Einleitung: Die Bedeutung der Anbetung und das Hören auf Gottes Wort
Dass es immer mehr wahr wird, dass wir dich wirklich anbeten mit allem, was wir haben und sind.
Wir wollen dich jetzt anbeten, indem wir demütig auf dein Wort hören. Wir bitten dich, uns zu helfen, dein Wort zu verstehen.
Herr, wirke durch deinen Geist und schenke mir die Vollmacht, dein Wort zu verkündigen als das, was wahrhaftig ist – nicht als Menschenwort, sondern als das irrtumslose, mächtige Wort des heiligen Gottes.
Schenke uns durch deinen Geist, dass wir hören, dass unsere Herzen offen sind und dein Wort tief in uns eindringen kann, um gute Frucht zu bringen.
Herr, tu dies, damit wir immer mehr zu Beterinnen und Betern werden können – in Wahrheit und im Geist. Amen!
Nun dürft ihr euch gerne setzen.
Die Dynamik von Lügen, Unglauben und Chaos im Leben
Ich schaue ganz gerne ab und zu mal den einen oder anderen Film. In manchen Komödien ist der Plot oft recht ähnlich. Der Hauptakteur erzählt eine kleine Lüge – vielleicht, um besser dazustehen, vielleicht um die Frau zu gewinnen, die seine Aufmerksamkeit erregt hat, oder vielleicht aus einer gewissen Notsituation heraus. Dann nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Um die erste Lüge zu decken, kommt eine weitere dazu, dann noch eine, und es wird immer komplizierter. Am Ende herrscht riesiges Chaos. Solche Filme kennt man. Manchmal schmunzeln wir darüber.
Ich denke, das liegt auch daran, dass wir tief in unserem Herzen wissen, dass das gar nicht so weit hergeholt ist. Vielleicht haben wir so etwas selbst schon einmal erlebt.
Das gilt nicht nur für Lügen, sondern generell für Handlungen, die aus Unglauben entstehen. Sünden beginnen oft in einer Notsituation, breiten sich aus und richten schließlich großes Chaos an. Dann fragen wir uns irgendwann: Wie kann das überhaupt noch zu einem guten Ende kommen?
Einführung in das Thema: Abraham und die Folgen des Unglaubens
Bei unserer Nachverfolgung des Glaubenswegs von Abraham kommen wir heute in Kapitel 16 zu genau einer solchen Situation. Wir werden sehen, wie Unglaube große Konsequenzen hat, wie sich Sünde immer weiter ausbreitet und man sich irgendwann fragt, ob es aus all dem Chaos, das dadurch entstanden ist, überhaupt noch einen Ausweg geben kann.
Wir werden dann sehen, wie der barmherzige Gott einschreitet und zeigt, dass er, auch wenn er alles hört und sieht, immer noch Segen bringen kann. Er ruft Menschen heraus aus dem Chaos. Am Ende unseres Predigttextes sehen wir, wie Gott treu seine Versprechen hält und inmitten aller Schwierigkeiten wieder Ordnung und Hoffnung entstehen.
Die Predigt, die ich heute halten möchte, bezieht sich auf 1. Mose 16. Sie hat drei Abschnitte, die ihr wie immer in den Gottesdienstblättern findet. In der Mitte ist die Predigtstruktur niedergeschrieben, mit einigen Fragen, die ihr mit nach Hause nehmen könnt. So könnt ihr vielleicht noch einmal im Nachgang über die Predigt nachdenken oder im Hauskreis kurz darüber sprechen. Damit das, was ihr gehört habt und was ihr in Gottes Wort gelesen habt, noch tiefer in euch eindringen kann. Dafür tun wir das.
Die Predigt hat drei wesentliche Punkte: Die Verse 1 bis 6, in denen wir sehen, wie Unglaube zu Sünde und letztendlich zu Chaos führt; dann die Verse 7 bis 14, in denen wir sehen, dass Gott in seiner Barmherzigkeit eingreift; und schließlich die abschließenden zwei Verse, in denen wir sehen, dass aufgrund seines Eingreifens wieder Ordnung und Hoffnung entstehen.
Lasst uns über dieses Kapitel nachdenken, das uns im ersten Moment vielleicht so scheinen mag, als sei es ein Bericht über eine längst vergangene Zeit. Dabei stellen wir uns die Frage, was der Herr uns, was der Herr dir persönlich dadurch sagen möchte.
Denn der Herr sagt uns, dass uns alle Schrift gegeben ist, um uns den Weg zur Rettung durch den Glauben an Christus Jesus zu weisen. Sie ist nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei und zu allem guten Werk geschickt werde. Das sagt Gottes Wort über Gottes Wort.
Ich hoffe, dass wir diesen Text so hören und erkennen, dass auch dieser Abschnitt uns den Weg weisen kann zur Rettung durch den Glauben an Christus Jesus. Dass dieser Text für uns Lehre, Zurechtweisung und Hilfe ist, damit wir immer mehr so leben können, wie es Gott gefällt.
Die Ausbreitung der Sünde und das entstehende Chaos (Verse 1–6)
Nun kommen wir zu den ersten Versen. Den ersten Punkt habe ich in zwei Unterpunkte unterteilt. In den ersten sechs Versen sehen wir insgesamt, wie sich Sünde ausbreitet und daraus Chaos entsteht.
Die ersten drei Verse zeigen uns deutlich, wie in einer Notsituation Sarai und Abraham nicht mehr auf Gott vertrauen, sondern ihre eigenen Pläne schmieden und umsetzen. Ich lese uns noch einmal die ersten drei Verse vor:
Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar. Sarai sprach zu Abram: „Siehe, der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie einen Sohn bekomme.“ Und Abram gehorchte der Stimme Sarais. Dann nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau, nachdem sie zehn Jahre im Land Kanaan gewohnt hatten.
Wir erinnern uns, dass Abram gleich zu Beginn seines Glaubensweges große Verheißungen, große Versprechungen von Gott bekommen hatte. Gott hatte ihm verheißen, dass eines Tages aus ihm ein großes Volk entstehen würde, das unter Gottes Herrschaft und Segen leben und durch das alle Völker gesegnet werden würden.
Uns ist klar, dass alles damit beginnt, dass Abraham überhaupt Nachkommen hat, dass aus ihm überhaupt ein Volk entstehen kann. Und hier, zu Beginn von Kapitel 16, lesen wir nun, dass Sarai, Abrams Frau, nach zehn Jahren in Kanaan – also zehn Jahre nachdem Gott die Verheißung gegeben hatte, oder vielleicht sogar noch etwas mehr – immer noch kein Kind geboren hat.
Am Ende unseres Predigttextes haben wir vorhin in der Textlesung schon gehört, dass Abram zu diesem Zeitpunkt 86 Jahre alt war. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Menschen damals noch etwas älter wurden, ist das wirklich alt. Und ich glaube, wir können nachvollziehen, wie Sarai und Abraham anfangen, an Gottes Zusage zu zweifeln.
Ich denke, wir können ihr Leid, ihre innere Not nachvollziehen – dieses sehnsüchtige Warten. Von Monat zu Monat wird Sarai einfach nicht schwanger. Wir lesen dann hier, dass Sarai Gott dafür verantwortlich macht: „Der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann.“ Das klingt nicht nur nach einer faktischen Feststellung, sondern fast wie eine verzweifelte Anklage gegen diesen Gott, der gesagt hatte, er würde das tun. „Er hat mich verschlossen, und es wird nichts.“
In dieser Not kommt Sarai auf den Gedanken, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, da der Herr anscheinend keine Anstalten macht, sein Versprechen zu erfüllen. So schmiedet sie den Plan, ihre ägyptische Magd dem Abraham zu geben.
Das war damals nicht ganz unüblich, wenn es um das Fortbestehen einer Familie ging, dass eine Magd stellvertretend für die Ehefrau in die Verantwortung genommen wurde, Nachkommen zu gebären. So schlägt Sarai das ihrem Mann vor – und dann schreitet sie zur Tat. Es heißt hier: Sie nimmt ihre Magd und gibt sie Abram.
Abram folgt ihrem Vorschlag, er nimmt sie. Ich möchte, dass wir für einen Moment klar haben, dass das, was hier geschieht, nicht ganz so absurd ist, wie es hier in München im 21. Jahrhundert wäre. Kinder waren damals das Rentensystem, die Altersabsicherung. Kinder galten viel mehr als Segen. Und wenn es dann nicht funktionierte, war die Magd vielleicht das von Gott gegebene Instrument, um Nachkommen zu schenken.
Ich denke, menschlich ist nachvollziehbar, was Sarai hier tut. Gesellschaftlich war das akzeptabel – und doch ist alles falsch. Das klingt in Vers 3 durch, denn hier wird betont, wie Abraham und Sarai doch Ehemann und Ehefrau sind und die Magd doch eigentlich eine Magd ist. Auf einmal dringt die Magd in diese eheliche Intimität ein.
Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abraham, ihrem Mann, zur Frau. Der Ehebund wird hier gebrochen. Das Einfleischsein, das die Ehe ausmacht, wird zerstört. Hier kommt etwas dazwischen.
Ich denke, wir hören hier nicht ganz zufällig Anklänge an die allererste Sünde. Ich weiß nicht, ob euch das beim Zuhören aufgefallen ist, aber es ist wie beim Sündenfall: Die Frau sieht damals etwas Attraktives, hier eine Not, dann nimmt sie etwas und gibt es ihrem Mann. Der Mann nimmt das, was ihm gegeben wird, und die Sünde nimmt ihren Lauf.
Was bei Adam und Eva die verbotene Frucht war, ist hier nun die ägyptische Magd. Und in beiden Fällen steckt letztendlich Unglaube dahinter, ein Nicht-Vertrauen auf Gott.
In beiden Fällen sehen wir, wie die Frau vorprescht, und einen passiven Mann. Hier hören wir keinen Urteilsspruch Gottes, aber beim Sündenfall hatten wir das klar gehört.
Hier könnte man auf die Idee kommen, es sei alles Saras Schuld allein. Aber aus dem Sündenfall wissen wir: Der passive Mann wurde von Gott zur ersten Rechenschaft gezogen. Er hätte als das Haupt seiner Frau Verantwortung übernehmen und einschreiten müssen, um die Sünde zu verhindern.
Doch bevor wir vorschnell über Abraham und Sarah richten, sollten wir uns für einen Moment selbst hinterfragen: Hast du schon einmal versucht, Dinge selbst in die Hand zu nehmen? Für einen Moment zu denken, dass das, was Gott sagt, vielleicht nicht der beste Weg ist und es etwas gibt, das doch besser sein könnte?
Warst du schon einmal versucht, nicht Gottes Weg zu gehen, sondern deine eigenen Wege? Und ich glaube, wir alle müssen demütig anerkennen, dass das letztendlich hinter jeder Sünde steckt – und dass wir deshalb in letzter Konsequenz nicht wirklich besser sind als Adam und Eva oder Abraham und Sarai.
Nun, Abraham und Sarai vertrauen nicht mehr auf Gott, sie gehen ihre eigenen Wege. Im ersten Moment scheint das ganz gut zu funktionieren. Das ist das Verheerende an der Sünde: Hinter aller Sünde steht der große Versucher, der uns immer wieder einzureden versucht, dass der Weg des Unglaubens der bessere Weg ist.
Ich kann mir vorstellen, wie er Abram und Sarah eingeflüstert hat: Nicht nur probiert es mal selbst, sondern auch noch: Schaut her, es funktioniert. Denn so heißt es ja am Anfang von Vers 4: „Und er ging zu Hagar, die ward schwanger.“ Halleluja, welch große Freude!
Nur im Fortgang wird dann deutlich, dass die aus dem Unglauben geborene Sünde sich letztendlich ausbreitet und Chaos anrichtet.
Ich lese weiter ab der Mitte von Vers 4:
„Als sie nun, das ist Hagar, sah, dass sie schwanger war, achtete sie ihre Herren gering. Da sprach Sarai zu Abram: ‚Das Unrecht, das mir geschieht, komme über dich! Ich habe meine Magd in die Arme gegeben, nun sie aber sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering geachtet in ihren Augen. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir!‘ Abram aber sprach zu Sarai: ‚Sieh, deine Magd ist in deiner Gewalt, tu mit ihr, wie es dir gefällt.‘ Als nun Sarai sie demütigen wollte, floh sie vor ihr.“
Bisher war diese ägyptische Magd einfach nur Spielball der Interessen ihrer Herren. Ihre Schwangerschaft hätte eigentlich dazu führen sollen, dass Sarai und Abraham sich freuen. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Das hat zumindest vordergründig vor allem damit zu tun, dass sich Hagar falsch verhält. Sie fängt an, ihre unfruchtbare Herrin gering zu achten.
Aber ich kann mir vorstellen, dass das vielleicht nicht alles ist. Ich meine, das ist eine Magd. Wenn sie ihre Herrin gering achtet, was soll's? Das kam wahrscheinlich vor.
Ich kann mir vorstellen, dass hier noch mehr dahintersteckt. Jedes Mal, wenn Sarai sie sah, und vielleicht hat Hagar immer sehr bewusst ihr Profil präsentiert, wurde deutlich, dass das nicht nur Segen ist, sondern dass das ja bedeutet, dass ihr Mann mit einer anderen Frau geschlafen hat.
In ihr wächst Zorn und Ärger – nicht nur über Hagar, sondern auch über ihren Mann. So klagt sie jetzt nicht mehr Gott an, sondern ihren Ehemann: „Was hast du getan?“ So, als hätte sie gar nichts damit zu tun gehabt.
Auch das erinnert an den Sündenfall. Schon damals, als eine Frau ihren Mann zur Sünde verführte und er ihr folgte, wurden die Konsequenzen der Sünde sichtbar. Was geschah als Nächstes? Man wies die Schuld von sich und den anderen zu. Sie war es, er war es, die Schlange war es.
So ist es auch hier. Sarai macht Abraham verantwortlich, und Abraham sagt: „Was habe ich damit zu tun? Ich bin doch der passive Abraham, der nie etwas macht. Kümmer dich doch selber darum!“
Wir sehen, wie aus einer Sünde weitere Sünden entstehen und das Chaos wächst.
Am Ende von Vers 6 lesen wir, dass Sarai jetzt ihre Magd demütigt, wahrscheinlich sogar misshandelt. Hagar läuft weg.
Stellt euch die Situation vor: Wie vollkommen das Chaos ist! In ihrer großen Not hatten Sarai und Abraham einen Plan. Und was ist jetzt die Konsequenz? Der Plan ist vollkommen gescheitert.
Die Situation ist schlimmer als zuvor. Immer noch kein Kind, denn Hagar ist weg. Auch die Magd ist verloren, und mit ihr das Kind. Die eheliche Intimität zwischen Abraham und Sarai ist gebrochen, erschüttert.
Ich denke, was uns hier beschrieben wird, ist ein ganz typisches Beispiel dafür, was passiert, wenn Menschen nicht auf Gott vertrauen, sondern ihre eigenen Wege gehen.
Viele von uns können das nachvollziehen – vielleicht nicht in so dramatischem Umfang, aber doch: Wir sind Wege gegangen, die nicht die Wege waren, die Gott wollte. Wir meinten, es besser zu wissen, vielleicht in einer Not. Vielleicht haben wir gar nichts Großes angerichtet, aber diese Sünde hat sich ausgebreitet, war nicht mehr in den Griff zu bekommen, und ein großes Chaos ist entstanden.
Liebe Zuhörer, ich möchte, dass wir an dieser Stelle klar erkennen: Unglaube, Misstrauen gegen Gott, ist verheerend. Es hat eine zerstörerische Kraft.
Letztendlich wäre alles vollkommen hoffnungslos, wenn der Herr sich nicht erbarmen und mitten in dieses Chaos hinein eingreifen würde.
Gottes Eingreifen und der Ruf zur Umkehr (Verse 7–14)
Und genau das sehen wir im Fortgang des Berichts im ersten Buch Mose, Kapitel 16. Das bringt uns zum zweiten Punkt der Predigt.
In den Versen 7 bis 14 sehen wir, dass der Herr in das von den Menschen verursachte Chaos eingreift. Alles beginnt damit, dass der Engel des Herrn der Magd Hagar erscheint und sie zur Buße, zur Umkehr, ruft. Das lesen wir in den Versen 7 bis 9.
Der Engel des Herrn fand Hagar bei einer Wasserquelle in der Wüste, nämlich bei der Quelle am Weg nach Schur. Da sprach er zu ihr: „Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wohin willst du gehen?“ Sie antwortete: „Ich bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen.“
Der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihrer Hand.“ Hagar war sehr wahrscheinlich wieder auf dem Weg zurück nach Ägypten, wo sie herkam als ägyptische Magd. Wahrscheinlich war sie damals verschleppt oder mitgenommen worden, als Abraham und Sarah zum ersten Mal auf Abwegen waren und in Ägypten gelandet sind.
Wir hätten das bedenken können, in der zweiten Hälfte von Kapitel 12. Abraham war am Ende reich beschenkt worden und hatte Mägde und Knechte bekommen. Wahrscheinlich war Hagar eine dieser Mägde. Jetzt ist sie auf dem Weg zurück, auf dem Weg nach Schur. Das ist eine Region ganz südlich vom gelobten Land, ganz im Norden von Ägypten. Dort findet sie jetzt den Engel des Herrn.
Das Erstaunliche ist, dass dieser Engel des Herrn Hagar kennt. Er nennt sie beim Namen, Hagar, und weiß, dass sie Sarais Magd ist. Die Frage, die er stellt – „Was machst du hier?“ – deutet an, dass sie dort eigentlich nicht hingehört. Der Engel des Herrn führt ihr das deutlich vor Augen.
Sie gibt das offen zu und sagt: „Ja, ich bin weggelaufen.“ Der Engel sagt darauf: „Na, dann ist es Zeit umzukehren. Geh zurück, kehre um!“
Das ist exemplarisch das, was Gott immer tut, wenn er in menschliches Chaos eingreift. Er tut das immer. Er ruft immer erst einmal zur Umkehr – so wie hier bei Sarai und Hagar. Du bist auf Abwegen, du gehörst da nicht hin, das ist alles Chaos hier. Der erste Schritt ist Umkehr: Geh zurück!
Wir sehen, dass dieser Ruf zurück ein Weg ist, der heißt: „Demütige dich unter deiner Herrin.“ Wenn Gott Menschen aus der von ihnen angerichteten Sünde, aus dem Chaos oder überhaupt aus Chaos zurückruft, heißt das nicht immer, dass der Weg zur Umkehr oder das, wozu er sie zurückruft, sofort einfach und leicht ist.
Das war ein harter Weg für Hagar. Sie muss zurück zu der Herrin, von der sie verachtet, gedemütigt und vielleicht misshandelt wurde. Aber auch das sehen wir hier: Diejenigen, die er zurückruft, die er zur Buße ruft, denen sagt er, dass der Weg der Umkehr immer auch ein Weg des Segens ist.
Siehe, ich habe das in Vers 10: Der Engel des Herrn sprach zu ihr: „Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.“
Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: „Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären. Dessen Namen sollst du Ismael nennen, denn der Herr hat dein Elend erhört. Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn. Und er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz.“
Bisher haben wir gesehen, dass Gott nur Abraham eine große Nachkommenschaft verheißen hat. Aber hier empfängt nun auch Hagar ein solches Versprechen.
Bemerkenswert ist, dass der Engel des Herrn hier spricht, als wäre er Gott. Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist. Der Engel des Herrn sagt: „Ich will deine Nachkommen so mehren.“ Wow, das ist mal ein Engel! Nur vielleicht ist es mehr als ein Engel.
Damit bekommt Hagar ganz konkrete Informationen zu ihrem Kind. Du wirst einen Sohn gebären. Dieser Sohn soll einen Namen tragen, der wirklich eine Botschaft ist. Ismael bedeutet „Gott hört“. Hier in diesem Fall sagt der Engel: „Denn der Herr hat dein Elend erhört.“
Dann bekommt sie noch etwas über Ismael gesagt: Er wird ein wilder Mann sein und viele Konflikte haben – Konflikte ganz allgemein und ganz konkret mit seinen Brüdern. Aber die Details zu Ismael sind jetzt gar nicht so entscheidend für Hagar.
Hagars Freude über das, was der Engel des Herrn ihr sagt, scheint sich vor allem darauf zu beziehen, dass der Herr überhaupt eingreift, dass der Herr sie nicht verlassen hat. Sie merkt: Hier ist ein lebendiger Gott, der sie hört und sieht in ihrem Elend.
Das ist doch das, was auch der Name schon zum Ausdruck bringt: „Dessen Namen sollst du Ismael nennen, denn der Herr hat dein Elend erhört.“
Und was tut Hagar? Etwas absolut Außergewöhnliches: Ein Mensch gibt Gott einen Namen – das kommt sonst nicht vor.
Vers 13: „Und sie nannte den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht; denn sie sprach: Gewiss habe ich hier hinter dem Herrn gesehen, der mich angesehen hat.“
Darum nannte man den Brunnen „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht“. Er liegt zwischen Kadesch und Berit.
Für Hagar ist klar: Sie hat den barmherzigen, den lebendigen Herrn erlebt. Er ist in ihr Leben eingetreten. Er ist der Gott, der in das Chaos eingreift, der sie in ihrem Elend erhört und sieht. Das ist für sie ein großer Trost.
Und ich denke, auch das kennen wir, oder? Wenn Gott uns manchmal von Sünde überführt und zur Buße ruft, ist das einerseits etwas, was uns tief traurig machen kann. Doch zu erleben, wie Gott eingreift in unser Leben, und auch seine Verheißung zu hören, den Zuspruch, dass Umkehr möglich ist, dass es einen weiteren Weg geben kann, nachdem wir auf Abwege geraten sind – ist das nicht tröstlich?
Die Gnade Gottes ist wahrscheinlich die tröstlichste Botschaft, die wir überhaupt hören können. Gott sagt nicht: „Du hast deine Chance vertan, dann geh halt deinen Weg weg von mir.“ Nein, Gott kommt, nennt sie beim Namen, ruft sie zur Umkehr und sagt: „Und wenn du kommst, wenn du zurückgehst, will ich dich segnen.“
Und so geht Hagar zurück.
Wiederherstellung von Ordnung und Hoffnung durch Gottes Treue (Verse 15–16)
Und das sehen wir in den letzten beiden Versen: Wie Hagar zurückkehrt und wie Gott nun aufgrund seines Eingreifens in das Chaos, das die Menschen durch ihren Unglauben angerichtet haben, wieder Ordnung schafft und neue Hoffnung entstehen lässt.
Ich lese uns die letzten beiden Verse vor: „Und Hagar gebar Abraham einen Sohn, und Abraham nannte den Sohn, den ihm Hagar gebar, Ismael. Abraham war 86 Jahre alt, als Hagar ihm Ismael gebar.“
Schaut euch die Situation an: Nachdem Hagar geflohen war, schien alles verloren zu sein. Alle Hoffnung war dahin. Sarai war immer noch unfruchtbar, und die letzte Hoffnung, die sie auf ihren eigenen Plan gesetzt hatte – dass es vielleicht über diese ägyptische Magd klappen könnte – war ebenfalls dahin, denn die schwangere Magd war weg.
Aber jetzt ist sie wieder da, und damit kehren Hoffnung und Ordnung zurück. Die Dinge fügen sich wieder zusammen. Abraham hört wahrscheinlich die Geschichte von Hagar über ihre Begegnung mit dem Engel des Herrn. So hat sie ihm auch gesagt, wie er den Sohn nennen soll: Ismael, was bedeutet „Gott hört“.
Ich kann mir vorstellen, was das mit Abraham und Sarai macht: Hier kommt ein Kind zur Welt. Und immer, wenn sie ihr Kind rufen – „Ismael, das Essen ist fertig“, „Ismael, komm rein vom Spielen“, „Ismael, ärgere den Hund nicht“ – hören sie immer wieder: Gott hört. Gott hört dich in deinem Elend.
Sarai: Gott hört dich in deinem Elend.
Abraham: Gott hört dich in deinem Elend.
Der Herr hat uns nicht vergessen. Er hat sich trotz allem nicht von uns abgewandt. Der Gott, der hört, ist auch der Gott, der sieht. Er ist der Lebendige, er ist treu.
So sind wir am Ende von Kapitel 16 angekommen. Wir wissen, dass Ismael nicht der Sohn der Verheißung ist. Der Sohn der Verheißung, Isaak, wird erst 14 Jahre später geboren werden.
Und dann, nochmal ungefähr 2000 Jahre später, wird der Nachkomme Abrahams geboren, in dem sich wirklich alle Verheißungen erfüllen. Das Neue Testament macht das ganz deutlich: Der Sohn der Verheißung, der Nachkomme Abrahams, durch den alle Völker gesegnet werden, ist Jesus Christus.
Er ist der von Gott der Vater Gesandte, auf den uns der Engel des Herrn bereits hinweist. Jesus ist der Herr, der uns aus unserer Verlorenheit ruft – so wie der Engel des Herrn Hagar gerufen hat. Er ist der Herr, der uns aus unserer Sünde und Rebellion herausruft.
Hagar hatte gegen ihre Herren rebelliert, und der Engel des Herrn ruft sie zurück zu ihren Herren. Wir haben gegen unseren Herrn rebelliert, und der Sohn Gottes ruft uns zurück zum Herrn.
Wir alle haben immer wieder das getan, was Sarai und Abraham getan haben. Wir gehen unsere eigenen Wege, unser Glaube ist nie vollkommen. Wir gehen den Weg der Sünde, wir kommen auf Abwege und richten Chaos an.
Und genau deshalb kam Jesus Christus. Jesus Christus ruft, so wie der Engel des Herrn, in dein Leben hinein und fordert dich zur Umkehr auf: Komm zurück! Komm zurück von deinen eigenen Wegen! Komm auf den Weg, den Gott für dich hat! Geh den Weg mit ihm – das ist der Weg des Segens.
„Tue Buße und glaube an das Evangelium“ – so klingt es, wenn Jesus ruft.
Der Herr Jesus ist der Herr, der dich in deinem Elend hört. Er ist der, der den Tod am Kreuz überwunden hat und auferstanden ist. Er ist der Lebendige, der dich sieht.
Er hat am Kreuz deine Schuld bezahlt, sodass es kein Chaos und kein Leid gibt, in dem du bleiben musst. Er hat dich von aller Schuld befreit, wenn du dich ihm nur zuwendest.
So darfst du wissen, dass jeder, der zu ihm umkehrt, tatsächlich von ihm gesegnet wird – zuerst mit Vergebung aller Schuld und einem Leben mit ihm an deiner Seite, mit seinem Geist, der in uns wohnt, und eines Tages mit allem himmlischen Segen, der weit über das hinausgeht, was du dir überhaupt vorstellen kannst.
Einladung zur Umkehr und Vertrauen auf Gottes Treue
Ihr Lieben, ich hoffe, dass wir hören, dass die Worte aus 1. Mose 16 für uns niedergeschrieben sind. Es sind Worte, durch die Gott uns zum Glauben an Christus Jesus ruft.
Wenn du noch nie grundsätzlich Umkehr getan hast oder vielleicht noch nie gemerkt hast, dass du deine eigenen Wege gehst, dann ist mein Gebet für dich, dass du heute diesen Ruf hörst. Den Ruf zur Umkehr, den Ruf hin zu Gott, dem Herrn. Wende dich ihm zu, rufe ihn an und bringe ihm deine Schuld. Alles, was in deinem Leben falsch gelaufen ist, jeden Irrweg, auf den du dich begeben hast, bringe ihm das alles.
Bitte ihn: Bring mich zurück zu einem Ort des Segens. Bring mich zurück dahin, wo ich wirklich hingehöre und wo ich vielleicht noch nie wirklich war. Ich kann dir versprechen: Er ist der Gott, der dich in deinem Elend erhört. Er ist der Gott, der dich ansieht, voller Gnade und Barmherzigkeit.
Wende dich ihm zu und fang an, im Vertrauen auf ihn zu leben. Höre auf ihn, indem du ihm Raum gibst, durch sein Wort, die Bibel, zu dir zu sprechen und dir den Weg zum Segen zu weisen.
Wenn du Fragen dazu hast, dann komm gerne und sprich mich an. Oder komm am Dienstagabend einfach dazu. Wir haben noch einen Christenentdeckenden Abend, bei dem es genau um dieses Thema gehen wird. Komm einfach Dienstagabend um 19 Uhr mit dazu. Wir sind hier im Haus, im Bibelstundenraum, unten im Foyer.
Viele unter uns haben diesen Ruf gehört, viele von uns sind umgekehrt. Wenn du heute hier bist und diese Worte hörst, dann kann ich mir vorstellen, dass dir, wenn du den Geist Gottes an dich heranlässt und dein Herz für ihn öffnest, doch auch klar wird: Grundsätzlich bin ich umgekehrt, und doch bin ich vielleicht gerade in dem einen oder anderen Lebensbereich wieder ein bisschen mehr auf meinem eigenen Weg unterwegs.
Habe ich vielleicht doch aufgehört, ganz auf Gott zu vertrauen? Vielleicht, weil ich schon so lange gewartet habe. Vielleicht, weil ich das Vertrauen verloren habe, dass er mich wirklich hört und sieht, dass er sich wirklich um mich kümmert und dass er mich wirklich liebt.
Mein Gebet für dich ist, dass du neue Hoffnung findest durch diesen Ruf, den der Engel des Herrn Hagar zuspricht. Ich hoffe, dass du dich auch rufen lässt – einfach zurück. Denn Umkehr und Buße brauchen auch Christen immer und immer wieder.
Wir dürfen erleben: Wer diesen Ruf hört, wird nicht enttäuscht werden. Gott segne die, die sich von ihm zurückrufen lassen.
Schlussfolgerung: Gottes Geduld, Barmherzigkeit und Treue
Und das ist wirklich die große Lektion dieses Kapitels: Gott ist geduldig, barmherzig und treu. Ihm können wir wirklich vertrauen.
Manchmal scheint es so, als wäre er ganz weit weg und würde uns nicht hören – so wie Sarai und Abraham damals, nach zehn Jahren im Land Kanaan. Doch Gott ist da und hat einen guten Plan für sie.
Im Fortgang dieser Predigtserie, in zwei Wochen, werden wir sehen, dass Gott seinen Plan treu zu seiner Zeit ausführt und dass seine Verheißungen Bestand haben.
Ich bete, dass du neu lernst, diesem Gott zu vertrauen. Er ist der Gott, der uns hört und sieht – auch dann noch, wenn wir im Unglauben unsere eigenen Wege gegangen sind.
Abschlussgebet und Einladung zum Gebet
Und so möchte ich zum Abschluss diesem Gott danken und ihn in einem Gebet loben.
Himmlischer Vater, danke, dass du ein Gott bist, der uns sieht. Herr, wir wollen zu dir rufen im Vertrauen darauf, dass du uns in unserem Elend hörst. Ich bete stellvertretend für die unter uns, die Elend und Leid erleben. Manche tragen vielleicht einen Anteil daran, doch vieles ist dazugekommen, mit dem sie nicht direkt zu tun haben – so wie bei Hagar damals.
Ich bete, dass du neue Hoffnung gibst und neues Vertrauen schenkst. Vertrauen darauf, dass du da bist, dass du uns hörst und siehst und dass du Gutes für uns vorbereitet hast. Ich bete für die unter uns, die im Abwägen sind.
Herr, danke, dass wir nicht verzweifeln müssen, sondern Hoffnung haben dürfen. Ich möchte dich bitten, dass du durch deinen Geist Überführung von Sünde wirkst, sodass wir deinen Ruf zur Umkehr hören. Ich bete, dass keiner den Weg des Ungehorsams weitergeht.
Ich danke dir, dass du ein Gott bist, der unser Vertrauen voll und ganz verdient. So wollen wir dich bitten, dass du unsere Herzen immer mehr reinigst. Wir wollen reinen, wahren Glauben haben und im Gehorsam des Glaubens leben – zu deiner Ehre und weil es Segen bringt für uns und viele durch uns.
Amen.
Lasst uns aufstehen und Gott bitten, dass er uns nicht in die Verzögerung zieht, dass er uns nicht in die Verzögerung zieht, dass er uns nicht in die Verzögerung zieht, dass er uns nicht in die Verzögerung zieht, dass er uns nicht in die Verzögerung zieht.