Herr, du hast unter Nehemia dein Volk erneuert. Wir brauchen diese Erneuerung besonders in deiner Gemeinde und auch in unserem eigenen Leben.
Irgendwann haben wir einmal einen Anfang mit dir gemacht. Jetzt ist es Zeit, dass Erneuerung geschieht. Du musst den Grund wieder freilegen, befestigen und die Mauern bauen.
Hilf uns, dass wir erkennen, was jetzt notwendig ist. Amen!
Einführung und Kontext zu Nehemia
Nehemia 8 – Hier finden Sie eine kurze Erklärung zu Nehemia.
Bei Kapitel 7, das wir jetzt überspringen, handelt es sich hauptsächlich um Listen. In diesem Kapitel werden vor allem verschiedene Listen aufgeführt. Es wird zum Beispiel noch einmal dargestellt, wie groß die Gemeinde war. Die ganze Gemeinde zählte insgesamt 42.000 Personen. Dann werden die Sklaven, die Rosse, die Maultiere und die Esel erwähnt. Außerdem werden die Gaben aufgezeichnet. Es ist schön, dass in der Bibel solche Details sorgfältig festgehalten werden.
Am Anfang von Kapitel 7 wird außerdem die Einsetzung von Hanani, dem Bruder Nehemias, und dem Burgvogt Hananja beschrieben. Sie achten darauf, dass die Stadt bewahrt wird, indem sie Wachen aufstellen. Es ist wichtig, dass die Gemeinde geschützt wird.
Wir haben immer wieder gesehen, dass der Aufbau Jerusalems ein Beispiel dafür ist, wie Gemeinde gebaut wird. Wenn wir in Verantwortung gesetzt sind – sei es, dass wir eine Jugendgruppe leiten, eine Sonntagsschul-Kindergruppe betreuen oder für andere Menschen im Hauskreis verantwortlich sind –, soll das ein Zeichen dafür sein, wie wir strategisch planen sollten. Es geht darum, wie wir organisieren können, wie wir vorgehen und wie wir dafür sorgen, dass Wachen eingesetzt werden, damit die Gemeinde bewahrt bleibt und der Feind nicht eindringen kann.
Die Versammlung und das Gesetzeslesen
Als nun der siebte Monat herangekommen war und die Israeliten in ihren Städten waren, versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz vor dem Wassertor. Sie sprachen zu Ezra, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch des Gesetzes des Mose holen, das der Herr Israel geboten hatte.
Ezra, der Priester, brachte das Gesetz vor die Gemeinde – Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten – am ersten Tag des siebten Monats. Er las daraus auf dem Platz vor dem Wassertor vom lichten Morgen bis zum Mittag vor Männern und Frauen und allen, die es verstehen konnten. Die Ohren des ganzen Volkes waren dem Gesetzbuch zugewandt.
Der Schriftgelehrte stand auf einer hölzernen Kanzel, die sie dafür gemacht hatten. Neben ihm standen Mathitja, Shema, Anaja, Uriah, Hilkiya und Masseja zu seiner Rechten. Zu seiner Linken standen Bedaia, Mischael, Malkia, Haschum, Haschbadana, Secharja und Meschulam.
Ezra tat das Buch vor aller Augen auf, denn er überragte das ganze Volk. Als er es auftat, stand das ganze Volk auf. Ezra lobte den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen! Sie hoben ihre Hände empor, neigten sich und beteten den Herrn mit dem Angesicht zur Erde an.
Die Leviten Jeshua, Bani, Scherepja, Jamin, Akub, Schabetai, Hodia, Maasea, Kelita, Asaja, Josabath, Hanan und Pelaja unterwiesen das Volk im Gesetz. Das Volk stand dabei auf seinem Platz.
Die Bedeutung jedes Einzelnen im Dienst der Gemeinde
Weil jeder Name vor Gott seine Bedeutung hat, wird nicht danach gewertet, welches Amt jemand innehat. Jeder von uns muss sein Amt kennen. Wo braucht mich Gott? Wenn Sie es nicht wissen, sprechen wir in der Seelsorge darüber.
Wo ist mein Amt? Das ist etwas Bewegendes. Wenn ich an einem Sonntagmorgen sehe, dass wir keinen Gottesdienst durchführen könnten unter den bedrängten Nöten, wenn nicht wenigstens dreißig Personen fest auf ihrem Amt stehen – von den Begrüßern bis zu denen, die am Kassettenapparat stehen, bis zu dem, der das Video bedient und danach nach dem Opfer schaut – dann ist das etwas Großes.
Das sind all die Ämter, die dazugehören, damit Gott reden kann. Sonst geht das nicht, und das ist nicht gering. Wie oft habe ich schon gesagt, wie wichtig es ist, beim Essenkochen dabei zu sein, beim Saalrichten, beim Aufbau, bei den Blumen und beim Mikrofon.
Es gibt immer wieder Leute, die sagen: „Ich bin zu gut für all das.“ Dann sagen sie, sie wissen nicht, wo sie gebraucht werden. Am Ende wundern sie sich, dass ihr Leben leer ist, weil sie zu stolz sind, um einen niedrigen Dienst zu tun.
Die Auslegung des Gesetzes und die Reaktion des Volkes
Und sie legten das Buch des Gesetzes klar und verständlich aus, sodass man verstand, was gelesen worden war. Nehemia, der Statthalter, Esra, der Priester und Schriftgelehrte, sowie die Leviten, die das Volk unterwiesen, sprachen zu allem Volk:
„Dieser Tag ist heilig dem Herrn, eurem Gott. Darum seid nicht traurig und weint nicht.“
Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. Darauf sprach er zu ihnen:
„Geht hin, esst fette Speisen und trinkt süße Getränke! Sendet auch davon zu denen, die nichts für sich bereitet haben. Denn dieser Tag ist heilig unserem Herrn. Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Die Leviten trösteten das ganze Volk und sprachen:
„Seid still, denn der Tag ist heilig. Seid nicht bekümmert!“
Dann ging das ganze Volk hin, um zu essen, zu trinken und davon auszuteilen. Sie feierten ein großes Freudenfest, denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte.
Die Herausforderung der inneren Erneuerung der Gemeinde
Nun kommen wir an den Punkt, an dem es um die Erneuerung der Gemeinde von innen heraus geht. Das ist immer das Schwierigste. Wie macht man das?
Wir spüren, dass dies heute sicher am dringendsten nötig ist. Viele Kirchen entleeren sich, selbst in den verantwortlichen Kreisen fehlt oft die Gottesfurcht. Bibelwissen geht verloren, und Gebet spielt kaum noch eine Rolle.
Dabei reden wir nicht einfach zum Fenster hinaus – es geht ja um uns. Wie steht es um Ihre stille Zeit? Sind Sie noch wirklich dabei, oder finden Sie morgens nur noch Zeit, um die Bildzeitung zu lesen oder Ähnliches?
Haben Sie wirklich Zeit, morgens – egal wann Sie anfangen? Selbst wenn es um fünf Uhr losgeht, macht es nichts. Schon um halb fünf können Sie Zeit finden, still vor Gott zu sein und Ihr Leben zu ordnen. Hören Sie noch das Wort Gottes?
Die Bedeutung des Gesetzes und der biblischen Ordnungen
Es gibt heute viele gefühlskräftige Christen, die sagen, es gehe um wunderbare Erlebnisse und Gefühle. Kann Gott sie wirklich ansprechen?
So beeindruckend, wie es der Doktor Bruce Adams am Sonntag erzählt hat: Er berichtete, wie die Gemeindeältesten ganz verzweifelt waren, als die kommunistische Regierung in Äthiopien die Kirchen schloss. Zunächst wollte sich der Prediger vielleicht dagegen auflehnen, doch dann erinnerte er sich an Jesu Worte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind.“
Daraufhin sagte er: „Jetzt gehen wir in die Häuser und machen überall eine Anbetungsstätte Gottes – in jeder Hütte, die wir haben.“ Durch diese Gemeindeerweckung, bei der er seine neuen Leiter einteilte, begann die Gemeinde, sich an zwanzig Orten neu zu verteilen und zu wachsen. Er berichtete, dass die Anzahl der Christen heute ein Vielfaches dessen ist, was es vor der Schließung der Kirche war.
Aber wo kann Gott wirklich mit uns reden? Es geht doch nicht nur um Gefühle. Am Sonntag wurde zwar schön und nett gepredigt, doch entscheidend ist, ob die Menschen wirklich mit Gott in Verbindung sind. Ob Gott sie erschüttert, ob sein Wort sie trifft und korrigiert. Ob sie sagen können: „Mir ist etwas Neues klar geworden, ich weiß, was ich tun muss.“
Gefühle können sie auch haben, wenn sie im Schwimmbad ihre Bahnen ziehen. Das ist auch schön, wenn sie auf einen Berg steigen und den Sonnenaufgang erleben. Auch dann haben sie schöne Gefühle.
Worauf es ankommt, ist, dass Gott uns trifft – nicht nur die Gefühle. Gottes Wort soll uns treffen. Und genau das geschah bei der Verlesung des Gesetzes.
Das Gesetz im Alten Testament als Lebensrahmen
Die meisten Christen haben eine falsche Vorstellung vom Gesetz des Alten Bundes. Es war schön, auf unserer Israel-Reise im März ein wenig mehr Zeit zu haben als sonst. So konnten wir abends einige Durchgänge machen, in denen uns einige Dinge aus dem Alten Testament erklärt wurden. Dabei ging es darum, was das Gesetz im Alten Testament bedeutet.
Uns allen wurde plötzlich klar, dass das Alte Testament uns ein Gesetz Gottes zeigt, das genau das Evangelium vom Neuen ist: der barmherzige Gott, der uns ein neues Herz schenken will. Bei uns herrscht oft die Vorstellung, dass es sich dabei um trockene Gebote handelt. Doch was sind denn Gebote? Die Gebote sind Gottes Lebensrahmen. Gott sagt: Du brauchst nicht zu lügen und du brauchst nicht fremdes Geld in deine Tasche zu stecken. Stattdessen darfst du mit meinem reichen Segen rechnen.
Ich, der Herr, will dich tragen auf Adlersflügen. Gott sagt auch: Ich will deine Kinder und Kindeskinder bewahren, aber bleibe in meinen Ordnungen. Ja, in was denn sonst? In den Lebensordnungen Gottes, die uns die wahren Werte zeigen.
Heute geschieht es im Rahmen des Christentums auch bei uns im Westen, dass man grundsätzlich sagt: Ein Christ kann doch alles. Er kann sich natürlich das Leben nehmen, so wie man sich in einem Rettungsseil auch erhängen kann. Man kann alles praktisch missbrauchen. Aber die Lebensordnungen Gottes sind doch zuerst einmal Ermutigungen, die Freude machen und uns wieder zum Leben führen. Sie lassen uns neu groß werden.
Es gibt keine einzige Stelle, an der uns das Gesetz Gottes etwas nimmt. Wo ist denn bei Ihnen der Reibungspunkt? Wo fällt es Ihnen schwer? Bei welchen Ordnungen Gottes? Haben Sie Schwierigkeiten beim Opfern? Tun Sie sich schwer mit Geiz oder mit Ehrsucht? Wo ist es?
Sie können ganz einfach prüfen, wo Sie am Leben vorbeigehen. Dieser schenkende, gütige Gott will uns mit seinem Gesetz nur erquicken. Psalm 119 macht das so wunderbar deutlich: Das Gesetz ist mein Trost.
Das Neue Testament und der Umgang mit dem Gesetz
Dass das Neue Testament dennoch an anderer Stelle vom Gesetz spricht als Paulus, liegt daran, dass manche Menschen meinen und sagen: „Ja, ja, die Ordnung Gottes halte ich doch alle ein. Ich ehre Vater und Mutter, ich bringe meine Opfer dar, ich bin ein guter Mensch.“ Sie merken dabei gar nicht, dass sie der Gnade Gottes bedürfen.
Wo das Gesetz so missbraucht wird, nämlich aus Selbstgerechtigkeit, muss das Neue Testament uns klar sagen: „So ist das Gesetz mir zum Tod gegeben.“ Das ist eine Notlage. Auf der einen Seite gibt es Gemeinden, die das Gesetz mit Füßen treten. Viele Menschen sagen, die Ordnung Gottes sei für uns nicht mehr gültig. Sie meinen, das seien alte Dinge. Doch diese Ordnungen sind für uns gegeben.
Die Feiertagsordnung ist für uns gegeben. So sind Feiertage heilig. Die Ehre von Vater und Mutter ist wichtig. Kein junger Mensch wird glücklich werden, wenn dieses Grundprinzip der Familie nicht gilt.
Wenn Sie meinen, Sie hätten irgendwo in einer elterlichen Schrift etwas Besseres gelesen, weil es ein Psychologe Ihnen gesagt hat – ich habe nichts gegen Psychologen –, aber wenn Sie sich gegen das Wort Gottes stellen, dann erziehen Sie diese jungen Leute falsch. Sie machen ihr Leben unglücklich und nehmen ihnen den Segen Gottes.
Das gilt für alle Ordnungen, die wir haben. Es gibt nichts anderes. Auch neben der Eheordnung und der Befriedigung unserer Gefühle gibt es nichts als das, was uns Gott in seinen Ordnungen gegeben hat. Das ist in der Bibel durchweg undiskutabel.
Wenn man auf Jesus schaut, sieht man, wie er in der Bergpredigt die Gebote noch bekräftigt hat. Ob es das Gebot gegen das Töten war oder die Ehe und die Reinheit der Herzen – darüber gibt es keine Diskussion. Dort ist die Lebensordnung für uns enthalten.
Die Herausforderung des Verstehens und der Erweckung
Dieses Gesetz wurde vorgelesen. Kurz zum Bibelwesen: Ezra war 13 Jahre vor Nehemia nach Jerusalem gekommen und hat den Priesterdienst wahrgenommen. Es ist erschütternd, dass jahrelang ein Priesterdienst ausgeübt wird und offenbar Gottesdienste gehalten werden, aber das Volk die Inhalte nicht richtig versteht. Wie kann das sein? Leider gibt es das nur im Geistlichen – dass man jahrelang die Bibel liest und nichts davon versteht.
Jesus hat schon bei den Juden geklagt. Er sagte, sie meinen, sie hätten die Heilige Schrift, lesen sie und glauben, dadurch das ewige Leben zu besitzen. Doch die Schrift spricht von ihm, und sie merken es nicht. Sie sehen Jesus nicht. Man kann die Bibel lesen und dennoch blind sein für alles. Die meisten blinden Menschen sind nicht unter den Ungläubigen draußen, sondern in den Kirchen.
Das muss uns immer wieder schockieren, auch in den Hauskreisen, dass man so schnell taub wird und das Wichtige nicht mehr erkennt. Wir brauchen Erweckung, immer wieder neue Erweckung, damit wir unruhig werden – so wie diese Leute unruhig geworden sind. Sie haben ja nicht gesagt: „Oh, das hat uns heute hoch erhoben“, sondern sie waren erschrocken. Das Wort Gottes möchte uns erschrecken und in eine Unruhe versetzen.
Wo in der Geschichte der Christenheit Gott Großes gewirkt hat, schenkte er zuerst eine Unruhe – den Kampf des erschrockenen Gewissens. Einer unserer jungen Leute vom Jugendbibelkreis, der uns später verlassen hat, sagte einmal zu mir: „Sie tun die jungen Leute ja zuerst ängstigen, und dann verkünden Sie ihnen die Gnade.“
Wenn ich denn ängstigen würde, wie sollte ich das machen? Gespenstermütze aufsetzen oder wie? Es ist etwas Wunderbares, wenn man erlebt, wie junge Menschen plötzlich vom Geist Gottes getroffen werden und die Sünde in ihrem Leben bereinigen. Wenn man sie fragt, warum sie das nicht schon früher getan haben, sagen sie: „Wie sollte ich so großes Übel tun und wieder gegen Gott sündigen?“ Irgendetwas in ihrem Leben ist wach geworden.
Und der andere sagt: „Bist du nichts dabei?“ Wach, wach durch den Geist Gottes – und das kann nur der Geist Gottes tun. Wenn Menschen uns ängstigen könnten, dann könnte einer noch so arg wettern und vom Jüngsten Gericht schreien – das kratzt uns doch nicht, da lachen wir drüber. Aber wenn der Geist Gottes uns trifft, dann werden wir unruhig über den Streit, den wir seit langem in unserer Familie haben, oder über eine unrechte Sache in unserem Leben.
Bringen Sie das in Ordnung, denn das kommt von Gott. Suchen Sie Seelsorge, sprechen Sie sich aus, damit Sie Frieden über diese Dinge bekommen. Versuchen Sie nicht, das in Ihrem Leben zu verdrängen. Das ist das Herrlichste, was geschehen kann in dieser Geschichte: Dass aus dem Kampf des erschrockenen Gewissens die größte Freude kommt.
Ich sollte Ihnen heute Freude verkündigen: Sie werden Gott nie so wunderbar fröhlich erkennen wie aus der Not des erschrockenen Gewissens heraus. So war es damals.
Das Evangelium zielt auf das Gewissen
Wenn Sie ein anderes Beispiel in der Bibel suchen, gibt es viele, die nach dem gleichen Strickmuster ablaufen, bei dem Gott erweckt. Ein gutes Beispiel ist die Pfingstgeschichte. Dort verkündete Petrus, und einige Leute standen noch da und sagten: „Mensch, der ist doch besoffen, was tut der da?“
Doch plötzlich traf es sie im Herzen. Es durchbohrte ihr Herz oder besser ihr Gewissen. Das Evangelium richtet sich nicht an den Verstand, obwohl wir auch nicht so reden sollen, dass es zu einfach oder oberflächlich wirkt. Wir wollen die Menschen ansprechen, aber es muss nicht über ihre Köpfe hinweggehen.
Das Evangelium soll in die Herzen dringen, aber nicht nur in das Gefühl, sondern vor allem ins Gewissen. Es zielt auf das Gewissen ab. Jede Verkündigung, jeder Hauskreis, jede Bibellesung in der stillen Zeit zielt darauf ab, das Gewissen zu erreichen.
Suchen Sie, dass Gott Sie dort trifft. Fragen Sie sich: Wo hat mir der Herr heute etwas zu sagen? Dann sind Sie ein wacher Christ, wenn das Wort Sie treffen kann, verwundet und das bloßlegt, was nicht stimmt.
Die Autorität des Wortes Gottes bewahren
Übrigens ist es auch interessant und schön, dass wir im Jugendbibelkreis Gespräche über das Bibelwort führen. Auch auf unseren Freizeiten genießen wir diese kleinen Gesprächsgruppen sehr. Dabei müssen wir jedoch vorsichtig sein. Besonders in den Hauskreisen ist es ganz wichtig, dass das Gotteswort nicht zerredet wird.
Ich finde es wunderschön, wenn man sich austauscht. Aber man sollte genau darauf achten, wann eine Grenze überschritten wird – wenn jemand nur redet, sodass das Gespräch unverbindlich wird. Denn es gibt den Moment, in dem man einfach nur noch sagen kann: „Herr, rede, ich will hören.“ Und das kann nur dann geschehen, wenn das Wort Autorität hat.
Der schlimmste Missbrauch in unserer evangelischen Kirche ist, wenn das Wort von Theologen so gehandhabt wird, dass es in deren Händen verbogen wird. Dabei ist das Wort selbst die Autorität, die uns formt und zurechtschmiedet. Es ist wie ein Hammer, der uns trifft – nicht wir treffen das Wort. Das Wort ist die Autorität.
Lesen Sie doch die vielen Liedverse und alles, was darin steht. Darin liegt unser Protest gegen die gegenwärtige Entwicklung unserer Kirche, in der das Wort nicht mehr gilt. Wenn dein Wort nicht mehr gelten soll, worauf soll dann unser Glaube ruhen?
Mir geht es nicht um tausend Welten, sondern darum, dein Wort zu tun. Das war das Anliegen von Zinzendorf vor über zweihundert Jahren, der dies gedichtet hat. Das ist unser Kampf.
Und so soll es auch in unserer stillen Zeit sein: Wir lesen das Bibelwort nicht nach unserem Geschmack, sondern lassen es uns treffen. Wie die Menschen damals, die mit erhobenen Händen „Amen“ riefen, „Herr, rede zu uns“, ihr Antlitz zur Erde neigten und den Herrn anbeteten.
Klarheit und Verständlichkeit in der Verkündigung
Sie legten das Buch des Gesetzes klar und verständlich aus. Mehr ist gar nicht nötig. Es muss nicht witzig sein. Schön, wenn es witzig ist, aber vor allem soll es klar und verständlich sein, sodass jeder weiß, was dort steht.
Was ist damit gemeint? Was heißt das?
Im Grunde gibt es in der Bibel nicht so viel Klarheit, dass gar nichts mehr übrig bleibt. Die Frage, welches Auto Sie kaufen sollen, lässt sich aus der Bibel schlecht beantworten. Vielleicht lässt sie sich auch ein Stück weit beantworten, aus manchen Stellen vielleicht schon. Aber im Großen und Ganzen sind das unwichtige Randfragen, bei denen Sie sagen können: „Die weiß ich.“
Die wesentlichen Lebensfragen lassen sich alle glasklar von der Bibel beantworten – kompromisslos. Was soll ich tun? Das steht dort.
Das Erschrecken über Schuld und die Notwendigkeit der Buße
Die Menschen weinen und erschrecken über ihre Schuld. Schuld sieht man ja nicht, wenn man sie begeht. Das ist ganz merkwürdig. Man läuft in die Schuld hinein und meint, es sei gut.
Immer dort, wo wir sündigen, ahnen wir gar nicht, in was wir hineingeraten. Im Gegenteil, wir glauben sogar, es sei vielleicht wohlgefällig.
Seien Sie immer barmherzig und prüfen Sie Ihre Sünde – auch bei anderen.
Derjenige, der einen anderen totgeschlagen hat, hat nie gemeint, es sei etwas Böses. Er hat sich einfach nur über den anderen erregt.
Und derjenige, der gestohlen hat, hat auch nie gedacht, es sei etwas anderes. Er hat vielmehr geglaubt, dem anderen täte es nicht weh oder so.
Aber wenn Gott unser Herz aufweckt, dann sehen wir, was vor Gott verfehltes Leben ist.
Die Verkündigung der Freude nach dem Erschrecken
Und jetzt ist es großartig, dass Nehemia nicht sagt: „Endlich, das ist nötig! Auf diesen Moment habe ich lange gewartet.“ Es war eigentlich schön, und er sagte: „Jetzt bleiben wir mal acht Tage weinend.“
Sondern wenn der erste Augenblick des Erschreckens da ist, darf ich die Freudenbotschaft des Evangeliums verkündigen. Dann wird die Gnade nicht billig. Darum ist unser Dienst ein Freudendienst.
Ich darf die Freude nicht dort verkündigen, wo noch nie das Erschrecken über unsere Sünde klar wurde. Aber wenn dieses Erschrecken da ist, darf ich die freie, unbegrenzte Gnade verkünden. Oft wird dann gesagt: „Kann das nicht missbraucht werden, wenn man das so frei verkündet? Wenn das Volk hört, esst, was euch Spaß macht, und genießt?“
Doch die Freude kommt daher. Denn Gott, der Herr, weiß um unsere Versäumnisse. Und gerade deshalb überkommt mich dieses Stückchen hier fast mit Gottes Güte. Ich sage immer wieder: „Aber muss man nicht doch ein bisschen vorsichtig sein? Also, nicht so übermütig werden. Denkt immer wieder daran, wir haben doch viel, viel Schuld.“
Kein einziger solcher verschüchterter Hinweis mehr von hinten, sondern Gott weiß, dass wir Versager sind. Das weiß er. Und dennoch hat er dich lieb. Wenn Gott dich als sein Kind gerufen hat, hat er schon gewusst, was für trübe Taschen wir alle sind. Er hat sogar gewusst, wie treulos wir sind, wie ungehorsam – aber er liebt uns dennoch und erwartet immer, dass wir zu ihm kommen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir zu ihm kommen. Es liegt ihm gar nicht daran, wie lange wir traurig sind. Es steht nicht da, dass er uns mehr liebt, weil wir traurig sind. Sondern er will, dass wir zu ihm kommen.
Und der Herr ist nur traurig darüber, dass wir so viel ohne ihn machen.
Die Freude am Herrn als Kraftquelle
Und das Schlimme ist, dass die Christen auch so wohlgefällig sind, ohne den Herrn zu brauchen. Im Himmel ist Freude, wenn sie sich morgens, mittags und abends an den Herrn ausstrecken und sagen: „Herr, ich brauche dich, ich brauche dich über die Fehler, Versäumnisse und die Schuld meines Lebens hinweg.“
In dieser Geschichte ist es so schön gesagt: „Bekümmert euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Freut euch am Herrn, denn der Herr ist der einzige, der mich hält. Das ist sehr interessant, wenn man ab und zu Leute trifft, die sagen: „Ich gehe in die Hofhacker Kirche.“ Doch dann merken sie plötzlich am Tisch, dass es nicht um die Hofhacker Kirche geht. Das gilt vielleicht auch für andere Verkündiger. Sie gehen zur Hofhacker Konferenz oder irgendwo anders hin. Und dann sagt einer: „Da geht es ja immer bloß um Jesus, Jesus, Jesus. Warum war es denn sonst? Um was denn sonst?“
Politik ist uns auch wichtig, aber nicht so wichtig wie Jesus. Musik ist ebenfalls wichtig, aber nicht so sehr. Uns geht es tatsächlich darum, dass er in allen Lagen wichtig ist: in der seelischen Depression, im Versagen, im Beruf und in den körperlichen Schmerzen.
Als du am Samstagabend in deinem Elend warst, habe ich gedacht: Dann machst du heute Nacht kein Auge zu, wenn es einfach so wahnsinnig wehtut. Doch dann legt man es dem Herrn hin und schläft. Wenn der Herr da ist, auch in körperlichen Nöten, gibt es so viele Erfahrungen mit ihm. Wenn man sagt: „Herr, ich bin so schwach, ich kann dir gar nicht dienen. Du kennst mein versuchliches Herz, meine untreuen Gedanken.“ Und der Herr macht mich stark: „Herr, auf dich will ich schauen, mein Glaube ruht doch nur auf Jesus, er ist meine Kraft.“
„Bekümmert euch nicht, die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Die Freude und die Tränen über die Buße sind wichtig, aber die Freude im Herrn ist meine Stärke. Ich werde nicht vor den künftigen Versuchungen bewahrt, indem ich heute kräftig weine, sondern indem ich den Herrn mit ganzer starker Glaubenshand ergreife.
Darum geht es nicht um Gefühle oder irgendwelche Dinge, sondern um die Stärkung meiner Verbindung mit Jesus. Und diese kommt aus der Erweckung.
Wachstum im Glauben durch Niederlagen
Wir hatten also das Erschrecken über das Versäumnis. Es ist immer gut, wenn man erschreckt wird. Danach folgt stets das neue Erleben der Gemeinschaft mit Jesus.
Im Glauben wachsen wir immer nur aus den Niederlagen, aus der Untreue und aus der Sünde neu zu Jesus hin. Das ist wunderschön, denn so wächst unser Glaube. Denn erst dann erkennen wir den Herrn richtig.
Bei unserer Bekehrung haben wir oft gar nicht geahnt, wie dringend wir den Herrn Jesus brauchen. Damals war unser Glaube oft kümmerlich. Doch von Mal zu Mal wissen wir besser, wie sehr wir ihn brauchen.
Eigentlich hatte ich noch vier Punkte vorbereitet. Ich möchte sie jetzt nicht abwürgen oder drängeln. Ich glaube, wir wollen das in Ruhe machen. Wichtig ist: Der Herr ist meine Stärke in der erlebten Vergebung. In der erlebten Vergebung.
Die Kraft der erlebten Vergebung
Ach, das war auch so toll am Sonntag, wie Bruce Adams sagte: Wir haben Gemeindeälteste, die meinen, unsere Kirchen seien noch gar nicht lange genug geschlossen gewesen. Wir haben uns noch nicht von aller Sünde gelöst. Der Herr führt uns noch in die Tiefe.
Manchmal versteht man erst die Schwierigkeiten seines Lebens richtig. Dann merkt man: Ich muss vor Gott noch ein paar Dinge in Ordnung bringen. Ich will die Zeit nutzen, um vor Gott mein Leben zu reinigen. Das ist uns ja völlig fremd.
Aus dieser erlebten Vergebung heraus, wenn man auch voreinander Schuld bekennt und sagt: „Das ist doch die Not, dass ich gesündigt habe, ich brauche die Vergebung“, entsteht eine neue Erfahrung. Ich bin manchmal so verzweifelt an meiner eigenen fleischlichen Art, an meinem lieblosen Wesen und an meiner Ungeduld. Auch am heutigen Tag habe ich verschiedentlich den Herrn einfach um seine Gnade angefleht.
Vielleicht redet man über einen anderen schlecht. Vor dem Herrn ist das Sünde. Reinige dich doch! So kann der Herr dich nicht segnen.
Es gibt so viel in unserem Leben, und ich kann erst die Gnade Jesu neu erfahren – immer wieder aus dieser bekannten, ausgesprochenen, ins Licht gebrachten Sünde und der erfahrenen Vergebung.
Die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Freude trotz Anfechtungen und Schwierigkeiten
Und dann gibt es in der Christenheit auch wieder neue Jesusfreude. Die Freude am Herrn ist eure Stärke; das hat sich auch in den Anfechtungen bewährt. Freude an dem Herrn – das Christenleben geht immer durch Tiefen hindurch.
Mir war es in dem ganzen Hebräerbrief eigentlich erschütternd, wie sie eine so kümmerliche Stadt aufgebaut haben. Die Feinde lachten ja darüber. Und das macht eigentlich gar nichts aus.
Unsere Stärke ist der Herr, nicht das, was wir sind. Ich wundere mich ja immer wieder, dass so viele das stabile Christentum suchen – das Demonstrationschristentum. Ich hätte das natürlich auch gern, aber ich bin nicht mehr so naiv, zu glauben, ich könnte es erreichen.
Sondern was ich erreichen will, ist, dass ich in den Schwierigkeiten und Nöten meines Lebens den Herrn ergreife, mich am Herrn genügen lasse und weiß, dass der Herr wirken will. Wie er es tut, weiß ich: durch meine Schwäche hindurch, in den Anfechtungen.
Wir werden doch nicht leuchten; der Herr wird leuchten durch schwache Menschen, fehlbare Menschen. Das sind die Anfechtungen, in denen wir die Freude im Herrn erfahren. Dann bewährt sich die Freude.
Die Freude bewährt sich im Glauben und nicht im Schauen. Die Freude am Herrn bewährt sich im Glauben und nicht im Schauen.
Der Glaube trotz fehlendem sichtbaren Erfolg
Ich hätte auch so gern Erfolg. „Wie viele Kranke haben Sie schon geheilt?“, hat mich neulich jemand gefragt. Das weiß ich auch nicht genau. Ich habe schon einige geheilt, auch Krebskranke. Aber es lohnt sich eigentlich nicht, davon zu erzählen. Ich weiß gar nicht, ob es richtige Heilungen waren oder nicht.
Ich wäre auch gern so ein Christ, der sagen könnte: „Jede Woche bekehren sich 80 Menschen, und das sind gestandene Christen.“ Vielleicht wird man damit aber auch zum Ärgernis für viele. Es gibt doch in unserem Leben viele Dinge, die wir nicht sehen. Ist das bei Ihnen auch so? Ich folge dem Herrn im Glauben und nicht, weil ich etwas sehe.
Erfolg – weiß ich nicht, wo der ist. Wo ist Erfolg? Als die Gemeindewachstumsbewegung begann, kamen sie zuerst nach Stuttgart. Roger Bosch wohnte hier in unserer Gemeinde und hat unsere Gastfreundschaft genossen, bei der führenden Männerkammer in Hannesel. Sie sagten: „Was ihr hier macht, ist eigentlich kein richtiger Gemeindeaufbau.“ Ich war enttäuscht, als sie abzogen.
Ich habe gedacht: Der Herr hat mir nicht andere Gaben gegeben. Machen wir weiter, vielleicht kommt doch noch Frucht heraus. Erfolg ist gar nicht so wichtig. Ich weiß nicht, was Erfolg ist. Ich will auch nicht von Ihnen Lob hören, sondern wir arbeiten im Glauben – das ist das Geheimnis aller Arbeit.
Hat Paulus Erfolg gesehen, als er zurückblickte auf seine zerstrittenen Gemeinden? Er arbeitete im Glauben. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Die Freude am Herrn ist ihre Stärke und nicht der Erfolg.
Ich wäre den Christen dankbar, die dauernd ihren Erfolg vorweisen können und das mitbringen wie einen Meisterbrief beim Handwerker. Das gibt es im geistlichen Leben nicht. Ich kann nur sagen: Ich diene dem Herrn in aller Schwachheit, in aller Vorläufigkeit, aber treu und gehorsam. Der Herr kann es gebrauchen – oder auch nicht, wie es ihm gefällt. Und er mag es in seine Heilsgeschichte einbauen. Ich will sein Haushalter sein.
Vergleichen Sie nicht alles Törichte: Der eine macht mehr, ich mache weniger, und der andere hat die Gabe nicht. Der Herr wird dich richten. Sei du ihm treu! Die Freude am Herrn ist deine Stärke – das war mein dritter Punkt.
Freude unter widrigen Umständen
Und das vierte war noch unter schwierigen Umständen. Ja, da möchte ich noch einmal auf den Predigttext am Sonntag zurückkommen. Er war doch auch ganz wichtig: Paulus, der mit Silas im Gefängnis sitzt, sagt: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Gerade dort, wo man eigentlich nicht mehr singen kann und sich nicht mehr freuen kann.
Da sind Sie heute Abend hergekommen und sagen: „Bei mir ist gerade nichts mit Freude los.“ Doch gerade dann, wenn Sie in einem Tiefpunkt Ihres Glaubens leben, wenn alles Ihnen gegen den Strich geht, ist die Freude am Herrn eure Stärke.
Und das war Erweckung. Erst da sind Sie durch dieses Erleben der Vergebung hineingeführt worden in die neue Gemeinschaft an Ihrem Herrn.
Darum sagt Nehemia jetzt: „Los, freut euch, freut euch!“ Das ist ein Höhepunkt. Wenn man da steht, ist das Schönste in meinem Dienst, wenn ich in der Seelsorge Vergebung der Sünde zusprechen darf. Weichen Sie dem nicht aus! Das Allerherrlichste!
Wir schämen uns oft, und es tut gut, dass wir uns schämen über die Torheiten unseres Lebens. Aber herrlich ist, wie alles uns nur zu einer ganz neuen Freude an Jesus führt und wie wir erst geistlich richtig das alles entdecken, was ich gerade gezeigt habe.
Der Herr ist meine Stärke – auch in Anfechtung, auch in widrigen Umständen, auch wenn ich keinen Erfolg sehe, auch wenn ich immer wieder ein Mensch bin, der sündigt. Der Herr ist der, der mich trägt.
Darum freue ich mich und gehe so fröhlich meinen Weg. Das war es für heute, und das soll mit Ihnen gehen.
Das ist eine Bußpredigt gewesen, und Buße ist eine fröhliche Sache!