Ein besonderer Sonntag und ein ungewöhnliches Predigtthema
Es ist immer so, dass der Sonntag Rogate ein ganz besonders schöner und wichtiger Sonntag ist – auch wegen der vielen Worte der Ermutigung zum Gebet, die Jesus uns gegeben hat.
Und doch bin ich heute einmal abgeirrt. Meine Frau bekommt von mir am Muttertag keinen Blumenstrauß, weil ich denke, dass es eine heidnische Sitte ist, den Muttertag zu feiern. Sicher sollen bei uns die Mütter immer geehrt sein, aber ich frage mich, ob sie es wirklich sind.
Ich dachte, ich wollte wenigstens im Gottesdienst ein Blümchen bringen und habe das Predigtthema heute „Frau müsste man sein“ gewählt. Dabei will ich über Richter 4 predigen, über Deborah.
Die bedrängte Lage Israels und Deborahs Rolle
Richter 4: Wenn sie ihre Bibeln zur Hand nehmen, können wir das, was die Feministen können, auch – nur besser.
Die Israeliten taten wiederum, was dem Herrn missfiel, nachdem Ehud gestorben war. Daraufhin verkaufte der Herr sie in die Hand Jabins, des Königs von Kanaan, der in Chatzor herrschte. Einmal waren wir mit einer Reisegruppe in Chatzor, verbrachten dort einen ganzen Vormittag und gingen auf den Trümmern umher. Das war eine der wichtigsten Festungen, vor allem nördlich von Megiddo.
Jabins Feldhauptmann war Sisera, der in Haroschet der Heiden wohnte. Die Israeliten schrien zum Herrn, denn Jabin hatte neunhundert eiserne Wagen und unterdrückte die Israeliten zwanzig Jahre lang mit Gewalt.
Zu dieser Zeit war Richterin in Israel die Prophetin Deborah, die Frau Lapidotz. Sie hatte ihren Sitz unter der Palme Deborahs zwischen Rama und Bethel auf dem Gebirge Ephraim. Die Israeliten kamen zu ihr hinauf zum Gericht.
Deborah sandte hin und ließ Barak, den Sohn Abinurams aus Kedesch in Naftali, rufen. Sie ließ ihm sagen: „Hat dir nicht der Herr, der Gott Israels, geboten: Geh hin und zieh auf den Berg Tabor! Nimm zehntausend Mann mit dir von Naftali und Sebulon. Ich aber will Sisera, den Feldhauptmann Jabins, dir zuführen an den Bach Kison, mit seinen Wagen und seinem Heer, und will ihn in deine Hände geben.“
Barak sprach zu ihr: „Wenn du mit mir ziehst, so will auch ich ziehen. Ziehst du aber nicht mit mir, so will ich nicht ziehen.“ Es ist schön, wenn der Mann an den Rockzipfeln der Frau hängt und sagt: „Wenn du mitgehst, gehe ich mit.“ Aber so ist es im Reich Gottes manchmal auch schön, dass Frauen Verantwortung tragen.
Sie sprach: „Ich will mit dir ziehen, aber der Ruhm wird nicht dein sein auf diesem Kriegszug, den du unternimmst. Der Herr wird Sisera in die Hand eines Weibes geben.“ So machte sich Deborah auf und zog mit Barak nach Kedesch.
Barak rief Sebulon und Naftali nach Kedesch, und zehntausend Mann zogen ihm nach. Deborah zog auch mit ihm.
Heber, der Kenitter, war von den Kenittern, dem Geschlecht Hobabs, mit dem Mose verschwägert war. Er hatte sein Zelt bei der Eiche in Zaanim bei Kedesch aufgeschlagen.
Da wurde Sisera angesagt, dass Barak, der Sohn Abinurams, auf den Berg Tabor gezogen sei. Er rief alle seine Kriegswagen zusammen – neunhundert eiserne Wagen, furchtbare Waffen, schlimmer als die Panzerwaffen heute. Den Israeliten konnten diese Wagen nichts entgegensetzen. An diese Wagen waren Schwerter angebracht, mit denen sie in die Fußsoldaten hineinfuhren – ein grässliches Gemetzel.
Das ganze Volk, das mit ihm war, zog aus Haroschet der Heiden an den Bach Kison. Die Kananiter hatten ihre Kriegswagen, aber Deborah und Barak hatten nichts in ihrer Hand.
Deborah aber sprach zu Barak: „Das ist der Tag, an dem dir der Herr den Sisera in deine Hand gegeben hat, denn der Herr ist vor dir her ausgezogen.“ So zog Barak vom Berg Tabor hinab, und die zehntausend Mann zogen ihm nach.
Der Herr erschreckte Sisera samt allen seinen Wagen und dem ganzen Heer vor der Schärfe von Baraks Schwertern. Sisera sprang von seinem Wagen und floh zu Fuß.
Herr, du kannst uns auch dieses Wort aktuell machen. Wir bitten dich darum. Amen.
Die Frage nach der eigenen Berufung und Begabung
Es ist bei uns oft so, dass wir in kurzer Zeit überlegen und abchecken: Braucht Gott mich?
Man denkt dabei oft an die großen Gaben, die man besitzt. Kann Gott mit meinen körperlichen Kräften etwas anfangen? Mit meiner besonders ausgeprägten Intelligenz? Oder mit meiner liebenswürdigen Art, die ich doch habe?
Sie erinnern sich sicher noch an den Witz, der zu Beginn der großen Bildungsrevolution in unserem Land erzählt wurde. Das ist jetzt gute zwanzig Jahre her, und der Witz ist inzwischen weit verbreitet.
Zwei Leute treffen sich auf der Straße. Da sie sehr arm waren, sagt der eine zum anderen: „Du, du hast ja einen neuen Kittel an. Woher hast du den?“ Er antwortet: „Ach, das ist ganz einfach. Ich war in Tübingen in der Anatomie und habe meinen Leichnam verkauft – falls ich mal sterbe. Dafür habe ich hundert Mark bekommen und mir einen neuen Kittel gekauft.“
Der andere sagt: „Das mache ich auch!“ Eine Woche später treffen sie sich wieder. Da sagt der eine zum anderen: „Du hast ja immer noch deinen alten Kittel an. Hat das nicht geklappt?“ Er antwortet: „Nein, die nehmen nur noch mit Abitur.“
Damals, zu Beginn der sechziger Jahre, karikierte man damit den Wahnsinn, dass die Anforderungen immer höher geschraubt wurden. Heute haben viele von ihnen diese Erfahrung praktisch durchlitten.
Wie ist das erst in unseren Berufslaufbahnen? Akademische Qualifikationen genügen längst nicht mehr. Man braucht Zusatzprüfungen und Ergänzungsprüfungen.
Wie ist das erst, wenn Gott uns in seinen Dienst nimmt? Da muss man doch die ganze Latte seiner Vorzüge präsentieren können und sagen: „Das kann ich, da habe ich mich bewährt, da war ich Mitarbeiter, da habe ich Schulungen absolviert. Ich bringe Bereitschaft und Motivation zum Beruf mit, und ich bin wirklich einer, den Gott einsetzen kann.“
Wenn wir diese Geschichte noch einmal betrachten, dann sehen wir: Gott schaut nur auf unser Herz. Das ist die einzige Voraussetzung, die wir bei Gott brauchen, um begabt zu sein.
Die Bedeutung der Frauen in der Gemeinde
Da kann man sich fragen, warum es immer Frauen sind, die in der Kirche die eigentliche Stärke der Gemeinde bilden.
In jedem Gebetskreis sind fast immer die Frauen in der Überzahl. Das zeigt sich auch in den diakonischen Diensten und im Missionsdienst. Eine Mission hat im letzten Jahr sogar ein berühmtes Flugblatt herausgegeben, in dem gefragt wurde, ob die letzten Stellen der Männer noch durch Frauen ersetzt werden müssen. Denn Frauen lassen sich viel leichter in den Dienst senden als Männer.
Aus gutem Grund habe ich das heute mit „Frau müsste man sein“ überschrieben. In der Bibel nehmen Frauen eine ganz wichtige Position ein – nicht irgendwo hinten, sondern auch als Führergestalten im Volk Gottes. Sie sind aus der Geschichte des Reiches Gottes nicht mehr wegzudenken.
Frauen machen wenig Worte, ihr Name findet sich nicht auf den Plakatsäulen, und sie stehen nicht auf der Kanzel – das überlassen sie den Männern. Aber sie machen die Arbeit.
Das ist das Schöne: Frau müsste man sein. Geistlich können wir Männer von den Frauen viel lernen.
Deborah als Beispiel einer Frau mit klarem Blick
Drei Punkte an dieser Deborah – man könnte sicher noch mehr an ihr finden, aber ich will mich auf diese drei beschränken.
Eine Frau mit einem klaren Blick. Ja, Sie denken vielleicht, das sei nicht gefragt. Zum Glauben genüge es, wenn man treu und einfach sei, das sei dann genug. Aber dass man einen klaren Blick und einen gesunden Verstand braucht, das vergisst man so gerne.
Deborah war eine Richterin. Heute steht die juristische Laufbahn jedem offen – rechts oder links, rot oder grün, egal oder schwarz, oder wie das auch immer ist, wenn man nur die richtigen Zeugnisse mitbringt. Aber damals waren das Ämter, die berufen wurden. Die Amtsträger wurden hineingerufen, und dahinter stand ein breites Vertrauen.
Dass man gerade Deborah für dieses schwierige Amt auswählte, ist bemerkenswert. Dort mussten schwierige Rechtshändel geschieden werden. Es musste Urteil gesprochen werden, so dass man nicht in die zweite und dritte Instanz mehr ging, sondern ein Streit beendet war. Das Leben ist ja furchtbar kompliziert. Offenbar hatte diese Deborah viel Weisheit.
Es soll auch klar ausgesprochen sein, dass die Frauen den Männern in keinem Stückchen unterlegen sind. An diesem Tag geht es nicht um die Mütter, sondern um die Frauen – ob verheiratet oder ledig, ob Gott ihnen Kinder schenkt oder ob Gott sie für andere Aufgaben freihalten wollte.
Aber Weisheit haben jene, die große Weisheit besitzen – die nicht gleich reden, sondern nur dann, wenn es nötig ist. Ich beneide oft die Frauen um ihre große Art, bei der man sagt: Wenn sie ein Wort reden, dann sitzt das. Denen kann man vertrauen.
In ihrem Richteramt musste Deborah kritisch prüfen. Sie konnte sich nicht von Worten beeindrucken lassen, wenn einer schön daherredete. Sie musste das sachlich prüfen. Sie war ein Schiedsrichter, der durchschauen musste, wo einer nur Theater machte. Das gefällt mir an dieser Deborah.
Mit ihrer ganzen menschlichen Charaktereigenschaft ist sie eine wichtige Mitarbeiterin Gottes. Manchmal wird bei uns auch so gesprochen, als ob dieses überlegte, kritische, abgewogene Denken vielleicht nicht so nötig wäre. Doch wir halten viel von Kritik und von kritischem Überlegen.
Wir wollen mit unserer Kritik nur still werden, wenn wir Gott und seinem Wort gegenüberstehen. Das unterscheidet uns von all den vielen kritischen Gruppen in der Kirche und in der Gesellschaft, die alles Mögliche in Frage stellen. Wir beugen vor dem heiligen Gott unsere Knie und wollen nur noch hören.
Darum sehen wir die Menschen so kritisch an. Darum fallen wir nicht auf jede Ideologie herein, sondern hinterfragen sie. Darum fragen wir, wenn heute jemand so mächtig tut und sagt, das sei die Bewegung der Zeit, der man sich anschließen müsse, wenn man modern sein wolle. Das hinterfragen wir.
Und Deborah hat ihre Zeit hinterfragt. Das ist so wichtig für Christen: Nicht nur, dass wir in unsere Zeit hineinpassen, sondern dass wir auch sagen: Das darf doch nicht sein, dass Israel derniederliegt. Das muss doch einen Grund haben.
Damals waren es keine wirtschaftlichen Nöte. Erst im Gefolge dieser kriegerischen Besatzungspolitik entstanden auch wirtschaftliche Nöte. Deborah sagt: Gott muss doch seinen Bann wegnehmen von unserem Volk, und Gott muss doch wieder Heil geben.
Ich wünsche mir solche tollen Frauen. Wir Männer können von diesen Frauen wieder lernen, dass wir sagen: Wir wollen unserer Zeit heute wieder Lösungen anbieten – in der Ausbildungsmisere, in der großen Not der Arbeitsplätze. Wir wollen in den wirtschaftlichen Nöten vom Glauben her wieder Initiativen geben, die ermutigen, stärken und voll Hoffnung sind.
Die Männer hatten sich damals verkrochen und sagten, man müsse sich damit abfinden. Deborah sagt: Ich will mich nicht abfinden. Das ist Glaubenshaltung. Gott will seinem Volk Heil geben, Gott will Lösungen schenken.
Sie begnügt sich auch nicht bloß mit Seelentrost. Das soll keiner meinen, als ginge es immer nur darum. Ich bin überzeugt: Dort, wo Christen anfangen, werden Ehen wieder zusammengeführt, Familien geheilt. Es wird auch möglich sein, in so vielen verworrenen Lebensumständen Menschen Weisung zu geben und Lösungen zu schenken.
Deborah als Ermutigerin und Teamleiterin
Deborah hat selbst nicht viel getan, aber sie hat andere an ihren Platz gerufen. Manchmal denken wir immer wieder, wir müssten alles alleine schaffen. Doch das ist nicht der Sinn. Deborah ging zu Barak und fragte ihn: „Hat dir nicht der Herr geboten?“
Im Vers 6 heißt es, dass Gott Barak schon lange den Auftrag gegeben hatte. Doch Barak war ein Feigling und sagte: „Ich kann das doch nicht.“ Deborah ist eine Frau, die andere ermutigt und stärkt – so wie Männer in ihren Diensten. Wenn Frauen uns nicht stärken würden, was wäre aus Abraham geworden? Er hätte nicht mit seiner Sarah im Gebet zusammenstehen und sich seiner Sendung gewiss sein können. Sarah war eine Frau, die ihn im Warten stärkte. Das ist doch nicht klein oder zurückgesetzt.
Deborah tut Großes. Damit will ich nicht sagen, dass Frauen nicht Könige oder Kaiser werden sollten oder große Multikonzerne übernehmen könnten. Aber Deborah wurde darin groß, dass sie Barak in den Dienst stellte. Dort gehörte der Richtige hin. Sie meinte nicht, dass sie in Männerkleider schlüpfen und Baraks Position übernehmen müsste. Sie wusste, dass sie Barak rufen konnte. Damit tat sie die entscheidende Tat zur Befreiung des Volkes.
Sie war informiert über die Pläne Gottes und konnte deshalb andere einsetzen. Das zeigt sich auch später im herrlichen Siegeslied Deborahs in Kapitel 5: „Still war’s bei den Bauern, ja still in Israel, bis Deborah aufstand.“ Ich hoffe, dass auch in unserer Kirche und Gemeinde Frauen wie Deborah aufstehen und sagen: „Gott will neues Leben, und Gott will, dass wieder Menschen zu ihm geführt werden.“
Darum fangen wir an, und ich rufe die anderen – und die anderen kommen, weil ich sie im Namen Gottes rufe. Wir wollen die Königsherrschaft Gottes in einer verworrenen Welt aufrichten. Das war Deborah wichtig. Deshalb hat sie sich nicht einfach an die Verhältnisse angepasst und sich nicht damit abgefunden. Sie war kritisch und sagte: „Ich will die Königsherrschaft Gottes, und die muss kommen. Dann will ich anfangen mitzuwirken.“
Deborahs Haltung gegen Protzen und Männerherrschaft
Das war das Erste: Sie ist eine Frau mit klarem Blick. Das Zweite: Sie ist gegen Protzen. Das habe ich auch immer wieder gesagt. Wenn wir Männer Kinder bekommen würden, würden wir jedes Mal Denkmäler bauen lassen und große Töne spucken. Die Frauen hingegen machen das in aller Stille.
Was sie leiden und aushalten, das ist der Grund, warum Frauen so viel besitzen, was wir Männer an ihnen bewundern. Es ist das, was ihr Wesen ausmacht und ihre Größe. Ich kann jetzt so offen darüber sprechen, weil meine Frau nicht hier ist, sondern gerade drüben Kassetten kassiert.
Die Art, wie Deborah hier auf Barak zugeht, zeigt ein großes Wissen um die Psychologie des Mannes. Sie weiß sofort: Wenn der Mann die Leitung hat – das wissen viele Frauen, die den schweren Beruf der Sekretärin gewählt haben –, spüren sie, wie die Chefs mit ihnen umgehen. Dabei ist doch jeder an seinem Platz ein gleichwertiger Mitarbeiter.
Ich hoffe, dass es uns in unseren Büros gelingt, Brüder zu helfen, damit wir ein Team von gleichwertigen Mitarbeitern sind. Nicht so, dass einer die „Drecksarbeit“ macht und dann da stehen muss, wenn der Chef kommt, um den Kaffee zu kochen.
Deborah weiß, dass Männer dazu neigen zu protzen, anzugeben und Starallüren zu zeigen. Deshalb sagt sie ihm gleich am Anfang: Hier wird nicht protzt. Gott wird die Sache machen, und der Ruhm wird durch Frauenhand geschehen, nicht durch dich.
Du heftest das ja später immer gleich an die Fahnen und sagst: „Wir Männer haben wieder toll geschmissen.“ Doch sie sagt: Gott wird das tun. So endet die Geschichte auch: Der kanaanäische Fürst, dieser gemeine Ausbeuter und Tyrann, fällt durch die Hand einer Frau.
Darum ist Deborah so groß, weil sie uns Teamarbeit lehren kann. Sie bringt Barak dennoch zur Mitarbeit. Nicht so, dass er gleich sagt: „Dann mache ich nicht mit.“ Sondern sie bringt ihn dazu, weil sie ihm klar sagt: Hier wird nicht angegeben, und hier geht es nicht um deinen Namen. Steh du zurück, hier geht es um die Sache Gottes.
Vielleicht wirkt sich Männerherrschaft in der Kirche besonders schlimm aus, weil wir sie dann noch mit göttlicher Ehre umgeben. So war es ganz gewiss in der Urchristengemeinde nicht.
Bei jeder Trauung wird gesagt: „Seid einander untertan in der Furcht Christi.“ Das heißt nicht, dass einer unter dem anderen steht. „Vertragt euch untereinander, wie Christus euch vergeben hat, also auch ihr.“ Aber das ist oft nicht die Wirklichkeit.
Oft haben Frauen zu mir gesagt – und ich bin froh, dass sie es ausgesprochen haben, auch in evangelikalen Gemeinden –, dass sie sehr unter Zurücksetzungen gelitten haben, die sie tagtäglich spüren mussten. Männer haben durch ihre Art oft so getan, als wären sie mehr wert.
Deborah sagt: „Dich brauchen wir, aber der Sieg wird von Gott kommen.“ Nicht, weil du Mann bist, wirst du siegen. Das ist wichtig für uns: Wir müssen erkennen, dass Gott immer durch Brüder und Schwestern arbeitet, durch eine große Gemeinschaft. So geschieht es in einem herrlichen Miteinander.
Unterschiedliche Wesensarten in Ehe und Dienst
Ich sage manchmal den jungen Brautpaaren vor der Trauung in dem Gespräch, das wir miteinander führen, zu dem Mann: Sie sind selbstverständlich davon ausgegangen, dass Ihre Frau körperlich anders aussieht als Sie. Wissen Sie, dass sie auch seelisch und in ihrem Wesen grundverschieden ist? Und dass es das Schönste ist, dass eine Frau anders denkt, anders handelt und anders entscheidet als ein Mann in der Ehe?
Wenn das bei Ihnen nicht zur Entfaltung kommt, dann verkümmert diese Ehe in kürzester Zeit. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum wir in der Arbeit für Gott oft so wenig erreichen können. Wir müssen immer gleich alles hinausposaunen und meinen, es müsste ein großes Geschrei darum sein. Doch Gott vollbringt seine großen Taten manchmal in aller Stille.
Da verstehen die Frauen viel mehr. Sie wissen, es muss gar nicht groß geprotzt werden, sondern Gott muss nur vertraut werden. Dann können wir an die Arbeit gehen. Eine Mutter sieht den Erfolg ihrer Erziehung oft erst viele Jahrzehnte später. Niemand soll sich rühmen, bevor er diese vielen Jahrzehnte abgewartet hat, ob Frucht aus dem hervorgeht, was er gewirkt hat.
Darum ist es oft so dumm, wenn wir meinen, wir könnten schon große Worte machen. So arbeitet diese Deborah. Der Herr gibt den Sieg, und sonst niemand.
Deborahs unbescheidene Hingabe für Gottes Sache
Es braucht nicht mehr als die Voraussetzung, unsere Schwäche einfach einzusetzen – auch wenn es das Letzte ist, was wir haben. Deborah will das Größte erreichen. Sie ist nicht bescheiden, oder besser gesagt: Sie ist sehr bescheiden, wenn es um ihre Person geht. Doch wenn es um die Sache Gottes geht, ist sie sehr unbescheiden.
Können Sie beides voneinander unterscheiden? Oft verwechseln wir das. Wir sollen unbescheiden sein, wenn es um die Sache Gottes geht – wenn wir beten, für unsere Kinder, für unsere Familien, für das Reich Gottes und für die Menschen, die in Not sind. Wenn wir von Gott Lösungen erbitten, sagen wir: „Herr, du musst helfen, um deines Namens willen.“
So steht Deborah auf und sagt: „Irgendetwas muss jetzt geschehen.“ Das war ja ein Schuldgericht Gottes, dass damals Israel unter die Bedrängnis der Kanaaniter kam und furchtbar litt. Wie diese Kanaaniter sie ausgebeutet haben! Es war ein Befreiungskrieg, als sie sich erhoben.
Als dann diese zehntausend Volkssturmleute vom Tabor hinunter in die Ebene Israels zogen, hatten sie nichts in der Hand und konnten nichts ausrichten. Doch Deborah wusste: Gott will auch mit einer schwachen Mannschaft große Siege vollbringen.
Das betrifft nicht nur die Frauen, sondern auch uns Männer. Gott will durch uns wirken. Das ist doch eine erstaunlich große Mannschaft. Ich meine, wir sind heute im zweiten Gottesdienst nur wenige, aber wir sind schon so viele. Was könnte Gott durch uns wirken, wenn wir uns von ihm gebrauchen und senden lassen? Wenn wir wissen, dass Gott nur angerufen werden muss.
Am Sonntag Rogate, da weiß ich um das Geheimnis des Betens. Deborah rechnet mit Gott wie mit Zahlen. Sie weiß: Den kann ich einsetzen, und dann kann ich auch durch verschlossene Türen brechen.
Ich hoffe, dass Sie jetzt ständig an ganz konkrete Dinge in Ihrem Leben denken, bei denen Sie gefordert sind. Sagen Sie: „Ja, Herr, jetzt habe ich neuen Mut und neue Zuversicht.“
Das grausame Ende und die Hoffnung durch Jesus
Aber ich will nicht verschweigen, dass die Geschichte sehr grausam endet. Yael, die Frau Hebers, war keine Israelitin, sondern eine Kenitterin, eine Beduinenfrau. Sie gewährte dem flüchtigen Kanonitterfürsten Obdach in ihrem Zelt. Er legte sich hin, und dann nahm sie einen großen Zimmermannsnagel. Lesen Sie selbst die Geschichte zu Ende, damit Sie nicht sagen, ich hätte Ihnen die grausame Welt des Alten Testaments verschwiegen.
Wie froh bin ich, dass Sie nicht töten müssen. Es ist doch schön: Keiner von Ihnen hat einen solchen Auftrag. Jesus hat uns andere Aufgaben gegeben, und das ist herrlich. Wie viel mehr wird erst das Amt Jesu leisten! Wir stehen in keinem Befreiungskrieg, Gott sei Dank nicht. Wir haben kein tyrannisches System wie die Männer vom 20. Juli 1944.
Wir dürfen lieben und mit der Gegenwart Jesu rechnen. Wenn wir zurückgehen in die Welt, endet dieser Lobgesang mit dem großen, herrlichen Vers im Kapitel 5, Vers 31: "Die ihn aber lieb haben, müssen sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht." Bei uns hat Jesus sogar noch eine Verheißung auf die Feindesliebe gelegt.
Darum gibt es für uns kein Feld mehr, auf dem wir im Kampf stehen bleiben müssen. Das führt tatsächlich weit über das Leben der Deborah hinaus, was ihnen aufgetragen ist, dass die Sonne so herrlich vom Himmel scheint. Ich dachte, wenn Sie nach Hause gehen und heute sagen: "Ich muss mir fast etwas auf den Kopf tun und Creme ins Gesicht schmieren", so sollen Strahlen von Ihrem Leben ausgehen, dass die Menschen zurückweichen.
Die, die ihn lieb haben – das war die Deborah, eine Frau, die Gott ganz lieb hat. So einfach war das. Aber das war auch die Voraussetzung, die sie zum Dienst brauchte. Und diese Strahlen, die sie geben darf, lösen neues Leben aus. Sie wecken Leben, rufen die Natur heraus, und die Blüten können aufbrechen.
Damit werden wir verglichen: die, die ihn lieb haben. Ich wollte, dass Sie nicht nur sagen, das war eine Frauenpredigt. Sondern gerade weil es eine Frauenpredigt war, war es eine richtige Männerpredigt. Amen!
