Ich kann es nicht lassen, ich stelle immer wieder solche Predigtreihen zusammen. Sie wissen ja, dass sich die offiziellen Predigttexte unserer Kirche alle sechs Jahre wiederholen. Ich bin nun schon dreizehn Jahre dabei und nehme daher immer wieder Bibelabschnitte im Zusammenhang.
Dabei habe ich den Eindruck, dass ich von Sonntag zu Sonntag stärker über diese Texte spreche. Nun wollte ich aus dem Buch Jesaja, den Kapiteln 40 bis 55, einige Abschnitte als Grundlage für die Predigten bis zum Karfreitag verwenden.
Heute haben wir Jesaja 40,26-31, in unseren Bibeln auf Seite 682. Das Gesamtthema dieser Reihe soll lauten: „So macht Gott Mut“. Wie Menschen Mut machen, kennen Sie ja. Menschen sagen immer: „Das kannst du.“ Sie behaupten oft etwas, was gar nicht gedeckt ist.
In der Bibel steht jedoch nie das Wort „Das kannst du“, sondern „Gott kann“. Und du kannst Gott trauen – das ist etwas ganz anderes.
Gottes Macht und Zuversicht im Blick auf die Schöpfung
Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen. Seine Macht und starke Kraft sind so groß, dass nicht eines von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber“? Weißt du es nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt. Sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und junge Burschen straucheln und fallen. Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Er vollbringe dieses Wunder auch bei uns und bei den Müden unter uns. Amen.
Die Last großer Erwartungen und menschliche Schwäche
In Sarajevo liegt hinter uns – vielleicht haben Sie es auch ein wenig mitbekommen –, wie spannend es sein kann, wenn die Nachrichten kommen und die Erwartungen der Zuschauer und Reporter hoch sind. „Der muss eine Medaille kriegen“, heißt es dann. Man spricht schon von demjenigen, der seit Tagen als Favorit gilt. Er trägt die Ehre der Nation und die Erwartungen vieler Menschen, die das Geschehen an den Rundfunkgeräten und Fernsehapparaten verfolgen.
Und dann passiert das Schlimme: Derjenige, von dem alle die große Leistung erwartet haben, versagt. Ach, der arme Eistänzer, der seine Runden so wunderbar dreht, und dann sagt der Reporter so geschwind: „Ach, dieser Patzer, was ist denn das, dieser Patzer?“ Und dann geht es schon los: Wer von uns kann es denn besser? Der Kommentator nicht, die Zuschauer nicht. Er ist ja immer noch einer der Besten. Aber alle erregen sich, und dann lenkt die Kamera schnell den Blick von ihm weg. Stattdessen wird der andere gefeiert, der oben auf dem Podest steht. Es wird sehr still. Vielleicht hat der Verlierer noch ein paar Freunde, die ihn zuhause begrüßen und sagen: „Nimm es nicht so schwer.“ Aber dann vergisst man ihn sehr schnell, wenn er nicht mehr die höchste Leistung erbringt.
Wer macht denn diese Erwartungen und drückt so arme Menschen so hoch hinauf, um sie dann plötzlich wieder hinunterfallen zu lassen? Dabei kann es doch jedem besten Könner einmal passieren, dass er bei seiner Pirouette ausgleitet und kurz den Boden berührt. Oder dass er beim Slalom im Nebel eine Stange verfehlt und sich falsch einfädelt. Oder dass einer dieser glänzenden Eishockeytorwarte ausgerechnet erleben muss, dass der Puck bei ihm abspringt und dann ins Tor geht – zwischen den Händen hindurch, so ärgerlich! Aber das ist doch menschlich.
Darum ist es so merkwürdig bei uns Menschen, dass wir dauernd so große Erwartungen an andere haben. Wir erzählen ständig das Märchen, als ob der Mensch zu allerhöchsten Leistungen fähig wäre. Ja, er kann sehr viel erreichen, aber dann kommen dennoch die großen Enttäuschungen.
Man müsste sich einmal kritisch überlegen, wie oft wir anderen Mut zusprechen mit Worten wie: „Du musst dich nur anstrengen.“ Oder wenn wir Alten oder Kranken sagen: „Mutter, du darfst dich jetzt nicht fallen lassen. Du musst jetzt deinen ganzen Willen zusammennehmen.“ Ist das eigentlich fair, was wir da treiben, obwohl wir doch selbst wissen, dass der Wille gar nicht zu diesen letzten Leistungen fähig ist?
Darum wundert es mich nicht, dass es in unserer Zeit so viele seelisch Kranke und Zerbrochene gibt, die sich gar nicht mehr aufschwingen können. Wir lesen zwar noch die Geschichten, die uns immer wieder in Illustrierten angeboten werden, von solchen Übermenschen, die sich monatelang allein im Urwald Australiens, Afrikas oder Südamerikas durchkämpfen. Die Rettungskolonnen haben sie schon längst aufgegeben, und dann steht immer hinter diesen Geschichten: „Das ist der Mensch, wenn er nur will, dann kann er hochgehen und alles überwinden.“
Das stimmt ja nicht. Wir wissen so viel über diese großen Menschen, nämlich dass sie am Ende Bettler sind und dass die große Siegeskette reißt. Dann muss die Niederlage bewältigt werden. Von der Niederlage redet man so oft nicht, und gottlose Menschen unserer Tage reden noch weniger davon. Sie wollen sich immer darüber betrügen und so tun, als ob wir immer die Erfolgreichen wären, die alles meistern.
„Das Sterben werden wir schon irgendwie hinkriegen, das wird schon weitergehen, die Nöte werden wir hinkriegen.“
Gottes Zuspruch an die Müden und Verzagten
Ich bin so froh, dass die Bibel immer wieder von den Schwachen und von den Müden spricht. Schaut man sich um, sieht man viele Menschen ohne Gott. Diese wollen oft gar nicht zugeben, dass sie schwach, müde und verzagt sind. Gott spricht uns ganz einfach darauf an, weil er weiß, was uns im Innersten bewegt.
Darum ein erster Punkt: Gott ruft dich. Er sprach damals zu dem Volk Israel, als es in der babylonischen Gefangenschaft war. Über Jahrhunderte hinweg hatten sie sich gegen das Wort der Propheten gestellt und gesagt: Wir werden unsere Selbständigkeit in Jerusalem schon behaupten können in diesem Kräftespiel der Politik. Die Propheten warnten jedoch: Wenn ihr Gott verliert, wenn ihr ihm nicht vertraut, dann fällt ihr in unermessliche Tiefen.
Die babylonische Gefangenschaft war das Ende ihrer Staatsselbständigkeit und das Ende ihrer Volks-Einheit. Dort saßen sie und hatten vor Augen die großen, mächtigen, kolossalen Bauten Babels. Die Stadtmauern waren so dick, dass man mit Gespannen nebeneinander oben auf den Mauern fahren konnte. Was sollten sie tun, die in den Internierungslagern Babels lebten? Sie wussten genau, dass sie sich keinen Mut mehr zusprechen konnten, weil ihre Lage verfahren und hoffnungslos war.
Sie konnten nichts mehr tun. Und wenn sie sich mit Gott trösten wollten, mussten sie sagen: Es ist unsere Schuld, wir haben es uns selbst eingebrockt. Das ist die Ursache so schwerer Depressionen bei uns, wenn wir sagen müssen, Gott sucht bei mir Sünden vergangener Zeiten heim, und das, was ich jetzt erlebe, habe ich verdient.
Das ist Schuld. Wenn wir uns einmal Menschen in der Bibel ansehen, die viel gelitten haben, wie Hiob, dann sagt Hiob: „Gott hat mir meinen Weg verzäunt.“ Das ist nicht das Schicksal oder Menschen, sondern Gott macht den Weg zu, und ich kann nicht mehr weitergehen. Jeremia sagt: „Gott vermauert mir meinen Weg mit Quadern.“
Nur Gläubige können richtig deuten, warum wir manchmal im Leben so schwer geführt werden und warum es manchmal nicht mehr weitergeht. Es sind nicht bloß einzelne Niederlagen, die man irgendwie überspielen kann, sondern Gott stellt sich uns in den Weg und streitet wider uns. Das kann man auch erleben, wenn man im Dienst für Gott tätig ist.
Darum hat damals Israel so gesprochen, wie es seitdem viele Verzagte, Resignierte und Müde gesprochen haben: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, Gott weiß nicht, wie es mir geht, er hat mich vergessen und auf der Seite liegen lassen. Mein Recht geht an meinem Gott vorüber.“
Dann fängt Gott an und ruft diesen Müden und Verzagten einfach zu: „Hebe deine Augen auf in die Höhe!“ Und da meint Gott: Sieh einmal die Weite des Sternenhimmels an! Das überrascht.
Gott geht den Mythen auf eine ganz eigene Art nach, so wie sie es gerade verstehen können. Bis heute bleiben die Geheimnisse der Sternenwelt für einen modernen Denker bis an sein Ende unergründlich: Dreißig Milliarden Sterne dort oben. Jeder dieser Sterne hat seine Bahn von Gott zugewiesen. Wenn nur einige dieser Sterne von ihrer Bahn kommen, gerät das ganze Himmelsgefüge aus dem Gleichgewicht und stürzt in sich zusammen.
Dort, wo kein Fernrohr heute hinreichen kann, reicht der Arm Gottes hin. Gott kennt sie alle mit Namen. Bei Gott gibt es keine Unbekannten. Gott kennt dich, er weiß um dich, und er hat diese Schöpfung in seiner Hand.
Ich verstehe wenig von der Naturwissenschaft. Manche Predigthörer verzweifeln immer wieder, wenn ich naturwissenschaftliche Dinge anspreche. Aber ich habe mir mit meinem Laienverstand ein paar kleine Dinge zusammengetragen: Die Sonne, die uns bescheint, ist fast 1,3 Millionen Mal größer als die Erde. Der Sirius ist fünfhundertmal heller als die Sonne, und der Orion ist einundzwanzig Millionen Mal größer als die Sonne. Das verstehe ich nicht mehr.
„Hebe deine Augen auf in die Höhe, du darfst dich in diesem mächtigen Gott bergen.“ Er ruft dich mit Namen. Dein Leben, auch in der Todesstunde, ist Gott nicht unbekannt. Du darfst dich in seine Hand fallen lassen.
Ich las in einem Kommentar, dass während der französischen Revolution der Konvent beschlossen hatte, alle Erinnerungszeichen an die christliche Religion abzuschaffen. Da stand einer aus dem Konvent auf und sagte nur: „Die da oben, die Sterne, die werdet ihr nicht abschaffen.“
Sie sind das Erinnerungszeichen an die Macht und Größe Gottes! Man kann nur staunen, was er mir hier zusagen lässt. Nimm es doch über den Sternen an, dass Gott dich sucht und dass er dich meint. Dort ist es mir fest zugesagt.
Wenn man dann in der Schwermutshöhle steckt und nicht mehr weiterweiß, schau auf!
Der Blick auf Gott als Quelle der Kraft
Ich möchte mit einem zweiten Gedanken fortfahren und dabei den Blick auf den Herrn richten. Es wäre zu kurz gegriffen, wenn man nur bei den Sternen stehen bliebe. Immer wieder haben Denker und Dichter uns an die Sterne erinnert und die Schönheiten der Natur als Trost dargestellt.
Es gibt jedoch auch heidnische Religionen, die aus den Sternen ganz andere, falsche und gottlose Schlussfolgerungen ziehen. Deshalb bleibt die Bibel nicht dabei stehen, dass uns die Sterne trösten können. Stattdessen heißt es dort plötzlich: „Aber die auf den Herrn harren.“
Wenn die Bibel vom Herrn spricht, meint sie das Herrscheramt Gottes, das diese ganze Welt umfasst – bis zu jenem Tag, an dem Gott seine neue Welt bringt. Diejenigen, die auf diesen Herrn harren, stehen im Gegensatz zu den Menschen, die sich auf ihre eigene Kraft und Leistung verlassen.
Es ist immer wieder so, dass Menschen stolz auf ihre Stärke sind. Doch die Bibel sagt nüchtern: „Männer werden müde und matt.“ Auch die jungen Burschen, die voller stolzer Jugendkraft sind, „kippen aus ihren Schuhen“.
Aber jetzt kommt das große „Aber“: Diejenigen, die auf den Herrn harren und ihn vor Augen haben, leben ganz anders. Für Schwermütige und Traurige ist das der einzige Blick, den sie haben können – der starke Blick auf Jesus.
Dieser Herr erscheint uns mächtig vor Augen. Er will, dass wir unseren Blick auf ihn richten. In Schwermut und Traurigkeit sollen wir nicht an den Sternen stehen bleiben, sondern auf ihn schauen.
Jakob und Israel – zwei Lebenswege im Glauben
Ich habe mich lange gefragt, warum Gott in der babylonischen Gefangenschaft diese Menschen und uns alle mit den beiden Namen Jakob und Israel anspricht. Erst später wurde mir klar, dass mit Jakob und Israel zwei Typen menschlichen Verhaltens beschrieben werden.
Jakob war von Hause aus ein schwächlicher Junge. Er war ein häuslicher Knabe, doch dann setzte er all seine List ein, um sein Leben zu meistern. Jeder von uns ist ein solcher Trickreicher, der versucht, sein Leben zu überwinden, sich im Beruf durchzuschlagen, etwas zu erreichen und sich etwas aufzubauen.
Dabei war Jakobs Leben von schweren Schlägen geprägt. Er musste fliehen, sein Bruder war ihm auf den Fersen. Doch wie ein Stehaufmännchen kam er immer wieder auf die Füße. Wenn man meint, das sei nur göttliche Hilfe, hat man es nicht wirklich verstanden. Selbst wenn Menschen meinen, sie bringen es zu etwas, so wie Jakob, der zu großen Herden gekommen ist – darauf war er sicher stolz –, war das noch nicht alles.
Später kam die Stunde, als er am Jabokfluss stand. Es wurde Abend und dunkel, und er musste seinem Bruder Esau entgegengehen. Es gibt solche Stunden im Leben erfolgreicher Menschen, in denen sie am Ende ihres Lebens spüren: Eigentlich habe ich gar nichts. Sie können nicht einmal ihrem Bruder entgegengehen und wissen nicht, ob er sie leben lässt. Angst!
Sie spüren, dass ihr Leben trotz großer Viehherden, Erfolgen oder Ehren, die sie besitzen, eigentlich nichts wert ist. In dieser Nacht birgt sich Jakob in Gott und sagt: „Ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn.“ Viele Menschen kommen im Leben nie weiter als zu diesem Punkt. Jesus hat gesagt, dass sie wie Kinder sind, die sich in die mächtige Hand des Vaters bergen und nie darüber hinauswachsen.
Deshalb heißt es Jakob und Israel: Jakob erhielt den neuen Namen Israel, weil er auf Gott vertraute und ihm glaubte. Wir haben in unserer Bibelstunde mehrfach verfolgt, wie Jakob weitergeführt wird. Als sein Sohn Joseph ihm gemeldet wird, er sei umgekommen und lebe nicht mehr, ist Jakob jahrelang im Dunkeln.
Doch er ist ein Israel geworden, ein Gottesstreiter, der sich in Gott birgt. Ich möchte später das schöne Lied von Johann Christoph Blumhardt singen: „Sei still zu Gott, der wunderbar zu sein noch nicht vergessen hat.“ Wenn du fest an ihn glaubst, wirst du sehen, wie leicht es ihm ist, in allen Dingen das Herrlichste zu vollbringen. Sei still zu Gott.
Neue Kraft durch das Harren auf den Herrn
Ich möchte noch einen letzten Punkt anschließen: Er macht dich stark.
Hier wird das schöne Bild vom Adler noch einmal lebendig dargestellt, das wir so oft gehört haben und das uns tief anspricht. Ich wollte eigentlich einen Film zeigen. Ich weiß nicht, ob Sie in Ihrer Biologie noch so bewandert sind, wie Adler ihre Nester bauen und dann sicher über steile, hundert Meter hohe Felsklippen hinwegfliegen. Sie wissen doch, ich habe Höhenangst, besonders an Bergabhängen. Aber wenn man sieht, wie ein Adler ohne Angst und in großer Sicherheit darüber hinwegfliegt, dann versteht man, was die Bibel mit diesem Bild sagen will.
Wir zittern, wenn wir an die Abgründe der Schwermut herantreten müssen. Wie ist es, wenn wir morgen oder übermorgen an ein Grab treten oder uns in die Hände eines Chirurgen legen müssen? Kann man dann so seine Adlerflüge machen – so hoch und unbeschwert?
Leider wurde dieses Bild in der frühen Christenheit oft umgedeutet. Das Bild des Phönix aus der Asche wird häufig mit christlichen Symbolen verbunden. Man findet es ab und zu an Kirchen. Doch der Phönix aus der Asche stammt aus dem Heidentum, aus der Sonnengottheit. Dieses Bild hört man auch oft bei freikirchlichen Beerdigungen, wenn Menschen sagen: „Wir geben den Leib ins Feuer, und dann wird das Neue wunderbar erstehen.“
Aber wo gibt es in dieser Welt des Todes ein Feuer, aus dem Neues entsteht? Ich kenne dieses Feuer nicht. In dieser Welt gibt es nur elendes Verderben und Zerstörung. Die Menschen spüren das auch ganz richtig, wenn sie an die Atomgefahren unserer Zeit denken.
Wenn das mit dem Phönix aus der Asche stimmen würde, dann sollte man das auch angesichts der Kriegsgefahren sagen, die über unserer Welt schweben: „Phönix aus der Asche, er wird neu und wunderbar erstehen. Lasst alles zusammenbrechen!“ Das ist doch eine trügerische Lüge, mit der man sich selbst tröstet. Das meint die Bibel niemals.
Jesus hat das viel ernster genommen. Deshalb hilft mir das Bild so sehr: Jesus ging in die Todestiefen hinab, zitternd und zagend, und spürte, was es heißt, diesen dunklen Mächten ausgeliefert zu sein. Doch hat uns Jesus eine lebendige und große Hoffnung gegeben – durch seine Auferstehung.
Es geht um nichts anderes, als dass Jesus, der Auferstandene, in meinem Leben Platz greifen will. Es geht nicht um irgendwelche Naturgesetze – die gibt es nicht. Es gibt nur das eine Wunder, das in Jesus Christus liegt.
Darum hat Paulus gesagt: „Ich will immer mehr ihn erkennen, ihn und die Kraft seiner Auferstehung. Ich will immer mehr in ihm erfunden sein. Dann vermag ich alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“
Gemeinschaft im Leid und das Harren auf Gottes Kraft
Ich bin so dankbar, dass wir auch in unserer Gemeinde das Leiden mancher unter uns mittragen dürfen. Es ist gut, dass wir dies auch namentlich wissen – zum Beispiel unsere Familie Rathmann mit ihrem an Leukämie erkrankten einjährigen Kind.
Wie sie uns jetzt wieder in einem Brief aus der Universitätsklinik in Tübingen teilhaben lassen, mit dem Wort: „Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen, denn der Herr ist ein großer Gott.“ Ja, lassen wir uns mit allen, die so treu für unsere Melanie beten, vor Jesu Angesicht treten.
Vor uns liegt noch ein langer Weg mit viel Unsicherheit und Risiken. Doch gestern Abend gab es das zweite kleine Wunder unseres Herrn. Die Rückenmarkpunktion verlief leider sehr schwierig. Dennoch sind laut Äußerung des Professors die Krebszellen im Knochenmark durch die Chemotherapie vernichtet – das beste Ergebnis, das man bis jetzt erhoffen kann. Aber es wird noch ein langer Weg sein.
Das sind nie die Sprüche, die Leute sagen, wenn sie meinen, hoppla hop und das Wunder passiert. Es sind diejenigen, die auf ihn harren, die stundenlang in der Nacht wachen. Nicht nur die Zeichen Jesu in der Gesundheit zählen, sondern auch die Gebete, die eine Gemeinde mobilisieren.
Ein Kärtchen, das geschrieben wird, wo man Anteil nimmt und spürt: Wir gehören zusammen, wir sind eine Bruderschaft, die das mitträgt, die auf den Herrn harren. Diese Menschen bekommen neue Kraft. Sie haben das nicht wie ein Paket in sich, aus dem man jede Menge rausholt, sondern sie warten und harren.
Ich habe vielen auch von meiner Reise erzählt. Ich möchte nur diejenigen, die es kennen, daran erinnern, wie erschütternd es für mich war, als ich dort in Mombasa das Krankenhaus für Blinde sah. Dort war ein amerikanischer Doktor, 29 Jahre alt, der Arzt kreist, und seine Frau, Mutter von drei Kindern, ist bei der Geburt des dritten Kindes spastisch gelähmt. Sie sitzt im Rollstuhl.
Warum lässt Gott so etwas auf einem Menschen liegen, der doch im Missionsdienst seine ganze Kraft geben will und der nur brennt, Gott zu dienen? Weil Gott seine Größe wundervoll in der Tiefe zeigt.
Und das sind Kranke unter uns in der Gemeinde, an die wir denken – Menschen, denen Glieder amputiert werden mussten und die das Sterben einüben müssen. Das ist nicht der Phönix aus der Asche, den es gar nicht gibt. Das gibt es vielleicht bei den Gottlosen in den Wundergeschichten, die in der Zeitung stehen.
Die Glaubenden werden auf Wegen geführt, wo sie auf den Herrn harren und dann ihre Adlerflüge machen. Menschen, die jahrelang gelähmt im Bett liegen, andere, die viel Leid mit ihren Kindern erleben, aber die auf den Herrn harren. Darum reden sie, darum rede ich, und sie reden kraftvoll und erfahren die Nähe Jesu.
Er macht dich stark. Fixiere dich ganz auf Jesus, sei in ihm. Die, die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft.
Annahme der eigenen Schwäche und Vertrauen auf Gottes Stärke
Und jetzt bitte ich Sie: Nehmen Sie Ihre Schwachheit an. Sagen Sie Ja dazu. Jakob hat lange gebraucht, bis er sagte: Ja, Herr, da bin ich.
Ich bin nicht der Traumtänzer auf dem Eis, ich bin nicht der, der auf dem Podest steht, ich bin nicht der Könner. Herr, du weißt alles, aber dir traue ich, dir folge ich.
Du wirst mich auffahren lassen wie ein Adler, sodass ich laufe und nicht matt werde, dass ich wandle und nicht müde werde bis ins hohe Alter hinein. Amen!