
Ja, ich mache es heute mal online. Vielleicht klappt es besser. Ich werde später noch einmal auf diesen Text zurückkommen.
Zunächst kann ich mich sehr gut an ein Spiel erinnern, das wir während eines missionarischen Sommereinsatzes mit anderen Teilnehmern zusammen gespielt haben. Damals hatten wir schon das Vorrecht – wahrscheinlich hat man heute im Rahmen der Assessmentspiele eher das Privileg, solche Spiele durchführen zu können.
Wir hatten auf jeden Fall zwei Gruppen, und es ging um Schnelligkeit. Die Frage war: Welche Gruppe schafft es zuerst, alle Teilnehmer zu einem bestimmten Punkt zu bringen? Dieser Punkt lag in einem ziemlich unwegsamen Gelände. Das an sich war noch nicht so dramatisch.
Das Interessante daran war, dass bis auf eine Ausnahme alle Gruppenteilnehmer eine Einschränkung hatten. Einem wurde zum Beispiel gesagt: „Du kannst nicht gehen.“ Es ist dann ein bisschen schwierig, zu diesem Punkt zu kommen. Einem anderen wurden die Augen verbunden, sodass er nicht sehen konnte. Und dann gab es jemanden, der nicht hören konnte. Was genau die Einschränkung bei anderen war – ob es Fühlen, Schmecken oder etwas Ähnliches war – weiß ich nicht genau.
Dann kam der Startschuss: Welche Gruppe ist schneller? Das Naheliegendste war natürlich, dass der Mitspieler, der kein Handicap hatte, denjenigen, der nicht laufen kann, zu diesem Punkt trägt. Danach kam er zurück, nahm jemand anderen und brachte auch ihn zu diesem Punkt. Dann kam er wieder zurück und brachte auch den Dritten zum Ziel. Das ist die natürliche Reaktion.
Aber das, was die Leute, die mit uns dieses Spiel gespielt haben, eigentlich vermitteln wollten, war etwas anderes. Sie fragten: Was denkt ihr? Was bedeutet es? Die Teilnehmer setzen sich jetzt alle hin und trinken Kaffee, die Gemeinsamkeit ist da, und sie sagen: „Lasst die Anna mal laufen.“ Dabei soll jeder erkennen, dass er allein überfordert ist, auch wenn er keine Einschränkung hat.
Es sollte herauskommen, dass sie sich gegenseitig helfen. Zum Beispiel kann der Taubstumme den Blinden an die Hand nehmen – das ist ja gar kein Problem. Der Armamputierte hat immer noch eine Hand frei, um gemeinsam mit demjenigen ohne Einschränkung denjenigen zu tragen, der nicht laufen kann. Wir sollten also lernen: Gemeinsam sind wir stark.
Die Last der Verantwortung kann nicht nur auf einem ruhen. Danke, das müssen wir ergänzen: Wenn alle das tun, was sie können, dann kommt die Gruppe schneller zum Ziel. So ist es auch – Entschuldigung – in der Gemeinde. Wir ergänzen uns gegenseitig. So hat Gott sich das gedacht. Deshalb hat er die Gemeinde erfunden.
Von daher kommt auch die Überschrift über meine Predigt heute Morgen, die heißt nämlich: Gemeinsam sind wir stark. So wie es bei diesem Spiel war, mussten wir gemeinsam das Ziel erreichen. Und auch in der Gemeinde ist es vielleicht sehr ähnlich. Es geht nicht nur um die Starken, sondern auch um die Schwachen.
Und ihr erinnert euch vielleicht noch an letzten Sonntag, als wir Römer 14 behandelt haben. Dort hat Paulus sehr ausführlich darüber gesprochen. Jetzt kommen wir zu Römer 15. Ihr habt es schon geahnt: In Römer 15 ist Paulus mit diesen Gedanken noch nicht ganz fertig, sondern es geht weiter.
Ich möchte den Text lesen, Römer 15, Verse 1 bis 13. Dort sagt Paulus:
„Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Jeder von uns möge dem Nächsten zum Guten dienen, zur Erbauung. Denn auch der Christus hat sich nicht selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.‘
Denn alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften Hoffnung haben.
Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.
Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit. Denn ich sage, dass Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist, um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen.
Damit aber die Nationen Gott verherrlichen mögen, um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: ‚Darum werde ich dich bekennen unter die Nationen und deinen Namen loben.‘
Und wieder sagt er: ‚Seid fröhlich, ihr Nationen, mit seinem Volk!‘ Und wieder: ‚Lobt den Herrn, alle Nationen! Alle Völker sollen ihn preisen.‘
Und wieder sagt Jesaja: ‚Es wird sein, die Wurzel Isais und der, der aufsteht, über die Nationen zu herrschen, und auf den werden die Nationen hoffen.‘
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seid in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“
So weit der Text in Römer 15, Verse 1 bis 13.
Um die ersten Verse dieses Abschnitts zu verstehen, müssen wir uns erneut an Römer 14 erinnern. Vielleicht habt ihr das noch im Gedächtnis: In Rom gab es die Gemüseesser und die Fleischesser. Die einen verurteilten die anderen, weil sie tatsächlich Fleisch aßen, das ja den Götzen geweiht war. Sie wussten oder glaubten zu wissen, dass man so ganz sicher nicht in den Himmel kommt. Auch wenn es ihnen schwerfiel, haben sie kein Fleisch mehr gegessen und waren konsequent.
Die Fleischesser hingegen verachteten die Gemüseesser. Nach ihrem Motto: Wer so eng denkt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Paulus machte beiden deutlich, dass ihre Einstellung falsch war. Gott wird richten und nicht sie.
Außerdem ermahnte der Apostel die Starken: Wenn deine Freiheit, etwas zu tun, den anderen vom Glauben an Jesus wegbringt, dann lass es sein. Bezogen auf uns bedeutet das: Bestimmte Filme, Alkohol, der Umgang mit bestimmten Leuten oder andere Lebensstilentscheidungen, die andere von Jesus wegbringen, sollte man nicht ausleben. Lebe das nicht in der Gegenwart des anderen, denn als Starker hast du eine Verantwortung für den Schwachen.
Das war es, was Paulus in Römer 14 deutlich gemacht hat. Deshalb habe ich die ersten drei Verse, um die es hier geht, mit dem Satz überschrieben: Gemeinsam sind wir stark, weil wir uns gegenseitig tragen können. Darum geht es hier.
Paulus sagt in Vers 1, wie wir hier sehen: Wir, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen. Interessant ist, dass Paulus „Wir“ sagt. Das bedeutet, er rechnet sich selbst zu den Starken, denn er war ja ein Fleischesser.
Ich bin überzeugt, dass es unter Christen niemanden gibt, der in allen Bereichen stark ist. Es gibt keinen Christen, der in allen Glaubensfragen völlig souverän ist und niemals Hilfe von anderen braucht. Wenn ich in einem Punkt stark bin, brauche ich an einem anderen Punkt Unterstützung.
Die Formulierung, die der Apostel Paulus hier verwendet, ist sehr interessant, wenn er sagt, die Starken sollen die Schwachen tragen. Wenn ich nach dem Gottesdienst sagen würde: „So, alle Schwachen treffen sich nachher am Klavier“, wer würde dort stehen? Wahrscheinlich die besonders Demütigen, die denken, die anderen haben es mit der Demut noch nicht so verstanden. Das kann natürlich auch sein.
Deshalb ist es schwer, allgemein zu sagen, was grundsätzlich stark und was grundsätzlich schwach ist. Das muss man in jeder einzelnen Frage entscheiden. Hier, in Römer 15 und auch in Römer 14, geht es um das Thema Götzenopferfleisch. Paulus sagt: Wer nicht isst, der ist schwach, und wer es isst, der ist stark.
Ich muss ehrlich sagen, ich hätte es anders herum erwartet. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte gedacht: Wer auf Fleisch verzichtet, zeigt damit seine Stärke, und wer trotzdem Fleisch isst, macht seine Schwäche deutlich. Deshalb ist es wichtig, dass ich das, was ich denke, immer wieder am Wort Gottes überprüfe.
Das Wort Gottes sagt nämlich genau das Gegenteil von dem, was ich normalerweise denken würde. Die Botschaft an die Starken ist hier klar: Gefalle nicht dir selbst, trage die Schwachen, stöhne nicht ständig über sie und schüttle nicht den Kopf. Nimm Rücksicht auf sie.
Paulus sagt hier einen interessanten Satz: „Gefalle nicht dir selbst.“ Er macht deutlich, dass es darum geht, sich nicht selbst zu gefallen. Denk nicht zuerst an dich selbst, sondern sei dir bewusst, dass du Verantwortung für den anderen hast.
Ich erinnere mich an ein Bild, das in Südamerika aufgenommen wurde. Darauf ist ein etwas größeres Mädchen zu sehen, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt. Sie trägt einen Rucksack auf ihrem Rücken, und darin sitzt ein Kind, vielleicht anderthalb Jahre alt. Das Mädchen hat den Rucksack mit einem Band am Kopf befestigt.
Wenn man das Bild sieht, wird einem schnell klar: Wow, das ist anstrengend! Dieses Band am Kopf zu tragen, während das ganze Kind hinten im Rucksack sitzt – und das Mädchen selbst ist noch gar nicht so groß.
Unter dem Bild steht ein interessanter Satz, der genau das trifft, was hier in Römer 15 gesagt wird: „Ich trage keine Last, ich trage meinen Bruder.“ Darum geht es hier. Paulus versucht das in 1. Korinther 15 und in Römer 15 deutlich zu machen.
Für die Gemeinde, für jede Gemeinde, auch für uns, ist es ein gutes Zeichen, wenn es uns wichtig ist, Schwache zu tragen. Wenn wir uns von Römer 15, Vers 2 motivieren lassen: „Jeder von uns gefalle dem Nächsten zur guten Erbauung.“ Es geht also nicht darum, den anderen im Glauben auszubremsen, sondern ihn zu motivieren, bei Jesus dranzubleiben. Ihn in seiner Beziehung zu Jesus zu stärken.
Diese Einstellung – den Schwachen mitzunehmen und ihm immer wieder Mut zu machen, damit er den Kopf nicht hängen lässt und die Flinte nicht ins Korn wirft – lernen wir von niemand anderem als von Herrn Jesus selbst. Das ist das, was ich hier gelb unterstrichen habe.
Hier lesen wir: Christus hat nicht sich selbst gefallen, er hat nicht für sich selbst gelebt. Paulus macht das durch ein Zitat deutlich, und zwar durch die Worte: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.“ Das bedeutet, wenn Leute Gott geschmäht haben, dann hat der Herr Jesus das ganz persönlich für sich selbst genommen. Er hat es sich zu Herzen genommen.
Gottes Auftrag an mich ist, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen. Wenn Schwache an die Seite gedrückt werden, dann soll ich sagen: Das trifft mich jetzt persönlich. Ich möchte hier mittragen. Gemeinsam sind wir stark, weil wir uns gegenseitig tragen können.
Gott hat mir meine Kraft gegeben, vielleicht etwas souveräner mit manchen Glaubensfragen umzugehen. Nicht, damit ich über andere den Kopf schüttle, sondern damit ich ihnen in anderen Bereichen helfen kann, wo sie vielleicht von ihrem schwachen Gewissen festgehalten werden.
Wenn du so ein schwaches Gewissen hast, solltest du wissen: Das kannst du nicht einfach ausziehen wie eine Jacke. Das ist ein Prozess, der relativ langsam geht. Vielleicht wirst du mit der Zeit auch souveräner im Umgang mit manchen Fragen. Dabei ist es hilfreich, jemanden an deiner Seite zu haben, der ein belastbares Gewissen hat.
Aber ich kann das schwache Gewissen nicht einfach ablegen. Das war auch das Thema vom letzten Sonntag: Was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde. Das haben wir uns intensiv angeschaut.
Es gibt hierzu ein ganz spannendes Thema, das man das Diktat der Schwachen nennt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich viel Weisheit brauche, um damit umzugehen.
Wenn nämlich jemand vielleicht ein schwaches Gewissen hat, oder vielleicht auch nicht, aber dann sagt: „Ich habe ein schwaches Gewissen, und weil ich das habe, musst du als Starker genau das tun, was ich sage.“
Ich denke zum Beispiel ganz aktuell an eine Situation in einer Gemeinde, sogar im Leitungskreis. Einer der Brüder im Leitungskreis sagt, es sei ihm ein Anstoß, dass die Gemeinde eine Internetseite hat. Er fordert, dass diese Internetseite abgeschaltet wird. Wie geht man damit um? Muss jetzt eine ganze Gemeinde das tun, nur weil jemand, der wahrscheinlich beruflich sowieso mit dem Internet zu tun hat, aber nicht privat, das als Übel betrachtet und dies von der Gemeinde fordert – und sogar in der Leitung der Gemeinde sitzt?
Ich denke auch an eine Hausversammlung, in der es üblich war, nach dem Gottesdienst zusammen zu essen. Plötzlich sagt eine Frau, sie habe es vom Herrn selbst gezeigt bekommen, dass das, was die anderen tun, Schlemmen sei. Deshalb sitzen die anderen am Tisch und essen, während sie, weil sie dem Herrn treu sein will, in einem Zimmer nebenan sitzt und so lange wartet, bis das Essen vorbei ist. Sollen jetzt alle anderen diese Praxis aufgeben, weil der Herr ihr eine neue Erkenntnis geschenkt hat?
Oder ich spreche mit einem Christen, der sagt: „Ich habe meinen Führerschein zurückgegeben, denn die Bibel sagt, du sollst nicht morden. Und jedes Mal, wenn ich in ein Auto steige, bin ich in der potenziellen Gefahr, jemanden zu überfahren, ihn also zu ermorden. Deshalb habe ich meinen Führerschein zurückgegeben.“ Die Frage ist: Warum hast du deinen eigentlich noch?
Das sind spannende Fragen. Was heißt es in solchen Situationen, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen? Da wird es ganz aktuell.
Ich muss sagen, ich finde das gar nicht so einfach. Ich persönlich versuche immer zu verstehen, warum der andere so denkt. Oft wird mir auch ziemlich schnell klar, dass eine Diskussion überhaupt nicht zielführend ist. Ich werde jemanden nicht davon überzeugen können, dass es vielleicht nicht so ist, wie er denkt.
Deshalb kann ich nur dafür beten, dass Gott selbst das Herz öffnet und dass der andere vielleicht ein Stück weit versteht, dass es seine persönliche Meinung ist, die er aber nicht einfach an andere übertragen kann.
Aber ich glaube, ich muss auch deutlich machen: In solchen Situationen werde ich mich dem Druck nicht einfach beugen.
Trotzdem ist es wichtig, in so einer Situation zu erspüren, ob es den anderen vom Glauben wegbringt. Dann muss ich wahrscheinlich mit ihm darüber reden: Was ist die Grundlage deines Glaubens? Worauf baust du deinen Glauben auf, dass das für dich so wichtig ist? Oder hat er einfach eine persönliche Geschichte, die damit zu tun hat?
Ich glaube, wichtig ist hier, im Gespräch miteinander zu bleiben.
Für eine Gemeinde als Ganzes finde ich es sehr wichtig, dass Starke und Schwache in einem guten Miteinander unterwegs sind. Das hält nämlich das Gemeindeschiff auf einem guten Kurs.
Denn die Fragen der Schwachen, bei denen die Starken vielleicht denken: „Oh Mann, müssen wir uns jetzt darüber unterhalten?“ helfen, nicht zu leichtfertig mit manchen Dingen umzugehen, sondern vielleicht zweimal nachzudenken.
Und wenn man dann trotzdem zur gleichen Entscheidung kommt, ist das ja in Ordnung. Aber nicht zu schnell einfach Entscheidungen zu treffen – da sind Schwache in einer Gemeinde sehr, sehr wichtig.
In unserem Text geht es in erster Linie, das haben wir verstanden, um Lebensstilfragen. Aber schwach zu sein kann auch bedeuten, mit anderen Begrenzungen leben zu müssen. Zum Beispiel mit Ängsten, die du nicht einfach abschütteln kannst, oder mit körperlichen Einschränkungen und einer sehr begrenzten Kraft.
Hier gilt vor allem dieses Wort: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Gott will sich durch die Schwachheit in erster Linie groß machen. Wenn ich schwach bin, dann weiß ich, dass ich abhängiger vom Herrn Jesus bin. Dann brauche ich viel mehr Gebet. Und ich weiß auch, dass ich das, was ich jetzt tun konnte, nicht getan habe, weil ich so stark bin. Sondern ich konnte es tun, weil Gott mir die Kraft dazu geschenkt hat.
Wenn ihr in die Missionsgeschichte oder in die Kirchengeschichte hineinschaut, werdet ihr sehen, dass Gott viele Menschen gebraucht hat, die ganz starke Einschränkungen hatten. Menschen, von denen wir sagen würden, sie waren schwach. Für Gott ist das kein Hindernis.
Wenn du meinst, du hast eine Grenze oder eine Einschränkung und Gott kann deshalb nicht durch dich wirken, dann ist das Quatsch. Natürlich kann Gott durch dich wirken. Diese Grenze wird ihn nicht aufhalten. Und wenn er dir manchmal für das Reich Gottes eine andere Gabe gibt, als eigentlich dein Charakter oder deine Gaben sind, dann ist das gut so.
Mir sagte letztens jemand: „Ich kann mir fast nichts merken. Da muss ich alles Mögliche aufschreiben.“ Aber wenn es darum geht, Bibelverse auswendig zu lernen, dann ist das alles drin. Das braucht er auch für das, was er tut. Also sprengt Gott manchmal meine engen Grenzen.
In unserer Gesellschaft geht es um höher, schneller, weiter. Das ist das, womit wir uns beschäftigen. Aber Gott gibt den Schwachen einen ganz festen Platz in seiner Gemeinde. Deshalb trage die Einschränkungen der Schwachen.
Es steht hier: Der Christus hat nicht sich selbst gefallen. Lass sie nicht alleine, tröste sie in ihren schweren Stunden. Oft kannst du nicht wirklich helfen, du kannst einfach nur da sein. Und selbst das ist sehr wichtig.
Jesus sagt: Wenn ihr Kranke und Fremdlinge besucht habt, dann habt ihr mich besucht. Hier steht nicht: Wenn du nach Berlin ins Bundeskanzleramt fährst, dann triffst du dort eine Frau, der habe ich die Macht gegeben. Ja, das kann man natürlich auch sagen. Oder: Wenn du beim Daimler, beim Zetsche zum Kaffeetrinken eingeladen bist, dann hast du mit jemandem gesprochen, dem ich einfach diese Stelle gegeben habe.
In diesen Ebenen spielt der Herr Jesus gar nicht. Er sagt: Wenn du Kranke und Fremdlinge besuchst, dann hast du mich besucht. Schwache haben einen ganz entscheidenden Platz in der Gemeinde Jesu. Es ist dem Herrn Jesus sehr wichtig, Schwache zu tragen, und deshalb sollte es mir auch wichtig sein.
Gemeinsam sind wir stark, weil wir uns gegenseitig tragen können. Das ist unser Auftrag.
Aber es geht hier nicht nur um einen sozialen Auftrag. Dass ich sage: Gut, ich habe verstanden, es ist ein sozialer Auftrag. In der Gemeinde Jesu geht es um viel mehr.
Paulus beginnt hier ab Vers 4 darüber zu reden. Ich habe diese nächsten Verse hier überschrieben mit dem Satz: Gemeinsam sind wir stark, weil Jesus unsere Mitte ist.
Gemeinsam sind wir stark, weil Jesus unsere Mitte ist. Es geht also nicht nur darum, dass wir hier eine gleiche Ausrichtung haben. Die Frage ist: Worauf bin ich denn ausgerichtet? Was ist mein Zielpunkt?
Paulus macht es hier sehr deutlich. Er sagt, ihr sollt ausgerichtet sein – hier siehst du es – Christus Jesus gemäß. Das heißt: Macht den Herrn Jesus zum Maßstab in eurem Leben dafür, wie ihr mit dem anderen umgeht.
Wir stehen hier in der Gefahr, dass wir uns in Nebenschauplätzen richtig ereifern, dass wir zweitrangige Fragen zum Mittelpunkt machen. Ganz extrem war es zum Beispiel in den galatischen Gemeinden. Da sagt Paulus den Galatern: Also passt auf, Leute, dass ihr euch nicht beisst und fresst. Das war also so richtig herzliche Liebe des Herrn – Gemeindekannibalismus.
Sie konnten sich also über zweitrangige Fragen streiten, und es war noch nicht mal zweitrangig. Da ging es sogar ums Gesetz, das war sogar eine erstrangige Frage. Da konnten sich die Köpfe einschlagen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Warum? Paulus versucht es ihnen deutlich zu machen. Er sagt ihnen im Grunde genommen: Jesus ist nicht euer Mittelpunkt. Es gibt so viele andere Dinge, denen ihr nachjagt und die so wichtig für euch werden, aber Jesus ist es nicht.
Es ist leider möglich, dass ich mich über Fragen der Nachfolge so in die Haare bekomme, dass ich lange schon vergessen habe, wem ich eigentlich nachfolge. Der Herr Jesus ist nicht der Mittelpunkt, sondern das Thema, um das es sich in meinem Leben dreht, wird dann plötzlich zum Mittelpunkt.
Ich finde es ja interessant, dass es den Jüngern auch so geht. Die laufen hinter dem Herrn Jesus her, und dann sagt er: Über was habt ihr geredet? Und sie haben darüber geredet, wer der Größte unter uns ist.
Und sie haben vergessen, dass vor ihnen – zwei Meter vor ihnen – einer läuft, der auf diese Erde gekommen ist, um alles hinzugeben, um Liebe zu leben. Die haben sie überhaupt nicht im Blick. Sie haben nur sich selbst im Blick und diskutieren über diese Frage: Wer ist der Größte?
Deswegen macht ihr das immer wieder bewusst: Wem du eigentlich nachfolgst, wer da vor dir herläuft. Und das versucht Paulus den Römern hier deutlich zu machen: Ihr sollt Christus Jesus gemäß gesinnt sein.
Und deswegen macht Jesus immer wieder zum Thema – auch in den Gesprächen untereinander. Es ist viel leichter, sich darüber zu unterhalten. Interessanterweise kann ich als Christ noch dieses oder jenes Buch lesen, als darüber zu sprechen: Sag mal, was ist dir eigentlich an Jesus wichtig?
Es sind dann oft so diese anderen Themen, die füllen den ganzen Nachmittag. Und dann beten wir zum Schluss noch mal, um den Nachmittag fromm abgeschlossen zu haben.
Was ist dir an Jesus wichtig? Das ist so entscheidend, dass er der Mittelpunkt ist. Und wenn er der Mittelpunkt ist, dann erübrigen sich manche Fragen, über die man dann gar nicht mehr diskutieren muss.
Dann verstehe ich: Ich will Zeit in die Beziehung zu ihm investieren. Ich will vielleicht sogar bewusst vor dem Einschlafen an ihn denken, damit mein Kopf mit ihm beschäftigt ist.
Wenn du das machst, probier es mal aus, dann wird es so sein, dass wahrscheinlich sehr oft am Morgen er auch der erste Gedanke ist. Dann hast du deinem Gehirn etwas zu denken gegeben, und das ist dann nachts beschäftigt.
Dass Jesus die Mitte unseres Lebens ist, das muss unsere Sehnsucht sein. Aber letztlich ist das ein Werk Gottes. Ein Werk Gottes, der hier bezeichnet wird als – so seht ihr es – der Gott des Ausharrens und der Gott der Ermunterung.
Das ist ein offenes Geheimnis, wenn ich diesen Herrn anschaue, dass es das ist, was mich motiviert. Mich motiviert der Blick auf den Herrn Jesus. Es gibt mir nichts, was mir mehr Kraft für den Alltag gibt.
Der Psalmschreiber wusste das schon, wenn er sagt: Die auf ihn schauen, die werden erquickt. Jesaja sagt: Die auf den Herrn harren, die kriegen neue Kraft.
Also, dass ich mich damit beschäftige, dass ich mich mit ihm beschäftige. Wenn du die Lasten anderer tragen willst, dann musst du auf Jesus schauen. Weil du nur so Kraft bekommst, ohne müde zu werden und ohne aufzugeben.
Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung – das ist ja ein Parallelgedanke zu Vers 4, das habt ihr wahrscheinlich schon gesehen. Da geht es genau um das Gleiche: Es geht auch um Ausharren und es geht eben auch um Ermunterung.
Exakt. Da werden nur die Schriften genannt. Die Schrift gibt mir die Kraft, dran zu bleiben, immer wieder motiviert zu sein.
Ich muss also nicht auf Visionen warten. Ich kann die Bibel lesen, schlicht und ergreifend. Und hier entdecke ich, wie Gott im Leben von Menschen handelt, vor allem im Alten Testament.
Das habe ich in dieser ausgeprägten Form nicht im Neuen Testament. Ich habe im Neuen Testament nicht kapitellang Beschreibungen und Lebensbilder wie im Alten Testament.
Deswegen solltest du dir Vers 4 in deiner Bibel markieren. Da steht: Alles, was früher geschrieben ist – und das ist das Alte Testament – ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.
Übrigens eine Parallelstelle hierzu, wenn du es mitschreiben willst: 1. Korinther 10,11. Auch dort steht, was der Sinn des Alten Testaments ist.
Wir sollen also aus dem Handeln Gottes im Leben von Menschen im Alten Testament etwas lernen für uns. Und es soll einen Sinn machen und ein Ziel verfolgen, nämlich dass wir ausharren, also geduldig sind, dranbleiben, und dass die Schrift uns ermuntert, die Hoffnung festzuhalten.
Das ist der Sinn. Eine der Kardinalstellen, die man sich unbedingt merken sollte.
Und wenn ich die Geschichten im Alten Testament lese, dann motivieren sie mich, weil ich begreife: Der Gott, der in dem Leben dieser Menschen handelt – im Alten Testament, im Leben von Abraham, im Leben von Gehasi, im Leben von irgendwelchen anderen Leuten –, nicht nur positiv, sondern manchmal auch negativ, ist genau der gleiche Gott, mit dem ich heute Morgen im Gebet sprechen konnte.
Es ist genau der gleiche Gott, der in meinem Leben wirken kann. Das ist die Klammer zwischen dem Alten und dem Neuen Testament.
Und ich weiß: Wenn Gott in meinem Leben manches nicht tut, dann liegt es nicht an seiner Kraft. Dann hat es irgendwelche andere Gründe.
Aber wenn ich sehe, was er schon getan hat, wenn er ein ganzes Volk durchs Rote Meer führen kann, dann wird er es wohl auch schaffen, dass ich vielleicht eine bessere Note in meiner Arbeit schreibe, sofern ich gelernt habe.
Also ist es genau der gleiche Gott. Es soll mich motivieren, vom Alten Testament hier.
Und das ist Gottes Ziel, dass wir als Gemeinde den Herrn Jesus in den Mittelpunkt stellen, dass wir ihn groß machen.
Hier liest ihr das Ziel für uns hier in der Zuckerfabrik: Damit wir mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlichen.
Das heißt, wer zu uns kommt, der muss merken: Es stimmt. Denen geht es um Jesus. Das steht nicht nur auf der Fahne – Jesus ist unser Thema –, sondern es ist wirklich so in ihrem Gemeindealltag.
Und wenn Jesus unser Thema ist, dann ist es ganz logisch, was Paulus dann in Vers 7 sagt: Deshalb nehmt einander auf, wie auch Christus euch aufgenommen hat.
Das heißt nicht, ich kann den anderen nicht mehr ermahnen. Ja, ich muss sie nur noch aufnehmen, ich rede nur noch von der Liebe Gottes, und wehe, du sagst mir ein Wort der Ermahnung oder so in der Richtung.
Es heißt: Von der Sehnsucht bestimmt zu sein, gemeinsam diesen Gott groß zu machen.
Und das kann ich ganz praktisch tun, indem ich den anderen annehme, so wie er ist, so wie Jesus mich angenommen hat.
Und doch, da wo einfach Luft nach oben ist in seinem Leben, darf ich ihm sagen: Hey, hier kannst du dich verändern!
In meinem Kurs vorhin habe ich gesagt: Kritik nimmt keiner so gerne an, aber eigentlich ist Kritik kostenlose Lebensberatung.
Andere Leute gehen zum Psychiater, zahlen dafür ziemlich viel Geld, um einen Life Coach zu bekommen, und in der Gemeinde kriegst du es umsonst, dass jemand die Bibel aufschlägt und sagt: Hey, Gott sagt in diesem Wort, denk einfach mal darüber nach, ist es okay, wie du lebst?
Nehmt einander auf, das bedeutet nichts, dass jeder in der Gemeinde dir gleich sympathisch ist.
Ich weiß nicht, ob alle Leute in der Gemeinde dir gleich sympathisch sind. Das ist das Spannende in der Gemeinde, dass ich mit Leuten zusammensitze, mit denen ich im wirklichen Leben nie zusammensitzen würde.
Ich muss auch mit dem anderen nicht unbedingt in Urlaub fahren, aber ich muss den anderen als meinen Bruder und meine Schwester annehmen.
Und die kann ich mir nicht aussuchen, und die anderen hätten mich ganz sicher auch nicht auf ihre Wunschliste gesetzt, aber wir dürfen gemeinsam vorwärts gehen.
Nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat – davon redet er hier.
Das kann man und muss man natürlich zunächst mal persönlich verstehen. Du kannst hier den Max Mustermann, den du immer hast, wenn du so einen Schein kaufst mit deinem Ausweis da drinstehen, einsetzen.
Ja, also Max Mustermann soll den anderen aufnehmen, die Frau Mustermann oder was weiß ich, wie Christus uns aufgenommen hat. Das kann man so sagen, persönlich.
Aber man kann das natürlich auch heilsgeschichtlich verstehen, und ich glaube, dass Paulus diesem Gedanken hier stärker nachgeht.
Deswegen habe ich zum Schluss die letzten Verse überschrieben mit dem Satz: Gemeinsam sind wir stark, weil die Freude über Gott unser Leben bestimmt.
Wir haben hier zwei grundsätzliche Linien, die Paulus zeichnet, zwei grundsätzliche Linien, die wir eigentlich in der ganzen Bibel haben.
Gott hat sich ein irdisches Volk erwählt, nämlich das Volk Israel, und er hat sich seine Gemeinde erwählt.
Und wir lesen das ja hier in Vers 8, ihr seht es: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden, also der Juden, um was zu tun? Die Verheißung der Väter zu bestätigen.
Das heißt, er ist in sein Eigentum hineingekommen, aber sie haben ihn nicht angenommen, klärt Johannes uns in seinem Evangelium auf.
Einer der ganz zentralen Texte der Erwählung lesen wir, wenn du es mitschreiben willst, in 5. Mose 7, Vers 6. Ich fasse diesen Vers zusammen: 5. Mose 7,6 Da steht: Israel, ich habe dich zum Volk meines Eigentums erwählt, nicht weil du mehr wärest als die anderen Völker, sondern wegen meiner Liebe.
Und dann ein ganz interessanter Satz: Wegen des Eides, den ich deinen Vätern geschworen habe.
Das ist der parallele Gedanke zu Römer 15.
Ja, hier sagt Paulus: Es geht darum, die Verheißungen der Väter zu bestätigen. Israel ist immer noch Gottes Volk, Gott handelt immer noch mit diesem Volk. Er handelt aber auch mit der Gemeinde.
Auch eine Stelle, die man sich mitschreiben kann, die ziemlich zentral ist, aus Epheser 3, Verse 5 bis 6, dass wir die Nationen, sagt Paulus dort, Miterben am gleichen Leib sind.
Und Paulus sagt: Ich bin der Erste, der das erkannt hat. Kein Prophet des Alten Testaments hat das von Gott offenbart bekommen. Ich bin der Erste.
Epheser 3,5-6 also, dass nicht nur Israel hier eine Rolle spielt, sondern auch die Gemeinde.
Und dann belegt Paulus diesen Gedanken mit vier Zitaten aus dem Alten Testament.
Und diese Zitate aus dem Alten Testament schäumen vor Freude nur so über. Also wenn du das hier so siehst: Ich will deinem Namen Lob singen, seid fröhlich, ihr Nationen!
In Stuttgart – ja, das sind wir!
Dann lobt den Herrn, alle Nationen!
Also er versucht jetzt aus dem Alten Testament zu zeigen, dass Gott von vornherein die Nationen im Blick hatte, dass es nicht so ist, dass Gott nur Israel im Blick hatte.
Und er verbindet es hier eben mit Worten wie loben, fröhlich sein, preisen.
Hier sagt er sogar: Auf ihn werden die Nationen hoffen.
So versucht er aus dem Alten Testament das zu untermauern, was er hier sagt.
Das heißt, mit Jesus hast du eine Hoffnung, die es sonst nirgendwo auf dieser Welt gibt.
Und diese Freude über diesen Gott darf auch unser Leben persönlich und unser Leben als Gemeinde bestimmen, auch wenn es schwere Situationen gibt.
Und die wird es geben. Dann weißt du dennoch, dass du von ihm diesen Geist bekommen hast, dass Paulus sagt: Halte fest an der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Und er sagt: Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden.
Das kannst du selber nicht machen, aber das ist sein Gebet, dass er sagt: Dieser Gott soll dein Leben erfüllen, auch wenn es schwere Situationen gibt.
Du musst in deiner Depression nicht untergehen. Du kannst dich gegenseitig daran erinnern: Der Gott der Hoffnung kann dich mit Freude und mit Frieden erfüllen.
Auch wenn die äußere Situation sehr bescheiden ist, die Freude an diesem barmherzigen Gott – so hat er sie am Anfang beschrieben – kann niemand mir nehmen.
Und deswegen möchte ich dir zum Schluss sagen: Lass dir diese Freude nicht rauben.
Erinnere dich daran: Gemeinsam sind wir stark, weil die Freude über diesen Gott mein Leben bestimmt.
Und diese Freude wird gespeist von einer Kraft, die nur Christen kennen – durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Amen.
Ich möchte noch beten:
Herr Jesus, wir wollen dir danke sagen, dass du durch Texte wie diesen Paulus benutzt, um uns einmal zu ermahnen, nicht bei zweitrangigen Fragen stehen zu bleiben.
Uns aber auch zu helfen, nicht nur in einer Vermeidungshaltung zu stehen, sondern zu begreifen: Es geht um dich.
Es geht darum, dass du die Mitte bist.
Es geht darum, dass du uns die Kraft gibst zu tragen.
Und es geht darum, dass du uns die Kraft gibst, immer wieder neu aus der Kraft deines Geistes zu leben.
Ich möchte dich bitten, dass du uns hilfst, das im Alltag umzusetzen.
Amen.
Gemeinsam sind wir stark, weil die Freude über Gott unser Leben bestimmt. Paulus zeichnet hier zwei grundsätzliche Linien, die sich durch die ganze Bibel ziehen. Gott hat sich ein irdisches Volk erwählt, nämlich das Volk Israel, und er hat sich seine Gemeinde erwählt.
In Vers 8 lesen wir: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden, also der Juden, um was zu tun? Um die Verheißung der Väter zu bestätigen. Das bedeutet, er ist in sein Eigentum hineingekommen, doch sie haben ihn nicht angenommen, wie Johannes in seinem Evangelium erklärt.
Einer der zentralen Texte zur Erwählung steht in 5. Mose 7,6. Dort heißt es: „Israel, ich habe dich zum Volk meines Eigentums erwählt, nicht weil du mehr wärest als die anderen Völker, sondern wegen meiner Liebe. Und wegen des Eides, den ich deinen Vätern geschworen habe.“ Dieser Gedanke steht in engem Zusammenhang mit Römer 15. Paulus sagt hier, es geht darum, die Verheißungen der Väter zu bestätigen. Israel ist also immer noch Gottes Volk, und Gott handelt weiterhin mit diesem Volk. Gleichzeitig handelt er aber auch mit der Gemeinde.
Eine weitere wichtige Stelle findet sich in Epheser 3,5-6. Paulus sagt dort, dass die Nationen Miterben am gleichen Leib sind. Er betont: „Ich bin der Erste, der das erkannt hat. Kein Prophet des Alten Testaments hat das von Gott offenbart bekommen.“ Damit zeigt Paulus, dass nicht nur Israel eine Rolle spielt, sondern auch die Gemeinde.
Paulus untermauert diesen Gedanken mit vier Zitaten aus dem Alten Testament. Diese Zitate sind voller Freude. Zum Beispiel heißt es: „Ich will deinem Namen Lob singen“ oder „Seid fröhlich, ihr Nationen!“ – das sind wir! „Dann lobt den Herrn, alle Nationen!“ Paulus zeigt hier, dass Gott von Anfang an die Nationen im Blick hatte. Es ist nicht so, dass Gott nur Israel sieht. Er verbindet diese Aussagen mit Worten wie loben, fröhlich sein und preisen. Er sagt sogar: „Auf ihn werden die Nationen hoffen.“ So versucht Paulus, aus dem Alten Testament zu belegen, was er hier sagt.
Das bedeutet: Mit Jesus hast du eine Hoffnung, die es sonst nirgendwo auf dieser Welt gibt. Diese Freude über Gott darf unser persönliches Leben und unser Leben als Gemeinde bestimmen – auch wenn es schwere Situationen gibt. Und die wird es geben.
Trotzdem wissen wir, dass wir von ihm den Geist bekommen haben. Paulus fordert uns auf: „Halte fest an der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“ Er sagt: „Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden.“ Das kannst du selbst nicht schaffen, aber das ist sein Gebet. Er wünscht, dass dieser Gott dein Leben erfüllt – auch wenn es schwere Zeiten gibt.
Du musst in deiner Depression nicht untergehen. Ihr könnt euch gegenseitig daran erinnern: Der Gott der Hoffnung kann dich mit Freude und Frieden erfüllen, auch wenn die äußere Situation sehr schwierig ist. Die Freude an diesem barmherzigen Gott, so hat Paulus sie am Anfang beschrieben, kann niemand dir nehmen.
Deshalb möchte ich zum Schluss sagen: Lass dir diese Freude nicht rauben. Erinnere dich daran, dass wir gemeinsam stark sind, weil die Freude über diesen Gott unser Leben bestimmt. Diese Freude wird gespeist von einer Kraft, die nur Christen kennen – durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Amen.
Ich möchte noch beten: Herr Jesus, wir wollen dir danken, dass du durch Texte wie diese Paulus benutzt, um uns zu ermahnen, nicht bei zweitrangigen Fragen stehen zu bleiben. Du hilfst uns, nicht in einer Vermeidungshaltung zu verharren, sondern zu begreifen, dass es um dich geht. Du bist die Mitte. Du gibst uns die Kraft zu tragen und immer wieder neu aus der Kraft deines Geistes zu leben.
Ich bitte dich, hilf uns, das im Alltag umzusetzen. Amen.