Der Fall Milton:
Milton zog nachdenklich den Rauch der Zigarette in sich hinein. Ganz geheuer schien ihm die Sache nach dem letzten Zeitungsbericht durchaus nicht zu sein. Bisher hatte ihm das Gefühl, dass der Richter, der zusammen mit ihm studierte hatte und sie sich näher kannten, ja dass sie eine zeitlang Freunde gewesen waren, eine gewisse Sicherheit gegeben, die ihn nichts fürchten liess. Es würde schon eine Möglichkeit geben aus dieser dummen, sehr dummen Sache herauszukommen. Und der Richter würde ein Auge zudrücken müssen. Doch hatten die Zeitungsschreiber von irgendwoher zu hören bekommen, dass er, Ernest Milton, dessen Fall in wenigen Tagen öffentlich verhandelt werden sollte, früher einmal mit dem Richter befreundet war. Sie schrieben offen über diesen Umstand und bezichtigten den Richter der Voreingenommenheit. Das änderte alle bisherigen Überlegungen. Nun war es bekannt. Milton machte sich eine sehr schweren Betruges schuldig. In England verurteilte man seit langer Zeit keinen Menschen mehr wegen Geldschulden zu Gefängnisstrafen. Konnte der Verurteilte die Geldstrafe nicht zahlen, dann verurteilte man ihn wegen Verachtung des Gerichtshofes, da eine Nichtbezahlung der Urteilsstrafe einer solchen gleichkam, zu Gefängnis.
Dann kam der Prozess. Er zog sich über vier Stunden hin. Der Richter, der ehemalige Freund Miltons gab dann das Gerichtsurteil bekannt. Während im Saal die Zuschauer den Atem anhielten, wurde Ernest schuldig befunden und zur höchstmöglichen Geldstrafe die in solchem Fall vorgesehen war, verurteilt. Da Milton nicht in der Lage war, diese Schuld zu begleichen, wurde die Geldstrafe in Gefängnis umgewandelt. Innerlich erschüttert nahm er dies Urteil zur Kenntnis. Die Gerichtsdiener traten heran und wollten ihn abführen. Da gebot der Richter Einspruch. Und nun erlebte die im Gerichtssaal versammelte Menge eine eigenartige unvergessliche Szene. Der Richter legte die Perücke ab, streifte die Robe herunter und trat dann als Privatmann an den verurteilten Freund, dem er selbst soeben den Schuldspruch verkündet hatte, heran, suchte in seiner Brieftasche, brachte ein gelbes Heft und einen Füllfederhalter zum Vorschein und schrieb einen Scheck in der Höhe des gleichen Betrages aus, zu dem der Angeklagte soeben verurteilt worden war. Dem völlig überraschten und im Augenblick des Begreifens unfähigen Ernest Milton drückte der Richter als sein einstiger Freund den unterschriebenen Scheck in die Hand, um ihn vor dem noch versammelten Gerichtshof von aller Schuld, die begründet und verdienterweise über ihn verhängt worden war, durch den Sühnebetrag freizukaufen. "Ich musste dich verurteilen, weil das Recht keine Beugung erfahren darf. Nun überreiche ich dir den Strafbetrag, damit du frei sein kannst. Ich habe die Zeit unserer Freundschaft nicht vergessen. Sei in Zukunft deiner Freiheit würdig!"[1] Was Milton geschah, entspricht exakt dem, was Jesus für uns getan hatte. Jesus bezahlte einen sehr hohen Preis, um uns die Freiheit und vor allem ewiges Leben zu schenken. Seinen Jüngern vertraute er an: Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer anzuzünden; ich wünschte, es würde schon brennen! / Aber vor mir steht eine Taufe, mit der ich noch getauft werden muss, und wie schwer ist mir das Herz, bis sie vollzogen ist!
Das Feuer (V.49)
Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer anzuzünden; ich wünschte, es würde schon brennen! Lk.12,49 Was für ein Feuer wollte Jesus hier anzünden? Es ist das Feuer des Evangeliums. Er wollte das, das Evangelium über die ganze Erde verbreitet wird. Das wurde durch die Ausgiessung des Heiligen Geistes an Pfingsten verwirklicht. Dort wird auch das Bild des Feuers erwähnt. Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm; das ganze Haus, in dem sie sich befanden, war von diesem Brausen erfüllt. Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederliessen. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt... Apg.2,2-4a. Der Heilige Geist ist die Hauptperson in der Verbreitung des Evangeliums. Allein aus menschlicher Kraft hätte sich das Evangelium nicht so verbreiten können. Das Feuer, dieser Geist kam aber erst in die Menschen, nachdem Jesus gestorben und auferstanden war. Er sagte seinen Jüngern: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Helfer nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. / Und wenn er kommt, wird er der Welt zeigen, dass sie im Unrecht ist; er wird den Menschen die Augen öffnen für die Sünde, für die Gerechtigkeit und für das Gericht. Joh. 16,7-8. Von diesem Feuer, von dem Jesus sprach, seid Ihr erfasst worden. Dieses Feuer brennt nun schon bald 2000 Jahre. Der Heilige Geist hat Euch die Augen für Eure Sünde geöffnet und dafür, was Jesus für uns am Kreuz und in der Auferstehung getan hat. Deshalb habt Ihr Euer Leben Jesus anvertraut. Darum wollt Ihr Euch heute taufen lassen. Es ist das Feuer von dem Jesus spricht, das Euch erfasst hat. Das ist doch eine ganz faszinierende Sache.
Die Taufe (V.50)
Aber eben, bevor das geschah, musste Jesus getauft werden, deshalb sagt er. Aber vor mir steht eine Taufe, mit der ich noch getauft werden muss, und wie schwer ist mir das Herz, bis sie vollzogen ist! Lk.12,50Ein schwerer Weg für Jesus. Er liess sich ja bereits von Johannes dem Täufer taufen. Aber hier spricht er von einem sehr demütigendem und schmerzhaften Weg: der Kreuzigung. Diese Taufe war keine symbolische Handlung, sondern diese Taufe, die Kreuzigung Jesus, ist die Grundlage einer jeden Taufe. Jesus sagte am Kreuz: Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied. Jh.19,30. Er hat am Kreuz die Voraussetzungen zur Gnade gelegt. Für uns hat er die Schuld beglichen. So wie das Milton mit seinem Freund erlebt hatte. Deshalb kann Paulus sagen: Den Schuldschein, der uns wegen der nicht befolgten Gesetzesvorschriften belastete, hat er für ungültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt. (Kol 2,14)Mit anderen Worten: Er starb für Dich!!! Er hatte keine eigene Schuld für die er hätte bezahlen müssen, darum konnte er an unserer Stelle sterben. Jesus hat Deine Rechnung bezahlt. Die Schuld die auf uns liegt, könnten wir nie und nimmer selber begleichen.
Diese Rechnung wird aber nicht automatisch bezahlt. Jesus hat dafür einfach die Grundlage geschaffen. Als die Juden an Pfingsten begriffen, was die Frohe Botschaft ist, heisst es: Die Zuhörer waren bis in Innerste getroffen. Apg.2,37Und sie fragten Petrus und die anderen Apostel: Was sollen wir jetzt tun, liebe Brüder? Apg.2,37. Petrus erwiderte: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Süden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist bekommen. Apg.2,38.
In der Taufe bezeugt ihr nun, dass Ihr glaubt, dass Jesus die Strafe auf sich genommen hatte, die wir eigentlich verdient hätten. Dass er die Schuld für euch getragen hat. Ihr müsst die Strafe nicht selber bezahlen, sondern Ihr seid reich beschenkte Menschen. Mit dem Untertauchen macht ihr deutlich, was die Hinwendung zu Jesus bedeutet. Ihr seid mit Christus gestorben und begraben, ihr seid zu neuen Menschen geworden, die mit dem Schöpfer versöhnt sind. Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden. Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen. Rö.6,4
Amen
----------------------- [1] 1x Hölle und zurück, Werkbuch-Sonderausgabe (Brunnen), S. 108-115.