Neuorientierung und Dankbarkeit für Gemeinschaft mit Gott
Wir wollen uns neu sammeln, uns vor dir konzentrieren und auf dich fokussieren.
Ich danke dir für die Begegnung, die wir jetzt auf vielfältige Weise mit dir erleben durften. Ich finde es wirklich genial, so viele Menschen und so eine Vielfalt zu sehen – und dass du jeden von uns ganz persönlich liebst. Danke, dass uns das auszeichnet: dass wir die Menschen sind, die du liebst.
Ich bitte dich weiterhin, uns allen Wachheit zu schenken. Amen.
Bist du wach? In ihm weben und leben wir. Wahrscheinlich ist das das Wichtigste überhaupt, wenn du dir etwas mitnimmst.
Wenn wir verstanden haben, dass wir für die Gemeinschaft in der Gegenwart Gottes geschaffen sind und diese Gemeinschaft bewusst leben, dann habe ich eigentlich schon gewonnen.
Die Schöpfung als Beziehungsgemeinschaft
Wir haben in der ersten Einheit festgestellt, dass Gott in sich selbst ein Beziehungswesen ist und ein persönlicher Gott ist. Wir sind in seinem Ebenbild als Beziehungswesen, als persönliche Wesen, geschaffen.
Ein Bibelschüler hat mich einmal gefragt: „Hans-Peter, gibt es irgendwo einen Bibelvers, der genau das so sagt? Dass Gott Vater ist, tröstende Mutter, Bruder und Freund und so weiter?“ Ja, das steht schon in der Bibel. Aber dass wir wirklich zur Beziehung geschaffen sind – ist Christsein nicht eher ein Glaube oder etwas Ähnliches? Gibt es dafür einen Vers?
Dann habe ich gesagt: Ja, den gibt es auch. Schlag mal mit mir auf 1. Johannes 1, Verse 1 bis 3. Dort wird konkret beschrieben, dass wir für Beziehung mit Gott geschaffen sind.
Gemeinschaft mit Gott als Lebensquelle
- Johannesbrief, Kapitel 1, Verse 1-3
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und mit unseren Händen berührt haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist offenbar geworden –
wir haben gesehen, bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart worden ist.
Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Das Anliegen ist also: Wir bezeugen, was wir gesehen und gehört haben. Und was gilt es zu bezeugen? Dass auch ihr dieselbe Gemeinschaft habt wie wir, nämlich die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn Jesus Christus.
Ein weiterer klarer Vers steht im 1. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 9. Sie können ihn gerne nachschlagen. Ich mag es, wenn es schön formuliert ist, denn dann wird alles ganz klar:
1. Korinther 1,9: „Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“
Wozu ist der Mensch also berufen? Zur Gemeinschaft mit Jesus Christus, unserem Herrn.
Die Realität zerbrochener Beziehungen
Nun, wenn das so ist – der Mensch ist geschaffen im Ebenbild Gottes und wir sind berufen, in Gemeinschaft mit ihm und untereinander zu leben – stellt sich die Frage: Warum ist das dann nicht so? Warum gibt es so viel Leid, gerade in Beziehungen?
Ich bin mir sicher, einige von euch in diesem Raum hatten eine schwierige Kindheit. Vielleicht wurdet ihr missbraucht, wenig geliebt oder habt eigentlich keine echte Beziehung erlebt. Stattdessen gab es Beziehungen, die von Angst geprägt waren. Oft sind Beziehungen ein Wettkampf darum, wer der Bessere ist und wer deshalb mehr Liebe oder Anerkennung verdient.
Das bedeutet, man hat zwar Beziehungen, aber es sind nicht förderliche Beziehungen. Es gibt sogar Sklavenbeziehungen – man hat eine Beziehung, aber sie ist nicht gesund oder unterstützend. Warum verursachen gerade Beziehungen die tiefsten Schmerzen?
Übrigens: Die größten Schmerzen, die ein Mensch erfährt, sind nicht, wenn er arbeitslos wird, sein Haus abbrennt oder sein Auto in den Graben fährt. Die größten Schmerzen im Leben sind Beziehungsschmerzen. Das sind Schmerzen, wenn du von einem Menschen, den du liebst, belogen, verachtet oder verlassen wirst. Oder wenn du ein Kind hast und das Kind durch einen Autounfall stirbt. Manche Menschen kommen ihr ganzes Leben lang nicht über solche Schmerzen hinweg.
Die tiefsten Schmerzen sind Beziehungsschmerzen. Aber das ist verständlich, denn genau dafür sind wir geschaffen.
Sünde als Ursache für den Zerbruch der Beziehung
Jetzt stellt sich die Frage: Wenn wir für eine liebende Beziehung mit Gott geschaffen wurden – einem Gott, der in seinem Wesen Liebe ist –, warum gibt es dann so viel Leid in Beziehungen?
Die Antwort hängt mit einem Wort zusammen: Sünde. Die Sünde ist das, was die Beziehung zerstört hat. So beschreibt es das Wort Gottes. Sie ist der Grund für den Zerbruch von Beziehungen.
Missverständnisse über Sünde
Nun, was ist Sünde überhaupt? Das Wort Sünde ist inzwischen so sehr missverstanden, dass ich mich vor ein paar Jahren entschlossen habe, es nicht mehr zu benutzen – außer ich habe Zeit, es zu erklären.
Wenn ich euch jetzt fragen würde, was Sünde ist, würden wir wohl viele verschiedene Antworten bekommen. Oder man geht mal in die Fußgängerzone in Karlsruhe und macht eine Umfrage. Ich könnte das auch im Jugendkreis machen und die Menschen fragen, was Sünde ist. Man würde die unterschiedlichsten Definitionen hören.
Der Grund, warum viele Menschen nicht mehr wissen, was Sünde ist, liegt daran, dass kaum noch darüber gesprochen wird – auch in manchen Kirchen nicht mehr. Ich selbst benutze das Wort kaum noch, rede aber sehr viel darüber, weil ich versuche, es zu verstehen und zu erklären.
Ich nehme an, wenn wir Menschen in der Fußgängerzone befragen würden, würden viele sagen: „Sünde, das ist irgendetwas, das falsch ist.“ Ein Kind kam einmal vom Religionsunterricht nach Hause, und die Mutter fragte, worüber der Pfarrer gesprochen habe. Das Kind antwortete: „Über Sünde.“ Die Mutter fragte weiter, was der Pfarrer gesagt habe, und das Kind meinte: „Er ist dagegen.“
Ja, das wissen viele. Aber was ist Sünde?
Für heute, weil wir das auch im Wortschatz so haben, ist Sünde in der Regel etwas, das verboten, aber gleichzeitig extrem attraktiv ist. Es ist attraktiv, aber verboten.
Ein Beispiel: Wenn ich in Deutschland auf der Autobahn fahre, liebe ich es, so schnell zu fahren, wie ich will – zumindest teilweise. Ich fahre 200 km/h, das sollte überall so sein. Egal, ob ich es eilig habe oder nicht, wenn es geht, ist das ganz nett. Es ist attraktiv. Aber wenn ich in Österreich so weiterfahre, bekomme ich bald Probleme, weil es dort verboten ist. Das heißt, ich bin ein Verkehrssünder, wenn ich das tue, was attraktiv, aber leider verboten ist.
Oder manche wollen abnehmen – das ist bei uns ja so ein Thema. Wenn du abnehmen willst, ist Schokolade nicht das Beste, das weißt du. Aber dann gehst du an einem Kiosk vorbei, und die Schokolade leuchtet dich an. Sie ist extrem attraktiv, aber verboten im Sinne von „nicht erlaubt“ für dein Ziel. Und dann isst du sie trotzdem – dann hast du gesündigt.
Das heißt, für uns ist Sünde in der Regel, wenn wir etwas tun, was verboten, aber attraktiv ist.
Oder wenn ich vor einem Geschäft in der Stadt stehen bleibe, weil es angenehm und attraktiv ist, obwohl dort ein Halteverbot gilt. Dann bin ich ein Parksünder. Attraktiv, aber verboten – Parksünder, Verkehrssünder und so weiter.
Doch dieses generelle Verständnis, das viele Menschen im Kopf haben, bringt uns im Verständnis von Sünde auf eine völlig falsche Spur. Das hat mit der Sünde, wie sie die Bibel beschreibt, erst einmal extrem wenig zu tun.
Sünde als Trennung von Gott
Sünde in der Bibel beschreibt eine Sache, nämlich die Trennung des Menschen von Gott. Das nennt die Bibel Sünde.
Wir haben bereits festgestellt, dass Gott den Menschen in seinem Ebenbild geschaffen hat. Gott wollte ein Wesen, ein Gegenüber. Er hatte bereits genügend Haustiere – den Löwen, den Kater und so weiter. Das hatte er alles schon. Gott wollte ein Gegenüber.
In seinem Bild des dreieinigen Gottes wurde der Mensch geschaffen. Der Mensch wurde als Ebenbild geschaffen, aber nicht als Abbild. Das ist etwas anderes. Abbild bedeutet, ich bin das Gleiche wie mein Gegenüber. Das Ebenbild hingegen ist nicht das Gleiche wie das Gegenüber, sondern es reflektiert das Gegenüber.
Adam und Eva waren nicht zufrieden, nur das Ebenbild zu sein. Das ist der Anfang des ganzen Dilemmas, in dem wir heute stehen. Sie wollten selbst Gott sein. Sie wollten Gott sein.
Schlagen Sie mal 1. Mose 3 auf. Dort wird der Ursprung dieses Dilemmas gut beschrieben. In 1. Mose 3, Vers 4 sagt die Schlange zur Frau: „Keineswegs werdet ihr sterben, das wird nicht so sein. Gott hat da ein bisschen übertrieben. Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Ihr werdet selbst Gott sein. Ihr braucht niemanden, der euch sagt, was gut und schlecht ist, gut und böse. Ihr könnt selbst entscheiden, was gut und böse ist. Das ist ja der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Ihr seid selbst Gott, ihr entscheidet. Ihr müsst nicht in Abhängigkeit und in Verbindung mit diesem Gott leben, ihr seid es selbst.
Diese Abwendung – ich nenne es die Abnabelung von Gott – das nennt die Bibel Sünde. Ganz wichtig: Wenn wir über Sünde reden, muss das erklärt werden können. Es gibt extrem viele Missverständnisse.
Präge dir das ein: Dann wirst du auch vieles andere in der Bibel viel leichter verstehen.
Sünde ist Abnabelung, dieses Weggehen des Geschöpfs von seinem Schöpfer.
Die Tragik der Trennung von Gott
Manche fragen vielleicht: „Herr Hans-Peter, was ist so tragisch daran, wenn ich mich von etwas trenne?“
Ich habe letzte Woche mein Auto in den Graben gefahren. Ich musste mich von meinem Auto trennen, es war total beschädigt. Doch ich habe den Unfall gut überstanden und lebe ja trotzdem weiter.
Ein anderer sagt: „Ich habe mich sogar von meinem Lebenspartner, von meinem Ehepartner getrennt. Es war zwar schmerzhaft, aber ich lebe weiter.“
Was ist also so tragisch daran, dass sich der Mensch von Gott trennt? Was ist die Tragik dabei?
Die Tragik ist folgende: Wenn ich mein Auto in den Graben fahre und es verlasse, ist das ein materieller Schaden. Wenn ich meine Frau verlasse, mich scheiden lasse und von ihr gehe, ist das ein moralischer Schaden und vielleicht auch finanziell belastend. Aber ich kann es überleben.
Wenn du dich jedoch von dem trennst, der das Leben ist und dir Leben gibt, dann hast du ein Problem. Denn dann bist du nur noch tot. Das ist die Tragik, wenn sich ein Mensch von Gott abwendet. Er wendet sich von dem ab, der das Leben ist.
Darum hat Gott in Genesis 2,17 gesagt: „Ihr werdet sicher sterben, wenn ihr von dieser Frucht esst.“
Übrigens geht es dabei überhaupt nicht um die Frucht selbst. Gott hätte auch sagen können: „Ihr könnt auf tausend Berggipfel steigen, alle sind für euch da, aber nur auf den einen nicht.“ Denn dieser eine Berg wäre das Symbol dafür, dass du dich von mir trennen möchtest.
Oder er hätte sagen können: „Es gibt hunderte Seen, du kannst in alle baden gehen, aber in den einen nicht.“ Denn dieser See steht für die Trennung von mir.
Der Baum repräsentiert ganz einfach den Ort, an dem sich der Mensch bewusst von Gott abgewandt hat. Und das nennt die Bibel Sünde – die Sünde.
Die Quelle lebendigen Wassers verlassen
Im Jeremia 2,13 beschreibt der Prophet es folgendermaßen: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen, mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen.“
Es ist manchmal gut, seht ihr, was wir als Prediger tun, ist ja eine interessante Aufgabe. Wir sagen immer dasselbe, aber wir versuchen, dasselbe von tausend verschiedenen Richtungen zu sagen.
Und dir wird es ähnlich gehen: Ich höre manchem zu und denke mir, ja, was der sagt, das wird schon stimmen, aber ich kapiere das nicht. Dann sagt ein anderer es anders, aber genau dasselbe, und mir gehen Kronleuchter auf. Man sagt: „Ja, genau, genau so ist es.“ Beide haben genau dasselbe gesagt, nur der andere hat einen anderen Zugang zu derselben Wahrheit.
Und es gibt einige dieses Wochenende, die sagen dann: „Peter, ja, der ist ja ganz in Ordnung, aber kapiert heute nicht viel.“ Das wird es geben, tut mir leid.
Und einige von euch wird es geben, die sagen: „Jetzt habe ich zum ersten Mal kapiert.“ Nicht, weil ich etwas Neues bringe – es gibt nichts Neues unter dem Himmel, es ist alles alt – aber der Zugang zu der alten Wahrheit ist einer, den du verstehst. Und das ist die Kunst des Unterrichtens. Man kann nie alle erreichen.
Darum lese ich manchmal dasselbe aus der Bibel aus verschiedenen Facetten vor. Zum Beispiel Jeremia 2,13: Dort sagt der Prophet Gott durch ihn: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen, mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen.“
Das ist das Problem: Ihr habt mich verlassen. Und wenn du in der Wüste die Quelle des lebendigen Wassers verlässt, dann bist du früher oder später tot. Denn ohne Wasser kannst du nicht leben.
Und ein Mensch, der ohne Beziehung lebt – nehmen wir mal an, da wäre ein Mensch, der keine Beziehung zu Gott hat. Gott existiert nicht für ihn, und er hat keine liebenden Beziehungen unter Menschen. Dieser Mensch kann zwar existieren, aber er lebt nicht als Mensch.
Stell dir mal dein Leben vor: Gott ist dir völlig egal, und jetzt gehst du irgendwo nach Nordnorwegen und lebst in einer Hütte im Wald, bis du stirbst. Dann existierst du. Aber du lebst nicht als Mensch, denn leben tust du nur in Beziehungen. Es ist ein Unterschied zwischen existieren und leben.
Und Jesus hat gesagt: „Ich bin gekommen, nicht um euch eine Existenz zu geben, ich bin gekommen, um euch Leben zu geben.“ Und das ist die Beziehung zu Gott und dann auch untereinander.
Die biblische Erklärung des Zerbruchs durch Sünde
Wie ist diese Beziehung zerbrochen?
Jetzt gehen wir ins Neue Testament. Schlagt mal auf Römer 5,12 nach. Römer 5,12 ist vom Verständnis her fundamental. Das müsst ihr selbst verstehen und auch anderen Menschen erklären können, denn es gibt unter Christen viel Verwirrung darüber.
In Römer 5,12 heißt es: „Darum, wie durch einen Menschen – das ist Adam – die Sünde in die Welt gekommen ist, und durch die Sünde der Tod, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
Das bedeutet: Durch einen Menschen kam die Sünde in die Welt, und durch die Sünde kam der Tod. Was bedeutet Tod? Tod ist der Zerbruch der Beziehung. Dieser Zerbruch kam durch die Sünde in die Welt. Weil ich mich von Gott abgewandt habe, bin ich tot.
Manchmal wird gefragt: Wird Gott mich töten, wenn ich ein Sünder bin? Wird Gott Sünder töten? Die Antwort ist Nein. Gott tötet keinen einzigen Sünder, denn die Sünde hat dich bereits getötet.
Hier haben wir also gelesen, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod. Was bringt den Tod? Nicht Gott bringt den Tod, sondern die Sünde bringt den Tod. Wenn du dich vom Leben trennst, dann bist du nur noch tot.
Darum für die Denker unter uns: In den USA gibt es noch einige Bundesstaaten, in denen es die Todesstrafe für bestimmte Verbrechen gibt. Ist euch das bewusst? Aber auch in diesen Staaten gibt es keine Todesstrafe für Selbstmord. Ein Mensch, der sich selbst umbringt, wird nicht mit der Todesstrafe belegt.
Die Antwort darauf ist ganz einfach: Er ist schon tot. Warum tötet Gott keinen Sünder? Weil die Sünde uns bereits getötet hat. Es ist wichtig, dieses Verständnis von Sünde zu haben.
Die innere Logik der Sünde
Sünde folgt einer inneren Logik. Schlagen wir dazu Römer 6,23 auf:
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Der Lohn der Sünde ist also der Tod, nicht der Lohn Gottes. Nicht Gott gibt den Tod, sondern die Sünde bringt uns um.
Die innere Logik der Sünde besteht darin, dass, wenn wir uns von Gott trennen und Gott Liebe ist, uns nur noch der Hass bleibt.
Übrigens, wer hat den Hass erfunden? Die Antwort lautet: Niemand. Den Hass muss niemand erfinden. Du musst dich nur von dem abwenden, der die Liebe ist, und dann bleibt dir nichts anderes übrig als Hass.
Das ist eine Konsequenz, eine Logik. Wenn du dich von Gott trennst, und Gott ist Licht – die Bibel sagt auch: „Gott ist Licht“ –, was bleibt dann übrig? Nur noch Dunkelheit.
Es ist eine Logik. Und wenn wir uns von Gott trennen, und Gott ist das Leben, was bleibt uns dann noch? Dann bleibt uns nur noch der Tod.
Die Scheidung zwischen Gott und Mensch
Im Jesaja 59,2 zeigt sich eine weitere Facette: Hier sagt Gott durch den Propheten Jesaja Folgendes. Lesen wir auch Vers 1 dazu:
„Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören, sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“
Es sind also unsere Vergehen, die uns von Gott trennen. Nicht Gott trennt uns, sondern die Sünde.
Darum lohnt sich ein Blick auf Johannes 8,21. Das hat mich schon vor Jahren fasziniert. Jesus sagt hier:
„Er sprach nun wieder zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen, und ihr werdet in eurer Sünde sterben.“
Ist dir bewusst: Kein Mensch stirbt für oder wegen seiner Sünden. Wir sind bereits tot in unseren Sünden, weil die Sünde uns getötet hat.
Lies auch Vers 24:
„Daher sage ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet, denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“
Wir sind tot in unserer Sünde, weil Sünde Abnabelung bedeutet – Trennung von dem, der das Leben ist. Die logische Konsequenz davon ist der Tod.
Oder wie es oft von verschiedenen Theologen beschrieben wird: Sünde ist wie ein Stein, den du in die Luft wirfst. Der Stein fällt dir dann selbst auf den Kopf.
Aber du kannst nicht Gott beschuldigen, mit Steinen zu werfen und sagen: „Gott, du bringst uns deine Steine.“ Nein, es ist mein eigener Stein, es ist meine Trennung, es ist die Sünde, die ich verursacht habe und die auf mich selbst zurückkommt.
Doch was die Sünde noch tut: Sie fällt nicht nur auf deinen eigenen Kopf zurück. Manchmal fällt der Stein, den du in die Luft wirfst, auf den Kopf eines anderen. Und das sind die tragischen Konsequenzen der Sünden.
Ich bin Bergführer und habe schon mehrere Lawinen erlebt. Ich war schon sechsmal selbst in Lawinen, aber immer gut ausgegangen.
Manchmal fällt ein Serac, das ist ein Eisbrocken, oder auch ein Felsen, auf ein Schneefeld und löst eine ganze Lawine aus. Das ist eigentlich die Beschreibung von Sünde in der Bibel.
Die Sünde, die wir ausgelöst haben, fällt auf mich selbst, auf andere und sie löst die Lawine der Sünde aus, in der wir uns befinden.
Wenn man das versteht, dann versteht man auch, warum wir einen Retter brauchen. Jemanden, der die Sünde wegnimmt, jemanden, der die Lawine aufhält.
Und dazu kam eben Christus.
Die Notwendigkeit der Unterscheidung und die Botschaft der Negativität
Es ist wichtig, über Sünde zu sprechen, weil die meisten Menschen, auch viele Christen, nicht mehr wissen, was Sünde eigentlich ist. Dabei sollte man zwischen der Sünde im Singular und den Sünden im Plural unterscheiden. Die Sünde führt natürlich zu einem sündhaften Leben, und diese Sünden zerstören und beschädigen immer wieder Beziehungen.
Francis Schäfer, einer der Intellektuellen und Denker des letzten Jahrhunderts, hat gesagt: Es gibt eine Zeit, und unsere Zeit ist eine solche, in der die negative Botschaft notwendig ist, bevor irgendetwas Positives entstehen kann.
Oft fragen mich Leute, was ich tun würde, wenn ich einem modernen Menschen im Zug begegne und nur eine Stunde Zeit hätte, ihm das Evangelium zu vermitteln. Ich würde 45 bis 50 Minuten darauf verwenden, ihm das Negative aufzuzeigen, ihm sein Dilemma zu verdeutlichen und ihm zu zeigen, dass er noch viel toter ist, als er glaubt zu sein. Die restlichen 10 bis 15 Minuten würde ich nutzen, um ihm die gute Botschaft zu erzählen. Denn wenn er nicht versteht, was das Problem ist und was falsch läuft, wird er auch nicht in der Lage sein, die positive Botschaft zu hören und anzunehmen.
Ein anderer hat es einmal so ausgedrückt: Wenn du ein Maler bist, der Gemälde malt, und du möchtest in einem Bild Licht darstellen, dann musst du Schatten malen. Je dunkler die Schatten sind, desto brillanter erscheint das Licht.
Darum müssen wir in verständlicher, biblischer Weise lernen, über Sünde zu sprechen, denn Sünde hat den Menschen entstellt. Durch die Trennung von Gott ist der Mensch zu einem zwiespältigen Wesen geworden. Wenn man sich nur den Menschen ansieht – ohne alle Philosophien zu berücksichtigen –, ist das verwirrend.
Einerseits ist der Mensch sehr kreativ. Viele von euch sind extrem kreativ. Andererseits sind wir so entstellt und kaputt. Wir erfinden Heißluftballons, mit denen man die Welt von oben betrachten kann, und gleichzeitig erfinden wir Landminen, die Kindern die Füße abreißen. Wir schreiben den Erlkönig und wir schreiben Mein Kampf. Das ist der Mensch.
Wir bauen die Europabrücke, ein gewaltiges Bauwerk, und wir machen Städte dem Erdboden gleich. Letztes Jahr war ich in Afrika bei einer Missionskonferenz, wo ich gesprochen habe. Dort singen die Kinder wunderschön im Chor, strahlen mit den Augen und singen Lieder von Jesus. Doch viele dieser Kinder werden von denselben Eltern als Sexobjekte verkauft.
Der Mensch ist also einerseits gewaltig kreativ, andererseits total entstellt.
Einmal wurde G. K. Chesterton, ein englischer Staatsmann, gefragt, was in der Zivilisation falsch läuft. Das war eine Ausschreibung einer Zeitung. Er antwortete auf die Frage, was in unserer Zivilisation falsch läuft: „Ich, Ihr G. K. Chesterton, ich laufe falsch.“ Die Sünde hat uns entstellt.
Die persönliche Verantwortung und die Hoffnung durch Jesus
Was ich manchmal tue, besonders wenn ich in Religionsstunden Teenager unterrichte, ist Folgendes: Ich frage sie oft oder sage ihnen, dass niemand sie gefragt hat, ob sie geboren werden wollen. Sie antworten dann meist mit Nein, niemand hat gefragt. Niemand hat dich gefragt, wo du geboren werden willst, sagen sie ebenfalls. Du bist einfach da.
Ihr könnt nichts dafür, dass ihr da seid. Seid ihr zufrieden damit, wie ihr die Welt vorfindet? Es ist nicht eure Schuld, wie die Welt ist, und es ist auch nicht eure Schuld, dass ihr da seid. Seid ihr zufrieden? Fast alle antworten darauf mit Nein, eigentlich nicht.
Dann frage ich, warum nicht. Sie sagen, die Welt sei voller Hass, Neid, Gier, Stolz und Egoismus. Ich schreibe diese Worte immer an die Tafel. Dann sage ich ihnen, dass sie vollkommen Recht haben und ich ihre Meinung voll teile. Die Welt ist wirklich entstellt, sie ist nicht gut.
Aber ich habe eine Idee: Wir bauen jetzt eine Mauer. Meistens um die Schule herum, damit die böse Welt draußen bleibt. Dann können wir drinnen in der Schule eine schöne, kuschelige, liebevolle Welt haben, in der alles in Ordnung ist.
Es könnte aber sein, dass du sogar innerhalb der Schulmauer Dinge findest wie Hass, Neid, Gier oder Selbstsucht. Die Jugendlichen sagen dann meistens: Ja, das sind ja sowieso die Lehrer.
Dann sage ich, jetzt haben wir ein Problem. Nicht nur die Welt ist schlecht, sondern auch die Schule ist schlecht.
Mein nächster Vorschlag ist: Geh nach Hause zu deiner Familie und baue eine Mauer um dein Familienhaus. Dann seid ihr nur Vater, Mutter, Geschwister, Großmutter und so weiter.
Könnte es sein, dass du auch innerhalb dieser Familienmauer Dinge findest wie Egoismus oder Neid? Sie sagen dann meistens: Ja, zum Beispiel die Großmutter oder andere Familienmitglieder.
Dann sage ich: Jetzt haben wir ein echtes Problem. Ich habe noch einen Vorschlag: Du gehst irgendwo alleine in einen Wald oder auf einen Berg. Wenn du einen Baum findest, setzt du dich darauf und baust eine Mauer um den Baum. Dann ist die böse Welt draußen, die böse Schule und die böse Familie sind draußen. Dann bist nur noch du.
Könnte es sein, dass du, wenn du alleine am Baum sitzt, selbst in deinem Herzen Dinge findest wie Egoismus, Neid, Gier oder Stolz? Das brauchen sie manchmal ein bisschen länger zu überlegen, aber sie sagen eigentlich schon Ja.
Das Problem bin ich selbst. Die Sünde hat mich getrennt von dem, der das Leben, das Licht und die Liebe ist – von Gott.
Wenn man das versteht, versteht man auch, wozu man Jesus braucht. Nämlich um die Beziehung mit Gott, dem Vater, wiederherzustellen. Damit er wieder unser Gegenüber wird und wir zu seinem Gegenüber werden. In seiner Gegenwart können wir wachsen, gedeihen, lieben lernen und leben lernen.
Das ist der Schlüssel, worum es geht. Was wir verloren haben, ist der Charakter, das Wesen Gottes, weil wir uns von ihm getrennt haben.
Wozu kam Jesus zu uns? Um wieder in uns zu wohnen und um das Wesen Gottes wieder in den Menschen einzupflanzen.
Darum lesen wir in der Bibel so oft, dass Christus in uns wohnt. Ihn brauchen wir.
Darum dürfen und müssen wir zu Gott umkehren und dieses Leben empfangen. Darum geht es.
Wie das genau aussieht, darüber werden wir am Wochenende noch etwas mehr Zeit haben und uns weiter darüber unterhalten.
Abschlussgebet und Bitte um Wachheit
Bei mir kriechen immer ein paar Ameisen herum. Eine habe ich erwischt, die andere ist abgehauen.
Ich bete: Lieber Vater, hab Dank für dein Leben, deine Liebe und dein Licht. Danke, Herr, dass dein eigenes Wort bezeugt, dass du das Leben bist.
Von diesem Leben haben wir uns durch die Sünde getrennt, die zwischen uns steht. Danke, Jesus, dass du gekommen bist, um diese Sünde wegzunehmen, damit wieder Beziehung entstehen kann – eine Ebenbildlichkeit, ein Gegenüber.
Ich bete, dass wir wach sind und in jedem Moment erkennen, dass du genau jetzt da bist. Du hast mich geschaffen, um in Beziehung mit dir zu leben. Dafür danke ich dir.
Möge das Realität sein und in uns allen werden. Amen.