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Nimm Gott zum Vorbild!

Geisterfülltes Leben ist konkret und unkompliziert, Teil 1/4, Epheser 5,1-2

Nimm Gott zum Vorbild!

(Epheser-Brief 5,1-2)

Einleitende Gedanken

Wie sollen wir als Christen unser Leben gestalten, damit es als geisterfülltes Leben bezeichnet werden kann? Ist diese Frage schwierig zu beantworten? Könntest du sie in einem Satz beantworten? Der Prophet Jeremia würde vielleicht so antworten: „Dir, Herr, kommt es auf Treue und Zuverlässigkeit an!“ Jer.5,3. Wer treu und zuverlässig gegenüber Gott ist, führt ein geisterfülltes Leben, würde Jeremia vielleicht sagen. Jedenfalls gibt es viele Bücher, die sich mit geisterfülltem Leben beschäftigen. Am liebsten wäre es uns, wenn es eine einfache messbare Formel gäbe, eine Art Rezept, das wir befolgen könnten im Stil von: Bete jeden Morgen 5 Minuten und am Abend vor dem Schlafen 2 Minuten. Besuche, wenn immer möglich, den Gottesdienst und die Gebetsstunden. Tust du das, dann kannst du dich zu den Christen zählen, die ein geisterfülltes Leben führen. Natürlich ist uns klar, dass das so nicht funktionieren kann und diese Art der Glaubenspraxis nicht zwangsläufig zu einem geisterfüllen Leben führen wird. Jedem Christen ist klar, dass er ein geisterfülltes Leben führen sollte, nur wissen wir oft nicht, wie ein solchen Leben aussieht. «Geisterfüllt» hat einen unfassbaren mystischen Klang und wenn ich eher zu den nüchternen Menschen gehöre, scheint dieses Ziel unerreichbar zu sein. Unsere hektische Lebensweise und die ständigen Herausforderungen in Beruf und Familie lassen ein solchen Leben gar nicht zu – denken wir. Die Ansprüche, die wir meinen erfüllen zu müssen, sind für uns zu hoch. Wir stecken in einem frustrierenden Dilemma fest, von dem, was wir sollten und wollten und es doch nicht schaffen. So kann es sein, dass wir uns damit abfinden, dass unser Christsein auf Sparflamme läuft. Und wir haben keine Ahnung, wie wir das ändern könnten. Es kann aber sein, dass wir Erwartungen an uns stellen, die Gott gar nicht hat. Vielleicht sieht geisterfülltes Leben ganz anders aus, als wir uns das vorstellen. Vielleicht lebst du schon lange ein geisterfülltes Leben, ohne dir dessen bewusst zu sein. In meiner persönlichen Bibellese bin ich auf einen interessanten Abschnitt gestossen. Jeremia fragte sich, woran es wohl liegen könnte, dass seine Landsleute so leben, als würde Gott nicht existieren. Er meinte: „Ich hatte gedacht: Gewiss sind nur die einfachen Leute so; die handeln verkehrt, weil sie nicht wissen, was der HERR von ihnen erwartet und was in seinen Augen recht ist.“ Jer 5,4. Unwissenheit kann dazu führen, dass man im Leben falsche Entscheidungen trifft. Jeremia überlegte weiter: „Ich muss die Gebildeten ansprechen, sie werden es bestimmt wissen. Aber gerade sie haben Gott den Gehorsam aufgekündigt und sich von ihm losgerissen, als wären seine Gebote nur eine lästige Fessel.“Jer.5,5. Es liegt also nicht allein am Wissen. Es nützt nichts, wenn wir wissen, was Gott gefallen würde. Wir müssen es tun! Diese gebildeten Leute wussten alles, aber sie wollten nicht auf Gott hören. Sie empfanden seine Gebote als lästige Fessel, von der sie sich lösen wollten. Also – es liegt nicht allein am Wissen. Wissen ist zwar die Grundlage unserer Handlungen. Doch ich muss mich entscheiden, ob ich entsprechend meinem Wissen handeln will. Übrigens ist es nicht schwierig herauszufinden, was Gott will, was ihm gefällt. Deshalb bin ich überzeugt, dass geisterfülltes Leben konkret und unkompliziert ist. Man muss nicht intellektuell sein. Jeder Mensch kann ein geisterfülltes Leben führen. Das möchte ich euch mit dieser neuen Serie aufzeigen, in der wir uns mit einem weiteren Abschnitt im Epheserbrief beschäftigen werden: Epheser-Brief Kapitel 5, die Verse 1-20. Ich behaupte nicht, dass es immer einfach sein wird und geistliches Leben sich automatisch in unserem Leben ereignen würde. Aber was ich euch in dieser Serie aufzeigen will ist: Geisterfülltes Leben ist konkret und unkompliziert! Es gibt keine mystischen Praktiken, für die man eine bestimmte Weihe benötigt. Es gibt ganz konkrete Schritte, die wir tun können und die völlig unkompliziert sind. Jeder Mensch kann das verstehen und jeder kann es tun. Die einzige Frage – und das ist das einzige, was an der Sache kompliziert sein könnte – das sind wir selbst, denn die Entscheidung, ob ich diese konkreten und unkomplizierten Schritte tun will, liegt bei mir. Die Frage ist also nicht, ob wir es tun könnten, oder ob wir dabei überfordert wären. Die einzige Frage ist, ob ich diese konkreten und unkomplizierten Schritte tun will. Beginnen wir mit den ersten beiden Versen dieses Abschnittes. Ich habe diesen beiden Versen einen Appell als Überschrift gegeben: Nimm Gott zum Vorbild! Zuerst lese ich die beiden Verse aus der revidierten Lutherbibel (2017). Paulus schreibt:

„So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Eph.5,1–2.

Sei Gottes Nachahmer!

Das vorhergehende Kapitel vier des Epheserbriefes endet mit einer Aufforderung, die wir vermutlich ziemlich herausfordernd finden: „Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ Eph.4,32. Kein Geringerer als Gott ist unser Vorbild in Freundlichkeit, Herzlichkeit und Vergebung. Wenn wir uns vergeben, dann soll das in derselben Qualität sein, wie uns Gott durch Christus vergeben hat. Paulus setzt damit die Messlatte ganz schön hoch! Und dann beginnt er seinen nächsten Gedankengang und macht unmissverständlich klar, dass er diese Messlatte keinesfalls tiefersetzen will. Das kann auf uns beunruhigend wirken, sind wir es uns doch gewohnt, wenn so hohe Anforderungen an uns gestellt werden, dass sie im gleichen Atemzug relativiert werden. So im Stil: Ja – wir sollten einander Vergeben, wie Gott uns durch Christus vergeben hat, aber wir sind ja nicht Gott, sondern Menschen und deshalb wird uns das in dieser vollkommenen Weise nicht gelingen. Gott weiss das, trotzdem sollten wir danach streben. Oder der Klassiker: Wir sollen einander vergeben wie Christus uns vergeben hat, aber das schaffen wir nicht, aber Christus in uns schafft das. Und damit ist auch klar, wer schuld ist, wenn wir es nicht schaffen: Christus. Das sind Aussagen, die wir lieben!? Sie wirken so beruhigend und fördern uns in unserer Trägheit. Doch Paulus macht das praktisch nie so. Er relativiert nicht und delegiert die Verantwortung für unser Verhalten und unsere Entscheidungen nicht an Gott. Im Gegenteil, er vertieft und präzisiert seine Aussagen. Er spitz sie zu und fordert: „So ahmt nun Gott nach!“ Eph.5,1. Übrigens das einzige Mal im Neuen Testament, wo wir direkt dazu aufgefordert werden Nachahmer Gottes zu sein. Nehmt euch Gott zum Vorbild, übersetzen andere Bibeln. Das ist richtig übersetzt, aber mir gefällt die Übersetzung der Lutherbibel besser: „So ahmt nun Gott nach!“ Eph.5,1. Oder man könnte auch sagen: Werdet Nachahmer Gottes. Das griechische Wort für Nachahmer wird euch bekannt vorkommen: mimetes. Mime wird von diesem griechischen Wort abgeleitet und es beschreibt einen Menschen, der Worte oder Verhalten eines anderen nachmacht. Paulus will damit sagen, dass wir Gott nachmachen sollen – ihn nachahmen. Dieser Gedanke ist gar nicht neu, denn eine ähnliche Aufforderung begegnet uns schon ganz früh im Alten Testament. Gott erklärte seinem Volk die moralischen Verhaltensregeln und begründete die Wichtigkeit der Einhaltung dieser Vorschriften ganz einfach damit: „Ich bin der HERR, der euch aus Ägyptenland geführt hat, dass ich euer Gott sei. Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig.“ Lev.11,45. (1.Petr.1,15-16). Die Israeliten mussten durch ihr Verhalten Gott in gewisser Weise ähnlich werden – ihn nachahmen, denn er ist heilig und sie sollen auch heilig sein. Auch Jesus geht selbstverständlich davon aus, dass wir Gott nachahmen sollten. Er sagte über die Feindesliebe: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Mat.5,44–45. Wer seine Feinde liebt, ist ein Nachahmer Gottes und macht damit deutlich, dass er ein Kind Gottes ist. Jesus beendet diesen Gedankengang mit einer Zuspitzung: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Mat.5,48. Wir sehen, was Paulus fordert ist gar nicht neu und auch nicht aussergewöhnlich. Es ist eigentlich selbstverständlich. Haben wir Gottes Liebe kennengelernt, dann sollte es ganz normal sein, dass wir diese Liebe nachahmen. Natürlich will Paulus damit nicht sagen, dass wir wie Gott werden sollten. Kein Mensch wird je wie Gott werden. Das ist unmöglich. Wer wie Gott werden will, der will Gott seinen Platz streitig machen. Das ist Rebellion gegen Gott. Das ist die grösste mögliche Sünde, die ein Mensch tun kann. Deshalb stellt Paulus die Aufforderung Gott nachzuahmen in einen Zusammenhang, der diesen Gedanken, dass wir Gott gleich werden müssten, gar nicht erst aufkommen lässt. „So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder.“ Eph.5,1. Das Verhältnis ist also gegeben. Gott ist und bleibt Gott und wir sind und bleiben seine geliebten Kinder. Wir müssen also nicht wie Gott werden, denn das ist ganz und gar unmöglich. Wir sind seine Kinder und tun das, was Kinder tun, wir imitieren unseren Vater. Wir lernen von ihm. Wir ahmen seine guten Eigenschaften nach, aber wir bleiben seine Kinder und er ist unser Gott. Welche Eigenschaft Gottes wir in besonderer Weise nachahmen sollten, erfahren wir im nächsten Vers.

Lebe in der Liebe!

Es ist die Liebe, die wir nachahmen sollen. Liebe ist ein Wort, das bei uns viele Vorstellungen und Gefühle hervorruft. Paulus war sich dessen bewusst, wie verschieden die Vorstellungen der Menschen sind, wenn sie von der Liebe hören. Deshalb überlässt es uns Paulus nicht, diesen Begriff zu füllen. Er will sicher gehen, dass wir verstehen, von welcher Art der Liebe er spricht: „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Eph.5,2. Es geht also nicht um Gefühle, Schmetterlinge und Verliebtheit. Die Liebe, von der Paulus spricht, ist eine Tat. Jesus, der uns so sehr geliebt hat, dass er bereit war, sich selbst an uns zu verschenken, indem er sich für unsere Schuld verspotten und hinrichten liess. Seinen Jüngern sagte Jesus einmal: „Niemand hat grössere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Joh.15,13. Genau das tat Jesus für uns. Und er scheute sich nicht, von seinen Jüngern diese aufopfernde Liebe zu fordern. Er sagte ihnen: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.“ Joh.15,12. Gottes Liebe, die wir nachahmen sollen, ist eine aufopferde Liebe. Eine Liebe, die nicht das eigene Wohlergehen sucht, sondern das Wohlergehen des anderen. Liebe, die sich verschenkt, so wie es Gott selbst tat, indem er seinen Sohn für uns gab. „Denn Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Joh.3,16. Wie tragisch, wenn Menschen sich dieser Liebe Gottes verschliessen und das Risiko eingehen verloren zu gehen. Sie sind zu stolz, um sich vor diesem liebenden Gott zu demütigen und sich ewiges Leben schenken zu lassen! Dieses Geschenk muss angenommen werden, denn wahre Liebe kann nur einladen. Würde sich die Liebe mir aufdrängen und mich in Besitz nehmen, dann wäre es keine Liebe. Wahre Liebe lädt ein und respektiert die Entscheidung des Eingeladenen. Jedenfalls ist die Liebe Gottes nirgends sichtbarer und greifbarer als dort, wo Gott seinen Sohn für unsere Sünden sterben liess. Deshalb schreibt Johannes in seinem Brief. „Das ist das Fundament der Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühneopfer für unsere Sünden zu uns gesandt hat.“ 1.Joh.4,10. Das Kreuz ist der eindeutige Liebesbeweis Gottes. Deutlicher konnte er seine Liebe zu uns nicht zeigen. Das Opfer seines Sohnes hat ihm so gefallen, dass Paulus eine Aussage aufgreift, die uns im Alten Testament oft begegnet, wenn gesagt werden soll, dass ein Opfer Gott gefallen hat. Paulus schreibt: „Christus hat uns geliebt und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Eph.5,2. Gott freute sich über dieses Opfer. Und Gott freut sich darüber, wenn wir diese Liebe nachahmen. Das gilt übrigens auch in unseren Ehen, denn Paulus weist dort nochmals darauf hin, dass wir Jesus nachahmen sollen: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben.“ Eph.5,25.

Schlussgedanke Die Latte ist hoch gesetzt. Ich habe auch nicht gesagt, dass ein geisterfülltes Leben immer leicht sei. Ich sage nur, dass es konkret und unkompliziert ist. Gott freut sich, wenn wir seine Liebe nachahmen. Paulus schreibt den Christen in Philippi, die ihm eine Gabe zukommen liessen folgendes: „Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.“ Phil.4,18. Nehmen wir es uns zu Herzen und werden Nachahmer Gottes! Nehmen wir die Aufforderung von Paulus ernst und versuchen wir sie nicht zu relativieren! „So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ Eph.5,1–2. Das ist konkret und unkompliziert, aber nicht immer einfach. Und in den nächsten Abschnitten dieser Serie, wird es noch konkreter und es bleibt unkompliziert.