Das Gewicht dieser Lehre im Neuen Testament: Wir haben gesehen, dass es den Christen ganz selbstverständlich war, dass diejenigen, die durch die apostolische Predigt zum Glauben gekommen waren, seit ihrer Bekehrung auf das Kommen Jesu Christi warteten. So war es in den Gemeinden in den ersten Jahrhunderten.
Im vierten Jahrhundert kam es jedoch zu einer Wende, der sogenannten konstantinischen Wende. Die Christen wurden nicht mehr verfolgt; als Christen hatten sie keine Nachteile mehr zu befürchten. Im Gegenteil, es war bald von Vorteil, Christ zu sein – es förderte die Karriere und so weiter. Dadurch, dass das Leben in dieser Welt so gut wurde, wurde die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi immer blasser. Sie begann bald nur noch eine ganz untergeordnete Rolle zu spielen. In den Glaubensbekenntnissen wurde sie irgendwie heruntergespult, ohne dass man darüber nachdachte.
Wenn die Tatsache, dass unser Herr wiederkommt, Herz und Gewissen regiert, dann hat das große Auswirkungen auf unser ganzes Glaubensleben. Von diesen Auswirkungen wollen wir an diesem Nachmittag und am Abend sprechen und uns darüber Gedanken machen.
Ich habe gestern gesagt, dass ich als Leitfaden dazu den ersten Thessalonicherbrief verwende. Ich werde folgende Punkte nennen, alles Auswirkungen der glückseligen Hoffnung auf unser Leben:
Die glückselige Hoffnung ist uns ein Ansporn zum fleißigen Arbeiten im Werk des Herrn. Das lernen wir in Kapitel 1.
Wir lernen ferner, dass die Wiederkunft des Herrn, das Warten auf ihn, uns von den Götzen befreit. Wir kehren uns ab von den Götzen, um dem lebendigen Gott zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten. Auch das steht in Kapitel 1.
In Kapitel 3 lernen wir, dass die Wiederkunft des Herrn uns eine große Ermunterung ist bei Widerstand, bei Rückschlägen und bei Enttäuschungen.
Eine vierte Auswirkung der glückseligen Hoffnung ist, dass sie unsere Liebe zu den Geschwistern mehrt. Das lernen wir in Kapitel 2.
Fünftens befestigt uns die lebendige Hoffnung auf das Kommen des Herrn. Im Kapitel 3 spricht Paulus von Befestigung; das ist dort der Hauptgedanke im ganzen Kapitel. All das stellt er am Schluss ins Licht des Kommens Jesu Christi, seines zweiten Kommens.
Sechstens ist die glückselige Hoffnung uns ein Ansporn zur Heiligkeit oder Heiligung. Davon handelt Kapitel 4 in den ersten Versen.
Siebtens ist die glückselige Hoffnung ein starker Trost bei Traurigkeit. Davon handelt der letzte Teil von Kapitel 4.
Achtens lehrt uns die glückselige Hoffnung, das Wissen um die Wiederkunft Christi, wie wir in die rechte Beziehung zur Welt treten oder, wenn wir schon in diese rechte Beziehung getreten sind, darin verharren.
Neuntens hat die Wiederkunft des Herrn Auswirkungen auf die Gemeinschaft der Gläubigen.
Ein Ansporn zum fleißigen Arbeiten findet sich in 1. Thessalonicher 1. Dort sagt Paulus im Vers 2 und 3: „Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch erwähnen in unseren Gebeten, unablässig gedenkend eures Werkes des Glaubens, der Bemühungen der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater.“ Also die Werke des Glaubens und die Bemühungen der Liebe, alles Ausdruck von Fleiß, hängen damit zusammen, dass sie auf das Kommen des Herrn warteten, auf ihre Hoffnung auf das Kommen des Herrn.
Dann, im Vers 9, lesen wir: „Ihr habt euch bekehrt von den Götzenbildern, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten.“ Wer wirklich auf den Sohn Gottes wartet, der wird dienen, also fleißig sein im Dienst, nicht säumig, sondern seine Aufgaben, seinen Auftrag, seine Pflicht erfüllen. Er fragt auch danach: Herr, was ist dein Wille? Was willst du, dass ich tue? Wir sind Knechte und Mägde Gottes geworden. Wir haben Arbeit, wir haben Aufgaben, und weil der Herr wiederkommt, wollen wir diese Arbeit tun. Er wird uns ja fragen, was wir getan haben mit den uns aufgetragenen Pflichten und Arbeiten. Das ist ein Ansporn zum fleißigen Arbeiten.
Schlagen wir eine Stelle aus dem Lukasevangelium auf, Lukas 19, Verse 11 bis 13: „Als sie aber dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte. Er sprach nun: Ein gewisser hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen. Er rief aber seine zehn Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt, bis ich komme.“
Ein Gleichnis auf den Herrn: Er war daran, die Erde bald zu verlassen, er würde ein Reich empfangen und dann wieder erscheinen. Für die Zwischenzeit hat er seinen Knechten Arbeit gegeben: Handelt, bis ich wiederkomme.
Nun, wenn Knechte, Angestellte oder Kinder von der Mutter Aufgaben bekommen haben, die Mutter vielleicht zwei Tage weg ist und dann den Kindern Arbeit gibt und sagt: Das sind eure Aufgaben, dann werden die Kinder die Arbeit tun. Warum? Die Mutter kommt wieder, dann will sie wissen: Sind die Zimmer aufgeräumt? Ist die Küche in Ordnung? Hat man Milch gekauft? Ist der Kühlschrank gefüllt? Ist der Rasen gemäht? Sie hat Aufgaben gegeben und wird kontrollieren. Die Kinder wissen das und darum tun sie die Arbeit.
Das ist ein einfacher Vergleich: Wenn wir wirklich glauben, dass der Herr wiederkommt, dass er uns Arbeit und Aufgaben gegeben hat, seine Befehle sind niedergeschrieben im Neuen Testament, dann nehmen wir das ernst. Er wird uns fragen: Was hast du denn getan in dieser ganzen Zeit? Hast du geschlafen?
Der Evangelist Georg Whitefield sagte als 53-Jähriger, das heißt, er schrieb das in einem Brief drei Jahre vor seinem Tod: „Ich will in einer Flamme für Jesus verzehrt werden. Hätte ich Flügel, ich wollte von Pol zu Pol fliegen mit dem Evangelium.“ Gott hatte ihm diesen besonderen Auftrag gegeben, das Evangelium zu verkündigen. Das war seine Aufgabe, das wusste er. Und entsprechend sagte er: „Ich will in einer Flamme verzehrt werden in dieser Arbeit, die der Herr mir aufgetragen hat. Hätte ich Flügel, ich wollte von Pol zu Pol fliegen mit dem Evangelium.“
Paulus sagte von sich in Apostelgeschichte 20, Vers 24: „Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben als teuer für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.“ Das ist die Aufgabe, die der Meister ihm gab. Das ist das, was ich dir als Arbeit zugeteilt habe. Ich werde wiederkommen.
Und dieses Wissen, dass der Herr wiederkommt, ließ Paulus sagen: Ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben. Ich frage nicht danach, wie sich dieser Weg, wenn ich ihn einschlage, auf mein Lebensprogramm, auf die Ziele, die ich anstrebe und die Dinge, die ich gerne in diesem Leben erreichen möchte, auswirkt. Ich frage danach, wie und in welcher Weise das den Befehl erfüllt, den der Herr mir gegeben hat. Er wird wiederkommen.
So stand die Wiederkunft des Herrn dem Apostel beständig vor Augen. Das war ihm ein Ansporn, nicht der einzige, aber ein wichtiger Ansporn zum Arbeiten, auch wenn ihm die Arbeit oft sehr schwer wurde.
In 2. Korinther 4, Vers 17 heißt es: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes ewiges Gewicht von Herrlichkeit.“
Trübsal, ja, Trübsal! Aber er sagt, dass das im Verhältnis leicht ist und dass es im Verhältnis, auch wenn es jahrelang dauert, schnell vorübergeht, gemessen am ewigen Gewicht der Herrlichkeit. Er hatte also die kommende Herrlichkeit vor Augen, und so wurde es ihm nicht zu viel. Er hätte jeden Tag Grund genug gehabt zu sagen: Es langt mir.
Er setzt sich ein, bemüht sich um Geschwister, dient in Gemeinden, und dann waren Gemeinden wie die in Korinth. Nicht alle waren so, aber die Korinther waren ganz sicher nicht die einzigen, die bei ihm nur Fehler suchten, etwas an ihm auszusetzen hatten, auf Leute hörten, die Paulus kritisierten und ihn infrage stellten. Und er hätte wirklich Grund genug gehabt zu sagen: Ich höre auf.
Tausend Dinge hätten seine Liebe ersticken können, erkalten lassen können. Was hielt ihn denn am Gehen? Das leicht vorübergehende dieser Trübsal wirkt ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit – ein starker Ansporn zum fleißigen Arbeiten.
Und dieser Whitefield, der von sich das nicht nur sagte, er hätte es auch getan. Er hatte keine Flügel, es gab damals keine Flugzeuge, er flog nicht von Pol zu Pol mit dem Evangelium, aber von Kontinent zu Kontinent mit dem Schiff. Dreizehnmal hat er den Ozean überquert, und das war im 18. Jahrhundert keine Kreuzfahrt, bei der man nicht weiß, wie man die Zeit vertrödeln und vertun soll oder sich noch alles Gute an Bord gönnen kann. Sondern das war jedes Mal eine unsichere Sache. Oft kam es zu Flauten, dann dümpelte das Schiff vor sich hin Tage und Wochen. Die Wasserrationen wurden immer knapper, das Brot wurde immer weniger, und man wusste nicht, ob man das Ufer noch erreicht, bevor alle verdurstet sind.
Also ist er nicht aus Vergnügen dreizehnmal über den Ozean gesegelt, sondern er tat das, weil er wirklich sein Leben gab für die Verbreitung des Evangeliums.
Als 53-Jähriger schrieb er das. Als 27-Jähriger schrieb er in einem Brief, und das zeigt, was es war, das ihn beständig motivierte, so dass er den Mut nicht verlor: Die Liebe zum Herrn, die Liebe zu den Menschen, die Liebe zu den Geschwistern – dass sie nicht erkaltete.
Er schrieb in einem Brief im Jahr 1741, da war er 27 Jahre alt: „Die Trauben wecken das Verlangen, von den vollen Weinstöcken im himmlischen Kanaan zu kosten, die Erstlingsfrüchte, also das, was wir jetzt im Glauben schon vom Herrn, von seinen Segnungen genießen, die Erstlingsfrüchte lassen mich nach der vollen Ernte rufen. Meine Seele ist krank vor Liebe; nichts kann sie befriedigen als die ungehinderte Schau und der volle Genuss Christi.“
Das hat er vor Augen: Ich werde einmal den Herrn sehen, ich werde einmal vor ihm stehen, ich werde einmal bei ihm sein, ihm gleich sein. Und auch alle, die das Evangelium hören und glauben, ihnen wird dieselbe gewisse Hoffnung gewährt. Auch sie werden zu Anwärtern dieser Herrlichkeit.
Und das ließ ihn unermüdlich gehen, bis er buchstäblich im Werk des Herrn wie in einer Flamme verzehrt wurde. Mit 56 Jahren hat der Herr ihn zu sich gerufen.
Jakobus 5, Verse 7 und 8 zeigen ebenfalls diesen Zusammenhang: Fleiß im Werk des Herrn im Blick auf das Kommen des Herrn.
Jakobus 5, Verse 7 und 8: „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Habt Geduld oder harrt aus, ausharren. Und ausharren setzt immer voraus, dass es nicht leicht ist. Man muss ja ausharren unter Druck, unter Arbeitslast oder unter nicht erfüllten Erwartungen. Habt Geduld, harrt aus, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld oder harrt aus in ihretwegen.“
Der Ackerbauer, der arbeitet, der pflügt, der räumt Steine aus dem Feld, der schwitzt, der sät, der arbeitet – warum? Weil er rechnet, dass seine Ernte kommt. Er gibt alles, was er hat, aus der Hand, weil er auf die Ernte, auf das, was daraus wird, hofft.
Und wir arbeiten nicht aus Ungewissheit. Habt auch ihr Geduld, versagt nicht, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahegekommen.
Das spornt uns an, das ermuntert uns, geduldig fortzufahren, auszuharren, nicht müde zu werden, nicht zu ermatten, denn wir werden ernten. Der Herr kommt.
Die Tatsache, dass der Herr kommt, bedeutet, dass die Zeit, die wir haben, begrenzt ist. Und das macht die Sache dringlich. Wir haben nicht alle Zeit. Wir wissen erstens nicht, wie lange wir leben. Gestern sagte Herbert: Niemand von uns weiß, ob er noch lebend aus diesem Saal geht. Das ist wahr.
Wir wissen nicht, wie lange wir persönlich noch leben. Wir wissen nicht, wann der Herr kommt. Er kommt bald, jederzeit möglich.
Die Sache ist dringlich.
Vor Jahren habe ich mit einer Konkordanz das Wörtlein „bis“ im Neuen Testament herausgeholt. In 37 Versen im Neuen Testament wird etwas gesagt, das bleiben muss oder das uns zu tun gegeben ist, bis der Herr kommt. 37 Mal steht dieses Wort „bis“ im Zusammenhang mit der Wiederkunft des Herrn.
Ich lese einige dieser Belege einfach vor, und wir wollen diese Wahrheiten des Wortes auf uns wirken lassen. Ich vertraue darauf, dass Gottes Wort sich als wirksam erweist, indem wir es jetzt miteinander lesen. Es ist Gottes Wort. Es hat die Macht, unser Gewissen zu bewegen, zu berühren, aufzuwecken. Und es hat die Macht, in uns Glauben zu wirken und unseren Willen zu stärken. Das vermag Gottes Wort. Darum lesen wir es.
„Denn wahrlich, ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota und ein Strichlein vom Gesetz vergehen.“ (Matthäus 5,18)
„Wer ausharrt bis ans Ende, wird errettet werden.“ (Matthäus 10,22)
„Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen kommt.“ (Matthäus 10,23)
„Lasst es beides zusammenwachsen bis zur Ernte.“ (Matthäus 13,30)
„Es sind etliche von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich.“ (Matthäus 16,28)
„Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege unter deine Füße.“ (Psalm 110,1; zitiert in Matthäus 22,44)
„Der Herr ist aufgefahren zu seinem Gott und Vater, hat sich gesetzt zur Rechten Gottes; er sitzt dort, bis er aufstehen und wiederkommen wird.“ (Psalm 110,1; Apostelgeschichte 1,11)
„Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ (Matthäus 23,39)
„Ich sage euch aber, dass ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis an jenem Tag, da ich es neu mit euch trinken werde im Reich meines Vaters.“ (Matthäus 26,29)
„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Matthäus 28,20)
„Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme – was geht es dich an?“ (Johannes 21,22)
„Diesen muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung der Dinge.“ (Apostelgeschichte 3,21)
„Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist.“ (Römer 11,25)
„So urteilt nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt.“ (1. Korinther 4,5)
„Denn so oft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1. Korinther 11,26)
„Wer ein gutes Werk in euch angefangen hat, wird es vollführen bis auf den Tag Jesu Christi.“ (Philipper 1,6)
„Wir, die Lebenden, die übrig bleiben, bis zur Ankunft des Herrn.“ (1. Thessalonicher 4,15)
„Ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das ihm von mir anvertraute Gut zu bewahren bis auf jenen Tag.“ (2. Timotheus 1,12)
„Dass du das Gebot unbefleckt und unsträflich bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus.“ (1. Timotheus 6,14)
„Das prophetische Wort ist eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht.“ (2. Petrus 1,19)
„Was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“ (Offenbarung 2,25)
„Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende.“ (Offenbarung 2,26)
All diese Belege zeigen uns erstens: Der Herr kommt wirklich. Dann zeigen sie uns zweitens: Wir haben einen Auftrag und wir haben eine Frist. Einen Auftrag, aber damit verbunden eine Frist. So wie es Lieferfristen, Anmeldefristen und Abgabefristen für Arbeiten gibt, die man für die Schule schreiben muss – eine Frist.
Wir wissen zwar den genauen Tag nicht, wann der Herr kommt, aber wir wissen, wir haben diese Arbeit und diesen Auftrag bis er kommt.
Paulus setzte alles daran, dass er für seine Frist, die Zeit, die ihm gegeben war, seinen Auftrag erfüllen konnte.
Noch einmal Apostelgeschichte 20, Vers 24: „Darum nehme ich keine Rücksicht auf mein Leben als teuer für mich selbst, sondern ich setze alles daran, dass ich den Lauf vollende und den Dienst, den mir der Herr Jesus gegeben hat, nämlich das Evangelium der Gnade Gottes zu verkündigen.“
Den Lauf vollenden, das Werk, den Dienst vollenden.
Dies bedeutet, dass wir den Auftrag haben und uns eine Frist gesetzt ist.
Wir haben ein Haus, das wir in Ordnung halten müssen: die Gemeinde des lebendigen Gottes, das ist das Haus des lebendigen Gottes.
Wir haben ein anvertrautes Gut, die Glaubenslehre, den Glauben, den wir bewahren, verteidigen und weiterreichen müssen.
Wir haben ein Feld, das wir bestellen, und eine Ernte, die wir einbringen müssen.
Arbeit bis der Herr kommt.
Wenn das stimmt – der Herr kommt wieder, wir haben Arbeit, wir haben eine Frist – dann haben wir drittens nur begrenzte Zeit und darum keine Zeit, wenn wir das wirklich begriffen haben, keine Zeit für Zänkereien, keine Zeit für Liebhabereien, keine Zeit für Sonderlehren.
Keine Zeit für Zerstreuung und Unterhaltung und all diese Dinge, die uns vom Eigentlichen abhalten.
Nicht, dass wir das nicht auch brauchen, Entspannung usw., aber es darf nicht so wichtig werden, dass es uns von der Arbeit und vom Ziel abhält.
Wir haben wenig Zeit und darum keine Zeit für Zänkereien, Liebhabereien, Sonderlehren und all diese Dinge, die uns abhalten von unserem Auftrag.
In Markus 12, Vers 17 sagte der Herr ein Wort, das an die Obersten der Juden gerichtet war. Sie wollten ihm eine Falle stellen.
Er antwortete auf ihren Versuch, ihnen diese Falle zu stellen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber gebt Gott, was Gottes ist.“
Das gilt auch für uns.
Wir sind Staatsbürger und wir geben dem Staat und dem Arbeitgeber, was wir ihnen schulden. Das sollen wir tun, ein Befehl: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Wir bezahlen Steuern, tun wir. Aber gebt Gott, was Gottes ist.
Oft ist es so, dass Christen vorbildliche Angestellte und Staatsbürger sind. Dem Staat und den Vorgesetzten geben sie wirklich, was ihnen gehört, aber sie geben Gott nicht, was Gott gehört.
Zu diesem Vers „Gebt Gott, was Gottes ist“ hielt Watchman Nee im Jahr 1948 in China eine Predigt. Da war eine Konferenz, zu der Leute aus vielen Gemeinden und Mitarbeiter aus den vielen Gemeinden kamen, die durch Gemeindebewegungen entstanden waren. Dort predigte er über dieses Thema.
Das Ergebnis war, dass die Gläubigen erkannten und merkten: Jetzt haben wir nicht mehr viel Zeit.
In China gab es zwei starke politische Strömungen: Mao Zedong und Chiang Kai-shek, die darum rangen, wer China in den Griff bekommt.
Die Geschwister merkten, dass die Freiheit, die sie jetzt gehabt hatten, diese relative Freiheit, wer weiß, wie lange sie noch bestehen würde.
„Gebt Gott, was Gottes ist!“
Da warfen die Geschwister alles noch einmal in den Kampf. Sie begannen, Bankkonten aufzulösen, Schmuck zu verkaufen, Land und Immobilien zu verkaufen. Sie taten alles Geld zusammen und konnten so zahlreiche Mitarbeiter unterstützen und aussenden.
Sie hatten noch ein Jahr Zeit.
Dann war 1949 China kommunistisch, und bald war es aus mit dem freien Reisen, Arbeiten, Predigen, Säen.
„Gebt Gott, was Gottes ist!“
Das war ein Christ.
Aber manchmal beschämen uns auch die Heiden: So wenig Zeit und noch so viel zu tun.
Dann hat man nicht Zeit für Zweit- und Drittrangiges.
Eliezer ben Jehuda, der Vater der neuhebräischen Sprache, war baltischer Jude, geboren kurz vor 1900. Er war Zionist, also schloss sich der wachsenden, immer stärker werdenden Bewegung an, die für die Juden, die in aller Welt zerstreut lebten, ein Heimatland wollte.
Am Schluss war klar, es muss das alte Israel, Palästina sein.
Eliezer ben Jehuda sagte: Es sind zwei Dinge, die wir brauchen: Wir brauchen eine Heimat und wir brauchen eine Sprache, eine gemeinsame Sprache.
Er war davon überzeugt, das kann nur Hebräisch sein. So setzte er sein Leben dafür ein, diese Sprache, die man 2500 Jahre nicht mehr gesprochen hatte, wieder lebendig zu machen.
Sie war nur noch in der Synagoge gelesen und von Rabbinern verstanden worden, aber sonst konnten die Juden kein Hebräisch sprechen. Sie konnten es lesen, aber gesprochen wurde es nie. Man durfte es nicht einmal sprechen, nach Ansicht der orthodoxen Juden.
Er war überzeugt, das muss die Sprache der Juden im Judenstaat sein. Er hat sein Leben dafür eingesetzt.
Aber wie macht man das? Eine tote Sprache, die nur in der Bibel und in einigen Auslegungen von Rabbinern existiert, zur Umgangssprache zu machen?
Zuerst begann er zuhause mit dem ersten Kind, mit dem sie nur Hebräisch sprachen. Das war das erste hebräische Kind nach 2500 Jahren, wie er nicht ohne Stolz vermerkte.
Er zog dann nach Jerusalem und fand Leute, die Hebräisch lernen und sprechen wollten. Sie begannen, es im Alltag zu sprechen. Aber die Sprache war sehr begrenzt. Man konnte nicht alles sagen. Eine Tasse Kaffee trinken kann man auf biblischem Hebräisch nicht sagen.
Also musste er für all diese Bereiche des Lebens, die im biblischen Hebräisch nicht abgedeckt waren, einen Wortschatz erzeugen.
Er nutzte die gesamte aramäische, altorientalische und arabische Literatur und Sprache dazu. Das Hebräische ist mit diesen genannten Sprachen verwandt.
Er suchte nach Wortwurzeln und erstellte nach den Regeln der hebräischen Wortbildung neue Wörter.
Zum Beispiel heißt Brille auf Neuhebräisch „mischkajim“. Das kann man vom Verb „schakaf“ ableiten, „durch etwas hindurchblicken“. Man bildet einen Dual, es sind zwei Dinge, zwei „Durchguckerleien“, „mischkajim“ – Doppel-Durchguckerleien.
So ging er durch die ganze verfügbare semitische Sprachwelt und arbeitete Tag für Tag daran, die hebräische Sprache durch solche Wörter anzureichern, ein hebräisches Wörterbuch zu erstellen, also hebräische Wörter, die nach Hebräisch erklärt werden.
Er wusste, das ist eine gigantische Aufgabe. Er war Tag für Tag dran, von morgens früh bis abends spät. Er stand an einem Stapel und arbeitete. Er hatte überall seine Wörterbücher ausgebreitet.
An der Wand stand sein Lebensmotto geschrieben: „Es ist noch so viel zu tun, und wir haben so wenig Zeit.“
Er hat dafür wirklich sein Leben gegeben.
Für diese Aufgabe, ja, wir können sagen, gewiss eine noble Aufgabe, aber doch etwas ganz Kleines im Vergleich zur großen Aufgabe, die uns gegeben ist: das Evangelium der Gnade Gottes zu verkündigen, Menschen für das Reich Gottes tüchtig zu machen, sie zum Herrn und zum ewigen Leben zu rufen und das Volk Gottes zu lehren, zu befestigen und zu erbauen.
Das sind viel größere Aufgaben.
Und wie sehr beschämen uns oft die Heiden: Die Zeit ist so kurz und noch so viel ist zu tun. Das müssten wir erst recht für uns sagen und entsprechend handeln.
Wenn die glückselige Hoffnung unserer Herzen regiert, dann kehren wir uns ab von den Götzen.
Ja, Götzen haben sehr starke Anziehungskraft.
Ich will zwei Stellen dazu lesen.
Hesekiel 14, Vers 3: „Menschensohn, diese Männer haben ihre Götzen in ihrem Herzen aufkommen lassen.“
Das waren Leute, die zusammen mit Hesekiel nach Babel verschleppt worden waren. Alle Verschleppten wussten, dass dieses Gericht der Verschleppung und der baldigen Zerstörung Jerusalems wegen des Götzendienstes in Jerusalem kam.
Man hätte doch denken müssen, das hätte sie gründlich vom Götzendienst befreien müssen.
Ja, vom äußeren Götzendienst schon, aber im Herzen sitzen noch die Götzen.
Diese Männer haben ihre Götzen in ihrem Herzen aufkommen lassen.
Offensichtlich ist in uns Menschen etwas drin, das uns beständig vom Vertrauen auf Gott, auf den lebendigen Gott und auf ihn allein wegzieht.
Es lässt uns Vertrauen setzen und nach Dingen trachten, die wir in der Hand haben. Das sind Götzen.
Dinge, die wir suchen, die wir begehren, die uns behagen – Götzen.
Johannes schreibt im ersten Johannesbrief am Schluss, im Kapitel 5, ganz unvermittelt diesen Satz.
Im ganzen Brief ist das Wort „Götze“ nie gefallen. Es scheint auch gar nicht das Thema des Briefes zu sein.
Aber da steht dieser Satz am Schluss: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“
Warum steht das da? Weil beständig etwas da ist, das unser Herz wegzieht vom Herrn, zu den Götzen.
Dass wir anderes suchen und begehren, mehr begehren als den Herrn selbst.
Dass unser Wille stärker wird als der Wille des Herrn.
Habsucht ist Götzendienst, Eigenwille ist Götzendienst.
Die glückselige Hoffnung, wenn diese durch Gottes Geist in unseren Herzen lebendig und wirksam gemacht wird, dann kehren wir uns ab von den Götzen.
Dann ist eine stärkere Kraft da, die stärker ist als dieses Ziehen der Natur.
So wie der Stein der Schwerkraft folgt und fällt, so folgt die sündige Natur diesem Ziehen abwärts vom Himmel zur Erde, von Gott weg zu uns, vom Schöpfer zum Geschaffenen.
Naturgesetzlich, der Sünde wegen.
Das muss uns erst einmal bewusst werden.
Dann werden wir merken, dass wir von diesem Ziehen nie loskommen, wenn Gott nicht etwas an uns wirkt.
Er wirkt an uns durch sein Wort, durch seinen Geist, auch durch das, was sein Wort lehrt.
Wir werden einmal zum Herrn gerufen werden, vor ihm stehen, bei ihm sein.
Wir kehren uns ab von den Götzen.
Lassen wir uns Lukas 21, Verse 29 bis 36 anschauen:
„Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Seht den Feigenbaum und alle Bäume, wenn sie schon ausschlagen, so erkennt ihr von selbst, wenn ihr es seht, dass der Sommer schon nahe ist. Ebenso auch ihr, wenn ihr dies Geschehen seht, so erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist, der Himmel und die Erde werden vergehen. Meine Worte aber werden nicht vergehen.“
Dreimal ist das jetzt gesagt worden: Es ist nahe, das Reich Gottes ist nahe, Himmel und Erde werden vergehen.
Eigentlich müsste man denken: Ja, das genügt, jetzt wissen wir es.
Aber der Herr fährt fort und sagt: „Hütet euch!“
Wovor? „Hütet euch, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden, also dass dieses Gewicht unserer sündigen Natur euch herabzieht. Beschwert werden durch Rausch und Trinkgelage und Lebenssorgen, und jener Tag plötzlich über euch hereinbrechen wird. Denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind.“
Hier spricht der Herr zwar von seinem Erscheinen und Kommen zum Gericht, aber das Prinzip gilt genauso auch für uns, die wir auf das Kommen des Herrn zur Entrückung warten.
Ich sage nicht, dass die Entrückung davon abhängig ist, wie wir wandeln. Die Kinder Gottes werden alle entrückt.
Aber was ich sage, ist: Wenn wir aus Gott geboren sind, wenn wir als Kinder Gottes normal sind, dann wird der Geist Gottes durch diese Gewissheit der Wiederkunft des Herrn uns von den Götzen trennen.
Wir werden merken, dass doch etwas da ist, das stärker ist als die Götzen, das uns immer wieder zum Herrn und zu seiner Sache zieht.
Wir werden Dinge liegen lassen können, die wir früher nicht liegen lassen konnten.
Und wenn der Herr sagt „Hütet euch!“, dann ist das eine Einladung für uns, uns zu fragen: Ist es denn so bei uns, dass wir normalerweise so wandeln und leben, dass wir dem Herrn entgegengehen? Oder ist unser Leben normalerweise so, dass es beschwert ist von Lebenssorgen, Vergnügungssucht, Rausch und all diesen Dingen, von diesem Taumel, in dem unsere Zeitgenossen leben?
Wir können uns selbst fragen.
Im Zusammenhang mit seinen Endzeitreden sagt der Herr auch: „Gedenkt an Lots Frau.“
Was war mit Lots Frau? Sie wurde zusammen mit Lot und ihren beiden Töchtern von Engeln herausgeführt aus Sodom. Sie wussten, diese Stadt wird untergehen.
Man würde denken, das müsste doch genügen, dass sie keinen Blick mehr zurückwirft.
Aber ihr Herz war immer noch in Sodom, darum kehrte sie zurück und dachte: Ah, mein Haus, mein Besitz, mein schöner Garten, jetzt blühen doch gerade die Rosen, und ich hätte doch das noch alles machen wollen.
Sie hing an dem.
Das macht offenbar, wo ihr Herz die ganze Zeit war.
So können wir uns selbst fragen, was unser Herz regiert.
Als Nächstes sehen wir, dass die Hoffnung auf das Kommen des Herrn uns ermuntert bei Widerstand.
1. Thessalonicher 2, Verse 1 und 2: „Denn ihr selbst kennt, Brüder, unseren Eingang bei euch, dass er nicht vergeblich war, sondern nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, waren wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter großem Kampf.“
Sie hatten in Philippi ein ziemlich schlimmes Erlitten: Sie waren verhaftet, geschlagen, in Kerkern gesperrt und nachher aus der Stadt hinauskomplimentiert worden.
Doch sagt Paulus: Obwohl wir so misshandelt worden waren, hatten wir Freimütigkeit, euch das Evangelium zu erzählen.
Sie gaben nicht auf, weil sie wussten, dass ihre Arbeit nicht vergeblich war.
Der Herr kommt, wir werden vor ihm sein, und die, die das Evangelium hören und annehmen, von denen sagt er in 1. Thessalonicher 2, Vers 12: „Wir haben euch ermahnt, getröstet und euch bezeugt, würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft.“
Das hat er vor Augen: zur Herrlichkeit berufen.
Sie werden einst eingehen in die Herrlichkeit des Herrn.
Dieses Wissen ließ sie weitermachen, sie verloren den Mut nicht.
Als Nächstes sehen wir: Die Hoffnung auf das Kommen des Herrn stärkt die Liebe zu den Geschwistern.
Lesen wir die Verse 17 bis 20 in 1. Thessalonicher 2:
„Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verweist waren, dem Angesicht, nicht dem Herzen nach, haben uns umso mehr bemüht, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen. Deshalb wollten wir zu euch kommen, ich, Paulus nämlich, einmal oder zweimal, und der Satan hat uns daran gehindert. Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes, nicht auch ihr? Vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft.“
Paulus sieht also die Gläubigen so, wie sie sein werden, wenn der Herr kommt. Er sieht sie so, wie der Herr sie sieht: als die Erlösten des Herrn, als die Gerechtfertigten des Herrn, als die, die verherrlicht werden durch den Herrn.
Darum liebt er sie, und weil er sie liebt, will er sie stärken, trösten, befestigen.
Er hört, sie werden angefeindet, sie sind vielleicht versucht, klein beizugeben. Darum will er sie unbedingt aufsuchen.
Das ist die Liebe zu ihnen, die ihn drängt.
Etwas, das seine Liebe stärkt und nährt, ist eben dieses Wissen.
Er sieht sie so, wie sie sein werden, wenn der Herr kommt und sie zu ihm eingehen.
Das nährt unsere Liebe zu den Geschwistern.
Man kann ganz generell sagen: Wenn Geschwister anfangen, mit anderen Geschwistern unzufrieden zu werden, zu murren, Fehler zu finden, über sie zu tuscheln, dann ist das, weil sie nicht mehr sehen, was sie vielleicht einmal gesehen hatten: was sie in den Augen des Herrn sind und was sie einmal sein werden.
Das heißt nicht, dass wir dann Fehler übersehen, aber dann wollen wir den Geschwistern dienen, gerade weil sie Mängel haben.
Nicht Fehler sehen an ihnen und sie kritisieren.
Wir sehen sie als die Geliebten des Herrn, die Erlösten des Herrn, die Herrlichen des Herrn, die er einmal verherrlichen wird.
Wir sehen sie in Christus und was sie für Christus sind.
So wird die Liebe zu den Geschwistern genährt durch die lebendige Hoffnung.
Umgekehrt, wenn die Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn in den Hintergrund tritt und wir sie nicht mehr vor Augen haben, dann werden wir anfangen zu handeln wie jener Knecht aus Lukas 12.
Lukas 12, Verse 41 bis 45:
„Petrus aber sprach: Herr, sagst du dieses Gleichnis im Blick auf uns oder auch auf alle? Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den sein Herr über sein Gesinde setzen wird, ihnen zur rechten Zeit die zugemessene Nahrung zu geben? Glückselig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird.“
Also der Knecht, der beständig damit rechnet, mein Herr kommt wieder, er kann jederzeit kommen, der wird seine Aufgabe tun und dafür sorgen, dass die Knechte und Mägde immer wohl versorgt sind, er wird ihnen dienen.
„Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr zögert sein Kommen hinaus“ – das heißt, er kommt lange nicht, und das bedeutet in Klartext, er kommt gar nicht. Er hat so verdrängt, dass der Herr wiederkomme, vielleicht sind Jahre verstrichen, und er rechnet sich aus, dass er gar nicht wiederkommt – „den hat sie irgendwo erwischt, Pest oder irgendetwas.“
So lebt er, als ob er keinen Herrn hätte und nie wiederkehren würde.
Ergebnis: „Mein Herr zögert sein Kommen hinaus“ und er fängt an, die Knechte und Mägde zu schlagen.
Das ist eine direkte Folge davon.
Wenn wir Geschwister beobachten, die gewohnheitsmäßig mit der Zunge und mit ihren Taten andere Geschwister schlagen, können wir ganz sicher sein: Das bedeutet, die Wiederkunft Christi bedeutet ihnen nichts. Sonst würden sie das nicht tun.
Wenn das Kommen des Herrn uns vor Augen steht, dann tun wir das nicht, weil wir die Geschwister lieben, aber auch weil wir den Herrn fürchten.
Wir müssen einmal vor ihm offenbar werden.
Ich will nicht dabei erwischt werden, die Geschwister zu schlagen, gerade wenn der Herr kommt. Was wollen wir dann sagen?
Die Liebe zu den Geschwistern wird lebendiger gehalten, sie wächst, sie nimmt zu, wenn das kommende Sehen uns vor Augen steht.
Jakobus 5, Vers 9: „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür!“
Wenn man das vergisst, dass der Herr kommt – und für uns kommt er ja als Heiland, haben wir gestern gelesen, Philipper 3,20-21 – aber dann müssen wir vor dem Richterstuhl Christi erscheinen.
Wir werden vor ihm stehen als unserem Richter, der unseren Wandel und unsere Taten bewertet als Gläubige.
Es geht hier nicht um die Frage ewiges Leben oder ewige Verdammnis, sondern um die Bewertung unseres Wandels, unseres Dienstes als Gläubige.
Wenn wir das vergessen, haben wir keine Scheu und keine Hemmungen, gegeneinander zu seufzen.
Hier steht nicht „übereinander seufzen“, sondern „gegeneinander“. Das bedeutet, man sagt: „Weißt du, ich sage es ja nicht gern.“ – „Wieso sagst du es dann?“ – „Behalt es doch für dich, sag es dem Herrn oder sag es ihm.“
Seufzt nicht gegeneinander.
Das ist eine Form von Schlechtreden übereinander.
Man denkt nicht daran, dass man es nicht tun würde, wenn man wüsste, dass der Herr dort hinter der Tür steht und jedes Wort hört.
Dann würde man es ja nicht tun, so reden, schlecht reden übereinander.
Aber weil man das ganz verdrängt hat, tut man es ohne Hemmungen und ohne Scham.
Das Wissen um die Wiederkunft des Herrn nährt die Liebe zu den Geschwistern.
Wie er die Geschwister liebt, ist er immer daran interessiert, wo es geht, Sünden zuzudecken, nicht zu vertuschen und so zu tun, als ob nichts wäre.
Aber er hat kein Interesse daran, das aufzuhüllen und allen zu zeigen.
Wenn schon, dann will er hingehen und helfen, dass die Sache wirklich und zwar vor Gott zugedeckt, also bereinigt werden kann.
Manchmal macht man ja solche Erfahrungen.
Ein Erlebnis, das ich als Kind hatte: Ich war damals knapp zehn Jahre alt, erst ein paar Monate in der Schweiz, aus Schweden kommend.
Unsere Mutter musste mit meinem Bruder und mir nach Zürich aufs Konsulat oder Ähnliches.
Sie sagte zu uns: „Setzt euch hier auf die Bank, bis ich komme.“
Es war wohl irgendwo am Bellevue.
Da saß ein etwas älterer Herr schon auf der Bank.
Ich sagte meiner Mutter: „Ich will nicht neben diesem hässlichen Mann sitzen.“
Sie verstand das nicht.
Also sagte ich meinem Bruder: „Ich will nicht neben diesem hässlichen Mann sitzen.“
Dann sagte meine Mutter: „Du doch jetzt nicht so, also jetzt bitte nimm dich zusammen und setz dich da hin.“
Dann setzte ich mich brav neben meinen Bruder und spielte im Sand mit Steinchen und Stöckchen.
Plötzlich sagt der Mann zu uns auf Schwedisch: „Ja, Sonja, fröken, wuhu.“
Das war so peinlich.
Wir reden über die Geschwister und sagen solche Dinge.
Der Herr hört das.
Der Herr hört es.
Dann wird es uns an einem Tag schlagartig bewusst: Der Herr hat jedes Wort gehört.
Wenn wir bedenken, dass der Herr uns beständig hört, dass er als Richter vor der Tür steht und wir vor ihm offenbar werden müssen, dann werden wir aus Liebe zu den Geschwistern es nicht tun.
Wir werden es ganz einfach nicht tun.
Wir lieben die Geschwister, und wir fürchten den Herrn.
Gut, jetzt machen wir Pause.