Ich gehe davon aus, dass sich heute Morgen hier mindestens drei verschiedene Menschengruppen befinden – entweder direkt hier oder vor dem Livestream.
Da gibt es zum einen diejenigen, denen es zurzeit richtig gut geht. Das Leben läuft nach Plan. Man könnte sagen, sie befinden sich auf der Überholspur des Lebens. Alles läuft gut, und so kann es gerne weitergehen.
Dann gibt es die Menschen, denen es weder gut noch schlecht geht. Sie fühlen sich so, als wären sie mitten im Leben. Die Dinge sind nicht perfekt, aber auch nicht wirklich schlecht. Es geht eben so.
Und schließlich gibt es diejenigen, denen es zurzeit überhaupt nicht gut geht. Ihnen fehlt oft der Mut. Sie sind beladen mit Sorgen und müssen vielleicht Dinge verarbeiten, die ihr Leben ein Stück weit auf den Kopf gestellt haben.
An diese dritte Gruppe möchte ich mich heute in meiner Predigt vor allem wenden. Ich möchte nicht in erster Linie für die Mutigen und Starken predigen, sondern für die Gebrochenen in unserer Mitte. Für diejenigen, die dringend Mut brauchen und vielleicht gerade hergekommen sind, weil sie genau das suchen.
Diese Menschen brauchen keine große Veranstaltung oder ein Event. Sie sitzen hier und sagen: „Bitte gib mir ein Wort, das mir hilft, die nächste Woche zu schaffen.“ Das sind die, die manchmal daran denken, das Handtuch zu werfen, weil sie das Gefühl haben, nicht mehr festhalten zu können. „Hier entgleitet mir etwas, ich brauche Halt.“
Für diese Gruppe möchte ich heute besonders predigen.
Eigentlich hatten wir etwas anderes geplant, das möchte ich auch sagen. Im Februar wollten wir ursprünglich eine Reihe zum Thema Gemeinde machen.
Es gab jedoch einige Ausfälle und Terminverschiebungen. Ich hatte bereits mit der Predigtvorbereitung begonnen. Zuerst war das Thema Gründjahr zwölf, ein Gemeindethema. Dann haben wir ein bisschen umgestellt. Für mich war danach klar: Ich mache in meiner persönlichen Reihe zum Philipperbrief weiter. Auch dafür hatte ich schon mit der Predigtvorbereitung begonnen.
In den letzten Tagen habe ich selbst einiges erlebt, wodurch ich dringend Ermutigung aus dem Wort Gottes brauchte. In meiner stillen Zeit hat Gott mir Psalm 27 gegeben. Ich habe mich so geleitet gefühlt, dass ich jetzt einfach einen Psalm predigen möchte.
Ich predige nicht in meiner Reihe weiter, sondern einfach mal Psalm 27. Damit möchte ich besonders denen Mut machen, die gerade durch eine schwere Zeit gehen.
Ich liebe die Psalmen, weil sie die ganze Bandbreite der menschlichen Emotionen widerspiegeln. Egal, wie wir uns gerade fühlen, irgendwo in den Psalmen finden wir uns immer wieder. Deshalb liebe ich persönlich die Psalmen sehr.
In diesem Psalm, der von David geschrieben wurde, Psalm 27, geht es um eine Situation, in der es David eigentlich gar nicht gut geht. Er steckt mitten in der Not. Doch dieser Psalm ist so durchtränkt von Vertrauen und nicht von Verzweiflung.
Mein Predigtthema heute Morgen lautet: Mutiges Vertrauen in Zeiten der Not. Ich möchte Gottes Wort an den Anfang stellen und den Psalm einmal am Stück vorlesen.
Psalm 27, alle 14 Verse:
Ein Psalm von David
Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich mich erschrecken?
Wenn Übeltäter mir nahen, mein Fleisch zu fressen, meine Bedränger, meine Feinde, sie straucheln und fallen.
Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, fürchtet sich mein Herz nicht.
Wenn sich auch Krieg gegen mich erhebt, trotzdem bin ich vertrauensvoll.
Eins habe ich vom Herrn erbeten, danach trachte ich:
Zu wohnen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens,
um anzuschauen die Freundlichkeit des Herrn und nachzudenken in seinem Tempel.
Denn er wird mich bergen in seiner Hütte am Tag des Unheils,
er wird mich verbergen im Versteck seines Zeltes,
auf einen Felsen wird er mich heben.
Und nun wird mein Haupt sich erheben über meine Feinde rings um mich her.
Opfer voller Jubel will ich opfern in seinem Zelt,
ich will singen und spielen dem Herrn.
Höre, Herr, mit meiner Stimme rufe ich, sei mir gnädig und erhöre mich!
Mein Herz erinnert dich, sucht mein Angesicht, dein Angesicht her suche ich.
Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, weise deinen Knecht nicht ab im Zorn!
Du bist meine Hilfe gewesen, gib mich nicht auf, verlass mich nicht, Gott meines Heils!
Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr nimmt mich auf.
Lehre mich ja deinen Weg und leite mich auf ebenem Pfad wegen meiner Feinde.
Gib mich nicht preis der Gier meiner Bedränger, denn falsche Zeugen sind gegen mich aufgestanden, und der, der Gewalt hat, schnaubt.
Ach, wenn ich mir nicht sicher wäre, das Gute des Herrn zu schauen im Land der Lebendigen!
Harre auf den Herrn, sei stark, und dein Herz erweise sich als mutig!
Harre auf den Herrn!
Wir möchten uns heute Morgen vier Merkmale eines mutigen Vertrauens ansehen.
Das erste Merkmal lautet: Mutiges Vertrauen basiert auf einer intimen Gottesbeziehung.
David beginnt in Vers 1 direkt mit zwei Aussagen, die seinen Mut unterstreichen: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich mich erschrecken?" Die implizierte Antwort lautet: vor niemandem, vor niemandem.
Wenn man aber nur die beiden Fragen isoliert betrachtet – "Vor wem sollte ich mich fürchten?" und "Vor wem sollte ich mich erschrecken?" – klingt das schon ein bisschen überheblich, oder? Betrachtet man nur die Fragen, würde man sagen, hier nimmt jemand den Mund vielleicht ganz schön voll. Doch David tut das nicht.
David selbst weiß, dass ihm häufig der Mut fehlt. Wir denken oft an die Geschichte von David und Goliath und glauben, der Mut liege in David. Aber schau mal, was David im Psalm 13 sagt, einem Psalm von David: "Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?" Das klingt nicht nach Mut, oder? David hatte oft Phasen, in denen er völlig mutlos war – und so geht es auch uns.
Mutiges Vertrauen entsteht nie aus uns selbst. Es beginnt nicht damit, dass wir plötzlich anfangen, positiv zu denken. Der Mut liegt nie in uns. Wir versagen, wir werden schwach – das ist die Realität. Wir sind schnell am Ende. Auch den Mutigsten verlässt manchmal der Mut.
Wie kann David hier eine so mutige Aussage machen, obwohl er sich gerade in Lebensgefahr befindet, wie wir gleich sehen werden? Er befindet sich in einer Situation, in der es um alles oder nichts geht, in der sein Leben auf dem Spiel steht. Wie kann er eine solche Aussage treffen?
Sein Mut basiert auf Gott: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich mich erschrecken?" David ist hier erfüllt von mutigem Vertrauen, weil er Gott kennt.
Schaut mal: David sagt nicht "Gott ist Licht", "Gott ist Heil" oder "Gott ist Zuflucht". Er sagt: "Gott ist mein Licht, er ist mein Heil, er ist meine Zuflucht." Das hat er nicht in der Kinderstunde auswendig gelernt, das hat er nicht in der Bibelschule gelernt – das hat er erlebt. Er sagt: "Es ist mein Gott."
Wisst ihr, es gibt einen Unterschied zwischen Gott kennen und Gott kennen. Als ich 2017 durch eine Notsituation ging und merkte, wie mich der Herr durchträgt, veränderten sich meine Gebete. Da redet man nicht einfach nur von "dem Gott", da sagt man "mein Gott", weil man zusammen durch diese Zeit gegangen ist.
David hat so viel mit Gott erlebt, er hat Gott kennengelernt. Er sagt: "Gott, du bist mein Gott, du bist mein Licht, du bist mein Heil, du bist meine Zuflucht."
Wofür stehen diese Begriffe eigentlich? Licht meint hier auch die Freude im Leben. Das Gegenteil ist Dunkelheit. Dort, wo wir Angst haben, wo wir von Sorgen beladen sind, herrscht Dunkelheit in unserem Leben. Aber Licht entsteht dort, wo wieder Freude in unser Leben kommt. Licht steht auch für Wegweisung, und David hat wahrscheinlich beide Aspekte im Blick.
Unsere Ängste und Sorgen gedeihen in der Dunkelheit, aber Gott ist unser Licht. Und da, wo das Licht ist, muss die Dunkelheit fliehen. David sagt: "Gott ist mein Licht, er führt mich, er zeigt mir den Weg, und er ist auch meine Freude."
Er sagt weiter: "Er ist mein Heil." Das meint meine Rettung, er ist mein Helfer, könnte man auch übersetzen. Und er ist meine Zuflucht. Ein Zufluchtsort ist dazu da, um den zu beschützen, der Zuflucht sucht. David sagt: "Gott, das bist du für mich, du bist meine Sicherheit im Leben."
Einige von uns – und das sage ich nicht nur ganz allgemein, sondern es sind konkrete Personen hier im Raum, von denen wir das auch zum Teil wissen – gehen momentan durch ein tiefes Tal. Die Not ist groß, und sie leiden.
Da gibt es gesundheitliche Sorgen: eine Krebsdiagnose, einen Herzinfarkt, eine Nervenkrankheit, eine geplatzte Ader im Gehirn, Notoperationen stehen an. So etwas macht etwas mit einem – aber auch mit den Angehörigen. Da geht man von jetzt auf gleich durch ein dunkles Tal. Es sind Zeiten der Not.
Andere hier werden von Gedanken gequält, die sie nicht ganz einordnen können. Wiederum andere erleben so einen heftigen Druck auf der Arbeit, dass sie gar nicht an morgen denken wollen. Dann gibt es heute auch diejenigen, die einfach völlig einsam sind, die hergekommen sind und sich dennoch irgendwie einsam fühlen, die vielleicht auch manchmal Angst haben, im Alter allein zu sein.
Dann gibt es diejenigen, die heute hier sitzen, vielleicht in der Reihe vor dir, die sich ganz, ganz große Sorgen um ihre Kinder machen und von diesen Sorgen gelähmt sind. Das kann man nicht nachempfinden, wenn man nicht selbst in der Situation ist.
Weißt du, wenn du zu diesen Leuten gehörst, dann möchte Gott dir heute sagen: "Ich bin dein Licht, ich bin dein Heil und ich bin deine Zuflucht, ich bin die Sicherheit in deinem Leben." Nimm das an! Du musst es nicht fühlen, aber du darfst es annehmen. Das möchte Gott dir heute zusprechen.
Ich glaube, Gott hatte einen Plan damit, dass heute Psalm 27 gepredigt wird.
David geht dann in den Versen 2 und 3 von einem Problem aus, das kaum größer sein kann. Hier ist die Rede von Übeltätern, von Bedrängern, von Feinden. Von einem Heer ist die Rede, ein Krieg wird erwähnt – also handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen militärischen Kontext.
David befindet sich im Krieg, das ist seine Situation, und die Feinde haben es ganz gezielt auf ihn persönlich abgesehen.
Schauen wir nun näher in den Text hinein. Was steht da in Vers 2? David sagt, dass er keine Angst hat vor den Übeltätern, vor den Bedrängern, wenn sie sich ihm nähern. Die Not ist konkret, aber er hat keine Angst vor ihnen, weil sie straucheln und fallen.
Eine Frage an uns: Warum kann David das sagen? "Wenn sich mir Feinde nähern, sie straucheln und fallen." Das kann er sagen, weil er es bis dahin schon ganz häufig erlebt hat.
David schaut hier in die Vergangenheit zurück: Welche Erfahrungen habe ich schon mit Gott gemacht? Diese Erfahrungen kann ihm auch niemand mehr nehmen. Er hat sie mit Gott in der Vergangenheit gemacht.
Diese Erfahrungen stärken ihn jetzt, wenn er in die Zukunft schaut. So kann er in Vers 3 auch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und sagen: "Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, fürchtet sich mein Herz nicht. Wenn sich auch Krieg gegen mich erhebt, trotzdem bin ich vertrauensvoll."
Schaut mal: Hier steht nicht, dass wir Vertrauen haben, weil keine Probleme da sind. Hier steht: Die Probleme sind da, aber trotzdem bin ich vertrauensvoll.
David hat nicht Vertrauen, weil alles gut läuft. David hat Vertrauen, obwohl die Probleme da sind. Trotzdem vertraue ich.
Und das ist mein Wunsch für dich: Dass du heute rausgehen kannst und trotzdem sagen kannst: "Ich vertraue, ich vertraue auf dich."
Wisst ihr, mutiges Vertrauen ist nicht naiv. Mutiges Vertrauen fängt nicht plötzlich an, die Probleme kleinzureden: "Ach, ist alles gar nicht so schlimm." Nein! Mutiges Vertrauen sieht die Probleme.
Aber mutiges Vertrauen sieht auch den, der größer ist als unsere Probleme. Das ist doch der Punkt, und das sieht David.
Er hat Mut, weil er Gott kennt, weil er so eine innige Beziehung mit Gott hat. Er kennt Gottes Wesen, er weiß, dass er Licht ist, er weiß, dass er sein Licht ist.
Er schaut in die Vergangenheit und hat schon so vieles mit diesem Gott erlebt, dass er auch jetzt Mut hat in dieser Situation.
Wir haben seit knapp zwei Wochen ein Pflegekind bei uns, ein kleines Mädchen. Als ich letzte Woche Donnerstag aus den USA zurückkam, war sie schon da. Ich fuhr weg, und wir hatten drei Kinder. Ich kam zurück, und wir hatten vier – ohne neun Monate Vorbereitungszeit.
Als die Jungs mich sahen, liefen sie sofort in meine Arme, weil ich länger weg war – zehn Tage, das ist lang für unsere Verhältnisse. Das Mädchen kam nicht sofort und rannte nicht in meine Arme. Warum nicht? Sie kannte mich nicht.
Wir mussten erst einmal warm werden. Ich glaube, wir sind auf dem Weg dahin, aber es zeigen sich immer noch einige Unterschiede.
Wenn sie zum Beispiel an der Treppe steht und ich sage: "Spring!", da ist sie zögerlich. Wenn ich das unseren drei Jungs sage, springen sie fast aus schwindelerregenden Höhen in meine Arme. Warum? Sie kennen mich, ich bin ihr Vater, und sie haben die Erfahrung gemacht, dass ich sie bisher immer aufgefangen habe.
Ihr Lieben, mutiges Vertrauen entsteht aus einer intimen Beziehung.
David weiß: Gott hat mich bisher immer aufgefangen. All diese Erfahrungen der Vergangenheit geben ihm Mut für die Gegenwart.
Da möchte ich dich heute ermutigen: Schau mal auf dein Leben zurück. Aus welchen Situationen hat Gott dich schon immer wieder herausgeführt?
Kein Vater würde, nachdem er zwanzig Mal an der Treppe seine Jungs aufgefangen hat, beim einundzwanzigsten Mal zur Seite gehen und das Kind auf den Boden fallen lassen. Das macht kein irdischer Vater.
Denkst du, Gott lässt dich jetzt plötzlich fallen, zum ersten Mal? Das tut Gott nicht.
Schau auf das zurück, was du mit Gott erlebt hast. Schau auf die Erfahrungen zurück, und daraus entsteht mutiges Vertrauen für die Gegenwart.
Das war das erste Merkmal. Wir kommen zum zweiten Merkmal: Mutiges Vertrauen wächst in der Gegenwart Gottes.
Ich lese noch einmal Vers 4: „Eins habe ich vom Herrn erbeten, danach trachte ich, zu wohnen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des Herrn und nachzudenken in seinem Tempel.“
Gibt es Orte in deinem Leben, zu denen du besonders gerne fährst? Ich bin zum Beispiel sehr gerne am Tegernsee in Bayern. Das ist eine wahre Idylle dort unten. Wer einmal da war, mit Blick auf die Berge, versteht das. Wir als Familie sind auch total gern in Holland. Wir lieben Holland – das sind so unsere Lieblingsorte.
Schaut mal, welchen Lieblingsort David hat. David sagt, er ist am allerliebsten im Heiligtum. In den Versen 4 und 5 wird das Heiligtum mit verschiedenen Begriffen bezeichnet: Haus des Herrn, Tempel, Hütte, Zelt. Diese vier Begriffe zielen auf ein und dieselbe Realität ab: das Heiligtum. Das ist der Ort, an dem Gott im Alten Testament besonders gegenwärtig war.
Wenn David hier sagt, er möchte alle Tage im Tempel sein, dann meint er damit, dass er dauerhaft in Gottes Gegenwart leben möchte – alle Tage seines Lebens. Er sagt: „Einen Wunsch habe ich.“ Im Hebräischen steht hier nicht einfach nur ein unbestimmter Artikel, sondern das Zahlwort „Achad“. Dieses Wort wird auch für Gott verwendet, denn Gott ist einer (5. Mose 6). Genau dieses Wort benutzt David und sagt damit: Ich habe letztendlich nur einen Wunsch – ich möchte in der Gegenwart Gottes leben.
David hätte als Herrscher, als König, viele Wünsche haben können oder viele Pläne. Aber wenn man all seine Gedanken auf einen Wunsch reduziert, dann sagt er: Ich möchte bei dir sein, Herr, alle Tage meines Lebens. Ich möchte immer in deiner Gegenwart leben.
In Vers 4 wird es dann etwas konkreter. Er sagt, er möchte im Tempel sein, in der Gegenwart Gottes, um die Freundlichkeit des Herrn anzuschauen und um über Gott nachzudenken. Andere Übersetzungen sagen, er möchte Gott suchen. Was meint er damit?
Schaut mal: Im Heiligtum fand auch so etwas wie ein Zeugnis statt. Dessen sind wir uns oft nicht bewusst, was da eigentlich im Tempel geschah. Dort kamen Leute und erzählten, was sie mit Gott erlebt hatten. Ich glaube, das meint David, wenn er sagt, er will die Freundlichkeit des Herrn sehen – die mächtigen Taten, die Gott im Leben anderer wirkt.
Aber er möchte auch über Gott nachdenken, heißt es hier. Und ich denke, er möchte Gott suchen. Dabei müssen wir an die Priester denken, die im Tempel das Wort Gottes vorgelesen haben. Er möchte Gott in seinem Wort suchen. Das ist der Wunsch von David.
In Vers 5 liefert er uns die Erklärung, warum er so gerne in die Gegenwart Gottes geht. Dort heißt es: „Denn er wird mich bergen in seiner Hütte am Tag des Unheils, er wird mich verbergen im Versteck seines Zeltes, auf einem Felsen wird er mich heben.“
David weiß: In der Gegenwart Gottes bin ich sicher. Er hebt mich auf einen Felsen, und auf einem Felsen kommt kein anderer hin. Gott schafft meine Sicherheit.
Und dann ist er sich so sicher, dass er in der Gegenwart Gottes wieder Mut bekommt. In Vers 6 denkt er sogar schon ans Jubeln und Singen. Schaut mal: Die Not ist noch da, und er denkt an Singen.
Vers 6: „Und nun wird mein Haupt sich erheben über meine Feinde rings um mich her, Opfer voller Jubel will ich opfern in seinem Zelt und singen und spielen dem Herrn.“
Wisst ihr, was wir daraus lernen? In der Gegenwart Gottes verändert sich vieles.
Ich habe euch mal eine Kanne Wasser mitgebracht. Es gibt ja unterschiedliche Arten von Teetrinkern. Das ist euch sicherlich auch schon aufgefallen. Da gibt es diejenigen, die den Teebeutel nur ganz kurz eintauchen und dann wieder herausnehmen. Das kann man eigentlich kaum Tee nennen, das ist im Prinzip heißes Wasser. Mein Onkel ist so jemand, der hält den Teebeutel nur ganz kurz rein und dann ist auch wieder gut.
Und dann gibt es diejenigen, die den Teebeutel richtig eintauchen und sogar die Ziehzeit beachten – acht Minuten – und den Tee so richtig ziehen lassen. Das macht natürlich einen Unterschied, wie lange der Teebeutel drin ist, oder?
Wenn er nur ganz kurz drin ist, hat das zwei Auswirkungen: Die Farbe verändert sich kaum und der Tee ist nicht stark. Wenn man den Teebeutel aber richtig lange drin lässt, dann geschehen zwei Dinge: Der Tee wird stark und die Farbe verändert sich.
Schaut mal, so ist das mit der Gegenwart Gottes. Es gibt Christen, die begnügen sich damit, nur mal schnell einzutauchen. Sie lesen gerade mal den Vers des Tages, und dann geht es ab in den Alltag. Sie tanken kurz im Gottesdienst ein bisschen Gegenwart Gottes auf, und dann geht es wieder weiter. Es verändert sich nicht sehr viel, und sie sind nicht stark.
Ich möchte uns ermutigen, von David zu lernen, tief einzutauchen in die Gegenwart Gottes. In der Gegenwart Gottes bekommen wir Kraft, und in der Gegenwart Gottes verändern sich plötzlich die Farben – wir sehen wieder Farbe.
David sagt: „Ich möchte, ich möchte alle Tage meines Lebens bei Gott sein, das ist mein Wunsch, in der Gegenwart Gottes zu leben.“ Und während er da ist, denkt er sogar schon ans Singen, obwohl das Problem immer noch da ist.
Ich möchte dir Mut machen: Satan möchte uns in Verzweiflung führen. Satan möchte uns von Gott wegführen. Viele Menschen machen den Fehler, wenn Not in ihr Leben kommt, Gott den Rücken zuzukehren. Das ist genau das, was Satan möchte. Er möchte immer einen Keil zwischen Gott und uns treiben – zum Beispiel durch die Not.
Das Beste, was wir tun können, ist, auch wenn wir Gott gerade nicht verstehen, uns einfach in seine Gegenwart zu stürzen, uns ihm zu nähern, auch wenn wir ihn nicht verstehen und es ihm sagen.
In der Gegenwart Gottes bekommen wir neue Kraft, und es verändert uns. Es verändert unsere Sichtweise.
Das war zweitens: Mutiges Vertrauen wächst in der Gegenwart Gottes.
Wir kommen zum dritten Merkmal: Mutiges Vertrauen entsteht durch Gebet.
Nach den ersten sechs Versen könnte man denken, der Psalm habe hier eine recht positive Stimmung voller Vertrauen. Er spricht bereits vom Singen. Doch in Vers sieben erleben wir plötzlich wieder einen Einbruch.
Deshalb liebe ich die Psalmen so sehr: Sie sind so realitätsnah. Kennt ihr das nicht auch? Man geht am Sonntag weg und hat so viel Mut getankt. Montag geht es auch noch, aber am Dienstag ist alles wieder beim Alten, und man muss ganz neu Mut fassen. Leider sind wir häufig so. So funktionieren unsere Gefühle, so funktioniert unser innerer Mensch.
David hatte so viel Mut, doch jetzt in Vers sieben muss er wieder neuen Mut tanken. Er bittet Gott ab Vers sieben erst einmal um seinen Beistand. Das Gebet beginnt mit den Worten: „Höre, Herr, meine Stimme, mit meiner Stimme rufe ich, sei mir gnädig und erhöre mich.“ Immer wenn Gott sich uns zuwendet, ist das Gnade Gottes. David sagt: „Bitte Gott, sei mir gnädig, hör auf mich.“
In Vers acht macht David etwas sehr Interessantes. Er zitiert im Gebet das Wort Gottes. Er sagt: „Mein Herz erinnert dich“ und zitiert dann Gott: „Sucht mein Angesicht, dein Angesicht, Herr, suche ich.“
Es ist immer eine gute Idee, beim Gebet Gottes Wort zu zitieren. David betet sozusagen mit der Bibel in der Hand – wahrscheinlich hat er sie im Kopf – und sagt zu Gott: „Hier heißt es, sucht mich, und Herr, genau das mache ich jetzt im Gebet, ich suche dich.“ Er basiert sein Gebet auf dem Wort Gottes.
Trotzdem hat er Sorge, dass das Fleisch nichts bringen könnte. Daraus entstehen die vier Bitten in Vers 9. Es sind alles Bitten, und er bittet, dass Gott etwas nicht tun soll: „Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, weise deinen Knecht nicht ab, gib mich nicht auf, verlass mich nicht.“
Wenn Dinge in unserem Leben plötzlich ganz anders laufen als bisher, stellt sich doch immer die Frage: „Gott, hast du mich aufgegeben? Irgendwie bist du nicht mehr da in meinem Leben. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass du mich immer so geführt hast. Und jetzt erlebe ich hier gerade etwas, das ich nicht einordnen kann. Plötzlich bist du ganz anders, Gott. Kann es vielleicht sein, dass du mich verlassen hast?“
Diese Gedanken kommen uns. Diese Gedanken hatte auch David. Und was er damit macht, ist, dass er Gott bittet: „Bitte verlass mich nicht.“ Er sagt Gott das, was er denkt. Wir müssen lernen, so zu beten, dass wir Gott wirklich das sagen, was wir denken. Manchmal beten wir so, als könnte Gott keine Gedanken lesen.
Lasst uns doch einfach mal unsere Gefühle dem Herrn ausschütten. Das ist doch ein Kennzeichen einer intimen Beziehung. Das macht David: Er schüttet seine ganzen Gefühle Gott aus, bringt Gott seine Ängste und seine Emotionen. Dadurch bekommt er wieder Sicherheit.
Im Gebet sagt er in Vers 10: „Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr nimmt mich auf.“ Plötzlich, mitten im Gebet, fasst David wieder Mut. Das kennen wir: Wenn wir mit all unseren Sorgen zu Gott kommen und sie ihm ausschütten, bekommen wir wieder die Gewissheit: Ja, Gott ist da, Gott hält mich.
Das ist das Beste, was du tun kannst, wenn du dich von Gott verlassen fühlst: Rede mit ihm, rede einfach mit ihm darüber. Nach einer Zeit bekommst du wieder Sicherheit.
Ob David hier tatsächlich von seinen Eltern verlassen wurde, wie er es in Vers 10 sagt, ist etwas umstritten. Wir müssen wissen, die Psalmen sind von Poesie geprägt. Vielleicht möchte er hier bildlich einfach deutlich machen, dass selbst die liebsten Menschen in unserem Leben uns manchmal verlassen, aber es gibt einen, der uns nie verlässt.
Auf Menschen können wir nicht bauen. Es ist schön, wenn wir Menschen in unserem Leben haben, die uns stärken, aber ultimativ gibt es nur einen, der uns wirklich hält – und das ist Gott.
Ich liebe das göttliche „Aber“. David sagt: „Aber der Herr nimmt mich auf.“ Dieses göttliche „Aber“ finden wir durchweg in den Psalmen. Ich habe euch mal ein paar Beispiele mitgebracht:
In Psalm 18, Vers 19 heißt es: „Sie erhalten mich am Tage meines Unglücks, aber der Herr wurde mir zur Stütze.“
Psalm 34: „Der Gerechte muss viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen.“
Psalm 37: „Der Gottlose lauert auf den Gerechten, sucht ihn zu töten, aber der Herr wird ihm nicht seine Hand überlassen.“
Psalm 94: „Sie rotten sich zusammen gegen die Seele des Gerechten und verurteilen unschuldiges Blut, aber der Herr ist meine sichere Burg geworden, mein Gott, der Fels, bei dem ich Zuflucht gefunden habe.“
Das ist das göttliche „Aber“. Die Gegenwart der Not beinhaltet nie die göttliche Abwesenheit. Die Not ist da, aber Gott ist auch da.
„Sogar mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr nimmt mich auf.“ Gott ist immer da in unserer Not.
Gottes Beistand kann man vielleicht mit der Sonne vergleichen. Ich weiß, jedes Bild hinkt ein bisschen, aber es hat mir geholfen, das etwas besser zu verstehen. Die Sonne scheint 24 Stunden am Tag. Wusstet ihr das? Sie scheint 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr – manchmal 366, wenn wir ein Schaltjahr haben. Sie scheint über Jahrzehnte, über Jahrhunderte, über Jahrtausende.
Das Problem, dass es trotzdem Nacht wird, liegt nicht an der Sonne. Es liegt an der Erde, weil die Erde sich dreht. Die Sonne scheint konstant weiter. So ähnlich kann man das mit unserem Leben vergleichen. Manchmal haben wir das Gefühl, weil sich in unserem Leben etwas bewegt, dass wir Gott nicht mehr sehen. Aber die Sonne scheint. Gott ist da, auch wenn wir es gerade nicht sehen. Er ist immer da. Er ist die einzige Konstante in unserem Leben.
Viel wichtiger als dass wir Gott sehen, ist doch, dass Gott uns sieht. Das ist noch wichtiger. Und das ist es, was der Psalmist hier bekennt: „Mutter und Vater haben mich verlassen, aber der Herr, er nimmt mich auf.“
Wenn du momentan durch eine schwierige Zeit in deinem Leben gehst, sollst du wissen: Gott ist da, auch wenn du es nicht fühlst. Das ist das Schöne: Er ist da, auch wenn wir es nicht fühlen. Wäre es schlimm, wenn Gott von unseren Gefühlen abhängig wäre? Dann wäre er mal da und mal nicht. Aber er ist immer da, auch wenn wir ihn nicht fühlen.
Das ist eine wunderbare Botschaft. Halte dich einfach daran fest und nimm es mit: Gottes Liebe ist immer für dich da.
Römer 8 macht deutlich, dass uns nichts trennen kann von der Liebe Jesu – nichts. Die Liebe Jesu bewahrt uns nicht immer vor Leid, sie bewahrt uns nicht immer vor Krankheit. Aber der Punkt ist: Sie bleibt für uns bestehen. Im Leid liebt Gott uns auch noch.
David bittet hier um Beistand, er bittet aber auch um die göttliche Leitung. Ich möchte jetzt die Verse elf und zwölf in diesem Psalm vorlesen:
„Lehre mich, Herr, deinen Weg und leite mich auf ebenem Pfad um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis der Gier meiner Bedränger, denn falsche Zeugen sind gegen mich aufgestanden und der Herr der Gewalttat schnaut.“
David weiß, dass er jetzt dringend Wegweisung vom Herrn braucht. Das ist das, was wir empfinden, wenn wir durch Notsituationen gehen. Wir brauchen wieder Perspektive, wir müssen uns neu ordnen. Wo geht es jetzt lang? Was sind die nächsten Schritte?
David sagt: „Herr, weise du mir deinen Weg. Ich bin so angewiesen darauf, dass du mir jetzt sagst, A wie ich mich verhalten soll, und B wo es hingeht.“
Er bittet damit auch: „Gib mich nicht preis der Gier meiner Bedränger.“ David bittet: „Herr, hol mich hier raus.“
Und ihr Lieben, das dürfen wir beten. Du darfst beten: „Herr, bitte hol mich jetzt aus dieser Situation heraus, bitte tu es.“
Vor kurzem hat uns jemand erzählt, dass er gerne James-Bond-Filme guckt. Ich weiß nicht, ob das auch auf dich zutrifft. Er erzählte, was ihn an diesen Filmen immer besonders fasziniert: Es gibt da immer Situationen, in denen James Bond in einer absolut ausweglosen Lage ist. Und er schafft es doch immer, irgendwie sich zu befreien.
Da springt er von der Brücke ins Wasser, taucht ab und holt aus seiner Krawatte plötzlich einen Sauerstoffschlauch heraus und schafft es irgendwie. Oder mal hat er etwas in seiner Uhr oder in seinem Kuli.
Diese Person, die mir das erzählt hat, hat sich immer die Frage gestellt: Wie macht er das? Dann ist sie beim Durchzappen des Fernsehprogramms plötzlich auf eine Sendung gestoßen, die Hintergründe hinter James Bond zeigt.
Da sagte sie: „Oh ja, muss ich jetzt mal gucken, wie schafft er das?“ Die Person hat die Sendung angeschaut und sagt: „Es ist eigentlich ganz einfach. Jetzt weiß ich, warum James Bond immer wieder aus der Situation herauskommt. Es stand im Drehbuch. Das ist der Grund.“
Da gab es jemanden, der das Ganze bestimmt hat. Da fragt man sich: Wie macht der Kerl das? Und die Antwort ist ganz einfach: „Stand im Buch.“
Ihr Lieben, wenn Gott uns in solchen Situationen manchmal hineinführt, führt er uns nicht in die Verzweiflung. Er holt uns auch wieder daraus.
Wisst ihr, warum wir das wissen können? Es steht im Buch. Es steht im Buch. In diesem Buch steht: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“ (Psalm 50)
Das ist der Grund, warum wir immer wieder hoffen können, dass Gott uns aus Zeiten der Not und der Verzweiflung herausführen wird. Das macht er nicht immer sofort.
Daraus ergibt sich der nächste, der letzte und zugleich der schwierigste Punkt: mutiges Vertrauen wartet auf Gott. Mutiges Vertrauen wartet auf Gott.
Vers 13 sagt David: „Ach, wenn ich mir nicht sicher wäre, das Gute des Herrn zu schauen im Land der Lebendigen.“ Nachdem David jetzt seine Bitten noch einmal so komplett losgeworden ist, schaut er in Vers 13 in die Zukunft. Er vertraut darauf, dass er Gottes Segen wiedersehen wird. Wenn er hier vom Land der Lebendigen spricht, meint er, dass er am Leben bleiben wird. Er hat Vertrauen, dass Gott ihn ganz sicher am Leben lässt. Aber er muss darauf warten.
So spricht sich David hier in Vers 14 selbst Mut zu. Ich gehe davon aus, dass es etwas ist, was er sich selbst zuspricht, denn wir finden solche Selbstermutigungen auch in anderen Psalmen. In Vers 14 sagt David: „Harre auf den Herrn, sei mutig, und dein Herz sei stark, harre auf den Herrn.“
Eine ähnliche Selbstermutigung finden wir im Psalm 42,6. Dort sagt David: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und stöhnst in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen für das Heil seines Angesichts.“ Harre auf Gott ist ein altdeutsches Wort, aber ich liebe dieses Wort.
Daniel hatte schon aus Jesaja heute gelesen: „Die auf Gott harren, bekommen neue Kraft.“ Wisst ihr, was harren bedeutet? Harren beschreibt ein vertrauensvolles, aber auch andauerndes Warten auf Gottes Handeln. Harren ist passiv und aktiv zugleich. Passiv, weil wir nichts tun können, wir warten. Doch es ist auch aktiv, weil wir uns dazu entscheiden: Wir werden auf Gott harren.
Und, ihr Lieben, das ist etwas, was wir uns immer wieder sagen müssen. Vielleicht ist das der Vers, den du mitnimmst in deine Woche: Immer wieder sage ich mir, ich möchte auf Gott harren. Ich harre auf den Herrn. Ich harre auf den Herrn. Sei mutig, mein Herz!
Das müssen wir uns selbst sagen. Oft machen wir mit uns selbst Seelsorge, und das ist gut. Wir sprechen uns selbst Bibelverse zu: „Harre, André, harre auf Gott.“ Auf Gott zu warten ist nicht einfach. Es erfordert Geduld und viel Vertrauen.
Wie schon eingangs erwähnt, bin ich neulich mal wieder über den Atlantik geflogen. Weil ich über meinen Vater immer noch günstig Lufthansa fliegen kann, bin ich mit Lufthansa geflogen. Stellt euch mal Folgendes vor: Wir befinden uns mitten in der Luft, und plötzlich überkommt mich die Angst, die Piloten im Cockpit könnten eingeschlafen sein.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, kommt diese Angst: Was ist, wenn die Piloten schlafen? Ich hole die Stewardess. Sie kommt zu mir, und ich frage: „Könnten Sie mal nachschauen im Cockpit, ob die beiden noch wach sind?“ Sie sagt: „Alles klar, mache ich.“ Sie geht ins Cockpit, kommt wieder zu mir und sagt: „Alles gut, die sind beide wach, alles klar.“
Eine Stunde später denke ich wieder: Boah, was ist, wenn die jetzt eingeschlafen sind? Innerhalb einer Stunde kann man einschlafen. Ich hole die Stewardess wieder und frage: „Können Sie nochmal nachschauen, sind die beiden noch wach?“ Sie guckt mich ein bisschen komisch an, sagt aber: „Ja, okay, ich gucke nochmal.“ Sie geht rein, schaut nach, kommt zurück und sagt: „Nein, beide sind wach, Kapitän und Co-Pilot.“
Eine halbe Stunde später überkommt mich wieder die Angst: Was ist, wenn die jetzt eingeschlafen sind? Ich hebe nochmal meine Hand oder klingele, und sie kommt. Ich frage sie: „Könnten Sie vielleicht nochmal nachgucken, vielleicht schlafen die ja jetzt?“ Die Stewardess schaut mich an und sagt: „Wissen Sie was? Das, was Sie hier machen, ist ein Angriff auf den ganzen Konzern. Sie vertrauen uns nicht. Wir sind eine Fünf-Sterne-Airline. Sie können davon ausgehen, wenn Sie sich in dieses Flugzeug setzen, dass die Piloten das Ding sicher landen. Warten Sie doch einfach ab, bis wir wieder gelandet sind.“
Ihr Lieben, das ist es, was wir manchmal mit Gott machen. Wir setzen uns rein, und dann plötzlich überkommt uns die Angst, und wir wollen uns vergewissern. Gott ist so gnädig, dass er uns manchmal gewisse Dinge schickt, durch die wir uns wieder sicher sein können: Ja, Gott hat doch noch alles in der Hand.
Und dann müssen wir uns wieder vergewissern, und wieder und wieder. Wir zweifeln immer mehr daran, dass Gott wirklich alles in der Hand hat. Ihr Lieben, manchmal müssen wir einfach warten, bis wir wieder Boden unter den Füßen haben. Das ist nicht einfach, aber ich glaube, gerade durch das Warten, durch das gehorsame und stille Warten auf Gott signalisieren wir ihm ganz besonders: Wir vertrauen dir, dass du alles in deiner Hand hast.
Erwin Lutzer hat mal gesagt: „Interpretiere nie die Stille Gottes als Gleichgültigkeit Gottes.“ Manchmal schweigt Gott in unserem Leben. Aber das heißt noch lange nicht, dass er gleichgültig ist gegenüber dem, was in unserem Leben passiert. Manchmal ist Gott still, weil er uns eine Lektion in Sachen Vertrauen beibringen möchte.
Ich glaube, durch kaum einen anderen Akt signalisieren wir Gott mehr unser Vertrauen, als wenn wir einfach sagen: Herr, ich warte jetzt. Und während ich warte, diene ich dir. Während ich warte, investiere ich mich in andere. Während ich warte, bete ich dich an. Und ich warte, denn ich weiß, dass du alles in der Hand hast.
Passiv und doch auch aktiv: Wir harren auf den Herrn, wir warten. „Harre auf den Herrn, sei mutig, und dein Herz sei stark, und harre auf den Herrn.“
Die Welt, in der wir leben, ist von Leid, Not und Elend geprägt. Wie wunderbar ist es da, dass wir als Christen einen festen Halt in unserem Leben haben. Wir kennen den, der gesagt hat: „Ich habe alles in der Hand.“ Diesen Gott dürfen wir unseren Gott nennen.
Wir haben eine lebendige Hoffnung für das Leben nach dem Tod. Wir glauben an den, der gesagt hat: „Siehe, ich mache alles neu.“
Jetzt möchten wir als Gemeinde einige Lieder singen. Frau Just kann gerne schon mal nach vorne kommen. Es werden vier Lieder am Stück sein, die wir stehend singen. Währenddessen wollen wir füreinander beten. Wir möchten auch für dich beten.
Wenn du gerade durch eine schwere Zeit gehst, stehen während des Singens einige Gebetspartner vor der Bühne. Du kannst einfach während der Lieder nach vorne kommen und dich segnen lassen.
Gemeinde ist auch immer Leidensgemeinschaft. Wir gehen gemeinsam durch schwierige Zeiten und beten füreinander. Ich möchte dich ermutigen, mit deiner Not zum Thron der Gnade zu kommen. Ich möchte dich ermutigen, mit deiner Not zu Jesus zu kommen. Wir wollen gerne für dich beten.
Ich weiß aber auch, dass es heute Morgen den einen oder anderen hier gibt, der diesen Halt noch nicht hat. Der bei all der Not nicht sagen kann: „Du bist mein Gott“, weil er es noch nicht ist. Ich möchte dich einladen, auch während wir die Lieder singen, diesen Gott anzunehmen.
Wie kann das funktionieren? Wie kann dieser Gott, von dem du vielleicht bisher nur dachtest, da gibt es irgendetwas Höheres, dein Gott werden? Gott hat dafür alles getan, indem er seinen Sohn Jesus Christus auf die Welt gesandt hat.
Jesus hat ein perfektes Leben geführt. Er ist ans Kreuz gegangen für deine Schuld und meine Schuld. So hat er die Beziehung zu Gott, die durch die Sünde zerbrochen wurde, wieder heil gemacht.
Wenn du möchtest, dass dieser Gott auch der Halt in deinem Leben wird, lade ich dich ein, heute zu Jesus zu kommen. Sage: „Jesus, ich glaube daran, was du für mich am Kreuz getan hast. Ich möchte dich annehmen. Ich möchte zu Gott kommen. Ich brauche diesen Halt in meinem Leben.“
Auch diese Personen sind eingeladen, während wir gleich die Lieder singen, nach vorne zu kommen.
Das erste Lied ist ein Gruppenlied. Trotzdem schlage ich vor, dass wir uns alle jetzt erheben. Die Gebetspartner kommen bitte nach vorne. Sie können einfach kommen, und wir möchten gerne für dich beten.