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Wen dürstet, der komme

18.04.1999Johannes 7,38
 Johannes 7,37-39

Am letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus auf und rief laut: »Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen.«

Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.

Die Bedeutung des Laubhüttenfestes und Jesu Einladung

Es war beim Laubhüttenfest in Jerusalem. Die Erinnerung an den Wüstenzug des Volkes Israel war lebendig. Man kann sich kaum vorstellen, was es bedeutet, wenn man nicht nur in der Gluthitze, sondern in der wasserlosen Wüste 42 Jahre lang umherwandert – mit Alten, Kleinen und Jungen. Dort gab es kein Wasser, und der Durst wurde unheimlich stark.

Dem entsprach dann die ganze Ordnung dieses Laubhüttenfestes.

Am letzten Tag des Festes, der der herrlichste und höchste war, trat Jesus auf und rief: „Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Er sagte weiter: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Jesus meinte damit den Geist, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war zu diesem Zeitpunkt noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.

Also hoffentlich machen Sie nicht das, was Jesus gemacht hat.

Es war in diesem feierlichen Gottesdienst, der sicher Zehntausende von Menschen im großen Vorhof des Tempels versammelt hatte. Ganz am Ende, beim Höhepunkt eines siebentägigen Festes, wurde noch einmal alles nacherlebt, was die Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung empfunden hatten.

Da verklangen die Chöre, die letzten Stimmen verhallten. Es trat eine andächtige Stille ein – Sie kennen das nach dem Segenswort im Gottesdienst, so einen Moment, in dem alle still sind.

Und plötzlich ruft Jesus in diese Stille hinein: „Wer jetzt noch Durst hat, komme zu mir und trinke.“

Der tiefe Durst der Menschen und Jesu Verständnis

Jesus hat unglaublich tief verstanden, was im Menschen vorgeht. Ich glaube, wir können das gar nicht richtig erfassen, was Jesus sieht.

Die Menschen hatten viele Sorgen: Berufssorgen, Familienärger, Eheprobleme, politische Schwierigkeiten und wirtschaftliche Herausforderungen – einfach alles, was man sich vorstellen kann. Doch Jesus sagt, es gibt eine Not, die noch viel schlimmer ist.

Ganz tief im Herzen gibt es ein Sehnen, ein Suchen, einen Hunger und Durst, der nirgendwo gestillt wird. Die Menschen suchen ein Leben lang – in ihrer Arbeit, in ihrem Schaffen, in der Art, wie sie ihr Leben mit Plänen gestalten. Sie suchen nach einem erfüllten und glücklichen Leben.

Wenn das Leben dann plötzlich zu Ende ist, sagen sie: „Das war es doch nicht.“ Sie haben es nicht gefunden. Sie bleiben ein Leben lang suchend, unerfüllt und unbefriedigt.

Ihr jungen Leute, was sucht ihr noch so sehnsüchtig? Ihr kennt doch Gleichaltrige, die jedes Tabu brechen. Sie sagen: „Es ist mir doch egal, was die anderen sagen oder meine Eltern.“ Sie durchbrechen alle Schranken und tun, worauf sie Lust haben. Sie wollen nur endlich Glück, Freude und Lebenslust genießen.

Schauen Sie sich das genau an: Haben sie es gefunden? Und wenn ja, wo? Sie haben es nirgendwo gefunden. Das Erschreckende ist, dass die Älteren immer wieder aus Erfahrung sagen: „Ja, ja, wir haben auch in mancher Pfütze getrunken.“ Am Ende wurden sie nur krank, es belastete sie nur.

Die großen, lauten Angebote heute sagen: „Nehmt doch, da wird euch das Leben geboten. Macht die Nacht zum Tag, legt alle Fesseln ab, lasst euch nichts sagen.“ Aber wo finden wir das Leben in dieser großen Gier?

Man hört heute oft, die Werbung sei an allem schuld. Überall hört man das. Deshalb klebt man auf die Briefkästen: „Bitte keine Werbung.“ Die Werbung verführt uns angeblich. Aber kann Werbung uns wirklich verführen – nur wegen ein paar Bildern und Farben?

Das Schlimme ist doch: Wir haben ein unbefriedigtes Herz, eine Gier, eine Sehnsucht. Deshalb laufen wir jedem Rattenfänger nach. Wir brauchen nur ein bunt gemachtes Urlaubsbild und sagen: „Da will ich hin.“ Doch wenn wir vom Urlaub zurückkommen und wieder die Glastür aufschließen, ist alles wie vorher.

Wir suchen nach Gefühlen, wir wollen irgendwo etwas finden. Jesus hat verstanden, dass sich durch die Jahrhunderte nichts geändert hat. Darum ist das Evangelium so aktuell und zeitnah, weil das unerfüllte Menschenherz durch alle Zeiten gleich geblieben ist.

Jesus als die Quelle des lebendigen Wassers

Was bietet Jesus an? Er bietet sich selbst an: "Komm her zu mir." In der gesamten Weltgeschichte kenne ich niemanden, der sich so sehr selbst in den Mittelpunkt gestellt hat. Vielleicht haben Sie auch schon in Stuttgart gehört, dass manche Leute sagen: „Wer in die Hofhackerkirche geht, der hat da oben einen Fimmel, der schwätzt immer vom Jesus.“ Aber genau das hat Jesus getan – er hat sich selbst in den Mittelpunkt gestellt. Lesen Sie selbst im Evangelium nach.

Ich verstehe Christen nicht, die auf andere Dinge hinweisen. Kirchengebäude sind nicht das Entscheidende, Musik ist nicht das Wichtigste. Ja, all das ist schön, aber es kann nicht den Durst stillen, der wirklich in uns ist. Gesprächsrunden, tiefgründige und feierliche Erklärungen oder alte, ehrwürdige Traditionen – all das ist nicht das Entscheidende. Was wirklich zählt, ist: Jesus, komm her zu mir!

Vielleicht haben wir Christen versäumt, den Menschen um uns herum das so klar und deutlich zu sagen. Im Leben eines Menschen geht es um eine Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen, der lebt und den Tod besiegt hat. Es ist dabei gar nicht wichtig, in welcher Kirche man Mitglied ist. Es spielt keine Rolle, ob man gut oder schlecht gelebt hat.

Mich erstaunt, dass selbst Menschen mit einer ganz schrecklichen Vergangenheit erlebt haben, wie ihr Leben durch diese Begegnung mit Jesus neu wird: „Komm her zu mir!“ Jesus bietet an, dass er, wie sonst niemand auf der Welt, diesen großen Durst nach Erfüllung, nach Glück und nach Leben stillen kann.

Ist Ihnen das klar? Können Sie das so weitergeben? Haben Sie das selbst entdeckt? Es ist eine große Schuld, wenn Christen das nicht deutlich vor der Welt bekennen – vor den Menschen, mit denen wir zusammenleben.

Jesus als Trost und Erfüllung in Not und Krankheit

Ich bin gestern durch verschiedene Krankenhäuser gegangen. Es ist eine große Not, wenn man die Kranken mit ihren Leiden hört. In dieser ganzen schweren Lage habe ich gesagt: Es ist der Sonntag des guten Herrn. Ich wünsche mir, dass sie in ihrem ganzen Elend und ihrer Not Jesus, ihren Heiland, entdecken.

Wenn Jesus in ihre Krankheitsnot hineinkommt, erhalten sie Antwort, Trost, Erfüllung und Freude.

Ich spreche zu denen, die enttäuscht oder müde sind, die im Leben unter Schuld leiden, weil sie so viel falsch gemacht haben und glauben, nicht mehr von der alten Vergangenheit wegzukommen. Doch Jesus sagt: Komm her zu mir!

Er hat es so klar gemacht, wie er in all seinen Worten immer deutlich gesagt hat: Ich bin der gute Hirte, nicht eine Organisation. Ich bin der gute Hirte. Komm her, komm zu mir! Unser Leben braucht eine ganz direkte und unmittelbare Beziehung zu Jesus Christus.

Das Gespräch mit der Frau am Brunnen als Beispiel für frisches Wasser

Ich denke daran, wie Jesus einmal in der Hitze gewandert ist, in einem Land, in dem die Menschen ihm sehr feindlich gesinnt waren. Schon damals gab es starken Antisemitismus, besonders in Samarien. Dort lief eine Frau in der Mittagshitze allein zum Brunnen. Das war im Dorf der Treffpunkt, doch sie ging ganz allein in der Mittagshitze hin.

Jesus sprach sofort mit wenigen Worten den wunden Punkt an. Er sprach nicht viel, nicht über Männer im Besonderen, nicht über die Tücken des Lebens oder wie man Enttäuschungen erlebt. Er sprach nicht über Moral oder Lebensbräuche. Stattdessen sagte er zu der Frau: „Du brauchst frisches Wasser, frisches Wasser.“

Ich habe in dieser Woche lange darüber nachgedacht, ob ich besser erklären kann, was dieses frische Wasser ist. Wenn Jesus es so direkt gesagt hat, wissen Sie sicherlich, was frisches Wasser bedeutet. Stellen Sie sich vor, Sie sind in der Hitze stundenlang auf einer Wanderung unterwegs. Endlich erreichen Sie eine Stelle, an der Sie trinken und sich erfrischen können. Da muss es doch etwas geben, das unser Leben erneuert.

Was war der Grund, dass diese Frau so allein war? Sie war enttäuscht in der Liebe. Ja, die Liebe ist oft in unserem Leben eine schlimme Falle. Sie ist ein Betrug, hinterlässt Wunden, man wird geschlagen und missbraucht, und oft steckt nur Eigennutz dahinter. So hat diese Frau das erschütternd erlebt.

Jesus sagt: „Ich gebe dir in deinem wunden, zerbrochenen, schuldbeladenen Leben Wasser. Nimm von diesem frischen Wasser.“ Dabei sprach Jesus nicht über die Wasserversorgung der Stadt, sondern meinte etwas ganz anderes. Du brauchst dieses frische Wasser.

Ganz genau so war es auch bei dem Laubhüttenfest. Sie müssen wissen, es waren alles fromme Leute, die beteten und in den alten heiligen Büchern lasen. Diese Menschen waren im Gottesdienst. Man kann also Sonntag für Sonntag in die Kirche gehen. Manche sagen, sie rennen immer hin, aber ich hoffe, sie waren heute nicht so gehetzt.

Sie gehen in die Kirche, beten und lesen in der Bibel. Doch Jesus merkt, dass sie trotzdem nie dieses frische Wasser genommen haben. Er sagt: „Komm doch her zu mir.“ Man kann in Gefühlen mitschwimmen, man kann in einem religiösen Rausch mittendrin sein.

Wir wollen nicht alles schlechtmachen, was Formen, Bräuche und Emotionen im Glauben ausmacht. Auch in unserem christlichen Glauben gibt es solche Elemente, die uns bewegen. Aber das Entscheidende ist doch: Du musst dieses frische Wasser bekommen.

Ich möchte es dir jetzt geben. Nimm von diesem Wasser! Wer noch Durst hat, der komme zu mir und trinke. Man kann so viel erlebt haben, so viele Lieder gesungen haben und innerlich aufgewühlt sein. Ich treffe viele Menschen, die in ihrem Gottesdienst aufgewühlt sind. Es tut mir leid, wenn ich sie noch mehr aufwühle.

Doch es kommt nichts dazu, was sie sagen lässt: „Ich trinke von der Quelle, ich habe frisches Wasser.“

Die Bedeutung einer persönlichen Beziehung zu Jesus

Geh nach Hause und hab Freude. Ich sei mein Leben, ich habe neuen Mut und neue Kraft. Ich habe Christus gefunden, und ich weiß, dass Jesus Christus mit mir geht. Ich lebe mein Leben auch durch manche dunklen Täler mit Jesus Christus.

Wissen Sie, das können Sie nur in der Bibel lesen. Je länger Sie darin lesen, desto klarer steht da, dass unser Leben nach Gottes Plan und Absicht geschaffen ist. Es geht nicht nur um die äußere Seite, dass wir irgendwann einmal geboren wurden, weil unsere Eltern uns gezeugt haben und dass unser Leben entstand und wir aufgewachsen sind.

Nein, bevor wir im Mutterleib gebildet wurden, hat Gott unser Bild geschaffen und seinen Stempel in unser Leben hineingelegt. Davon kommt es, dass jeder Mensch Heimweh nach Gott hat, eine Sehnsucht.

Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass jeder Mensch, auch wenn er noch so sehr Gott lästert, spottet oder höhnt, im Innersten seines Herzens eine Sehnsucht hat. Er kann diese Sehnsucht gar nicht ausradieren aus seinem Innersten.

Wir sind bloß so ungeschickt, dass wir mit Menschen über Religionen, Konfessionen, theologische Probleme, Pfarrer, Gemeinden, ganze Kirchensteuer und irgendwelche Tücken streiten. Das ist doch gar nicht wichtig. Wichtig ist der Hunger und der Durst von Menschen nach Gott.

Was machen Menschen, wenn sie sich im Buddhismus versenken? Neulich kam eine gute Reportage in der Zeitung über buddhistische Gruppen in Stuttgart. Da heißt es: Versenkung in die innersten Tiefen ihres Lebens. Nein, da bekommen sie keinen Frieden.

Je mehr sie in sich hineinhorchen, merken sie: „In mir brodelt es, da sind die Abgründe meiner Seele, die ich gar nicht steuern kann.“ Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele: „Gott, zu dir!“

Der Mensch hat eine Sehnsucht nach Gott, und wir haben selber das zugeschüttet. Oft starten wir in den Morgen des Tages, gehen zur Arbeit, ohne uns Zeit zu nehmen, damit unsere Seele, dieses innerste Ich, Frieden findet in Gott.

Das ist so wichtig, besonders für die Kranken und Sterbenden, dass sie mit ihrer belastenden Schuld und ihrer unbewältigten Vergangenheit einmal Frieden finden. Ihre Seele darf bei Gott Ruhe finden.

„Herr, du kennst mich, du weißt alles, hier darf ich meine Sorgen hinlegen. Ich weiß, dass du der Herr bist.“ Da bekommt man Frieden.

Wie man von Jesus trinkt und den Heiligen Geist empfängt

Zu mir – das war mein erster Punkt –, zu Jesus hin: Jetzt lösche deinen Durst. Wie macht man das, bei Jesus zu trinken? Wie funktioniert das?

Muss man dem Kind an der Mutterbrust sagen, wie es trinken soll? Das ist fast natürlich. Ein Kind macht das von ganz allein, das ist seine ganze Natur.

Ich habe schon als Jugendkreisleiter in Stuttgart immer überlegt, wie ich Menschen dahin bringe, dass sie zum Glauben kommen. Dabei habe ich immer wieder die bestürzende Erfahrung gemacht – das werde ich jetzt im Gottesdienst sagen – dass ich Menschen nur Jesus verkündigen muss, dass er die Quelle ist. Und plötzlich kommt jeder, der will, und nimmt und trinkt.

Man muss sich nur aufmachen und sagen: Ja, Jesus, ich will von dir nehmen. Das Trinken ist ein ganz natürlicher, wunderbarer Prozess.

In unserer Stadt und auch in unserem Gottesdienst gibt es so viele verzweifelte Leute, die gar keinen Mut mehr haben. Sie sagen: Das hat doch alles keinen Wert. Das ist auch schlimm in so einer Versammlung. Vielleicht fühlt sich jetzt niemand direkt angesprochen.

Aber ich meine dich und sage: Für dich ist das gemeint. Trinke du jetzt von Jesus, empfange du das heute! Das ist der Sinn von diesem Sonntag des Guten Hirten.

Jesus will zu dir kommen. Und noch viel wunderbarer: Er will bei dir einkehren.

Am letzten Sonntag haben wir gehört, dass er uns unser altes, steinernes, böses Herz wegnehmen will und uns ein neues, warmes Herz geben möchte. Er will selbst durch seinen Geist in uns sein. Und das ist so groß, dass er bis in die Verästelungen meines Wesens, bis in meine Gedanken hineinkommt. Verstehst du das?

Nimm du! Er will. Das ist ja eine große Prophezeiung in Jesaja 44: „Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen, dass sie wachsen sollen wie Gras, wie Weiden an den Wasserbächen.“

Du brauchst gar nichts weiter zu tun. Du musst trinken, so wie du morgens da sitzt, deine Bibel liest und dann deine Hände in den Schoß legst und sagst: Danke, Jesus, dass du mein Herr bist. Danke, dass du diesen Tag in deiner Regie hast. Danke, dass ich das, was mich belastet, bei dir ablegen darf. Danke, dass du mich führst auf deine große Ewigkeit.

Jetzt sei du heute an diesem Tag der Herr. Nimm!

Jesus will durch seinen Heiligen Geist in uns Wohnung machen. Wir haben ja die ganze Reihe unserer Predigten gerade überschrieben, wenn es aufs Pfingstfest zugeht, mit dem Thema Heiliger Geist.

Was mich am meisten überrascht, ist, dass das so simpel ist. Was ist denn nötig, um den Heiligen Geist zu empfangen? Muss man sich zwanzigmal im Kreis drehen? Muss man ganz fromm sein? Muss man sündlos sein? Ist das eine Voraussetzung?

Wer an mich glaubt und Jesus sagt – so steht es in der Schrift –, das Vertrauen auf Jesus, den Christus Gottes, das ist der Punkt zum Glauben. Das ist der Punkt, an dem der Heilige Geist Wohnung macht in unserem Leben, an dem Christus in uns der Herr wird und plötzlich unser Leben total verändert wird, je mehr Raum er gewinnt.

Ich habe nur den Wunsch, dass ich immer mehr – die Bibel sagt „völliger“ –, ein komisches Wort, aber immer umfassender von Jesus ergriffen werde. Dass sein Geist mich durch und durch treiben kann, mich durch und durch verändert.

Paulus beschreibt es in meinem Kolosserbrief: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit. Verwandelte Menschen!

Komm zu Jesus! Er verwandelt dein Leben. Er macht dein Leben neu. Nimm ihn doch! Lass ihn in deinem Leben wirken!

Lebensströme und die Wirkung des Glaubens in der Gemeinschaft

Und dann das Letzte: Dann gehen Lebensströme aus von deinem Leben, Lebensströme!

Es war damals bei der Frau am Brunnen, dieser Samariterin, so, dass sie am Ende, nachdem Jesus mit ihr vom Wasser gesprochen hatte, ihren Krug stehenließ. Warum hat sie ihren Krug stehenlassen? Es war ihr nicht mehr wichtig, das Wasser, wegen dem sie eigentlich zum Brunnen gegangen war.

Stattdessen rannte sie zurück in den Ort und musste allen weitererzählen, was Jesus gesagt hatte. Ich möchte Ihnen auch nur weitererzählen, was Jesus gesagt hat. Ich habe nie etwas anderes gewollt in meinem Leben – ob ich Krankenbesuche mache, auf dem Friedhof bin oder Konfirmandenunterricht halte, das ist das Wichtige.

Machen Sie es doch wie die Frau: Ich möchte anderen weitererzählen, was Jesus gesagt hat. Sie war so tief getroffen von diesem Wort Jesu. Auf einmal wurde diese Frau zu einem Kanal, durch den das neue, frische Wasser zu den Menschen kam – dieses frische Wasser, das Jesus gibt.

Das ist so erneuernd und verändernd. Noch nie ist die Christenheit durch Geld erhalten worden, noch nie durch mächtige Führer, noch nie durch Menschen. Es ist auch noch nie Mission irgendwie durch irgendwelche Organisationen geschehen. All das Äußere, das wir immer sehen, ist gar nicht wichtig.

Vielmehr kommt es darauf an, wie es dazu kommt, dass Jesus seine Lebensströme fließen lässt – heute, am Ende des zweiten Jahrtausends, in unserer Stadt, in unserer gottlosen Stadt. Wie ist das möglich? Durch einzelne Menschen, die von Christus getrunken haben, die ihren Lebensdurst bei ihm gestillt haben.

Und auf einmal passiert es, dass dieses Leben weiterfließt.

Beispiele für die Kraft des Glaubens in der Geschichte

Wenn man mit der Autobahn einmal durch das Siegerland fährt, kommt man an Freudenberg vorbei. Dabei muss ich immer daran denken, dass dieser Ort früher als gottlos galt. Ein junger Gerberlehrling ist damals nach Elberfeld gegangen. Gerber waren diejenigen, die am meisten gestunken haben – das ist heute noch so. Wenn man heute einen Arbeitsplatz sucht, findet man bei den Gerbern oft freie Stellen. Junge Leute wollen jedoch nicht in die Gerberei, obwohl die Technik heute besser ist und man nicht mehr so stark riecht.

Deshalb hat einst auch Petrus in Jaffa noch beim Gerber ein freies Zimmer gefunden. Das ist der Hintergrund. Der Gerbergeselle Tilman Siebel kam in einen Hauskreis in Elberfeld. Es war ein Hauskreis, der von einem einfachen Gemeindeglied geleitet wurde, natürlich kein Pfarrer. Gott hat das meiste durch Nicht-Pfarrer in seinem Reich gewirkt. Theologie ist oft auch ein schlechter Träger.

Der Döring, der diesen Hauskreis leitete, schaffte es, dass dieser junge Mann sich bekehrte, Jesus aufnahm und dann zurück nach Freudenberg kam. Im Laufe der Jahre entwickelte sich dort eine ganz langsame Bewegung. In diesem Ort wurden Ehen wieder in Ordnung gebracht, Menschen änderten ihr Leben.

Tilman Siebel blieb seinem Handwerk treu, aber er war ein bekennender Jesusjünger. Man kann das genauso in den großen Städten heute beobachten. Dort sieht man noch Spuren der Frömmigkeit. Elberfeld ist von diesem Thüringer ganz stark geprägt, bis hin zu Bruder Johannes. Alles spielte sich in Elberfeld ab.

Im Ravensberger Land war es nicht anders, wo Pastor Folkening predigte. Die meisten Leute dort waren suchtabhängig vom Alkohol, wie es früher in Zeiten äußerer Not häufig vorkam. Zuerst waren es zwei junge Männer, die sagten: „Wir treffen uns sonntags und lesen gemeinsam in der Bibel“ – also nur einmal in der Woche. Daraus entstand eine Bewegung, die zum Zentrum eines Treffpunkts vieler junger Leute wurde.

Das Interessante daran ist: Wir meinen oft, wir müssten die Leute mit einem Programm ködern. Doch der Hunger nach Jesus war so groß, dass diese jungen Menschen angesprochen wurden. Sie konnten etwas geben, was man sonst nirgendwo fand – weder in einer Kneipe noch anderswo auf der Welt: Lebenswasser.

Und genau das will Jesus in unserem Leben wirken. Er spricht von Strömen. Es geht um euch. Ihr sollt solche Ströme fließen lassen. Wenn Sie an Ströme denken: Ich war gestern mit drei Enkeln in Tübingen, gerade wegen eines Krankenbesuchs. Dort sind wir auch zum Neckar gegangen. Da haben wir gesagt: „Oh, ist der aber klein, der Neckar.“ Doch der Neckar ist schon mächtig, wenn man ihn mit dem Esenbach vergleicht.

Aber wenn Sie erst einmal am Amazonas oder am Rio de la Plata stehen, der kilometerweit fließt, dann wird Ihnen klar, wie gewaltig das ist. Der Heilige Geist will in Ihrem Leben wirksam sein. Wie? Indem Sie an Jesus glauben – weiter nichts. Sich an Jesus festhalten, ihn aufnehmen, ihn zum Herrn machen. Das festmachen: „Ich bin sein Eigentum und sein Kind.“ Sein Wort hören, glauben und umsetzen.

Dann wird von Ihrem Leben ein Segenstrom ausgehen. Nicht Sie selbst, sondern der Strom ist es, der das frische Wasser bringt – zum Segen für Ihre Mitmenschen. Amen.