: Der Kreis der Sünde ist auch der Kreis des Bekennens. Wenn ich zum Beispiel jemanden öffentlich bloßgestellt habe, muss ich mich auch in diesem öffentlichen Rahmen entschuldigen.
Handelt es sich um eine Unstimmigkeit zwischen mir und einer anderen Person, muss ich mich nicht öffentlich hinstellen, sondern kann das direkt mit der betreffenden Person klären.
Ich glaube, das kann sehr hilfreich sein. Wir haben es beim Psalm 32 von David gelesen: Wenn ich merke, dass ich mich mit Sünde herumplage, sollte ich wirklich zu einer Person gehen – zum Beispiel zu einem Seelsorger – und dort auch vor Gott bekennen. So kann dieser mir helfen, ob ich auch praktisch etwas tun kann.
Jetzt klingt das alles so neutral. Ich bekenne anderen meine Schuld, aber das kann manchmal sehr viel Schmerz verursachen.
Wenn ich zum Beispiel daran denke: Jemand hat die Ehe gebrochen. Und wenn diese Person dann zu ihrem Mann oder zu ihrer Frau hingeht, um es zu bekennen, stellt sich die Frage: Gibt es da einen richtigen Zeitpunkt? Sollten wir vielleicht zuerst mit einem Seelsorger darüber reden?
Manche sagen sogar: „Sag es besser nicht.“ Das habe ich auch schon von Christen gehört. Was denkst du in diesem Bereich, wenn man andere dadurch verletzt?
Ich glaube, am Ende des Tages sollte die Frau oder der betrogene Mann es wissen. Denn er oder sie ist ja der Geschädigte. Aber es ist gut, sich zunächst einem Seelsorger anzuvertrauen und dann Schritt für Schritt auf den Moment zuzugehen, in dem man es dem Ehepartner sagt.
Ich denke, es braucht von beiden Seiten eine Vorbereitung. Wichtig ist auch, das Ehepaar weiterhin zu begleiten. Denn hier muss Schmerz verarbeitet werden, und Wunden müssen logischerweise heilen.
Ich würde sagen: Ja, es wird Zeit brauchen, und es sollte Zeit brauchen. Außerdem sollte Begleitung da sein. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen – nicht einfach schnell etwas herauszuhauen. Bei so schwerwiegenden Dingen sollte man Hilfe in Anspruch nehmen. Jemand, der von außen draufschaut.
Im Normalfall gibt es manchmal auch Situationen, in denen der Ehepartner eine ähnliche Vorgeschichte hat. Dann ist es vielleicht – in Anführungsstrichen – einfacher zu sagen: „Du hattest diese Vorgeschichte, leider muss ich dir bekennen, dass ich nicht besser bin als du.“
Das hilft manchmal schon, zu wissen: „Okay.“ Aber ich finde es gut, einfach eine Begleitung zu haben.
Andererseits, wenn ich jetzt auf denjenigen schaue, der geschädigt wurde, blicke ich auch wieder auf mich selbst. Was ist, wenn es mir schadet, wenn ich das tue? Ich glaube, das Prinzip ist für mich: Wenn Gottes Geist mir keine Ruhe lässt, dann ist es wirklich wichtig, Sünde zu bekennen.
Manchmal muss ich jedoch weise sein, wie und wem ich Sünde bekenne. Wenn ich zum Beispiel Steuern hinterzogen habe, ist das keine Sünde gegen eine bestimmte Person, sondern gegen den Staat. Deshalb muss ich meiner Meinung nach diesen Betrug nicht unbedingt vor einem Steuerbeamten bekennen.
Das Finanzamt hat ein anonymes Konto, auf das man Geld überweisen kann. Dort gibt es bereits eine Kasse mit Geld von reuigen Steuersündern. Aber auch das gilt nicht generell. Manchmal gibt es Situationen, in denen es anders sein muss.
Darf ich dich kurz unterbrechen? Warum sollte ich das machen? Wenn sie später daraufkommen, wie will ich dann belegen, dass ich das getan habe? Dann zahle ich doch doppelt.
Ja, dann zahle ich doppelt. Du kannst es doch gleich machen, wenn du die Summe sowieso angibst.
Gut, das könnte ich machen. Aber wenn ich mir sicher bin, dass sie es nicht herausfinden, dann sage ich es ihnen nicht, weil ich die Summe sowieso zahlen werde.
Es gibt natürlich auch Grenzbereiche. Zum Beispiel hat Hoeneß im Gefängnis gesessen, weil er in großem Maße Steuern hinterzogen hat. Wenn das bei mir auch der Fall ist, dann glaube ich, ist es wichtig, dass ich mein Leben wirklich aufräume.
Oder ich denke an Schwierigkeiten, wie bei Zachäus. Er hat 50 Prozent seines Geldes gespendet. Das war seine Entscheidung. Von hunderttausend Schekel hatte er noch fünfzigtausend übrig. Der Staat hat das damals geduldet. Es war Unrecht, das wusste jeder, aber das System war so angelegt, dass jeder wusste, dass es missbraucht wird. Deshalb hat der Staat es nicht verfolgt.
Zachäus hatte dann nur noch fünfzig Schekel, und er sagte jedem Geschädigten: „Okay, ich zahle dir das Vierfache zurück.“ Das heißt, wenn er 100 Euro ungerechtfertigt genommen hatte, zahlte er 400 Euro zurück.
Wenn sich viele Leute gemeldet haben, war klar, dass der Jahresurlaub im Vier-Sterne-Hotel in den galiläischen Bergen ernsthaft gefährdet war.
Die Beziehung zu Jesus hat Zachäus wirklich viel Geld gekostet. Aber du merkst, es hat ihm viel mehr gebracht, als er bezahlt hat. Denn Jesus hat einen viel höheren Preis für ihn bezahlt. Für Zachäus war es wichtig, dass sein Leben in Ordnung ist. Das war ihm enorm wichtig.
Moses, so glaube ich, ist erst zurückgekehrt, nachdem der Pharao gestorben war. Er hatte zuvor einen Ägypter ermordet. Man könnte fast daraus schließen – ich behaupte das nicht, aber man könnte darüber nachdenken – ob er dem Gefängnis entgehen wollte. Er hätte ja auch früher gehen können. Stattdessen floh er in die Wüste. Es war eine Flucht vor der Bestrafung.
Doch Gott hat ihn erst beim Erlebnis mit dem Dornbusch berufen. Warum hat er das nicht früher getan und ihm nicht schon vorher ein solches Erlebnis gegeben? Das ist die Frage. Offensichtlich hat Gott es nicht früher gemacht.
Wir sind hier bei der Frage: Was bekenne ich an Sünden jeweils? Ich sehe in der Bibel keinen Grund, warum ich Sünden, die mich in Schwierigkeiten bringen, nicht bekennen sollte. Ich weiß aber auch, dass das bei manchen Menschen etwas Zeit braucht.
Ich habe einen Freund, der hat eine Yacht in Flammen aufgehen lassen – und zwar so gut, dass die Polizei zunächst nicht einmal auf Brandstiftung kam. Für diese Tat hat er vom Auftraggeber eine Menge Geld erhalten, das war nicht wenig. Die Versicherung musste natürlich noch viel mehr zahlen. Der Auftraggeber wollte das Boot einfach nicht mehr, und es hätte auch nicht viel gebracht, es zu verkaufen.
Dann ist mein Freund Christ geworden. Es hat längere Zeit gedauert, bis er schließlich zur Polizei ging und bekannte, was er getan hatte. Er wusste, dass sie ihn einsperren könnten. Das hat, glaube ich, fast zwei Jahre gedauert. Ich habe es mir mal genau gemerkt. Die Polizei hat ihn aber nicht eingesperrt. Stattdessen wurde er als Kronzeuge in einem anderen Prozess eingesetzt, auch gegen Leute, in die er involviert war.
Er sagt, er habe oft gebetet, wenn er sich ins Auto setzte und den Schlüssel umdrehte, um zu starten. Denn er wusste, wie man mit Leuten umgeht, die andere vor Gericht bringen. Da legt man schnell mal eine Granate unter das Auto, und ein Stromfunke genügt, damit das Auto explodiert. Diese Methoden kannte er. Deshalb hat er sich immer wieder unter den Schutz Gottes gestellt.
Er hätte sich viel Ärger sparen können, wenn er die Sünde nicht bekannt hätte. Aber das war für ihn keine Option. Er sagte: Lieber gehe ich ins Gefängnis, als dass ich diesen dunklen Bereich in meinem Leben nicht ins Licht Gottes bringe.
Das war schon schwierig. Du hast jetzt von Mose gesprochen, der ja jemanden ermordet hat, genau wie David. David kam nicht ins Gefängnis, sondern wurde von Gott bestraft. Er war König und der höchste Herrscher, das macht die Situation natürlich komplizierter. Aber Gott war es wichtig, dass die Sünde ans Licht kam.
David wurde bestraft: Sein Kind starb, sein Sohn rebellierte gegen ihn, und er musste fliehen. Das war die Folge. Gott hat also eine Strafe gewählt.
Gefängnisse sind sowieso eine eher neuere Erfindung. Früher gab es eher Gefängnisse, wenn man Schulden nicht bezahlen konnte. Das heutige System kam erst viel später. Mein Denken war da gerade von der heutigen Zeit geprägt.
Man hätte Mose auch anders bestrafen können. Aber Gott hat eine gewisse Strafe für ihn gewählt.
Bei Mose oder auch David kann man sagen, dass damals das System anders war und juristisch nicht so leicht greifbar. Auch Paulus hatte keine juristischen Konsequenzen zu tragen. Aber das weiß ich nicht genau.
Es ist nicht meine Verantwortung zu sagen: Ich bekenne Sünde nur, wenn ich sicher bin, dass es keine Konsequenzen hat. Meine Verantwortung ist es, zu bekennen. Wenn ich eine mildere Strafe bekomme oder gar keine, freue ich mich natürlich. Aber ich kann das nicht einfordern.
Es kann sein, dass ich bei hohen Betrügereien die geschädigte Person um Rückzahlung bitte und sie sagt, sie will das Geld gar nicht haben. Trotzdem habe ich es bekannt. Und ich glaube, das ist entscheidend: Ich sage zu Gott, dass ich diese Tat auch vor den Menschen in Ordnung bringen will.
Die Hörerfrage war: Was soll ich alles bekennen? Die Antwort lautet: Was der Heilige Geist dir aufs Herz legt und was dir bewusst ist, bringe ans Licht – auch wenn es Konsequenzen haben könnte.
Ich kann damit rechnen, dass Gott mir manche Konsequenzen erlässt. Wenn er sie nicht erlässt, habe ich sie verdient. Das muss ich dann auch ehrlich sagen.
Ja, es gibt immer noch einen Blick auf die Zukunft. Das ist nicht das Letzte, was man hier hat.
Fast hätte ich mit einem Sprichwort geendet: „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.“ Unsere Gesellschaft hat da wirklich Recht. Ich glaube, das ist mehr wert als alle Folgen, die bei irgendwelchen Dingen entstehen können.
Vielen Dank für die Hörerfrage. Wir hoffen, dass ihr einen Impuls aus diesem Thema mitnehmen konntet. Man könnte jetzt noch in viele Verästelungen gehen, aber ich denke, das reicht erst einmal.
Vielleicht gibt es auch bei euch persönliche Schuld, die ihr noch Menschen bekennen solltet. Dann schiebt es nicht auf. Vereinbart heute noch einen Termin mit der betroffenen Person und redet mit ihr. Das ist das Beste, was ihr tun könnt.
Bei bestimmten Dingen, das habt ihr gehört, fragt ihr vielleicht erst jemanden, wie man es machen sollte. Man kann auch Dinge kaputtmachen, wenn es den anderen aufwühlt. Aber es gibt ja auch Sachen, die einen nicht so stark aufwühlen. Da kann man meiner Meinung nach sofort einen Termin machen.
Damit sind wir schon am Ende des Podcasts. Wenn ihr Fragen habt, weitere Themen, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne. Unsere Adresse ist podcast@efa-stuttgart.de. Ihr merkt, wir nehmen eure Fragen ernst und beschäftigen uns mit ihnen.
Wir verabschieden uns für diese Woche und freuen uns, wenn ihr nächsten Mittwoch wieder dabei seid. Gottes Segen!