Herr Jesus, ich danke dir für diesen Abend und für die erneute Gelegenheit, von dir zu hören, von dir zu lernen und von dir verändert zu werden. In meinem Kopf ist schon so viel drin. Ich bitte dich, dass du wirklich Platz schaffst – auch in meinem Herzen – für das, was du zu sagen hast.
Mach uns jetzt ganz offen für dein Wort. Schenke Hans Peter Vollmacht. Auch wenn wir dir jetzt Lieder zusingen, lass uns einfach dir begegnen. Mach uns bewusst, dass wir jetzt in deiner Gegenwart stehen, dass du in uns bist und in uns lebst.
Danke für deine Herrlichkeit und dafür, dass du hier bei uns bist. Danke, dass du es versprochen hast, dass du jetzt hier bist und wir dich einfach erleben dürfen. Amen.
Einführung in das Thema Identität
So, meine Lieben, es ist schon wieder Sonntagabend – die Zeit vergeht schnell. Das heutige Thema lautet Identität. Die Frage lautet: Wer bin ich? So steht es jedenfalls irgendwo.
Bevor wir uns damit beschäftigen, möchte ich noch kurz mit euch beten.
Lieber Vater, wir danken Dir, dass wir in Dir wissen, wer wir sind. Du hast uns eine Identität gegeben, die uns niemand sonst geben kann. Danke, dass wir in Christus wissen, zu wem wir gehören, wo wir herkommen, wohin wir gehen und wozu wir hier sind.
Ich danke Dir für diese Gewissheit, die wir haben dürfen. Sie schenkt uns Sicherheit, Sinn und ein Ziel. Dafür danke ich Dir.
Segne unsere gemeinsame Zeit. Schenke uns Segen für das Reden und Hören. Sei unser Lehrer. In Jesu Namen, Amen.
Gesellschaftliche Prägung und Gemeinschaft
Wenn man über die Identität spricht – also die Frage „Wer bin ich überhaupt?“ – muss uns bewusst sein, dass die Gesellschaft, in der wir leben, also Deutschland, Österreich, Europa und die westliche Welt allgemein, stark vom Individualismus geprägt ist.
Das bedeutet, wir glauben im Großen und Ganzen, das zu sein, was wir aus uns selbst gemacht haben. Wir haben am ersten Abend darüber gesprochen: „Ich bin Doktor, weil ich studiert habe“ oder „Ich bin Pilot“ und so weiter. Wir definieren uns durch das, was wir erreicht und gemacht haben.
Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass Gott uns als Gemeinschaftswesen geschaffen hat. Ein großes Problem des Individualismus ist, dass wir sehr beziehungsarm geworden sind, besonders dort, wo wir wohnen. Das ist eigentlich unser größtes Problem.
Letztes Jahr war ich in Afrika, in Tansania, bei einer Missionskonferenz, wo ich gepredigt habe. Ich war auch schon öfter in Indien zum Unterricht und in anderen Situationen. Diese Kulturen sind völlig anders, das Denken fremd für mich. Ich weiß auch nicht, ob ich mich dort anpassen könnte. Aber eines haben diese Kulturen uns voraus – im Großen gesprochen – sie leben viel mehr Gemeinschaft.
Das ist etwas, womit wir uns hier wirklich schwer tun. Wenn zum Beispiel ein Inder hier durch Karlsbad fährt, glaubt er vielleicht, hier sei eine Atombombe eingeschlagen, weil alles ausgestorben wirkt. Jeder sitzt in seinem Häuschen drinnen. In Indien ist das natürlich auch klimatisch bedingt, aber dort spielt sich das Leben auf der Straße ab. Man ist den ganzen Tag draußen, redet miteinander – das ist ein großer Unterschied.
Wir haben uns nicht ausgesucht, wo wir geboren werden und in welcher Gesellschaft wir aufwachsen. Das ist auch nicht unsere Schuld. Wichtig ist, dass wir damit zurechtkommen und lernen, was wir vielleicht nie gelernt haben oder wo wir arm sind.
Identität im Spiegel des Gegenübers
Doktor Viktor Frankl, den ich sehr schätze, hat einmal gesagt: Nur wenn der Mensch sich selbst vergisst und sich auf sein Gegenüber konzentriert, erkennt er sich selbst wieder. Das heißt, du findest deine Identität im Gegenüber, nicht in dir selbst.
Ein einfaches Beispiel: Nehmen wir an, du bist ganz allein irgendwo auf einer Insel. Irgendwo mitten im Ozean gibt es eine kleine Insel, zehn Quadratmeter groß. Du stehst darauf, bist wiedergeboren, weißt nicht, wo du herkommst. Du hast keine Eltern, keinen Beruf, keinen Reisepass und stehst einfach nackt auf der Insel.
Dann kommt eine Stimme vom Himmel und fragt dich: „Wer bist du? Wer bist du?“ Du würdest es nicht wissen, denn dir selbst kannst du keine Identität geben. Du bist, aber du weißt nicht, wer du bist.
Was sollen wir wollen, wenn es nichts zu wählen gibt auf der Insel? Woran sollen wir denken, wenn es nichts zu denken gibt auf der Insel? Was ist es: Wer bin ich?
Nehmen wir nun an, du kannst aus irgendeinem Grund lesen. Interessanterweise kannst du lesen. Dann kommt eine Flasche angeschwommen – eine „Message in a Bottle“. Du nimmst die Flasche, machst sie auf und darin findest du eine Rolle. Du rollst sie aus und liest: „Dein Name ist Frank, ich bin dein Vater und ich suche nach dir.“
Jetzt stehst du auf der Insel mit dem Zettel und der Flasche. Am nächsten Tag kommt ein Boot, ein Mann springt vom Boot, läuft auf dich zu, nimmt dich in den Arm und sagt: „Ich bin so froh, dich gefunden zu haben, mein Kind.“
Und jetzt kommt die Stimme wieder: „Wer bist du?“ Jetzt kannst du sagen: „Ich bin das Kind von diesem Mann.“
Der Punkt ist: Deine Identität, wer du bist, kann dir nur von außen gegeben werden. Du kannst sie dir nicht selbst geben.
Viktor Frankl und die Suche nach Sinn
Dieser Doktor Viktor Frankl, den ich gerade zitiert habe, ist 1997 gestorben – am selben Tag wie Lady Di. Deshalb hat man nicht viel von ihm gehört. Er hat jedoch die Logotherapie entwickelt, die dritte Wiener Schule nach Freud und Adler.
Frankl war Jude und hat drei Konzentrationslager überlebt, unter anderem Auschwitz. Er war Arzt. In Auschwitz hat er ein Buch geschrieben, das ich euch nur empfehlen kann. Das Buch heißt „Der Mensch auf der Suche nach Sinn“ (Man's Search for Meaning).
In Auschwitz mussten sie sich völlig ausziehen, ihre Kleidung und alles hergeben. Dann wurden sie am ganzen Körper rasiert. Frankl hatte als Doktor noch ein paar Bücher dabei, die er lesen wollte, aber diese wurden ihm weggenommen. Danach standen sie zu Hunderten in einer Reihe, völlig nackt, Männer und Frauen, rasiert am ganzen Leib. Ob man Busfahrer oder Doktor war, war völlig irrelevant.
Frankl schrieb: Da stand er und fragte sich: Wer bin ich? Wer bin ich? Eine seiner Thesen war: Der beste Beweis, dass es so etwas wie Wasser gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch Durst hat. Ebenso ist der beste Beweis, dass es einen Sinn im Leben gibt, die Tatsache, dass der Mensch nach Sinn fragt.
Ich würde hinzufügen – das hat Frankl nicht gesagt – der beste Beweis für mich, dass es Gott gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch nach Gott fragt. Ich war schon an Orten in dieser Welt, da gibt es keine Schulen. Ich war an Orten, da gibt es keine Krankenhäuser. Aber ich habe noch keinen einzigen Ort in dieser Welt gesehen, an dem es keine Anbetungsstätte gibt.
Völlig egal, in welcher Kultur, in welcher Religion, in welchem Land – Menschen bauen Altäre. Warum? Der Mensch stellt sich in jeder Generation dieselben Fragen. Im Prinzip sind es vier Fragen: die Frage nach der Identität – Wer bin ich? die Frage nach dem Ursprung – Wo komme ich her? die Frage nach dem Sinn – Wozu bin ich da? und die Frage nach dem Ziel – Wohin gehe ich?
Bewusst oder unbewusst treiben uns diese Fragen. Nicht jeder stellt sie so, wie ich gerade gesagt habe, aber unbewusst treiben uns diese Fragen. Dass wir diese Fragen in jeder Generation stellen, ist ein Faktum.
Die Suche nach Antworten: Weltliche und göttliche Perspektiven
Und jetzt stellt sich die Frage: Wo suchst du die Antwort auf diese Fragen? Ich möchte euch zwei Möglichkeiten anbieten.
Du kannst die Antwort in dieser Welt suchen, im Denken dieser Welt, wo Gott ausgeschlossen ist. Oder du suchst sie bei Gott.
Wer bin ich? Wo komme ich her? Wozu bin ich da? Wohin gehe ich?
Die Weisheit dieser Welt bietet dir im Prinzip drei Möglichkeiten, wenn Gott ausgeschlossen ist.
Die erste Möglichkeit lautet: Wer bin ich? Ich bin das, was andere von mir denken. Einen großen Teil der Menschen definiert sich so, bewusst oder unbewusst. Ich bin das, was meine Schulkollegen, meine Eltern, meine Freunde, meine Arbeitskollegen, mein Fußballverein über mich sagen. Das bin ich.
Das Problem bei dieser Möglichkeit ist, dass es sehr davon abhängt, wen du fragst.
Nehmen wir als Beispiel an, du kommst nach Schladming oder Ramsau, wo ich zu Hause bin. Du kommst nach Ramsau, wo ich geboren bin und immer noch wohne. Dort fragst du jemanden, den du zufällig auf der Straße triffst: „Kennst du den Hans-Peter Reuer?“ Die meisten sagen ja, weil wir nur zweitausend Einwohner sind. Ich kenne alle, und die kennen mich auch alle.
Dann fragst du: „Was ist der Hans-Peter für ein Typ?“ Es gibt tatsächlich Menschen bei uns, die sagen würden, er ist ganz okay. Einige sagen: „Das ist ein netter Kerl, der ist schwer in Ordnung, ein guter Freund“, was auch immer.
Du fährst hundert Meter weiter, machst dasselbe noch einmal und fragst: „Wer ist der Hans-Peter?“ Dann meint der andere nicht Hans-Peter, sondern sagt: „Ja genau, dieser Fanatiker, der ist durchgeknallt, der Sektierer.“
Jetzt liegt das Problem darin: Wenn du das bist, was andere von dir sagen, wer bist du dann? Das, was der Erste gesagt hat, oder das, was der Zweite gesagt hat?
Das heißt, wenn du dein Selbstwertgefühl an dem festmachst, was Menschen über dich denken und sagen, kommt es immer darauf an, wen du fragst.
Manchmal fragen die Leute mich: „Was denkt eigentlich deine Frau über dich?“ Das kommt darauf an, wann du sie fragst. Manchmal sagt sie, ich sei der beste Ehemann der ganzen Welt, und manchmal sagt sie etwas anderes.
Das heißt, selbst wenn du meine Frau fragst und ich mein Selbstwertgefühl nach ihrer Meinung richte, kommt es darauf an, wann ich sie frage.
Also hast du diese Möglichkeit schon, aber sie ist ein bisschen schwierig.
Selbstbild und Fremdwahrnehmung
Es gibt eine zweite Möglichkeit, herauszufinden, wer ich bin, beziehungsweise mich festzulegen: Ich bin das, was ich glaube, was andere von mir denken.
Das Problem dabei ist, dass wir uns sehr oft irren. Zum Beispiel hat meine Frau da Fortschritte gemacht, aber sie ist extrem pingelig und sauber. Wenn du zu uns in den Urlaub kommst, wirst du merken, dass das Zimmer extrem sauber ist. Das ist meine Frau.
Wenn du aber unerwartet in unsere Küche kommst, weißt du, was meine Frau zu dir sagt. Das ist jetzt nicht mehr so tragisch, aber früher war es extrem: Sie hat nicht einmal Hallo oder Grüss Gott gesagt. Stattdessen sagt sie: „Es tut mir leid, in meiner Küche sieht es so dreckig aus, es liegt überall herum.“ Und du kommst rein und denkst, es ist ganz schön steril hier.
Warum? Weil sie denkt, dass du denkst, dass es bei ihr dreckig ist. Seht ihr, ich bin das, was ich glaube, was andere von mir denken. Und so benehme ich mich.
Oder bei uns auf dem Land – ich wohne ja dort – sind es alles Bauern. Jeder Bauer hat übrigens eine Frühstückspension, ein Hotel oder irgendetwas Ähnliches. Das ist bei uns normal, Urlaub auf dem Bauernhof heißt das.
Da gibt es Bauern, die stehen um fünf Uhr früh auf, schalten das Licht im Stall ein und gehen dann wieder ins Bett. Um halb sieben gehen sie dann in den Stall. Aber sie schalten das Licht um fünf Uhr ein, weil sie sonst meinen, der Nachbar denkt, sie seien faule Hunde. Solche Typen gibt es auch im Schwabenland, das kann ich euch versprechen.
Warum tut man so etwas? Weil ich das bin, was ich glaube, was die anderen von mir denken. Darum muss ich beeinflussen, wie die anderen von mir denken. Dann glaube ich, sie denken, ich bin ein tüchtiger Bauer.
Das klingt ein bisschen komisch, aber davon sind wir getrieben. Ich kenne schlanke, bildhübsche Frauen, und sie glauben, sie sehen für andere dick aus. Diese Frauen sind untergewichtig, aber sie essen nicht, weil sie glauben, die anderen meinen, sie seien dick.
Natürlich ist das auch eine Krankheit, wenn es so weitergeht. Es erzeugt Essstörungen und so weiter. Aber das bedeutet: Mein Selbstwertgefühl hängt davon ab, was ich zu wissen glaube, was die anderen über mich denken. Und das bestimmt mein Verhalten.
Doch diese Möglichkeit ist auch nicht sehr hilfreich.
Selbstwahrnehmung als Maßstab
Es gibt einen Dritten, und das ist der Mensch. Dieser sagt: „Weißt du was, mir ist es egal, was der andere von mir denkt. Mir ist es egal, was ich glaube, was der andere von mir denkt. Ich bin das, was ich von mir halte. Meine Meinung zählt.“ Das ist eine Möglichkeit.
Problematisch wird es, wenn ich an mein Leben denke. Es gibt Tage, da sage ich mir: „Hans-Peter, du hast es geschafft. Das Leben ist gut, du bist gut, alles passt.“ Aber es gibt mindestens genauso viele Tage, an denen ich sage: „Hans-Peter, du bist ein kompletter Versager. Du hast es schon wieder nicht geschafft.“
Jetzt stellt sich die Frage: Wer bin ich in diesem Moment? Der, der sich gut fühlt, oder der andere? Es kommt immer darauf an, mit wem du dich vergleichst. Wenn ich zum Beispiel mit euch Skifahren gehe – es sei denn, es ist ein ziemlich guter Fahrer dabei, denn das ist mein Beruf – dann komme ich zum Schluss: „Ich bin ziemlich gut.“ Da bin ich mir ziemlich sicher.
Aber ich habe einen Freund, Hans Knauss, der im Weltcup gefahren ist. Wenn ich mit ihm Skifahren gehe, besonders Rennen fahre, komme ich zu dem Ergebnis: „Also, ich bin überhaupt nicht gut.“ Es kommt also immer darauf an, mit wem du dich vergleichst.
So gibt es Tage, da denke ich: „Ich habe es geschafft.“ Und dann gibt es Tage, an denen ich mich als Versager fühle. Die Frage ist nun: Wer bin ich? Versager oder erfolgreich?
Diese drei Möglichkeiten, die uns alle irgendwo antreiben, sind übrigens nicht die einzigen. Es gibt, Gott sei Dank, eine Alternative. Diese besteht darin, dass wir uns fragen: Was denkt Gott über mich? Nicht, was denken die anderen über mich, nicht, was glaube ich, was die anderen über mich denken, nicht, was ich über mich denke, sondern: Was denkt Gott eigentlich über mich?
Gottes Sicht auf den Menschen
Schlage einmal Johannes Kapitel 2 Vers 23 auf. Dort lesen wir von Jesus:
Johannes 2,23: Als er aber zu Jerusalem war, am Passafest, glaubten viele an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jetzt hört gut zu: Jesus selbst vertraute sich ihnen aber nicht an, weil er alle kannte. Er brauchte nicht, dass jemand Zeugnis von den Menschen gab, denn er wusste selbst, was in ihnen war.
Jesus musste nirgendwo hingehen und sagen: „Weißt du, was der Typ eigentlich denkt? Woher er kommt?“ Jesus wusste, was Menschen denken. Das heißt, er kennt alle Menschen.
Darum bin ich so froh: Ich bin nicht auf die Meinungen von Psychologen angewiesen, wer ich bin. Ob das nun Freud ist, der sagt, ich sei ein Sexualwesen, oder Adler, der meint, ich sei ein Wesen mit Minderwertigkeitskomplexen – all das interessiert mich nicht.
Stattdessen frage ich Gott: „Du kennst mich. Wer sagst du, wer ich bin?“
Wenn du also herausfinden willst, wer du wirklich bist, suche die Antwort nicht in der Welt, denn die Meinungen schwanken stark. Suche sie bei Gott, denn seine Meinung ändert sich nie.
Was denkt Gott über mich?
Identität als Inhalt und nicht als Form
Ich habe jetzt eine ganz tiefe Übung für euch. Und zwar könnt ihr schon sehen: Ja genau, das sind zwei Gläser. Beide Gläser sind in dem Fall identisch. Das linke ist ein Glas, und das rechte ist ein Marmeladeglas. Das ist jetzt noch nicht so kompliziert.
Geht, dann kannst du es raufgeben. Ich spinne das jetzt einfach weiter: Das linke Glas repräsentiert ein Kind, und das rechte ein Kind Gottes. Es ist ziemlich simpel.
Jetzt die Frage: Was ist der Unterschied zwischen dem linken Glas und dem rechten Glas? Der Unterschied ist nicht das Glas selbst, sondern der Inhalt des Glases. Warum ist das rechte Glas ein Marmeladeglas? Weil Marmelade im Glas ist. Das ist ziemlich tiefgründig.
Aber was hier wichtig ist: Übrigens sind die tiefsten Wahrheiten die einfachsten. Der Inhalt bestimmt die Identität des Glases. Und die Identität des Glases kommt nicht von der Form. Das Glas könnte groß, klein, dick, dünn oder verbogen sein – das ist völlig egal. Es ist immer der Inhalt, der die Identität des Glases bestimmt.
Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes, ein geliebtes Geschöpf Gottes. Aber erst wenn Gott in dir wohnt, weißt du: Ich bin ein Kind Gottes. Du weißt dann, wer du bist.
Deine Identität hängt nicht davon ab, ob du ein großes, kleines, dickes, dünnes, verbogenes, gerades oder schiefes Glas bist. Deine Identität kommt daher, was in dir ist. Und der, der in dir wohnt, das ist Christus.
Das ist übrigens eines der Geheimnisse. Im Kolosser 1,27 sagt Paulus: "Ich sage euch ein Geheimnis, und das Geheimnis ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit." Es ist der Inhalt, der unsere Identität bestimmt.
Vergleich mit USB-Sticks und biblische Unterscheidung
Was ich besonders gut finde, sind die USB-Sticks. Ich bin zwar kein Computerfreak, aber das kann ich schon. Du kannst zwei USB-Sticks in der Hand halten, beide sind genau gleich schwer und sehen identisch aus. Dennoch ist der eine Tausende Euro wert, während der andere nur zwei Cent kostet.
Weißt du warum? Weil der eine bespielt ist und der andere leer. Äußerlich gibt es keinen Unterschied. Der Inhalt bestimmt die Identität des USB-Sticks. Äußerlich sieht man keinen Unterschied, doch innerlich ist die Identität gegeben.
Das Wort Gottes, das Neue Testament im Speziellen, unterscheidet zwei Arten von Menschen. Die Bibel unterscheidet nicht einfach zwischen guten und schlechten Menschen oder großen und kleinen Sündern. Vielmehr unterscheidet sie Menschen, die in Christus sind, und Menschen, die nicht in Christus sind.
Wir werden morgen noch ausführlicher darüber sprechen, ganz speziell. Aber ich möchte euch jetzt schon den Unterschied zeigen. Kannst du mir bitte die zweite Folie zeigen? Danke.
All das findest du in der Bibel. Es sind nur einige Beispiele, ich könnte dir Dutzende solcher Gegensätze aus dem Neuen Testament nennen. Dort wird beschrieben, wie ein Mensch ohne Christus ist und wie ein Mensch in Christus ist.
Ohne Christus bist du vom Menschen geboren, korrekt! In Christus bist du geboren aus dem Geist Gottes. Ohne Christus bist du ein Sklave der Sünde. In Christus bist du frei, weil du in Christus bist. Ohne Christus bist du verloren, in Christus bist du gerettet. Ohne Christus bist du geistlich tot und leer, so wie der leere USB-Stick. Lebendig und gefüllt mit dem Heiligen Geist bist du, wenn du in Christus bist.
Ohne Christus wirst du ein Sünder genannt, in Christus ein Heiliger. Ohne Christus bist du ungerecht, in Christus bist du gerechtgesprochen. Ohne Christus bist du getrennt von Gott, mit Christus bist du Teilhaber seiner göttlichen Natur. Ohne Christus bist du ein Geschöpf Gottes, in Christus bist du geboren aus Gott und sein Kind.
Und das Entscheidende ist nun: Du musst dich entscheiden, auf welcher Seite du stehst. Du weißt es selbst: Bist du in Christus oder bist du außerhalb, ohne Christus? Nur wenn ich in Christus bin, erkenne ich meine wahre Identität. Sie wurde mir nämlich von Gott gegeben. Ich bin sein Ebenbild.
Darum finde ich nur in Beziehung zu Gott und in Christus meine Identität – wer ich wirklich bin.
Die bleibende Identität in Christus
Und warum ist es so wichtig, das zu verstehen?
Weil diese Identität, wenn du in Christus bist, die einzige Identität ist, die dir bleibt. Egal, ob du krank oder gesund bist, ob du behindert bist oder nicht, ob du alt oder jung bist, ob du in diesem Leib gestorben bist oder noch auf dieser Welt lebst – diese Identität bleibt immer dieselbe.
Das liegt daran, dass Gott sich nicht ändert. Deshalb ändert sich auch deine Identität nicht, denn der Inhalt bestimmt, wer du bist.
Dieses Wissen zu haben und daran zu glauben, ist keine bloße Theorie. Es bestimmt, wie du lebst.
Identität im Alltag und im Umgang mit anderen
Ein Beispiel: Ich habe am Dauernhof ein Büro, in dem ich der Leiter bin. Dort kommen oft Gäste und Studenten zum Gespräch vorbei.
Vor meinem Büro befindet sich die Rezeption. Zufällig sitzt dort Anna. Wenn zum Beispiel Gäste ein Gespräch mit mir wünschen, kommen sie zu Anna und sagen: „Hallo Anna, ist Hans-Peter da?“ Dann antwortet sie: „Ja, passt, kann ich mit Hans-Peter reden?“ Wenn das der Fall ist, sagt sie: „Da ist die Tür.“ Die Gäste klopfen, gehen hinein, und ich sage: „Nimm Platz.“ Dann führen wir unser Gespräch.
Die Eva Maria, meine Jüngste, die inzwischen schon 17 ist, verhält sich etwas anders, aber im Grunde ist es noch ziemlich ähnlich. Wenn Eva Maria ins Büro kommt, knallt sie die Tür auf und ruft: „Hey, Papa, komm her!“ Dann setzt sie sich auf meinen Schoß.
Warum tut sie das? Weil sie weiß, wer sie ist – sie ist meine Tochter. Seht ihr, deine Identität bestimmt, wie du lebst. Darum ist dieses Thema extrem wichtig. Es ist nicht nur trockene Theologie oder Theorie, sondern es bestimmt dein Leben.
Wenn du weißt, wer du bist, dann benimmst du dich entsprechend.
Die Strategie des Widersachers gegen die Identität
Und wisst ihr, die Strategie des Widersachers, von Satan, ist folgende: Weil es so entscheidend ist, dass du weißt, wer du in Christus bist, ist es sein erstes Ziel, dich in deiner Identität zu verwirren.
In Johannes 10,10 lesen wir: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben. Ich aber bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben.“ Der Dieb will nur zerstören, kaputt machen und vernichten. Christus hingegen will uns Leben geben.
Eine Weise, wie Satan auch Christen verwirrt und zerstört, ist, indem er sie in ihrer Identität verwirrt. Er kann dich nicht mehr besitzen, denn du gehörst Jesus. Aber er will dich daran hindern, im Segen Gottes zu leben.
Wie tut er das? Er versucht, dich in bestimmten Bereichen von Christus wegzulocken. Können wir ausschalten, danke. Und zwar versucht er …
Identität und Beruf
Wir fallen immer wieder darauf herein, unsere Identität in unserem Beruf zu suchen. Wer wir wirklich sind, wird dadurch nicht bestimmt.
Wenn ich zum Beispiel im Flugzeug sitze und frage, wohin jemand fliegt, sitzt meistens jemand neben mir. Früher oder später kommt es zum Gespräch. Dann sage ich oft: „Hallo, ich bin Hans-Peter, wer bist du?“ Die Antwort lautet meistens: „Ich bin Geschäftsmann.“
Ich sage das nicht laut, aber ich denke oft: „Ich habe nicht gefragt, welchen Beruf du hast, sondern wer du bist.“ Wenn er „Geschäftsmann“ sagt, könnte ich fragen: „Und was bist du, wenn du in Pension gehst? Bist du dann ein pensionierter Geschäftsmann? Ist das, wer du bist?“ Natürlich trifft das nicht immer zu, aber man kann darüber nachdenken.
Andere sagen: „Ich bin Hausfrau und kümmere mich um meine Kinder.“ Doch was bist du, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Was bist du dann? Viele Hausfrauen und Mütter fallen dann in ein tiefes Loch. Man nennt das das „leere Nest-Syndrom“. Ihre ganze Identität war darauf ausgerichtet, sich um die Kinder zu kümmern. Jetzt, wo sie weg sind, wissen sie nicht mehr, wer sie sind, und fallen in eine Krise.
Oder bei uns: „Was bist du?“ – „Ich bin Hotelbesitzer.“ Das ist, was du besitzt. Aber wer bist du, wenn du zwei schlechte Saisons hinter dir hast und bankrott bist? Ein bankrotter Hotelbesitzer. Es ist schön, ein Hotel zu besitzen, das ist kein Problem. Aber ich kann meine Identität nicht darauf aufbauen, Hotelbesitzer zu sein.
Oder jemand sagt: „Ich bin Model.“ Okay, und was bist du, wenn du alt, dick und hässlich bist? Was bist du dann? Natürlich kannst du Kind Gottes sein. Ist ein Model ein Kind Gottes? Sicher, das kann es sein. Du kannst als Kind Gottes als Model dein Geld verdienen, kein Problem. Aber das ist nicht deine Identität.
So kannst du es weiterführen, egal in welchem Beruf. Die Identität darf nicht vom Beruf abhängen.
Beispiel einer jungen Frau und die Angst vor Identitätsverlust
Wir hatten mal ein Mädchen am Dauernhof, das letzte Jahr wieder bei uns war. Sie heißt Helen und ist eine ganz liebe Person. Sie kam zum ersten Mal vor vielen Jahren zu uns, da war sie erst etwa 17 Jahre alt.
Ich habe sie in Australien getroffen, als ich in Brisbane gepredigt habe. Sie kam auf mich zu und sagte: „Hans-Peter, ich möchte so gerne in Österreich bei dir am Dauernhof arbeiten.“ Sie fügte aber gleich hinzu: „Ich bin kein Christ und werde auch keiner, aber ich will trotzdem zu euch kommen.“
Ich sagte ihr, dass das im Prinzip möglich sei, sie aber ein bisschen mitmachen müsse, was wir sagen, weil es sonst schwierig werden könnte. Sie kam dann tatsächlich, ein super Mädchen, ganz lieb, hat brav mitgemacht und alles.
Doch immer, wenn ich eine Andacht hielt – wir hatten wöchentliche Treffen mit den Mitarbeitern – schaute sie nur auf den Boden, ganz still und zurückhaltend. Erst wenn die Andacht vorbei war, schaute sie wieder auf und lächelte. Das ging über ein halbes Jahr so.
Nach ungefähr sechs Monaten fragte ich sie einmal: „Helen, du bist so ein liebes Mädchen, aber kannst du mir sagen, warum du immer so negativ bist, wenn es um das Wort Gottes und um Jesus geht?“ Sie antwortete: „Das liegt daran, dass ich Angst habe, meine Identität zu verlieren, wenn ich mich auf Jesus einlasse.“
Gerade hatte ich ein Buch über Identität gelesen – Gott sei Dank, sonst hätte ich nicht gewusst, was ich sagen sollte. Ich fragte sie: „Helen, du hast Angst, deine Identität zu verlieren. Kannst du mir bitte sagen, wer du bist?“ Sie sagte: „Ich bin die Helen.“ Ich antwortete: „Nein, das ist dein Name. Wer bist du wirklich?“
Sie sagte: „Ich bin Australierin.“ Ich erwiderte: „Nein, das ist deine Nationalität. Wer bist du?“ „Ich will Krankenschwester sein“, sagte sie. Ich sagte: „Nein, das ist dein Beruf. Wer bist du?“ Dann gingen mir die Fragen aus, aber auch ihr die Antworten.
Schließlich sagte ich zu ihr: „Helen, machen wir einen Deal. Du hast gerade gesagt, du willst dich nicht auf Jesus einlassen, weil du Angst hast, deine Identität zu verlieren. Aber du weißt nicht, was deine Identität ist. Setz dich heute Abend hin und schreib auf, wer du bist. Ich möchte wissen, was du wirklich zu verlieren fürchtest.“
Sie sagte: „Okay, mache ich.“ Am nächsten Tag vergesse ich nie, wie ich zur Lecture Hall im Garten ging und sie mir entgegenkam – lächelnd und strahlend. Ich dachte, sie hat sicher etwas Wichtiges herausgefunden. Ich fragte sie: „Helen, wie sieht es aus? Wer bist du?“
Sie antwortete: „Ich bin ein Kind Gottes. Ich habe gestern viel nachgedacht. Ich wusste nicht, wer ich bin. Ich habe mein Leben Jesus gegeben und heute weiß ich, wer ich bin.“
Sie war letztes Jahr wieder bei uns, und nach 15 Jahren ist sie immer noch mit Jesus unterwegs. Wunderbar!
Der Punkt ist: Du kannst dir deine Identität nicht selbst geben. Die bekommst du von außen. Und die sicherste Identität bekommst du von Gott selbst, der dich geschaffen hat.
Identität und Verhalten
Eine andere Art, wie wir verführt werden, ist, unsere Identität über unser Verhalten zu definieren. Zum Beispiel bei der Frage: Wer bist du? Wenn jemand sagt: „Ich bin Alkoholiker“, antworte ich manchmal: „Olle Hand.“
Wenn jemand sagt, er arbeitet mit Alkoholikern – fast jedes Jahr kommt eine Gruppe zu mir, von der ich sehr viel gelernt habe, das ist ganz super – dann kann es sein, dass du ein Problem mit Alkohol hast. Aber das heißt nicht automatisch, dass du Alkoholiker bist. Denn wenn du dir selbst sagst: „Ich bin Karl und ich bin Alkoholiker“, was tut ein Alkoholiker normalerweise? Er betrinkt sich. Das ist normal. Wenn deine Identität „Alkoholiker“ ist, dann trinkst du. Was ist ganz abnormal für einen Alkoholiker? Nüchtern zu bleiben. Das ist abnormal. Und wir verhalten uns entsprechend unserer Identität.
Natürlich weiß jeder, der mit Alkoholikern arbeitet, dass der erste Schritt ist, dass der Alkoholiker sich als solcher erkennt. Aber das ist nicht die Identität für den Rest seines Lebens. Sondern: „Ich bin Karl.“
Einmal habe ich bei einer Konferenz gesprochen – das ist mir nur einmal passiert, das war extrem – da wollte jemand mit mir reden. Beim dritten Satz sagte er zu mir: „Ich bin psychisch krank und schizophren, weil ich Christ bin und regelmäßig ins Bordell gehe, jede Woche einmal zu den Prostituierten.“
Dann habe ich ungefähr eine halbe Stunde mit ihm gesprochen und festgestellt, dass er eigentlich ziemlich normal ist. Mit ihm konnte ich völlig normal, intelligent und strukturiert reden. Dann sagte ich zu diesem Mann: „Weißt du was? Ich glaube, du bist weder psychisch krank noch schizophren. Du bist ganz normal.“
Ich glaube, der Grund, warum er sich selbst als krank und schizophren einstuft, ist vielleicht folgender: Er denkt, ein Schizophrener oder psychisch Kranker geht Sonntag in die Kirche und Montag ins Bordell. Du benimmst dich nach deiner Identität.
Ein Erlebnis, das ich nie vergesse und das sehr rührend war, geschah in einer Bibelschule in England, wo ich unterrichtet habe. Dort war ein Mädchen, das auch mit mir reden wollte. Sie sagte: „Frag doch, wie es mir geht.“ Und so erzählte sie: „Es ist schön hier in der Bibelschule, aber ich bin halt krank, ich habe ADS – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Attention Deficit Disorder.“
Dann habe ich ungefähr eine halbe Stunde mit ihr geredet. Ein extrem hübsches, intelligentes und liebes Mädchen, das manchmal ein bisschen verwirrt war in dem, was sie sagte. Nach dieser halben Stunde sagte ich zu ihr: „Weißt du, was ich sehe, wenn ich mit dir rede? Ein hübsches, nettes, intelligentes Mädchen, das gerne Jesus nachfolgen will – sonst nichts.“
Am nächsten Tag kam sie zu mir, mit Tränen in den Augen, und sagte: „Du warst der Erste seit Jahren, der mir gesagt hat, dass ich normal bin.“
Ihr wurde gesagt, sie habe ADS, weil sie vielleicht nicht die besten Noten in der Schule hat und die Eltern es belastend finden. Darum müsse sie krank sein. Und sie hat das geglaubt und sich auch so verhalten.
Wir verhalten uns entsprechend unserer Identität.
Identität und Selbstbild bei Christen
Und jetzt kommen wir zu den Christen. Ich bin sicher, in diesem Raum sitzen einige, die es vielleicht nicht laut sagen, aber innerlich denken: „Ich bin ein unbegabter, unbrauchbarer, unattraktiver Christ.“
Wenn du das von dir selbst glaubst, weißt du auch, wie du dich benimmst: wie ein unbegabter, unbrauchbarer und unattraktiver Christ. Du verhältst dich entsprechend deiner Identität.
Im Alten Testament gibt es eine Passage, in der die Israeliten, die Spione, sagen: Im Vergleich zu den Bewohnern des Landes waren wir wie Grashüpfer, und wir selbst sahen uns auch so. Wenn du glaubst, ein Grashüpfer zu sein, dann bist du es zumindest in deinem Verhalten. Du übernimmst diese Identität, auch wenn du es eigentlich nicht bist.
Stell dir vor, das ist eine Lüge – die Lüge, die wir leider oft glauben. Kannst du dir vorstellen, dass Jesus vor dir steht und sagt: „Oh, hier kommt der unbegabte, unbrauchbare, unattraktive Christ, der kann auch reinkommen“? Nie!
Was denkt Gott wirklich über uns? Er sagt: „Du bist mein Kind. Für dich habe ich mein Leben gegeben, das ist das Höchste, was ich geben kann. Ich habe dich lieb, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“
Es ist so wichtig, dass wir die Wahrheit über uns selbst glauben und uns nicht von falschem Denken verwirren lassen.
Identität und Religion
Das Letzte noch, das Dritte:
Manchmal wird unter Christen die Identität durch die Religion definiert. Die Frage lautet dann: Wer bist du? Die Antwort lautet oft: Ich bin Katholik. Darauf antworte ich: Ja, das ist die Kirche, in der du groß geworden bist, aber das ist nicht, wer du wirklich bist. Denn ich kenne Katholiken, denen sind Gott und Christus völlig egal.
Dann sagt jemand anderes: Ja, genau, darum bin ich Protestant, Lutheraner. Aber was bedeutet das eigentlich? Ich kenne Protestanten, die haben keine Ahnung vom Evangelium, und auch ihnen ist es völlig egal.
Ein Dritter sagt: Darum bin ich Baptist oder gehöre zur freien christlichen Gemeinschaft. Aber was heißt das schon? Ich kenne Baptisten, die ihre erwachsene oder gläubige Taufe hinter sich haben, denen aber Jesus völlig egal ist.
Dann sagt jemand: Darum bin ich Pfingstler. Aber was bedeutet das? Heißt das, du hebst einfach die Hände ein bisschen höher? Was ist da der Unterschied? All das sind Dinge, die wir tun, und nichts davon ist schlecht. Aber das ist nicht das, was unsere wahre Identität ausmacht.
Weißt du, was Gott über dich sagt, wenn du zu ihm kommst? Er sagt nicht: Ah ja, du bist Katholik, komm rein! Oder: Pfingstler, komm rein! Wie kommen wir überhaupt zu dem Denken, dass unsere Identität vor Gott so aussieht?
Gott sagt: Mein Kind, das bist du. Als sein Kind bist du vielleicht in der katholischen, evangelischen, Pfingstgemeinde oder einer anderen Gemeinschaft, aber das ist nicht deine wahre Identität.
Ich bin in der evangelischen Kirche in Ramsar zum Glauben gekommen. Das ist meine Kirche, und ich bin extrem dankbar für meine Kirchengemeinde. Ich gehe gerne hin. Aber bitte nenne mich nicht Lutheraner. Ich bin ein Kind Gottes.
Ich bin gerne Fackelträger und leite schon seit über zwanzig Jahren. Aber nenne mich nicht nur Fackelträger – das ist okay, aber meine Identität ist eine andere: Ich bin Kind Gottes.
Ich bin gewollt, geliebt, und mein Leben hat Sinn und Ziel, weil er mein Vater, mein Freund, mein Liebhaber und mein Retter ist.
Ankommen in der Identität bei Gott
Vor ein paar Jahren war ich auf einem Vortrag eines Bergführerkollegen von mir. Er hielt einen Vortrag über die Berge, die er bestiegen hat, und auch über seine Erkundungen wilder Höhlen. Er ist Höhlenforscher und hat unter anderem Höhlen in Afrika erforscht, in denen giftige Schlangen leben. Dort würde ich persönlich nicht hineingehen, glaube ich.
Der Vortrag war wirklich beeindruckend und sehr gut. Nach dem Vortrag saßen wir noch ein bisschen zusammen. Dabei sagte ich, dass wir heute auch ein bisschen nach Abenteuer und Sinn suchen. Daraufhin antwortete er mir: „Weißt du was, ich bin ein ewig Suchender.“
Ich entgegnete ihm: „Weißt du was, das unterscheidet uns. Denn ich bin angekommen, ich bin zu Hause. Ich habe eine Heimat und ich weiß, zu wem ich gehöre.“
Daraufhin sagte er unter Tränen: „Gibt es das wirklich?“ Und ich antwortete: „Ja, das gibt es.“ Ich schickte ihm daraufhin eine Bibel und ein Buch. Seitdem habe ich nie wieder von ihm gehört. Ich weiß nicht, was er damit gemacht hat.
Ich kenne euch auch nicht so gut. Ich habe mit einigen von euch gesprochen, aber ich weiß nicht genau, wo du stehst. Wenn du ein Suchender bist, möchte ich dich heute dazu einladen, nach Hause zu kommen. Warum kommst du nicht nach Hause? Zu dem Gott, der dir deine Identität gibt – für jetzt und für ewig. Eine Identität, die sich nie ändert und immer dieselbe bleibt.
Und zwar in Jesus Christus. Dass du in Christus bist und dieses Geschenk einfach annimmst. Wenn du noch darum ringst, möchte ich dich fragen: Was hindert dich daran, ein Leben in Christus zu beginnen?
Einladung zum Glauben und Gebet
In Offenbarung 3,20 sagt Jesus: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen, und er mit mir.“
Ich möchte einfach noch gemeinsam beten. Wenn du möchtest, kannst du dich ganz auf diesen Herrn einlassen. Dann wirst du wissen, wer du bist.
Ich bete nun: Lieber Vater im Himmel, ich habe deinen Ruf an mich gehört. Ich danke dir, dass du mich nicht vergessen hast, obwohl ich dich oft vergessen habe. Ich bin meine eigenen Wege gegangen, und doch hast du mich gefunden.
Ich bekenne dir, Herr, die Schuld meines Lebens und mein Leben ohne dich. Ich möchte dich einladen, hier und jetzt mein Leben zu sein, in mir zu leben und mir die Identität zu geben, die mir niemand sonst geben kann.
In dir bin ich geborgen und zu Hause. In dir habe ich ein Gegenüber, der mich nie verlässt. Und in dir habe ich die Liebe, nach der ich mich sehne.
Herr, verwandle du mein Leben, damit es dir zur Freude und den Menschen zum Segen wird. Darum bete ich im Namen Jesu. Amen.
Fragen und Antworten zur Identität im Glauben
Wir haben, glaube ich, noch ein bisschen Zeit für Fragen und Antworten. Ist das korrekt? Gibt es irgendwelche Fragen?
Wie gestern fühlt euch völlig frei, alles zu fragen, was ihr möchtet. Traut sich niemand? Ach, schade, so einer. Bitte.
Umgang mit Zweifeln an der Kindschaft Gottes
Ja, ich habe eine Frage, und zwar: Wie verhält es sich zum Beispiel in dem Fall, dass man Gott in sein Leben eingeladen hat, dass man ein Kind Gottes sein möchte und das auch Gott gesagt hat? Man versucht, danach zu leben, aber dennoch überkommen einen öfter Zweifel, ob man wirklich ein Kind Gottes ist.
Das heißt, wie gehe ich mit diesen Zweifeln um? Ist das deine Frage? Also zweifle ich jetzt wirklich an dieser ganz grundlegenden Sache? Genau, ja.
Es ist wichtig zu verstehen: Ich bin ein Zweifler, das ist meine Natur. Gott hat mir Glauben geschenkt, dafür bin ich dankbar. Aber ich habe auch einen zweiten Begleiter bekommen, und das ist der Zweifel. Darum mache ich auch öfter Einheiten über Zweifel und wie ich damit umgehe.
Nur ganz kurz, ganz grundlegend eine Antwort: Die Tatsache, dass wir an Gott zweifeln – seiner Existenz ganz grundlegend –, das meinst du ja, der grundlegende Zweifel: Gibt es ihn überhaupt? Kann ich sein Kind sein? Und so weiter – dieser Zweifel ist völlig normal. Zweifeln ist Teil unseres Menschseins.
Der jetzt ehemalige Papst Ratzinger hat übrigens einige gute Bücher geschrieben. In einem seiner Bücher schrieb er: „Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, der wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren.“
Das heißt, Zweifel hat sowohl der gläubige Mensch als auch der Atheist. Du als Christ, als Kind Gottes, zweifelst manchmal daran: Bin ich wirklich sein Kind? Gibt es Gott wirklich? Ist alles mit Jesus wahr? Das zweifelst du manchmal an.
Der Atheist, der sagt: „Gott gibt es nicht, ich bin nur Materie, ich bin hier, und die Evolution hat mich geschaffen“, der zweifelt manchmal, ob es Gott nicht doch gibt.
Das heißt, Zweifeln ist eine Ursache oder ein Urzustand im Menschen, den man nicht wegleugnen kann. Es ist natürlich so, dass manche Menschen extrem zweifeln und andere weniger. Aber das ist wieder Persönlichkeitssache.
Ein ermutigender Vers für diejenigen von euch, die zweifeln: Im Judasbrief, das ist ein kleiner Brief vor dem Buch der Offenbarung, da steht: Gott erbarmt sich derer, die zweifeln.
Du musst dir zu deinen Zweifeln nicht noch ein schlechtes Gewissen machen, sondern im Wissen, dass Gott barmherzig mit dir ist. Er verurteilt dich nicht, weil du zweifelst. Im Gegenteil, er wird sich dir immer wieder bestätigen.
Aber das ist ein relativ großes Thema. Nur mal so viel zu deiner Frage: Fühl dich nicht abnormal, wenn du zweifelst. Du bist in guter Gesellschaft.
Warum gibt es falsche Lehren und enge Gemeinschaften?
Da ist noch eine Frage, bitte. Ich habe eine Frage, die mir gestellt wurde und auf die ich keine wirkliche Antwort wusste. Und zwar knüpft das ein bisschen an das an, was wir gestern gehört haben: Warum lässt Gott es zu, dass in manchen christlichen Gemeinschaften oder Kirchen der Weg zum wahren Glauben eigentlich verbaut wird? Indem irgendwelche Verhaltensweisen gepredigt werden und die Auslegung so ganz eng gefasst wird – quasi im Sinne von gesetzlichen Vorschriften, was man tun darf und was nicht.
Die Frage ist natürlich: Warum lässt Gott das zu? Das heißt, wenn man es so direkt nimmt, ist Gott schuld daran. Wenn ich das so frage: Warum lässt Gott das zu? Weil er könnte es ja anders machen. Das steckt hinter der Frage.
Nun, könnte man das über viele Dinge sagen? Nicht nur: Warum lässt Gott zu, dass es falsche Lehre gibt? Die gab es ja bereits in der Bibel. Darum hat Paulus viel gegen die falschen Lehrer predigen müssen. Die gab es immer. Jesus hat ebenfalls gegen die falschen Lehrer gepredigt. Also ist das keine neue Erscheinung, das war immer so, und das wird es auch immer geben.
Man könnte die Frage aber viel weiter spannen: Warum lässt Gott zu, dass dieser Idiot, der das Mädchen vergewaltigt hat, so etwas tut? Das kann man ja weiterspinnen. Das ist ein großes Thema. Aber ich will dir nur eine kurze Antwort geben, denn darüber könnten wir eine oder zwei Stunden reden.
Wir können sagen, dass es Lüge, falsche Lehre, Ungerechtigkeit und Leid in dieser Welt gibt – das wird in der Bibel bestätigt. Ich habe gerade vorher mit jemandem gesprochen, der mir oft die Anschuldigung macht: „Ich kann nicht an einen Gott glauben bei all dem Leid, das es gibt.“ Andere könnten sagen: „Ich kann nicht an Gott glauben bei all den Denominationen, die es gibt, den Konfessionen.“
Wisst ihr übrigens, wie viele christliche Konfessionen es auf der Welt gibt? Ungefähr 40.000. Aber das ist egal – es sind ziemlich viele. Der eine ist mit der Auslegung des anderen nicht ganz einverstanden und macht aus seiner eigenen Sicht einen eigenen Club auf. So gibt es diese Menge an Konfessionen.
Dass es das gibt, wissen wir aus der Bibel, denn wir leben in einer gefallenen Welt, nicht in einer vollkommenen Welt. Die Welt, in der wir leben, ist gefallen – das sagt die Bibel. Im Römerbrief Kapitel 8 lesen wir, dass die ganze Schöpfung „schreit nach Erlösung“. Ja, genau, auch diese engen Lehren, die wir erleben, schreien nach Erlösung, nach Freiheit. Das stimmt.
Universell, weltweit gesehen, all das Chaos, das wir haben, kann ich vollkommen mit der Bibel einordnen. Was ich nicht verstehe und worauf ich keine Antwort geben kann, ist individuelles Leid.
Warum hat ein Mensch – ich gehe jetzt auf deine Frage ein – das Vorrecht, in einer liebevollen, freien, christuszentrischen Gemeinde beheimatet zu sein, in der er aufblühen kann? Und warum muss ein anderer gleichaltriger, ebenso lieber Mensch in einer Gemeinschaft aufwachsen, in der er unterdrückt und limitiert wird und ganz eng aufwachsen muss?
Warum das individuell so ist, kann ich dir nicht beantworten. Ich kann dir auch nicht erklären, warum ich in Österreich geboren werde, wo es zufällig einen gläubigen Jugendleiter gab, und nicht in Palästina als muslimisches Kind, wo ich mit Judenhass und Christenhass aufgezogen würde. Das weiß ich nicht.
Aber die universelle Frage, die erklärt uns die Bibel. Universelles Leid kannst du erklären, individuelles Leid nicht. Individuelles Leid kannst du nur mittragen. Weinet mit denen, die weinen, lachet mit denen, die lachen.
Und wenn du jemanden kennst, der in so einer Gemeinschaft beheimatet ist und darunter leidet, dann sag ihm von der Freiheit durch Christus. Das ist deine Verantwortung: mit ihm leiden, mit ihm lachen und ihm einen Weg in die Freiheit zeigen. Das ist es.
Die Fragen, die ihr stellt, sind extrem komplex. Tut mir leid, dass ich da nicht mehr sagen kann.
Bleibt man Kind Gottes trotz Distanz zu Gott?
Du hattest gesagt, der Satan kann mich nicht mehr haben, wenn ich einmal mein Leben Jesus gegeben habe und ein Kind Gottes bin. Wenn ich dann aber über längere Zeit durch verschiedene Umstände in meinem Leben einfach nicht in christlichen Kreisen verkehre oder nicht in die Gemeinde gehe, sehr wenig Gottesdienst besuche, früh mitgehe und stattdessen abends viel ausgehe, dann stellt sich mir die Frage: Bin ich dann immer noch Kind Gottes? Oder ist es so, dass er sagt: „Ja, du hast jetzt vier, fünf Jahre dich nicht um mich gekümmert, ich war dir egal.“ So wie wenn ich jetzt einen Freund habe, um den ich mich lange nicht kümmere, dann ist er irgendwann an dem Punkt. Ist das bei Gott auch so? Oder bleibe ich für immer in seiner Hand, wenn ich das einmal so beschlossen habe oder mir gewünscht habe?
Ja, genau. Deine Frage ist im Prinzip: Kann man sein Heil verlieren? Kann man die Kindschaft Gottes wieder verlieren oder nicht?
Nun, du kannst es so vergleichen: Ich habe ja selber drei Kinder, und du bist ja, nehme ich an, der Sohn von Eltern, ziemlich sicher. Zum Beispiel mein ältester Lukas. Angenommen, der Lukas schreibt mir jetzt einen Brief nach 22 Jahren treuer Pflege unsererseits. Er schreibt: „Vater, ich nenne dich ab heute nicht mehr Vater, weil du bist mir völlig egal. Ich hau ab, ich ändere meinen Nachnamen und Vornamen auch. Ich sage euch nicht, wo ich hingehe, ihr werdet mich nie mehr sehen. Du bist nicht mehr mein Vater.“ Und ich schreibe zurück: „Das ist super, so geht es mir auch mit dir. Ich ändere meinen Namen sicherheitshalber auch noch mal und ziehe weg.“
Könnten wir das tun? Selbst das würde nichts daran ändern, dass er mein Sohn bleibt, weil er mein Sohn ist. Und seht ihr, bei Gott und dir oder jedem anderen Kind ist es sogar so, dass selbst wenn wir untreu sind, er treu bleibt.
Ich bringe auch oft den Vergleich: Ich bin jetzt 25 Jahre verheiratet mit meiner Frau. Das heißt aber nicht, dass unsere Zeit immer super war. Es gab Tage, da haben wir kaum miteinander geredet, weil sie ja glaubte, ich sei doof, und umgekehrt oder unverständlich oder was auch immer. Und dann haben wir uns wieder versöhnt. Dann hat sie gesagt: „Hannelore, jetzt heiraten wir wieder, das ist so super.“ Nein, wir mussten nicht wieder heiraten. Wir waren immer verheiratet, auch in den Zeiten, in denen wir emotional getrennt waren.
Als Ehemann bin ich geblieben. Es ist für mich eine Hilfe, immer zwischen Position und Beziehung zu unterscheiden. Wenn meine Position Ehemann ist, dann bleibe ich in dieser Position, auch wenn unsere Beziehung wackelt. Ich bleibe immer Ehemann.
Dasselbe würde ich über das Kind Gottes sagen: Du bist Kind Gottes, das ist deine Position. Aber deine Beziehung zu Jesus geht halt mal auf und ab, und das ist Teil des Lebens.
Ich bin so dankbar, dass Gott genug Gründe gehabt hätte, sich von mir abzuwenden – jetzt menschlich gesehen. Und das führt zu weit, es gäbe so viel zu sagen. Die Liebe Gottes, die Liebe Christi ist so groß, dass wir sie nicht begreifen können.
Die unermessliche Liebe Christi
Nein, jetzt schlagt ihr die Bibel auf. Ich muss euch das zeigen. Schlagt mal auf Epheser Kapitel 3 auf, denn das ist mein Lieblingsgebet von Paulus.
Epheser Kapitel 3 – wenn wir etwas über die Liebe Jesu erfahren wollen, die äußerste Liebe, nennt man das in der Theologie eine Spitzenaussage, die nicht übertroffen werden kann. Ich lese euch das Gebet vor. Es ist ein ewig langer Satz von Paulus, aber ich werde ihn so kurz machen, dass es jeder versteht.
Epheser 3,14: Eines der vier Gebete des Paulus schreibt er: „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf der Erde benannt wird. Er gebe euch“, das heißt, er gebe euch Christen in Ephesus, „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen.“
Wir haben in den letzten Tagen viel vom inneren Menschen gesprochen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid. Damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist.
Und jetzt kommt mein Lieblingssatz: „Und zu erkennen, die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.“
Paulus betet hier. Ich sage jetzt den Satz auf normaldeutsch und kurz: Er sagt: „Ich bete für euch um die Kraft des Heiligen Geistes.“ Übrigens, früher hätte er gedacht: Kraft des Heiligen Geistes, das brauche ich, damit ich Kranke gesund mache, Dämonen austreibe und Tote auferwecke und so weiter.
Paulus sagt: „Ich bete um die Kraft des Heiligen Geistes.“ Wisst ihr, wozu du die Kraft des Heiligen Geistes brauchst? Um zu erkennen, was die Erkenntnis übersteigt. Wie kannst du etwas erkennen, was die Erkenntnis übersteigt? Schwierig, oder? Dazu brauchst du die Kraft des Heiligen Geistes.
Und wisst ihr, was die Erkenntnis übersteigt? Die Liebe des Christus. Und dazu brauchst du die Kraft des Heiligen Geistes, um diese Liebe richtig zu erfassen. Darum sagt er auch: „Ich bete, dass ihr erkennt, zu erfassen die Breite und die Länge, die Höhe und die Tiefe.“
Das sind vier Dimensionen. Wir können nicht in vier Dimensionen denken, das geht nicht. Wir leben in drei Dimensionen, eigentlich dreieinhalb. Das heißt, wir haben die Länge – die kann ich so gehen, die kann ich so gehen, eine Dimension. Dann habe ich die Breite – kann ich so gehen, kann ich so gehen. Dann habe ich die Höhe – kann ich runtergehen, raufgehen. Aber ich habe keine vierte mehr.
Es gibt nur eine halbe, die Zeit. Wir leben in einer Raumzeit-Dimension, aber Zeit ist nur eine halbe Dimension, weil wir sie nur halb erleben. Du kannst nur nach morgen leben, und du kannst dich nur an gestern erinnern. Das heißt, du kannst nicht nach gestern leben – halbe Dimension.
Falls sich jemand an morgen erinnert, komm nachher zu mir, ich bete für dich. Dann hast du ein Problem.
Aber hier ist der Punkt: Die Liebe Christi ist so einzigartig, dass wir sie mit unserem dreidimensionalen Gehirn in dem Universum, in dem wir leben, nicht erfassen können. Es ist eine Erkenntnis, die die Erkenntnis übersteigt, und dazu brauchst du den Heiligen Geist.
Diese Liebe begeistert mich so von Jesus. Das ist der Grund, warum ich so gerne sein Kind bin. Ich kann sie nie ganz erfassen, ich kann mich nur darin wohlfühlen.
Und wisst ihr, was das in mir bewirkt hat, als ich erkannte, wie lieb Jesus mich hat, dass ich gar nicht begreifen kann? Seitdem bin ich so gerne sein Kind und folge ihm nach.
Und wisst ihr, was das Schöne ist? Wenn du die Liebe Christi begreifst durch den Heiligen Geist, dann verliert die Sünde ihre Macht. Warum soll ich noch sündigen? Gib mir einen Grund!
Wenn du die Liebe Jesu erfasst, warum solltest du noch sündigen? Der Grund, warum der natürliche Mensch sich wehrt gegen die bedingungslose Liebe Gottes, ist, weil die Sünde dann immer noch einen Halt an dir hat.
Das ist eine ganz faszinierende Sache, aber das nur nebenbei.
Weitere Fragen zur Kindschaft Gottes
Eine Frage noch, und dann, glaube ich, lassen wir es. Gibt es noch eine? Da hinten ist noch jemand.
Ich habe noch einmal eine Frage zum Kindsein Gottes. Du hattest ja gerade diesen Vergleich gebracht, dass wir auch immer Kinder unserer Eltern sind. Du hast aber vorhin gesagt, dass sich Nichtchristen von den Geschöpfen Gottes unterscheiden und wir Kinder Gottes sind. Sind wir jetzt schon immer Kinder Gottes gewesen, oder werden wir erst in Christus praktisch neu geboren, als wir uns für Gott entschieden haben?
Ich würde das grob so sagen: Ein Mensch, der nicht in Christus ist, wird der natürliche Mensch genannt. Er ist ein geliebtes Geschöpf Gottes. Dass jeder Mensch geliebt ist, steht außer Frage. So sehr hat Gott die Welt geliebt – nicht nur Israel, nicht nur die Christen –, so sehr hat Gott die Welt geliebt. Das griechische Wort für Welt ist Kosmos, und es steht für eine gottesfeindliche Welt. Diese Welt hat Gott immer geliebt. Das ist wesentlich zu erfassen.
Das heißt: Gott liebt jeden Menschen als sein Geschöpf. Kind wirst du aber erst durch die Wiedergeburt. Das wird bei Nikodemus sehr deutlich. Nikodemus war ein guter, gesunder Mann. Jesus sagte zu ihm: „Wenn du nicht vom Geist geboren wirst, kannst du nicht ins Himmelreich kommen.“ Warum? Weil Gott Geist ist. Wenn wir mit Gott kommunizieren wollen, müssen wir aus dem Geist geboren werden. Und das macht dich zum Kind Gottes in diesem Sinne.