Einführung: Gottes Geist bleibt bei seinem Volk
- Haggai 2,5: Gott sprach durch den Propheten: „Mein Geist soll unter euch bleiben, fürchtet euch nicht.“
Danke, Herr, für deine unaussprechliche Gabe. Amen.
Ich muss Ihnen zuerst noch ein wenig von den Menschen erzählen, die zur Zeit des Propheten Haggai lebten. Die babylonische Gefangenschaft war zu Ende, und für das Volk Israel war das ein Wunder Gottes. Wenn man einmal in die Hände der Mächtigen dieser Welt gerät und zwangsdeportiert wird, scheint es keine Hoffnung zu geben. So wie damals, als sie ihre Harfen an die Weiden am Fluss Babel hängten und weinten, weil sie ihre Lieder nicht mehr singen konnten.
Doch sie spürten, dass Gott auch in dieser schrecklichen Geschichte der Menschen und Völker sein Heil kundwerden lassen kann. Es ist nicht so, dass alles, was in der Welt geschieht, Gottes Wille ist. Aber Gott kann mitten im Wüten der Völker sein Volk wunderbar herausführen.
So hat er sie zurück nach Jerusalem gebracht. Sie müssen wissen, wie das ist. Sie haben es ja 1945 auch erlebt: Dürfen wir noch einmal anfangen, auf den Trümmern zu bauen? Das ist doch ein Gottesgeschenk!
Hatten Sie nicht auch Tränen in den Augen, als Sie wieder eine Arbeitsstelle hatten? Unsere Kinder wollen es oft nicht mehr hören, aber das war noch nie anders. Damals haben wir gesungen, laut und fröhlich: „Nun danket alle Gott“, als wir unsere Häuser wieder aufbauten und endlich wieder in einer Wohnung lebten.
Ich vergesse nicht, wie wir die kleinsten Hausratstücke nach Hause trugen – dankbar. Wir waren ja sechs Kinder. Es war ein Glück, nicht mehr aus kaputten Bechern trinken zu müssen, sondern eine richtige Tasse zu haben. Das war echter Aufbau.
Der Ruf zur Priorität Gottes Sache
Und so erging es damals den Menschen in Jerusalem. Glücklich waren sie, bis der Prophet Haggai kam. Er rief sie auf und sagte: „Wie? Die Sache Gottes liegt im Argen.“
Viele dachten: „Ja, das hat doch noch Zeit mit der Sache Gottes. Zuerst müssen wir unsere eigenen Häuser bauen.“ Doch beim stürmischen Wiederaufbau hatten sie völlig vergessen, dass sie die Sache Gottes nicht nur vernachlässigten, sondern einfach missachteten.
Sie hatten keinen Tempel. Und passen Sie auf, dass Sie das heute nicht einfach mit dem Kirchbau gleichsetzen. Vielleicht ist das hier und da schon geschehen, aber das ist nicht richtig. Damals hing ja am Tempel die ganze Gegenwart Gottes.
Das ist so, als würde man heute die Bibel vergessen oder Jesus einfach beiseiteschieben. Deshalb ist dieser Prophet Haggai so aktuell. Oft vergessen wir bei den vielen Aufgaben des Wiederaufbaus und des Einsatzes, wie man dort gefordert war, vollständig, was Jesus von uns will: dass wir ihm leben und sein Reich heute bauen.
Dann griff Haggai sie hart an und sagte: „Inzwischen wohnt ihr schon in Häusern und habt an euren Wänden Nut und Feder.“ Er sprach von den getäfelten Wänden. „Ihr lebt im Luxus, und die Sache Gottes liegt darnieder.“
Dann rief er sie auf und sagte: „Wisst ihr nicht, dass eure ganze irdische Arbeit nicht vonstattengehen kann, wenn ihr nicht die Sache Gottes an die erste Stelle rückt?“
Haggai sagte damals ein sehr einprägsames Wort: „Ihr sät viel aus, aber bringt wenig ein, ihr kleidet euch, und werdet nicht warm, und was ihr verdient, legt ihr in einen löchrigen Beutel.“ Vielleicht waren sie auch betroffen, so wie wir heute, wenn der Wert des Geldes kaputtgeht.
Wie aktuell ist Haggai! Kein Wunder! Ihr wollt die materiellen Dinge allein nehmen und damit euer Leben aufbauen – das geht nicht! Sucht doch zuerst, die Sache Gottes zu fördern, trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so hat später Jesus gesagt, dann wird euch das Übrige alles zufallen.
Glauben inmitten von Stress und Herausforderungen
Ja nun, das erfordert Glauben. Wenn man so im Stress steckt, wie damals die Leute beim Wiederaufbau von Jerusalem, kann man nicht einfach die Sache Gottes an die erste Stelle rücken.
Man hat so viele Termine, und wenn man dann einige Dinge zurückstellt, leidet etwas anderes darunter. Das verstehe ich gut. Dann sagt man: „Dann komme ich doch zu kurz, meine Geschäfte werden nicht mehr so laufen.“
Aber einige damals haben den Ruf Haggais gehört, zum Beispiel Serubabel und Joshua. Sie sagten: „Haggai, wir wollen uns ganz für die Sache Gottes zur Verfügung stellen.“ Es war schön, wie Haggai ihnen daraufhin sagen konnte: „Ja, dann wird der Segen Gottes mit euch sein.“
Wir haben ein wenig Bedenken, ob man das wirklich so verrechnen kann. Aber ich denke, viele von uns könnten das jetzt bestätigen. Sie haben es oft erlebt: Wenn man Gott die Hauptsache in seinem Leben sein lässt, wird vieles andere auf einmal geklärt.
Damals hat Haggai diesen Willigen sagen können, dass es jetzt so sein wird: Wenn jemand 50 Garben eingebracht hat und bisher daraus nur von 20 eigentlich das Getreide gefunden hat, weil alles andere verschimmelt war, oder wenn er den Wein aus den Weinbergen holte und 50 Maß schöpfen wollte, es aber oft nur 20 waren, dann wird euch der Herr das Volle geben. Er will segnen, und er wird segnen.
Aber das ist nicht das Wichtigste, was ich sagen will. Ich möchte jetzt weitermachen und erzählen, wie es mit der Arbeit des Reiches Gottes weiterging.
Der schwierige Weg des Wiederaufbaus
Joshua und Jerobabel haben sich an die Arbeit gemacht und wollten den Tempel Gottes wieder aufbauen. Das war eine riesige Aufgabe. Stellen Sie sich vor: der große Tempel Salomos. Nun gab es einige Leute, die sagten: „Wir wollen dem Kommen Gottes den Weg bereiten.“ Sie gaben ihre Kraft, ihre Hände, alles, was sie sind, und stellten es Gott zur Verfügung.
Zuerst muss ich predigen – das ist mein erster Punkt: Sie werden entmutigt. Es ist überraschend, dass endlich ein paar Menschen gefunden wurden, die sich für Gott einsetzen und die Sache Gottes fördern wollen, und dann werden sie entmutigt. Nur Sie selbst dürfen nie entmutigt werden. Das ist eine Waffe des Teufels, das müssen Sie wissen. Sie müssen die Hintergründe kennen. Es geht immer so.
Zuerst waren die Leute durch den wirtschaftlichen Wiederaufbau gefesselt. Da waren die Sorgen um den Alltag, um das Auskommen, ums Geldverdienen. Dann waren endlich ein paar da, die für die Sache Gottes kämpfen und sich einsetzen wollten. Doch dann kam die Entmutigung.
Wie viele Menschen haben aufgegeben! Sie haben auch schon mal ganz schön begonnen. Sie sagten: „Ich will Besuche machen, ich will andere einladen.“ Andere haben einen Hauskreis begonnen, wieder andere haben angefangen in der Jugendarbeit. Sie sagten: „In dieser schrecklichen Zeit muss man doch etwas tun. Es kann doch nicht so weitergehen, dass es kaum noch junge Menschen gibt, die Jesus lieben. Ich möchte mich einsetzen.“ Oder ging es Ihnen nicht so? Und dann kam die Entmutigung.
Warum denn? Man merkt: „Ja, ich kann das mit meinen Gaben nicht.“ Das sagen Sie doch auch dauernd: „Ich bringe das nicht fertig.“ Auch damals waren diese wackeren Bauleute von Jerusalem rasch entmutigt. Sie sagten: „Wie sollen wir das schaffen?“ Es war ein so großes Werk, der Tempelbau von Salomo.
Ich muss Ihnen noch einmal die Zahlen nennen, wie damals Salomo aus dem Vollen schöpfen konnte: Er hatte 30 Holzfäller engagiert, 80 Steinmetze und 70 andere Arbeiter. Und jetzt kamen nur ein paar Leute und wollten das Reich Gottes bauen. Wie sollten sie das schaffen? Da waren sie entmutigt.
Es ist ganz natürlich, dass man entmutigt wird, wenn man an seine kleine Zahl denkt. Wenn heute unsere Kassette wieder hinausgeht in alle Erdteile und die Missionare draußen grüßt, dann ist das die gleiche Situation wie bei Ihnen, wo eine Mutter zum Schluss resigniert und sagt: „Meine Kinder wollen nichts vom Glauben wissen, ich kann es eben nicht, ich bin ungeeignet.“
Das ist so typisch, dass man an seine fehlenden Gaben denkt, und ich verstehe das gut. Wenn Jesus im Gleichnis von dem einen Mann erzählt hat, der sein Pfund einfach vergraben hat und sagte: „Ich kann sowieso nichts, bei mir kommt nichts heraus“, dann lässt man die Baustelle stehen und sagt: „Da sollen andere zusehen.“
Gerade heute, in einer so bewegten Zeit, in der die Sache des Reiches Gottes unter den vielfachen Angriffen der Finsternis zusammenbricht. Wir beklagen doch oft die Notstände der Kirche heute. Und da soll ich etwas dagegen tun können? Was soll ich denn machen können, wo schon die Theologen versagen und Kirchenleitungen machtlos sind? Was soll ich an meinem kleinen Platz ausrichten? Ich bin ja nicht einmal Kirchengemeinderat. Welchen Einfluss habe ich denn?
Und ich kann doch heute nicht missionarisch auf Menschen wirken. Wie soll ich die Sache Gottes bauen können? Da will man lieber nichts tun und alles liegenlassen. Entmutigung gibt es heute vielfach. Dann drückt man sich an die Seite und sagt: „Ich bin noch ein stiller Hörer im Gottesdienst, aber mitarbeiten an der Sache Jesu will ich nicht mehr.“ Man will nicht mehr mit seinen Händen, mit seinem Garten, den Gott uns anvertraut hat, mit seiner Intelligenz mithelfen, dass das Reich Gottes gebaut wird. „Ich kann doch nichts, was soll ich schon?“
Nicht so nur zu Zeiten Haggais war das so, sondern zu allen Zeiten. Das war die Gefahr der kämpfenden Christen: Sie waren mutlos, enttäuscht und resigniert. Da dachte man: „Ich kann mich doch nicht mit den großen Aposteln vergleichen.“ Das waren damals Leute von anderem Schlag: Petrus, Johannes und Jakobus. Aber wer bin ich denn?
Gottes Ermutigung trotz Schwäche
Darum möchte ich Ihnen zum Zweiten zeigen, wie Gott solche Leute ermutigt. Aber niemals so, wie Sie es erhoffen. Wir sind manchmal so schüchterne Menschen und warten immer darauf, dass Gott sagt: „Nein, du bist großartig.“
Manchmal sagen wir: „Ich habe so viele Minderwertigkeitsgefühle.“ Und oft hören wir bei den Diensten: „Ach, verstehen Sie es doch bitte, ich kann doch nichts, ich kann doch nicht reden.“ Dann warten wir darauf, dass andere sagen: „Oh, du machst alles prima, und niemand kann so gut sein wie du.“ Wir wünschen uns, dass uns jemand lobt, völlig unangemessen. Aber Gott macht das nie.
Sie sollten sich nie darüber Illusionen machen: Wir sind in der Tat sehr schwache Menschen. Ich bin ein schwacher Mensch, und Sie sind ein schwacher Mensch. Es geht ja gar nicht um die großen Gaben. Gott lässt uns niemals Illusionen darüber, wie schwach wir sind.
Denken Sie doch einmal nach: Neulich sprachen wir von David, der gegen Goliath zog. Oder denken Sie an Gideon. Da hat Gott die meisten Leute weggeschickt und gesagt: „Es sind viel zu viele, so kann ich gar nicht arbeiten.“ Gott will immer wieder seine großen Taten durch schwache Menschen wirken lassen. Wir können uns keine Fehler leisten.
Darum ermutigt er uns nicht so, wie wir es uns erhoffen, indem er uns lobt. Stattdessen weist er uns auf verborgene Schätze hin. Er sagt: „Mein Geist soll unter euch bleiben.“ Ja, er ist da, ja, der Geist Gottes ist noch nicht gewichen.
Ich will heute nicht klagen über die zerstörte Gestalt des Volkes Gottes in unserer Welt. Es ist zum Weinen, wie in unserer Generation, in unserem Volk das biblische Wissen verloren gegangen ist. Aber ich will hier nicht weitermachen und nicht von der Zerstörung der Gemeinde Gottes reden.
Der Geist Gottes ist noch nicht gewichen, und die Lampe Gottes ist noch nicht verloschen. Da ruft Gott einige, die wach werden: „Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht, lasst euch nicht entmutigen!“
Warum schauen sie immer um sich und sagen: „Wie viele sind wir eigentlich?“ Manche warten immer darauf, dass sie im Fernsehen oder in der Zeitung erwähnt werden. Sie denken, da kommt immer nur von dem ganzen anderen ungläubigen Zeug unserer Tage etwas. Aber in der Gemeinde Jesu kommt nie etwas. Ach, darauf wollen wir nicht warten.
Wenn nur Sie beginnen, treu vor dem Herrn zu wirken und dann hineinspringen in die Presse!
Treue Einzelne als Hoffnungsträger
Ich muss heute Morgen an einige Menschen denken, die bereits heimgegangen sind. Bereits 1951 und 1952 haben sie begonnen, die Schäden in unserer Kirche aufzuzeigen und zu warnen, was passiert, wenn das Wort der Bibel zerrissen und zerfleddert wird. Wenn man anfängt, das Wort Gottes mit einem hochmütigen Geist zu kritisieren, dann wird unsere Kirche von innen heraus gelähmt.
Es waren fast keine Theologen, nur zwei Oberstudienräte waren dabei, unter ihnen der spätere Studiendirektor Emil Schäff. Viele haben mir gesagt, dass er ein sehr eigensinniger Mann gewesen sei. Aber was macht das schon? Er war jemand, der Tag und Nacht nicht ruhte und bis zum letzten Pfennig seines privaten Vermögens einbrachte. Übrigens war das der Grundstein für das Albrecht-Bengel-Haus. Es waren nur wenige einzelne Personen.
Wenn sich heute in neun Tagen vielleicht über zwanzigtausend Menschen zur Ludwig-Hofacker-Konferenz versammeln, so war es damals eine kirchlich-theologische Arbeitsgemeinschaft, in der sich ein paar Menschen zusammensetzten und sagten: Wir wollen etwas dagegen tun. Wir wollen das Wort Gottes heute unverkürzt verkündigen. Und sie ließen sich nicht entmutigen. Fürchtet euch nicht, der Geist Gottes soll unter euch bleiben.
Es ist schlimm, wie viele gute Ansätze verloren gegangen sind, nur weil wenige nicht treu waren. Darüber brauchen wir gar nicht zu reden: Was der Feind zerstören kann, das ist viel. Aber wenn ein paar Treue dem Herrn dienen, dann kann die ganze Macht des Feindes nichts mehr ausrichten. Mit uns ist doch der, der viel größer ist als alle, die gegen die Sache Gottes kämpfen.
In unseren Tagen ist das das Dringlichste: Dass die Wenigen keinen Mut mehr haben und nicht mehr mit der Kraft des Geistes Gottes rechnen. Ich könnte den Morgen noch weiter erzählen, aber ich will es nicht tun. Denken Sie selbst darüber nach. Sie kennen viele Beispiele, in denen einzelne Menschen angefangen haben, in ihrem Haus das Wort Gottes auszulegen und Menschen aus ihrer Nachbarschaft einzuladen. Und der Geist des Herrn war mit ihnen – der Geist, der Menschen verändern und neu schaffen kann.
So sind eine ganze Reihe von Missionsunternehmungen neu entstanden, ebenso Bewegungen und Rettungsanstalten. Manchmal haben schon Leute seufzend zu mir gesagt: Es fängt immer wieder etwas Neues an. Ja, wenn wir einen Geist haben, der in dieser verworrenen Zeit Menschen heilen will, dann kann es wohl sein, dass wir uns eines Tages der zerbrochenen Menschen annehmen müssen.
Wir müssen Neues wagen im Blick auf die vielen ausgeflippten und zerbrochenen Menschen, denn der Geist Gottes ist noch da – und er heilt heute zerbrochene Menschen. Mein Geist soll unter euch bleiben, fürchtet euch nicht. Es ist nur wichtig, dass man treu, mutig und feststeht. Dabei muss man nicht darauf schauen, ob andere uns helfen und uns beistehen. Aber dem Herrn muss man treu bleiben.
Der Geist Gottes begleitet durch die Wüste
Hagai hat damals am Laubhüttenfest gesprochen. In den letzten Sonntagen hatten wir immer wieder über dieses Fest gesprochen. Es erinnerte nicht nur an die Ernte, sondern auch an den Auszug und den Wüstenzug des Volkes Israel.
Der Wüstenzug war besonders lebendig im Laubhüttenfest. Deshalb wurde auch das Bild vom Licht der Welt verwendet. Ebenso von den Wasserströmen, die ausgegossen werden – das war Haggai wichtig.
Die Gemeinde Gottes geht oft durch die Wüste dieser Welt. Doch der Geist Gottes geht mit. Nun stellt sich die große Frage: Wo ist der Geist Gottes? Ich bin immer wieder der Meinung, dass der Geist Gottes nicht an Ämter oder Organisationen gebunden ist. Das ist ein häufiges Missverständnis. Auch ist der Geist Gottes nicht an ein schwarzes Gewand gebunden.
Der Geist Gottes hängt vielmehr davon ab, ob ich mich öffne, ob er in mir wirken kann. Ob ich ihn bitte: „Komm, Heiliger Geist, und wohne in mir!“ Welch eine Verheißung ist das heute für uns, gerade in den Wüstenzeiten, durch die wir gehen.
Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist. Deshalb will ich mich auch nicht der Meinung anschließen, die heute immer wieder von frommen Leuten vertreten wird, die sonst liebevoll sind, aber meinen, die Zeit der Mission und Evangelisation sei vielleicht vorbei. Sie glauben, der Uhrzeiger auf der großen Weltenuhr Gottes sei so weit vorgeschritten, dass wir uns zurückziehen müssten.
Ich sehe das anders. Solange es Tag ist, will ich dem Geist Gottes Raum geben. Ich will in die Welt des Unglaubens und des Zweifels hineingehen und das Evangelium verkünden.
Die Notwendigkeit des Evangeliums in der heutigen Zeit
Gestern Abend wurde ich wieder entmutigt. Es gab eine dieser üblichen Diskussionen darüber, ob die Menschen heute noch an Gott glauben. Ich habe mir die Diskussion nicht ganz angesehen, da nicht viel Wertvolles darin enthalten war. Doch ein Satz blieb mir im Kopf: Eine große Psychologin vom C. G. Jung Institut in Zürich sagte, dass Atheismus heutzutage eigentlich nur bei zwei Arten von Menschen vorkommt.
Zum einen bei den Halbgebildeten, die den Rationalismus nicht richtig durchdacht haben, und zum anderen bei Pfarrern und Priestern. Sonst eigentlich kaum bei anderen. Dabei dachte ich: Wenn die Welt so offen zugibt, dass das Wissen um Gott vorhanden ist, aber das Wort des Lebens fehlt, dann ist das doch die eigentliche Not.
Wie können wir da die Zeit ungenutzt lassen? Wir sollten das Evangelium Gottes, die Worte Gottes den Menschen kundtun. Damit sie nicht nur wissen, dass es einen Gott gibt, sondern auch das Wort Gottes für ihren Lebensalltag kennen. Das befreiende Wort Gottes, das sie neu schaffen kann, ist wichtig.
In diese Lücke wollen wir springen und dienen. Nicht, weil wir uns kräftig halten oder uns stärker wähnen als andere, sondern weil wir sagen: Der Geist des Herrn ist noch bei uns.
Aufforderung zum treuen Weiterarbeiten
Das ist der dritte Punkt, den ich Ihnen noch einprägen wollte. Ich sprach von der Entmutigung, ich sprach von der Ermutigung.
Nun lasst uns an die Arbeit gehen. Das hat damals Haggai den Leuten auch geraten: „Nun arbeitet einfach mal schön, geht ans Werk und macht tüchtig weiter.“ Gar nichts anderes ist wichtig. Macht tüchtig weiter und lasst euch nicht durcheinanderbringen durch alles Mögliche, was immer wieder gesprochen und geredet wird. Mach weiter!
Es ist schön, wenn sie in die Weite wirken können, aber auch die kleinen Dinge sind wichtig. Mach du mal weiter da an dem Stück Reich Gottes, wo dir der Herr eine Aufgabe gegeben hat. Das fängt in der Familie an, das geht weiter in deiner Nachbarschaft. Mach du mal da weiter!
Das ist für unsere Gemeinde eine Aufgabenstellung: mach mal weiter! Und bleibt dem Herrn treu, er hat seinen Geist versprochen!
Wenig später sagt Haggai diesen Leuten, die sorgenvoll dachten, ob sie das hinausführen könnten – einen Bau wie den Tempel Salomos –, dass man irgendwo ja auch rechnen müsse. Da fragten die Leute: „Wo nehmen wir denn das Geld her?“
Wissen Sie, wie das Reichsgotteswerk immer gegangen ist, so wie es Haggai gesagt hat: „Mein ist Silber und Gold.“ In vielen unserer Missionen spricht man immer noch davon, dass wir keine Sicherheiten und keine Garantien für das Geld wollen, sondern Tag für Tag auf den Herrn bauen, dass er die Mittel zur Verfügung stellt.
So sind die großen diakonischen Einrichtungen entstanden, die wir heute in der großen Fülle des Geldes, auch der Kirchensteuereinnahmen, kaum mehr über die Runden bringen. Diese ganze Welt mit ihren reichen Schätzen gehört unserem Gott. Er wird uns täglich so viel in die Hand geben, wie wir brauchen.
Wir haben das in der Geschichte unserer Gemeinde oft erfahren. Das wissen die, die damals dabei waren, als wir oft nicht wussten, wie das gehen soll. Der Herr hat uns hindurchgeholfen. Wir haben das jetzt wieder erlebt in unserer Missionsarbeit. Ich habe das oft erlebt bei unserer Arbeit von Licht im Osten.
Wenn Sie mich vor zwölf Jahren gefragt hätten, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nie gedacht, dass das in Russland möglich sein wird – bei den verschlossenen Grenzen –, dass die Gemeinde wächst, dass in jedem Haus eine Bibel liegt, in jedem christlichen Haus, dass junge Menschen zum Glauben kommen und dass es der Macht des Unglaubens nicht gelingen kann, die Gemeinde Jesu auszulöschen.
Der Geist des Herrn ist es – dabei muss man bleiben.
Abschluss: Der Geist Gottes wirkt und befähigt
Gott will sich auch heute in unseren Tagen verherrlichen. Und wie macht er das? Indem er die Menschen ruft und ihnen seinen Heiligen Geist gibt.
Dieser Geist Gottes will sie zuerst umwandeln und neu machen. So sollen ihr Reden und Tun, ihr Denken und Planen von seinem Geist geprägt werden. Danach will er sie auch gebrauchen, damit sie in Stuttgart und darüber hinaus bis in ferne Kontinente hinein etwas für ihn und sein Reich bewirken können.
Dies geschieht in dieser letzten betrübten Zeit, denn sein Geist ist mächtig – so mächtig, dass ihm nichts widerstehen kann. Darum wollen wir an die Arbeit gehen. Amen!
