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Jesus: "Liebst Du mich?"

Johannes 21,15-17

Einleitung

Hast Du mich lieb? Lieber als die anderen? Wurden Sie das schon einmal gefragt? In unserer Art miteinander zu Leben, ist diese Frage sehr ungewohnt. In Zeiten des Verliebtseins und in der Beziehung zwischen Ehepaaren, mag diese Frage vielleicht noch gestellt werden. Aber von Mann zu Mann, oder von Frau zu Frau? So etwas gehört sich doch nicht - Oder? Wenn wir aber ehrlich sind, dann müssen wir uns eingestehen, dass uns diese Frage mehr beschäftigt als wir uns zugestehen. Es würde uns manchmal wirklich interessesieren, ob mich der andere lieb hat oder nicht, doch wagen wir das nicht zu fragen. Wir genieren uns. Jesus geniert sich keineswegs, diese Frage zu stellen. Er bereitete den Jüngern, als sie die ganze Nacht erfolglos fischten und dann zum Schluss den grossen Fang einbrachten, ein Morgenessen. Am Ufer des Sees Genezareth im Land Galiläa sassen sie zusammen. Sieben Jünger sind hier zusammen. Vier Jünger die zum engeren Kreis der Jünger Jesu gehörten: Petrus, Thomas, Jakobus und Johannes.
Dann noch Nathanael und zwei weitere Jünger, deren Namen nicht erwähnt wird. Als sie nun gefrühstückt hatten, wendet sich Jesus ganz besonders Petrus zu. Ob sie miteinander einen Spaziergang machten, oder ob das Gespräch im Kreis der Jünger stattfand, wissen wir nicht. Wir lesen den Abschnitt aus dem Johannesevangelium miteinander. Text lesen: Joh.21,15-17

I. Vorgeschichte

Um zu verstehen was hier zwischen Jesus und Petrus geschieht, müssen wir nochmals kurz zurückblenden. Petrus, einer der Wortführer im Kreis der Jünger, ein Eiferer für Jesus. Er traute sich viel zu. Er war so Jesus zugetan, dass er sich nicht vorstellen konnte, Jesus jemals zu verleugnen, lieber würde er sterben. Als Jesus über sein Sterben mit den Jüngern sprach und sagte, sie würden an ihm Ärgernis nehmen, reagiert Petrus und sagt: Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht! / Jesus, was die Anderen machen werden, dafür kann ich nicht bürgen, aber für mich, Jesus, kann ich die Hand ins Feuer legen. Ich werde an Dir kein Ärgernis nehmen, das ist mir völlig unvorstellbar. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. / Jesus sagt: Das stimmt nicht, Du wirst mich sogar verleugnen. Aber Petrus ist sich seiner Sache sicher. Er spricht einfach weiter in seinem Eifer für Jesus und sagt: Er aber redete noch weiter: Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das gleiche sagten sie alle. Mk.14,29-31. Ja, und die Zeit ist schnell gekommen, wo sie Jesus festnahmen. Petrus folgte mit Distanz Jesus in das Haus des Hohepriesters, vermutlich immer noch entschlossen, bei ihm zu bleiben. Nun sitzt er ihm Hof. Eine Frau meinte ihn zu erkennen und als sie ihn darauf angesprochen hatte, ob er nicht zu Jesus gehören würde antwortete Petrus: Frau, ich kenne ihn nicht. Lk.22,57. Später spricht ihn noch einer darauf an und Petrus sagt: Mensch, ich bin’s nicht. Lk.22,58. Eine Stunde später sagt einer, er sei doch ein Galiläer er gehöre bestimmt auch zu Jesus. Petrus aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet. Mk.14,71.

Da ist er nun Petrus, der wenige Stunden zuvor die Garantie gab, dass er Jesus bis in den Tod treu bleiben wird. Nun kam doch alles anders. Petrus war dieser Situation nicht mehr gewachsen. Und während er noch redete und Jesus verleugnete, krähte der Hahn. Wie aus einem bösen Traum erwacht er und dachte an das Wort von Jesus, er würde ihn dreimal verraten, ehe der Hahn krähe. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. Lk.22,62. Er war erschrocken, enttäuscht und beschämt über sich selbst. Er hatte seinen Herrn, den er so verehrte und für den er sogar sterben wollte - und das meinte er wirklich ernst - verleugnet. Er schwor sogar, er würde ihn nicht kennen. Petrus, wir können dich nicht verstehen. Wie kannst Du deinen Herrn verleugnen, der du doch Jahre mit ihm verbrachtest? Wie kannst Du sagen, du würdest Jesus nicht kennen? Petrus, wir verstehen Dich nicht!

Anwendung

Verstehen wir Petrus wirklich nicht? Sind Sie so sicher, dass Sie besser reagiert hätten? Petrus hatte noch etwas zu lernen, was Paulus sehr eindrücklich formuliert, wenn er schreibt: Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle. 1.Kor.10,12. Was muss Petrus für Tiefen durchlaufen sein in den Tagen nach der Kreuzigung Jesu. Wie gerne hätte er mit Jesus darüber gesprochen. In seiner Haut hätte ich nicht stecken wollen.

II. Der liebende Seelsorger

Nun ist die Zeit gekommen. Jesus nimmt das Gespräch mit Petrus auf. Er spricht ihn nicht mit dem Namen an, den er ihm bei seiner Berufung gegeben hatte: Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heissen, das heisst übersetzt: Fels. Joh.1,42. Er spricht ihn bei seinem ursprünglichen Namen an. Er war eben nicht der Fels, sondern ganz der Mensch, der es aus eigener Kraft nicht schafft. Nun fragt ihn der Herr eine ganz zentrale Sache: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Joh.21,15. Simon antwortet sehr zaghaft. Er ist nicht mehr dieser selbstsichere Mann, der genau weiss wie er es machen wird. Nein, er geht nicht einmal darauf ein, ob er Jesus mehr liebt als die anderen. Er sagt ganz schlicht: Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe. Joh.21,15. Jesus du siehst in mein Herz. Du weisst um meine Liebe zu dir. Ich kann Dir dafür keinen Beweis geben, denn ich selbst habe versagt. Hätte ich nicht versagt, so könnte ich Dir jetzt sagen: Jesus ich bin für Dich durchs Feuer gegangen, und du fragst mich nach all dem noch, ob ich dich lieben würde? Das ist doch gar keine Frage, natürlich liebe ich Dich und noch mehr als die anderen, sonst hätte ich das nicht für dich getan. Aber eben, Petrus kann keine Beweise vorbringen. Er kann nur sagen: Jesus du weisst es, dass ich Dich lieb habe. Ob ich dich lieber habe als die anderen ist mir gar nicht wichtig, das kann ich nicht beurteilen, aber eines weiss ich: Du Jesus, weisst dass ich Dich lieb habe.

Anwendung

Wieviel Grund hätte Jesus gehabt Petrus auf die Seite zu nehmen und mit ihm ganz ernst zu reden. Er hätte von ihm die Gründe erforschen können, warum er ihn dreimal verleugnete. Und warum er ihn so krass verleugnete, dass er sich selbst sogar verfluchte und schwor, er würde ihn nicht kennen. Er hätte ihm sagen können, einen solchen Mann, der so versagt hat, kann ich nicht gebrauchen. Tu nun Busse. Bekennen jeden einzelnen Fehltritt usw. Nichts von alledem. Jesus hat das Herz des Petrus gesehen. Er sah wie es ihm Leid tat und wie er unter seinem Fehltritt gelitten hatte. Jesus möchte nun nicht in diese Wunde hineinstechen. Er möchte nicht Wunden aufreissen. Er will die Wunden heilen. Er will verbinden. Er möchte Petrus aufrichten und ihn ermutigen. Jesus lebt das, was Petrus dann in einem seiner Briefe festhält, was er aus seiner eigenen Erfahrung schreiben kann: Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn „die Liebe deckt auch der Sünden Menge“ (Spr.10,12). 1.Petr.4,8. Jesus stellte Petrus mit seiner Sünde nicht bloss. Er kannte die tiefe Reue des Petrus. Jesus vertraut ihm nun eine grosse Aufgabe an: Weide meine Lämmer! Joh.21,15. Er übergibt nun diesem Versager die verantwortungsvolle Aufgabe.

Evangelisation

Das macht Jesus heute noch. Es geht ihm nicht darum, uns lächerlich zu machen. Er möchte unsere Sünde decken. Dafür ist er am Kreuz gestorben. Jesus verlangt von keinem Menschen, dass er ihn zuerst lieben soll. Erst wenn Du mir uneingeschränkte Liebe entgegenbringst kannst du mir gefallen. Nein! Jesus liebt Dich vorher. So lesen wir: Darin besteht die Liebe; nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. 1.Joh.4,10. Gott hat uns zuerst geliebt. Er bietet Dir seine Liebe an. Er möchte Dir Deine Sünden vergeben. Aber Du musst Dich Gott öffnen. Du musst bereit sein, Deine Schuld und Sünde einzugestehen. Gott wird sie Dir dann nicht unter die Nase reiben, sondern er wird Dir Deinen Sünden vergeben. Er wird sie beseitigen. Wie es heisst: Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Joh.1,9. Er wird die Sünden zudecken und wird Dir ewiges Leben schenken, dann erwacht in dir die wirklichliche Liebe zu Gott. Wie Paulus den Römern schreibt: Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist. Rö.5,5.

III. Liebe das richtige Motiv

Nun fragt Jesus Petrus ein weiteres Mal: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Lk.21,16. Offenbar interessiert Jesus nichts anderes als die Liebe des Petrus zu ihm. Er fragt ihn nicht nach einem guten Werk. Ob er genügend in den Schriften studiert hätte. Oder ob er die Gebetszeiten eingehalten hätte. Er macht keinen Bibeltest mit ihm. Jesus interessiert das Eine: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Lk.21,16. Petrus kann nur noch einmal dieselbe Antwort geben: Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe. Joh.21,16. Und wieder überträgt ihm Jesus die grosse Verantwortung für die heranwachsende Gemeinde Jesu und sagt: Weide meine Schafe! Joh.21,16.

Anwendung

Für den Dienst, den Jesus Petrus übergibt, braucht es eine herausragende Qualifikation. Man muss nicht studierter Theologe sein. Man muss nicht viele Gebetszeiten vorweisen können. Eines ist in der Nachfolge, im Dienst für Jesus unabdingbar: Die Liebe. Die Grundlage für einen Dienst ist die Liebe zu Jesus! Petrus kann nichts vorweisen. Keine ausgezeichneten Qualifikationen und wenn er diese hatte, so machte er sie alle hinfällig mit seiner dreimaligen Verleugnung. Was er aber bewahrte, trotz allem, ist die Liebe zu Jesus. Trotzdem er Jesus verleugnete liebt er ihn. Jesus weiss das. Darum gibt er ihm ganz bewusst die grosse Verantwortung für die Herde. Und Petrus hatte gut verstanden, was diese Verantwortung beinhaltet: Nicht herrschen sondern dienen. Er gibt später diese Aufgabe als Hirte weiter, indem er schreibt: Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: / Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; / nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde. / So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen. 1.Petr.5,1-4.

Petrus weiss auf was es ankommt. Aus Herzensgrund soll der Dienst getan werden. Und die einzige Haltung, die diesen Herzengrund bilden kann ist die Liebe zu Jesus. Wenn wir Mitarbeiter haben, die bestens Qualifiziert sind, die theologisch hoch gebildet sind. Die hervorragendes Oranisationtalent besitzen und Visionär arbeiten könne. Die das Ziel nie aus den Augen verlieren. Die das doppelte bis dreifache Arbeitspensum eines durchschnittlichen Menschen leisten können. Die eine grossartige Überzeugungskraft besitzen, ein geordnetes und ausgiebiges Gebentsleben pflegen. Wunderbar, wenn man solche Leute hat. Jeder würde sich viele solche Brüder und Schwestern in der Gemeinde wünschen. Aber, wenn die Liebe zu Jesus fehlt. Ja, wenn die Liebe zu Jesus fehlt, dann nützt alles nichts. Dann ist uns mehr geholfen mit Menschen, die langsam Arbeiten, die eine mangelhafte theologische Ausbildung haben. Die oft orientierungslos scheinen. Aber wenn sie Jesus von ganzem Herzen lieben, dann können sie in ihrer Schwachheit mehr im Reich Gottes bewirken. Paulus sieht das ganz radikal. Den Korinthern schreibt er am Schluss des Briefes: Wenn jemand den Herrn nicht lieb (filei) hat, der sei verflucht. Maranata! (Unser Herr kommt!) 1.Kor.16,22.

IV. Jesus weiss alles

Noch ein drittes Mal fragt Jesus Petrus. Das Gespräch kann sich übrigens über einen längeren Zeitraum hingezogen haben. Jesus will nun ein drittes Mal von Petrus wissen: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Joh.21,17. Dreimal verleugnete Petrus Jesus. Dreimal kann Petrus seine Liebe zu seinem Herrn beteuern. Petrus wird nun traurig. Vielleicht dachte er, ob ihm Jesus nicht glauben würde. Und Petrus antwortet: Herr, du weisst alle Dinge, du weisst, dass ich dich lieb habe. Joh.21,17. Jesus, du weisst um meine Verfehlungen. Du kennst mein Herz, auch die Abgründe meines Herzens, aber Du kennst auch meine Liebe zu Dir. Und Jesus vertraut ihm ein drittes Mal die Verantwortung für die Herde, für die entstehende Gemeinde. Petrus erlebt, wie ihn Jesus aufrichtet. Ohne, dass er selber etwas leistet. So schreibt er später die eindrücklichen Worte: Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. / So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1.Petr.5,5-6. Petrus hatte sich gedemütigt. Er versuchte sich nicht vor Jesus zu rechtfertigen. Er beteuerte allein seine Liebe zu ihm. So hat ihn Jesus erhöht und in eine verantwortungsvolle Aufgabe gestellt. So ist es auch mit uns. Wenn wir unser Fehlverhalten nicht ständig verteidigen und rechtfertigen, sondern einfach dazu stehen. Wenn wir uns demütigen, so wie Petrus, wird uns Gott wieder aufrichten. Das ist tröstlich. Wenn wir gesündigt haben, dann weiss das Jesus. Aber Jesus weiss nicht nur das, er weiss auch, dass wir ihn lieben.

Schluss / Liebst Du mich?

Die Bewahrung des Petrus liegt allein bei Jesus, denn er hatte bereits vorher für Petrus gebetet: Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. / Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder. / Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu in den Tod zu gehen. Lk.22,31-33. Jesus interessiert eines ganz brennend in unserem Leben. Eines will er wissen: Liebst Du mich. Denn wer Jesus liebt, der wird nicht mutwillig gegen ihn handeln. Der wird auch wenn er sich verfehlt hat Zuflucht bei ihm suchen. So sagte Jesus den Jüngern: Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Joh.14,15. Denn die Liebe sucht nicht das Ihre, sondern das, was dem anderen ist. Wie würden Sie Jesus antworten. Wenn Jesus an uns eine wichtige Frage hat, dann ist es diese Frage: Liebst du mich? Amen